Bundeswehr-Personalstärke März 2019: Wieder unter 182.000
Länger als üblich hat die Bekanntgabe der militärischen Personalstärke der Bundeswehr im März auf sich warten lassen, am (heutigen) 6. Mai hat das Verteidigungsministerium die Zahlen zum Stand 31. März veröffentlicht – und sie sind wieder leicht gefallen. 181.760 aktive Soldatinnen und Soldaten diensten am Stichtag in den Streitkräften, knapp 300 weniger als im Februar dieses Jahres. Damit wurde die Marke von 182.000, die Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen bereits im vergangenen Jahr als Messlatte ausgegeben hatte, wieder unterschritten.
Der Rückgang verteilte sich auf die Zeitsoldaten (119.966 im März gegenüber 120.023 im Februar) und Freiwillig Wehrdienst Leistenden (8.378 im März, 8.684 im Februar), während die Zahl der Berufssoldaten leicht von 53.348 auf 53.416 anstieg.
Realistisch muss man allerdings sagen, dass sich diese Schwankungen in sehr geringer Breite vollziehen. Wenn sie überhaupt einen Trend zeigen, dann den, dass die Streitkräfte nur sehr, sehr langsam wachsen und zwischendurch mehr oder weniger auf gleicher Stärke verharren. Das zeigt zum Beispiel auch die zusammengerechnete Zahl von Zeit- und Berufssoldaten: Die hat sich von den 173.371 im Februar auf 173.382 im März praktisch nicht verändert.
Die Statistik, vom Ministerium wie üblich unter dem immer gleichen Link veröffentlicht:
181.760 aktive Soldaten und Soldatinnen umfasst die Bundeswehr insgesamt. Sie verteilen sich wie folgt:
Bundesministerium der Verteidigung: 1.118
diesem unmittelbar nachgeordnete Dienststellen: 3.110
Streitkräftebasis: 27.698
Zentraler Sanitätsdienst: 20.078
Heer: 62.166
Luftwaffe: 27.835
Marine: 16.339
CIR: 13.087
Bereich Infrastruktur, Umweltschutz, Dienstleistungen: 972
Bereich Ausrüstung, Informationstechnik, Nutzung: 1.631
Bereich Personal: 7.726, davon bis zu 5.400 Studierende an den Bw-Universitäten
Die Bundeswehr umfasst aktuell 53.416 Berufs- und 119.966 Zeitsoldaten (Gesamt: 173.382) sowie 8.378 Freiwillig Wehrdienstleistende (Durchschnitt 2019: 8.503).
Zur Bundeswehr gehören 22.038 Soldatinnen.
Stand: 31. März 2019
Der Service von Augen geradeaus!, die Vergleichszahlen:
Februar 2019
Januar 2019
Dezember 2018
November 2018
Oktober 2018
September 2018
August 2018
Juli 2018
Juni 2018
Mai 2018
April 2018
März 2018
Februar 2018
Januar 2018
Dezember 2017
November 2017
Oktober 2017
September 2017
August 2017
Juli 2017
Juni 2017
Mai 2017
April 2017
März 2017
Februar 2017
Januar 2017
Dezember 2016
November 2016
Oktober 2016
September 2016
August 2016
Juli 2016
Juni 2016
Mai 2016
April 2016
März 2016
Februar 2016
Januar 2016
Januar 2013 bis Dezember 2015
(Foto: Ein Bundeswehrsoldat sichert mit einem G28 bei der multinationalen Übung Allied Spirit X in Hohenfels im April 2019 – U.S. Army photo by Spc. Malik Johnson)
Monat für Monat wird mit pedantischer Ruhe dieselbe Suppe gekocht.
Selbst wenn hier jemand aus dem BMVg mitliest, würde sich denn was ändern?
Denn wie hier festgestellt wurde liegt es nicht am Individuum sondern am krankenden System. Aber solange sich an diesen mannigfaltigen Problemen nichts tut, können wir das angeschlagene Schiff beim Niedergang beobachten, aber immerhin gibts für einige wenige noch Champagner..
Aber mal ein anderer Gedanke: Gibt es handfeste Pläne, um den riesigen Abgang der Baby-Boomer (momentan 45-50 jährige) abzufedern? Denn das dürfte die Bundeswehr vor allem im zivilen Sektor doch hart treffen, ich denke hier an die HIL, BVA, BAIIUD etc.
@Georg
„Ist diese freiwillige Verlängerung der Dienstzeit von BS von zwei Jahren dann der Einstiegspreis um hinterher Wehrübungen machen zu dürfen ?“
So soll es kommen.
„Reichlich komisch in einem „atmenden Personalkörper“, wenn man Zwangsmaßnahmen ausüben muss um anschließend freiwillige Reseredienstleistungen erbringen zu dürfen.“
Man muss das im Kontext der besonderen Altersgrenze sehen.
Es kann doch nicht sein, dass jemand frühzeitig in Pension geht und anschließend in der gleichen Verwendung als Reservist dient.
Der Dienstgeber kann jeden wieder einziehen, der mit der besonderen Altersgrenze in Pension geht, er wendet es nur nicht an, warum sollte er mehr bezahlen?
@TW Nein ist keine Vermutung, bemühe mich um Belege.
@ Zimdarsen | 15. Mai 2019 – 7:48
„Man muss das im Kontext der besonderen Altersgrenze sehen.
Es kann doch nicht sein, dass jemand frühzeitig in Pension geht und anschließend in der gleichen Verwendung als Reservist dient.“
Täusche ich mich oder hat das bis vor kurzem keinen gekümmert was da jetzt „nicht sein kann“?
@Ha-We
„Aber mal ein anderer Gedanke: Gibt es handfeste Pläne, um den riesigen Abgang der Baby-Boomer (momentan 45-50 jährige) abzufedern? Denn das dürfte die Bundeswehr vor allem im zivilen Sektor doch hart treffen, ich denke hier an die HIL, BVA, BAIIUD etc.“
– Man könnte das „Problem“ ja auch als eine Chance sehen, um die überbordende Bürokratie der Bundeswehr endlich zu verschlanken.
– So lange die Bundeswehr allerdings mit ihrer Personalstratgie ein „Operationsziel“ verfolgt, dass sich nur an höheren „Mann/Frauenzahlen“ – unabhängig von der Qualität- orientiert, so lange plant sie meines Erachtens in die falsche Richtung.
– Das Problem der Zurruhesetzung der Baby-Boomer betrifft ja nicht nur die Bundeswehr. Große DAX-Konzerne sehen in der Zurruhesetzung der Baby-Boomer offensichtlich kein Problem, sondern wollen die Baby-Boomer scheinbar sogar lieber früher als später loswerden. Siehe Link:
https://www.n-tv.de/wirtschaft/Dax-Konzerne-wollen-Babyboomer-loswerden-article20969765.html
@Escrimador
„Täusche ich mich oder hat das bis vor kurzem keinen gekümmert was da jetzt „nicht sein kann“?“
Wir sind eine Neidgesellschaft und wenn jemand bemerkt, dass einer für die gleiche Leistung 30% mehr bekommt, dann will man das nicht auch, sondern bekämpft es.
@gast | 14. Mai 2019 – 23:08
„mir sagte einmal mein personalreferent…“
Ein aus dem Zusammenhang gerissenes Einzelzitat eines PersFhr ist sicherlich nicht tauglich um eine Aussage über das Selbstverständnis der Personalführung in der Bw zu treffen.
Da kann ich dutzende Gegenbeispiele bringen. Sowohl in Bezug auf meine eigenen Erfahrungen als Soldaten, als auch aus meinen Jahren als Disziplinarvorgesetzter in denen ich beobachten konnte wie andere Soldaten durch deren PersFhr behandelt wurden.
@Ha-Wa | 14. Mai 2019 – 23:45
„Selbst wenn hier jemand aus dem BMVg mitliest, würde sich denn was ändern?“
Natürlich liest man im BMVg und im BAPersBw mit. Und natürlich ändern sich auch viele Dinge zum Guten.
Man muss sich nur mal die geänderte Gesetze und Vorschriften und die verbessern Abläufe und Strukturen ansehen.
Wir sind einen langen Weg seit 2011 gegangen!
Natürlich müssen wir auch noch VIEL (!) tun, aber deswegen dürfen wir uns doch die zahlreichen guten Dingen nicht kaputt reden lassen.
„Gibt es handfeste Pläne, um den riesigen Abgang der Baby-Boomer (momentan 45-50 jährige) abzufedern? Denn das dürfte die Bundeswehr vor allem im zivilen Sektor doch hart treffen…“
Es fängt schon viel früher an. Ab in ca. fünf-zehn Jahren wird sich die Wehrverwaltung großen Herausforderungen stellen müssen.
Zusätzlich zum sprunghaften Abgang von Beamten und Angestellten der starken Geburtenjahrgänge wird die demographische Lage kontinuierlich schwieriger (und damit der Gesamtarbeitsmarkt, es sei denn wir kommen in eine große Wirtschaftskrise) und außerdem wird der Einstellungsstopp (bzw. die dramatische Einstellungsreduktion) der 2000er und 2010er Jahre verschärfend hinzukommen.
