Personalstärke: Zahl der Bundeswehrsoldaten erstmals seit 2015 wieder über 180.000 (Nachtrag: Saz/BS)
Die Bundeswehr hatte im Oktober erstmals seit dreieinhalb Jahren wieder mehr als 180.000 Soldatinnen und Soldaten. Zum Stichtag 31. Oktober 2018 dienten in den deutschen Streitkräften 180.195 aktive Soldatinnen und Soldaten, im September waren es noch 179.713. Zuletzt hatte die militärische Personalstärke im April 2015 mit 180.676 über der Marke von 180.000 gelegen, seither war die Zahl ständig gesunken und hatte im Juni 2016 mit 176.015 aktiven Soldaten zur kleinsten Bundeswehr aller Zeiten geführt.
Der Zuwachs ist, wie schon in den Vormonaten, auf die Zunahme der Zeit- und Berufssoldaten zurückzuführen. Im Oktober zählte die Bundeswehr 172.485 davon, im September waren es noch 172.386 – eine minimale Veränderung, die aber zusammen mit dem ebenfalls leichten Anstieg der Freiwillig Wehrdienst Leistenden von 7.327 auf 7.710 im Oktober reichte, die 180.000-er Marke zu knacken.
Die Gesamtzahlen, am (heutigen) Dienstag wie üblich unter dem immer gleichen Link veröffentlicht:
180.195 aktive Soldaten und Soldatinnen umfasst die Bundeswehr insgesamt. Sie verteilen sich wie folgt:
Bundesministerium der Verteidigung: 1.112
diesem unmittelbar nachgeordnete Dienststellen: 3.089
Streitkräftebasis: 27.557
Zentraler Sanitätsdienst: 20.088
Heer: 60.905
Luftwaffe: 27.780
Marine: 16.363
CIR: 12.866
Bereich Infrastruktur, Umweltschutz, Dienstleistungen: 974
Bereich Ausrüstung, Informationstechnik, Nutzung: 1.612
Bereich Personal: 7.849, davon bis zu 5.400 Studierende an den Bw-Universitäten
Die Bundeswehr umfasst aktuell 172.485 Berufs- und Zeitsoldaten und 7.710 Freiwillig Wehrdienstleistende (Durchschnitt 2018: 8.447).
Zur Bundeswehr gehören 21.837 Soldatinnen.
Stand: 31. Oktober 2018
(Nachtrag: Nachdem ich am vergangenen Wochenende angesichts der Debatte über die Altersgrenzen die detaillierte Zahl von Zeit- und Berufssoldaten abgefragt hatte, habe ich das jetzt auch für die aktuelle Statistik getan:
Ende Oktober hatte die Bundeswehr 119.887 Zeit- und 52.598 Berufssoldaten. Ende September waren es 119.545 Zeitsoldaten – da ist also ein leichter Anstieg zu verzeichnen. Die Zahl der Berufsoldaten ging dagegen von 52.841 im September im ungefähr gleichen Umfang zurück.)
Wie jeden Monat von einem Leser erstellt (vielen Dank!) die Zahlen auch der vergangenen Monate und Jahre in einer xls-Datei aufbereitet:
20181121_Bw_Personalstaerke_okt2018
Der Service von Augen geradeaus!, die Vergleichszahlen:
September 2018
August 2018
Juli 2018
Juni 2018
Mai 2018
April 2018
März 2018
Februar 2018
Januar 2018
Dezember 2017
November 2017
Oktober 2017
September 2017
August 2017
Juli 2017
Juni 2017
Mai 2017
April 2017
März 2017
Februar 2017
Januar 2017
Dezember 2016
November 2016
Oktober 2016
September 2016
August 2016
Juli 2016
Juni 2016
Mai 2016
April 2016
März 2016
Februar 2016
Januar 2016
Januar 2013 bis Dezember 2015
(Foto: Jäger bei einer gemeinsamen Übung mit Pionieren im Oktober 2018 während der NATO-Großübung Trident Juncture in Norwegen)
Glaube keiner Statistik, die Du nicht selbst gefälscht hast!
Wenn ich in der Exel-Tabelle sehe, dass die Zahl der Studenten seit Februar 2018 über 9 Monate hinweg exakt gleichgeblieben ist (5400), dann sagt mir meine Erfahrung als ehemaliger studierter Offizier, dass das nicht stimmen kann!
