Personalstärke Mai 2022: Niedrigster Stand seit Oktober 2019; mehr Berufs-, weniger Zeitsoldaten
Die Zahl der aktiven Soldatinnen und Soldaten der Bundeswehr ist im Mai auf den niedrigsten Stand seit Oktober 2019 gesunken. Mit 182.826 fiel die Personalstärke erstmals seit zweieinhalb Jahren unter 183.000. Während die Zahl der Berufssoldaten auf einen neuen Höchststand anstieg, sank die Zahl der Zeitsoldaten weiter auf einen neuen Tiefststand.
Die Statistik für Mai 2022 veröffentlichte die Bundeswehr mit noch mehr Verspätung als in den vergangenen Monaten am (heutigen) 18. Juli, wie üblich unter dem immer gleichen Link:
Insgesamt leisten 182.826 Soldatinnen und Soldaten ihren Dienst bei der Bundeswehr
Bundesministerium der Verteidigung 1.103
unmittelbar nachgeordnete Dienststellen 3.321
Streitkräftebasis 27.705
Zentraler Sanitätsdienst 19.769
Heer 62.762
Luftwaffe 27.225
Marine 15.940
Cyber- und Informationsraum 14.257
Bereich Infrastruktur, Umweltschutz, Dienstleistungen 952
Bereich Ausrüstung, Informationstechnik, Nutzung 1.803
Bereich Personal 7.989
davon bis zu 5.400 Studierende an Bundeswehr-Universitäten
Berufssoldaten 56.017
Soldaten auf Zeit 117.467
Freiwillig Wehrdienstleistende 9.059
Freiwillig Wehrdienstleistende im Heimatschutz 283
Im Vergleich den 183.427 zum April dieses Jahres sind es zwar nur rund 600 Soldat*innen weniger. Interessant ist der Struktur-Vergleich zu den ebenfalls niedrigen Zahlen im Oktober 2019: Damals hatte die Bundeswehr insgesamt 182.649 aktive Soldatinnen und Soldaten – davon jedoch 53.405 Berufs- und 121.483 Zeitsoldat*innen. Die Zahl der Freiwillig Wehrdienst Leistenden (FWDL) lag mit 7.761 deutlich unter dem aktuellen Stand.
Die Berufs- und Zeitsoldaten werden in der veröffentlichten Statistik erst seit Oktober 2018 getrennt ausgewiesen. Wie schon im April dieses Jahres wurde im Mai ein neuer Tiefststand erreicht. Ebenso ist die Zahl der Berufssoldat*innen, erstmals über 56.000, die höchste seit dieser getrennten Auflistung.
Die Zahl der Frauen in den Streitkräften:
23.715 Soldatinnen sind aktuell bei der Bundeswehr; rund 13 Prozent (beträgt der) Anteil der Soldatinnen bei der Bundeswehr
Heer 4.662
Luftwaffe 2.502
Marine 1.687
Streitkräftebasis 3.212
Sanitätsdienst 8.119
Cyber- und Informationsraum 1.432
Ministerium und andere Bereiche 2.101
Laufbahngruppe/Laufbahnen (auch Anwärterinnen)
Offizierinnen 6.386
Unteroffizierinnen mit Portepee 8.088
Unteroffizierinnen ohne Portepee 3.573
Mannschaften 5.668
Status
Berufssoldatin 4.470
Zeitsoldatin 17.481
Freiwillig Wehrdienstleistende 1.716
Freiwillig Wehrdienstleistende Heimatschutz 48
Ergänzung: Die – wie üblich von einem Leser, vielen Dank! – erstellte und fortgeschriebene Tabelle für den ein einfacheren Vergleich:
2022_Mai_BW-Personalstaerke
Die gesonderte Statistik zu den Zivilbeschäftigten:
Beschäftigt sind 80.984 zivile Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Sie verteilen sich wie folgt:
Bundesministerium der Verteidigung: 1.717
Bundeswehrverwaltung, Rechtspflege, Militärseelsorge und weitere, dem zivilen Bereich zuzurechnende Dienststellen: 56.328
Streitkräfte und dem militärischen Bereich zuzurechnende Dienststellen: 22.939
Von den 80.984 Zivilbeschäftigten sind 31.159 weiblich. Das entspricht rund 38 Prozent.
