Personalstärke Mai 2024: Weiter Richtung 180.000, Berufs- und Zeitsoldaten wieder unter 170.000
Die Zahl der aktiven Soldatinnen und Soldaten der Bundeswehr ist im Mai weiter zurückgegangen und liegt mit 180.215 leicht unter der des Vormonats. Auffällig dabei: erstmals seit August 2017 ist die Zahl der Berufs- und Zeitsoldaten unter die Schwelle von 170.000 gesunken.
Die Statistik für Mai 2024 veröffentlichte das Verteidigungsministerium in dieser Woche, fast Ende Juli, wie üblich unter dem immer gleichen Link:
(Seit der Statistik für den Monat März 2023 wurde das Format der Darstellung verändert; der Übersichtlichkeit und Vergleichbarkeit halber bleibt es hier bei der Art der Darstellung vor den März-2023-Zahlen)
Insgesamt leisten 180.215 Soldatinnen und Soldaten ihren Dienst bei der Bundeswehr
Bundesministerium der Verteidigung 1.115
unmittelbar nachgeordnete Dienststellen 9.111
Streitkräftebasis 22.323
Zentraler Sanitätsdienst 20.191
Heer 60.884
Luftwaffe 26.956
Marine 15.321
Cyber- und Informationsraum 13.735
Bereich Infrastruktur, Umweltschutz, Dienstleistungen 958
Bereich Ausrüstung, Informationstechnik, Nutzung 1.890
Bereich Personal 7.731
davon bis zu 5.400 Studierende an Bundeswehr-Universitäten
Berufssoldaten 57.357
Soldaten auf Zeit 112.617
Freiwillig Wehrdienstleistende 10.013
Freiwillig Wehrdienstleistende im Heimatschutz 228
Die Zahl der Frauen in den Streitkräften:
24.287 Soldatinnen sind aktuell bei der Bundeswehr; mehr als 13 Prozent (beträgt der) Anteil der Soldatinnen bei der Bundeswehr
Heer 4.624
Luftwaffe 2.681
Marine 1.704
Streitkräftebasis 2.599
Sanitätsdienst 8.317
Cyber- und Informationsraum 1.400
Ministerium und andere Bereiche 2.962
Laufbahngruppe/Laufbahnen (auch Anwärterinnen)
Offizierinnen 6.889
Unteroffizierinnen mit Portepee 8.425
Unteroffizierinnen ohne Portepee 3.459
Mannschaften 5.514
Status
Berufssoldatin 5.171
Zeitsoldatin 17.259
Freiwillig Wehrdienstleistende 1.838
Freiwillig Wehrdienstleistende Heimatschutz 19
Die wie immer von einem Leser – vielen Dank! – erstellte und fortgeschriebene Tabelle dazu:
Mai_2024_BWPers
Die gesonderte Statistik zu den Zivilbeschäftigten – analog zu den Soldat*innen nach Teilstreitkräften und Organisationsbereichen aufgeschlüsselt; zusätzlich werden Militärseelsorge und Rechtspflege ausgewiesen.
Beschäftigt sind 80.761 zivile Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.
Bundesministerium der Verteidigung 1.830
unmittelbar nachgeordnete Dienststellen 2.528
Streitkräftebasis 6.370
Zentraler Sanitätsdienst 4.305
Heer 2.447
Luftwaffe 4.616
Marine 1.811
Cyber- und Informationsraum 1.776
Bereich Infrastruktur, Umweltschutz, Dienstleistungen 32.844
Bereich Ausrüstung, Informationstechnik, Nutzung 11.549
Bereich Personal 10.130
Militärseelsorge 465
Rechtspflege 90
Der Anteil von Frauen am zivilen Personal wird nur nach Statusgruppen ausgewiesen:
Von den insgesamt 80.761 zivilen Beschäftigten sind 31.501 Frauen (rund 39 Prozent), die in allen Bereichen der Bundeswehr tätig sind.
Beamtinnen insgesamt 10.270
im höheren Dienst 2.117
im gehobenen Dienst 4.241
im mittleren Dienst 3.889
im einfachen Dienst 23
Arbeitnehmerinnen 19.338
im Vorbereitungsdienst, in einem Ausbildungs- oder Praktikantenverhältnis 1.893
(Stand 31. Mai 2024)
Die frühere ausführliche Statistik der Personalstärke in den Auslandseinsätzen und einsatzgleichen Verpflichtungen wurde durch die Gesamtzahl nur in den Auslandseinsätzen ersetzt. Der Stand vom 15. Juli 2024:
Insgesamt sind 865 Soldatinnen und Soldaten der Bundeswehr unmittelbar bei Auslandseinsätzen eingesetzt.
Darüber hinaus gibt es noch die Anerkannten Missionen.
(Die diversen Anerkannten Missionen wie z.B. die NATO-Battlegroup in Litauen sind eben damit nicht erfasst.)
Den Service von Augen geradeaus!, die Vergleichszahlen, gibt es auf einer gesonderten Übersichtsseite.
(Foto: Rekrutinnen und Rekruten der Fahnenabordnung beim Feierlichen Gelöbnis 2024 anlässlich des 80. Jahrestages des Deutschen Widerstands auf dem Paradeplatz des Verteidigungsministeriums in Berlin am 20.07.2024 – Tom Twardy/Bundeswehr)
Zeitenwende mit falschem Vorzeichen. Aber wen wundert es? Erst fehlt es an Material, dann an Personal. Der Ukraine Krieg ist für mehr und mehr Bürger nur noch eine Randnotiz. Durch den wirtschaftlichen Rückgang wird Deutschland immer größere Probleme bekommen, die von Partnern geforderte stärkere Verantwortung bei Sicherheit und Verteidigung zu übernehmen. Als es konnte, wollte es nicht und jetzt, wo es will, kann es nicht. Die Planung des Verteidigungshaushalts zeigt die Richtung.
Junge Menschen sind ja nicht dumm! Die sehen das im Verteidigungshaushalt mit Luftnummern und Fantasiezahlen jongliert wird und spätestens in 3 (DREI) Jahren der EP14 implodieren wird… wo sollen dann auf einen Schlag 26,5 Milliarden Euro her kommen¿? Und es ist ja auch in Wirklichkeit viel Schlimmer… die Truppe geht bis Ende des Jahrzentes von 107 Milliarden Euro bedarf aus um alles zu stemmen und auch die 2% NATO Quote zu erfüllen…. das wäre nach heutigem Stand lediglich eine Verdopplung des Haushalts…. nochmal welcher Finanzminister kann das auftreiben! Nicht Mal in den wirtschaflich besten Zeiten waren solche Sielräume im Haushalt auch nur ansatzweise vorstellbar.
Und da soll sich ein junger Mensch entscheiden zu einem Arbeitgeber zu gehen der in wenigen Jahren nicht Mal mehr seinen Grundbetrieb finanzieren kann… ich glaube ehr nicht.