Erkannt ist dieses Problem. Ob man ihm umfänglich und erfolgreich wird entgegen wirken können muss man sehen…
@Zimdarsen | 15. Mai 2019 – 7:48
„Man muss das im Kontext der besonderen Altersgrenze sehen.
Es kann doch nicht sein, dass jemand frühzeitig in Pension geht und anschließend in der gleichen Verwendung als Reservist dient.
Der Dienstgeber kann jeden wieder einziehen, der mit der besonderen Altersgrenze in Pension geht, er wendet es nur nicht an, warum sollte er mehr bezahlen?“
+1
Vor allem weil der Soldat ja nicht vergleichbar zum Zusatzeinkommen mehr leistet, sondern ja exakt das leistet, was er gesetzlich sowie leisten müsste und auch bis zum Zeitpunkt seiner vorgezogenen Pensionierung auch tatsächlich geleistet hat.
Und zudem muss man ja auch deutlich unterschreiben, dass der Soldat für die Zeit in der ehr länger im Dienst gehalten wird (hoffentlich mit seinem Einverständnis, rechtlich gesehen, aber auch ohne Freiwilligkeit möglich), fast 30% mehr Alimentation erhält, als wenn er in Pension bleiben würde…
@Pete | 15. Mai 2019 – 12:35
„– So lange die Bundeswehr allerdings mit ihrer Personalstratgie ein „Operationsziel“ verfolgt, dass sich nur an höheren „Mann/Frauenzahlen“ – unabhängig von der Qualität- orientiert, so lange plant sie meines Erachtens in die falsche Richtung.“
Tut sie ja gar nicht.
Natürlich gibt es auch qualitative Vorgaben!
@Koffer
Wie sollen denn diese „qualitativen Vorgaben“ aussehen?
Aus meiner bescheidenen Froschperspektive generiert sich eine große Anzahl an SaZ aus erfahrenen Wiedereinstellern, welche zum Teil erheblichen Mehrwert erbringen, aber teilweise eher mit ihrer Präsenz im San-Bereich glänzen. Dasselbe gilt für längere RDL, bis zu 11 Monate am Stück teilweise. Hier werden nicht nur alte Grabenkämpfe intern wieder aufgebauscht, sondern ich habe das Gefühl das viele Reservisten teilweise für die unentgeltliche Truppenarztversorgung wieder aufschlagen.
Bei den Mannschaftssoldaten und dem eigentlich unwürdigen SaZ-25 Konstrukt gibt es einige wenige die treu dienen und mit Leistung glänzen.
Aber ein nicht unerheblicher Teil hat wahrscheinlich mehr Tage mit Status verbracht als ohne.
Solange die Einheit oder meinetwegen der Verband wenig bis kein Mitspracherecht bei Personalmaßnahmen hat, wird die Anzahl der „Krücken“ (ich weiß, der Begriff ist polemisch) zunehmen, da man Personal nicht aus Köln anhand einer Akte vernünftig führen und fördern kann.
Oder gibt es ein neues Maßnahmenpaket seitens des BAPers welches mir nicht bekannt ist?
<<aber teilweise eher mit ihrer Präsenz im San-Bereich glänzen.<< und was soll uns das jetzt sagen`?
@Ha-Wa | 15. Mai 2019 – 22:49
„Wie sollen denn diese „qualitativen Vorgaben“ aussehen?“
Die Entscheidung über eine Einstellung wird auf der Basis des Bedarfs (quantitativ) einerseits und der Eignung der Bewerber (qualitativ) andererseits getroffen.
Das ist wirklich nichts Neues
„Solange die Einheit oder meinetwegen der Verband wenig bis kein Mitspracherecht bei Personalmaßnahmen hat“
Natürlich hat sie das. Das Mittel hierzu nennt man Beurteilungen und Stellungnahmen und wenn (!) diese kompetent und aussagekräftig verfasst sind, dann kommt Ihnen sehr (!) großes Gewicht in der PersFü zu.
Lieber Koffer,
„Aber das Selbstverständnis der Personalführung ist genau das richtige: Auftragserfüllung der Bw unter gebotener (!) Berücksichtigung berechtigter (!) persönlicher Belange.“
Da widerspreche ich. Aber in einem anderen Sinne. Ich behaupte, dass die Praxis der regelmässig wiederkehrenden Versetzungen gar keine positiven Auswirkungen auf die Auftragserfüllung der Bundeswehr insgesamt haben kann.
Man kann sicher zu Folgendem allgemein zustimmen.
– trotz dieser jahrelangen Versetzungspraxis hat sich in den letzten Jahren der Grad der Auftragserfüllung nicht signifikant verbessert.
– nach meinem eigenen Erleben ist es oft so, dass immer dann, wenn jemand eingearbeitet ist und in komplexen Dingen selbst tätig werden kann, dass er dann bald versetzt wird.
– das ist absurd: hier wird immer wieder Sand ins Getriebe gestreut.
– für den Mitarbeiter selbst führt dies oft dazu, dass er/sie nach vielen Dienstjahren von vielem etwas, aber nichts wirklich fachlich fundiert verantworten kann.
– für die anderen Mitarbeiter führt das zu den immer selben Friktionen: Hinnahme von Vakanzen, improvisierte Arbeitsgliederungen, Mehrarbeit, Mehrbelastung durch regelmässig Einarbeitung der „Neuen“, Brüche in aufwendigen langfristigen Arbeitsvorgängen durch Personalwechsel, Wissensverlust.
Díe letzte Aufzählung finde ich am schlimmsten: der Wissensverlust trifft diese Armee negativ und daraus folgt ein weiteres. Nämlich die bei einigen vorhandene Einstellung, sich am besten gar kein Wissen mehr anzueignen, weil man das ja in zwei drei Jahren auf seinem neuen Dienstposten eh nicht mehr verwenden kann.
Anstatt also anhand einer vorhandenen fundierten Wissensbasis Entscheidung herbeizuführen, wird heutzutage in der zweiten Hälfte der Dienstzeit von einigen oft gar nichts gewusst.
Eine Folge -> Verantwortungsdiffusion
Es wird Hilfe benötigt, andere müssen die Entscheidungen von unten nach oben vorbereiten bzw. anschieben. Oder in Mitprüfrunden werden Ideen so harmonisiert, das Übernahme von Verantwortung durch den Schlusszeichner quasi obsolet wird.
Diese Praxis muss sich ändern (und nicht nur die) und damit auch das Selbstverständnis der Personalführung. Vielleicht wirkt sich dass ja positiv auf die Auftragserfüllung der Streitkräfte aus. Die bisherige Praxis ist nahezu reines Vakanzenmanagement und die bestehenden Vakanzen können dadurch auch nicht weniger werden.
@hagion pneuma | 16. Mai 2019 – 10:37
„Da widerspreche ich. Aber in einem anderen Sinne. Ich behaupte, dass die Praxis der regelmässig wiederkehrenden Versetzungen gar keine positiven Auswirkungen auf die Auftragserfüllung der Bundeswehr insgesamt haben kann.“
Dem widerspricht jegliche militärische Lebenserfahrung und das über alle mir bekannten Armeen hinweg.
Versetzung um ihrer selbst willen ist abzulehnen (und zwar weil es den Soldaten unzulässig belastet UND keinen Vorteil für die SK bringt), aber eine angemessene und gesteuerte Versetzungspraxis dient multiplen Zielen. So unter anderem der Verwendungsbreite bei Offizieren und UmP (bei UoP und Mannschaften natürlich weniger notwendig).
Natürlich muss man sich auch hier vor schwarz/weiß Antworten hüten, es gibt Spezialisten, die möglicherweise über lange Jahre an einem Ort bleiben können. Und das sei ihnen und ihrer Familie dann auch gegönnt!
Aber Priorität hierbei liegt nun einmal bei den Bedürfnissen des Dienstherren.
@Koffer
Die Herausforderung ist, daß Soldaten an Schnittstellen zum zivilen Bereich (Ministerien, Behörden, auch Unternehmen) dort Ansprechpartner haben, die z.T. über Jahrzehnte lange Erfahrung in ihrem Aufgabengebiet haben und die Kameraden, da eh „auf Abruf“, eher mitleidig belächeln bzw. nicht ganz so ernst nehmen.
@Koffer
Ich kann die Mär von der „Verwendungsbreite“ nicht mehr hören.
Tatsache ist das was @hagion pneuma schreibt. Da werden Offiziere in komplexe Sachverhalte eingewiesen und wenn sie dann erste Erfahrungen haben, werden sie wieder versetzt. Wenn man Glück hat kommt der Nachfolger zum passenden Zeitpunkt, wenn nicht geht Wissen verloren. Insbesondere im Bereich materielle Weiterentwicklung wo für ein Projekt etliche Jahre vergehen, sind mehrfach wechselnde Projektbeauftragte absolut kontraproduktiv. Dazu kommt, dass viele Soldaten z.B. eine Amtsverwendung als lästiges Übel für eine Beförderung ansehen und so schnell wie möglich wieder vom Dienstposten runter möchten. Ich habe es zuletzt mehrfach erlebt, das Soldaten nach 12 bis 18 Monaten wieder weg- bzw. zur alten Dienststelle zurückversetzt wurden. Von diesen Verwendungen hat die Bundeswehr effektiv nichts.
