Personalstärke Januar 2020: Leichter Anstieg auf 184.000
Die Zahl der aktiven Soldatinnen und Soldaten der Bundeswehr hat im Januar 2020 die Marke von 184.000 erreicht. Allerdings ist der Anstieg im Vergleich zum Jahresende 2019 gering, die Zahl erhöhte sich von 183.667 um 334 auf 184.001. Die Erhöhung ist überwiegend auf die zunehmende Zahl der Freiwillig Wehrdienst Leistenden (FWDL) zurückzuführen, während die Zahl der Zeitsoldaten zurückging.
Nach 53.965 Berufssoldaten im Dezember 2019 waren es im Januar 54.090, ein leichter Anstieg um 125. Dagegen fiel die Zahl der Zeitsoldaten von 121.365 leicht um 177 auf 121.188. Die Zahl der FWDL stieg von 8.337 um 386 auf 8.723.
Die bereits in der vergangenen Woche (während meines Urlaubs) veröffentlichten Zahlen für Januar 2020, wie üblich unter dem immer gleichen Link* eingestellt:
Insgesamt leisten rund 184.001 [sic!] Soldatinnen und Soldaten ihren Dienst bei der Bundeswehr.
Bundesministerium der Verteidigung 1.121
unmittelbar nachgeordnete Dienststellen 3.220
Streitkräftebasis 27.853
Zentraler Sanitätsdienst 19.945
Heer 63.506
Luftwaffe 27.655
Marine 16.708
Cyber- und Informationsraum 13.334
Bereich Infrastruktur, Umweltschutz, Dienstleistungen 965
Bereich Ausrüstung, Informationstechnik, Nutzung 1.649
Bereich Personal 8.045
davon bis zu 5.400 Studierende an Bundeswehr-Universitäten
54.090 Berufssoldaten
121.188 Zeitsoldaten
8.723 Freiwillig Wehrdienstleistende
Die Zahl der Frauen in den Streitkräften:
22.697 Soldatinnen sind aktuell bei der Bundeswehr; rund 12 Prozent (beträgt der) Anteil der Soldatinnen bei der Bundeswehr
Heer 4.397
Luftwaffe 2.342
Marine 1.678
Streitkräftebasis 2.907
Sanitätsdienst 8.121
Cyber- und Informationsraum 1.260
Ministerium und andere Bereiche 1.991
Laufbahngruppe/Laufbahnen (auch Anwärterinnen)
Offizierinnen 5.837
Unteroffizierinnen mit Portepee 7.949
Unteroffizierinnen ohne Portepee 3.522
Mannschaften 5.389
Status
Berufssoldatin 3.644
Zeitsoldatin 17.390
Freiwillig Wehrdienstleistende 1.663
Die von einem Leser (vielen Dank!) regelmäßig fortgeschriebene Tabelle dazu:
BWPers_Jan2020
Die gesonderte Statistik zu den Zivilbeschäftigten:
Beschäftigt sind 80.947 Zivilistinnen und Zivilisten. Sie verteilen sich wie folgt:
Bundesministerium der Verteidigung: 1.583
Bundeswehrverwaltung, Rechtspflege, Militärseelsorge und weitere, dem zivilen Bereich zuzurechnende Dienststellen: 56.119
Streitkräfte und dem militärischen Bereich zuzurechnende Dienststellen: 23.245
Von den 80.947 Zivilbeschäftigten sind 30.474 weiblich. Das entspricht rund 38 Prozent.
Die Angabe zur Monats-Personalstärke der Auslandseinsätze (weiterhin ohne die anerkannten Missionen wie die NATO-Battlegroup in Litauen):
Einsatz | Einsatzgebiet | Stärke | davon Frauen | davon Reservisten | davon FDWL |
---|---|---|---|---|---|
Resolute Support | Afghanistan | 1.177 | 88 | 91 | 0 |
KFORKosovo Force | Kosovo | 63 | 13 | 8 | 0 |
UNMISSUnited Nations Mission in South Sudan | Südsudan | 12 | 0 | 0 | 0 |
UNAMIDNations-African Union Hybrid Mission in Darfur | Sudan | 3 | 1 | 0 | 0 |
UNIFILUnited Nations Interim Force in Lebanon | Libanon | 124 | 9 | 9 | 2 |
EUTMEuropean Union Training Mission Mali | Mali | 149 | 24 | 18 | 0 |
MINUSMAMultidimensionale Integrierte Stabilisierungsmission der Vereinten Nationen in Mali | Mali | 873 | 71 | 46 | 0 |
Atalanta | Horn von Afrika | 29 | 1 | 7 | 0 |
Sea Guardian | Mittelmeer | 195 | 22 | 0 | 13 |
Anti-IS„Islamischer Staat“-Einsatz/Fähigkeitsaufbau Irak | Syrien/Irak | 432 | 25 | 23 | 5 |
(Alle Zahlen Stand Januar 2020)
*Der dauerhafte archive.org-Link zu der Webseite mit diesen Angaben:
https://web.archive.org/web/20200301201451/https://www.bundeswehr.de/de/ueber-die-bundeswehr/zahlen-daten-fakten/personalzahlen-bundeswehr
Der Service von Augen geradeaus!, die Vergleichszahlen (die der Zivilbeschäftigten ab Mai 2019; die der Auslandseinsätze ab November 2019):
Dezember 2019
November 2019
Oktober 2019
September 2019
August 2019
Juli 2019
Juni 2019
Mai 2019
April 2019
März 2019
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Mai 2016
April 2016
März 2016
Februar 2016
Januar 2016
Januar 2013 bis Dezember 2015
(Archivbild Dezember 2019: Bundeswehrsoldaten warten auf den Maskencheck im Rahmen eines Lehrgangs zur ABC-Abwehr in Fort Leonard Wood, Missouri/USA – Jana Neumann/Bundeswehr)
184.001 Soldaten, knapper kann man die Grenze von 184.000 Soldaten kaum nehmen, ist erstmal ein Erfolg für das Personalamt. Dei BW-Stärke steigt im Moment tatsächlich leicht. Leider geben die Zahlen nicht her, wie viele Soldaten tatsächlich neu gewonnen worden sind und in wie vielen Fällen nur die Verträge von Zeitsoldaten verlängert worden sind oder Zeitsoldaten zu Berufssoldaten gemacht worden sind?
Und es bestätigt sich auch mal wieder, daß eine entscheidende Größe dafür, ob die Truppenstärke steigt oder sinkt, die Zahl der FWDL ist. Wenn deren Zahl ansteigt, steigt meist auch die Truppenstärke an, fällt deren Zahl, wird der Anstieg der Berufs- und Zeitsoldaten davon oft neutralisiert
Wir waren schon bei über 11.000 FWDL und haben jetzt sie Zahl nur über 8.000 stabilisiert. Ich vermisste jedes Konzept der BW, um mehr FWLD zu gewinnen oder die BW für diese attraktiver zu machen. Denn aus den FWDL sollen schließlich Berufs- und Zeitsoldaten gewonnen werden Deshalb ist die niedrige Zahl an FWDL sehr unbefriedigend.
Statt es einfach und schnell zu machen, daß Lücken in der Schul- und Berufsausbildung schnell mit FWD gestopft werden können, ist es durch die Vorprüfung des MAD noch schwieriger und langwieriger geworden Soldat zu werden. Auch wenn ich nur von einem Fall gerade zufällig gehört habe, wo ein Panzergrenadier seine Grundausbildung als FWDL bei den Panzergrenadieren in Frankenberg unterbrechen musste, und jetzt bei den Fallschirmjägern rumsitzt, weil seine Unterlagen zur Sicherheitsüberprüfung bei der BW verlegt worden sind, könnte ich mir vorstellen, daß bei BW oder MAD dies öfters passiert.
Mit kostenlosem PKW Führerschein oder elternunabhängigen BAFÖG, bei bestimmter Dienstzeit als FWDL oder Zeitsoldat, gäbe es z.B Möglichkeiten, den Dienst in der BW für junge Leute attraktiver zu machen.