Da gibt es nur eine Möglichkeit… zurück zur Wehrpflicht. SaZ & BS auf 100.000 eindampfen… dann kann man auch wieder besten Auswahl betreiben und jedes Jahr 300.000 – 400.000 GWD’ler ziehen für 12 Monate. Würde man das System der GBO auch auf GWD’ler anwenden, ergebe sich daraus ein Reservistenpool von 1.800.000 – 2.400.000 Millionen. Mehr als genug um jede Aufwuchsplanung und Personalersatz im V-Fall sicherzustellen.
Kein junger Mensch in Deutschland und in Europa will für die Geopolitischen Interessen der USA sein Leben auf den „Schlachtfeld“ lassen. Verständlich, das sich niemand freiwillig bei der Bundeswehr bewirbt.
Man sollte anfangen (alte) Strukturen und Personal für die Wiedereinführung der Wehrpflicht aufzubauen, um sie dann in 6,7 oder 8 Jahren einzuführen. Man kommt in der heutigen Zeit nicht um eine Wehrpflicht drum herum.
Bis dahin sollten wir hoffen, das die deutsche Bundesregierung ihre Füße still hält und es sich nicht weiter mit Russland und China verdirbt…
[Meine Güte, müssen wir Russland-Propaganda dazu schon wieder lesen? T.W.]
@Küstengang01: Wenn es nicht so traurig wäre, müsste ich eigentlich lachen über Ihre „Problemlösung“. Ich denke, nicht nur junge Menschen sind nicht dumm.. Allein um 400.000 GWDL pro Jahr unterzubringen, bräuchte es einen hohen zweistelligen Milliardenbetrag. Um die auszubilden, eine Ausbildungsorganisation, die ca. 50.000 Unterführer und Führer zusätzlich binden würde. Und Sie wollen deren Anzahl „begrenzen“ ggü. dem IST. Vom Zeitbedarf für die „Umsetzung“ dieser ‚Ideen“ einmal vollkommen abgesehen.
@TW
@Markus bezieht sich vielleicht auf den Artikel
„Ich, für Deutschland kämpfen? Never!
Wir sollen wehrhaft werden, aber wer genau? Irgendwas verteidigen, aber was genau? Ein Einspruch“
auf ZEIT Online (leider Zahlschranke) Die NZZ schrieb letztes Jahr:
„Die Deutschen sind nicht nur wehrunfähig, sondern auch wehrunwillig
Nur jeder zehnte Deutsche würde sein Land im Falle eines Angriffs verteidigen. Kein Wunder. Schon der Begriff «Volk» gilt in der Bundesrepublik als anrüchig. Gleiches gilt für Heimat, Nation oder Vaterland.“
Dabei ist die Frage, ob diese 10% auch „wehrfähig“ (also gesundheitlich, etc.) wären. Und ich selbst bekäme – Stand heute – auf meinem (militärischen) DP nicht einmal eine Waffe geschweige denn ein dienstliches Fzg, da „nicht vorgesehen“.
@Heiko Kania sagt:
26.07.2024 um 12:55 Uhr
…Um die auszubilden, eine Ausbildungsorganisation, die ca. 50.000 Unterführer und Führer zusätzlich binden würde….
Naja, man muss sich von alten Denkmustern und Dogmen im Kopf verabschieden. Die Schweizer Armee hat nur einen SaZ + BS Anteil von 5% der gesamt Truppenstärke.
Man kann alles wenn man nur will da wäre ein SaZ+BS Anteil von 20-25% wohl wirklich nicht zu viel.
Man muss dann aber konsequent jeden Dienstposten für den im Friedensgrundbetrieb kein Soldat erforderlich ist mit einem Zivilisten besetzen, einem Zivilisten der einen Reservedienstgrad hat um ihn im V-Fall auch weiterhin zur Verfügung zu haben.
Dann muss man gewisse Dinge die keine Militärische Kernaufgabe sind auch aus den Streitkräften herausholen… Beispiel Flugbereitschaft. Die „Grauen“ MediEvac Maschinen werden dann halt eine Staffel eines Fliegenden Verbandes und die weißen Regierungsflieger lässt man von einem Dienstleister betreiben, auch da kann man dem Personal einen Reservedienstgrad geben und es ganz normal Sicherheitsüberprüfen lassen.
Einen großteil der Unteroffiziere und auch der Offiziere bis zum Oberleutnant kann man als längerdienende Wehrpflichtige beschäftigen… die ROA’s dienen zwei Jahre und stehen der Truppe fast ein Jahr davon als Militärischer Führer zur verfügung. Einen großteil der Fachdienst Uffze kann man durch Wehrpflichtige ersetzen die einen entsprechenden Beruf draußen gelernt haben. Auch für Einsätze des IKM kann kann man Personal nehmen die sich dafür gesondert Bereit erklärt haben.
Wie denken sie denn das Armeen wie in Finnland, Schweiz, Singapur, Israel oder die US Nationalgarde funktionieren…
Für Ausbildung kann man sich Mal das USMC anschauen das ist von der Personalstärke mit 181.000 Marines genauso groß wie die Bundeswehr unterhält aber nur ZWEI Grundausbildungsstützpunkte!! Unser Problem ist halt das wir die Bundeswehr in ihrer aktuellen Struktur und Organisation so wohl spätestens nicht mehr Finanzieren können oder die NATO Quote wieder massiv unterschreiten werden und gleichzeitig die Streitkräfte auf ein V-Stärke von 460.000 Soldaten bringen wollen…. das passt alles nicht mehr zusammen.
@Küstengang01: Wie ich denke, dass „Armeen anderer Länder funktionieren“ , ist schwer zu erklären. Einige Erfahrungen habe ich vier Monate mit der Nationalgarde der USA in AFG gemacht, einen Kurzeinblick habe ich in die IDF auf Einladung von TZEVET erhalten. Zu den anderen, von Ihnen willkürlich angeführten, liegen mir keine Kenntnisse vor. Aus beiden o.a. Bereichen und 39 Jahren Bundeswehr weiß ich sicher, keine der jeweiligen Organisation ist mit der anderen zu vergleichen. Trennung. Wenn wir von GWDL der BW reden, reden wir nicht von Miliz-System. Die AGA oder wie immer sie heißen mag, findet statt, indem erfahrene Ausbilder unerfahrene Zivilisten (m/w) IN FRIEDENSZEITEN unter FRIEDENSBEDINGUNGEN im militärischen Handwerk ausbilden. Wenn das „in der Truppe“ (einheitsweise Auffüllung) stattfände, müsste die Struktur für die 400.000 GWDL (= zzgl. Führungs/AusbPers, je Grp 2 Unterführer, je Zg 2 Fhr, je KP 3 Fhr, entsprechende Führungsebenen (Btl / Brig/ Div /Korps) VORHANDEN sein. Dazu Infra, Mat und BwVerw. Da kann man „neu denken“. Handeln muss man allerdings strukturiert und überlegt.
