Personalstärke Mai 2022: Niedrigster Stand seit Oktober 2019; mehr Berufs-, weniger Zeitsoldaten
Die Zahl der aktiven Soldatinnen und Soldaten der Bundeswehr ist im Mai auf den niedrigsten Stand seit Oktober 2019 gesunken. Mit 182.826 fiel die Personalstärke erstmals seit zweieinhalb Jahren unter 183.000. Während die Zahl der Berufssoldaten auf einen neuen Höchststand anstieg, sank die Zahl der Zeitsoldaten weiter auf einen neuen Tiefststand.
Die Statistik für Mai 2022 veröffentlichte die Bundeswehr mit noch mehr Verspätung als in den vergangenen Monaten am (heutigen) 18. Juli, wie üblich unter dem immer gleichen Link:
Insgesamt leisten 182.826 Soldatinnen und Soldaten ihren Dienst bei der Bundeswehr
Bundesministerium der Verteidigung 1.103
unmittelbar nachgeordnete Dienststellen 3.321
Streitkräftebasis 27.705
Zentraler Sanitätsdienst 19.769
Heer 62.762
Luftwaffe 27.225
Marine 15.940
Cyber- und Informationsraum 14.257
Bereich Infrastruktur, Umweltschutz, Dienstleistungen 952
Bereich Ausrüstung, Informationstechnik, Nutzung 1.803
Bereich Personal 7.989
davon bis zu 5.400 Studierende an Bundeswehr-Universitäten
Berufssoldaten 56.017
Soldaten auf Zeit 117.467
Freiwillig Wehrdienstleistende 9.059
Freiwillig Wehrdienstleistende im Heimatschutz 283
Im Vergleich den 183.427 zum April dieses Jahres sind es zwar nur rund 600 Soldat*innen weniger. Interessant ist der Struktur-Vergleich zu den ebenfalls niedrigen Zahlen im Oktober 2019: Damals hatte die Bundeswehr insgesamt 182.649 aktive Soldatinnen und Soldaten – davon jedoch 53.405 Berufs- und 121.483 Zeitsoldat*innen. Die Zahl der Freiwillig Wehrdienst Leistenden (FWDL) lag mit 7.761 deutlich unter dem aktuellen Stand.
Die Berufs- und Zeitsoldaten werden in der veröffentlichten Statistik erst seit Oktober 2018 getrennt ausgewiesen. Wie schon im April dieses Jahres wurde im Mai ein neuer Tiefststand erreicht. Ebenso ist die Zahl der Berufssoldat*innen, erstmals über 56.000, die höchste seit dieser getrennten Auflistung.
Die Zahl der Frauen in den Streitkräften:
23.715 Soldatinnen sind aktuell bei der Bundeswehr; rund 13 Prozent (beträgt der) Anteil der Soldatinnen bei der Bundeswehr
Heer 4.662
Luftwaffe 2.502
Marine 1.687
Streitkräftebasis 3.212
Sanitätsdienst 8.119
Cyber- und Informationsraum 1.432
Ministerium und andere Bereiche 2.101
Laufbahngruppe/Laufbahnen (auch Anwärterinnen)
Offizierinnen 6.386
Unteroffizierinnen mit Portepee 8.088
Unteroffizierinnen ohne Portepee 3.573
Mannschaften 5.668
Status
Berufssoldatin 4.470
Zeitsoldatin 17.481
Freiwillig Wehrdienstleistende 1.716
Freiwillig Wehrdienstleistende Heimatschutz 48
Ergänzung: Die – wie üblich von einem Leser, vielen Dank! – erstellte und fortgeschriebene Tabelle für den ein einfacheren Vergleich:
2022_Mai_BW-Personalstaerke
Die gesonderte Statistik zu den Zivilbeschäftigten:
Beschäftigt sind 80.984 zivile Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Sie verteilen sich wie folgt:
Bundesministerium der Verteidigung: 1.717
Bundeswehrverwaltung, Rechtspflege, Militärseelsorge und weitere, dem zivilen Bereich zuzurechnende Dienststellen: 56.328
Streitkräfte und dem militärischen Bereich zuzurechnende Dienststellen: 22.939
Von den 80.984 Zivilbeschäftigten sind 31.159 weiblich. Das entspricht rund 38 Prozent.
