Personalstärke November 2022: leichter Anstieg, mehr Berufssoldaten (vorl. Fassung)
Die Zahl der aktiven Soldatinnen und Soldaten in der Bundeswehr ist im November leicht gestiegen – und der Anstieg um gut 270 auf 183.235 ist auf die gewachsene Zahl der Berufssoldaten und der Freiwillig Wehrdienst Leistenden (FWDL) zurückzuführen. Dagegen ging die Zahl der Soldat*innen auf Zeit zurück.
HINWEIS: Mit den vom Verteidigungsministerium veröffentlichten Zahlen gibt es Probleme; u.a. wurde die Gesamtzahl der Frauen in der Bundeswehr von 24.047 aus dem Oktober unverändert und vermutlich falsch übernommen.
Dagegen ergeben die Auflistungen der Soldatinnen nach Laufbahn oder Status eine andere Gesamtzahl; zudem ist schwer vorstellbar, dass z.B. die Zahl der Unteroffizierinnen mit Portepee binnen Monatsfrist von 8.121 auf 4.582 gefallen ist. Auch die Auflistung fast 183.000 aktive Soldatinnen und Soldaten entspricht nicht dem Rest der Statistik.
Insofern dürfte es sich nicht um die endgültige Fassung handeln. Die Veröffentlichung vom 28.12.2022 als Archivkopie:
https://web.archive.org/web/20221228175104/https://www.bundeswehr.de/de/ueber-die-bundeswehr/zahlen-daten-fakten/personalzahlen-bundeswehr
Update 29. Dezember: Jetzt ist zwar die Gesamtzahl der Frauen in der Bundeswehr auf 24.149 korrigiert worden, was der Summe sowohl bei der Auflistung nach Teilstreitkräften und Organisationsbereichen als auch bei der Auflistung nach Status entspricht – aber weiterhin nicht der Auflistung nach Laufbahngruppen; da bleibt die Summe 22.336. Bleibt also weiterhin eine vorläufige Statistik:
https://web.archive.org/web/20221229184055/https://www.bundeswehr.de/de/ueber-die-bundeswehr/zahlen-daten-fakten/personalzahlen-bundeswehr
—————————-
Die Personalstärke für November 2022, am (heutigen) Mittwoch wie üblich unter dem immer gleichen Link veröffentlicht:
Insgesamt leisten 183.235 Soldatinnen und Soldaten ihren Dienst bei der Bundeswehr
Bundesministerium der Verteidigung 1.118
unmittelbar nachgeordnete Dienststellen 8.502
Streitkräftebasis 22.855
Zentraler Sanitätsdienst 19.803
Heer 62.678
Luftwaffe 27.190
Marine 16.028
Cyber- und Informationsraum 14.237
Bereich Infrastruktur, Umweltschutz, Dienstleistungen 966
Bereich Ausrüstung, Informationstechnik, Nutzung 1.819
Bereich Personal 8.039
davon bis zu 5.400 Studierende an Bundeswehr-Universitäten
Berufssoldaten 56.618
Soldaten auf Zeit 117.016
Freiwillig Wehrdienstleistende 9.206
Freiwillig Wehrdienstleistende im Heimatschutz 395
Die Zahl der Frauen in den Streitkräften:
24.047 [sic] Soldatinnen sind aktuell bei der Bundeswehr; mehr als 13 Prozent (beträgt der) Anteil der Soldatinnen bei der Bundeswehr
Heer 4.726
Luftwaffe 2.594
Marine 1.741
Streitkräftebasis 2.600
Sanitätsdienst 8.202
Cyber- und Informationsraum 1.436
Ministerium und andere Bereiche 2.850
Laufbahngruppe/Laufbahnen (auch Anwärterinnen)
Offizierinnen 6.729
Unteroffizierinnen mit Portepee 4.582
Unteroffizierinnen ohne Portepee 7.103
Mannschaften 3.922
Status
Berufssoldatin 4.683
Zeitsoldatin 17.653
Freiwillig Wehrdienstleistende 1.755
Freiwillig Wehrdienstleistende Heimatschutz 58
Die gesonderte Statistik zu den Zivilbeschäftigten:
Beschäftigt sind 81.907 zivile Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Sie verteilen sich wie folgt:
Bundesministerium der Verteidigung: 1.798
Bundeswehrverwaltung, Rechtspflege, Militärseelsorge und weitere, dem zivilen Bereich zuzurechnende Dienststellen: 56.583
Streitkräfte und dem militärischen Bereich zuzurechnende Dienststellen: 23.526
Von den 81.907 Zivilbeschäftigten sind 31.479 weiblich. Das entspricht rund 38 Prozent.
(Alle Angaben Stichtag 30. November 2022)
Die Einsatzzahlen, Stand 19. Dezember 2022 (mit der leichten Unschärfe, dass die nicht mandatierte Marinemission in der Ägäis nicht Teil der mandatierten NATO-Mission Sea Guardian ist; die jeweiligen Einheiten werden lediglich auch Sea Guardian assigniert):
Einsatz | Einsatzgebiet | Stärke | davon Frauen | davon Reservisten | davon FWDLFreiwillig Wehrdienst Leistende |
---|---|---|---|---|---|
KFORKosovo Force | Kosovo | 63 | 7 | 6 | 0 |
EUFOREuropean Union Force ALTHEA | Bosnien und Herzegowina | 31 | 2 | 6 | 0 |
UNMISSUnited Nations Mission in South Sudan | Südsudan | 11 | 3 | 0 | 0 |
UNIFILUnited Nations Interim Force in Lebanon | Libanon | 65 | 7 | 4 | 1 |
EUTMEuropean Union Training Mission Mali | Mali | 127 | 18 | 1 | 0 |
MINUSMAMultidimensionnelle Intégrée des Nations Unies pour la Stabilisation au Mali | Mali | 1.087 | 89 | 70 | 0 |
Sea Guardian | Mittelmeer | 74 | 8 | 2 | 5 |
EUNAVOR MEDMediterranean Irini | Mittelmeer | 66 | 3 | 0 | 0 |
CDCounter Daesh/CBICapacity Building Iraq/NMI NATO Mission Iraq | Syrien/Irak | 256 | 27 | 19 | 0 |
MINURSOThe United Nations Mission for the Referendum in Western Sahara | Westsahara | 3 |
Weitere Missionen
Mission | Einsatzgebiet | Stärke |
---|---|---|
eFPenhanced Forward Presence | Litauen | 882 |
eVAenhanced Vigilance Activities BG SVK | Slowakei | 490 |
Unterstützungsleistungen (nicht in der Gesamtstärke enthalten)
Unterstützungsleistung | Einsatzgebiet | Stärke |
---|---|---|
STRATAIRMEDEVACStrategic Air Medical Evacuation | Deutschland | 36 |
Der Service von Augen geradeaus!, die Vergleichszahlen (die der Zivilbeschäftigten ab Mai 2019; Freiwillig Wehrdienst Leistende im Heimatschutz ab April 2021), überwiegend ohne die nicht regelmäßig eingestellten Einsatzzahlen:
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(Archivbild September 2022: Ein Techniker prüft die Hubschrauberdrohne Sea Falcon (SF+02) für den bevorstehenden Testflug von der Liegenschaft der Wehrtechnischen Dienststelle WTD 71 in der Meldorfer Bucht – Jana Neumann/Bundeswehr)
Es ist schon bezeichnend, dass die Wehrbeauftragte des Deutschen Bundestages am heutigen Tage die Zahl von 203k Soldatinnen und Soldaten infrage gestellt hat.
Es fehlen ca. 20k Soldatinnen und Soldaten. Über Qualität möchte ich gar nicht fabulieren.
@Florian Staudte sagt: 28.12.2022 um 20:15 Uhr
„Es fehlen ca. 20k Soldatinnen und Soldaten. Über Qualität möchte ich gar nicht fabulieren.“
Es fehlen etwa 11k, die Diskussion hatten wir ja schon mehrfach. Sie müssen einfach gedanklich die RDL-Stellen und die FWDL-Flex abziehen.