@ OODA Loop sagt:
26.07.2024 um 9:14 Uhr
„Als es konnte, wollte es nicht und jetzt, wo es will, kann es nicht. Die Planung des Verteidigungshaushalts zeigt die Richtung.“
Man sollte nicht irgendwelche Sprechblasen für ernst nehmen. Wer, außer vllt. Pistorius, in der Regierung möchte denn wirklich ? Immer nur am Handeln messen, niemals an Worten oder Absichtserklärungen.
Natürlich ist genügend Geld da, nur sind die Prioritäten im Haushalt völlig andere.
Spannend ist, dass trotz des Personalschwundes, die planmäßigen Beförderungen aufgrund mangelnder Haushaltskarten stocken und die Aussichten pessimistisch sind.
Von Außen macht es den Eindruck, dass die Zahlen durch spätere Pensionierungen mit aller Gewalt gehalten werden sollen. Das die junge Generation dann noch mehr Gründe hat in die freie Wirtschaft zu wechseln wird übersehen.
Wie im Bild zum Artikel ersichtlich: die Bundeswehr schafft es ja noch nicht einmal, die Soldaten zum Gelöbnis korrekt anzuziehen (Koppel kommt IN die Schlaufen). Man faselt von Kriegstüchtigkeit und die Vorgesetzten vor Ort schaffen noch nicht mal das.
Allenthalben Sprechblasen und Lippenbekenntnisse bei nicht hinreichender Qualität in der Ausführung. Warum sollte man sich als junger Mensch in einem solchen Betrieb engagieren?
[Ein Hinweis: Den Kommentar, auf den hier Bezug genommen wird, habe ich gelöscht – er stammt offensichtlich nicht von der Person, die unter diesem Nick in sozialen Netzwerken bekannt ist. T.W.]
@ltcdrginger: 100% Zustimmung, vor allem, was die Punkte Beurteilungssystem, „Nasenfaktor“, „Vitamin B“ betrifft. Das aktuelle System hat sich bereits nach wenigen Jahren in der Nutzung als untauglich erwiesen. Da stellt sich nur die Frage, wer dies zugelassen hat, denn absehbar war es!
@Brazzo: Ich glaube nicht, dass es übersehen wird. Ich glaube eher, es wird bewusst ausgeblendet. Die Nebelkerze wird gezündet, der „Erfinder“ wird gefördert und wenn das böse Erwachen kommt, ist der „Erfinder“ bereits wegversetzt und andere dürfen die Suppe auslöffeln. Das hat die letzten 20 Jahre genau so „hervorragend“ geklappt.
Aber Sie haben natürlich vollkommen Recht. Wer glaubt, dass Mitarbeiter bei wachsendem Alter leistungsfähiger werden, der irrt. Sie können maximal mit der in vielen Dienstjahren gewonnenen Erfahrung „punkten“. Und wer glaubt, dass junge Menschen dies attraktiv finden, der irrt ebenfalls.
@Auslandsdiener & all
Ehe jetzt, wie zu erwarten, die Debatte über „Wer nichts kann, kann Anzug“ losbricht: Die Definition von Kriegstüchtigkeit anhand der Koppelschlaufen und die Diskussion darüber findet hier nicht statt.
Bekanntermaßen „stinkt der Fisch am Kopf am meisten“ und das besonders, wenn der Körper immer kleiner wird.
Trotz geschrumpftem Personalkörper alimentiert die Bw noch immer ca. 200 Flaggoffiziere (Generale und Admirale). Bei diesem Wasserkopf sollte man nun ansetzen und pro 1.000 Fehlstellen an der Sollstärke jeweils einen Flaggoffizier-Dienstposten (DP) streichen.
Vielleicht hilft das ja, diese bräsigen militärischen Spitzen-Dienstgrade mehr anzuspornen, dem Personalmangel wirksamer gegenüber zu treten.
Unter UvdL sollte ja die Sollstärke von 203.000 bereits 2027 erreicht werden, was man unter Pistorius klamheimlich auf 2031 geschoben hat. D.h. die Personalstärke der Bw liegt derzeit schon ca. 20.000 unter Soll. Man müsste also aktuell 20 DP B6+ streichen, um diesem Mangel gerecht zu werden und damit der „Wasserkopf“ endlich anfängt Strategien zum Aufwuchs der Streitkräfte zu entwickeln, die auch funktionieren. Eine „Trendwende Personal“ lediglich auszurufen reicht ebensowenig wie eine „Zeitwende“ zu proklamieren.
@Brazzo: Was genau meinen Sie mit „planmäßigen Beförderungen“? Die EINZIGEN planbaren sind die Beförderungen zum Uffz und Leutnant nach Erfüllen der Laufbahnvoraussetzungen. Ggf. noch die zum Feldwebel. Ansonsten haben Beförderungen nach dem Leistungsprinzip stattzufinden. Nach höchstrichterlicher Rechtsprechung.
@Heiko Kania
Und das ist ja auch gut und richtig so….wenn das Leistungsprinzip entscheidet, wäre es natürlich auch gut ein funktionierendes Beurteilungssystem zu haben, um diese Leistung festzustellen.
Aber so lange macht natürlich gerne der A11er über Jahre die Arbeit des A12er, für weniger Geld, bis hin zu dem A15er der auch gerne für weniger Geld das Leben eines A16er führt. Erst wenn man für weniger Geld mehr arbeiten darf weiß man dass man einen guten Job macht.
@chris: Ihre Pauschal-Negativ-Darstellung ist schon sehr speziell. Es klingt für mich mehr nach Jammern auf hohem Niveau, als sachlich begründet. Und natürlich steht es Ihnen frei, das so zu äußern. Allerdings ist der A12-DP (wie der A15er) ein „herausgehobener“. Und der A16-Beförderungsdienstposten wird selbstverständlich mit einem A15 besetzt, der besonders förderungswürdig ist. Allein diese zu besetzen, setzt das positive Auswahlverfahren nach dem Leistungsprinzip in einer Auswahlkonferenz voraus. Und dass jemand, der den herausgehobenen / höheren DP besetzt, „Jahre“ braucht, bis er in die entsprechende Planstelle eingewiesen bzw. befördert ist, bezweifele ich sehr stark.
@Heiko Kania
Wie schön dass der Sarkasmus gefunden wurde.
Um es kurz zu machen: Das Leistungsprinzip ist eine super Sache, die wohl fast jeder unterstützt. Jeder dem schon mal bei einer Beurteilung gesagt wurde, dass die BU noch nicht oder nicht mehr für die BS Auswahl von Bedeutung ist und jemand anders gerade die Punkte braucht, oder auch selber gesagt hat, müsste anhand dieses einfachen Beispiels wissen, dass es da ein Problem gibt.