(Alle Angaben Stichtag 30. Mai 2022)
Die Einsatzzahlen, Stand 11. Juli 2022 (mit der leichten Unschärfe, dass die nicht mandatierte Marinemission in der Ägäis nicht Teil der mandatierten NATO-Mission Sea Guardian ist; die jeweiligen Einheiten werden lediglich auch Sea Guardian assigniert):
Einsatz | Einsatzgebiet | Stärke | davon Frauen | davon Reservisten | davon FWDLFreiwillig Wehrdienst Leistende |
---|---|---|---|---|---|
KFORKosovo Force | Kosovo | 65 | 10 | 8 | 0 |
UNMISSUnited Nations Mission in South Sudan | Südsudan | 14 | 2 | 0 | 0 |
UNIFILUnited Nations Interim Force in Lebanon | Libanon | 138 | 8 | 6 | 2 |
EUTMEuropean Union Training Mission Mali | Mali | 263 | 21 | 14 | 0 |
MINUSMAMultidimensionnelle Intégrée des Nations Unies pour la Stabilisation au Mali | Mali | 1.097 | 90 | 54 | 0 |
Sea Guardian | Mittelmeer | 176 | 29 | 6 | 13 |
EUNAVOR MEDMediterranean Irini | Mittelmeer | 30 | 2 | 1 | 0 |
CDCounter Daesh/CBICapacity Building Iraq/NMI NATO Mission Iraq | Syrien/Irak | 245 | 22 | 22 | 1 |
MINURSOThe United Nations Mission for the Referendum in Western Sahara | Westsahara | 3 |
Weitere Missionen (Stand: 18. Juli)
Mission | Einsatzgebiet | Stärke |
---|---|---|
eFPenhanced Forward Presence | Litauen | 928 |
eVAenhanced Vigilance Activities BG SVK | Slowakei | 502 |
NATO-Unterstützung Ägais (Teil von Sea Guardian) | Mittelmeer | 180 |
Unterstützungsleistungen (nicht in der Gesamtstärke enthalten)
Unterstützungsleistung | Einsatzgebiet | Stärke |
---|---|---|
STRATAIRMEDEVACStrategic Air Medical Evacuation | Deutschland | 36
|
Der Service von Augen geradeaus!, die Vergleichszahlen (die der Zivilbeschäftigten ab Mai 2019; Freiwillig Wehrdienst Leistende im Heimatschutz ab April 2021), überwiegend ohne die nicht regelmäßig eingestellten Einsatzzahlen:
April 2022
März 2022
Februar 2022
Januar 2022
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Juli 2016
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Mai 2016
April 2016
März 2016
Februar 2016
Januar 2016
Januar 2013 bis Dezember 2015
(Foto: Wettkampfstation bei der Deutschen Reservistenmeisterschaft 2022 in Warendorf am Tag der Bundeswehr 2022 am 25. Juni – Roland Alpers/Bundeswehr)
Und dennoch wird sich mindestens ein Forist finden, der uns allen erklärt, dass der Trend immer noch aufwärts zeigt und „das Glas halb voll“ ist.
Wie lange will man im BMVg denn noch die Augen vor der demografischen Realität verschließen?
Eigentlich müsste schon die Juni Truppenzahl draußen sei, stattdessen nur die Mai-Zahlen mit mehr als einem Monat Verspätung. Das Personalamt ist offensichtlich nicht zur Personalgewinnung in der Lage. Denn Angesichts vom Krieg in Europa müssten die Bewerber eigentlich Schlange stehen. Stattdessen fällt die Zahl der Zeitsoldaten immer weiter in den Keller. Dies legt den Verdacht nahe, dass der Zugewinn bei den Berufssoldaten nur auf Kosten der Zeitsoldaten erreicht werden kann, was die BW schrumpfen und Ueberaltern lässt. Ich sehe nur zwei Auswege, die BW für alle Eu Bürger öffnen oder die Personalgewinnung dezentral an die Brigaden und Regimenter abgeben.