Ich sitze in einem Amt, weil es standorttechnisch das geringste Übel aller Vorschläge meines Personalführers war. War ich für diesen Dienstposten durch vorhergehende Verwendungen fachlich qualifiziert ? War ich vorher Angehöriger der aktuellen Truppengattung? Nein, war ich nicht, bin es bis heute eigentlich auch nicht und werde es es bis zur Pension auch nicht mehr. Aber Hauptsache „Verwendungsbreite“
@Thomas Melber | 16. Mai 2019 – 21:50
Deswegen habe ich ja auch gesagt, dass Versetzung nicht um ihrer selbst willen sinnvoll ist.
Unabhängig davon sind die Schnittstellenmitarbeiter zur Wirtschaft etc. aber auch häufig sinnvoller mit Beamten zu besetzen.
@Insider | 16. Mai 2019 – 23:04
„Ich kann die Mär von der „Verwendungsbreite“ nicht mehr hören.“
Dann kann ich Ihnen leider nicht helfen ;)
Verwendungsbreite ist ein Kernbaustein (weltweit üblicher und erprobter) militärischer Verwendungsaufplanungen.
Natürlich darf es nicht der einzige Grund sein (Expertise auf Dienstposten, funktionierende Versetzungsketten, Nachfolgeaufbau, Sozialgründe etc. etc.), aber es ist ein eben wichtiger.
Wer das nicht will, sollte nicht Offz oder UmP werden.
Lieber Koffer,
„Dem widerspricht jegliche militärische Lebenserfahrung und das über alle mir bekannten Armeen hinweg.“
Vorschnelle Generalisierungen sind oft Hinweise auf eine unzureichende Stützung der Argumentation. Wenn Sie sich auf den Großteil von irgendetwas beziehen, sollten Sie auch glaubhafte Begründungen zu solch generellen Sachverhalten angeben, um solche Behauptungen argumentativ ins Gleichgewicht zu bringen.
Solche Aussagen glaubt Ihnen doch im Grunde niemand mehr, der durch Erfahrung erlebt hat, wie der Hase in der Realität läuft.
„Verwendungsbreite“ ist, genau wie „Personalbindung“ u.a. Worte aus dem Wortschatz der Personalführung im Grunde nur eine „Worthülse“ – denn ihr fehlt der Begriff. Der ist durch eine Definition festgelegt. So erhält ein Begriff seinen Sinn. Allenfalls gibt es in der Truppe vage Vorstellungen was unter diesen Begriffen denn nun wirklich zu verstehen ist. Das ist aus einer anderen Perspektive bequem, denn so ist niemand gehindert, sich dieser Worte frei zu bedienen. Einen Begriff verwendet man in einem bestimmten Kontext. Für die o.a. Worte gilt das nicht, sinnfrei werden sie in beliebigen Kontexten so verwendet, wie es gerade passt. Es sind inhaltlose Binsen, für oft haltlose Begründungen.
Das kann wirklich keiner mehr hören.
Wie von @T. Melber und @Insder beschrieben, wirkt sich die bisherige Praxis von häufigen Versetzungen (Verwendnungsbreite) gerade dort besonders negativ aus, wo wir interessanterweise auch die größten Probleme haben. Im BAAINBw und im BMVg.
Wenn diese Praxis also an zwei für die Einsatzbereitschaft und Auftragserfüllung der Streitkräfte entscheidenden Stellen bisher nicht zu einer signifikaten Verbesserung in diesen beiden Punkten geführt hat, dann führ diese Praxis wahrscheinlich auch nicht zu einer besseren Auftragserfüllung oder Einsatzbereitschaft an anderen Stellen. Und somit wahrscheinlich auch nicht zu einer grundsätzlichen Verbesserung dieser beiden Merkmale insgesamt.
Hier sollten neue Wege des Denkens beschritten werden. Auch wenn das für die „Karrieredurchhuscher“ auf diversen Verwendungen unangenehm erscheinen mag, sich lästigerweise mit den Grundsatzdingen einmal wieder im Detail zu beschäftigen.
In einem anderen Thread schrieben Sie: „der Bund stellt (einsatzbereite) Streitkräfte […] auf.“ Dann machen wir doch auch mal, was das Bundesverfassungsgericht für richtig hält.
Warum wir und nicht der Bund? Weil der Bund abstrakt ist. Aber ein Teil vom Wesen dieses Abstraktums liegt auch in Ihnen, wenn sie daran glauben. Deshalb müssen wir selbst uns auf den kleinteiligen, mühseligen Weg kontinuierlicher konstruktiver Kritik und Verbesserung machen. Der „Bund“ macht da gar nix. Ihr obiger Satz aus dem anderen Thread ist ein Anthropomorphismus.
@hagion pneuma | 17. Mai 2019 – 9:38
„Vorschnelle Generalisierungen sind oft Hinweise auf eine unzureichende Stützung der Argumentation.“
Ich sehe nicht wo ich hier vorschnell gewesen wäre. Die Bundeswehr folgt seit Jahrzehnten einem bewährten (!) System der Personalentwicklung. Ich selbst hatte aufgrund meines Werdegangs die Möglichkeit Einblick in zahlreiche Personalsystem anderer Armee zu bekommen und kann bestätigen, dass ein großer Teil vergleichbare Systematiken verfolgt.
Das ist weder vorschnell noch unzulässig generalisiert.
„„Verwendungsbreite“ ist, genau wie „Personalbindung“ u.a. Worte aus dem Wortschatz der Personalführung im Grunde nur eine „Worthülse“ – denn ihr fehlt der Begriff.“
Das ist nicht zutreffend, denn für beide Begriffe gibt es Definitionen und dahinterstehende Konzepte.
„Wie von @T. Melber und @Insder beschrieben, wirkt sich die bisherige Praxis von häufigen Versetzungen (Verwendnungsbreite) gerade dort besonders negativ aus, wo wir interessanterweise auch die größten Probleme haben. Im BAAINBw und im BMVg.“
In beiden Dienststellen gibt es in der Tat Dienstposten auf denen eine längere (oder im Ausnahmefall sogar „lange“) Stehzeit sinnvoll ist.
Das gibt es auch in anderen Dienststellen.
Aber es gibt eben umso mehr DP, bei denen eine Verwendung von z.B.drei Jahren durchaus angemessen ist.
Darüber hinaus ist es ja auch kein Problem für die allermeisten StOffz leberälteren UmP länger als drei Jahre auf einem DP zu bleiben und auf Verwendungsbreite zu verzichten. Dann muss man aber auch halt bereit sein Abstriche in Förderungsmöglichkeit zu einem späteren Zeitpunkt zu machen.
Meine Erfahrung (sowohl als geführter Soldat, als auch als Vorgesetzter von Soldaten) ist, dass man mit der PersFü sehr wohl zu guten Ergebnissen kommen kann.
Aber man muss sich halt von der Vorstellung verabschieden seine Laufbahn in allen Dimensionen (Karriere, Verwendung, Stationierung) optimal nach eigenen Wünschen gestalten zu können.
„Deshalb müssen wir selbst uns auf den kleinteiligen, mühseligen Weg kontinuierlicher konstruktiver Kritik und Verbesserung machen.“
Jepp. Ich hätte zahlreiche Verbesserungsvorschläge. Aber die von Ihnen skizzierten Ideen halte ich halt für extrem schädlich für die Einsatzbereitschaft und lehne sie deswegen ab.
@hagion pneuma
Vielen Dank für Ihre Beiträge, immer wieder eine Freude hier von Ihnen zu lesen!
@Koffer
Ich hätte da doch noch ein paar Fragen zu Ihren Ausführungen:
1. Ich würde mich freuen, wenn Sie mir ein paar konkrete Bereiche nennen könnten, wo es Ihrer Meinung nach wirklich sinnvoll ist, jemanden für eine 1-3 jährige Stehzeit einzuplanen. In den technischen Bereichen fällt mir da wirklich nichts ein. Es geht mir dabei nicht um Bereiche, wo es vielleicht nicht schadet, wenn man nur drei Jahre dort sitzt, sondern um Bereiche, wo es wirklich der Bundeswehr durch die Entwicklung des Einzelnen hilft. Ein ausgesprochenes Negativbeispiel dieser Postenschieberei waren in meiner Dienstzeit Lehrgänge. In den über 15 Jahren auf Bw Lehrgängen sind mir insbesondere die Ausbilder im Gedächnis geblieben, die nur deshalb an der Schule waren, weil sie den Haken „Lehrtätigkeit“ brauchten. Die wussten auch vorher schon, dass sie nicht unterrichten wollen und haben überspitzt gesagt, Generationen von jungen Soldaten vergrault. In meiner Wahrnehmung führt das alles genau zu den Vorgesetzten, die dann mit ihren kurzen „Erfahrungen“ von vor 20 Jahren prahlen während alle anderen nur noch die Augen rollen.