[Ihre Erfahrung als ehemaliger studierter Offizier sollte Ihnen auch sagen, dass man immer nach der Originalquelle guckt. Und hätten Sie das getan, hätten Sie entdeckt, dass die Zahl der Studierenden seit Monaten in der Statistik mit „bis zu 5.400“ angegeben wird, im Bereich Personal, und in der Excel-Tabelle das „bis zu“ logischerweise nicht enthalten ist. Die Gesamtzahl der Soldaten im Bereich Personal variiert aber; das Thema hatten wir hier schon vor einigen Monaten im Detail geklärt – auch das ließe sich nachlesen. T.W.]
Der „große Sprung nach vorn“ will einfach nicht gelingen. Und das bei dem geplanten Aufwuchs 2014 auf 198.000 Soldaten, s.a.:
https://augengeradeaus.net/2017/02/kraeftiger-schluck-aus-der-pulle-bundeswehr-plant-fast-200-000-soldaten-fuer-2014/
Selbst wenn es netto dann 192-193.000 sind, ist das doch ein ordentliches Delta, das da noch zu überbrücken ist.
Wenn man bedenkt, dass der 30.09. einer der beiden jährlichen Zurruhesetzungstermine ist eine sehr erfreuliche Nachricht :)
@Pio-Fritz | 21. November 2018 – 16:45
„Und das bei dem geplanten Aufwuchs 2014 auf 198.000 Soldaten, s.a.:“
Korrektur 2024!
@T.W.
Technischer Hinweis: ich glaube Ihr Artikel von letztem Jahr hat eine fehlerhafte URL. Der Titel lautet korrekt „Kräftiger Schluck aus der Pulle: Bundeswehr plant fast 200.000 Soldaten für 2024“. Die URL lautet aber https://augengeradeaus.net/2017/02/kraeftiger-schluck-aus-der-pulle-bundeswehr-plant-fast-200-000-soldaten-fuer-2014/
[Es ist keine fehlerhafte URL, sondern eine URL mit einem falschen Titel, was technisch einen erheblichen Unterschied macht… Die URL dient auch nur zum Aufruf der Seite und ist kein redaktioneller Bestandteil. Falls Sie’s genau wissen wollen: Ich hatte das zunächst mit dem Fehler 2014 statt 2014 abgespeichert, den Fehler in der Überschrift dann aber korrigiert. Aber für den Text macht das schlicht keinen Unterschied. Oder soll ich jetzt alle URLs auf eventuelle Fehler überprüfen, weil die jemand liest und zu falschen Schlüssen verleitet werden könnte? Wäre ein bisschen arg viel verlangt. T.W.]
Unterm Strich geht es also nichts vorwärts. Was will man eigentlich machen, wenn Trump eine zweite Amtszeit bekommt und seine Wahlversprechen komplett umsetzt? Ohne US-Unterstützung kann man Russland nicht wirksam abschrecken.
@T.W.
Danke für die Erklärung.
@Henrik | 21. November 2018 – 18:46
„Unterm Strich geht es also nichts vorwärts.“
Doch natürlich ist es ein Schritt vorwärts! Wenn die Zahlen der BS zum 01.10. (trotz Halbjahrespenionierung) nur unwesentlich sinken ist das gut.
Es geht weiter voran. Langsam, aber stetig.
Natürlich ist nicht alles gut (ich vermute mal, dass das Durchschnittsalter wieder mal gestiegen ist und der Wasserkopf wieder mal nicht geringer wurde), aber zu behaupten es ginge nicht vorwärts hieße die gegebenen Zahlen schlicht zu ignorieren.
Auf den ersten Blick ist der Anstieg der Truppenstärke erfreulich, aber wir sind damit noch lange unter der Soll-Stärke von 182.500 EUR Soldaten und vor allem erfolgt der Aufwuchs an den falschen Stellen. Denn von dem Aufwuchs hat die Truppe wenig, nachdem das Verteidigungsministerium vor 1 Jahr nur 998 Stellen hatte und jetzt um mehr als 11 % auf über 1.112 Stellen zugelegt hat. -Es wächst also vor allem der Wasserkopf der Bürokratie und nicht die Kampftruppe.