Angesichts dieser Zahlen bin ich sehr gespannt, ob der mir GESTERN bei einem Tag der offenen Tür berichtete Andrang an die Karriereberatung der Bundeswehr mehr als ein Strohfeuer ist. Kern des Gespräches mit einer alten Bekannten der Nachwuchsgewinnung: Seit dem 24.2. enormer Anstieg der Anfragen für alle Laufbahnen, besonders bei Reservisten. Dem stünden z.B. für Reservisten mangelhaft gepflegte Stellenportale gegenüber, weshalb es in vielen Fällen sehr schwer sei, Interessenten rasch und zielgerichtet und erfolgreich auf Stellen zu kriegen. Große Unterschiede zwischen den LKdo. Bei den Anfragen für SAZ/FWDL kämen die KC nicht mit der Umsetzung der Anfragen hinterher. Es bleibt spannend, ob sich hier wirklich eine nachhaltige Steigerung der Bewerberzahlen entwickelt…und die Bundeswehr die Welle (?) „verarbeiten“ kann…
@Closius: Das ist ja der blauäugiste Beitrag, den ich seit langem gelesen habe.
Bewerber, die in Deutschland Schlange stehen, weil in der Ukraine (=woanders) Krieg herrscht? Da habe ich wohl das neueste Memo verpasst.
Zugewinn bei Berufssoldaten auf Kosten der Zeitsoldaten? Ja nun, noch (!) werden Wehrpflichtige nicht direkt Berufssoldaten.
Dezentrale Personalgewinnung bei Brigaden und Regimentern, wie kommt man auf sowas? Weil dort gelangweilte Karriereberater rumsitzen, die den Wunsch nach etwas Bürokratie verspüren?
Den Wunsch nach besserer Personalgewinnung kann ich ja nachvollziehen, aber ohne Dienstpflicht sehe ich nur die Möglichkeit, den Pool an Interessenten besser auszuschöpfen. Wahnsinnig viele potentielle Bewerber werfen schon früh das Handtuch, weil das Verfahren für sie völlig intransparent ist. Wer etwas zu bieten hat, wartet nicht monatelang, bis ihm eine Antwort des BAPersBw erteilt wird.
@ LuckySailor
Dem Foristen „Koffer“ juckt es bestimmt schon in den Fingern, uns die Trendwende zu erklären.
Vielleicht gibt es noch Verbände à la der „Armee Wenck“, die wir irgendwie dazurechnen können, um auf die Zielgröße von 200k+ zu kommen?
Wir sollten endlich anfangen, die Realität zu akzeptieren.
De Dezentrale Personalgewinnung machte viel Sinn, als es Wehrpflichtige gab. Da war der Verwendungsaufbau/Förderung aus der Truppe zielführend.
ABER dass die KarrC 5 Jahre vor tatsächlichem Dienstantritt (ausgebildet) schon Stellen besetzen können, ist doch Weltfremd (bekloppt triffts besser). Wieso nicht einstellen auf „Pool“ und nach bestandener Ausbildung(Ziv/Mil) dann schauen wo Dienstposten sind. Diese „bevorzugung“
ungedienter bringt doch nix. Aber neues Beurteilungssystem mit nur noch 350(?) Zeichen in SAP für Freitexte…. Und dann so tolle Dropdownfelder, bei denen ich bei einem BS dann auswählen muss, ob er ggf. Uffz o.P. als Karriereweg möchte…
Die Karrierecenter stellen ein und die Truppe darf es ausbaden…
Vor den demographischen Realitäten, auf die ein Mitkommentator hinwies, verschließe ich die Augen bestimmt nicht.
Doch betrachtet man die vom Hausherrn ( wohl angestiegene) genannte Zahl von 9059 freiwillig Wehrdienstleistenden scheint es m.E. lohnend, auch mal einen Blick auf die Zahlen der Menschen im freiwilligen sozialen Jahr zu Vergleichszwecken zu werfen.
Dazu addierte ich die im Balkendiagramm angegebenen Zahlen für die verschiedenen
Organisationen (z.B. DRK, JUH, usw.)
Für den Zeitraum 2019/20
ergab dies 53281 FSJ- Stellen.
Für 20/21 53331 FSJ-Stellen.
Für 21/22 52426 FSJ-Stellen ( Quelle: bmfsfj.de,/daten/daten/freiwilliges soziales Jahr–137090 )
Somit sollte sich die Frage stellen dürfen, ob angesichts der „Zeitenwende“ sich nicht doch mehr junge Menschen entscheiden freiwillig einen Teil ihrer Lebenszeit dem Staat
bei der Bundeswehr zu schenken ?
Heute sind zwei Chinook über Stralsund geflogen. Hat die BW schon die ersten bekommen oder waren die aus den Niederlanden oder US-Maschinen? Polen hat ja keine, soweit ich weiß.