2. Warum muss jemand, der in einem bestimmten Bereich ein ausgewiesener Experte ist und den Job gerne macht, ggf. mit Abstrichen bei der Förderung rechnen?
Hintergrund meiner Frage. Viele zivile Unternehmen haben gemerkt, dass es oftmals gar nichts bringt, wenn man z.B. sehr gute Programmierer auf Chefposten setzt um sie mit dem höheren Gehalt zu halten. Dort gibt es jetzt auch Aufstiege innerhalb der Funktion.
Leicht übertrieben gesagt ist bei der Bundeswehr jeder durchschnittliche Soldat nach drei Jahren ein absoluter Experte weil es niemanden gibt, der in diesem Bereich mehr weiß. Hilft das dem System wirklich weiter? Mein Paradebeispiel ist ein Schrauber (PUO), der für den Berufssoldaten in ein Amt musste und dort nichts geleistet hat. War halt nicht sein Ding weil er Spezialist und nicht Generalist war. Glücklicherweise für das System nur 2-3 Jahre….
3. Ich habe in vielen Bereichen überragende Soldaten kennen gelernt, die aber nie den Berufssoldaten beantragt haben, weil die Personalführung sie halt nicht auf dem Dienstposten belassen wollte wo sie uns echt geholfen haben. Und das durch die Bank vom einfachen Versorger über militärische Ausbilder, technisches Personal bis zum Piloten. Können wir uns das wirklich noch leisten, sehr gute Leute deshalb gehen zu lassen?
Lassen Sie uns (und die mitlesende Führung) vielleicht daran teilhaben?
Zu meinem militärischen Hintergrund: Ich habe selber bewusst auf Förderung verzichtet um in meinem Bereich zu bleiben und bin damit super zufrieden und freue mich für jeden, der, z.B. weil er sich jederzeit durch die Republik versetzen lässt, befördert wird. Lehrgänge haben mir immer Spaß gemacht und ich habe immer noch eine extrem hohe Berufszufriedenheit. Ich bin also nicht der frustrierte MilFD den Sie mal in einem meiner Beiträge vermutet haben.
Ich frage mich nur, wo der derzeitige Braindrain noch hinführen soll.
@Schnuckel | 17. Mai 2019 – 22:24
Eine dreijährige Stehzeit kann z.B. in bestimmten Ämter- oder Lehrverwendungen zielführend, in denen man aktuelle Erkenntnisse aus Einsatz oder Truppe in WE oder Ausbildung einbringen kann.
Eine dreijährige Stehzeit kann z.B. auch auf KdoBeh-Ebene sinnvoll sein, um Kdo-Denken und Realität der Truppe nicht auseinander klaffen zu lassen.
Eine dreijährige Stehzeit kann z.B. auch in Auslandsverwendungen sinnvoll sein, um eine fachliche und/oder emotionale Abkopplung von der eigenen Armee zu verhindern.
Eine dreijährige Stehzeit kann z.B. auch in Führungsverwendungen aller Ebenen sinnvoll sein um zu verhindern, dass sich ganze Verbände und Einheiten nur auf eine Person und eine Führungsstil und ein Führungsdenken ausrichten und damit dann für Nachfolger und Zuversetzte verbrannte Erde hinterlassen wird.
Eine dreijährige Stehzeit kann generell sinnvoll sein z.B. um aus Fürsorgegründen eine zu lange Abwesenheit vom eigentlichen Heimatstandort und/oder der Familie zu verhindern bzw. abzufedern.
Eine dreijährige Stehzeit… Ich könnte fortfahren und fortfahren.
Wechsel um des Wechsel selbst willen ist selten sinnvoll, aber zu bestreiten, dass für einen sinnvollen Personalaufbau und eine strukturierten Personalführung ein gewisser Grad an regelmäßigen Wechsel für Offiziere und UmP notwendig ist, ist realitätsfremd.
Ein solches Behaupten erzeugt zudem Mythen und schürt die Unzufriedenheit bei den Betroffenen, die solchen Mythen glauben schenken und dann erstaunt sind, wenn die PersFü ihnen die Karten der Realität legt (legen muss).
Und ich wiederhole mich gerne: meine Erfahrung ist, dass man mit der PersFü regelmäßig zu guten Ergebnissen kommt, wenn man ehrlich seine Ziele kommuniziert und nicht glaubt im Rahmen eines Wünsch-Dir-Was seine Dienstzeit in allen Dimensionen (Karriere und fachliche Verwendung und Standortwahl) gleichermaßen gut nach eigenen Vorstellungen optimieren zu können.
@Koffer @Schnuckel
Wenn es im gleichen FGG stattfindet ist bei Kameraden, die für Führungsverwendungen vorgesehen sind, ein regelmäßiger Wechsel der Verwendung sicher sinnvoll. „Dreier“ sind da von Natur aus natürlich eher flexibel.
Allerdings gibt es eben auch Tätigkeiten, bei denen man eine jahrelange Erfahrung (Kenntnis der Historie, u.a.) und ein Netzwerk – auch außerhalb der Bw – benötigt (das kann man sich bei DP-Wechseln im gleichen FGG natürlich z.T. auch erhalten).
@Thomas Melber | 18. Mai 2019 – 10:20
+1
@ Koffer
Eigentlich wollte ich Ihnen auf ihre Antwort an @Schnuckel gar nicht mehr antworten, weil Sie einfach in einer anderen Welt leben und den Teil der Bw den ich 35 Jahre erlebt habe nicht kennen und offensichtlich nicht beurteilen können.
Ich stimme sowohl @ hagen pneuma zu, wegen seinen Aussagen verbunden mit der feinzisesilierten Rhetorik und @Schnuckel wegen eines offensichtlichen ähnlichen Werdeganges und einer ähnlichen Berufserfahrung wie meiner eigenen.
Also reden wir mal von dem Teil der Bw den ich gut kenne, den technischen Dienst in der Lw, im Geschwader, an der Schule und im Amt (LwMatKdo).
In allen diesen Tätigkeiten brauchen Sie Fachexpertise von dem Objekt das sie gerade betreuen (Flugzeug, logistische Prozesse, Einführung von Nachfolgemustern usw.) und Erfahrung von der vorhergehenden Tätigkeit.
Am Beispiel eines idealtypischen Werdeganges eines Lfz-Technikers will ich dies mal schildern.
Also Ausbildung zum Feldwebel und Tätigkeit im Geschwader direkt am Flugzeug als Wart oder Instandsetzer, nach 4 – 5 Jahren in der praktischen Tätigkeit Entscheidung BS, Offz milFD oder Zivilberuf nach SaZ 12.
Bei der Entscheidung BS entweder Aufstieg zum Fachgruppenleiter, stellvertretenden Fachgruppenleiter oder Wechsel in den Stab Technik, z.B. Debriefing, Arbeitsvorbereitung, Lebenslaufakte, Einsatzsteuerung oder ähnlichem.
Bei der Variante Offz mil FD 3 Jahre Ausbildung zum staatlich gepr. Techniker, Offz-Lehrgang, Systemausbildung anschließend Versetzung als Technischer Offizier (Zugführer) ins Geschwader oder als Lehroffizier zum Technischen Ausbildungszentrum Lw in Faßberg oder Kaufbeuren oder direkt als Sachbearbeiter ins Amt, (heute wohl ins BAAINBw).
Für alle 3 Verwendungen hat der Offz mil FD ideale Voraussetzung wenn er in seiner neuen Funktion am gleichen Waffensystem wie während seinen Fw-Zeit im Geschwader arbeitet.
Aufstieg zum Hauptmann, weitere Verwendung als Hörsaaleiter, denn mit 3+ Dienstjahren an der technischen Schule wird er erst richtig gut in seiner Funktion. Beförderung zum Hptm, Hörsaaleiter bei der Fw-Ausbildung. Gleichzeitig ist er der Einzige in der ganzen Truppe, der technische Neuerungen für sein System, die die Industrie vorschlägt fachlich mitprüfen kann, denn er ist mit dem Waffensystem auf bits und byte-Ebene bestens vertraut.
Sollte der Offz mil FD nach seiner Ausbildung direkt ins Amt versetzt worden sein, dann ist er nach 5 – 10 Jahren das fachliche Rückgrad für den Referatsleiter bei Verhandlungen mit der Industrie. Er hat von der Pike auf Ahnung von dem System, das er betreut, kennt den zeitlichen Kontext der Vorgänge, kennt die Personen auf der Gegenseite und die internen Abläufe im Amt, damit ein Vorgang zügig in ein beschaffbares Produkt umgesetzt wird (gilt auch für die aktuelle Ersatzteilproblematik).
Sollte der UmP aus dem Geschwaderdienst zum OStFw anstehen und er ins Amt wechseln, dann ist er dort wiederum ein gefragter Fachmann bei der Systembetreuung genauso wie wenn er in ein Instandsetzungszentrum wechselt und dort einen Fachbereich übernimmt.