Und mit dezentralen Anwerbestellen oder Musterungszentren, wo man am gleichen Tat Soldat werden könnte, statt den bürokratischen Bewerbungsprozessen der heutigen BW, gäbe es sicher Möglichkeiten, weit mehr Personal zu gewinnen für die BW.
Closius sagt 02.03.2020 um 13:26 Uhr: „Mit kostenlosem PKW Führerschein oder elternunabhängigen BAFÖG, bei bestimmter Dienstzeit als FWDL oder Zeitsoldat, gäbe es z.B Möglichkeiten, den Dienst in der BW für junge Leute attraktiver zu machen.“
Mit Verlaub, aber genau das ist m.E. genau der falsche Weg. Wieviel Attraktivität sollen wir denn noch in den Soldatenberuf stecken und damit noch mehr Kandidaten anlocken die schulisch und ausbildungstechnisch dermaßen unter Durchschnitt sind und salopp gesagt einfach nur Steuergeld kosten, Hauptsache die Quoten sind erfüllt.
Anstatt jeden Monat neue, tolle Zahlen zu präsentieren, die zeigen sollen dass die Trendwende Personal endlich greift, sollte man sich eingestehen dass es nicht funktioniert mal eben so zu wachsen. Qualität vor Quantität sollte mal wieder auf der Agenda stehen. Lieber Lücke als Krücke…
@Closius
Hier von ERFOLG für das Personalamt zu sprechen, halte ich für leicht übertrieben, schließlich liegen die Planzahlen immer noch deutlich hinter den Sollstärken.
Auch die Zahl 184.001 mag optisch gut wirken, ob sie wirklich stimmt, wobei sie ja „bis zu 5400 Studierende“ an den Bw-Universitäten beinhaltet, stelle ich in Zweifel. Bei Vodafone kann man auch LTE-Tarife mit Datenraten „bis zu“ 500 Mbit buchen. Ich kenne niemanden, der davon schon mal profitiert hat.
Das auf 184.000 Soldaten ca. 81.000 zivile Beschäftigte kommen, macht die Frage dringlich, ob wir nicht mehr Soldaten und weniger zivile Mitarbeiter in den Streitkräften brauchen. Auch nicht alle der Soldaten sind „operativ“ eingesetzt, sondern machen ihren Dienst im nachgelagerten Bereich. An der Front mangelt es dagegen. Die militärische Schlagkraft zu verbessern, setzt voraus, daß wir in der Lage sind „boots on the ground“ zu stellen. Es sind Soldaten, die kämpfen.
[blockquote] …Anwerbestellen oder Musterungszentren, wo man am gleichen Tat Soldat werden könnte, statt den bürokratischen Bewerbungsprozessen der heutigen BW…[/blockquote]
Wie stellen Sie sich das denn vor? Ohne jegliche Betrachtung des Hintergrunds des Bewerbers? Oder haben Sie da ein abgekürztes Verfahren im Sinn, auf das nur bisher noch niemand gekommen ist?
Ich wäre ja auch froh, wenn man schneller Soldat werden könnte, als das anscheinend leider inzwischen dauert, aber wenn wir uns damit die falschen Leute einkaufen, schaden wir uns mehr als dass es nützt.
@Closius sagt: 02.03.2020 um 13:26 Uhr
„Ich vermisste jedes Konzept der BW, um mehr FWLD zu gewinnen oder die BW für diese attraktiver zu machen. Denn aus den FWDL sollen schließlich Berufs- und Zeitsoldaten gewonnen werden Deshalb ist die niedrige Zahl an FWDL sehr unbefriedigend.“
1. Es gibt Konzepte. Es sind auch bereits Maßnahmen etabliert worden.
2. Die Zahl der FWD ist nicht niedrig, sondern liegt über der Zahl, die als FWD fix vorgesehen ist.
Von daher sehe ich keinen Grund wieder mal alles schlecht zu reden.
Diesmal ist die Lage ja nun wirklich gut und erfreulich :)
(Mal abgesehen vom immer weiter steigenden Durchschnittsalter der Bundeswehr, aber das ist eine andere Frage.)
„Mit kostenlosem PKW Führerschein oder elternunabhängigen BAFÖG, bei bestimmter Dienstzeit als FWDL oder Zeitsoldat, gäbe es z.B Möglichkeiten, den Dienst in der BW für junge Leute attraktiver zu machen.“
Ja. Zumindest das mit BAföG ist sicherlich eine attraktive Idee und zusätzliche Punkte um an der Uni auch zeitgerecht einen Platz zu finden.
Führerschein für FWD sehe ich jetzt ehrlich gesagt nicht. Die Kapazitäten haben wir nicht und sollten sie auch erst gar nicht aufbauen.
„Und mit dezentralen Anwerbestellen oder Musterungszentren, wo man am gleichen Tat Soldat werden könnte, statt den bürokratischen Bewerbungsprozessen der heutigen BW, gäbe es sicher Möglichkeiten, weit mehr Personal zu gewinnen für die BW“
Auf gar keinen Fall! Jetzt unabhängig davon, dass das rechtlich gar nicht möglich ist, aber die Entscheidung Soldat zu werden ist eine so wichtige und weitreichende, dass man das nicht von einer Tageslaune abhängig machen darf.
@Lucky.Sailor sagt: 02.03.2020 um 14:43 Uhr
„schließlich liegen die Planzahlen immer noch deutlich hinter den Sollstärken.“
Naja ehrlich gesagt nicht mehr so deutlich. Die Tendenz ist gut und die Nachwuchsgewinnung hinkt den Jahrestranchen mit Blick auf das mittelfristige Ziel nicht mehr soweit hinterher.
„Auch die Zahl 184.001 mag optisch gut wirken, ob sie wirklich stimmt, wobei sie ja „bis zu 5400 Studierende“ an den Bw-Universitäten beinhaltet, stelle ich in Zweifel. Bei Vodafone kann man auch LTE-Tarife mit Datenraten „bis zu“ 500 Mbit buchen. Ich kenne niemanden, der davon schon mal profitiert hat.“
Sorry, aber das ist doch Unsinn.
Die Zahl ist SAP- und tagesgenau erhoben. Hieran zu zweifeln ohne jeglichen Anhalt für einen Fehler (oder gar für eine bewusste Manipulation) ist schon reichlich lustig.
Und der Vergleich zwischen den studOffz/studOF mit den Leistungsversprechungen von Vodafone finde ich bizarr. Die Zahl 5.400 ist ja eine „davon“ Zahl. Nämlich von „8.045“ und diese Zahl ist wiederum SAP- und tagesgenau. Die 5.400 „davon“ ist nur deswegen so pauschal, weil es viel zu viel Aufwand machen würde monatlich die beiden Zahlen getrennt zu erheben und es auch niemandem einen informationellen Mehrwert bringen würde. Sie ist nur deswegen überhaupt angegeben, damit nicht irgendein Schlaumeier darüber meckert, dass der Bereich Personal jetzt plötzlich 8.045 Soldaten hat, sondern um deutlich zu machen, dass in den 8.045 mehr als 50% Schülerstellen inkludiert sind (die halt irgendwo aufgegangen sein müssen, weil Offiziere/OA nun mal während der Uni nun mal keine Stammeinheit haben, der man sie zuschlagen kann) .
Um etwas theoretisch zu werden:
Es gibt „measurement of performance (MoP)“ und „measurement of effectivity (MoE)“.
Auf diesen Sachverhalt übertragen ist die Steigerung der Personalstärke MoP und die militärische Leistungsfähigkeit/Schlagkraft – ausgedrückt in der Anzahl der Verbände, Geschwader und Schiffe – MoE.
Es dürfte Einvernehmen darüber bestehen, dass es im Militär um MoE und nicht um MoP gehen sollte. Und bei MoE erkenne ich keine Verbesserung bzw. langfristig sogar eine Verschlechterung, weil sich der Wasserkopf mit zusätzlichen BS weiter anfettet und bisher ALLE Reformen zulasten der Truppe gingen – da tendenziell Streichmasse.