Gefühlt sind die mit der Personalgewinnung beauftragten Stellen der Bundeswehr auch mit einfachen Fällen bereits heillos überfordert und generieren Verzögerungen zwischen Bewerbung und Einstellung, die viele Bewerber bereits verschrecken, weil damit einfach nur Desinteresse kommuniziert wird.
Nicht besser ist es, wenn man bereits als beorderter Reservist komplett im System erfasst ist. Auf viele essentielle Daten scheinen die Personaler in Köln trotzdem keinen Zugriff zu haben.
Von so banalen Dingen wie Eingangsbestätigungen für Mails, Erreichbarkeit per Telefon oder gar Rückrufen ganz zu schweigen.
So klappt das leider nicht mit der Rekrutierung der Besten, denn die haben viele Optionen.
Wenn ich mich zum Dienst beim Militär bewerbe, dann sollte der erste Eindruck nicht sein, dass das ein lahmarschiger Haufen ist, dem es reicht sich selbst mit unzähligen Vorschriften zu verwalten.
PS: Die Schilderungen sind sicherlich ein wenig populistisch, aber was soll man sagen, wenn das die persönlichen Erfahrungen sind, egal ob es um die Bewerbung eines 18 jährigen für den aktiven Dienst, eines Feldwebels mit akademischer Ausbildung für die Reserve oder den Wiedereinstieg eines durchgängig gut beurteilten Reservisten geht?
Bezahlt mehr Geld, lockt mit Verpflichtungsprämien für Wiedereinsteller hat damals auch gut funktioniert.
Im Bereich der SaZ ist halt der Unmut über Bürokratie, fehlendes Material und Führungsdefizite weit verbreitet.
Es ist eine Abstimmung mit den Füßen.
Dazu die Probleme bei der schnellen Reaktion auf Bewerberinteresse.
Die Verlängerung von BS war halt nur kosmetisch. Half der vorletzten und letzten Leitung für die Zahlen. Der Einmaleffekt ist nun weitgehend vorbei.
Das mit der gesteigerten Bewerberzahl habe ich auch schon aus verschiedenen Quellen gehört. Ich selbst konnte zumindest kein geringeres Bewerberaufkommen erkennen. Die Wahrheit liegt wahrscheinlich wie immer in der Mitte.
Die Verlagerung der Karriereberatung (in Teilen) in die Regimenter und Brigaden halte ich für zielführend.
Wir fahren einen solchen Ansatz in gewissen Teilen in unserer Brigade und haben damit seit zwei Jahren einen messbaren Erfolg erzielen können.
Nein, wir haben keine Karriereberater im Stab, aber ein Bindeglied zwischen Truppe und Karriereberatung, was alle Einsätze koordiniert und zusammen mit den Karriereberatungsbüros und dem Karrierecenter den Schwerpunkt festlegt.
Der gezielte Einsätze der Kräfte und Mittel führt nicht nur zu einer besseren Personallage, sondern auch dazu, dass das eingesetzte Personal „Bock auf Messeeinsätze etc.“ hat.
Das holt die Truppe ab und schafft das nötige Verständnis für die Arbeit der Personalgewinnungsorganisation.
Umgekehrt sorgen wir auch dafür, dass die Karriereberatung weiß, was wir in der Truppe den ganzen Tag machen und wo unser Bedarf liegt, so dass sie gezielter beraten können.
@Lucky Sailor & @Florian Staudte
Wenn der demographische Wandel eine hinreichende Erklärung der Situation bietet, warum tun sich dann andere alternde Gesellschaften (wie Italien und Japan) weniger schwer damit, Soldaten zu rekrutieren?
Meines Erachtens nach liegen die Probleme woanders.
Wir haben in diesem Land einen eklatanten Fachkräftemangel. Jeder Schulabgänger mit halbwegs guten Noten kann aus einer Vielzahl gut bezahlter Möglichkeiten wählen, die bei weitem nicht so gefährlich und anstrengend sind wie der Soldatenberuf. Der Bund kann mit der freien Wirtschaft nicht konkurrieren. Selbst in einer Ausbildung zum Einzelhandelskaufmann bei Penny verdienst du im ersten Jahr mehr denn als SaZ4.