Also nach dieser Darstellung kann oder muss ein UmP einmal zum OStFw versetzt werden, der Offz mil FD einmal zu seiner Lt-Verwendung und event. ein zweites Mal zur A12-Stelle.
Jetzt werden Sie fragen und was ist mit den Offz Trd ? Im Geschwader läuft er die OLt-Zeit mit bis er zum Hptm befördert wird. In der Zeit hat er auch einen gewissen Überblick über den Geschwaderbetrieb gewonnen. Als Hptm geht er dann als SaZ 13 bald in die Berufsförderung, denn gute Ingenieure werden noch immer in der Industrie hoch gesucht und entsprechend umworben. (Die Anderen versetzen Sie dann im 3-Jahre Rhytmus in ihrem Werdegang und hoffentlich sind auch wirklich gute Leute dabei um die Führungspositionen adequat zu besetzen) /SCNR
Ein letzter Punkt, zu meiner Zeit sind regelmäßig 4 Hauptleute mil FD pro Geburtsjahrgang ab dem 40. Lebensjahr zum Offz TrD zugelassen worden. Heute mag dies durch die Ausweitung der Stabshauptmannndienstposten etwas anders aussehen.
Von den 4 Hptleuten pro Jahrgang war meist ein Transportfliegerpilot dabei, da man für die Transportfliegerei Staffelkapitäne benötigte, 2 waren von verschiedenen Dienstteilbereichen und ein Hptm der für die Laufbahn zugelassen wurde war meist ein S1-Personaloffizier, bzw. kam aus dem Personalgeschäft.
Warum fast jedes Jahr ein Personaloffizier ?
Nun kann man sagen, die waren eben überragend gut beurteilt, aber das wäre aus meiner Sicht zu kurz gegriffen. Die Personaler wollte einfach einen Fachmann für das Personalgeschäft in der StOffz-Laufbahn haben, getreu dem Motto „was ist der Unterschied zwischen einem Fachoffizier und einem Truppenoffizier ?“
Vielleicht ist der Unterschied für viele Verwendungen und Funktionen (jedoch beileibe nicht für alle Funktionen), der gleiche Unterschied wie zwischen einem Facharbeiter und einem sonstigen Arbeiter ?
@Georg | 18. Mai 2019 – 17:50
Ich kann mir in der Tat gut vorstellen, dass man im Subsystem „technische Verwendungen in EINEM Geschwader“ einen weitgehend geschlossenen Verwendungsaufbau mit relativ wenig Versetzungen hinbekommt.
Aber es gibt nun einmal auch andere Subsysteme die zwingend regelmäßig mit frischen Personal zu befüllen sind (Ämter, KdoBeh und Ausbildungseinrichtungen) und dieses frische Personal nur durch Rückgriff auf qualifiziertes Personal aus dem Subsystem Truppe bekommen kann. Ansonsten würden in diesen systemrelevanten Subsystem (Steuerung und Ausbildung) mittelfristig kein Personal mit qualifizierter Truppen-/Praxiserfahrung mehr vorhanden sein.
Das würde dann wiederum zu erheblichen Nachteilen sowohl für das Subsystem Truppe, als auch für das Gesamtsystem führen.
Zudem muss natürlich bei der Frage von BS Stellen und Spitzenförderungen welche nicht umfänglich im Subsystem gedeckt werden kann auch ein gewisser Abfluss von Personal aufgrund eigenem Interesses der Betroffenen akzeptiert werden. Dieser Abfluss aufgrund GG (jeder Deutsche hat Zugang…) wiederum führt zu einer weiteren Querdeckungsnotwendigkeit aus anderen Subsystemen (diesmal in das Subsystem des Verbandes, aber nicht zwingend auf Wunsch der Betroffenen im „Zufluss“).
Der Verfassungsauftrag zur Aufstellung (einsatzbereiter) Streitkräfte bedingt eine regelmäßige Priorisierung der Anforderungen des Dienstherren über die Bedürfnisse des Einzelnen.
Wer das nicht bereits ist einzusehen oder zumindest hinzunehmen, sollte einen anderen Beruf wählen.
Und nebenbei: das war schon immer so und ist weltweit üblich. Es sollte also niemanden überraschen das es so ist, das es funktioniert und das es auch gut so ist.
Eine sehr interessante Diskussion. Meine Erfahrungen im BAAINBW sind, dass die kurzen Stehzeiten der StOffz sich ungünstig auf die Aufgabenerledigung auswirken. Und oftmals ist mittlerweile durch den weg gestrichenen Unterbau oder der weiteren zahlreichen Vakanzen der StOffz A13/14 und auch A15 oftmals auch weniger als Vorgesetzter mehrere Mitarbeiter eingesetzt sondern eher als Sachbearbeiter+. Die möglichen Auswirkungen auf den Grad der Aufgabenerfüllung sind daher eher negativ zu bewerten.
Also, aus meiner Sicht ist ein differenzierter Maßstab bei der Bewertung der Zweckmäßigkeit anzulegen.
Insofern hat Koffer schon recht, die anderen aber auch. Man muss wirklich die einzelnen Verwendungen betrachten und entscheiden was sinnvoll im Sinne der Auftragserledigung ist. Mein Eindruck ist leider, dass das Personalwesen aktuell etwas losgelöst von den Sachproblemen agiert.
Mein Verständnis ist folgendes:
Es muss eine Balance zwischen Verwendungsbreite und Fachspezialist bestehen oder hergestellt werden.
Diese Balance ist von TSK, Waffengattung bzw. deren Äquivalent – Fach und Truppendienst wahrscheinlich verschieden.
Es ist sowohl das Entwickeln von reinen Fachidioten, Verwendungsverwässerern und auch von modern Major Generals(was anscheinend gerade passiert) zu vermeiden.
Lieber Koffer,
1.) „Dem widerspricht jegliche militärische Lebenserfahrung und das über alle mir bekannten Armeen hinweg.“ – „Ich sehe nicht wo ich hier vorschnell gewesen wäre.“
Sie können nicht ausgehend von Ihrer persönlichen Wahrnehmung (deren individuelle Richtigkeit hier nicht bestritten wird) einen gültigen Schluss auf jegliche militärische Lebenserfahrung beanspruchen. Das ist doch sicher einsichtig. Nur weil Sie eine persönliche Ansicht von etwas haben, heisst das nicht, dass diese Ansicht allgemein gültig ist. Sie erheben so Ihre Meinung fälschlicherweise zum allgemeinen Prinzip. Das ist ein Fehlschluss.
Dazu kommt, dass Sie es schon wieder an jeglicher Begründung fehlen lassen. (Welche Armeen? Wie handhaben die in Sinne Ihrer Behauptung nun genau was?)
Ein gutes Argument besteht aus Prämissen und einer Konklusion. Idealerweise sind die Prämissen wahr, verifizierbar und relevant für die Konklusion. Dann überträgt sich die Wahrheit der Prämissen im besten Fall auf die zu stützende Behauptung (Konklusion). Sie ist dann glaubhaft. Man nennt das Rechtfertigung oder Begründung. Und Sie wollen doch das wir Ihnen glauben, oder nicht?
Also Behauptungen in Zukunft stichhaltig begründen!
Ich bringe ersatzhalber mal meine internationalen Erfahrungen ein.
Ich habe beispielsweise die französische Offizierausbildung in einem Austauschprojekt kennengelernt. Weniger kompliziert verschult als bei uns. Ein hoher Anteil von Aufsteigern aus der Fw-Laufbahn mit „Abitur-Direkteinsteigern“ in einem gemeinsamen Offz-Hörsaal. Es gibt generell eine hohe Abiquote bei den Fw. Die militärischen Abschlüsse können in der Regel auch zivil weiter genutzt werden oder man geht vorher studieren. Es gibt dort nichts vergleichbar unseren zivilen Bw-Unis. Und glückliche langdienende Mannschaften (Kraftfahrer) gibt’s dort auch in einer Art BS-Status.
Schauen Sie sich auch noch einmal die britische Rekrutierungpraxis an. Auch die Strukturierung der dortigen Mannschafts- und Feldwebellaufbahn mit den entsprechenden Absprüngen in höhere Laufbahnen (warrant-officer, truppenoffizier), vor allem aber die Stehzeiten in den Dienstgraden und vor allem die Anzahl der Dienstgrade und die jeweiligen Verpflichtungszeiten und Versorgungsansprüche. Tipp: UK-News vom HVerbStab GB lesen. Bei den Briten sind auch schon Dinge wie Geldprämien für Nachweis von Sprachkenntnissen üblich. Stichwort Leistungsanreize. Suchen Sie bei uns mal einen, der gut französisch spricht, z.B. für Einsätze in Mali.
Werfen Sie auch einen Blick auf die USA. Auf die regulären Dienstzeiten und die Zuruhesetzungspraxis dort. Auch auf das Selbstverständnis und den Umgang dort gegenüber der Reserve.
Ich sehe da in Relation zur Bundeswehr Schwierigkeiten überhaupt eine einheitliche Basis zu finden, auf die Ihr Postulat vom „Widerspruch gegen jegliche militärische Lebenserfahrung“ überhaupt aufbauen könnte.