Aber bei den Bewerberzahlen ist diese Unterscheidung schon fast rein akademischer Natur.
Mal wieder Steigerung dank mehr BS…
@Florian Staudte sagt: 28.12.2022 um 20:15 Uhr
„Es fehlen ca. 20k Soldatinnen und Soldaten.“
Nein. Je nach Berechnungsweise eher 12k
Aber auch 12k in 9 Jahren sind eine riesige Herausforderung…
„Über Qualität möchte ich gar nicht fabulieren.“
Wenn Sie mit Qualität Alter, Truppenstruktur und Einsatzbereitschaft meinen bin ich absolut bei Ihnen.
@ Pio-Fritz und Koffer
Ich beziehe mich auf die Aussage der Frau Wehrbeauftragte des Deutschen Bundestages.
Ihre Einwände sind nicht unberechtigt.
Im Kern gibt es ein Delta. Ob und inwiefern dies geschlossen werden kann ist wohl fraglich.
Einen weiteren Diskurs möchte ich gar nicht befördern.
@Pio-Fritz sagt: 28.12.2022 um 22:01 Uhr
„Es fehlen etwa 11k, die Diskussion hatten wir ja schon mehrfach. Sie müssen einfach gedanklich die RDL-Stellen und die FWDL-Flex abziehen.“
Danke!
Ich hatte schon die Befürchtung, dass niemand meine Erläuterungen zur Kenntnis nimmt ;)
„Mal wieder Steigerung dank mehr BS…“
Man hat wirklich den Eindruck P lernt einfach nicht und ignoriert die veränderte Sicherheitslage schlichtweg :(
Einige bemerkenswerte Ergebnisse aus meiner Sicht:
* Das Ministerium führt seit letztem Monat 4,6 % der gesamten Truppe unmittelbar.
* Die Streitkräftebasis ist die kleinste, die es jemals gab. Zur Erinnerung. Vor 12 Jahren waren es mal 72.000. Ab da ging es nur noch in eine Richtung
* Auch die Luftwaffe ist auf historischem Tief
* Auch die BS-Quote nähert sich wieder dem Maximum an
* Die Zahl der Frauen in den Streitkräften, auch wenn diesem Monat möglicherweise nicht aktuell, wächst momentan etwas schneller
Es passiert nicht zum ersten Male, daß die BW fehlerhafte Zahlen veröffentlicht. Bei den Unteroffizierinnen kann was nicht stimmen, wie Herr Wiegold ausführt. Aber auch bei den Soldatinnen im Mannschaftsdienstgrad fällt auf, daß nach den bisherigen Zahlen die BW innerhalb eines Monats die BW 1.700 Soldatinnen im Mannschaftsdienstgrad verloren hätte, wenn die Zahlen korrekt wären. Dies wären 30 % (von 5.600 auf nur noch 3.900 Soldatinnen). Da die Gesamtstärke der BW gestiegen ist, würde mich ein Ausscheiden von 30 % der Mannschaftsoldatinnen innerhalb eines Monats überraschen. Aber da werden wir die korrigierten Zahlen abwarten müssen.
Der Anstieg der Truppenstärke ist erfreulich, aber nach der offiziellen Truppenzielstärke fehlen uns nicht 20.000 oder 12.000 Soldaten , sondern nach Adam Riese genau 15.500 Soldaten. Die verkündete Truppenzielstärke sind 203.000 Soldaten, davon aber 4.500 Reservisten, die abzuziehen sind, ergibt eine angestrebte aktive Truppe von 198.500 Soldaten. Also brauchen wir noch 15.500 Soldaten, um die Zielstärke zu erreichen. Und wir alle wissen, daß die Zielstärke nicht ausreicht, um 3 Heeresdivisionen komplett aufzustellen. Weil die Heersflugabwehr bzw. an der Nahbereichsflugabwehr fehlt, weil man eine Raketenabwehr will und IRiS-T Systeme wird man auch nicht ohne zusätzliche Soldaten bedienen können.
Zur Zeitenwende gehört folglich auch eine grundsätzliche Änderung der Personalgewinnung. Ob Wehrpflicht, Dienstpflicht, Öffnung der BW für EU-Ausländer oder daß nur noch zur Polizei darf, wer gedient hat(wie in Italien), es muss was geändert werden, um den tatsächlichen Bedarf der BW zu decken, den ich auf 220.000 Soldaten(BW Stärke vor Abschaffung der Wehrpflicht) – 240.000 Soldaten(Weizäcker Kommission) schätzen würde. Die Weizäcker Kommission sah z.B. 30.000 FWDL vor und nicht nur 12.500 wie bisher.
Wann stellt sich die Politik entlich der Debatte über die Wehrpflicht?
Eine „gesunde“ Personalstruktur für die Bundeswehr wäre…
– 50.000 Berufssoldaten
-100.000 Zeitsoldaten
-100.000 Wehrpflichtige
-120.000 Beorderte Reservisten
Damit ließe sich ein Verteidigungsumfang der Streitkräfte von 370.000 realisieren, welcher der Bundesrepublik nach dem 2+4 Vertrag erlaubt ist.
Vielen Dank für die Statistik. Sie zeigt, dass wir die Sollstärke, welche für ein friedliches Europa geplant war, nicht erreichen. Die sicherheitspolitisch Lage hat sich aber geändert. DE steht zwar nicht mehr einer Sowjetarmee gegenüber, aber einem aggressiv agierenden Russland. Wo bleibt die Planung die Sollstärke dieser Situation anzupassen.
@escher, wer da jetzt wem gegenüber steht dürfte sekundär sein. Primär wäre der Tatsache in’s Auge zu blicken das man sich wieder auf die primäre Aufgabe LV/BV konzentrieren muss und wenn dabei noch Kräfte rauskommen die man weltweit als bewaffnetes THW / Weltpolizei nutzen kann, kann man das mitnehmen.
Vor allem müsste man aber bei der Planung einer Bundeswehr für LV/BV berücksichtigen das man im Ernstfall nicht mehr die Front vor dem Kasernentor hat sondern die eigenen Kampftruppen erst entsprechend verlegen müssen und in Deutschland primär nur noch ein Transit von Material und Personal stattfindet.
Ich kann es echt nicht mehr lesen!!
Das zweit-teuerste Resort kriegt es seit Jahren nicht hin attraktiv zu sein, und darum soll die Wehrpflicht das richten?
Das ist faul und billig. Als Steuerzahler nervt mich das ungemein.
@ Koffer
Die absoluten Zahlen sind doch absolut irrelevant. Gemäß Bericht des WB für 2021 (aus März 2022) sind/waren 20.412 Dienstposten vakant – nur das zählt für die Truppe! Egal, ob dafür Soldaten in Ausbildung sind, oder nicht…
@Flo
Bei LV/BV steht die aktive Truppe in Masse „an der Front“ – Baltikum, Polen, ggf. noch im rückwärtigen Raum als operative Reserve. Daher bedarf es Truppe auch bei uns, z.B. für Sicherungsaufgaben, Ustg der zivilen Seite (z.B. bei Vollzug der Sicherstellungsgesetze, sofern rechtlich möglich), Logistik.
Auch wir werden – meine ich – direkt in das Kriegsgeschehen hineingezogen, sei es durch nicht kinetische hybride Aktionen, sei es durch kinetische Angriffe auf KRITIS, u.a. (z.B. Büchel, Ramstein, KdoStrukturen / Stäbe, Flug- und Seehäfen, „lines of communication“ (LoCs)).
Zu sagen DEU wäre nur Drehscheibe und ansonsten bekäme man hier von einem Krieg nichts mit halte ich für blauäugig.
„Personalstärke November 2022: leichter Anstieg, mehr Berufssoldaten …“
Traurig genug, dass die man sich auf die offiziellen Zahlen der der Bw nicht mehr verlassen kann, noch schlimmer allerdings, daraus einen „leichten Anstieg“ abzuleiten. Im Vergleich zu November 2021 ist die Personalstärke nämlich um ca. 500 gesunken.
Wer sich jetzt nach der „Zeitenwende“ noch immer nicht den demographischen und sozialen Realitäten stellt, dem ist schlicht nicht mehr zu helfen.