(Alle Angaben Stichtag 30. Mai 2022)
Die Einsatzzahlen, Stand 11. Juli 2022 (mit der leichten Unschärfe, dass die nicht mandatierte Marinemission in der Ägäis nicht Teil der mandatierten NATO-Mission Sea Guardian ist; die jeweiligen Einheiten werden lediglich auch Sea Guardian assigniert):
Einsatz | Einsatzgebiet | Stärke | davon Frauen | davon Reservisten | davon FWDLFreiwillig Wehrdienst Leistende |
---|---|---|---|---|---|
KFORKosovo Force | Kosovo | 65 | 10 | 8 | 0 |
UNMISSUnited Nations Mission in South Sudan | Südsudan | 14 | 2 | 0 | 0 |
UNIFILUnited Nations Interim Force in Lebanon | Libanon | 138 | 8 | 6 | 2 |
EUTMEuropean Union Training Mission Mali | Mali | 263 | 21 | 14 | 0 |
MINUSMAMultidimensionnelle Intégrée des Nations Unies pour la Stabilisation au Mali | Mali | 1.097 | 90 | 54 | 0 |
Sea Guardian | Mittelmeer | 176 | 29 | 6 | 13 |
EUNAVOR MEDMediterranean Irini | Mittelmeer | 30 | 2 | 1 | 0 |
CDCounter Daesh/CBICapacity Building Iraq/NMI NATO Mission Iraq | Syrien/Irak | 245 | 22 | 22 | 1 |
MINURSOThe United Nations Mission for the Referendum in Western Sahara | Westsahara | 3 |
Weitere Missionen (Stand: 18. Juli)
Mission | Einsatzgebiet | Stärke |
---|---|---|
eFPenhanced Forward Presence | Litauen | 928 |
eVAenhanced Vigilance Activities BG SVK | Slowakei | 502 |
NATO-Unterstützung Ägais (Teil von Sea Guardian) | Mittelmeer | 180 |
Unterstützungsleistungen (nicht in der Gesamtstärke enthalten)
Unterstützungsleistung | Einsatzgebiet | Stärke |
---|---|---|
STRATAIRMEDEVACStrategic Air Medical Evacuation | Deutschland | 36
|
Der Service von Augen geradeaus!, die Vergleichszahlen (die der Zivilbeschäftigten ab Mai 2019; Freiwillig Wehrdienst Leistende im Heimatschutz ab April 2021), überwiegend ohne die nicht regelmäßig eingestellten Einsatzzahlen:
April 2022
März 2022
Februar 2022
Januar 2022
Dezember 2021
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Mai 2016
April 2016
März 2016
Februar 2016
Januar 2016
Januar 2013 bis Dezember 2015
(Foto: Wettkampfstation bei der Deutschen Reservistenmeisterschaft 2022 in Warendorf am Tag der Bundeswehr 2022 am 25. Juni – Roland Alpers/Bundeswehr)
@Metallkopf, sehr richtig. Eine allgemeine Dienstpflicht verstößt gegen diverse Grundrechte unserer und der europäischen Verfassung. Diese ist juristisch in keinster Weise umsetzbar. Die ständige politische Diskussion darum ist ein Luftschloss und die betreffenden Politiker dürften durch ihre juristischen Berater auch wissen, dass das nicht umsetzbar ist.
Die Wehrpflicht hingegen ist durch das Grundgesetz gedeckt. Eine Änderung des Artikels, um beide Geschlechter einziehen zu können wäre möglich. Darüber hätte man mit der Verweigerungsoption die gleiche Wirkung, wie eine Dienstpflicht nur in legal. Wer T5 gemustert wird kann ja dann auch in den Wehrersatzdienst geschickt werden.
Die Besoldung müsste man dann wieder auf das Niveau vor dem 01.2020 auf 860€ anpassen mit allen Vorteilen, wie kostenlose Bahnfahrt (auch ohne Uniform) von und zum Dienstort, sowie roter Verpflegungskarte (d.h. kostenlose Verpflegung).
Dass der Aufbau der Strukturen Jahre dauern und viel Geld kosten wird sollte ja allen klar sein. Dennoch ist die Zeit auch politisch gekommen das endlich anzugehen. Profitieren wird davon auch der Pflegesektor und ich denke, dass es der jungen Generation auch gut tut mal nicht nur an sich zu denken, sondern etwas für die Gesellschaft zu leisten.