Und ich gehöre übrigens nicht zu den verbitterten, die hinten runter gefallen sind. Nur weil man sich in einem System selber durchsetzen konnte wird es aber nicht besser.
Ob man als einzelner jetzt ein paar Jahre wartet oder nicht…. in einem System mit mehr Dienstposten als Haushaltsmitteln, Verbänden die unterschiedlich an die Vergabe der Punkte in den Vergleichsgruppen heran gehen, gepaart mit einem mehr oder minder ausgeprägten „Spannungsfeld“ zwischen Dienstpostenwahrheit und Arbeitsgliederung kann vieles passieren…den einen freuts, der andere hat halt Pech. Das ist jedoch mit Sicherheit kein Bundeswehr exklusives Problem.
@chris: PersonalAUSWAHL bedeutet demnach tatsächlich, man muss sich im Einzelfall für eine Person und gegen mehr als eine entscheiden. Kann eben nicht ALLE auswählen… Das ist natürlich PECH für mehrere und GLÜCK für EINEN. Macht deshalb jedoch kein Personalauswahlsystem per se untauglich. Das (immer wieder in Wandlung begriffene) PersFüSysBw schon gar nicht. Vgl „Bericht der Wehrbeauftragten BT Drucksache 20/10500 vom 12.03.2024, S. 53 – Militärisches Beurteilungssystem“.
Wenn ich mich bei einem Arbeitgeber bewerbe, müssen folgende Dinge stimmen.
– Gehalt
– Vorgesetzte
– Selbstwirksamkeit (das verstehen alte Chefs null)
– Arbeitsbedingungen (gute Ausbildung, gutes ausreichendes Material, gute Aufträge, gute Möglichkeiten zur Erfüllung)
Wenn ich lange bleiben soll, und für die Sache brennen soll, benötige ich ZUSÄTZLICH eine Vision.
Wofür steht der Laden, identifiziere ich mich damit? Und richtet sich der Laden in der Praxis nach dieser Vision aus?
Was ich bei der BW sehe ist ein Laden der außer Bezahlung nichts auf die Kette kriegt, keine Vision hat, und mit unfassbarem Haushalt kaum PS auf die Straße bringt. Ob Krieg oder Frieden, das reizt doch nur Idealisten oder Menschen die sonst nichts kennen, oder die sonst nichts leisten. Allein der Grad der Digitalisierung in der Behörde ist dergestalt, dass das jeden Menschen abschreckt dessen Arbeitszeit wichtig ist.
Das wird auch eine Wehrpflicht nicht lösen.
@stiller Mitflieger: Da widerspreche ich. Unser Eid bildet (mindestens) ab „Ich schwöre, der Bundesrepublik Deutschland treu zu dienen, und das Recht und die Freiheit des deutschen Volkes tapfer zu verteidigen.“ Deutlicher ist das Firmenziel, abgebildet durch den Eid eines jeden „Firmenangehörigen“, kaum zu definieren. Da dürfte und muss niemand zusätzlich „Visionen“ entwickeln.
Bleiben wir doch mal realistisch: Die Bundeswehr will bis Ende der 20er Jahre auf etwa 205.000 Soldaten anwachsen, was bedeutet das sie ohne Wehrpflicht schon allein mindestens 20.000 Menschen in Konkurrenz zur freien Wirtschaft wird rekrutieren müssen. Aus meiner Sicht vollkommen illusorisch! Erstens wird es ohne Wehrpflicht nicht gehen, und zweitens wird es darauf hinauslaufen, dass die Reserve stärker in die Truppe integriert werden wird.
In diesem Szenario könnte die mobile Reserve wie angesprochen als aktive Soldaten in die Truppe wechseln um die Personallücke zu schließen, wodurch die allgemeine Reserve eine (deutliche) Aufwertung erfahren dürfte, welche wiederum durch eine neue Wehrpflicht aufgefüllt bzw. vergrößert werden könnte. Zumal man mit Reserve perspektivisch ja auch 420.000 bis 450.000 Soldaten anpeilt.
„stiller Mitflieger sagt:
28.07.2024 um 10:49 Uhr
Wenn ich mich bei einem Arbeitgeber bewerbe, müssen folgende Dinge stimmen. … „
Heiko Kania sagt:
28.07.2024 um 17:28 Uhr
@stiller Mitflieger: Da widerspreche ich. … „
Was „stiller Mitflieger“ ja schreibt ist, dass potentielle Beweber schnell umkehren mangels Perspektive. Da nutzt der Eid nun mal gar nix. Und „Bestandskunden“ verstehen den Begriff „Innere Kündigung“ trotz Eid.
Insofern nutzt der Eid (oder Lobgesänge) nix, wenn er nur eine Luftnummer ist, weil durch den Dienst nicht umsetzbar. So bescheiden ist es nun mal.
Daher sehe ich den Mitflieger hier realistisch schreibend.
Wobei wir bei einem triftigen Grund sind, warum Aufwuchs nicht stattfindet.
@Heiko Kania:
Ja, aber die Abteilungen in der Behörde richten nicht alles danach aus, dem Schwur gerecht zu werden. Und so wird der Schwur unglaubwürdig.
@Heiko Kania, ja das Ziel der Bundeswehr, ihre Vision, wofür wollen wir stehen ist mit dem Eid gut getroffen. Aber spätestens bei der Frage lebt die Bundeswehr diese auch, wird’s finster. Sicher auch zum Teil erzwungenermaßen weil das entsprechende Budget nicht bereitgestellt wurde / wird. Aber sicher auch zum Teil selbstverschuldet. Wie oft wird hier über Ämter und Stäbe gejammert die außer bedrucktem Papier mit der Halbwertszeit einer Tageszeitung nichts bringen. Was ist also deren Beitrag zur Erfüllung der Vision und warum traut sich keiner daraus Konsequenzen zu ziehen?
@ stiller Mitflieger sagt: 28.07.2024 um 10:49 Uhr
Selbstwirksamkeit ist doch eine Eigenschaft des Mitarbeiters/Teamplayers/ Bewerbers, die koennen Sie doch nicht vom Arbeitgeber/Firma/Organisation ect fordern oder erwarten …..
(Jedenfalls verstehe ich da so als „Alter“, mit taeglichen Fuehrungsaufgaben in Zusammenarbeit mit ueber 400 Freiwilligen , Ehrenamtlichen, zwischen 14 und 60 plus Jahren, von Schuelern bis Vollakademikern)
@Heiko Kania
dienen Sie in der gleiche Armee, wie ich? Jeder Mannschaftssoldat mit genug Verpflichtugnszeit wird OSG, jeder Unteroffizier wird Stabsunteroffizier, jeder Feldwebel wird in seiner Laufbahn Hauptfeldwebel und jeder Offizier wird Hauptmann, da wird gar nichts nach Leistung befördert, es geht einfach nur um Stehzeiten. Ich bin seit 11 Jahren Soldat und ich habe bisher noch nicht erlebt, dass in dieser Armee irgend ein Leistungsprinzip herrscht. Im Gegenteil. Wer viel leistet kriegt einfach mehr Aufträge und hat am Ende trotzdem das gleiche Gehalt, wie der der gar nichts macht und sich bei jedem auch nur anstrengend aussehenden Auftrag Neukrank meldet. Die paar Punkte mehr in der Beurteilung sind dann auch egal, da sich eh nicht genug bewerben kann man auch gut mit einer mittelmäßigen Beurteilung wie D- oder sogar noch schlechter BS werden. Mal völlig davon abgesehen, dass das aktuelle Beurteilungssystem sowieso eine Vollkatastrophe und zwischen den unterschieldichen Verbänden auch überhaupt nicht vergleichbar ist.