Wir können also auch weiterhin mit fragwürdigen Maßnahmen mehr Personal „reinbuttern“: solange „hinten“ nichts herauskommt, sind die Personalzahlen Schmuck am Nachthemd bzw. eine Beruhigungspille für den ein oder anderen Ministerpräsidenten/MdB. Denen ist es nämlich egal, ob ein Amt oder ein Bataillon bei seinen Bäckereien Brötchen kauft, Hauptsache, es werden welche gekauft. Das ist aber nicht der Sinn von Streitkräften.
Vielleicht ist es endlich an der Zeit zu erkennen, daß es keinen größeren Pool an Bewerbern für die BW gibt und Zeit darüber nachzudenken, wie man mit 180.000 Mann eine zur Landesverteidigung und für gewisse Out-of-Area-Bündnisverpflichtungen taugliche Bundeswehrstruktur aufbaut Die deutsche Bevölkerung wird nun mal älter, es gibt weniger jungen Nachwuchs. Andere Bereiche des öffentlichen Dienstes konkurrieren ebenfalls mit dem Bewerberpool: Polizei, Feuerwehr, Verwaltung. Die schicken auch niemanden für Wochen oder Monate ins Ausland, was durchaus ein Kriterium für Bewerber ist. In Medizin und Pflege gibt es ebenfalls seit längerem Personalnotstände. Ärztemangel, Pflegenotstand. Usw. usf. Von daher spricht viel dafür, daß ein merklicher Aufwuchs der BW über die circa. 180.000 Mann/Frau/Divers nicht stattfinden kann und wird. Wie wäre es, einmal die Strukturen der Bundeswehr kritisch durchzusehen, umzukrempeln und salopp ausgedrückt die Anzahl der Häuptlinge zugunsten der Zahl der Indianer zu reduzieren? Sprich den ganzen Verwaltungs- und Beschaffungsaufwand zu vereinfachen und zu verschlanken, um mehr Mannstunden für die kämpfende Truppe zu bekommen?
Nur mal so gedacht…
@ Mitleser 02.03.2020 um 20:05 Uhr „umzukrempeln und salopp ausgedrückt die Anzahl der Häuptlinge zugunsten der Zahl der Indianer zu reduzieren?“
Ist das Problewm nicht, es gelingt nicht die gewünschte Zahl von Indianern zu rekrutieren? Mit genügend Indianer wären vermeintlich überzählige Häuptlinge doch kein Problem.
Wo beginnt für Sie die Gruppe der überzähligen Häuptlinge, Dienstgrad und Verwendung? Wo sind die überflüssigen Häuptlinge, was machen diese (nicht)?
Interessant fined ich auch, dass die „sonstigen“ (unmittelbar nachgeordnete Dienststellen) Monat für Monat mehr werden. Da fragt man sich doch, was da hinter für ein „Auffangbecken“ ist. Angefangen haben wir mal mit 115 (Jan 11). Dann waren es ne Weile um die 1.500 (Nov 14 bis Jan 17) und dann ging es kontinuierlich weiter nach oben bis zum jetzigen Höchstwert von 3.220. Man könnte es auch so lesen, dass das BMVg der Truppe die Soldaten entzieht und sich selbst unterordnet.
@Neuling
Sie schrieben: „Mit Verlaub, aber genau das ist m.E. genau der falsche Weg. Wieviel Attraktivität sollen wir denn noch in den Soldatenberuf stecken und damit noch mehr Kandidaten anlocken die schulisch und ausbildungstechnisch dermaßen unter Durchschnitt sind und salopp gesagt einfach nur Steuergeld kosten,“
—Ich befürchte, Sie irren. Allein bei den Kfz-Mechatronikern, um nur ein Beispiel zu nennen, gibt es in Deutschland rund 25 000 mehr offene Stellen als Auszubildende. Die Bundeswehr steht in Konkurrenz zur freien Wirtschaft, die deutlich attraktivere Arbeitsbedingungen, höhere Gehälter und weniger Gefahren für die körperliche und seelische Gesundheit bietet. Diese Konkurrenz wirkt sich spürbar auf die Personallage aus und macht entsprechende Maßnahmen erforderlich.
Tatsache ist ohnedies, dass viele andere NATO-Staaten ihren Soldaten deutlich bessere Konditionen bieten. Beispielsweise liegen in Kanada die Bezüge eines Rekruten in der Ausbildung bei umgerechnet rund 2 800 EUR im Monat – Pi mal Daumen das Einstiegsgehalt eines frischgebackenen deutschen Offiziers (Gruppe A9 Stufe 1). Man kann nicht behaupten, dass dieses Land, immerhin eines der reichsten der Welt, wirklich an seine Grenzen ginge in dem Bemühen, Soldaten zu werben.
Natürlich ist Geld nicht alles, selbstredend hapert es in Deutschland auch in anderen Bereichen, bspw. bei der gesellschaftlichen Anerkennung der Tätigkeit, und auch die schlechte Materiallage schadet dem Image des Berufs. Nichtsdestoweniger kann ich dem Tenor Ihres Kommentars nicht zustimmen, der anzudeuten scheint, dass der Soldatenberuf bereits attraktiv genug sei oder man seine Attraktivität nicht mehr steigern könnte.
Sie schrieben: „Anstatt jeden Monat neue, tolle Zahlen zu präsentieren, die zeigen sollen dass die Trendwende Personal endlich greift, sollte man sich eingestehen dass es nicht funktioniert mal eben so zu wachsen. Qualität vor Quantität sollte mal wieder auf der Agenda stehen. Lieber Lücke als Krücke…“
—Vielleicht haben Sie einen besseren Einblick in die Materie als ich, dennoch frage ich mich, wie Sie darauf kommen, dass es bei den heutigen Rekruten durchweg an Qualität fehlte, oder dies zumindest ein bundeswehrspezifisches Problem sei.
Denn zunächst einmal kommen auch aus der freien Wirtschaft Klagen, und dies branchenübergreifend – da ist von völlig überzogenen Erwartungen an Arbeitgeberleistungen und mangelndem Leistungswillen die Rede, bis hin zu Defiziten bei grundlegenden Fähigkeiten oder auch nur gewöhnlichen Umgangsformen. Der Arbeitsmarkt dieses Landes leidet unter einem eklatanten Fachkräftemangel, der durch Experimente in der Schulpolitik und ungeordnete Migrationsbewegungen nur verstärkt wird.
Aber davon unabhängig ist zu konstatieren, dass der Mangel an Fachkräften die Bundeswehr beinahe ebenso stark belastet wie die schlechte Materiallage. Im letzten ungesperrten Bericht zur Einsatzbereitschaft der Streitkräfte heißt es nahezu bei jedem Waffensystem: „Die materielle Einsatzbereitschaft wurde maßgeblich durch […] fehlendes technisches Personal beeinflusst.“
Deswegen wage ich zu behaupten, dass gerade in Hinblick auf eine langfristige Verbesserung der Lage die Losung tatsächlich lauten muss: lieber Krücke als Lücke. Denn auch qualitativ mangelhaftes Personal bietet den Streitkräften insgesamt zumindest die Möglichkeit des Fähigkeitserhalts. Oder deutlicher formuliert: mit schlechtem Personal kann ich wohl schlecht arbeiten, mit nicht vorhandenem Personal kann ich jedoch überhaupt nicht arbeiten.
Nicht zuletzt bei den Luftfahrzeugen ist nämlich eine derart angespannte Personallage eingetreten, dass die ungenügende materielle Einsatzbereitschaft beinahe in den Hintergrund tritt, weil selbst dann ein Mangel an ausgebildetem Bodenpersonal bestünde, wenn sich die Industrie nicht 350 und mehr Tage auf die Vögel setzen würde, mit entsprechenden Auswirkungen auf die Einsatzbereitschaft der Piloten und die operativen Möglichkeiten der auf luftgestützte Kapazitäten angewiesenen Kräfte.
So führte die Einsatzgestellung Counter Daesh von bloß sechs Tornados dazu, dass wegen eines akuten Mangels an technischem Personal in Deutschland der Grundbetrieb bei den Geschwadern 33 und 51 litt. Und so kann der Wegfall von irgendeinem Insta-Menschen dazu führen, dass Piloten nicht mehr genug Flugstunden leisten und ihre fliegerischen Berechtigungen verlieren. Das vorhandene Personal kann nicht mehr im nötigen Umfange üben, usw. usf.