@Koffer
„Wenn man bedenkt, dass der 30.09. einer der beiden jährlichen Zurruhesetzungstermine ist eine sehr erfreuliche Nachricht :)“
Ja, aber zu welchem Preis? Ich möchte die Zahl einmal sehen, wenn man alle die freiwillig verlängert haben, dort abzieht und wie bereits angemerkt bei den Studenten reale Ist-Zahlen schreiben würde.
Was diese „Erfolgszahlen“ ebenfalls rettet, ist der kontinuierliche Anstieg der Frauen. Für Frauen scheint die Bundeswehr derzeit attraktiver zu sein als für Männer. Warum auch immer.
Auffällig ist, dass das Heer 800 Soldaten verloren hat. War die Pensionierungswelle hier besonders groß?
also ich finde das die Trendwende endlich greift und man sieht ganz klar, wohin der Aufwand der Personalwerbung doch führt …
@Insider | 21. November 2018 – 22:16
„ist der kontinuierliche Anstieg der Frauen. Für Frauen scheint die Bundeswehr derzeit attraktiver zu sein als für Männer. Warum auch immer.“
Es ist eine relativer Anstieg. Durch die niedriges Ausgangsbasis sind hier leichter gute Ergebnisse zu erzielen und da ist sicherlich noch Raum für ein bißchen mehr :)
Erfreulich dass die Zahlen sich einpendeln und es ein wenig aufwärts geht, ABER:
bei einem angenommenen sich verstetigendem, wertgleichen Zufluss von neuem Personal ist zu befürchten dass ein Teil der Zugewinne derzeit aus der Umsetzung der Anhebung der Altersgrenzen (2018 – 56,5 Jahre im Schnitt) resultiert und somit das Problem in Teilen nur auf der Zeitachse verschoben wird.
Ob die hierbei avisierte Anhebung um 2 Jahre auf Dauer ausreichen wird ist zudem fraglich, sei es aus gesellschaftspolitischen Gründen oder aus personal-/finanztechnischen Gründen.
ERGÄNZUNG:
Interessant wäre auch mal zu erfahren wie hoch die Anzahl der Wiedereinstellungen/ Seiteneinsteiger ist und deren durchschnittliches Alter …
Trendwende hin oder her, ich glaube alle sind sich einig, dass die Bewegung im Personalkörper recht überschaubar ist.
Auf der anderen Seite wird für diesen kleine Erfolg ein – meiner bescheidenen Meinung nach – viel zu hoher Preis in Form von Absenkung der Standards gezahlt.
Mir ist persönlich ein Kamerad bekannt, der vor wenigen Wochen als Offizier mit einem Beurteilungsdurchschnitt von 4,8 zum Berufssoldaten ernannt wurde. Unfassbar wie tief die Personalführung da inzwischen gehen muss. Vor einigen Jahren hätte sich jeder Kommandeur geschämt so jemanden überhaupt in das Verfahren einzureichen.
Bedarf schafft Eignung!
Interessanter wäre zu erfahren mit Hilfe welcher Mittel, Geld und Verträge, das Ergebnis geschafft wurde und welche Konsequenzen dies auf das „Bestandspersonal“ hat. Auch hinsichtlich der endlichen Haushaltstellen?
Sehr geehrter Herr Wiegold,
sehen Sie eine Möglichkeit, das Absinken der Anzahl der Berufssoldaten von 52.841 im September auf 52.598 im Oktober nochmals zu verifizieren, ggf. über die Zahl der BS-Ernennungen und Zurruhesetzungen?
Es handelt sich ja lediglich um eine Reduzierung um 243 Soldaten, und das nach einem der beiden zentralen Pensionierungstermine in 2018. Ich empfinde dieses Zahl als extrem gering.
Gleichwohl kann ich mir auf Grund der Lage der verschiedene BS-/OffzMilFD-Auswahlkonferenzen kaum vorstellen, dass im September durch umfangreiche Ernennungen das Delta derartig nach unten verringert wurde. Der Bereich der Offiziere scheidet schonmal komplett aus. Bestenfalls gab es vereinzelte Ernennungen im Bereich UmP.
Vielen Dank.