In unseren Pionierbataillonen wird in der neuen Heeresstruktur jeweils eine Kompanie aufgelöst werden, die könnte man durch mischen mit einer zweiten Kompanie durch Wehrpflichtige auffüllen und bestehen lassen. In den meisten Standorten wäre sogar genug Platz dafür da (ohne das Hotelstubenkonzept). Ähnliche Optionen gibt es für die Kampftruppe auch, da bei den gepanzerten Kampftruppen sowieso eine Kompanie für die angestrebte Kriegsstärke von vier Kampfkompanien pro Btl fehlen. Die Artillerie soll auch aufwachsen, wo das Personal herkommen soll ist auch fraglich, über Wehrdienstleistende wäre das möglich. So könnte man relativ kurzfristig mehrere tausend Dienstposten für Wehrdienstleistende schaffen, erhöht die Kampfkraft und schafft Reserven für die Truppenteile, die im V-Fall durch Ausfälle den höchsten Bedarf an Personalersatz haben werden. Eine Wehrdauer von mindestens einem Jahr ist für einen sinnvollen Einsatz der Wehrdienstleistenden allerdings notwendig. Bei Führungs- und Einsatzunterstützern habe ich zu wenig Einblick, inwieweit das für dort kurzfristig umsetzbar wäre.
Ich hoffe die Diskussion ist damit nicht zu sehr OT.
Und ich behaupte, es gibt zu wenig attraktive Standorte in Reichweite westlicher Ballungsräume. Wenn man seine Standorte in der Hauptsache in der strukturschwachen Pampa unterhält, mag das für die strukturschwache Pampa ganz hervorragend sein, interessierte Menschen aus westdeutschen Ballungsräumen, wo der überwiegende Großteil potentieller Bewerber nun einmal wohnt, erreicht man damit allerdings weniger.
@DD sagt:
19.07.2022 um 18:25 Uhr
Zur Erinnerung die Wehrpflicht wurde mit unter auch ausgesetzt weil Karlsruhe kurz davor stand sie wegen fehlender Wehrgerechtigkeit abzuschaffen.
Diese Spiele wir ziehen nur noch mit T2 oder der Begrüßungssatz im KWEA… „wer KDV Antrag stellen wir, kann hier gleich wieder gehen und spart sich Zeit….
Gepaart damit das KDV Anträge ohne Prüfung blank Bewilligt wurden…. der gesamte Jahrgang ’86 aus NRW wurde nicht gezogen. In den letzten Jahren der Wehrpflicht müsste man a) sowieso zum Bund gewollt haben oder b) zu faul zum Schreiben von einer Seite Aufsatz warum Waffen böse sind.
Mein Eigener Bruder ist um beides herumgekommen…. Wehrdienst & Zivildienst…. wie?
Ganz einfach bei der Musterung kam der Satz…. KDV muss nicht warten… war ein schöner Sommertag also raus aus dem Laden.
Es hat Jahre gedauert bis das Bundesamt f. Zivildienst ihn dann doch tatsächlich kaschen wollte… da war er bereits im Job, also ehr nicht so geil drauf.
Lösung war…. ihm ist eingefallen das er in der 8. Klasse tatsächlich Mal eine Behandlungsstunde beim Psychologen war. Nachmusterung beantragt, 30 Minuten Drama gemacht bei ner Vertragspsychologin des Bundesamtes und Zack puff… Es ist eine ernstzunehmende Zivildienstbeschädigung zu erwarten. Ich wusste bis dahin nicht einmal das es sowas wie eine Zivildienstbeschädigung gibt.
Damit war das Thema Wehrpflicht für ihn abgehackt.
Andere haben sich einfach nen Joint durchgezogen oder gesagt sie seien Bettnasser, wer nicht auf Droge oder Weichei machen wollte hat gefragt wann er killen darf… er wär der beste im killen.
Unterm Strich kamen die die nicht wollten dran vorbei und die die sich gesagt haben… das ist halt meine Pflicht haben teilweise einfach Zeit verloren.
Dieses ungerechte System was den unehelichen belohnt will ich nicht zurück haben…. wie lang müsste denn dann die Dienstzeit sein um einen brauchbaren Soldaten zu generieren 6 Monate bestimmt nicht…. 9 Monate naja…. 12 Monate eigentlich Unterkante…. 15 Monate dann würde ich was Kriegstaugliches bekommen….