Selbst die Wehrbeauftragte glaubt ja schon nicht mehr, dass die Sollstärke von 203.000 überhaupt noch erreicht werden kann.
Sofern den DEU Streitkräften ein Schutz gegen Bedrohungen aus der Luft im Nah- und Nächstbereich wieder „gewährt“ werden sollte, bedarf es eines Personalansatzes von etwa 6.500 Dienstposten. Und dies beim Heer. Keine neue Heresflugabwehrtruppe – das wäre ökonomisch wie auch strukturell unsinnig. Zielführend wäre es, die Artillerietruppe damit zu betrauen – wie es ausnahmslos alle Verbündeten in der NATO auch tun. Also neben der Raketenartillerie und der Panzerartillerie auch eine Flugabwehrartillerie. Die DEU Luftwaffe bekommt das nicht hin. Was auch nicht zu verwundern braucht. Ein Vorschlag hierzu findet sich hier (garantiert virenfrei!):
https://magentacloud.de/s/rTGZfzByYJSttnN
@O.Punkt sagt: 28.12.2022 um 23:04 Uhr
„Das Ministerium führt seit letztem Monat 4,6 % der gesamten Truppe unmittelbar.“
Ja, und damit wird jeglicher Grundsatz von Führungslehre und Verantwortlichkeiten ignoriert :(
„Die Zahl der Frauen in den Streitkräften, auch wenn diesem Monat möglicherweise nicht aktuell, wächst momentan etwas schneller“
Danke für diesen Hinweis. Das ist in der Tat das einzig erfreuliche an diesem ganzen Schlamassel!
@Closius sagt: 28.12.2022 um 23:40 Uhr
„Der Anstieg der Truppenstärke ist erfreulich, aber nach der offiziellen Truppenzielstärke fehlen uns nicht 20.000 oder 12.000 Soldaten , sondern nach Adam Riese genau 15.500 Soldaten.“
Nein. Die RDL Stellen sind auf 7.500 erhöht worden und bei den FWD sind nur die FWD fix und nicht die FWD flex unstrittig zu zählen.
Aber das haben wir doch nun schon monatelang jedes mal hier im Blog erläutert. Können wir uns vielleicht man mit Fakten beschäftigen und nicht alte Fehler immer und immer wieder wiederholen?
@DeltaR95 sagt: 29.12.2022 um 12:13 Uhr
„Die absoluten Zahlen sind doch absolut irrelevant.“
Dem stimme ich nicht zu. Sie sind nicht das einzig wichtige, aber sie sind nicht irrelevant. Denn aus den absoluten Zahlen generieren sich die Möglichhkeiten zur Dienstpostenbesetzung.
„Gemäß Bericht des WB für 2021 (aus März 2022) sind/waren 20.412 Dienstposten vakant – nur das zählt für die Truppe! Egal, ob dafür Soldaten in Ausbildung sind, oder nicht…“
Erneut, dem Stimme ich nicht zu. Auch wenn es für die Truppe kurzfristig in der Tat nur relevant ist, wer auf dem Hof steht, so ist mittelfristig sehr wohl jemand in der Ausbildung befindliches besser als ein aus sonstigen Gründen Unversetzbarer, den niemand mehr brauchen kann, aber der dennoch eine Stelle blockiert.
@Thomas Melber, natürlich würde uns auch ein Krieg hier im rückwärtigen Raum durch die beschriebenen Szenarien treffen. Und das meinte ich auch mit berücksichtigen das Deutschland zur Drehscheibe für Nachschub wird. Heißt ich brauche neben den Kampftruppen die ich an eine Außengrenze der Nato verlege hier die Kräfte / Infrastruktur um den Nachschub sichern zu können.
Die BW hat heute Nachmittag seine Zahlen zu den Soldatinnen im November 2022 korrigiert, zumindest bei den Unteroffizieren, aber die BW hat übersehen, daß die Summe der Personalgruppen, welche die Summe von 24.149 Soldatinnen insgesamt ergeben müssten, nicht stimmen und ein Delta von 1.813 Soldatinnen vorhanden ist. Da bei den Mannschaften ein auffälliger Schwund von ca. 1.700 Soldatinnen zum Vormonat ist, vermute ich, daß die Mannschaftsstärke im Dienstgrad Mannschaft bei den Soldatinnen immer noch falsch angegeben ist.
So daß die BW Änderungen bei den Unteroffizierinnen mit und ohne Portepee vorgenommen hat, aber vergessen hat, die Summe aller Laufbahngruppen zu bilden, die wiederum keine 24.149 Soldaten ergibt.
Folgich sind auch die korrigierten Zahlen nur vorläufige Zahlen sind die noch mal korrigiert werden müssen!
[Danke für den Hinweis – in der Tat, gerade noch mal nachgerechnet, die Zahl bei den Laufbahngruppen weicht weiterhin von der Gesamtzahl der Frauen ab… T.W.]
@ koffer
Die Gesamtzahl der Soldaten ist irrelevant, denn sie hat grundsätzlich nur das Ergebnis einer ausgeplanten militärischen Struktur nach Auftragsanalyse und Bedarfsableitung basierend auf einem durch den Primat der Politik erteilten Auftrag an die Streitkräfte zu sein. Damit verkommt die Gesamtzahl ohne Kontext zu einer reinen Powerpoint-Zahl für die oberste Flughöhe der Abstraktion, hinter der man durch maßgeschneiderte Weglassung von Kontext jegliches Negative kaschieren kann. Deshalb empfinde ich diese öffentliche Fokussierung auf die monatliche Gesamtzahl als reine Nebelkerze.
Die Vakanz von rund 20.000 Dienstposten wird im Bericht der WB für oberhalb der Ebene der Mannschaftsdienstgrade ausgewiesen, also gemeinhin Dienstposten mit einer Laufbahnausbildung und/oder Fachausbildung. Ihr Argument, dass ein Soldat in Ausbildung ja besser sei, als ein unversetzbarer Klotz am Bein verfängt aus zweierlei Sicht nicht, denn Sie unterschlagen im Sachargument die Soldaten, die während der Ausbildung eines Soldaten für einen Dienstposten planmäßig oder unplanmäßig aus dem Dienst ausscheiden und dank Priorisierung dafür sorgen, dass der für einen Dienstposten geplante Soldat diesen nie besetzt.
Unter der Prämisse, dass die Bundeswehr nur benötigte Dienstposten ausgeplant hat, für die eine Vakanz grundsätzlich nicht hinnehmbar ist, ergibt sich ein Bedarf an Soldaten von z.B. 200.000 zgl. 20.000 als Regenerationspool. Sollte die derzeit geplante Gesamtzahl der Soldaten bereits die Summe des Regenerationspools beinhalten, ist die Gesamtzahl ein „Fake“ und sollte durch die reale Zahl an geplant einsetzbaren und somit benötigten Dienstposten ersetzt werden… werden dann halt vielleicht nur 150.000 sein. Warum Sie das übliche sachfremde Argument der aus ihren Augen dienstuntauglichen Soldaten mit einflechten, erschließt sich mir nicht, obgleich ich originär der grünen Truppe entstamme. Bei uns galt immer: Ein nicht bedingt durch Krankheit nicht einsatztauglicher Soldat ist zuerst ein Versagen der nächsten Führungsebene, auch genannt fehlende Dienstaufsicht oder fehlerhafte Dienstplanung.
Diese Relativierung des Gesamtproblems muss aufhören und dazu gehört zuvorderst die Refokussierung auf die Sachargumente und vorliegenden Einzelprobleme und nicht das monatliche Warten auf eine belang- und kontextlose Maßzahl.
@Koffer: Zitat „Man hat wirklich den Eindruck P lernt einfach nicht und ignoriert die veränderte Sicherheitslage schlichtweg“.
Lieber Koffer, Sie als Kenner der Zusammenhänge sollten es doch eigentlich besser wissen, Nicht „P“ macht die jährlichen Vorgaben für die Übernahme oder Zulassungen, sondern der FüSK (AR A-1322/13 „Personalplanung für Sdt und Sdt idjgF“). Also bitte -wenn überhaupt- die Kritik auch dort anbringen, wo sie den Ursprung hat, nämlich beim Bedarfsträger. „P“ ist da nur Erfüllungsgehilfe.