@Icarus
Da bin ich leider derzeit skeptisch – schon die Aufschlüsselung in BS/SaZ ist ja nicht Teil der veröffentlichten Statistik, das musste ich erst nachfragen. Bei mehr Detailtiefe sehe ich derzeit schwarz, was offizielle Zahlen angeht. (Hm, vielleicht fragt ja mal ein Abgeordneter nach diesen Details?)
Langsam aber stetig geht es mit den Zahlen voran. Gut so.
Aber Zahl und Qualität stimmen nicht überein.
Aktuelle Praxis BAPersBw: Jeder Antrag auf Weiterverpflichtung wird ungeachtet der Qualifikation durchgewunken, um die Zahlen zu generieren. Da kann der Chef/Kdr ablehnend Stellung nehmen wie er will, unerheblich.
Ich will nichts über einen Kamm scheren, habe aber tiefe Sorge dass wir jetzt einen Personalkörper bilden, den wir in einigen gar nicht brauchen können…
Und der SaZ 25 Mannsch soll mit 40 noch auf dem Boxer springen….
@Pio-Fritz
Der große Sprung offenbart sich in der monatlichen Betrachtung nicht.
Rückblickend ist seit dem Tiefstand im Juni 2016 bereits ein sattes Wachstum von rd. 6000 BS/SaZ gelungen.
Das ist doch schon ein gutes Ergebnis und ein richtiges Signal.
@Wilhelmine1788 | 22. November 2018 – 15:35
Im Vergleich zum Juni 2016 sind es in 27 Monaten genau 4.180 Soldaten insgesamt mehr. Das ist ein Plus von 2,38%, so richtig dolle ist das nicht.
@Pio-Fritz
Wir könnten doch Kameraden von der Wehrverwaltung übernehmen und damit zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen … mehr Soldaten bei gleichzeitiger Reduzierung der Verwaltung … ^^
@Pio-Fitz & @Wilhelmine: Es sind nur 4.180 Soldaten mehr geworden, trotz rund 6.000 Berufs- und Zeitsoldaten mehr, weil die Zahl der FWL von Juni 2016 – bis 31.10.2108 um 1.782 Soldaten gefallen ist.
Und da die Zahl der FWL seit längerem fällt, stell sich die Frage, ob hier nicht nur umgeschichtet wurde, indem Bewerber für FWL bewusst überredet wurden gleich Zeitsoldaten zu werden.
Aber dafür müsste man Vergleichszahlen haben, insbesondere wissen, wieviele Soldaten als Zeitsoldaten sich im Jahre 2016 verpflichtet haben und für wieviele Jahre jeweils. Insbesondere bei Z2, also Zeitsoldaten für nur 2 Jahre. Ich vermute, daß die Zahl der Z2 ähnlich stark angestiegen ist, wie die Zahl der FWL gesunken ist.
Allerdings könnte meine Annahme völlig falsch sein und der Anstieg der Berufs- und Zeitsoldaten auch an einer Verlängerung der durchschnittlichen Verweildauer der Zeitsoldaten liegen oder an viel mehr Quer- und Wiedereinsteigern oder Dienstzeitverlängerungen.
Aber nach den Äußerungen des Hausherren besteht wohl keine Aussicht, daß das Ministerium weitere Zahlen rausrücken würde, aufgrund journalistischer Anfragen und wir warten müssen, ob vielleicht eine Anfrage aus dem Parlament kommt und das Ministerium deshalb nähere Zahlen zur Personalentwicklung vorlegen muss.
@Flieger | 22. November 2018 – 14:45
„Aktuelle Praxis BAPersBw: Jeder Antrag auf Weiterverpflichtung wird ungeachtet der Qualifikation durchgewunken, um die Zahlen zu generieren. Da kann der Chef/Kdr ablehnend Stellung nehmen wie er will, unerheblich.“
Das ist nicht meine Erfahrung. Wenn Chef und Kdr abgestimmte und aussagekräftige Ablehnungen schreiben wir da nach meinem Kenntnisstand selten überteuert.