Und nun haben Sie das Wort lieber Koffer. Begründen Sie ihrer generelle Aussage.
2.) „[…] denn für beide Begriffe gibt es Definitionen und dahinterstehende Konzepte.“
Wunderbar! Niemand kann alles wissen. Also wo kann ich diese nachlesen? Oder geben Sie sie kurz an.
3.) „In beiden Dienststellen gibt es in der Tat Dienstposten auf denen eine längere (oder im Ausnahmefall sogar „lange“) Stehzeit sinnvoll ist.“
Das stellt einen Widerspruch zu Ihrem Postulat dar. Wenn die Praxis kurzer Stehzeiten und häufiger Versetzungen „jeglicher militärischer Lebenserfahrung“ entspricht, also aller mil. Lebenserfahrung, kann es solch einen Fall (3.)) nicht geben.
4.) „Ich hätte zahlreiche Verbesserungsvorschläge. Aber die von Ihnen skizzierten Ideen halte ich halt für extrem schädlich für die Einsatzbereitschaft und lehne sie deswegen ab.“
Nur machen Sie dann bitte auch mal einen Verbesserungsvorschlag!
Und auch hier fehlt zum wiederholten Male die Begründung. Aber lassen Sie uns diese Begründung doch mal zum Kern unserer Diskussion machen. Dann bleiben unsere Beiträge auch kleiner und auch näher fokussiert auf das Thema.
Welche Ideen habe ich denn skizziert? Und was daran ist warum genau schädlich? Und warum extrem schädlich?
@ Schnuckel | 17. Mai 2019 – 22:24
„Ich frage mich nur, wo der derzeitige Braindrain noch hinführen soll.“
Der Braindrain hält vermutlich schon seit einiger Zeit an. Wenn Stabsoffiziere ein neues KFz fordern sollen und zu dem Ergebnis kommen: für 4 Mann Besatzung – aber aufwuchsfähig auf 5, frage ich mich schon, ob man tatsächlich Fachwissen braucht oder gesunder Menaschenverstand für die Erkenntnis ausreicht, dass man ein Fz für 5 Mann Besatzung braucht. Ggf kann man zunächswt auf einen Sitz verzichten.
Wie soll das Fz denn aufwachsen? Stück zwischenschweißen, Motor, Fahrwerk und Bremsen verstärken?
Wenn unser besonders ausgesuchtes Personal nicht über das erforderliche FÜHRUNGSWISSEN verfügt und nicht die richtigen Fragen stellen kann ist es zu spät.
Entschuldigung, liebe Personaler, da hat sich nix bewährt.
@Grashüpfer | 18. Mai 2019 – 19:36
„Also, aus meiner Sicht ist ein differenzierter Maßstab bei der Bewertung der Zweckmäßigkeit anzulegen.“
+1
„Insofern hat Koffer schon recht, die anderen aber auch. Man muss wirklich die einzelnen Verwendungen betrachten und entscheiden was sinnvoll im Sinne der Auftragserledigung ist.“
Und zudem muss das Gesamtsystem betrachtet werden. Es geht ja nicht nur um eine Einzel-DP-bezogene oder einzelverwendungsreihenbezogene Betrachtung, sondern es muss auch eine zielführende Bedarfsdeckung für KdoBeh, Ämter und Schulen erfolgen.
In manchen Fällen muss also auch abseits einer für den einzelnen DP oder den einzelnen Personenverwendungsaufbau eine Entscheidung zum Wohle des Gesamtsystems getroffen werden.
Aber eben auch nicht immer. Manchmal ist es auch einfach und man kann eine Personalentscheidung von einem singulären Faktor abhängig machen :)
„Mein Eindruck ist leider, dass das Personalwesen aktuell etwas losgelöst von den Sachproblemen agiert.“
Ja genau, weil die PersFhr ja auch nicht ständig in Verbindung mit Soldaten, Vorgesetzten und Bedarfsträgern stehen…
@hagion pneuma | 18. Mai 2019 – 20:38
Sorry, aber da sind mir zu viele Detailfragen aufgeworfen um auf alle zu erwidern.
Ich hätte zwar eine Menge dazu zu sagen (z.B. zur Abiturientenquote in FRA) oder zu den Aufstiegsmöglichkeiten in GBR oder zur Zuruhesetzungspraxis in USA, aber das würde zu einer Dissertation werden und hätte am Ende nur noch wenig mit dem Thema dieses Fadens zu tun.
In der Tat könnten wir uns bei einigen unserer Partner einiges abschauen.
Allerdings müsste man gleichzeitig der Versuchung widerstehen systemfremde Teillösungen anzubieten.
Lieber Koffer,
„Der Verfassungsauftrag zur Aufstellung (einsatzbereiter) Streitkräfte bedingt eine regelmäßige Priorisierung der Anforderungen des Dienstherren über die Bedürfnisse des Einzelnen.“
Bitte greifen Sie hier nicht wieder auf das abstrakte Konstrukt „Dienstherr“ zurück. Das wirkt hilflos. Stichwort: Anthropomorphismus. Suchen Sie stattdessen nach überzeugenden rationalen und intellektuellen Gründen für Ihre Behauptungen. Im übrigen gibt es seit längerem menschengemachte Entscheidungen (Stellenbündelung Fw – StFw und Lt – H, die allgemeine Regel sollen längere Stehzeiten (5 Jahre) werden) die möglicherweise Ihren Ansichten von dem was der „Dienstherr“ möchte, entgegen stehen. Oder finden Sie solche Dinge auch schon extrem schädlich?
„Wer das nicht bereits ist einzusehen oder zumindest hinzunehmen, sollte einen anderen Beruf wählen.“
Auch hier noch eine Wiederholung. Es bietet sich nicht an jedem, der nicht Ihre Ansichten teilt, generell die Eignung zum Soldaten und damit auch im gewissen Sinne die fachliche Diskussionswürdigkeit abzusprechen. Ich bin eher der Meinung, das demjenigen, der nicht kritisch, rational und intellektuell in Entscheidungs- bzw. Veränderungsprozesse eigenverantwortlich mitdenken kann, die Eignung zum Stabsoffizier abzusprechen ist.
„Und nebenbei: das war schon immer so und ist weltweit üblich. Es sollte also niemanden überraschen das es so ist, das es funktioniert und das es auch gut so ist.“
„isso weil isso“ ist zirkulär und ist und war schon immer eine der schlechtesten von allen möglichen Begründungen.
Koffer | 17. Mai 2019 – 23:23
Ich stehe Ihnen die Müdigkeit zu so später Stunde zu. Zu den ersten 4 Absätzen lohnt es sich wie @Georg schon ausführte nicht, etwas darauf zu schreiben.
Doch der 5. Absatz ist anrührend. Diese Definition von Fürsorge blieb mir bisher verborgen. Herzzerreissend diese Rechtfertigung für die Versetzerei, im wahrsten Sinne des Wortes.
@hagion pneuma | 19. Mai 2019 – 12:12
„Bitte greifen Sie hier nicht wieder auf das abstrakte Konstrukt „Dienstherr“ zurück. Das wirkt hilflos.“
Da es nun einmal der terminus technicus ist, kann ich Ihnen da leider nicht helfen. Sie werden mit diesem Begriff leben müssen.
„Im übrigen gibt es seit längerem menschengemachte Entscheidungen (Stellenbündelung Fw – StFw und Lt – H, die allgemeine Regel sollen längere Stehzeiten (5 Jahre) werden) die möglicherweise Ihren Ansichten von dem was der „Dienstherr“ möchte, entgegen stehen. Oder finden Sie solche Dinge auch schon extrem schädlich?“
Jepp. Ich halte die großen Stellenbündelungen in der Tat für ein Riesenproblem. Und zwar nicht handwerklich (die Soldaten werden ja trotzdem versetzt werden, denn sonst brechen ja sehr zeitnah bestimmte personelle Subsysteme zusammen), sondern vielmehr psychologisch.
Bisher erkannte der Sdt wenigstens ganz handfest warum er im eigenen Interesse zu einer Versetzung anstand (die eigenen Beförderung). Jetzt muss er „blindes“ Vertrauen in ein abstraktes System haben.
Übrigens habe ich gar nichts gegen Stehzeiten von 5 Jahren (im Ausnahmefall vielleicht sogar mehr) auf bestimmten (!) Dienstposten. Bei bestimmten Verwendungen und/oder Karriereentscheidungen lässt sich das sicherlich mit Nutzen oder zumindest ohne Schaden für das Gesamtsystem abbilden. Nur darf man halt nicht den Eindruck ggü. den Soldaten erwecken, dass sei der querschnittlich Regelfall und/oder als habe der einzelne ein Anrecht auf solche Stehzeiten.
„Wer das nicht bereits ist einzusehen oder zumindest hinzunehmen, sollte einen anderen Beruf wählen.“
Und das tun die Leute dann eben: einen anderen Beruf wählen. Dann aber bitte nicht mehr jammern, dass keiner mehr kommt.