Wie Sie aber auf die Idee kommen, dass BS schlecht wären aufgrund der veränderten Sicherheitslage, da kommen wir beide wohl nicht auf einen gemeinsamen Nenner. Denn es gibt durchaus genügend Verwendungen, in denen Alter = Erfahrung von Vorteil sind. Und nun kommen Sie mir bitte nicht mit der Statistik der AU-IGF und dass ab 50 die Einsatzbereitschaft nachlässt. Was wiegen die 6-7 Jahre nachlassende Einsatzbereitschaft gegen die rd. 30 Jahre davor? Und wenn es so einfach wäre, junge SaZ zu gewinnen, würde das „P“ sicherlich machen. Zumal Sie den Hauptattraktor, nämlich den Status BS ja kategorisch ausschließen. Duschen und nicht nasswerden ist halt schwierig.
Stubendurchgang ! Wie viele sind da, in Ausbildung oder schon vollausgebildet ?
Alles andere ist Zahlenklauberei und nicht „operativ“!
@DeltaR95 @Koffer
Was ggf. der WB auch nicht bekannt ist,ist, daß ein DP als „besetzt“ gilt (also nicht mehr vakant) wenn bereits ein Sdt darauf geplant ist – unabhängig davon, wann er zuläuft.
Bsp.: einem Btl „fehlt“ ein S6 Fw. Allerdings gibt es einen hoffnungsvollen jungen Bewerber, den das KarrC für diesen DP vorgesehen und eingemeldet hat. Folge: auch wenn der Kamerad noch mindestens 24 Monate benötigt (wohl eher länger, ich kenne mich da nicht aus) bis er den DP auch tatsächlich vom DG und vom Fachlichen her besetzen kann (mindestens Uffz FA) gilt dieser nicht mehr als vakant.
@ Hans Schommer: Da bin ich voll bei Ihnen, es ist eine Armee ohne Dach. Nur scheint es niemanden zu interessieren und „ganz oben“ auch nicht. Die ganze schimmernde Wehr wäre binnen Stunden oder Tagen „weg vom Fenster“ – mit und ohne Puma. Historische Beispiele gibt es mehr als genug, bis zu den Golfkriegen. Vielleicht macht der Hausherr hier ja mal einen Sack auf.
@DeltaR95 sagt: 29.12.2022 um 20:52 Uhr
„Diese Relativierung des Gesamtproblems muss aufhören und dazu gehört zuvorderst die Refokussierung auf die Sachargumente und vorliegenden Einzelprobleme und nicht das monatliche Warten auf eine belang- und kontextlose Maßzahl.“
Ich relativiere das Gesamtproblem nicht. Ich stimme Ihnen in der Gesamtbewertung ja zu. Insbesondere das Ritual der (mis)interpretation der monatlichen Zahlen, dann zumeist gefolgt von der Forderung nach der Wiedereinführung der Wehrpflicht oder einem anderen halbgaren Vorschlag lenkt vom Gesamtproblem ab. Das sage ich übrigens schon seit einigen Jahren an genau dieser Stelle.
Aber gerade wenn Sie eine ernsthafte Auseinandersetzung über das Gesamtproblem wollen, dann sollten Sie vielleicht sachlicher argumentieren ;)
Die Zahl ist nicht 20k, das haben wir doch schon mehrfach aufgezeigt, oder?
Absolute Zahlen sind nicht alles, aber sie sind schlicht auch nicht „irrelevant“.
Wenn Sie diese beiden Grundtatsachen akzeptieren, dann kommen wir vielleicht bei den wirklich wichtigen Problem weiter…
@Schorsch52 Bis auf die letzten drei Sätze stimme ich Ihnen zu. Was mir im 3. Weltkrieg wieder vor Augen geführt wurde ist dass Kriege nicht von den kompetentesten Armee gewonnen werden, sondern von denen, die am wenigsten dilletantisch sind. Die heutige Bw ist sicherlich eine peinliche Nummer und doch kann sie im Angesicht von Putins „Orkarmee“ Einiges in die Waagschale legen. Führung und Großgerät ist halt echt fragwürdig, der Ausbildungsstand und die Ausrüstung können sich sehen lassen. Die russischen Reservisten kriegen nicht mal passende Uniformen und ich hab schon zwei Paar exzellente Meindlstiefel, Goretexanzug, Kälteschutzjacke und einen gefristeten Gefechtshelm vom Dienstherrn unterm Bett liegen. Hatte noch nie eine rostige Knifte in der Hand, noch nie eine einzige Störung mit Gefechtsmunition (wir reden von ~10000 Schuss).
@ koffer
Erstens habe ich nicht Ihnen die Relativierung vorgeworfen, sondern eine allgemeine Aussage getätigt und zweitens kommen wir beide – mehrfach bewiesen – nie zueinander ;)
Sofern Sie nicht mit Fakten belegen, dass die WB sich irrt und falsche Zahlen verbreitet, gilt für mich das, was im Bericht des WB steht. Im Übrigen ist es schlechter Stil, in einer Diskussion das gegenüber einfach dadurch abzukanzeln, dass man ihm fehlende Sachargumente unterstellt – danke dafür im Übrigen.
Wenn Sie sachlich argumentieren wollen, sollten Sie auf meine Aussagen antworten und nicht einfach nur wieder „relativieren“ und eigene Meinung als Fakt abtun.
Das Problem der Bundeswehr (Überalterung, Wasserkopf, fehlende Qualität und Quantität der Bewerber, usw.) ist noch viel größer als die „Gesamtzahl“ ahnen lässt. Ich gebe ihnen ein Beispiel, warum die Gesamtzahl ohne Kontext irrelevant ist: Bundeswehr hat 100.000 Dienstposten und 100.000 Soldaten besetzen alle Dienstposten, aber alle gehen morgen in Pension o.ä., somit sagt die Gesamtzahl „alles grün“ obwohl die Katastrophe vorprogrammiert ist.
Die Gesamtzahl muss daher entweder mit weiteren Daten angereichert werden, damit die Öffentlichkeit und das Parlament die korrekten Schlüsse ziehen kann oder man kann es gleich ganz lassen und klopft sich dann halt nicht mehr selber auf die Schulter.
Ihre angeführten „Grundtatsachen“ sind im Übrigen Ihre eigene persönliche Meinung und keine allgemein anerkannten Grundsätze – gleiches gilt für meine Aussagen, sofern diese nicht unabhängig validiert und verifiziert werden.
Ihr skizziertes Gesamtproblem ist mir hinlänglich bekannt, dass wir „zu viel alten Wasserkopf und zu wenig Kämpfer“ hätten. Es tut mir leid Ihnen sagen zu müssen, nach meiner Meinung gewinnt „boots on the ground“ keine Kriege mehr – da diese boots bald durch weniger empfindliche Maschinen ersetzt werden. Der „Krieg“ wird immer technisierter und auf größere Distanzen ausgetragen, damit verschiebt sich auch die Quote der Frontsoldaten zu den rückwärtigen Anteilen (u.a. auch Artillerie) oder gänzlich anderen Anteilen (Cyber) und logischerweise auch der Bedarf bzw. das Anforderungsprofil an den Soldaten.
Man versucht bei der Bundeswehr schon seit verdammt langer Zeit eine Herzoperation bei vollem Bewusstsein und ohne Betäubung.
Nach Jahrzehnten der Fokussierung auf Auslandseinsätze um eine Daseinsberechtigung nach der Friedensdividende zu haben, muss man sich jetzt wieder LV/BV widmen allerdings nicht mehr als Frontstaat sondern ehr als Logistikhub und Truppenentsende Staat.
Das benötigt vollkommen andere Streitkräfte als die, die wir die letzten 30 Jahre gebaut haben.
Wehrpflicht…
die brauchen wir leider wieder um den Verfassungsmäßigen Auftrag erfüllen zu können. Weder die Ukraine noch Russland wären ohne eine Wehrpflicht im eigenen Land nach fast einem Jahr hoch intensiver Gefechtshandlungen auch nur ansatzweise noch einsatzfähig.