Da stelle ich doch lieber Leute ein, die vielleicht einen erhöhten ausbilderischen Bedarf aufweisen und denen ich öfter mal über die Schulter schauen muss, als dass ich mir zusätzlich zur angespannten Materiallage einen weiteren Mühlstein auf den Rücken binde. Da die Bundeswehr ganz offensichtlich mit Faktoren zu kämpfen hat, die einander wechselseitig beeinflussen und verstärken, muss die Kettenreaktion beendet werden, bevor der GAU eintritt. Was das anlangt, ist die Trendwende Personal meiner bescheidenen Ansicht nach ein wichtiger Baustein in puncto Gegenmaßnahmen.
Dazu gehört es meiner Meinung nach auch, mehr Geld in die Hand zu nehmen und den Soldatenberuf wirtschaftlich attraktiver zu machen.
Persönlich glaube ich, dass außerdem die Einführung weitaus flexiblerer Verpflichtungszeiten Not täte. Dem Vernehmen nach springen viele Bewerber ab, weil die ihnen angebotenen Verpflichtungszeiten Lücken in ihre Lebensplanung reißen oder sie die Aussicht scheuen, mit dreißig oder vierzig Jahren von vorne beginnen zu müssen. Hier könnten die Streitkräfte ohne Qualitätseinbußen Entgegenkommen zeigen, insofern die gewünschte Verpflichtungszeit nur lange genug ist, um die Investition in die humane Ressource zu rechtfertigen.
@muck:
Ich stimme Ihnen zu dass die Bundeswehr in Konkurrenz zur freien Wirtschaft steht. Im Unterschied zur Bundeswehr leistet sich die freie Wirtschaft jedoch nach wie vor, wenn in manchen Sparten auch nicht mehr so streng wie vor einiger Zeit, den Luxus ihre Bewerber ordentlich auf Eignung zu prüfen und nach einer erfolgreichen Einstellung wird der Bewerber auch nur bei entsprechender Leistung behalten. Ansonsten heisst is in der Probezeit bye bye und danach gibts ggf. Abmahnungen und dann servus! Bei der Bundeswehr ist momentan keinerlei Instrument vorhanden die Krücken wieder los zu werden. Selbstverständlich gibt es auch hier das Instrument der Probezeit, aber in den heutigen bürokratischen Hürden noch einen Disziplinarvorgesetzten zu finden der sich traut davon Gebrauch zu machen das Dienstverhältnis zu beenden in den ersten sechs Monaten, ist eher selten.
Nach Beendigung der Probezeit muss der Soldat schon goldene Löffel klauen um rausgeworfen zu werden.. Dies wird tatsächlich meiner Erfahrung nach leider zu oft ausgenutzt und tatsächlich haben wir mittlerweile Personal in hohen Verpflichtungszeiten, die früher (und nein früher war nicht alles besser) als Wehrpflichtige nicht mal die Grundausbildung überstanden hätten.
Und das alles ist meiner bescheidenen Meinung nach der Trendwende Personal und dem damit einhergehenden Wahn, um jeden Preis wachsen zu müssen, geschuldet.
Ihr Beispiel mit den Mechatronikern möchte ich gerne mit der Realität in dem „Wald und Wiesen Btl“ in dem ich diene konfrontieren: Ein junger Mensch m/w/d will Soldat werden und hat eine Leidenschaft für Kraftfahrzeuge. Man bietet an als InstFw eine ZAW zu machen und bei der Bundeswehr Mechatroniker zu werden. Nach der Ausbildung will dieser Mensch dann seine Leidenschaft, wegen der er/sie gekommen ist ausleben… Und? Er/Sie darf ausser mal ne Glühbirne auswechseln nichts machen, denn die Inst-arbeiten werden durch die HIL erledigt, oder gleich komplett zivil vergeben… Und nun? Frust und die Erkenntnis dass man in der freien Wirtschaft evtl. ein paar Euro weniger bekommt, dafür aber seiner Berufung nach gehen kann… Geld allein macht nicht glücklich. Und das Klientel, das von Geld allein glücklich wird, hat nach meiner Erfahrung keinen Bock auf die (mittlerweile seltener gewordenen, aber immer noch vorhandenen) Härten und Entbehrungen, die der Soldatenberuf mit sich bringt und „seilt sich dann ab“. Allerdings wird so wenigstens die Trendwende bedient….
@ muck
Zitat:
„Nicht zuletzt bei den Luftfahrzeugen ist nämlich eine derart angespannte Personallage eingetreten, dass die ungenügende materielle Einsatzbereitschaft beinahe in den Hintergrund tritt, weil selbst dann ein Mangel an ausgebildetem Bodenpersonal bestünde, wenn sich die Industrie nicht 350 und mehr Tage auf die Vögel setzen würde, mit entsprechenden Auswirkungen auf die Einsatzbereitschaft der Piloten und die operativen Möglichkeiten der auf luftgestützte Kapazitäten angewiesenen Kräfte.“
Na so groß kann der Mangel an Lfz-Inst und Wartungspersonal nicht sein. Die Ausbildung läuft dazu auf vollen Touren. Die Frage muss jedoch erlaubt sein, ob durch eine unsinnige Ausbildungs- und Zulassungsordnung für technisches Personal der Mangel nicht maßgeblich durch neue administrative Zulassungsverfahren durch das Luftfahrtamt Bw verursacht worden sind. Durch Wegfall der ATN 7er Ausbildung und eine verschulte ATN 6er Ausbildung ohne vorherige Praxiserfahrung im Geschwader, ist jetzt nach der 6er Ausbildung eine Professionalisierungsphase im Geschwader notwendig. Früher hat man so etwas einfach AAP (Ausbildung am Arbeitsplatz) genannt und darüber will das Luftfahramt jetzt eine Zertifizierung ausstellen.
Also event. Personalmangel durch unsinnige Änderung der Laufbahnen, damit die jungen Leute schneller ein Fw-Gehalt beziehen, aber nicht die Qualitäten einer „alten“ Fw-Ausbildung aufweisen.
Zitat:
„So führte die Einsatzgestellung Counter Daesh von bloß sechs Tornados dazu, dass wegen eines akuten Mangels an technischem Personal in Deutschland der Grundbetrieb bei den Geschwadern 33 und 51 litt. Und so kann der Wegfall von irgendeinem Insta-Menschen dazu führen, dass Piloten nicht mehr genug Flugstunden leisten und ihre fliegerischen Berechtigungen verlieren. Das vorhandene Personal kann nicht mehr im nötigen Umfange üben, usw. usf.“
Das ist normal und war schon immer so. Wenn ein Geschwader im Dauereinsatz im Ausland ist, dann wird das Schlüsselpersonal knapp. Das war 1998 in Piacenza auch schon so. Wenn sie z.b. nur 3 Spezialisten in einem Fachbereich haben, gerade hochwertige, langjähriges Spezialisten auf StFw / OStFw-Basis wie z.B. Lfz-Nachprüfer für Triebwerk oder Funk oder Radar usw. und 1-2 sind im Auslandseinsatz, dann bleiben nur 1-2 im Heimateinsatz übrig. Wenn von denen in der Heimal einer im Urlaub oder krank ist, dann gibt es eben keinen Tag- und Nachtflugbetrieb im Heimatgeschwader sondern nur die Tagschicht oder die Nachtschicht. Das hat aber nichts mit der Verknappung des Personals der jetzigen Bw zu tun, sondern ist schon seit einigen Strukturreformen so.
@Hans Dampf
Sind die Verbände mittlerweile auf Sollstärke, so das man neue aufstellen könnte?
@Neuling
In der freien Wirtschaft bei mir bekommt ein Facharbeiter mehr Gehalt als ein Feldwebel an Sold, hat eine 38 h Woche, 30 Tage Urlaub usw…
Das Problem ist so einseitig nicht, wenn man den Guten keine Perspektiven bietet gehen die eben dorthin wo sie welche haben.
Schulisch unterdurchschnittlich war Thomas Jackson übrigens auch
Ansonsten möchte ich gerne mal die British Army zitieren, there are no bad soldiers only bad officers und wenn die BW modern major generals ausbildet, darf sie nicht den Soldaten vorwerfen das sie genau das sind.