Eine Bundeswehr mit W12 oder W15…. mit einer Wehrpflicht die auch dem Anschein nach wirklich Vollstreckt wird wäre wieder zwischen 400.000 bis 500.000 Mann Stark und das verbietet dann doch der 2+4 Vertrag (370.000 gesamt deutsche Streitkräfte)
Und was war mit den zehntausenden Stellen an Ausbildungspersonal was dann gebunden wird…. auch ein Grund weshalb man vor 11 Jahren die Notbremse gezogen hat.
Dienstpflicht würde zudem auch unseren Pflegenotstand lindern. Und wie bereits gesagt…. Seit zwei Jahren weiss ich das nicht unmöglich ist, wenn der Politische Wille vorhanden ist.
[Ich vermute mal, in der Formulierung, das System „was den unehelichen belohnt“ meinten Sie den unehrlichen? T.W.]
@ T.W.
Ja bei 40° in der Bude schleichen sich Tippfehler ein. Bin immerwieder erstaunt was ein einziger Buchstabe in der Lage ist an Sinn zu verdrehen.
Aber vielen Dank, das sie doch jeden Kommentar hier gewissenhaft durchlesen. Weiter so!
@Florian Staudte sagt: 19.07.2022 um 17:10 Uhr
„Warum sollte ich polemisieren?“
Weil Ihre Formulierungen dies nahelegen. Denn wie ernst gemeint waren, dann würde ich mich doch sehr wundern.
„Wir freuen uns alle schon auf Ihre Erklärungen, warum es wieder einmal ganz knapp nicht gereicht hat. Aber schon im kommenden Monat werden die zahlreichen Busse mit hochmotivierten Rekrutinnen und Rekruten vorfahren. Ganz bestimmt.“
Nein, in zwei. Den in einem Monat erhalten wir ja nur die Zahlen von Juni und die sind nicht die relevanten.
„Wenn man es ganz nüchtern sieht, dann fehlen uns nicht nur ca. 20k Soldatinnen und Soldaten.“
Das wiederum ist faktisch falsch. Uns fehlen ja gar nicht 20k, sondern „lediglich“ irgendwas etwas um die 12k (allerdings auch das ist ja angesichts Covid und der aktuell schlechten Zahlen eine ziemliche Herausforderung.
Aber Fakten sind nun einmal Fakten 12k sind nicht 20k.
„Kennen Sie die realen Erfahrungen der Karrierecenter?“
Ja.
„Wir haben definitiv ein großes qualitatives und quantitatives Problem!!!!“
Zu ersteren: ja (wobei wir in den KarrC weniger das qualitative Problem haben, sondern vielmehr bei den aktiven Soldaten, aufgrund Überalterung und Wasserkopf).
Zum zweiten: möglicherweise. Aber das lässt sich nun einmal mit den hier veröffentlichen Zahlen (noch) nicht belegen.
Bleiben Sie einfach bei den Fakten. Weniger Polemisieren, mir Sachlichkeit.
Unabhängig davon VERMUTE ich auch, dass wir in zwei Monaten und in 14 Monaten tatsächlich feststellen werden müssen, dass wir die Covid-Delle nicht ausgleichen konnten, aber das ist nur eine Vermutung. Hoffentlich täusche ich mich.
@Dominik
Auf den Punkt! 1+
Mal abgesehen davon, dass die Väter des Grundgesetzes aus gutem Grund die Zwangsarbeit in DEU verboten hatten und Ausnahmen nur für SEHR spezielle Fälle zugelassen haben (und dazu gehört nicht die mangelhafte Nachwuchsarbeit des Staatsapparats), verstehe ich die Logik hinter der Forderung nach Wehrpflicht nicht.
Die Apologeten der Wehrpflicht benennen dieselben Gründe für mangelnden Nachwuchs:
– demographische Entwicklung
– fehlende moderne Ausstattung,
– Führungsprobleme
– überbordende Bürokratie und mangelnde Flexibilität
und fordern im gleichen Atemzug die Wehrpflicht als Lösung.
Frage: welche der o.g. Probleme werden durch die Wehrpflicht gelöst? Wodurch soll die Bundeswehr dann plötzlich attraktiver werden?
Oder soll die Wehrpflicht etwa gleich 12 Jahre dauern?
Sehr schöne Diskussion hier – vieles davon haben wir ja auch schon mehrfach durchgeritten.
Was mir aber noch eingefallen, ausgelöst duch den Post von @Hetfield:
Das förderugnswürdige Soldaten abbrechen ist angesichts der beschriebenen Umstände wenig verwunderlich und ich glaube das hier ein wichtiger Anknüpfungspunkt liegt.