Die Zeiten zu denen ich Soldaten mit mehreren Jahren Vorlauf einen Einsatz ankündigen konnte sind vorbei. Jetzt müssen die Verbände „Kaltstartfähig“ verlegebereit sein. Dazu brauche ich aber 100% der DP besetzt und 130% des Großgeräts, damit der Verband auch 100% seiner Panzer auf dem Hof zu stehen hat.
Warum ist es bei jeder Polizei oder Berufsfeuerwehr normal das man Anwärter einstellt, die ihre komplette Laufbahnausbildung machen und erst wenn sie die bestanden haben ihnen auch gesagt wird wo und als was sie zukünftig Dienst tun.
Bei der Bundeswehr aber jedem Bewerber schon bei der Bewerbung gesagt wird wo er nach Abschluss aller lehrgänge in bis zu 6 Jahren dienen darf.
Eigentlich müsste es laufen das die Soldaten sich wie in jeder Armee der westlichen Hemisphäre für eine Laufbahn entscheiden, für diese angenommen werden und dann nach bestehen der Lehrgänge einem Verband und Dienstposten zugeteilt werden.
Kleines Beispiel dazu an der US Navy Academy läuft das nach dem Bestenprinzip. Am Abschlusstag dürfen die Absolventen in Reihenfolge ihrer Lehrgangsleistung (bester zu erst, schlechtester zu Letzt) sich ihre Schiffe aussuchen auf die sie Versetzt werden wollen. Da hat Leistung einen direkten Einfluss ob man sich in Alaska den Arsch abfriert oder auf Hawaii am Strand liegt.
Wenn es weiter läuft wie bisher dann gute Nacht. Zeitenwende muss man halt auch Personell umsetzen.
Sehr geehrter Herr @ Hans Schommer !
Aus allgemeinem Interesse heraus las ich Ihre Denkschrift als fachfremder Nichtoffizier .
Dabei sah ich mir auch den Verteiler an.
Könnte es nicht Sinn machen, daß Sie Ihre Ausarbeitung in eventuell gekürzter Form auch
z.B. an den Kommandeur der Sanitätsakademie verschicken ?
Meine Überlegung dabei ist nur, daß die Versorgung Verwundeter unter der möglichen Bedrohung aus der Luft im Szenario eines LV/BV Falles eventuell anders zu organisieren ist, als bei den aktuellen Auslandseinsätzen.
@36AA00 sagt: 29.12.2022 um 21:06 Uhr
„Lieber Koffer, Sie als Kenner der Zusammenhänge sollten es doch eigentlich besser wissen, Nicht „P“ macht die jährlichen Vorgaben für die Übernahme oder Zulassungen, sondern der FüSK (AR A-1322/13 „Personalplanung für Sdt und Sdt idjgF“). Also bitte -wenn überhaupt- die Kritik auch dort anbringen, wo sie den Ursprung hat, nämlich beim Bedarfsträger. „P“ ist da nur Erfüllungsgehilfe.“
Das ist ein valider Punkt. Allerdings wissen Sie ja auch wie hart die Verhandlungen hierüber zwischen FüSK und P geführt werden. Und welche „Ellenbogen“ P ausfährt um günstige Vorgaben (sowohl bei den quantitativen, als auch besonders bei den qualitativen Bedarfsträgerforderungen) zu bekommen. Denn jede Quote die durch einen BS gedeckt werden kann muss ja durch P nicht neugewonnen werden.
Und dabei interessiert es P nach meiner Erfahrung kaum, dass hohe Übernahmequoten zwar das eigene Geschäft erleichtern, aber der Bundeswehr häufig einen Bärendienst erweisen.
„Wie Sie aber auf die Idee kommen, dass BS schlecht wären aufgrund der veränderten Sicherheitslage, da kommen wir beide wohl nicht auf einen gemeinsamen Nenner. Denn es gibt durchaus genügend Verwendungen, in denen Alter = Erfahrung von Vorteil sind.“
Ganz einfach, in den letzten 20 Jahren war LV/BV nicht der primäre Auftrag. Die Bw konnte also auf die Einsätze optimiert werden. Wir brauchten also nur genügend einsatztaugliche Soldaten um unsere Einsätze bestreiten zu können. Die nur für Verwaltung geeigneten Sdt konnten also an Friedensdienst-maßstäben gemessen werden. Das Heer z.B. musste kaum mehr als das Äquivalent einer Brigade einsatztauglicher Soldaten zu jedem Zeitpunkt bereithalten.
Aber jetzt müssen wir uns halt über ganz andere Quoten an einsatztauglichen Soldaten unterhalten. Für das Heer z.B. muss zu jedem Zeitpunkt nun min. eine Division einsatzbereit halten. D.h. der Raum an nur für Verwaltung/Friedensdienst taugliche Soldaten ist einfach dramatisch gesunken.
Und mit einer höheren Anzahl an BS steigt einfach die Zahl der nicht einsatztauglichen Soldaten. Entweder aufgrund Gesundheit oder aufgrund Dienstgrad. Wir haben mit zu vielen BS notwendigerweise zu viel Wasserkopf und zu viele faktisch nur noch Innendienst geeignete Kameraden.
„Und wenn es so einfach wäre, junge SaZ zu gewinnen, würde das „P“ sicherlich machen.“
Ja, damit haben Sie Recht. Es ist nicht einfach. Ganz und gar nicht. Aber amS haben wir keine Alternative. Soldaten die nur „Zählkandidaten“ sind, bringen uns nicht weiter. Wir sind eine Armee und kein Soldatenversorgungswerk. Wer den Auftrag der Streitkräfte nur dadurch unterstützt, dass er „da“ ist, den brauchen wir nicht im Status eines Soldaten.
„Zumal Sie den Hauptattraktor, nämlich den Status BS ja kategorisch ausschließen. Duschen und nicht nasswerden ist halt schwierig.“
1. Ich bin NICHT gegen BS. Wir brauchen unverändert eine gute Anzahl an BS bei Stabsoffizieren, MilFD und UmP mit Spitzenverwendung und/oder notwendigem Spezialistenwissen.
2. Aber wir brauchen weniger davon als bisher.
3. Und wieder mit früherer besonderer Altersgrenze!
Folgerung: Wir müssen neue Ansätze identifizieren um trotz verringerter BS Quote attraktiv zu bleiben/werden. z.B. einen ECHTEN Binnenarbeitsmarkt Bw oder andere Modelle für die Gewinnung von Polizisten/Zoll oder lebenslange, anteilige „Pensionszahlung“ nach 20 Jahren etc.
Natürlich wäre das teuer. Aber besser teuer und einsatztaugliche Streitkräfte haben, als trotzdem teuer und einen reinen Papiertieger aufbauen. Das Grundgesetz fordert den Aufbau einsatzbereiter Streitkräfte und nicht die Gründung eines Soldatenversorgungswerks!
@DeltaR95 sagt: 30.12.2022 um 11:54 Uhr
„Sofern Sie nicht mit Fakten belegen, dass die WB sich irrt und falsche Zahlen verbreitet, gilt für mich das, was im Bericht des WB steht. “
Ich habe die diesbezüglichen Belege hier im Blog schon mehrfach aufgezeigt. Sie können gerne die 203k als Ausgangsbasis nehmen, dann müssen Sie aber auch auf die aktuelle Zahl von 183k die RDL aufschlagen. Oder Sie können die RDL von den 203k abziehen. Aber wenn Sie zwei Zahlen mit einander vergleichen, dann müssen Sie halt auch die gleichen Teilsummen beinhalten, sonst manipulieren Sie die Zahlen.
Und den Unterschied zwischen FWDL fix und flex habe ich auch bereits mehrfach erläutert. Die FWDL flex sind lediglich als politisch gewolltes „Überlaufbecken“ konstruiert um niemals einen Bewerber ablehnen zu müssen. Es geht darum den § 58b (1) mit Leben zu füllen („Frauen und Männer können sich verpflichten, freiwilligen Wehrdienst als besonderes staatsbürgerliches Engagement zu leisten.“). Aber weder werden für die FWDL flext Dienstposten vorgehalten, noch wird für sie Material beschafft, noch dienen sie als begründenden Unterlage für Lehrgänge, Infrastruktur oder irgendetwas.