@ Koffer
Zitat: 18.05. 18:46 Uhr
„Ich kann mir in der Tat gut vorstellen, dass man im Subsystem „technische Verwendungen in EINEM Geschwader“ einen weitgehend geschlossenen Verwendungsaufbau mit relativ wenig Versetzungen hinbekommt.“
Ich habe nicht von einem Geschwader geschrieben sondern den gesamten Dienstteilbereich „Lfz-Technischer Dienst“ in der Lw betrachtet.
Wenn man die Ebene Schulen und Ämter / Kdo-Behörden im Bereich „Lw-Technischer Dienst“ dazu nimmt, dann kommt man auch mit EINER bis max. ZWEI Versetzungen im Laufe eines Berufssoldatenlebens aus.
Also für den UmP wenn er zum HFw / StFw oder zum OStFw ansteht und eine Versetzung vom Geschwader oder der sonstigen technischen Truppe (FlaRak, Bodenradar, Einsatzführungsdienst) zum Amt, der Kdo-Behörde oder der Schule (TAZLw) durchführt.
Für den Sachbearbeiter im BAAINBw als Offz milFD zu seiner Leutnantsverwendung und ebenso für den Lehroffizier an technischen Ausbildungseinrichtungen. Beide bleiben bis zum Ende ihrer Dienstzeit auf der Ebene (Amt, Kdo-Behörde oder Schule) wo sie als Leutnant angefangen haben. Event. findet eine Querversetzung zur A12-Förderung statt. Dies macht für den Offz mil FD max. „zwei“ Versetzungen im Lauf eines Berufslebens zum „Verwendungsaufbau“ statt.
Sollten mehr Versetzungen notwendig erfolgen, dann ist es wegen StO-Schließungen, Umstrukturierungen und sonstigen nicht vorweg planbaren Ereignissen. Dann hat es aber nichts mehr mit Verwendungsaufbau zu tun.
Ich denke wir sind uns einig, dass man in Ämtern, Kdo-Behörden und Schulen keine Fw / OFw Stellen im Stellenplan für den Fachauftrag ausbringen sollte, denn Berufsanfänger gehören in die Truppe und nicht in die Ämter und Kdo-Behörden !
Dies gilt übrigens auch für das BAPersBw in Köln, auch da haben meiner Ansicht nach keine Berufsanfänger als Fw / OFw etwas verloren. Die Soldaten, die über den Werdegang von anderen Soldaten mitentscheiden sollten in der Truppe als PersFw angefangen haben und ihr Fach von der Pike auf gelernt haben. Vielleicht wären dann auch manche Entscheidungen des BAPersBw praxisgerechter ausgefallen !
Aber es ist halt so schön kuschelig im Amt in Köln, mit dem Karneval und so allem darum herum und warum Truppe mit Versetzung und Umzug und so, wenn man auch in Köln als Fw im Amt Karriere machen kann.
@Nur 2 Cent | 19. Mai 2019 – 13:27
„Und das tun die Leute dann eben: einen anderen Beruf wählen. Dann aber bitte nicht mehr jammern, dass keiner mehr kommt.“
1. Ich gehöre nicht zu denjenigen, die die aktuelle Nachwuchslage allzu schwarz sehen. Wir haben einige besorgniserregenden Teilentwicklungen zu beantworten, aber im gesamten geht es (noch/wieder) ganz gut.
2. Ich persönlich würde auch noch viel deutlicher die (manchmal unangenehmen) Besonderheiten des Soldatenberufs kommunzieren. mEn kommt ein großer Teil der Unzufriedenheit bei manchen Kameraden nicht daher, dass man Ihnen am Anfang nicht noch deutlicher gesagt hat, dass Versetzung beim Soldatenberuf normal ist und dazu gehört.
@Georg | 19. Mai 2019 – 13:50
„Wenn man die Ebene Schulen und Ämter / Kdo-Behörden im Bereich „Lw-Technischer Dienst“ dazu nimmt, dann kommt man auch mit EINER bis max. ZWEI Versetzungen im Laufe eines Berufssoldatenlebens aus.“
Das wäre jetzt mal kritisch zu hinterfragen. Ich würde selbst bei UmP und milFD im technischen Bereich hier deutlich höhere Zahlen erwarten. In 35 bis 40 Berufsjahren vermutlich eher fünf bis zehn „große“ Versetzungen also StO-übergreifend und 10+ unter Berücksichtigung von DP-Umsetzung am gleichen StO.
Sie müssen ja vor allem die Querversetzungen aus und in andere Subsysteme berücksichtigen. Ein einzelner Soldat existiert ja nun mal nicht alleine im Gesamtpersonalkörper der Streitkräfte.
Alleine die Notwendigkeit regelmäßigen Austausch zwischen Truppe und Amt/Schule/KdoBeh zu haben, damit die Führung/Ausbildung/Weiterentwicklung fachlich nicht vom Bedarf der Truppe abgekoppelt ist löst ja ständig einen Rückgriff auf die Truppe aus, selbst wenn der Betroffene persönlich fachlich gar nicht angepackt werden müssten.
Und wenn er dann drei bis fünf Jahre später wieder zurück in die Heimat möchte, dann löst es ja wieder zwingend zwei Folgemaßnahmen aus. Nämlich das Freimachen seines neuen Dienstpostens in der Truppe und die Deckung seines freiwerdenden Dienstposten im Amt/Schule/KdoBeh. Und da dies im Regelfall kein Ringtausch sein kann (sonst würde ja eben strukturierter Personalaufbau erfolgen), betrifft jeder Tausch Truppe Amt/KdoBeh/Schule drei Soldaten.
„Ich denke wir sind uns einig, dass man in Ämtern, Kdo-Behörden und Schulen keine Fw / OFw Stellen im Stellenplan für den Fachauftrag ausbringen sollte, denn Berufsanfänger gehören in die Truppe und nicht in die Ämter und Kdo-Behörden“
Absolut!
Einer der Gründe übrigens, warum regelmäßig Soldaten aus der Truppe angefasst werden müssen, obwohl sie selbst auch noch (etwas) länger auf DP in der Truppe hätten stehen können (s.o.).
@Koffer
Also ehrlich gesagt überzeugen mich Ihre Beispiele nicht. Aus meiner Sicht kann allenfalls im Führungsgrundgebiet 3 (mit Ausnahme der Ausbildung) ein kurzfristiger Einsatz für den Soldaten selber zielführend sein. Das Gesamtsystem leidet meines Erachtens trotzdem darunter. Sie sind ja leider gar nicht weiter auf meine Argumente eingegangen, daher möchte ich das hier noch mal für den ersten Punkt (Lehrtätigkeit) konkretisieren:
Ein Soldat, der zum ersten Mal als Ausbilder an eine Schule kommt, verbringt meistens das erste Jahr damit, den Unterschied zwischen der Methodik/Didaktikausbildung der Bundeswehr und der Realität von bis zu 42 wöchentlich zu haltenden Theorieunterrichtsstunden zu erkennen. Ab dem zweiten Jahr läuft es dann einigermaßen rund und im dritten Jahr wartet er auf seine Versetzung. Wo bitte profitiert die Bundeswehr dabei? Und warum tauschen zivile Schulen, Universitäten und Bildungsträger ihr Personal nicht alle drei Jahre aus? Vielleicht ist das ja doch kein Erfolgsmodell?
Die aktuellen Erkenntnisse aus Truppe oder Einsatz die jemand in die Ausbildung mitbringt sind immer nur die eigenen Erfahrungen und Sichtweisen. Ob die sich immer mit den Zielen der Ausbildung und den Wünschen des Verbandes decken, wage ich zu bezweifeln. Ein erfahrener Ausbilder, der für sein Fach brennt, sucht von sich aus den Kontakt zu den Bedarfsträgern und bekommt von dort die Rückmeldungen, was geändert werden muss und lässt es in seine Ausbildung einfließen.
Eventuell ist gerade die Ausbildung ein Paradebeispiel dafür, dass es auch ohne Verwendungsaufbau gute Gründe gibt, Dienstposten extrem langfristig zu besetzen und trotzdem Förderungsmöglichkeiten zu eröffnen. Nur so bekommt man eine echte Kontinuität. Und gerade in der Ausbildung ist der Dienstgrad doch völlig egal. Ob ein Hörsaalleiter / Hörsaalgruppenleiter Zivilist, Mannschaftsdienstgrad oder General ist, tut für mich nichts zur Sache. Es wäre also kein Problem in der Praxisausbildung die PUO vom HFw bis zum OStFw und in der Theorieausbildung den OLt bis StHptm zu bündeln sofern der Soldat a) gerne unterrichtet und b) das auch wirklich gut macht. Das könnte, bei entsprechender Dienstaufsicht, eine Win-Win Situation werden. Wo sehen Sie da Probleme?
Natürlich passt das bisher nicht in die Schablone der Bundeswehrlaufbahnen. Aber das werden wir auch in anderen Bereichen noch lernen müssen. Einen Vorgeschmack darauf erhalten die Fliegenden Verbände mit den DEMAR (DEutsche Military Airworthiness Requirements) Regularien.