Meistens ist eher das Problem, dass entweder Chef oder Kdr (bzw. S1) nicht sauber formulieren…
„Ich will nichts über einen Kamm scheren, habe aber tiefe Sorge dass wir jetzt einen Personalkörper bilden, den wir in einigen gar nicht brauchen können…
Und der SaZ 25 Mannsch soll mit 40 noch auf dem Boxer springen….“
Da wieder bin ich allerdings bei Ihnen… Solange wir nicht endlich wieder Anfangen nur stufenweise zu verlängern und regelmäßig auch wieder DU Verfahren einzuleiten, kann es in wenigen Jahren richtig heftig werden :(
@ koffer
das läuft dann ja wohl richtig super: ich dachte bisher immer, man muss sich einsetzen für etwas/jemanden, das/den man haben will und nicht um die ablehnung kämpfen.
da hat sich dann ja wohl doch einiges grundlegend geändert: trendWENDE eben – jetzt habe auch ich es verstanden … danke
Dumm gefragt, vielleicht gibts ne Antwort.
Wenn man in der Bundeswehr heute (2019) SaZ 25 einstellt (einfache mannschafter) und schon in 2033 (14 Dienstjahre) keinen Bedarf mehr hat für diesen Mannschafter.
Könnte man dann nicht zu den Verwaltungen gehen (kommunalen Verwaltungen, Landratsämter, Landesverwaltungen, Bundesverwaltungen, Anstalten öffentlichen Rechts usw.) und versuchen mit denen einen „Deal“ auszuhandeln?
Bundeswehr gibt xxxx Euro an Landratsamt, Landratsamt stellt Mannschafter ein für einfache Tätigkeiten.
Fahrer für Straßenreinigungsfahrzeug, Parkraumwächter, Bürohilfe oder ähnliches. Muss der Bewerber natürlich für geeignet sein ohne passende Ausbildung. Aber Quereinsteiger gibt es ja viele momentan.
Vorteil wäre für alle 3 Partner vorhanden.
Für den Mannschafter wird dies jetzt attraktiv gestaltet (bisschen mehr Netto, keine deutschlandweite Versetzung oder ähnliches individuell zugeschnitten).
Bundeswehr zahlt am Ende viel weniger, hat dafür einen Soldaten weniger.
Ziviles Amt bekommt zwar einen Mitarbeiter, der nicht perfekt ist (30-40 Jahre, kein Verwaltungsfachangestellter, vielleicht keine oder nur geringe Vorkenntnisse), dafür aber viel weniger kostet.
Ein Oberstabsgefreiter müsste ca. 2500 Brutto bekommen. Kostet der Bundeswehr also 2500 + Arztkosten + Dienstpostenkosten.
Netto sollte der Soldat knapp 2100 Euro erhalten (Steuerklasse 1).
Wenn das Zivile Amt ihm jetzt einen Bruttolohn von 3800 zahlt, hätte der Ex-Soldat Netto 2300 raus (200 Euro mehr) und dem Amt kostet seine Stelle 4700 Euro (Arbeitgeberlohn) + Dienstpostenkosten.
Wenn jetzt die Bundeswehr z.B. 2000 Euro zuschießt, müsste das Amt „nur“ noch 1700 Euro aus der eigenen Tasche bezahlen.
1700 Euro Arbeitgeberkosten für eine 40h/Woche Arbeitskraft.
Umgerechnet so teuer/billig wie wenn der Arbeitnehmer 1370 Euro Brutto verdienen würde.
Schon im TVöD in E2 Stufe 2 verdient man 2200 Brutto.
Amt spart 800 Euro pro Monat.
Möglich oder total an den Haaren herbeigezogen?
Längerdienende Mannschaften, bis zu einem gewissen Grad okay, allerdings stelle ich mir vor allem im Heer die Frage was man mit einem 40 jährigen OSG will. Ja, einige können als MKF gut eingesetzt werden, aber ich kann mir wirklich nicht vorstellen, dass ein 40 jähriger noch aus der Marderluke springt, vom Boxer absitzt oder aus der Trall springt, das macht irgendwann der Körper nicht mehr mit.
Der allzeit freundliche Truppenarzt freut sich zwar über den erweiterten “Kundenstamm” dennoch habe ich die Befürchtung das aus ideologischen Gründen die bittere Realität verdrängt wird.
Allein schon im Hinblick auf 90/5, Auslandsverwendungsfähigkeit und Berufssoldatübernahme..da wird einem Angst und Bange.
@gast | 22. November 2018 – 22:20
„ich dachte bisher immer, man muss sich einsetzen für etwas/jemanden, das/den man haben will und nicht um die ablehnung kämpfen.“
Art. 33 (2) Jeder Deutsche hat nach seiner Eignung, Befähigung und fachlichen Leistung gleichen Zugang zu jedem öffentlichen Amte.