Was die Härten und Entbehrungen betrifft, werden die Gründe für sinnvolle Härten und Entbehrungen kommuniziert und Anstrengungen unternommen die anderen zu eliminieren?
@Georg
Wann kommen bei der Ausbildung genügend ausgebildete Soldaten vor Ort an?
Kleiner Beitrag zum Rekrutieren, an dem es hapern soll, freilich von lediglich „anekdotischer Evidenz“: Im Januar hatte ich das Vergnügen, zu einem „Assessment“ in einer der mittlerweile als Karrierecenter firmierenden Nachwuchsgewinnungsorganisationseinheiten geladen zu werden.
Erwartung: Assessment, mit Bw-Spezifika wie BAMAD-Abgleich, ärztlicher Untersuchung und Sporttest.
Realität: Tag 1: 1h Meldekopf-Orga/Begrüßung/Verfahrenshinweise, 0,5h schriftlicher biographischer Fragebogen – Tag 2: 3h Wartezeit bei der Sanität für Termin von 0,25h Dauer, 1,75h adaptiver Test am PC – Tag 3: 0,5h Sporttest, 1h Interview, 0,25h Einplaner-Gespräch, 0,25h BAMAD-Datenabgleich – Summe Kontaktzeit: 5,5h, Zeitbedarf: 70h.
# keine Assessment-Anteile, die Führungsfähigkeiten/-verhalten, Verhalten unter Stress, Decision Making etc. pp. geprüft haben
# qualitativ minderwertige Erhebungsverfahren im PC-Test bei pol. Einstellung, Selbsteinschätzung u.ä.
# völlig inakzeptables Missverhältnis von Kontaktzeit mit beteiligten Instanzen und angesetztem Zeitraum von 2,5 (!) Tagen
Schließe ich diese Performance mit den Problem(chen) in der Personalgewinnung kurz, dann sind das für mich symptomatische Befunde.
# Das Verfahren ist nicht effizient. Als derzeit berufstätiger, in Kinderbetreuung eingebundener Assessmentkandidat fühle ich mich verschaukelt, wenn ich 2,5 Werktage freischwitzen muss, um verteilt insgesamt knapp 6 Stunden verschiedene Stationen abzulaufen, bei denen alles stattfindet, nur kein Assessment im üblichen Sinne. Die von der Bw so heiß umworbene Zielgruppe von Menschen mit Potential, denen man eine große Bandbreite von Berufs- und Karrierewegen mit hoher Identifikationsmöglichkeit suggeriert (so meine Interpretation der Außenwerbung), schreckt man damit ab.
# Das Verfahren ist nicht effektiv. Wenn ich bei PC-Test Fragen von der Rafinesse „Hat es den Holocaust gegeben? A: Ja, B: Nein“ gestellt bekomme, ist es nicht besonders schwer, die richtige Antwort auszuwählen. Dieses Beispiel mag etwas plump gewählt sein, aber einen Fall wie Franco A. verhindern diese Testfragen nach wie vor nicht, wenn es der- oder diejenige darauf anlegen wollte, seine ablehnende Haltung zur FDGO zu verschleiern.
Die Performance ist um so ernüchternder, wenn man bedenkt, dass hier eine permante Struktur mit hauptberuflichen, also professionellen, PersonalerInnen betrieben (und bezahlt) wird, wie es sie nur in Unternehmen ab einer stattlichen Größe in der freien Wirtschaft anzutreffen ist.
Da muss das Potential vorhanden sein, mehr für die Zielgruppengerechtigkeit der Personalauswahlinstrumente und -verfahren tun zu können, beispielsweise indem man diesen Klotz von 2,5 Tagen „Assessment“ flexibilisert und auf Zeitfenster mit Fristsetzung umverteilt, innerhalb derer der Assessmentkandidat selbst auswählen kann, wann einzelne Elemente des Tests wie der Sporttest absolviert werden.
Es gibt wesentlich aussagekräftigere schriftliche Testverfahren als simple Ja-/Nein-Fragen bei Themengebieten, die wie die politische Selbsteinschätzung einer starken Beeinflussung durch soziale Erwünschtheit unterliegen.
Ob also die seit Platon (oder wars Aristoteles?) beklagte Verweichlichung/Verdummung/Verrohung der Jugend dafür verantwortlich ist, dass die Bundeswehr nicht genug vom richtigen oder zu viel vom falschen Personal rekrutiert, oder die Bundeswehr leider zur falschen Zeit im falschen Land um Personal bettelt – das kann es alles, zu Ende gedacht, nicht sein und darf es auch nicht. Das Personal, das die Bundeswehr haben möchte, aber zur Zeit nicht ausreichend bekommt, gibt es – allerdings erwartet es eine Bundeswehr, die modern und divers ist, die als Organisation Lernfähigkeit unter Beweis stellt und sich ehrlich macht.
Dazu gehört auch, dass man so peinliche Taschenspielertricks wie pseudo-aussagekräftige Statistiken zur Personalstärke, die keine sind (wie sie ein Statistiker sie sich vorstellt), einfach bleiben lässt. Denn, um mal den unverbesserlich Hurra-optimistischen Koffer zu zitieren, „SAP- und tagesgenau erhoben“ – was meint das? Es gibt als einzige Quelle „unter dem immer gleichen Link“ (TW) genau diese Angabe: „BMVg P I 3, Stand: Januar 2020“. Koffer ist natürlich zuzustimmen, dass es vollkommen abwegig ist, an der Integrität der Daten zu zweifeln. Aber sind sie damit schon valide? Wem bräche ein Zacken aus der Krone anzugeben, wie die Daten konkret ermittelt werden? „BmVg P I 3“ ist keine Quelle, sondern eine Zuständigkeit. „Ausgewiesen sind die zum Stichtag X ermittelten Ist-Personalstärken der Militärischen Organisationsbereiche. Dabei werden ordnungsgemäß besetzte Dienstposten und dienstpostenähnliche Konstrukte zusammengefasst, Kommandierungen und Lehrgangsteilnahmen werden der abkommandierenden Einheit zugerechnet.“ (oder sinngemäß) wäre schon mal eine (äußerst knappe) Erläuterung, die das Zustandekommen der Daten einigermaßen zufriedenstellend transparent macht. Und dass die Präsentation nur eine corporate-ID-aufgeblasene Nullnummer ist, dürfte jedem klar sein: Wer absolute Zahlen ausweist, hat Angst vor relativen Zahlen oder unliebsamen Korrelationen und spekuliert darauf, dass der durchschnittliche Leser zu bequem oder zu unwissend oder zu wenig zahlenbezogenes Vorstellungsvermögen besitzt, um zu sehen, dass der Zentrale Sanitätsdienst nach wie vor mit Abstand die höchste Frauenquote hat. Auch hier ist der bloße Querschnitt durch die ganze Truppe unredlich, da er für den Truppenalltag wenig Aussagekraft besitzt: Da ist man entweder 1 Frau und gemittelt 9 Männer (bei der Marine) oder fast pari (bei der Sanität). Natürlich kann man als Herausgeber dieser Zahlen darauf beharren, sie so herauszugeben. Aber souverän ist das nicht.
@ThoDan:
Danke für das „Fancy“ Zitat der British Army. Den Zusammenhang mit den von mir geschilderten Problemen kann ich nicht erkennen, aber es klingt in der Sache gut.
Ich will hier nicht gegen die Nettiquette verstoßen aber vll hilft es, wenn ich deutlicher formuliere was ich meine:
Der Facharbeiter bei Ihnen bekommt mehr Geld, das nehme ich so hin und glaube es auch! Mein Kernproblem: Hätte der Facharbeiter die gleiche „Qualität“ wie das Personal, dass sich die Bw teilweise, und ich betone: TEILWEISE, seit Einleitung der Trendwende Personal ins Haus holt, würde er bei Ihnen in der freien Wirtschaft nicht sehr lange irgendwas verdienen. Das Problem das ich meine ist, dass tatsächlich mittlerweile jeden Monat ein „langsamer aber stetiger“ Personalauswuchs propagiert wird, der schlichtweg nur quantitativ stimmt.