Und ja es ist völlig normal, dass man ein Jahr und länger auf A12, A14 oder A16 warten muss, obwohl man auf dem Dienstposten sitzt und alle Voraussetzungen erfüllt oder sogar übererfüllt.
Ich habe zwar trotzdem noch den Anspruch meinen Auftrag möglichst gut zu erfüllen, aber warum sollte ich in dieser Armee länger als meine 13 Jahre bleiben? Dafür, dass ich ständig versetzt werde, meine Kinder nicht aufwachsen sehe und nach der Kompaniechef Verwendung sowieso nur im Büro sitzen werde? Und dann darf ich auch noch ewig auf freie Haushaltsmittel warten und den Spagat zwischen Auftragslage und zu wenig Personal und Material ausbaden? Da gehe ich als Ingenieur lieber in die Wirtschaft, auch wenn ich grundsätzlich mit Herz und Seele Soldat und Offizier bin. Der Großteil meines Offz Jahrganges hat sich aus einer ähnlichen Frustration auch nicht zum BS beworben. Ein Leistungsprinzip würde diese Armee wieder deutlich attraktiver machen, aber das aktuelle System fördert die falschen und vergrault diejenigen mit Leistungsdenken.
Sieht man auch gut an den neuen Mannschaften, das sind zu einem guten Teil Sozialfälle. Ein viertel meiner Zeit im Dienst verbringe ich mittlerweile damit wegen Dienstvergehen zu ermitteln und mit dem Wehrdisziplinaranwalt, der Polizei und der Staatsanwaltschaft zu telefonieren.
Ich persönlich sehe den einzigen Ausweg in der Wehrpflicht, so bekommt man wieder alle gesellschaftlichen Schichten in die Armee und vielleicht überlegt man sich dann auch, ob es nicht sinnvoller wäre wieder nach Leistung zu fördern und befördern.
„Stell Dir vor es ist Krieg, und keiner geht hin…“.
Ist ja immer deutlicher in der UKR zu sehen, Und das obwohl das Land angegriffen wird und junge Menschen ihre Heimat verteidigen könnten.
Das sich immer weniger motivieren können wenn man alles mit allen Konsequenzen in 4K nach Hause auf den Monitor/TV geliefert bekommt, irgendwo verständlich.
Warum sollte das hier anders sein.
@Marcus sagt: 28.07.2024 um 19:00 Uhr
„In diesem Szenario könnte die mobile Reserve wie angesprochen als aktive Soldaten in die Truppe wechseln um die Personallücke zu schließen, wodurch die allgemeine Reserve eine (deutliche) Aufwertung erfahren dürfte,…“
Welche „mobile Reserve“, wer oder was soll das sein? Und was bitte ist die „allgemeine Reserve“? Und wo ist da bei ihnen der Unterschied?
Und wenn Sie von Reserve sprechen, meinen Sie die paar Kameraden, denen der Minister so um 2035 herum eigenes Material und Gerät versprochen hat? Nämlich dann, wenn P. wahrscheinlich schon sein Ruhegehalt genießt?
Sie sollten sich nicht von Politiker- und Ministeriumssprech einlullen und von den Wolkenkuckucksheimen des Reservistenverbandes beeindrucken lassen. Da ist zumeist der Wunsch Vater des Gedankens.
@DD: Ich war 39 Jahre Angehöriger derselben Armee wie Sie es derzeit zu sein scheinen. Da ich Berufssoldat auf Lebenszeit (SG, Abs. 1 u. Abs. 2) bin, „gehöre ich irgendwie weiter dazu“. Interessant finde ich Ihre konkreten Aussagen zu ‚Wartezeiten Einweisung A12 u. Beförderungen zu A14 etc pp‘. Vermutlich beklagen Sie genau die, wenn ich verstehe, was Sie meinen. Tatsächlich belegbar ist aus dem WB Bericht 2023 v. 12.03.2024, dass ein Hptm 18 Monate auf seine Einweisung in A12 warten musste. Jedoch nicht „Jahre“. Obwohl auch das natürlich nicht auszuschließen ist, da es, außer für die „erste Beförderung“ nach erfolgreichem Abschluss laufbahnbezogener Ausb (= Uffz, Lt u. vmtl. Fw, wenn als Fw-Anw eingestellt) keinerlei ANSPRUCH AUF BEFÖRDERUNG gibt . Gleichzeitig monieren Sie, dass „jeder“ befördert wird. Und wie so oft, wird „die Wehrpflicht“ (welche genau?) als der Problemlöser beschrieben. Sicher sagen Ihnen „Aktion Sonnenschein“ und der „Matrosenerlass“ nichts. Ich will damit sagen, die Regeln für Personalauswahlen, hier Beförderungsauswahl, sind leistungsorientiert und gleichzeitig gibt es auch eine soziale Komponente.
@DD
Ich kann Ihnen da nur zustimmen. Für mich sind Dienstgrade die neuen Erfahrungsstufen. Einfach überleben und zack kommt irgendwann die Beförderung.
Mich demotiviert dies auch sehr stark.
High-Performer erhalten nicht nur denselben Sold wie Low-Performer, sondern auch denselben wie Non-Performer.
Jedoch muss ich zugeben, dass mir in unserem „Dienstgrad=Besoldungssystem“ keine Lösung vor Augen schwebt.
@DD:
Sehe ich grundsätzlich auch so.
Nach meiner Bewertung und Beobachtung gibt es (noch) das Leistungsprinzip, es ist nur sehr ungleich verteilt und hängt u.a. sehr stark von Werdegängen und Uniformträgerbereichen ab:
Bsp. „Grünlitze“ (Infanterie Heer): Hier gibt es deutlich mehr BS-Bewerber als die Quote hergibt. Gleiches gilt dann auf der StOffz-Ebene. Hier kann man – meistens – das Leistungsprinzip anwenden.
Bsp. bestimmte Mangelverwendung Marine: Hier wurde mir berichtet, dass es auf bestimmte Mangelverwendungen weniger BS-Bewerber gibt als die Quote vorsieht. Dann kann man sich vorstellen, dass dann wohl alle ohne Gesamtbetrachtung genommen werden.
