Personalstärke im Juli 2020: Erstmals seit 2013 wieder über 185.000
Die Zahl der aktiven Soldatinnen und Soldaten der Bundeswehr ist im Juli 2020 erstmals seit sieben Jahren wieder über 185.000 gestiegen. Im vergangenen Monat dienten 54.015 Berufssoldaten, 122.455 Zeitsoldaten und 8.728 Freiwillig Wehrdienst Leistende (FWDL) – der Anstieg ist fast auschließlich auf die Zahl der Zeitsoldaten zurückzuführen, die von 120.845 um rund 1.600 stieg. Insgesamt wuchs die Zahl der Soldaten von 183.466 im Juni auf 185.198 im Juli, damit dürfte der Einstellungstermin 1. Juli entscheidend gewesen sein.
Zuletzt hatte die Bundeswehr im Jahr 2013 mehr als 185.000 aktive Soldatinnen und Soldaten (wann genau ist nicht so klar; die Bundeswehr selbst löscht ja immer die alten Statistiken, und mein Archiv zeigt für Juni 2013 noch 185.498 Soldaten, im Dezember 2013 war die Zahl dann bereits unter 185.000 gefallen)*.
Fun Fact am Rande: Es gibt eine einzige Zahl, die unverändert geblieben ist: Bei den Freiwillig Wehrdienst Leistenden ist im Juli keine einzige Frau hinzugekommen oder gegangen.
Die am (heutigen) Donnerstag veröffentlichte Statistik für Juli 2020, wie üblich unter dem immer gleichen Link eingestellt:
Insgesamt leisten 185.198 Soldatinnen und Soldaten ihren Dienst bei der Bundeswehr.
Bundesministerium der Verteidigung 1.123
unmittelbar nachgeordnete Dienststellen 3.257
Streitkräftebasis 27.915
Zentraler Sanitätsdienst 20.028
Heer 64.303
Luftwaffe 27.719
Marine 16.757
Cyber- und Informationsraum 13.439
Bereich Infrastruktur, Umweltschutz, Dienstleistungen 972
Bereich Ausrüstung, Informationstechnik, Nutzung 1.694
Bereich Personal 7.991
davon bis zu 5.400 Studierende an Bundeswehr-Universitäten
54.015 Berufssoldaten
122.455 Zeitsoldaten
8.728 Freiwillig Wehrdienstleistende
Die Zahl der Frauen in den Streitkräften:
23.049 Soldatinnen sind aktuell bei der Bundeswehr; rund 12 Prozent (beträgt der) Anteil der Soldatinnen bei der Bundeswehr
Heer 4.552
Luftwaffe 2.347
Marine 1.703
Streitkräftebasis 2.956
Sanitätsdienst 8.188
Cyber- und Informationsraum 1.305
Ministerium und andere Bereiche 1.998
Laufbahngruppe/Laufbahnen (auch Anwärterinnen)
Offizierinnen 6.119
Unteroffizierinnen mit Portepee 7.995
Unteroffizierinnen ohne Portepee 3.541
Mannschaften 5.394
Status
Berufssoldatin 3.751
Zeitsoldatin 17.691
Freiwillig Wehrdienstleistende 1.610
Die gesonderte Statistik zu den Zivilbeschäftigten:
Beschäftigt sind 79.821 Zivilistinnen und Zivilisten. Sie verteilen sich wie folgt:
Bundesministerium der Verteidigung: 1.638
Bundeswehrverwaltung, Rechtspflege, Militärseelsorge und weitere, dem zivilen Bereich zuzurechnende Dienststellen: 55.437
Streitkräfte und dem militärischen Bereich zuzurechnende Dienststellen: 22.746
Von den 79.821 Zivilbeschäftigten sind 30.212 weiblich. Das entspricht rund 38 Prozent.