Ein Extrembeispiel für den Nachteil von häufig wechselnden Ausbildern sehe ich übrigens jährlich beim NSAK Schießen. Seit meiner Umschulung vor vielen Jahren bin ich jedes Jahr verwundert, was die neuen Leitenden alles anders sehen wollen als im Vorjahr. Ein Gefühl von Drill und Sicherheit kommt da bei mir nicht mehr auf.
Auf die anderen von Ihnen genannten Bereiche möchte ich gar nicht mehr eingehen, da meine eigenen Erfahrungen in Ämtern, Truppe und Schule, vorsichtig ausgedrückt, einfach gar nicht kompatibel mit Ihren Erfahrungen sind.
@Schnuckel | 19. Mai 2019 – 18:30
Nichts fand ich als Lehrgangsteilnehmer so abschreckend und unglaubwürdig, wie ewige Schulgewächse.
Um glaubwürdige UND kompetente Ausbildung erbringen zu können, muss ich wissen was ich lehre und außerdem keine allzulang zurück liegende Praxiserfahrung haben.
Das ist übrigens nicht nur meine eigene Erfahrung aus Lehrgangteilnahmen über nun schon über 20 Jahre Dienstzeit, sondern auch die Rückmeldung meiner Lehrgangsteilnehmer, die ich als Inspektionschef im Rahmen sowohl der anonymen, als auch der offenen Lehrgangsberichte/-auswertungen konsistent über meine Zeit als Inspektionschef erhalten habe.
@ Koffer
Zitat: „Nichts fand ich als Lehrgangsteilnehmer so abschreckend und unglaubwürdig, wie ewige Schulgewächse.“
Das mag ja für die Infanterieausbildung usw. zutreffen. Für die Technikausbildung schaut dies anders aus. So bekam die Schule zuerst den Tornado ASST A3.1 bevor die im Geschwader ausgestattet wurden, bzw. zeitgleich mit den Geschwadern. Wie @Schnuckel schon sagte, man muss bei den Verwendungen wohl unterscheiden, was die Stehzeiten anbelangt.
Einige der besten Lehroffiziere für die lfz-technische Ausbildung machen ihren Job schon 20 Jahre und länger, gehen mit den Geschwadern auf Übungen wie Red-Flag und in Einsätze nach Jordanien.
Der Unterschied ist ziemlich einfach erklärt. Die einen wollen und können Lehrer und die anderen wollen nur ihre Zeit rumbringen bis sie versetzt werden.
Ein guter Lehrer braucht eigentlich nur zwei Dinge: Er oder Sie muss sein Fach lieben und seine Schüler mögen.
Das bekommen sie aber nicht in den Kopf eines Soldaten, der kein Lehrer sein will !
Also jemanden gegen seinen erklärten Willen zum Lehroffizier zu machen, ist von Anfang an zum Scheitern verurteilt.
@Georg
Danke schön, das Gleiche wollte ich auch gerade schreiben!
@Koffer
Auch hier gehen eben unsere Erfahrungen auseinander. Natürlich ist nicht jedes Schulfossil gut, aber bei den Langdienern ist das dann halt auch ein Frage der Dienstaufsicht. Deshalb schrieb ich auch „sofern der Soldat a) gerne unterrichtet und b) das auch wirklich gut macht“
Bei Lehrverwendungen <= drei Jahren reagiert halt durchgehend das Prinzip Hoffnung. Zuerst, dass er das doch noch hinbekommt und dann die Hoffnung, dass er bald wieder weg ist.
Ich will auch nicht behaupten, dass Ihre Erfahrungen falsch sind. Aber ich habe z.B. bei der Fehlersuche in komplexen Lfz, Radar- und Computeranlagen sehr gute Erfahrungen mit "Alten" gemacht und der Großteil meiner negativen Lehrgangserfahrungen beruht auf Hörsaalleitern im Dienstgrad OL (Truppendienst) in einer Pflichtlehrverwendung. Das ist aber natürlich genauso wenig repräsentativ wie Ihre Erfahrungen.
Außerdem bin ich mir sicher, dass wir nur mit motivierten und guten Ausbildern den Nachwuchs dazu bekommen, bei uns zu bleiben. Und da helfen in der Regel weder kurzzeitige Schulverwendungen noch unmotivierte Ausbilder.
Wenn die heutige Lebensrealität von Menschen einen Lebensmittelpunkt außerhalb eines vom Dienstherren bestimmten Standortes sieht, dann sollten wir bei der Größe der Bundeswehr durchaus in der Lage sein, eine für beide Seiten akzeptable Lösung zu finden. Aber dafür muss man auch mal alte Zöpfe abschneiden und kann nicht mehr jedem, der nicht "Hurra" schreit, wenn er versetzt wird, die Eignung zum Soldaten absprechen.
@Georg | 19. Mai 2019 – 20:01
„Das mag ja für die Infanterieausbildung usw. zutreffe“
Sorry, aber sie glauben doch nicht ernsthaft, dass ich in 20+ Jahren nur Infanterielehrgänge besucht habe?!
Und darüber hinaus gilt das Argument der sachgerechten Vorausbildung und regelmäßigen Truppenerdung ja auch für die Ämter und KdoBeh…
Wer verhindern will, dass z.B. Befehle für Einsatzkontingente weltfremd sind, muss regelmäßigen Austausch zwischen EinsFüKdo und Truppe gewährleisten. Wer verhindern will, dass Weiterentwicklung von technischen und taktischen Vorschriften ohne Sachkenntnis der tatsächlichen Bedürfnisse der Truppe erfolgt, muss regelmäßigen Austausch zwischen den Ämtern und der Truppe gewährleisten. Wer verhindern will, dass fachlich veraltete Befehle den Inspekteuren zu Zeichnung vorgelegt werden muss regelmäßigen Austausch zwischen KdoH/KdoLw/KdoM und Truppe gewährleisten.
@Schnuckel | 19. Mai 2019 – 21:01
„dann sollten wir bei der Größe der Bundeswehr durchaus in der Lage sein, eine für beide Seiten akzeptable Lösung zu finden.“
Sehe ich auch so. Nach meiner Erfahrung muss man nur offen mit der PersFü seine Ziele kommunizieren und am Ende kommt zumeist ein für beide Seiten tragfähiges Ergebnis heraus.
Man kann dann halt als Soldat nicht erwarten immer den perfekten DP am Wunschstandort und das mit Aussichten auf Spitzenförderung zu bekommen, aber zumeist gibt es unterhalb des Ponyhofs zahlreiche zumindest hinreichend gute Lösungsalternativen :)
Schnuckel | 19. Mai 2019 – 21:01
„Wenn die heutige Lebensrealität von Menschen […]“
Danke! Genau so sehe ich das auch.
Die bundesdeutsche Gesellschaft wandelt sich. Und da der von @Koffer angesprochene „Dienstherr“ per definitionem die Bundesrepublik Deutschland ist, sollte sich diese Veränderungen der bundesdeutschen gesellschaftlichen Lebensrealitäten auch in sich verändernden Ansichten des „Dienstherrn“ über die Realitäten in seinen Streitkräften niederschlagen.
Man könnte den Gedanken auch weiterdenken und etwas zugespitzt fragen: Führt keine Anpassung an die Realitäten ggf zu einer sich daraus ergebenden Kluft zwischen Bundeswehr und Gesellschaft?
Der Dienstherr ist zum Glück Geschichte, denn wir haben einen weiblichen IBuK und es gibt Vorgesetzte, Auftragsgeber, Dienstgeber und das BMVg.
Ausbilder ist eine Qualifukation die man lernen muss und nicht jeder welcher in seiner Profession gut ist, ist auch ein guter Ausvilder. Wichtig ist, dass der Kontakt zur Truppe nicht verloren geht und eine permanente Qualitätssicherung stattfindet.
Da ist in den letzten Jahren viel geschehen. Dort wo dies nicht der Fall ist, sollte dies gemeldet werden, Möglichkeiten gibt es ja genug.
Koffer | 19. Mai 2019 – 2:13
Lieber Koffer,
Sie brauchen keine Dissertation bei mir vorlegen. Ich hätte auch nicht die Möglichkeit Sie nach Prüfung der selbigen mit dem Prädikat „Dr. pers.“ auszuzeichnen.
Mir reicht ein Essay in dem Sie Ihre Ansichten zu diesen Fragen darstellen:
4.) „Ich hätte zahlreiche Verbesserungsvorschläge. Aber die von Ihnen skizzierten Ideen halte ich halt für extrem schädlich für die Einsatzbereitschaft und lehne sie deswegen ab.“
Welche Ideen habe ich denn skizziert? Und was daran ist warum genau schädlich? Und warum extrem schädlich?
@Zimdarsen | 20. Mai 2019 – 9:22
„Der Dienstherr ist zum Glück Geschichte, denn wir haben einen weiblichen IBuK und es gibt Vorgesetzte, Auftragsgeber, Dienstgeber und das BMVg.“
Die Aussage, die Sie tätigen wollen, verstehen wahrscheinlich nur Sie selber. Oder haben Sie ein massives Problem mit Frauen in Führungspositionen? Und was verstehen Sie unter Dienstgeber?