Für die tatsächliche gewollte und ausgeplante Struktur der Bw für die wir tatsächlich Nachwuchs benötigen kann also nur unter Abzug der FWD flex gerechnet werden. Wenn also theoretisch alles gut läuft und wir komplett wie gewollt „voll“ sind, dann haben wir ca. 200k (inkl. RDL oder ca. 193k ohne RDL) und die 3k darüber sind „Puffer“ für die FWD flex.
@ Koffer
Können Sie denn nicht mal im BMVg anregen, dass die Soll-Zahlen und Ist-Zahlen so veröffentlicht werden, dass man sich ganz simpel miteinander vergleichen kann.
Das sollte nicht so schwer sein.
Ob BS oder SaZ, eigentlich ist das nicht entscheidend. Die Erfüllung der Anforderungen ist entscheidend.
Wer als BS die Anforderungen nicht mehr erfüllt, der muss gegen seinen Willen zum SaZ zurückgestuft werden. Dazu habe ich eine Petition an den Deutschen Bundestag laufen. Die Zeiten, wo wir uns unförmige BS mit Spitzendienstgraden leisten konnten, sind vorbei.
270 mehr? Ist das überhaupt eine Meldung wert? Die Verzweiflung muss ziemlich groß sein.
[Seit Jahren wird die monatliche Statistik veröffentlicht; seit Jahren archiviere ich sie hier, um Entwicklungen nachzeichnen zu können. Nur weil Sie das für überflüssig halten, werden weder BMVg noch ich das einstellen. Sie können ja woanders lesen. T.W.]
Küstengang01: „… Wenn es weiter läuft wie bisher dann gute Nacht. Zeitenwende muss man halt auch Personell umsetzen.“
So sehen wir – die Interessengemeinschaft „Flugabwehr NNbS für Kräfte in Operationen“ – das auch. In der von mir oben im Faden verlinkten Denkschrift zu diesem Thema nachzulesen. Dem Festhalten an der mittlerweile jedem Rational entbehrenden personellen Obergrenze der DEU Streitkräfte muss entschieden entgegengewirkt werden. Und zwar aus jeder Richtung und von allen Seiten. Wir brauchen mehr Dienstposten bei der Ari, der Logistik, der bodengebundenen LV und, und, und … . Also – Papier schwarz machen! Wie man dann das Personal gewinnt, ist die zweite Aufgabe, der sich der Bund stellen muss. Auch dazu steht in der verlinkten Denkschrift was drinnen. Und – machen wir uns nix vor: Mindestens zehn Jahre wird man brauchen, um diese Armee nach heutigen Maßstäben und Erfordernissen verteidigungs- und siegfähig zu machen. Da sollte man dann endlich mal mit anfangen.
Trennung:
@SanDino – danke für den Hinweis. Feuer ich am Wochenende ab.
@Florian Staudte
Und wir spielen dann Jojo zwischen BS und SAZ? Kann dann jeder BS werden? Und mit den Besoldungen bzw Finanzen die da hinter stecken, fang ich erst gar nicht an. Zumal ein großer Anreiz des BS ist, dass man nicht „gekündigt“ werden kann, wenn man sich nichts zuschulden kommen lässt.
@DeltaR95, sicher ist die Entwicklung zu einem Technikkrieg im Gange der eine Verschiebung von Aufgaben und damit Anforderungen an Soldaten nötig macht. Und damit eine Verschiebung von Boots on the Ground die sich mit PUMA, Leo & Co im Gelände bewegen hinzu Boots on the Ground die den Drohnenschwarm steuern. Sicherlich ändern sich damit auch die Anforderungen an den einzelnen Soldaten wann er als einsatzfähig gilt.
Aber auch dann muss ich entsprechende Dienstposten schaffen und besetzen und nicht das Amt für Wetterkunde noch in das Amt für Polarwetterkunde und Amt für Tropenwetterkunde aufspalten weil entsprechend dotierte, ruhige Bürojobs gebraucht werden.
Mal eine ganz andere Frage an den Hausherren, kommt nur mir die Einleitung etwas irreführend vor oder habe ich einen Denkfehler.
Die Einleitung heißt ja verkürzt „270 Soldaten mehr als im Vormonat dank mehr BS und FWDL“.
Bedeutet ein mehr an BS wirklich automatisch mehr Soldaten? Ein BS ist doch nach meinem Verständnis ein ehemaliger SaZ bei dem beide Seiten sich einig waren das man den Vertrag entfristen sollte. Sprich, jeder BS mehr heißt ein SaZ weniger und ggf sogar ein Minusgeschäft weil parallel der Vorgänger auf dem Dienstposten in den Ruhestand gegangen ist. (Natürlich eher selten das 1:1 abgelöst wird, aber irgendwo wird ja ggf ein BS ausgeschieden sein und damit ein Dienstposten nachzubesetzten gewesen sein).
Oder gibt’s da auch Quereinsteiger als BS die damit direkt anrechenbar zu mehr Köpfen in der Bundeswehr führen?
@Florian Staudte sagt: 30.12.2022 um 15:09 Uhr
„Können Sie denn nicht mal im BMVg anregen, dass die Soll-Zahlen und Ist-Zahlen so veröffentlicht werden, dass man sich ganz simpel miteinander vergleichen kann.“
Naja, die Zahl 203k ist halt eine politische Zahl. Davon Abstand zu nehmen könnte kommunikativ für das Ministerium schwierig sein. Aber hier im Blog sind wir doch in einem Fachblog, da sollten wir doch präziser sein, als in der politischen Kommunikation, oder? ;)
@Florian Staudte sagt: 30.12.2022 um 15:19 Uhr
„Ob BS oder SaZ, eigentlich ist das nicht entscheidend. Die Erfüllung der Anforderungen ist entscheidend.“
Ich stimme Ihnen teilweise zu. Wenn wir über persönliche Einsatztauglichkeit sprechen, dann haben Sie grundsätzlich recht. Aber wenn wir über Wasserkopf sprechen bin ich nicht bei Ihnen. Ein SaZ 20 wird als StOffz Major, maximal Jung-Oberstleutnant, damit kann ich ihn überwiegend truppennah bzw. in Hörsaalleiterfunktion einsetzen und in den letzten 5 Jahren am Ende dann im Stab oder Amt. Und dann ist Schluss. Aber bei einem BS haben ich danach noch 20 Jahre in denen ich für ihn Stabs/Ämterverwendungen finden muss. Beim UmP ist es noch schlimmer. Die wenigsten UmP werden noch nach 20 Jahren benötigt. Aber wir haben es tatsächlich geschafft durch die vielen UmP-BS eine Struktur zu schaffen in denen über 40% in eine „Spitzenförderung“ gehen.
„Wer als BS die Anforderungen nicht mehr erfüllt, der muss gegen seinen Willen zum SaZ zurückgestuft werden.“
Das dürfte verfassungsrechtlich chancenlos sein. Aber natürlich können Sie gegen einen untauglichen BS ein DU Verfahren einleiten. Aus Fürsorgegründen wird das aber ja kaum gemacht. Ich persönlich würde es auch für fairer halten, wenn wir einfach weniger zum BS machen, dann müssen wir im Regelfall gar nicht auf DU zurück greifen, denn für echte und ausschließliche Stabs-/Ämterverwendungen ist ja DU selten notwendig. Das Problem ist halt, wenn wir so viele einsatzuntaugliche Soldaten haben, dass wir gar nicht mehr wissen wo hin damit (siehe Ulm/Köln für Heer oder andere Elefantenfriedhöfe…)
„Die Zeiten, wo wir uns unförmige BS mit Spitzendienstgraden leisten konnten, sind vorbei.“
Da sind wir bei einander. Ich glaube nur im Weg dorthin besteht Dissens.