(Stand aller Zahlen: Juni 2020, keine Angabe zum Stichtag)
Die Angabe zur Personalstärke der Auslandseinsätze (weiterhin ohne die anerkannten Missionen wie die NATO-Battlegroup in Litauen), Stand 17. August:
Einsatz | Einsatzgebiet | Stärke | davon Frauen | davon Reservisten | davon FWDLFreiwillig Wehrdienst Leistende |
---|---|---|---|---|---|
Resolute Support | Afghanistan | 1.011 | 102 | 74 | 0 |
KFORKosovo Force | Kosovo | 67 | 7 | 8 | 0 |
UNMISSUnited Nations Mission in South Sudan | Südsudan | 7 | 0 | 0 | 0 |
UNAMIDNations-African Union Hybrid Mission in Darfur | Sudan | 2 | 0 | 0 | 0 |
UNIFILUnited Nations Interim Force in Lebanon | Libanon | 116 | 8 | 3 | 4 |
EUTMEuropean Union Training Mission Mali | Mali | 69 | 7 | 8 | 0 |
MINUSMAMultidimensionale Integrierte Stabilisierungsmission der Vereinten Nationen in Mali | Mali | 867 | 59 | 44 | 0 |
Atalanta | Horn von Afrika | 18 | 1 | 6 | 0 |
Sea Guardian | Mittelmeer | 180 | 25 | 2 | 19 |
EUNAVOR MEDMediterranean Irini | Mittelmeer | 245 | 23 | 1 | 12 |
Anti-IS„Islamischer Staat“-Einsatz/Fähigkeitsaufbau Irak | Syrien/Irak | 203 | 19 | 14 | 0 |
STRATAIRMEDEVACStrategic Air Medical Evacuation | Deutschland | 48 |
MINURSOThe United Nations Mission for the Referendum in Western Sahara | Westsahara | 2 |
UNMHA | Jemen |
Der Service von Augen geradeaus!, die Vergleichszahlen (die der Zivilbeschäftigten ab Mai 2019; die der Auslandseinsätze ab November 2019):
Juni 2020
Mai 2020
April 2020
März 2020
Februar 2020
Januar 2020
Dezember 2019
November 2019
Oktober 2019
September 2019
August 2019
Juli 2019
Juni 2019
Mai 2019
April 2019
März 2019
Februar 2019
Januar 2019
Dezember 2018
November 2018
Oktober 2018
September 2018
August 2018
Juli 2018
Juni 2018
Mai 2018
April 2018
März 2018
Februar 2018
Januar 2018
Dezember 2017
November 2017
Oktober 2017
September 2017
August 2017
Juli 2017
Juni 2017
Mai 2017
April 2017
März 2017
Februar 2017
Januar 2017
Dezember 2016
November 2016
Oktober 2016
September 2016
August 2016
Juli 2016
Juni 2016
Mai 2016
April 2016
März 2016
Februar 2016
Januar 2016
Januar 2013 bis Dezember 2015
*Hinweis: Ein Leser verweist in den Kommentaren darauf, dass die Zahl im Januar 2014 letztmals über 185.000 gelegen habe. Das kann sein; leider gibt es keine mir zugängliche Quelle dafür.
(Archivbild : German Bundeswehr Joint Terminal Air Controllers and trainees from Robert-Schuman-Kaserne, Mullheim, view an F-16 Fighting Falcon in Hangar 1 at Spangdahlem Air Base, Germany, Sept. 11, 2019 – U.S. Air Force photo by Senior Airman Dawn M. Weber)
In durch Pandemie bedingt unsicheren Zeiten des freien Arbeitsmarktes kann die Bundeswehr eventuell erfolgreicher für sich werben als sonst.
Es wird aber leider oft so kommuniziert, dass man ältere (Alter 30+) eher nicht haben will.
Die jungen fertigen Gesellen (Alter 19 bis 23), sollten allerdings durch den demografischen Wandel mit Kusshand eingestellt werden (belastbar und noch „formbar“), während in unsicheren Zeiten aber oft die Alterskohorte 30 bis 40 eher mal gekündigt werden (Sozialplan, Befristung etc.).
Einzig allein aus dem Bereich Hotel + Gastronomie könnte zum Herbst hin ein gewisser Anteil an jungen Menschen angeworben werden.
Hier muss die Bundeswehr, wenn sie wirklich wachsen will, einfach mal proaktiver auf die Ü30er Werbung zuschneiden.
Als SaZ 4 oder SaZ 8 sind diese Jahrgänge noch super zu gebrauchen, auch wenn hier oft gegenteiliges behauptet wird.
@Marko Ramius
Und wie viele der in Betracht kommenden ü30-40 wollen dann auch tatsächlich Mannschafter sein? Der SaZ 4-8 ist idR nämlich genau das.
Die Realität ist dann doch eher, dass das ü30-40 Personal dann in Richtung Fw-Laufbahn schielt, aber am besten max. 15 km vom Wohnort entfernt, keine großartigen Lehrgänge mehr und das mit dem Auslandseinsatz muss auch nicht unbedingt sein…
(Ausnahmen bestätigen die Regel ;-) )
Kooperiert die Bw mit der Arbeitsagentur? Zumindest in so fern, als daß der Dienst als Alternative dort vorgestellt wird?
@Marko Ramius
Ich glaube, da sind sie schlecht informiert. Ich habe aus eigener Erfahrung derzeit ständig mit Wiedereinstellern/Erstverpflichtungen jenseits der 30 zu tun. Nicht selten Ü40 und stellenweise Ü50.