Auch ist die Mentalität heute eine andere. Einsatz für die Gesellschaft, Ehrenamt und Co. sind out, und Freizeit ist wichtiger als Karriere. Wer sich unter Personalern umhört, kommt aus dem Staunen nicht heraus. Berufsanfänger schlagen heute mit der Forderung nach einer Drei-Tage-Woche in Bewerbungsgesprächen auf. Ausbildungsbetriebe müssen Nachwuchs mit Vergünstigungen wie Dienstwagen (!) locken.
Selbst innerhalb der Bundeswehr hat diese Mentalität Einzug gehalten. In ‚Soldat + Technik‘ war letzthin ein grandioser Beitrag zu dem Thema zu lesen (der Hausherr ist mit dem Link hoffentlich einverstanden: https://soldat-und-technik.de/2022/07/streitkraefte/32119/buendnisverteidigung-personal/), wie Soldaten der Generation „Kindergarten in der Kaserne und Flat Screen auf Stube“ die aktuelle Lage verkennen.
Last but not least tun sich die Streitkräfte schwer damit, selbst jene anzulocken, denen eine Gesellschaft, die mit Betretungsverboten an Schulen und Zivilklauseln an Universitäten den Eindruck erweckt, die Bundeswehr sei keine vertrauenswürdige Institution, das Interesse am Militär noch nicht ausgetrieben hat.
Wer z.B. davon träumt, bei der Bundeswehr Hubschrauber zu fliegen, muss heute damit rechnen, seine Schwingen zu verlieren und am Schreibtisch zu versauern, weil die defizitäre Flotte nicht genügend Flugstunden generieren kann. Das ist doch deprimierend. Die Ausrüstungskomponente und all die schlechte PR in diesem Bereich stellen ein nicht zu unterschätzendes Hindernis bei der Nachwuchsgewinnung dar.
Es bräuchte einen gesamtgesellschaftlichen Ansatz für die Trendwende Personal, ostentative Wertschätzung durch Politik und Gesellschaft, mehr sichtbare Präsenz der Bundeswehr in der Fläche, vielleicht sogar einen positiven Spin in den Unterhaltungsmedien. Aber kann sich jemand eine deutsche Version der ‚Top Gun‘-Filme vorstellen? Da bekämen doch der halbe Bundestag und drei Viertel aller Feuilletonisten Schnappatmung.
Und weil es zu einer solchen Charmeoffensive nicht kommen wird, scheint mir die Rückkehr zur Wehrpflicht – die ausdrücklich nur ausgesetzt, nicht abgeschafft wurde – unumgänglich. Sie muss ja nicht sofort geschehen, sondern kann sorgfältig vorbereitet werden; und wenn die skandinavischen Länder Wehrgerechtigkeit herstellen können, obwohl auch sie nur den Bruchteil jedes Jahrgangs einziehen, sollte uns das auch gelingen.
[Hm, auch wenn der Link ok ist – der Text ist überwiegend hinter Paywall, leider. Ich suche noch die Geschichte aus der NYT, wie die US-Streitkräfte professionell mit Soldat*innen umgehen, die Eltern sind, reiche ich ggf. nach. T.W.]
Was nicht vergessen werden darf:
Auch bei den Zivilbeschäftigten wird die Demographiewelle ihre Spuren hinterlassen.
Würde mich mal interessieren, wie es sich mit der Nachfrage aktuell bei den Karrierecentern verhält.
Ich könnte beide Richtungen verstehen:
1. Der Krieg in der Ukraine als abschreckende Wirkung für viele Bewerber.
2. Der Krieg als wichtigen Grund, gerade jetzt in die Bundeswehr einzutreten. Gleichzeitig weiß man, dass es ein „paar“ mehr Gelder geben wird für Ausrüstung und damit in vielen Bereichen der Mangel der letzten Jahre abgestellt wird oder zumindest verkleinert. (von den Mängeln wurde ja überall in den Medien von berichtet, siehe „Besenstiele“)
Gibt es da Hintergrundwissen und nicht nur den einen Tag der offenen Tür?
Ich möchte das Große hier nicht analysieren, denn das steht mir nicht zu und ich kann es auch nicht bewerten.