Zum Beurteilungssystem (BU):
Nach meiner Bewertung ist es kaputt. Abgesehen von der starren Quotierung (die ich für unzweckmäßig halte), sticht für mich folgender Punkt heraus:
Eine Reihung findet innerhalb der Dienststelle statt. Der Vergleich nach „Eignung, Leistung, Befähigung“, z.B. bei der BS-Auswahl, findet aber dienststelleübergreifend statt. Klappt vielleicht gut bei Verbänden / Dienststellen mit ähnlichen Aufträgen und Verwendungen (ein KEO im „Falli“-Regiment X wird wohl was ähnliches machen wie in „Falli“-Regiment Y => vergleichbar).
Bei fachlichen Verwendungen klappt -meistens- das nicht mehr. Bsp. TSK CIR:
Wie will ich einen Entwickler-Offz vom ZDig, einen „Incident&Response“(IR)-Offz von ZCSBw und einem „Lehr“-Offz vom AusbZCIR bitte schön vergleichen? Eigentlich vom Auftrag und von der Verwendung unmöglich – die Bw macht es trotzdem. Am Ende wundert man sich, dass es von einer Verwendung (zu) viele BS gibt, von den anderen zu wenig. Vor allem sind die meistens nicht substituierbar, obwohl sie alle dem gleichen Werdegang zugeordnet sind (Fehlende Eignung für die andere Verwendung).
Und jetzt soll ich meinen Leuten plausibel erklären – wenn sie sich überhaupt beworben haben -, warum sie nicht genommen wurden, ohne sie gleich zu demotivieren? – Kann ich nicht. Ich sage ihnen so wie das System funktioniert. Dass das System dann demotivierend wirkt, liegt am System allein.
Das spricht sich herum. Dann verzichten lieber viele Leute auf einen BS-Antrag nach dem Motto „Warum soll ich einen ‚Antrag‘ stellen? – Wenn ihr mich wollt, macht mir ein Angebot“ und bereiten sich schon 2-3 Jahre im Voraus mental auf das zivile Leben vor. Die machen dann zwar keine schlechte Arbeit (ganz im Gegenteil), aber mit „Heldenaufträgen“ oder mit „Möhren“ (z.B. Sportfest organisieren für eine gute BU, „Freiwilligenmeldung“ für Auslandseinsatz) lassen sie sich nicht mehr locken.
So wie ich das in meinem Bereich sehe und was ich so höre, steht uns – was die Personalstärke angeht – wohl das schlimmste noch bevor. Die nächsten 2-3 Jahre werden auch die SaZ ins DZE gehen, die aufgrund der Verpflichtungsprämie für 3-4 Jahre verlängerten – vor dem UKR-Krieg und der sich abzeichnenden desolateren Lage (finanziell, materiell, personell).
@Roper: „Die Lösung“ für alle Beförderungs“probleme“ wäre, es gäbe zu 100% STAN-Stellen passende 100% Planstellen. Und Leistungsbezogenheit würde sich ausschließlich bei Verwendungsauswahl(en) widerspiegeln. Im Bereich zumindest der Msch-Dienstgrade ist die Planstellenausstattung scheinbar aus „nur politisch gewollter Attraktivität“ des Dienstes in unserer Bw demnach (fast) in dieser Anzahl real. Das ist dann aber auch wieder nicht „gut“, wenn ich die Kommentare hier so auswerte und in ihrem Tenor verstehe… „Geschlossene Stellenschere“ würde bedeuten, jeder Soldat, der kein Beförderungshemmnis hat (gerichtliches Beförderungsverbot, schwebendes Verfahren, fehlender Sicherheitsbescheid, nach Anhörungsverfahren festgestellte Nichteignung, etc), würde nach den Mindestzeiten der SLV gefördert, also befördert. „High, low und Non“ sind dabei sicher gute, quantifizierbare und qualifizierbare Beförderungsauswahlverfahren, und ganz bestimmt „in besonderer Weise gerichtsfest.“
@DrStOffz: Zur Meinungsbildung über das Militärische Beurteilungssystem können die Feststellungen und Aussagen im Bericht der Wehrbeauftragten 2023 v. 12.03.2024, S. 53ff. helfende Fakten zur Verfügung stellen.
@DD sagt: 28.07.2024 um 23:14 Uhr
Das System bei den Offizieren und Unteroffizieren m.P. ist auch grundsätzlich so gedacht, das nur ein Teil eines Jahrgangs Berufssoldat wird und der Rest bei Dienstzeitende SaZ ausscheidet. Insofern ist es völlig in Ordnung, wenn sich aus einem Jahrgang 70-80% gegen eine Laufbahn als BS entscheiden.
Das derzeitige Problem ist hausgemacht. Durch die Weiterverpflichtung von zu vielen BS, um die Personalzahlen zu halten und Mangelverwendungen besetzen zu können, braucht es hier permanent weiteres Personal. Man schafft es nicht, hier die Trendwende in Form von schlankeren und effizienteren Strukturen herbeizuführen. Mangelnde Digitalisierung ist dabei ein Teil des Problems. Dienstgradinflation ein anderes.
Es wird gerne geschimpft, auf die Angloamerikanisierung unserer Armee (z.B. Kompaniechef = Major etc.), aber wir haben es natürlich gleich nochmal verschlimmbessert. Dort (USA, GBR) geht man im Zweifelsfall als Truppenoffizier nach 25 Jahren als Hauptmann nach Hause oder als Major in Pension, weil man eben nicht die erforderliche Leistung für mehr gebracht hat. Die von @Heiko Kania angesprochene soziale Komponente ist dort nicht so ausgeprägt.
@Pio-Fritz: Ich lasse mich von gar niemandem einlullen, sondern mache mir meine eigenen Gedanken. Zudem rede ich von der Truppen-/Territorialreserve und der Allgemeinen Reserve, beide dürften Ihnen sicherlich bekannt sein. Gemäß Zahlen umfasst die Truppen/Territorialreserve etwa 35.00 Soldaten, die allgemeine Reserve ca. 920.000 Menschen die einmal in der BW gedient haben. Um den nicht unerheblichen Personalbedarf zu decken, wird die Truppen/Territorialreserve mittelfristig in die BW/ aktiven Dienst eingegliedert werden müssen, wodurch natürlich die Allgemeine Reserve einen „Aufwertung“ erfährt.
Die Materialfrage ist eine andere Baustelle, und ohne jeden Zweifel muss viel mehr für eine bessere Ausstattung getan werden.
@Heiko Kania
„PersonalAUSWAHL bedeutet demnach tatsächlich, man muss sich im Einzelfall für eine Person und gegen mehr als eine entscheiden. Kann eben nicht ALLE auswählen… Das ist natürlich PECH für mehrere und GLÜCK für EINEN. Macht deshalb jedoch kein Personalauswahlsystem per se untauglich. Das (immer wieder in Wandlung begriffene) PersFüSysBw schon gar nicht. “
Na da antworten Sie jetzt aber nur auf den kleinen Teil meiner Aussage der Ihnen passt und ignorieren den Kern der Aussage in Ihrer Antwort gänzlich.