@ koffer
Ich verstehe nicht, was dieses Argument mit 183k vs 203k und FWDL soll? Ich nehme nicht irgendeine Zielgröße, sondern den im Einzelplan 14 hinterlegten Stellenplan – auf den bezieht sich auch die WB, fehlende FWDL werden doch nie als Vakanz ausgewiesen…
Zitat aus dem Bericht des WB für das Jahr 2021:
Weiterhin gibt es in der Bundeswehr zu viele unbesetzte Dienstposten. Zum Jahresende waren von den
organisatorisch ausgebrachten 116.974 militärischen Dienstposten oberhalb der Laufbahn der Mannschaften
20.412 Dienstposten vakant.
Oberhalb der Ebene Mannschaften schließt ihr FWDL-Argument aus, d.h. hier handelt es sich nicht um Vakanzen, die durch nicht besetzte FWDL-Stellen entstehen, sondern um solche im Truppenkörper selbst. Ihre Ausführungen zum Thema FWDL sind daher für das hier vorliegende Problem ohne Belang.
@ Florian Staudte
Nach meinem Kenntnistand wird das einmal pro Haushaltsjahr berichtet und zwar im Haushaltsgesetz. In der Version für 2022 auf Seite 2306 des PDF.
Soll 2021: 180 010,0 Planstellen
Ist-Besetzung am 01. Juni 2021: 171 293,0
Personalfehl somit 4,85 % im Truppenkörper, nicht eingerechnet Freiwillige Wehrdienst Leistende bis zu 12.500 und Reservistendienst Leistende 4.500 für das Jahr 2021. Gesamt waren für 2021 198.102 Planstellen budgetiert, Quelle: WD 2 – 3000 – 028/21 (29. März 2021)
Dazu noch die „Soldaten in Ausbildung“ abgezogen, dann landet man zügig bei den über 20.000 vakanten Stellen gemäß WB-Bericht.
@DeltaR95 Ihre Kritik am Koffer in allen Ehren und ich möchte Folgendes nicht stehen lassen:
„Es tut mir leid Ihnen sagen zu müssen, nach meiner Meinung gewinnt „boots on the ground“ keine Kriege mehr – da diese boots bald durch weniger empfindliche Maschinen ersetzt werden. Der „Krieg“ wird immer technisierter und auf größere Distanzen ausgetragen,“
Bitte? Ohne „boots on the ground“ wäre Ukraine heute russenfrei. Rein Putins Fleischwolf hält die Front aufrecht und die ganzen Russenpanzer hat auch nicht Nummer 5 ausgeschaltet… Kampfmaschinen in ihrem Sinne werden vielleicht irgendwann spruchreif, bis dahin bin ich aber komplett ergraut. Momentan zählen im Kriegsgeschäft immer noch Totgesagte wie der Gepard und „boots on the ground“, nicht ihre Visionen.
@DeltaR95 sagt: 30.12.2022 um 17:49 Uhr
„Weiterhin gibt es in der Bundeswehr zu viele unbesetzte Dienstposten. Zum Jahresende waren von den
organisatorisch ausgebrachten 116.974 militärischen Dienstposten oberhalb der Laufbahn der Mannschaften
20.412 Dienstposten vakant.“
Das wiederum hat gar nichts mit den hier im Faden diskutierten Zahlen zu tun. Hier gebt es um die unbesetzten DP. Aber aufgrund Ausbildung, Krankheit, und sonstigen Gründen kann ein Soldat ja SaZ oder BS sein und dennoch nicht auf DP sitzen. Alleine die über 5.000 studOffz/OA sind hierfür ja ein Beispiel, d.h. selbst wenn wir komplett „voll“ wären hätten wir tausende DP vakant.
Bitte hier nicht schon wieder unterschiedliche Dinge mit einander vergleichen.
Wir haben zu viele vakante DP UND zu wenige Soldaten. Aber die 20k vakanten DP (viel zu viele!) sind nicht identisch mit den hier im Faden diskutierten 183k vs. 203k!
@Thomas Melber, zu der Frage wann ein Dienstposten als besetzt gilt, verstehe ich das richtig?
Theoretisch denkbar wäre also das in einer Kompanie Panzergrenadiere alle Dienstposten heute als besetzt gelten, in der Praxis trifft sich aber die komplette Besatzung eines Pumas Montag das erste Mal zum Beginn der Grundausbildung?
@Flo
So hatte mir das einmal ein S1 StOffz erklärt – der DP gilt als besetzt sobald der zukünftige DP gesetzt ist, auch wenn die erforderlichen Qualifikationen noch erworben werden müssen (Laufbahn- / Verwendungslehrgänge).
ich bitte um Berichtigung falls dies doch nicht zutreffend sein sollte.
@ Koffer
Warum soll es nicht möglich sein, körperlich untaugliche Soldatinnen und Soldaten zu entlassen?
Das ist jetzt schon im Rahmen eines DU-Verfahren möglich. Macht nur niemand.
Ich würde es wie die Franzosen machen: fristlose Entlassung.
In der breiten Masse sind wir so weit weg davon entfernt, eine kriegstaugliche Armee zu sein wie ein Skispringer aus Haiti vom Sieg der Vierschanzenbtournee.
Von daher mein Vorschlag:
Neue Obergrenze: 160k plus 15k aktive Reservisten permanent.
Konsequente Personalauswahl.
@Flo sagt: 30.12.2022 um 21:53 Uhr
„Theoretisch denkbar wäre also das in einer Kompanie Panzergrenadiere alle Dienstposten heute als besetzt gelten, in der Praxis trifft sich aber die komplette Besatzung eines Pumas Montag das erste Mal zum Beginn der Grundausbildung?“
Grundausbildung ist ein schlechtes Beispiel, weil hier das DPäK Rekrut einsetzt. Allerdings unterschiedlich für SaZ/FWD fix und FWD flex.
Aber alles danach könnte so sein. Muss allerdings nicht. Die Personalführung kann jemanden auch von einem DP runternehmen, wenn er/sie diesen länger nicht wahrnimmt. Das wiederum geht dann allerdings mit anderen Risiken einher (z.B. das der DP von jemandem anderen besetzt wird und dann ein Soldat nicht wieder „zurück“ kehren kann).
Insgesamt ziemlich komplex im Einzelfall.
Aber ja so etwas ähnliches kann (!) passieren.
@ 36AA00
Sie haben Recht: Es gibt genug Verwendungen in der Bundeswehr, die sich spöttisch – jedoch inhaltlich korrekt – mit „Verteidigungsbeamter“ bezeichnen lassen. Hierfür ist der alternde Stabsfeldwebel bzw. Oberstleutnant hervorragend geeignet. Und letztlich bestimmen genau diese Verwendungen den Bedarf an Berufssoldaten. Die große Anzahl an BS hat in der Vergangenheit dazu geführt, dass der Wasserkopf beständig gewachsen ist und sich hartnäckig selbst nährt.
Dies ist nicht mehr hinzunehmen, darin ist man sich schon seit Jahrenden einig. Es ist also an der Zeit, hier Nägel mit Köpfen zu machen: die Instrumente (BS Vario bzw. BS flex) liegen schon auf dem Tisch bzw. gibt es bereits in Form des BO41, man müsste nur den Mut haben, das ganze einzuführen bzw. zu nutzen. Nur so ließe sich eine „gesunde“ Struktur erreichen.
Ohne einen solchen Schritt ist das alles nur halbgar.
Der ein oder andere bringt ja wiederkehrend die Frage auf, wieso es keinen BS für Mannschaften gibt. Der sollte nach Belgien schauen. Dort gab es das – bis die Streitkräfte überalterten und man hiervon vor einigen Jahren Abstand genommen hat.
@Flo Zitat“ Theoretisch denkbar wäre also das in einer Kompanie Panzergrenadiere alle Dienstposten heute als besetzt gelten, in der Praxis trifft sich aber die komplette Besatzung eines Pumas Montag das erste Mal zum Beginn der Grundausbildung?“
Nein, während der Ausbildung werden Sdt auf DPäK Ausbildung (Dienstpostenähnliches Konstrukt) geführt oder älter ausgedrückt, „sie sind zbV-Schüler“). Hierfür werden auch diese Planstellen vorbehalten und keine Dienstposten.