Generell spricht man bei der Generierung von Bewerbern ja davon, dass ein Unternehmen seinen Markenkern herausstellen muss, definieren muss was sein unique selling point ist usw.
Das könnte die Bundeswehr, denn sie hat was und kann was bieten was kein anderes Unternehmen in Deutschland hat oder kann. Sie ist eine Armee. Mit allen Vor- und Nachteilen den der Soldatenberuf bietet.
Leider entscheidet sie sich das allzu oft zu ignorieren und sich als „Arbeitgeber wie alle anderen auch“ zu positionieren. Das ist meines Erachtens nach falsch, bzw. lockt man damit Leute mit falschen Voraussetzungen und Ideen in die Truppe.
Ich habe es selbst, vor Covid, des Öfteren auf Karrieremessen erlebt. Wir hatten unseren Stand häufig direkt neben dem des Sanitätsdienstes. Sehr selten wurde darüber gesprochen was die Bundeswehr ist. Es lief ehr nach dem „bei uns wirst du auch GKP, bekommst aber noch eine schicke Uniform“-Motto.
Auch die Plakatkampagnen usw. stellen ja ehr das „Normale“ in den Vordergrund.
Sollte man aber nicht ehr versuchen die Leute zu bekommen die nicht den Schlagworten des Arbeitsmarktes hinterher laufen?
Die Bundeswehr kann extrem viel bieten wo kaum ein Arbeitgeber mithalten kann, wenn sie sich aber auf die Spielwiese der klassischen Konzerne begibt, deren klassische Benefits usw. auch nutzen will – dann wird sie weiterhin verlieren.
Man könnte auch die Gesundheitsämter mit einer Musterung betrauen, welche sich über entsprechende Bundesmittel für einen ohnehin fälligen Aufwuchs sicherlich freuen würden. Grade bei COVID-19 wurden dort doch Bedarfe aufgezeigt, welche auch in den Bereich der Zivilen Verteidigung hineinwirken..
Bei dieser Gelegenheit könnte neben einer Beratung zu Wehr/Wehrersatzdienst auch eine Abfrage zur Organ-/Knochenmark-/Blutspende stattfinden.
In der Februarausgabe von „Die Bundeswehrverwaltung“ gab es hierzu einen Artikel.
In Sache Unterkunft könnte man grundsätzlich auf einen Ansatz des BBKs schauen,
https://www.bbk.bund.de/DE/Themen/Gesundheitlicher-Bevoelkerungsschutz/Betreuungsdienst/Pilotprojekt-Labor-Betreuung-5000/pilotprojekt-labor-betreuung-5000_node.html
Die Wehrpflicht ist mit dem Personalbedarf für LV begründet, nicht mit Problemen der Nachwuchsgewinnung einer Berufsarmee. Kann man wieder einführen, aber damit das Sinn ergibt, muss man dann auch wieder Strukturen und Stückzahlen von WaSys wie vor 20 Jahren einführen. Das will aktuell (noch) niemand bezahlen.
@Resi1984
Zur Bezahlung in den MINT-Fächern: Ihre Aussage ist zu pauschal. Mit speziellen Kenntnissen in der richtigen Branche in der richtigen Region bestimmt, aber die Masse liegt sicherlich unter dem, was ein B3/A16 mit der entsprechenden Erfahrungsstufe erhält, der idR ja aber auch älter ist. Netto sieht es noch einmal anders aus, da man sich ja als Soldat Sozialversicherungsbeiträge spart.
@GolfEcho 83:
Stimmt!!
Immer wieder habe ich FWDL in meinem Stabszug welche ich nicht halten kann. Insbesondere in den „heizungsnahen Verwendung“ der klassichen Führungsgrundgebiete 1 – 6.
Im Bereich Fahrdienst oder der unmittelbaren MatBewirtschaftung sieht es besser aus.
Die Begründung: „Ich habe mir die Bundeswehr anders vorgestellt“, “ wollte mehr Draußen machen“ ,……….
Weiter höre ich im pers. Gespräch: „Ich bewerbe mich bei Polizei; Zoll: Berufsfeuerwehr; o.Ä.
Wir müssen akzeptieren und uns ggf. zurück erinnern, das ein Truppenübungsplatz oder ein Biwak oder eine Übung auch Spaß machen kann und eben das abwechslungsreiche Berufsbild des Soldaten ausmacht.