ABER hier, ein kleines individuelles Beispiel aus meinem Freundesskreis: Ein Freund, mitte 30, Dr. Titel in Gesellschaftswissenschaften (ich nenne nicht die Art), körperlich fit für das DSA (Sportabzeichen), fachlich absolut top. Sehr intelektuell, erfahren und für unseren Bereich eine Hochwertressource. Nun, er bewirbt sich in Köln für diesen Bereich. Nach einigen Wochen bekommt er den negativen Bescheid. Begründung: Sein Studium passt nicht in das Profil. Das war es schon.
Eigentlich sehr schade.
Wie auch immer, ich vergleiche meine obige BW Situation mit folgendem Beispiel: Ein promovierter Physiker bewirbt sich als Mathematiklehrer an einer Schule. Die Schule sagt nein, weil sein Studium nicht „Mathematik“ ist. Dass er als Physiker natürlich Mathematik kann, darauf kommt keiner:)
Normalerweise, mit weiser Voraussicht, lädt man doch solche Leute ein, um sich einen Eindruck zu verschaffen. Vor Allem in der gegenwärtigen Situation (Fachkräftemangel überall etc.).
Schwierig, ich weiss nicht was ich dazu sagen soll. Als ob man Stumpf eine Häckchenliste für das jeweilige Profil abarbeitet. Sobald ein Häckchen nicht passt, dann weg.
MkG
Ich hab vor 4 Jahren mich gemeldet bei der BW, und Interesse angemeldet tätig zu werden. Erst hat die Dame versucht mir das auszureden, weil das eh alles keinen Spaß mache, und dann habe ich in der Leitung warten müssen während sie ein privates Telefonat führte.
Dann bekam ich eine Mail, und man wollte mich gern haben wegen meiner Qualifikation. Ich solle nur ein paar Wochen warten. Seit dem warte ich.
Keine Ahnung wie man sich das bei der Bundeswehr vorstellt, aber Profis lockt man mit attraktiven Stellen und wertschätzenden Umgang.
PS: Nach der Absage, ein paar Wochen später hat er ein Angebot von einer renomierten Unternehmensberatung bekommen.
40 Stundenwoche, Urlaubsgeld, Weihnachtsgeld, Jahresprovision, 5.500 netto in den ersten 3 Jahren. Danach Neuverhandlung. Und das mit mitte 30 :)
Somit, „Adios“ Bundeswehr.
Die Zahlen verdeutlichen einmal mehr, dass die Bundeswehr ohne Wehrpflicht nicht aufwachsen können wird. Die Steigerung der Berufssoldaten werden vermutlich die Stabsunteroffiziere sein, die dieses Jahr BS geworden sind. Auch eine verzweifelte Maßnahme Personal zu halten. Ich zweifel immer noch daran, ob der Dienstherr sich wirklich Gedanken gemacht hat, wo diese im Alter eingesetzt werden sollen. Zumindest bei Kampftruppe und Kampfunterstützern können die ihren Dienstposten definitiv nicht bis zur Pension ausüben.
Die Qualität des Personals das wir dann bekommen ist auch noch eine Geschichte für sich. Ich hatte mich mal beim Karrierecenter beschwert, was die mir für Flöten schicken und das auch noch mit mehrjährigen Verpflichtungszeiten (zumindest SaZ 12 ist ja zum Glück mittlerweile eine stufenartige Festsetzung und nicht mehr von Anfang an fest). Die waren ganz verwundert und meinten wir würden doch schon die guten bekommen. Da möchte ich gar nicht wissen was für Personal sich da sonst bewirbt.
@Muck:
Wehrpflicht wegen Nachwuchsgewinnung?
Puh ich bin mir nicht sicher, ob das so vorgesehen war.
Aber hey, da kann man mit Dienstpflicht für alle auch gleich noch was gegen den Pflegenotstand machen.
@LuckySailor sagt: 18.07.2022 um 15:39 Uhr
„Und dennoch wird sich mindestens ein Forist finden, der uns allen erklärt, dass der Trend immer noch aufwärts zeigt und „das Glas halb voll“ ist.“
@ Florian Staudte sagt: 18.07.2022 um 17:22 Uhr
„Dem Foristen „Koffer“ juckt es bestimmt schon in den Fingern, uns die Trendwende zu erklären.“
Wie immer an dieser Stelle erlaube ich mir darauf hinzuweisen, dass die monatlichen Zahlen nahezu nutzlos sind.
Wenn Sie sich wirklich für die Fakten interessieren und nicht nur für Behauptungen, dann müssen Sie die jährlichen Trends berücksichtigen.