Diese Soldaten haben sehr klare Vorstellungen vom Arbeitgeber Bundeswehr, sind einsatzwillig und machen den jungen nicht selten sportlich etwas vor. Deren Verpflichtungszeit geht oft bis zum Renteneintrittsalter. Selbstverständlich braucht die Bundeswehr eher nicht den Ü40 Mannschaftssoldaten in der Infanterie. Das ist einfach nicht sinnvoll. Für Menschen mit passendem beruflichen Hintergrund ist die Bundeswehr dafür sehr wohl attraktiv.
pi
@Marko Ramius
„Als SaZ 4 oder SaZ 8 sind diese Jahrgänge noch super zu gebrauchen,..“
Im Grunde eine richtige und wichtige Anmerkung! Ich persönlich würde die Formulierung „zu gebrauchen“ jedoch nicht verwenden.
Im Januar 2014 wurden: 185.921 Soldaten gemeldet. Danach nur noch unter 185.000.
Beim Heer ist es der höchste Wert sein März 2013.
Bei der Marine ist es sogar der höchste Wert seit Februar 2011.
Bei CIR ist es der höchste Wert überhaupt (war aber auch nicht so schwierig).
Bei den direkt dem BMVg unterstellten Soldaten ist auch ein neues Allzeit-hoch erreicht (wie sinnhaft es auch immer sein mag, immer mehr Soldaten direkt dem Ministerium zu unterstellen)
Interessant ist auch, dass dieses Jahr das Juli-September-Loch bei den FWDlern deutlich weniger ausgeprägt zu sein scheint. Sonst verlor man gerne zwischen Juni und Juli 1.000 FWDler. Diesmal gewann man sogar dazu.
Die Zahl der Soldatinnen erreicht auch einen neuen absoluten und prozentualen Höchststand. Wenn es weiter in dem Tempo geht, dann düfte das vor 10 Jahren (?) augegebene Ziel von 15 % schon in 6 bis 7 Jahren erreicht sein.
[Die Zahlen vom Januar 2014 fehlen mir leider in meiner – ja nachträglich zusammengestellten – Statistik-Übersicht; haben Sie da die Quelle/Daten/Link/Screenshot o.ä.? T.W.]
Leider habe ich keinen Screenshot oder Link. Die Wayback Machine reicht leider auch nicht soweit zurück. Haben Sie einen Statista/DeStatis Account? Da könnten die Quellen noch abgelegt sein. Denn dort wird auch ab und an mal eine STatistik dazu veröffentlicht. Ansonsten gab es eine Zeit lang noch so einen „Beamten-Dienst“, die haben die Zahlen monatlich als Kopie veröffentlicht. Leider fällt mir da der Name von dem Web-Dienst nicht mehr ein.
[Danke, aber wo haben Sie die Zahl für Januar 2014 her? Die fehlt mir, und wenn das so ist wie Sie schreiben, muss ich meinen Text korrigieren. Deshalb bitte den Beleg nachreichen. T.W.]
Ich habe die Januar 2014 Zahlen im Februar 2014 in eine Excel-Tabelle getippt. Daher keine ich keine Quellen, die journalistischen Ansprüchen genügen, beibringen. Drum hatte ich versucht, alternative Quellen zu benennen. Sorry.
https://www.flugrevue.de/militaer/jungfernflug-in-israel-erste-heron-tp-fuer-deutschland-fliegt/ Menschen in den Dienst des Staates zu rufen, die ihr Leben in den Griff kriegen. Zwischen 30 und 50 Jahren (Smiley)
[Und wo ist jetzt der Zusammenhang zwischen diesem Flug und der Personalstärke? T.W.]
@Sailor
Sie schrieben: „Und wie viele der in Betracht kommenden ü30-40 wollen dann auch tatsächlich Mannschafter sein? Der SaZ 4-8 ist idR nämlich genau das.“
Wie @politisch_inkorrekt schon sagte, gibt es diese Leute durchaus. Allein ich würde behaupten, diese Frage stellt sich eigentlich gar nicht. Wenn nämlich die Bundeswehr aufwachsen soll – langfristig sogar wieder an die Marke von zweihunderttausend Männern und Frauen – zählt jeder Bewerber; und in meinen Augen besteht die Aufgabe nun darin, jedem Interessenten im Rahmen seiner Fähigkeiten eine maßgeschneiderte berufliche Perspektive zu bieten.
Und dabei darf die Bundeswehr gerne mehr Flexibilität beweisen.
Natürlich ist hier der Aufbildungsaufwand für die angestrebte Verwendung in Rechnung zu stellen. Indes wenn sich jemand für eine SaZ4-Verwendung bewirbt, jedoch – um Brüche in seinem Lebenslauf zu vermeiden – gerne fünf Jahre dienen will, warum sollte man ihm dies nicht ohne großes Herumgezerre ermöglichen? Solche Geschichten hört man ständig: bis zum 30. Geburtstag, oder bis der ersehnte Studienplatz frei ist, oder bis der Partner sein Studium beendet hat usw. usf.