Wenn wir (die militärische Bundeswehr) uns weiterhin „Arbeitgeber“ nennen und unsere Soldaten als (militärische) Mitarbeiter statt Soldaten titulieren, prophezeie ich, werden wir die Anforderungen nicht erfüllen aber die Zahl der Nicht-mobilen, die Zahl der eingeschränkt Verwendungsfähigen und die Zahl der reinen Stabsarbeiter weiter erhöhen.
Vorschlag:
Wir werben mit dem Berufsbild des Soldaten, mit allen Konsequenzen(Einsatz, Abwesenheitszeiten, Umzug,..)
Wir werben mit den einzigartigen Vorteilen des Soldatenberufs wie z.Bsp. unentgeltliche trpärztliche Versorgung. Mit unserer (noch)Betreuung in den Kasernen.
Wir verwässern die Vorteile des Soldatenberufs nicht mehr und mehr indem wir dem Zivilpersonal das Selbe zugestehen/einführen/genehmigen was für Soldaten zwingend ist.
Wir verhalten uns bei den KarrC ehrlich und versprechen nicht, dass in der Stammeinheit alles noch beantragt werden kann (andere Verwendung, anderer Standort, usw.)
Mein DZE ist sehr sehr nahe. Ich verlasse „meine“ Bundeswehr und danke für einen der interessantesten, abwechslungsreichsten und zufriedenstellensten Beruf den ich mir vorstellen kann.
@ Koffer
Sie werden sehr zeitnah feststellen, dass Sie sich getäuscht haben.
Nach meiner Bewertung sollten Sie die „rosarote“ Brille abnehmen und etwas mehr am Puls der Zeit sein.
Panzer hurra!
@d´r Spieß sagt:
20.07.2022 um 15:26 Uhr
….Wir werben mit den einzigartigen Vorteilen des Soldatenberufs wie z.Bsp. unentgeltliche trpärztliche Versorgung….
Die Bundespolizei hat mittlerweile auch auf freie Heilfürsorge umgestellt mit dem kleinen Bonus da die an den allermeisten Standorten keinen Polizeiärztlichendienst vorhalten, dürfen die Polizisten dann zum Haus-/Facharzt um die Ecke. Und müssen sich nicht mit dem Voltaren, Mobilat Standartprogramm abspeisen lassen.
Wenn ihre FWDL’er ihnen sagen daß sie sich beim Zoll, BPol, Pol, BF bewerben wollen. Dann wohl deshalb weil sie da den besseren Deal bekommen.
Das Material ist modern und Funktioniert und bei der BPol kann ich von geschlossener Einheit mit starker Kameradschaft oder zur See fahren bis hin zum Fliegen auch alles tun. Auslandseinsatz ist auch drin wenn man Bock drauf hat.
Und wenn nicht dann muss man vielleicht ein einziges Mal nach der Laufbahnausbildung umziehen und kann mit unter ein Leben lang am selben Standort bleiben…. mit der Zusage bei der Einstellung verbunden…. VERBEAMTUNG.
Und sie wundern sich warum Bundeswehr maximal an vierter oder fünfter Stelle kommt, wenn die anderen Jobs nix werden, quasi als Notnagel.
@d’r Spieß + GolfEcho 83:
Ich denke Sie beschreiben das sehr gut und führen ihre Aspekte einleuchtend aus. Besonders die Wahrnehmung z.B. des ZSanDst Bw auf dem Messegelände kommt mir bekannt vor. Nicht das „Dienen“ als solches, sondern die perspektivischen Vorzüge einer medizinischen Fachausbildung werden vorangestellt – der teilweise unangenehme Dienst ist sozusagen „notwendiges Übel“ auf dem Weg zum Halbgott in Weiß-Grün.
Dazu noch 2 Gedanken:
1. Gute Ausbildung verlangt gute Ausbilder:
Es ist meiner Erfahrung nach generell nicht attraktiv in die Truppenführung und -ausbildung zu gehen, ganz gleich auf welcher Ebene. Die SaZV zeigt hier z.B. die hässlichen Seiten ihres Konzeptes, die Angriffsfläche gegenüber Eingaben und Beschwerden ist riesig und die Demut vor den schier unerfüllbaren Erwartungen wirkt für gewissenhafte Vorgesetzte schnell erdrückend und frustrierend. Es ist schlicht viel einfacher -und dazu für die Karriere zuträglicher- irgendwo am höhenverstellbaren Schreibtisch resigniert dasselbe Geld zu verdienen, wenn man es denn nur innerlich erträgt.