In Zeiten starker Bewerberlage reichte es also nur eine Mittelmäßige Stellungnahme/Beurteilung zu verfassen um jemanden zu verhindern.
In Zeiten (überwiegend) schwacher Bewerberlage muss man halt deutlich Farbe bekennen…
@Frage | 23. November 2018 – 0:36
Da brauchen Sie keinen „Deal“ auszuhandeln, das gibt es schon alles seit Jahrzehnten. Schön in Gesetzen und Verwaltungsbestimmungen geregelt. Bis hin zum Eingliederungsschein.
Da braucht es nichts Neues.
@Frage:
eine der grundlegenden Fragen, die uns zu solchen Überlegungen führt, gilt es zu beantworten: wie kommt es denn überhaupt dazu, dass man ggf. nach 15 Jahren keinen Bedarf an einem Soldaten hat, den man für 25 Jahre verpflichtet hat?
Die Wurzel allen Übels ist die Varianz in der Kopfzahl von Streitkräften, welche m. E. n. der völlig falsche Weg ist.
Unser Land, unsere zu schützende Bevölkerung und die Bündnisse kollektiver Sicherheit betrachte ich als Konstanten, auch innerhalb der letzten Jahrzehnte. Einzig das sicherheitspolitische Umfeld weltweit unterliegt einer ständigen Veränderung.
Daraus abgeleitet sollten sich Streitkräfte zwar in Ihren Fähigkeiten am Bedarf der Zeit orientieren, jedoch nicht zwangsweise in ihrer Kopfstärke.
Man ist dem Irrglauben erlegen, dass die Auflösung von Verbänden, die Reduzierung von Truppenstärken, die Schließung von Standorten usw. usf. auch in finanzieller Hinsicht besonders effizient war.
Tatsächlich behauptete ich, dass wenn man bspw. die 378.000 Soldaten einer Bw von 1999 über die Jahre aufrecht erhalten hätte, auch über auftragstechnische „Durststrecken“ hinweg, es immer noch kostengünstiger gewesen wäre, als wenn man nun mit extremen Aufwand diese Zahl vielleicht 2040 wieder erreicht.
Fazit: Eine Situation zu sagen, dass man während einer Verpflichtungszeit keinen Bedarf mehr an einem Soldaten hat, das dürfte es gar nicht geben, denn der Mann sollte als Fähigkeit für einen Eventualfall vorgehalten werden, ob der nun eintritt oder nicht.
*Philosophiestunde Ende ;-)*
@ Frage
Ich glaube ihr Rechenbeispiel geht an deutschen Wirklichkeit komplett vorbei. Selbst wenn sich die zivile Verwaltung, der komplette öffentliche Dienst in seiner Einstellungspraxis gegenüber ehemaligen Soldaten umorientieren würde (was er wahrscheinlich nicht machen wird), könnte damit das Problem der „alten“ Mannschaftsdienstgrade (älter als 40 Jahre) nicht gelöst werden.
Bis vor ein paar Jahren gab es Vorbehaltsstellen im öffentlichen Dienst für Soldaten mit Eingliederungsschein (nach SaZ 12). Diese Exklusivstellen für ehemalige Soldaten sind abgeschafft worden, bzw. werden in ihrer Besetzung jetzt anders gehandhabt.
Dabei ging es stets um die Eingliederung in das Beamtenverhältnis im Gegensatz zu dem Zulassungsschein mit dem man nach erfolgter Weiterbildung / Umschulung in das Beamten- oder Angestelltenverhältnis wechseln konnte.
Allen gemeinsam war, das man über den mittleren oder gehobenen oder gar höhrern Dienst sprach. Nicht der einfache Dienst wie es die Laufbahn der Mannschaften darstellt.
Wenn die Bw für jeden eingegliederten ehemaligen Mannschaftsdienstgrad 2000 Euro / Monat quasi als Versorgungsleistung zahlen müsste, würde dies jede Dimension sprengen, jedes Lohngefüge als einfacher Arbeitnehmer im öffentlichen Dienst sprengen und wäre aus dem Gleichheitsgrundsatz keinen anderem Arbeitnehmer im öffentlichen Dienst vermittelbar (Straßenkehrer E2 TVöD 2200,- brutto versus ehemaliger Mannschafter als Straßenkehrer 3500 Euro brutto, damit er netto das gleiche Gehalt wie als OStGef hat ).