Ich bin seit 23 Jahren Soldat und muss tägl. mit Verwunderung feststellen was für ein Klientel hier mittlerweile mit welchen Vorstellungen ankommt. Das bloße besetzen einer Planstelle löst noch lange kein Problem, ausser vll im BAPersBw weil da eine Excel-Zelle von rot auf grün umspringt.
Ich bleibe dabei: Viele motivierte Soldaten aus Überzeugung kehren uns den Rücken und mit noch mehr Attraktivität und noch mehr Geldanreizen holen wir uns einfach die Falschen ins Haus.
@ Tho Dan
Die technischen Ausbildungseinrichtungen der Lw bilden aber unentwegt Personal aus. Allein in meiner alten Schule zwischen 2000 – 3000 Lehrgangsteilnehmer pro Jahr. Der Rest wann diese Kandidaten „professionalisiert“ sind, bei dem jetzigen Laufbahnsystem liegt nicht in der Hand der Ausbildungseinrichtung noch der Nachwuchsgewinnungsorganisation, sondern ist nur dem Laufbahnsystem mit Verzicht auf der Uffz o.P. Laufbahn und Feldwebel als Einstiegslaufbahn geschuldet.
@ Tho Dan
Zum Gehaltsvergleich BW und Industrie ein historisches Beispiel, woran man sieht das Problem ist nicht neu.
Anfang 1982 habe ich als lediger Jungfeldwebel mit 5 Dienstjahren und nach erfolgter 3 1/2 jähriger Ausbildung in 10 verschiedenen militärfachlichen Lehrgängen und Laufbahnlehrgängen (Uffz- und Fw-Lehrgang) genau 1600 DM netto verdient. Das gleiche Nettogehalt hat ein Bandarbeiter bei Audi in Ingolstadt im Schichtdienst bekommen.
Allerdings schließe ich mich der Meinung von @Neuling an, heute würde bei gleicher Eingangsvoraussetzung (Mittl. Reife + abgeschlossene Berufsausbildung) keiner mehr zur Bw gehen und diese Ochsentour auf sich nehmen.
@ Yeoman
Das geschilderte Verhalten der Einstellungsbehörde klingt doch sehr nach ehemaliger „Freiwilligenannahmestelle“ vor 40 Jahren. Vermutlich hat man nur den Namen in „Accessment Center“ geändert und genauso weiter gemacht wie vorher.
Ich war vor meiner Einstellung zur Bw, die nun schon über 40 Jahre zurückliegt, es gewohnt meine Arbeitszeit in Zehntel Stunden als Arbeitswerte aufzuschreiben und nach Möglichkeit alle Zeit auf einen Kundenauftrag zu verrechnen. Ausfallzeiten die man einem Kunden nicht verrechnen konnte, musste der Meister auf meiner Arbeitszeitkarte abzeichnen. Da hat man auch schon vor über 40 Jahren einen „Kulturschock“ bei den 3 Tagen an der Freiwilligenannehmestelle bekommen.
Eine Möglichkeit die BW aufzufüllen wäre natürlich noch die italienische Methode, wo man nur zur Polizei(Gendarmerie), Feuerwehr usw. darf, wenn man zuvor ein Jahr in den Streitkräften gedient hat. Die Innenminister würden sich sicher freuen über so eine Vorschrift in Deutschland;).
Ich wünsche mir der Binnenarbeitsmarkt (2.0) würde mal richtig angegangen werden. Das Potenzial an SaZ die mit soldatischem Fachwissen und Mindset nach ihrer Dienstzeit ohne große Hürden in die Verwaltung wechseln könnten, muss doch riesig sein. Und attraktiver würde es dem Beruf auch machen.
Nach meiner Kenntnis ist die Trendwende Personal aber derzeit eh gehemmt, da bspw. bei Weiterpflichtung die Änderungen des Besoldungsstrukturmodernisierungsgedetzes noch nicht in Regelungen umgesetzt sind.
@Neuling
Das Fancy Zitat stammt mkn aus WWII.
Nun sind Anekdoten keine Daten, aber meine sehen anders aus.
War es eigentlich jemals ein gutes Zeichen wenn spez im Militär die Schuld usw den Untergebenen, den Mannschaften etc. zugeschoben wurden.
Sind da so viele wirklich so schlecht und warum wurden sie dann angenommen, gab esu nd gibt es keine Guten oder warum wollten die nicht bleiben?
Waren und sind die Ansprüche der BW auch den aktuellen Ansprüchen ihrer potentiellen Rekruten gegenüber angemessen?
Da stellt sich mir die Frage ob die BW nicht selbst durch ihr Verhalten die Moral und Motivation verwirkt.
Kann irgend jemand dem Mechatroniker der nur Glühbirnen wechseln darf, vorwerfen wenn er das als Bullshitdienst ansieht.
Wenn er schlecht ist als Soldat , hat ihn die BW nicht dazu gemacht oder ist er baldmöglichst gegangen?
@Georg
Bildeten die Ausbildungseinrichtungen genug Personal aus, damit jetzt genug benötigtes Personal vorhanden ist ?
Zulagen, Betriebliche Altersversorgung, etc waren da noch nicht dabei
@Yeoman sagt: 03.03.2020 um 1:27 Uhr
„Dazu gehört auch, dass man so peinliche Taschenspielertricks wie pseudo-aussagekräftige Statistiken zur Personalstärke, die keine sind (wie sie ein Statistiker sie sich vorstellt), einfach bleiben lässt. Denn, um mal den unverbesserlich Hurra-optimistischen Koffer zu zitieren, „SAP- und tagesgenau erhoben“ – was meint das?“
Das meint, dass die Bundeswehr ausgenommen Kopierfehler beim Eintragen CMS der Internetauftritts (oder bewusste und willentliche Täuschung!) garantiert die richtigen Zahlen hat, weil das Personalwirtschaftssystem der Bundeswehr sowohl mit der Einstellung, als auch mit der Entlassung und mit der Besoldung verknüpft ist.
Natürlich heisst das nicht, dass es nicht eine minimale Ungenauigkeit gibt, denn manchmal werden Entlassungen/Pensionierungen/Todesfälle aber auch Einstellungen leicht verspätet eingepflegt, aber da da immer auch die Besoldung dran hängt, achten alle Personaler auf allen Ebene auf maximale Genauigkeit bei der Eingabe.
Summa summarum: Die ganzen Verschwörungstheorien rund um diese Zahlen sind reichlich bizarr. Ob es jetzt mal 50 mehr oder weniger aufgrund verspäteter Eingabe sind oder ob mal ein Kopierfehler auftritt (wie letzten Monat), aber generell sind die Zahlen so genau wie sie technisch sein können.
Und um auf die Bezeichnung „unverbesserlich Hurra-optimistischen Koffer“ zu kommen hierzu habe ich zwei Antworten:
1. Wenn ich nicht vom Grunde aus Optimist wäre, dann wäre ich ein schlechter Offizier und Menschenführer. Zudem diene ich jetzt schon seit über 20 Jahren in der Bundeswehr und ich habe gesehen wie viele Dinge sich in dieser Zeit verbessert (und leider auch welche Dinge sich verschlechtert haben) und ich habe noch mehr als früher gelernt die Aufgeregtheit um jedes angeblich achso groß Problem etwas gelassener und fast schon amüsierter zu sehen :)
2. Es ist nicht so, als würde ich alles als gut bewerten. Noch nicht mal als hinreichend. Mit Blick auf unseren Personalkörper gibt es dramatische Problem. Vor allem die Überalterung, der Dienstgradwasserkopf und der Ämter-/Kommandobehörden-Wasserkopf ggü. der Truppe um die es eigentlich geht. Und wenn Sie mal in Kommentarfäden zu diesen Themen hineinschauen, dann werden sie hierzu auch deutlich Aussagen meinerseits finden.
Aber in diesem Faden geht es um die erneut positive Entwicklung der Gesamtzahl und dazu habe ich nichts anderes zu sagen, als das sie gut ist :)
Ich weigere mich schlicht und einfach Fragen mit einander gleichzusetzen, die nur (allenfalls) indirekt miteinander verbunden sind.