2. Die „Zivilisierung“ des Soldatenberufs zur Steigerung der Attraktivität entstand vermutlich mit Hilfe der einzigen Sprache, welche die gutbezahlten Unternehmensberater des BMVg kennen: Die Sprache der zivilen Personalwirtschaft.
Die Einzigartigkeit des Soldatseins, das Dienen in einer Bundeswehr welche als unangefochtener Monopolist für die externe Sicherheit Deutschlands zu sorgen hätte, macht den Beruf zwangsläufig konkurrenzlos, wie Sie richtig feststellen. Dieses Merkmal wurde der Bw möglicherweise in dem Moment zum Verhängnis, als jene Berater ihre zivilen Maßstäbe an den militärischen Dienstbetrieb ungehindert anlegen durften.
Die verschiedenen Kampagnen zur Steigerung der Personalzahlen verkehren sich jedoch in dem Moment ins Gegenteil, in dem unzulänglich ausgewählte, -ausgestattete, und -befähigte Soldaten vor Aufgaben stehen, die den Einsatz ihres Lebens fordern könnten. Aktuell wird dies durch die ungewöhnlich hohe Quote an KDV-Anträgen deutlich – s. hierzu entsprechende Meldungen und Einträge.
Im Gegenzug können die leistungsfähigen, -willigen und mit glücklicher Hand ausgewählten Soldaten und Soldatinnen die gerissenen Lücken nicht immer kompensieren. Bei allem Respekt für die Vielfalt und Diversität innerhalb der Streitkräfte muss ich hierzu ein sehr sensibles Thema ansprechen:
Meiner Wahrnehmung nach sind die einzigen Soldaten, die über keine „Lobby“ und ministerielle Sonderbehandlung zu verfügen scheinen, die ledigen, männlichen, kinderlosen Zeit- und Berufssoldaten ohne weitere Besonderheiten und persönliche Härtefälle.
Die Mehrbelastung für diese, mit Abstand jüngste und zugleich größte Kohorte (s. Zahlen) innerhalb der Bw, wirkt, zumindest subjektiv gesehen, als attraktivitätsmindernd und manchmal auch als schlicht „ungerecht“. Es ist mitunter schwer, die offenbaren Vorteile einer Diversen und per Gesetz geschlechtlich angeglichenen Armee zu erkennen, wenn man schon wieder am Wochenende- oder im Einsatz Dienst leisten muss, weil sonst keiner kann. Eine Armee ist eben nur begrenzt zur Solidargemeinschaft im zivilen Sinne geeignet.
Des einen Freud ist also des anderen Leid, wie so oft. Oder anders: Die Attraktivitätssteigerung für wenige wirkt attraktivitätsmindernd für viele. Da muss man wissen was man will, als Dienstherr.
Was ist zu tun?
In meiner Traumwelt plädiere ich weiterhin für eine komplette Demobilisierung und Neuaufstellung der Bundeswehr aus einem kleinen und handverlesenen Kern heraus. Das Kloster Himmerod gibt es ja noch, nur diesmal bitte ohne Wehrmachtsprägung. Zwinkersmiley.
Warum? Das Personalproblem ist mittlerweile über viele Generationen und alle Laufbahnen verteilt. D.h. mitunter unzureichend ausgewählte, -ausgestattete, und -befähigte Soldaten bekleiden mittlerweile Führungspositionen als Ausbilder, Disziplinarvorgesetzte oder Personaloffiziere. Wenn da nicht zufällig jemand in den Zaubertrank fällt, wie sollten er/sie/es dann jemals wieder höhere Maßstäbe ansetzen und das allgemeine Niveau flächendeckend anheben?
Im Gegenteil, die o.g. Zahlen, aber auch der Truppenalltag, beweisen leider regelmäßig, dass Minus*Minus nicht immer Plus ergeben muss, vor allem in Personalfragen.
@Florian Staudte sagt: 20.07.2022 um 15:48 Uhr
„Sie werden sehr zeitnah feststellen, dass Sie sich getäuscht haben.“
Ich wünsche mir, dass ich mich täusche! Hoffentlich täusche ich mich.