Wobei die Tätigkeit Straßenkehrer nur ein Beispiel für eine einfache Tätigkeit im öffentlichen Dienst auf kommunaler Ebene wäre (jede andere Tätigkeit kann man auch einsetzen).
Also man kann es drehen wie man will, unsere OStGef verdienen als Soldat ein relativ gutes Geld, die meisten werden sich anstrengen müssen nach 12 Jahren draußen in der Wirtschaft das gleiche oder ein besseres Gehalt zu verdienen.
Einen Mannschafter auf 20 oder gar 25 Dienstjahre festzusetzen mag ihn vielleicht in der Zeit wirtschaftliche Sorgen entheben, dafür werden sie nach seiner Dienstzeit umso schlimmer auftreten.
@koffer
Jetzt stellt sich die Angelegenheit deutlich klarer für mich dar…
Aber inhaltlich ändert sich leider nix: Quintessenz ist immer noch „Bedarf schafft Kompetenz“. So gewinnt der Personalpool erheblich an Qualität – oder Quantität. Aber leider fallen eben nur Quantitäten Excellisten.
Und wieder ein Grund mehr, warum es (für mich) gut ist nicht mehr Listeninhalt zu sein.
Okay, vielleicht ist die Rechnung nicht realitätsnah.
Ich habe immer gedacht:
Soldat (Mannschafter) 20 Jahre alt – dient 8 Jahre – ist am Ende Stufe 3 kurz vor Stufe 4. (Im 9. Jahr wäre er in Stufe 4 gekommen)
Wenn dieser Soldat in den öffentlichen Dienst (Kommune) geht, bekommt der Soldat Entgeltgruppe x in Stufe 4, weil er ja im 9. Jahr ist.
Wenn dies natürlich nicht so ist, dann finde ich allgemein eine SaZ Berufslaufbahn ohne Beförderung zum Berufssoldaten sehr unattraktiv.
Dann fängt man ja wieder ganz unten an.
Wenn meine Schilderung aber zutrifft, dann würde ja ein Mannschafter nach 16 Dienstjahren in Stufe 6 sein und nach 17 Dienstjahren in Stufe 7.
E2 Stufe 7 bekommt aber rund 2650 Euro Brutto.
Meine angesprochenen 3800 Brutto enstprechen E9a (3970) und sind natürlich höher als alle im mittleren Dienst, aber dafür hat der jetzt Angestellte (Straßenkehrer) auch 16 Jahre in der Armee gedient (inklusive allen Nachteilen).
Persönlich hätte ich als E8er oder E9er damit kein Problem.
@ Frage
Die Entgeltgruppe E8 im öffentlichen Dienst ist ein ausgebildeter Meister, die E9 ein Meister mit z.b. unterstellten Personal, also z.B. ein Werkstattleiterposten.
Sie wollen einen ausgeschiedenen Mannschaftsdienstgrad als einfachen, ungelernten Arbeiter im öffentlichen Dienst einem Meister gleichstellen. Das funktioniert im Besoldungssystem des öffentlichen Dienstes nicht.
Man muss den Beruf als Soldat aber attraktiver machen. Und die Methode mehr Berufssoldaten oder eine sichere Berufsgarantie im öffentlichen Dienst (zivil) könnte funktionieren.
Die Jugend von 2018 ist nicht auf den Kopf gefallen. Auch sie kann rechnen. Und sie rechnet nicht nur mit dem Monatslohn (der zweifellos Netto ziemlich gut ist), sondern auch mit der Zukunftsaussicht.
Wenn man die Zeit (bei SaZ4 oder SaZ8) in seinem erlernten Beruf in der freien Wirtschaft verbracht hat, ist das für die Karriere einfach zuträglicher als 8 Jahre gedient. Zumindest meine Erfahrung bei Freunden und in Gesprächen mit Personalverantwortlichen.
Man fängt in der Wirtschaft fast bei Null an, wenn man aus der Bundeswehr kommt (beim Gehalt), während der Kollege mit 8 Jahren Berufserfahrung (und vielleicht sogar 8 Jahren Betriebszugehörigkeit) entsprechend bezahlt wird.