@Marcus sagt: 29.07.2024 um 12:11 Uhr
„Um den nicht unerheblichen Personalbedarf zu decken, wird die Truppen/Territorialreserve mittelfristig in die BW/ aktiven Dienst eingegliedert werden müssen, wodurch natürlich die Allgemeine Reserve einen „Aufwertung“ erfährt.“
Naja, ich habe keine Lust, mich mit Ihnen um Begrifflichkeiten zu streiten. Ich frage mich gerade nur, was Sie da in die Bw „eingliedern“ wollen. Die Reserve ist Teil der Bw, also schon eingegliedert. Es bleiben Reservisten, egal wo diese zugeordnet sind. Es bleiben auch weiterhin Reservisten, sie werden eben nicht zu aktiven Soldaten, es sei denn, 1. der V-Fall/ Spannungsfall wird ausgerufen oder 2. eine Wehrdienstleistung wird absolviert. Und solange 1. nicht gilt, gilt beim Reservisten immer noch das Freiwilligkeitsprinzip.
Und das große vaterländische Heer der unbeorderten Reservisten…. Von denen man zum Großteil noch nicht mal die aktuelle Adresse weiß, geschweige denn Gesundheitszustand, militärische Ausbildung etc.. Und eine Neuauflage der Wehrerfassung scheitert in der Ampel am Votum der FDP. Wer soll denn da kommen, wenn es hart auf hart geht? Doch nur die , die wirklich dazu stehen. Also ungefähr 10% nach den jüngeren Umfragen.
@chris: Ich habe meine grds. Meinung dargestellt und auf den Jahresbericht der WB von 2023, S. 53ff hingewiesen. Da wird faktenbasiert zu (nicht nur Ihren) „Gefühlen“ in den Fragestellungen „Beurteilung, Beförderungsauswahl und Förderauswahl“ m.E. gefühlvoll und informativ Stellung genommen.
@Heiko:
Ich kenne den Bericht der Wehrbeauftragten und den Abschnitt dazu. Dass das jetzige BU-System effektiver ist als das letzte, ist jetzt keine große Überraschung.
Meine Meinung ändert das nicht. Mag sein, dass das „insgesamt“ funktioniert. Es ist halt wie mit der „durchschnittlichen Vermögensverteilung“: Im Durchschnitt besitzt jeder Haushalt rund 316.000 € Nettovermögen….
Das BU-System klappt halt in nicht wenigen Bereichen nicht. Wie ich geschrieben habe, sobald es fachlich wird (es heißt ja immer noch „Beurteilung auf dem Dienstposten“ und nicht „BU beim Organisieren eines Sportfestes“), funktioniert das ganze System bzw. die darauf aufbauende Prozesse (Auswahlkonferenzen, Reihungen,…) nicht.
Das schließe ich aus meiner gelebten Dienstpraxis und aus Erfahrungsberichten von Kameraden aus anderen Dienststellen / Verbände. Ist weder empirisch belegt noch repräsentativ, aber Grundlage meiner persönlichen Bewertung.
Sie scheinen zu einer anderen Bewertung zu kommen. Ist ihr gutes Recht, aber zu einem Konsens werden wir beide hinsichtlich dieses BU-Systems in diesem Dienstleben wohl nicht mehr kommen.
@DrStOffz: Mir wird leider weiter nicht klar, was genau das Problem sein könnte (ich sitze nicht vor der aktuellen SASPF-Eingabemaske), das Sie beschreiben. Das ist sicher mein Fehler. Ist es bei den Beurteilungsgrundsätzen angesiedelt oder beim Eingabeformular, wenn in einem zweijährigen Beurteilungszeitraum die kurzzeitige Organisation eines Sportfestes zur Grundlage einer allgemeinen Systemkritik wird? Ebenso erkenne ich die Auswirkung auf Auswahlkonferenzen etc. nicht so direkt…
Schon merkwürdig. Soldaten sind die einzigen „Mitarbeiter“ des Staates die eine konstante und fortwährende Beförderung erwarten… Die Masse der Polizisten und Zöllner hat in ihrem gesamten Berufsleben eine oder zwei Beförderungen zu erwarten. Alles drüber hinaus ist dann eine Prise Glück, ein Löffel Talent und ganz viel persönliche Eignung. Aber bei lebe nur wenige junge Kommissar Anwärter gehen dann als EPHK in Pension.
Wir schaffen Elefantenfriedhöfe, damit Personal bei Laune gehalten wird mit regelmäßigen Beförderungsapellen. Zu meiner Dienstzeit war ein OSG noch ein seltenes Wesen und ein OStBtm umhüllte der weise und vätlerliche Nimbus von „Gandalf dem Grauen“ und alle Stabs KaLeu’s der Marine hätten mit 3 VW Bussen zusammen auf Dienstreise gehen können.
Dienstgrade waren noch ein Ausdruck der persönlichen Leistung und des Dienstalters.
In vielen Jahren als Vorgesetzter oder Hörsaalleiter musste ich leider feststellen, dass das BaPersBw mit Abstand das größte Problem für die Zufriedenheit in der Truppe ist! Auch wenn es Unterschiede von Bearbeiter zu Bearbeiter gibt, ist es gerade die Flexibilität dieses Bundesamtes, die für viele Soldaten die Berufszufriedenheit zunichte macht.
Diese Selbstsicherheit des BaPersBw, sich ohne weiteres über Empfehlungen von Vorgesetzten, TrpÄr hinwegzusetzen, stößt immer wieder auf Unverständnis. Auch der Hinweis an die Bearbeiter, dass diese Vorgehensweise, gerade gegenüber Berufssoldaten mit teilweise noch mehr als 15 Jahren Stehzeit, für Verbitterung und auch innere Kündigung sorgt, wird meist ignoriert. Teilweise sogar mit dem Hinweis des Bearbeiters, dass der Soldat dann eben kündigen müsse.
Mit diesen Maßnahmen erfüllt der Personalführer zwar seinen Auftrag der Besetzungspflicht in seinem kleinen Bereich, verliert aber viele potentielle Bewerber im Umfeld des Betroffenen.
Grundsätzlich sollte/muss dieses Konzept BaPersBw und auch diese absurd hohe Anzahl an PersFw grundlegend überdacht werden.
Gestern sagte mir ein guter Bekannter, dass seine FWDL-Zeit in einem norddeutschen Artilleriebataillon nach 18 Monaten im Juli zu Ende geht. Es war nicht schlecht. Auf meine Frage, warum er dann nicht weitermachen würde, sagte er, dass er keinen einzigen scharfen Schuss mit der PzH 2000 abgefeuert oder erlebt hat.