Ich kann die Geschichte mit Neueintellung/Wiedereinstellung verwendungsfähigen Soldaten U40/U50 nicht so richtig einnehmen. Ich kann mir nicht vorstellen, wozu ich die verwenden könnte? Passen diese in eine Schützengruppe? Oder in einen Luftumschlagzug, in ein GeZi? Für die Wäschekämmer gibt es Zivilarbeiter, oder?
Thomas Melber sagt: 27.08.2020 um 23:31 Uhr
„Kooperiert die Bw mit der Arbeitsagentur?“
Sicher, schauen Sie mal: https://www.arbeitsagentur.de/vor-ort/hameln/content/1533730762044
Die Bundeswehr kann bei der Agentur milStellen ausschreiben wie andere Arbeitgeber auch.
„ und in meinen Augen besteht die Aufgabe nun darin, jedem Interessenten im Rahmen seiner Fähigkeiten eine maßgeschneiderte berufliche Perspektive zu bieten.“
Ich dachte immer es gibt eine Aufgabe und ich suche einen Bewerber. Aber das andersherum ein Schuh draus wird … zumindest ein für mich neuer und nicht uninteressanter Ansatz. So lassen sich die Arbeitslosenzahlen sicher effektiv senken. Ein Denkansatz der bestimmt nicht nur bei der BW funktioniert ….
@Gast
Man kann es aber auch so lesen, daß es so viele Vakanzen gibt, so daß man für fast jeden eine passende Stelle findet 😎
@ Thomas Melber:
Genau: irgendwie ist jeder für irgendwas gut. Man muss nur fleissig suchen aber so kriegt man sicher jede excel-Tabelle gefüllt. Und im Zweifelsfall passt man einfach die Anforderungen an. Aber ob das der richtige Weg ist ….
@ Gast; 01.09.2020 um 19:05 Uhr
Irgendwas kann jeder…oder: Bedarf schafft Eignung!
Traurig aber wahr.
@Edgar Lefgrün
+1
Die Relation dieser zwei Zahlen ist schon recht bemerkenswert:
> Marine 16.757
> Cyber- und Informationsraum 13.439
Es ist klar, dass Cyber und IT ein wichtiger (wenn nicht sogar unverzichtbare) Faktor sind, aber dass die an Personalstärke fast mit der Marine gleichauf liegen? Das sind interessante Prioritäten.
@Toska
„Cyber“ ist ja deutlich mehr als nur IT – KSA, die EloKa, SchStratAufklBw, ZOpKomBw, GeoInfoWBw gehören ebenfalls mit dazu.
@Thomas Melber @Toska
Das „Kommando Cyber- und Informationsraum“ sollte betont werden.
Es ist das Führungskommando im Organisationsbereich CIR-Cyber- und Informationsraum. Ihm unterstehen direkt das Kommando Strategische Aufklärung, das Kommando Informationstechnik der Bundeswehr und das Zentrum für Geoinformationswesen der Bundeswehr.
Als Besonderheit sollte auf den öffentlich kaum erkennbaren „Chief Information Officer Bundeswehr (CISIBw)“ und Stv des Insp hingewiesen werden, der alle operativen Aufgaben steuert und überwacht.
Wieso reden wir so viel von Quantität, statt von Qualität?
Ich meine damit, wo genau die absoluten Tagesstärken zu finden sind.
Aus meiner Beobachtung heraus sind es eher die Schreibdienstposten, die mit Wiedereinstellern oder Spätberufenen gefüllt werden. Das mag auch hilfreich sein, aber der Nachwuchs wird doch eher im Kampfverband gebraucht.
Was also sagt uns jetzt die Zahl 185.000?
Warten auf die reale Ausgestaltung.
@bbinkowska_ 1. Sep.
Ab heute können sich Interessierte für #DeinJahrFürDeutschland offiziell bewerben. „Schon vor dem Start am 1. September haben sich rund 1800 Interessenten gemeldet“, freut sich Verteidigungsministerin @akk
Freiwilligkeit in der Tendenz sinkend. Jahresbericht 2019.
https://dipbt.bundestag.de/dip21/btd/19/218/1921801.pdf
Anfrage AfD-Abgeordneter, befassten sich im Schwerpunkt mit dem Themenkomplex „Anforderungen an Bewerber für die Bundeswehr“.
Was überrascht:
Das geforderte Anforderungsprofil ist nicht bereits in der Grundausbildung zu erfüllen, sondern ist spätestens bis zu einer Verlegung in den Einsatz zu erreichen.
Und vorher, z.B. einsatzgleiche Verpflichtungen, LV/BV, bzw. nie in Einsätze?
Physis ist unbedeutend?
[Ich hab‘ den Link mal durch die Originalquelle ersetzt. T.W.]