Einfach mal die Altersstruktur in Deutschland anschauen:
https://de.statista.com/statistik/daten/studie/1351/umfrage/altersstruktur-der-bevoelkerung-deutschlands/
In den nächsten Jahren werden nicht nur weniger junge Menschen aus der Schule kommen, sondern auch von Jahr zu Jahr immer weniger!
Das wird ein richtiger Kampf um diese Leute
@ HansP
Volle Zustimmung !
Sie schreiben bereits SaZ 4 oder 8 ist für die zivilberufliche Laufbahn schädlich. Mittlerweile ist selbst bei Mannschaftsdienstgraden der SaZ 12 üblich.
Dementsprechend schwierig wird es für diese Kameraden anschließend in der freien Wirtschaft Fuß zu fassen.
Danke für ihren Link zur Alterstatistik der Bevölkerung in Deutschland.
Zwei Gedanken sind mir beim Betrachten der Statistik gekommen.
1. Peak im Alter von 27 bis 37 Jahren
Hier versucht die Bw durch Langzeitverpflichtungen von SaZ 20 und länger bereits vorhandene Soldaten länger im System zu halten
2. Peak im Alter von 53 Jahren und älter
Hier versucht die Bw durch Verlängerung der Dienstzeiten von Berufssoldaten die vorhandenen Soldaten länger im System zu halten.
Was aus meiner Sicht fehlt, ist ein überzeugendes Angebot für junge Menschen mit guter Qualifikation ( z.B. Mittlere Reife und Beruf, oder Fachabitur) sich für die mittlere und gehobene Laufbahnen der Bw (Feldwebel und Fachoffiziere) dauerhaft zu interessieren.
Dies geht aus meiner Sicht nur durch eine dem Polizeidienst vergleichbare Laufbahnordnung, nach dem für einen 26 – 27 jährigen soldatischen Fachmann der Berufssoldatenstatus angeboten wird.
Ansonsten werden die guten Leute aus dem Dienst nach SaZ 12 ausscheiden und die Schlechten verlängern auf SaZ 20 und länger.
@Georg | 25. November 2018 – 14:26
„Dies geht aus meiner Sicht nur durch eine dem Polizeidienst vergleichbare Laufbahnordnung, nach dem für einen 26 – 27 jährigen soldatischen Fachmann der Berufssoldatenstatus angeboten wird.“
Haben wir ja. Das noch weiter auszuweiten wäre zwar für den Einzelnen attraktiv, aber für die Bw nicht zielführend, weil wir unseren überalterten Wasserkopf dann nur noch älter und noch größer würden werden lassen.
Streitkräfte sind kein Selbstzweck zur Versorgung der Soldaten, sondern ein Mittel des Staates. Wenn die Streitkräfte mangels Kampfkraft aber nicht einsetzbar sind, kosten sie nur noch Steuermittel und etwas zu bringen.
Das der Ausbau des BS-Status für die Bw nicht attraktiv sein sollte, kann ich nicht nachvollziehen.
Polizisten müssen und können auch bis 62 Jahren arbeiten / dienen. Außerdem geht es ja gerade um Spezialisten, also Instandsetzer, IT-Personal, Logistiker (auch in Stäben) die ein Waffensystem z.B. mit der Ersatzteilproblematik am Laufen erhalten und nicht die Kämpfer in der Truppe.
Aus meiner Sicht war es ein großer Fehler der letzten Bw-Reform, das Nutzungsmanagement für die Großwaffensysteme von Soldaten in den Ämtern an das BAAINBw zu übertragen.
Genau für so ein Nutzungsmanagement braucht man erfahrene Soldaten (Portepees, Fachdienstoffiziere und ein paar Stabsoffiziere mit Truppenerfahrung). Diese Soldaten bekommt man nur als Berufssoldaten und dieser Antrag muss spätestens mit 30 Jahren entscheiden sein, sondern sind diese Zeitsoldaten für die Bundeswehr verloren.
Ich rede ausdrücklich von guten Soldaten im Sinne von hochqualifizierten und motivierten Soldaten in ihrer Verwendungsreihe. Die verlieren wir, wenn wir das BS-Angebot nicht verbessern.