@ThoDan:
Also entweder reden wir aneinander vorbei oder Sie wollen mich nicht verstehen….
Ich schiebe die Schuld gewiss nicht den Untergeben in die Schuhe. Eher denen die sie mit „we want you“ Parolen eingestellt haben und ihnen dabei das blaue vom Himmel vorgelogen haben, hauptsache die Quote stimmt.
Ja, viele sind wirklich so schlecht und sie wurden genommen damit die Quote stimmt…
Nein, dem glühbirnenwechselnden Mechatroniker kann man keinen Vorwurf machen wenn er das als Bullshitdienst ansieht. Genau das ist doch das Problem… Die Motivierten wollen nicht mehr weiter Bullshitdienst sondern einen fordernden Job… Und genau die, die sagen „Geil ich muss für 2500€ nur Glühbirnen auswechseln“ sind m.E. das falsche Klientel…
Ich (Anfang 30) habe im Februar einen Tag lang mit dem Gedanken gespielt, einen Wiedereinsteller zu machen. Mannschafter? SaZ unattraktiv, weil ich meine nach dem Dienst mühsam wieder antrainierte Lernfähigkeit verliere, die für mich erreichbaren Verwendungen anspruchslos sind und ich nach DZE ohne sinnvolle Pension dastehe. UmP/Offz unattraktiv weil man für ein wenig mehr Sold und die Perspektive auf BS in der BRD rumkommandiert und -versetzt wird und man den ganzen Nonsens mehr oder minder durchwinken muss, der tagtäglich passiert. Plus mehr Verantwortung.
Mal ganz abgesehen davon, dass mich die Karriereberater in der örtlichen Dienststelle dumm angemacht haben, als ich beim Feldwebel für Reservistenangelegenheiten etwas abgeholt habe. Da verging mir gleich wieder die Lust auf den Dienst, zivil haben mich Vorgesetzte und Verwaltungspersonal meistens anständig behandelt. Bei der Bw ist das immer so eine 50/50 Chance.
Hatte vor Kurzem auf einer Dienstlichen Veranstaltung als Reservist das Gespräch mit einem US-amerikanischen Kameraden. Da gibts wohl nach 20 Jahren eine anständige Pension und als Offizier ungefähr den dreifachen Sold. Habe Wurzeln in meiner Region geschlagen, ansonsten wäre ich schon versucht! Zumal Einem da vermutlich auch weniger Bürokratie und dafür mehr Material begegnet.
@Neuling
+1
Ich dachte schon, ich sei mit meinen Beobachtungen zur „Qualität“ der Damen und Herren die da antreten, allein!
Ich stütze ihre Aussage: Lieber Lücke statt Krücke!
Leider habe ich auch vermehrt den Eindrcuk das mann diese „Krücke“ auch einfach wegignoriert. Aussagen aus der Führung, wie…“Sie müssen nehmen was eben kommt“, lassen mich sehr häufig am Sachverstand derer zweifeln.
@Neuling
Wenn die BW jemand rekrutiert der für seinen Aufgabenbereich „nicht geeignet“ ist, dann hat die BW den Mist gebaut und sollte wenigstens soviel Anstand besitzen den Fehler einzugestehen.
Nicht jene, die aus den richtigen Gründen dienen wollten und wenn die Werber diese durchwinken und DV nicht in der Lage sind diese Fehler zu korrigieren, was mich zu der Frage bringt wie viele Glühbirnenwechsler die BW selber dazu gemacht hat.
Aber Attraktivität ist IMHO nicht sich Soldaten zu kaufen.
@0815
Die Seals haben mkn mal einen Versuch gemacht
Ein Bootsteam hat die Rennen dauernd gewonnen – ein anderes belegte andauernd den letzten Platz, laut Teamchef deren Schuld.
Die Führer wurden getauscht, das Siegerteam unter neuer Führung machte den 2ten Platz trotz des neuen Teamchefs, das Verliererteam den ersten mit dem neuen Teamchef.
Googeln sie mal nach
there are no bad crews only bad leaders
@ ThoDan
Im einer idealen Welt (unbegrenzt Ausbildungszeit, unbegrenzter Übungsraum, vollständige Materialausstattung) möge Ihr Mantra zutreffend sein. Die Welt ist aber nicht so. Ein Grundmaß von Fähigkeiten muss man schon mitbringen – was in den ersten 17, 18, 19 Lebensjahren nicht zumindest im Ansatz vorhanden ist, das wird auch der beste Führer unter den derzeitigen Rahmenbedingungungen nicht „herauskitzeln“ können. Umgekehrt haben Sie natürlich recht, wenn der Führer schlecht ist, dann ist er schlecht und nicht zwingend seine Leute.
Und es ist eine Tatsache, dass die Bw heute Leute einstellt, die sie früher nicht mal als Wehrpflichtigen gezogen hätte.
@Hans Dampf sagt: 07.03.2020 um 11:40 Uhr
„Und es ist eine Tatsache, dass die Bw heute Leute einstellt, die sie früher nicht mal als Wehrpflichtigen gezogen hätte.“
Ist das so? Na wenn es eine Tatsache ist, dann werden Sie sicherlich auch aussagekräftige Belege haben? Lassen Sie uns mal teilhaben an Ihrem Wissen. Ich bin gespannt.
Mit Blick auf die hier vertretenen absoluten Thesen „Lücke statt Krücke“ oder „Schuld ist immer der Vorgesetzte“ kann ich nur den Kopf schütteln.
Sowohl das eine, als auch das andere ist in seiner Absolutheit so offensichtlich fern vom Menschenbild und Menschenführung der Bundeswehr und Personalbedarf und Arbeitsmarktlage andererseits, dass sich mir wirklich die Frage stellt ob hier lieber die Provokation gesucht wird, denn über die reale Welt zu sprechen.
Natürlich ist es Aufgabe eines Vorgesetzten aus seinen Untergebenen das beste rauszuholen und sich ausschließlich hinter der Unfähigkeit seiner Männer zu verstecken zeigt nur die eigenen Unfähigkeit. Gleichzeitig ist die Forderung nach umfassend befähigten und uneingeschränkt geeigneten Soldaten für alle Arten von Dienstposten nicht nur weltfremd, sondern auch noch kurzsichtig, denn sie verkennt die Möglichkeit von Streitkräften Menschen zu einer besseren Nutzung ihres Potential zu führen.
Also: Es wäre mal nett in den personalbezogenen Kommentarfäden mehr als nur schwarz und weiß und mehr als nur „heute ist alles so furchtbar“ zu hören.
@Hans Dampf
Warum hat die BW sie dann angeworben?
Was sagt das über die BW aus?
@ThoDan
Diesen Anstand besitzt die Bw derzeit leider nicht…
Und es ist erschreckend wie schnell manche wieder auf den Trichter kommen „dann liegts am mil Führer“
Ich würde mir wünschen der Eine oder Andere der für die Einstellung eines Bewerbes zuständig ist müsste so einen Fall dann mal für die komplette Verpflichtungszeit führen, erziehen und ausbilden… Und zwar in den Rahmenbedingungen, der Auftragslage und der materiellen Ausstattung die zur Zeit in der Truppe querschnittlich auf der Tagesordnung sind. Mal sehen ob dann noch immer die „juhuu wir wachsen Mentalität“ als politisch korrekte Phrasendrescherei vorangetragen werden würde….
@Koffer ;07.03.2020 um 13:40 Uhr
Werter Herr Koffer!
In Anbetracht der Tatsache das wir:
a.) im selben Stall dienen oder gedient haben, sehe ich natürlich ihre Erfahrung aus dem Führungsgrundgebiet 1 differenziert zu meinen Erfahrungen.
Jedoch scheint es mir, das auch Sie (Sie entschuldigen bitte) ggfs. auch den Kontakt zur Schlammzone etwas verloren haben.
b.) „Schwarz-Weiß“ oder „Früher und Heute“ wiederum anders betrachten, bewerten bzw. persönlich im täglichen Dienst aufnehmen,
sehe ich die ein oder andere Bemerkung hier als durchaus Realistisch und Wahrheitsgemäß an.
Nur, manchmal schmerzt die Wahrnehmung, besser gesagt die Wahrheit eben bei der Bewertung von Wunsch und Realität!