„Nach meiner Bewertung sollten Sie die „rosarote“ Brille abnehmen und etwas mehr am Puls der Zeit sein.“
Für mich gibt es keine „rosarote“ Brille, sondern nur Fakten, Fakten und Fakten. Bisher unterstützen die Fakten nicht Ihre Schlussfolgerung.
Möglicherweise unterstützen diese ihre Schlussfolgerungen teilweise in 2 Monaten und final in 14 Monaten, aber es gibt keine Möglichkeit dies bereits jetzt mit den veröffentlichten Daten zu treffen.
Und nur weil möglicherweise ihre Schlussfolgerungen doch eintreten, heisst das nicht das ihre Logik richtig war, sondern lediglich, dass sie etwas auf zu dünner Faktenbasis behauptet haben, was sich (durch Zufall oder aus anderen Gründen) am Ende eben doch als richtig herausgestellt hat.
Aber wie gesagt, professionell kann man das erst vorläufig in 2 Monaten und endgültig in 14 Monaten sagen.
Zumindest mit den veröffentlichten Daten.
In der Tat, „Soldat sein“ ist kein Beruf sondern eine Berufung – Wir.Dienen.Deutschland. Das Motto sollte man beibehalten, wobei natürlich auch andere Organisationen Deutschland dienen.
Ein französischer Kamerad meinte: das Militär ist ein „Lebensstil“ (le militaire, c’est un cadre de vie“), der auch benachteiligten Jugendlichen eine Perspektive – ein geordnetes, strukturiertes Leben – bietet. Wobei das natürlich auch eine Blase sein kann. In Deutschland möchte man eben ein ziviles Militär.
Wobei es in Frankreich viele Maßnahmen gibt, die Jugend an das Militär heranzuführen während man bei uns diskutiert, ob Jugendoffiziere in Schulen auftreten dürfen und sich Universitäten pikiert von der Bw distanzieren.
Aber auch bei uns gibt es Verbände, die bei der Nachwuchsgewinnung sehr erfolgreich sind, z.B. die GebJgBrig 23, die natürlich auch Alleinstellungsmerkmale hat.
@ MFG sagt: 20.07.2022 um 14:49 Uhr „Zur Bezahlung in den MINT-Fächern: Ihre Aussage ist zu pauschal“
Meine Aussage konkretisiere ich gerne; Das war bezogen auf Arbeitsplätze in der Industrie (Maschinenbau, Automobil, Elektrotechnik und Chemie). Man muß zwar Beiträge zur Sozialversicherung abführen, dafür gibt es aber im Gegenzug auch variable Gehaltsbestandteile / Boni und in vielen Fällen betriebliche Altersversorgung.
Ein Mitforist hat auf die Gauss´sche Glockenkurve hingewiesen. Mein Beitrag sollte auch zeigen, daß die Bundeswehr leider nur sehr wenig Anreize bietet für Bewerber am oberen Ende der geistigen Leistungsfähigkeit.
Die suchen eben eher die angenehmen und besser bezahlten Tätigkeiten mit mehr Aufstiegsmöglichkeiten.
Der Grundsatz, daß der Soldatenberuf eher eine Berufung und Einstellungsfrage ist, wurde bereits von anderen erwähnt. Die damit einhergehende Eigenschaft wie Frustrationstoleranz oder Hinnehmen von Entbehrungen
oder Mut und Bestehen von Gefahren erfordern aber eine Leidensfähigkeit, die den meisten jungen Bürgern
der Y-Generation weder vom Elternhaus und noch weniger in der Schule beigebracht wurden.
Die Anzahl der Leute die dann von sich aus entsprechenden Gemeinsinn entwickeln und auch den Charakter des Dienens verstehen ist leider sehr begrenzt.
@ExHG
„Da in den Kommunen viele ehemalige Soldaten/ Wehrpflichtige nun ihren Dienst vollziehen, gibt es wohl nirgends in Deutschland eine bessere Möglichkeit passende und fähige Recruiter zu gewinnen.“
Wie kommen Sie darauf, dass das so sein wird? Gegenbeispiel: ich als Ex-SaZ12 und nun verbeamteter Lehrer rate meinen Schülern sehr eindringlich davon ab zur Bundeswehr zu gehen.
Nur weil (in dem Fall Kommunen) viele Ex-Soldaten irgendwo arbeiten, sollten Sie nicht davon ausgehen, dass die Werbung für die Bundeswehr machen! Oft dürfte genau das Gegenteil der Fall sein.