Das ist die Realität.
Zum Glück wollen meine beiden Söhne nichts von der Bundeswehr wissen. Und das sage ich, obwohl ich Angehöriger der Bundeswehr bin.
@Heiko Kania, das Problem das DrStoffz mit dem Beurteilungssystem hat, hatte er weiter oben schon erklärt.
Damit die Vergleichsgruppen groß genug werden, werden Dienstposten zusammengefasst und aus dieser Gruppe die Besten ermittelt um diesen z.B. die Übernahme zum BS anzubieten.
Und dabei kommen dann 2 Fallgruppen heraus.
Für die eine Gruppe passt das weil ich z.B. in meiner Vergleichsgruppe alle Kompaniechefs einer Panzergrenadierkompanie habe und ich die untereinander beliebig tauschen kann.
Bei anderen geht es aber schief weil ich verschiedene Dienstposten in einer Gruppe zusammenfasse die zwar alle formal ähnlich sind, in der Praxis aber jeder Dienstposten bestimmtes Fachwissen erfordert das nicht im Beurteilungssystem hinterlegt ist. Und wenn ich dann meine 10 besten Betriebswirte fördere, kann es halt passieren das ich 10 Spezialisten für’s Controlling bekomme, ich aber eigentlich 6 Logistiker, 3 Personaler und einen Controller brauche.
@Flo: Danke, allerdings bleibt für mich weiter offen, was der Part „Organisation des Sportfestes“ als Problem dargestellt bedeuten könnte. Und vor allem, welche „Nachteile“ bei Auswahlkonferenzen das haben könnte oder sollte…
Ich hatte auf den Bericht der WB 2023 zur Thematik mehrfach hingewiesen. Auf Ihren o.a. Kontext jetzt hier die entsprechendende, teilweise eingekürzte Passage aus Deutscher Bundestag – 20. Wahlperiode, Drucksache 20/10500, WB-Bericht v. 12.03.2024, S. 54 u. 55 „…Mit dem bereits genannten Beschluss des Bundesverwaltungsgerichts vom 29. August 2023 ist höchstrichterlich bestätigt worden, dass bei Vergleichsgruppen unter 20 Mitgliedern dem Gebot der Einzelfallgerechtigkeit Rechnung zu tragen ist und keine strikte Bindung an die Richtwerte gilt. Insofern ist bedauerlich, dass bisweilen bei den Verantwortlichen auf Truppenebene der Eindruck entsteht, dass bestehende Handlungsspielräume unnötig eingeschränkt werden. […]
Das abgestimmte Ergebnis zwischen Erst- und Zweitbeurteiler, die Leistungsprofil und Fördermöglichkeiten ihrer Soldatinnen und Soldaten genau kennen, bietet jedoch eine Gewähr für eine leistungsgerechte Bewertung. Die ebenfalls wichtige Maßstabswahrung sollte dort, wo es möglich ist, nicht über dem Anspruch stehen, die Einzelne oder den Einzelnen in den Blick zu nehmen. […] Verständlicherweise hat die Veröffentlichung der vorgenannten Beschlüsse des Bundesverwaltungsgerichts zu einiger Unruhe bei den mit Beurteilungen befassten Vorgesetzten geführt. Daher informierte das Verteidigungsministerium sämtliche Dienststellen der Bundeswehr durch zwei Fernschreiben darüber, wie mit den höchstrichterlichen Entscheidungen bis auf Weiteres umzugehen ist. […] Das BAPersBw holte kurzfristig einzelfall- und anlassbezogen Informationen von den Vorgesetzten ein, welche wiederum gehalten waren, spezielle, neu konzipierte Formulare zu befüllen.
Nach Auskunft des Ministeriums ist gleichwohl festzustellen, dass die Richtwertvorgaben im letzten Beurteilungsdurchgang bei den Offizierinnen und Offizieren des Truppendienstes mit Dienstpostendotierung A 9 bis A 12 im Dienstgrad Leutnant/Leutnant zur See bis Hauptmann/Kapitänleutnant gemäß den Vorgaben der Soldatenlaufbahnverordnung auf allen Ebenen der Gesamtverantwortlichen – unter Berücksichtigung der noch ausstehenden nicht abgeschlossenen Beurteilungen – vorschriftenkonform eingehalten wurden…“
@Florian Staudte: Konnten Sie dem guten Bekannten den / die Gründe dafür ggf. vermittteln? Ich denke, die 155mm ArtMun wird an anderer Stelle lebensnotwendiger benötigt.
Mein -Schwiegersohn wäre gerne Soldat geblieben. Da aber auf den Eurofigther umgerüstet wurde, musste er gehen.
Der Neu- Aufbau der Bundeswehr ist doch kein Problem : Alle Dienstgrade werden mit verbesserten Bezügen weiter behalten. Fehlende Kasernen werden zunächst mit Containern ersetzt. Sollte es doch einen Plan geben, der im V-Fall zum tragen kommt, wo die Dienstgrade gefallen sind ? Sicher kann man nicht sein. Dieser Plan der kurzfristigen Aufwuchsangleichung im Heer kann doch jetzt sofort umgesetzt werden ( oder wird , falls nicht vorhanden kurzfristig erstellt ?) Es gibt keine Probleme, die nicht lösbar sind. Es gibt nur Personen, die in allem !!! eine mangelnde Handlungsfähigkeit verraten.
Unser Land hat genug Ressourcen !!!
@ Heiko Kania:
Ich verstehe ihre Frage. Und ganz genau hier liegt das Problem, was die Bundeswehr bis heute nicht verstanden hat.
Es sind auch und gerade individuelle, egoistische Motive, warum Menschen nicht zur Bundeswehr gehen oder nicht länger bleiben wollen.
„Wir sind die Bundeswehr!“ reicht nicht.
@Pio-Fritz 29.07.2024 14:10 Genau das ist aber der Punkt! Die Reserve wird zu aktiv Dienenden werden müssen, um überhaupt die Personallücken füllen zu können. Und dies wird unabhängig von einem Spannungs-/Verteidigungsfall oder einer Wehrdienstleistung passieren müssen. Wo will man denn das ganze Personal hernehmen, ich sehe da keine realistische Möglichkeit. Natürlich haben Sie dahingehend recht, das man dazu erstmal wissen müsste wie viele überhaupt verfügbar wären, und wie deren Gesundheitszustand und weitere Faktoren sich darstellen. Die reine theoretische Anzahl nutzt erstmal wenig.
@Heiko Kania , das Problem mit der Organisation vom Sportfest ist das es tlw als, eigentlich unzulässiges, Kriterium genutzt wird jemanden etwas besser zu beurteilen als andere und ihm damit möglicherweise einen besseren Platz zu verschaffen wenn es um z.B. die Übernahme zum BS geht. Und den Umstand daß es in der Praxis nicht nachweisbar sein wird das jemand wegen sowas besser beurteilt wurde.