Die Realität ist eben nicht GRÜN…und das ist momentan der Hauptgrund warum wir entweder gar kein Personal begeistern können oder eben, wie bereits durch den Kommentar von NEULING aufgeführt, das falsche Klientel einladen.
Und…haben wir Bewerber die geeignet erscheinen, zieht sich eine Potenzialfeststellung im KarrC über Monate hin und vergrault u.U. auch den motiviertesten jungen Soldaten.
Nochmals, früher war das deutlich effektiver. Hat ein Soldat was „getaugt“, konnte er in kürzerer Zeit direkt im Verband auf die entsprechende Position gehieft werden ohne einen aufgeblasenen Verwaltungsapparat Wochenlang oder gar Monatelang zu durchlaufen.
@ThoDan
„there are no bad crews only bad leaders“ = Oje, ich wusste es. Poppt hier wieder ihre Negativerfahrung aus der Zeit als WPFL auf ?
Sie sollten mal Kontakt zu der Arbeitsebene-zivil suchen, die mit dem letzten Aufgebot auf dem Hoch-Tief-Gleisbau tagtäglich zu tun haben.
Ihre „bad leader“ insbesondere die Bauleiter, leiden zumeist an Burn-out, Resignation bis hin zur Ernsthaften Herzerkrankungen. Geiz ist geil wirkt sich hier auch sehr Gesundheitsfördernd aus.
@Neuling ; 08.03.2020, 13:56 Uhr
+1
@0815 sagt: 09.03.2020 um 15:29 Uhr
Einer der Vorteile wenn man schon 20+ Jahre dabei ist, liegt daran, dass man erkennt wenn die Vergangenheit schöngefärbt wird.
Ich habe diese Vergangenheit erlebt und ich habe Unteroffiziere ohne Portepee erlebt, die nix, aber auch gar nix konnten. Ja in der Tat haben es diese häufig nicht über die erste Verlängerung geschafft und gingen nach 4 Jahren nach Hause, da aber die da die Ausbildung ja damals in unter 12 Monaten abschließbar waren, hatten sie genug Zeit um Unheil in der Truppe anzurichten.
Und ich habe gering qualifizierte Landser erlebt, die wegen Sprachproblemen (damals Russisch) kaum ausbildbar waren und wir russischsprechende Ausbilder aus der ganzen Division zusammen ziehen mussten und „Problemzüge“ gebildet haben.
Und und und.
Also erzähle man mir bitte nicht, dass früher alles besser war.
Und gleichzeitig hatte ich vor einiger Zeit die Freude Laufbahnprüfungen für Feldwebel und Offiziere meiner Truppengattung abnehmen zu dürfen und ich kann versichern, dass dabei die durchschnittlichen Leistungen nicht schlechter waren als zu meiner Zeit als OA. Im Gegenteil dazu lagen die Spitzenleistungen sogar deutlich über dem was wir damals leisten mussten/konnten. Warum ist das so? Weil die heutigen Prüflinge aufgrund des Ausbildungsgangs besser aufgestellt sind (ich sage dabe nicht, dass der heutige Ausbildungsgang besser, ist ganz im Gegenteil, ich sage damit aber das die Prüfling heute nicht schlechter sind als früher!).
Und die immer wieder wiederholte Behauptung wir würden nicht genügend (qualifizierten) Nachwuchs finden stimmt querschnittlicht einfach nicht. Alle vom Fach (und nicht nur aus der „früher war alles besser und die Gummistiefel waren noch aus Holz!“) bestätigen das wir querschnittlicht (!) (noch) ausreichend gute Bewerber finden. Das ist jetzt keine Entwarnung. Wir müssen besser werden, denn Arbeitsmarkt und Demographie wirkt gegen uns, aber pauschale Weltuntergangsaussagen lasse ich einfach nicht gelten.
Wer mit mir differenzierte Diskussionen führen möchte, dazu bin ich gerne bereit. Wer einfach mal gerne vom Leder rotzen möchte, dem werde ich entgegen halten.
@0815
Natürlich, da habe ich u.a, gelernt das aktiver und passiver Missbrauch der Vorgesetztenfunktion das Vertrauen in einen Vorgesetzten irreparabel beschädigen kann und wie schlimm es sein kann wenn ein Soldat der eigentlich keiner sein sollte nicht entlassen wird.
Reden wir von der Sub-Sub … Subunternehmer Ebene und deren Leih und Schwarzarbeitern?
Meine „Erfahrungen aus 2ter Hand“ mit Leiharbeitsfirmen nach sollte die Aufsicht da Dauergast sein
Im übrigen sehe ich nicht den Fehler beim Soldaten, wenn die BW von ihrer eigenen Bürokratie vorgeführt wird.
@ThoDan sagt: 10.03.2020 um 23:18 Uhr
„Natürlich, da habe ich u.a, gelernt das aktiver und passiver Missbrauch der Vorgesetztenfunktion das Vertrauen in einen Vorgesetzten irreparabel beschädigen kann“
So wie im ganzen Leben… innerhalb und außerhalb der Armee.
„Im übrigen sehe ich nicht den Fehler beim Soldaten, wenn die BW von ihrer eigenen Bürokratie vorgeführt wird.“
Wer ist „die Bw“ und wieso wird sie „vorgeführt“.
Alleine diese Wortwahl sollte Ihnen selbst zu denken geben.
@Koffer; 09.03.2020 um 19:17 Uhr
Einer der Vorteile wenn man schon 35 Jahre Truppenerfahrung hat , ist die Tatsache, das ich mir den besagten Bären nicht mehr aufbinden lasse!
Ich hatte doch nicht geschrieben, wörtlich, das früher alles besser war. Ich schrieb das es einfacher war, „den“ geeigneten Bewerber aus den eigenen Reihen zu verpflichten / zu fördern. Das es die Sprichwörtlichen „Tiefflieger“ gab, egal in welcher Dienstgradgruppe sei doch dahingestellt.
Ja, (auch wenn es wieder zur den Gummistiefel aus Holz neigt,) aber was ich täglich sehe und erlebe ist eben nicht deckungsgleich mit den „Jubel und Durchhaltemeldungen“ die uns hier teilweise geboten werden. Bedarf schafft Eignung ;-/ und diese Eignung produziert im dümmsten Fall extreme Auswüchse.
Im übrigen „schön“ wenn das von ihnen beschriebene Klientel eben nicht nach 4 Jahren weiterverpflichtet wurde. Lob dem, der es rechtzeitig erkannte und dem treiben ein Ende machen konnte.
Ich hatte mehrfach Vorgesetzte erlebt (leider auch in Spitzenpositionen), die es nicht geschafft haben eine vernünftige, ja wenn überhaupt, ein Entscheidung ohne sogenanntes „Rückversicherungsdenken“ zu treffen. Vielmehr wurden Dinge ausgesessen oder die Verantwortung abgeschoben. Hierzu gehörte leider auch, das stumpfe befüllen von Dienstposten ohne Rücksicht auf Verluste. Der nächste zieht einen vom Leder und will uns plausibel erklären das es keiner gepanzerten Fahrzeuge oder vernünftiger Funkgeräte für die Vollausbildung der Kampftruppe bedarf. HÜ Kfz und MobFuTel reichen ja aus… Absoluter Humbug! 6 setzen
Dennoch gebe ich ihnen recht wenn Sie sagen das sich die Bw mit anderen auf dem Markt messen muss. Bedingt…denn Armee (und das sollte die Bw ja letztendlich sein) ist eben nicht die Auto Vertragswerkstatt, der Installateurbetrieb oder Siemens nebenan. Glauben Sie dort sieht es besser aus? Glauben Sie die körperlichen Einstellungshürden wurden nach oben angepasst bzw. hoch gehalten um eine gewisse Qualität sicherstellen zu können?
Aber egal, sie schmirgeln einen vom Leder, ich auch. Letztendlich wollen wir beide vermutlich das gleiche ;-)
Wissen was früher wirklich besser war? – Weniger Häuptlinge; mehr Indianer; mehr Pfeil und Bogen sowie Pferde. –
Glück Ab!
(attic)