@DeltaR95: zu der Diskussion um die Zahlen: wenn an die hier veröffentlichten Zahlen gegenüberstellen will, muss man von 203k die 4.500 RDL und die 4000 FWDL flex abziehen und dann kann man die Kopfstärken miteinander vergleichen. Alles andere wäre ein Äpfel mit Birnen Vergleich.
Jetzt wird es noch ein wenig technischer: Um es noch etwas komplizierter zu machen: die von der WB immer wieder angeführten 20k unbesetzten DP sind auch so nicht richtig. Denn hier muss man gegenrechnen, ob die Besetzung dieser DP auch wirklich aktuell vorgesehen ist, d.h. auch mit dementsprechenden Planstellen hinterlegt ist. Nur weil bspw. 1000 DP ab 2021 geöffnet sind, heißt das nicht, dass diese DP auch besetzt sein können und sollen (wir sprechen hier von einer finanziellen Forderung ggü. dem BMF und teilweise seeehr langen Ausbildungszeiten, bspw. in machen Werdegängen 6-7 Jahre Ausbildungszeit). Hierzu gibt es die Mittelfristige Personalplanung und die u.a. auch daraus abgeleiteten Aufwuchsschritte. Wer das also genau ablesen will, muss in den Personalstrukturplan militärisch (PSPm) reingehen und schauen, in welcher Jahresscheibe wie viele auf DP sein sollen. Denn das PSPm ist die Grundlage für die Planstellenforderungen. Und bei den Planstellenforderungen sind eben auch Planstellen enthalten, die nicht auf DP wirken, man nehme sich mal den gesamten Katalog an „zbV“-Möglichkeiten. Also von den Planstellenforderungen auf unbesetzte DP zurückzurechnen, greift zu kurz. Wenn man es genau wissen will, muss man die entsprechende Jahressscheibe des PSPm mit der aktuellen Besetzung vergleichen, dann weiß man, ob bzw. wie weit man hinterher hinkt.
@Koffer: Sie haben Recht, dass die jährlichen Verhandlungen zwischen P und FüSK zäh sind und ein schwieriges Kapitel ist. Was aber dort nicht verhandelt wird, sind die Quoten BS. Diese waren niemals Teil der jährlichen Diskussion. Diese sind ja auch strukturell durch den FüSK im Personalstrukturmodell (PSM) vorgegeben und werden auch so durch den FüSK abgebildet. Und hierbei wird auch unterschieden bspw. ob Fw allg Fachdienst und Truppendienst, eben wegen de von Ihnen angeführten Einsatzbereitschaft. Im Übrigen möchte ich hier bzgl. des von Ihnen angeführten Wasserkopfes einwerfen, dass gem. Dresdner Erlass die Organisationshoheit den Inspekteuren und Inspekteurinnen übertragen wurde. Heißt, dass diese die DP (also den „Wasserkopf“) ausbringen. Und bevor ich es vergesse, die Forderungen nach höheren Dienstgraden recht ungehemmt seit Beginn der Trendwende Personal genau aus diesen Bereichen kam.
Mit einem anderen Punkt haben Sie auch völlig recht: wir bräuchten mehr junge Sdt, dann wäre allen geholfen. Allerdings wird dieses nmB nicht erfüllbar sein, man sehe sich nur den Arbeitskräftemangel in Deutschland an. Da werden wir mit allen erdenklichen Attraktivitätsprogrammen nicht sehr viel weiterkommen, denn einem jungen Menschen zu sagen, dass er gerne 15 Jahre als mil dienen kann und dann ein sicheres Plätzchen über den Binnenarbeitsmarkt im ÖD findet, ist für junge Mensch en, die sich ausprobieren wollen, nicht sehr attraktiv. Ich habe leider keine Lösung hierfür, jedenfalls kann ein demografiefester Personalkörper nicht eine jährliche Einstellungsquote von jährlich über 20.000 betragen. Das funktioniert unter den gegebenen Rahmenbedingungen eben leider nicht. Das betrifft aber Deutschland insgesamt. Denn wer aufmerksam die Fachkräftestrategie des Bundes liest, findet dort genau die selben Probleme wieder, über die wir hier sprechen. Das Problem ist als deutlich größer als ein reines Bw-Problem. Wie gesagt, ich maße mir nicht an, hier eine Lösung zu haben. Außer, man denkt wirklich über man darüber ach, ob die Fähigkeiten, die man anzeigt, nicht nur finanziell, sondern auch personell abbildbar sind. Deswegen muss ich immer recht verzweifelt schmunzeln, wenn Inspekteure (oder auch hier Kommentierende) immer mehr „Truppen“ fordern. In einer gesamtheitlichen Planung gehört eben auch eine Realisierungsprüfung mit dazu, aber das wird idR immer ausgeblendet und es wird gefordert und dann schiebt man später „P“ den schwarzen Peter zu, wenn die mal wieder erhöhten Umfänge nicht gewonnen werden können. Und bevor ich es vergesse: danke für die gute und fundierte Antwort bzw. Diskussion.
@ koffer
Dieses Fass haben Sie aufgemacht, indem Sie aus einer Postkette „Es fehlen 20.000!“ mit Antwort „Nein, eher 11.000!“ eine Korrektur auf „Nein. Je nach Berechnungsweise eher 12k“ vornehmen mussten ;) Referenz: Die ersten drei Kommentare in diesem Faden.
Das ist exakt diese Nebelkerze und irrelevante Diskussion, auf die ich hinweisen wollte.
Wir können sogar ganz exakt rechnen, wenn wir die „offiziellen“ Zahlen nehmen für 2021:
Ausgehend von WD 2 – 3000 – 028/21 und der mit dem Haushaltsgesetz 2022 getroffenen Aussage zur Ist-Besetzung am 01. Juni 2021 ergibt sich an diesem Tag ein Fehl von 9.809 Soldaten im Truppenkörper. Wenn man die Planstellenzahl aus dem Haushaltsgesetz 2022 nimmt sogar nur 8.717.
Bringt uns diese Zahl irgendwie weiter? Nein. Deswegen habe ich auf die Vakanz-Zahl aus dem WB-Bericht abgestellt, denn dieser zeigt die realen Auswirkungen des Personalfehls ohne FWDL fix, flex oder RDL.
Warum im Haushaltsgesetz 2022 zum Stichtag 01. Juni 2021 171 293,0 Soldaten berichtet werden, die Bundeswehr aber mit den Zahlen für Juni 2021 174.173 Soldaten im Status SaZ und BS gemeldet hat, können Sie mir sicher auf Anhieb erklären, denn dieser Unterschied von 3.000 Soldaten ist für mich signifikant. (Ehrliche Frage)
Ich verfolge diese monatlich wiederkehrende Diskussion mit einigen Konstanten:
Eine ist die Forderung nach fitten einsatzbereiten Streitkräften und „Abspecken“, ggfs in absoluten Zahlen „Qualität statt Quantität“ und beim einzelnen Soldaten.
Aus meiner externen Perspektive kann ich mich dem generell anschließen.
Aber: wo anfangen und wo aufhören?
Bei den Panzergrenadieren möchte ich auch keinen stark übergewichtigen Soldaten sehen, der gefahren werden muss und nach dem Absitzen nach 5 Minuten schlapp macht.
Im Cyber- und Informationsbereich kann von mir aus ein übergewichtiger langhaariger Nerd mit Pizzaschachteln hinterm Monitor sitzen, wenn er/sie im Cyberspace eine „Waffe“ ist.
Oder der Inst.soldat, der als Schrauber jede Karre wieder flott bekommt, aber keine zwei Klimmzüge schafft
(ok, beim Puma wohl schwierig, habe ich gelernt. Ich denke wohl noch in den Kategorien der BW vor über 30 Jahren, als in der Inst. als WD’ler die Landmaschinen- und Kfz-Mechaniker ihre Domäne hatten).
Da fühle ich mich als Staatsbürger auch von Leuten mit suboptimaler körperlicher Fitness gut verteidigt.