D.h.: die spannende Zahl wird die zum Juli sein, denn hier kommt immer der große jährliche Sprung, der dann mehr oder weniger stabil über das Jahr ist.
Dazu kommt außerdem, dass erst Ende des 2. Quartals bestimmte Covid Beschränkungen für die KarrC und vor allem die GA aufgehoben wurden.
D.h. wiederum, dass wir erst nächstes Jahr im Juli wissen werden ob es uns gelungen ist die Covid-Delle auszugleichen.
Nur um das ganz klar zu sagen: die Zahlen sind derzeit NICHT gut (und im Gegensatz zu früheren Zahlen sogar noch nicht mal „hinreichend“). Aber ob uns das „nur“ nach hinten wirft oder ob es zu einem Neuansatz zwingend wird kann ich aus den Zahlen nicht erkennen. Und ich bin vom Fach. Da wundert es mich ehrlich gesagt, dass Sie in der Lage sind diese bereits zum jetzigen Zeitpunkt mit Sicherheit interpretieren zu können!
Dass die Zahlen der SaZ runtergehen, ist nicht verwunderlich. Im Zuge der Trendwende Personal wurden viele SaZ mit Prämien gelockt zu verlängern. In der Regel waren das 4-5 Jahre. Diese Kameraden verlassen nun die Bw, die BS bleiben.
Es war schon somit vorher absehbar, dass der Personalaufwuchs nur durch massive Verlängerung der SaZ und durch höhere Übernahmequoten BS erfolgte. Genauere Statistiken gibt (oder gab) es im Intranet -> Regelgungsmanagement.
Ohne die allgemeinen Rahmenbedingungen zu verbessern (Besoldung, weg von der Massenbefristung in Form der SaZ, bessere Ausrüstung, allgemeine bessere Planbarkeit für die Zukunft) sehe ich kaum Spielraum, wie die Bw aufwachsen soll. Die Demographie schlägt gerade zu. Der Pool, aus dem rekrutiert werden kann, ist nicht besonderlich groß. Es gibt Statistiken, wieviel Prozent eines Jahrgangs für die Bw überhaupt in Frage kommt: Das fängt an bei der Nationalität (nur Deutsche im Sinne des GG), geht über in die politische Einstellung (linksorientierte sind da meistens raus) und endet bei der Frage, ob man sich generell den Militärdienst vorstellen kann. Zusätzlich müssen die Bewerber gesundheitlich geeignet sein und sportlich den BFT überleben. Aus meiner Erinnerung sind das nicht so viele (< 20%).
Wenn ich immer wieder Dienstpflicht oder Wehrpflicht lese:
Diejenigen, die das fordern, sollen mir bitte erklären, wie das auf die schnelle möglich sein soll? Woher bekomme ich das Personal (Ausbilder)? Woher kommen die Unterkünfte (Handwerkermangel, ewig lange Bauzeiten)? Woher kriege ich mehr Standorte (nicht jeder hat Bock quer durch die Republik zu fahren)? Wie erfasse ich die Leute (es gibt keine Kreiswehrersatzämter…und die Karrierecenter sind jetzt schon heillos überfordert)? Wie gewährleiste ich eine ausreichende Sanitätsversorgung (bis zu 30 Km zum nächsten Sanitätsstandort zu fahren, ist wohl lebensfremd)? – D.h. mehr Sanitätsstandorte und mehr Ärzte… wo kommen die her? Ich benötige auch mehr Feldjäger, die Freitags und Sonntags an den Bahnhöfen auf Streife gehen (mehr Rekruten, mehr Probleme)…. und natürlich: Ich brauche viel mehr Ausrüstung (die 100 Mrd sind schon verplant) und mehr Geld, wenn ich die Dienst-/Wehrpflichtigen anständig besolden möchte (ich kann denen auch ein Hungerlohn geben, mich dann aber nicht wundern, wenn die keinen Bock haben).
Wir reden hier meines Erachtens von 10+ Jahren.
Bin selbst seit einigen Jahren Soldat und egal welchen Antrag ich einreiche ob Verlängerung oder Bewerbung zum Berufssoldat en, alle Anträge werden wegen keinem bedarf abgelehnt da alle Stellen besetzt wären, nachbesetzt oder sonstiges. Jedes Jahr das gleiche, nun werde ich in paar Jahren die Bundeswehr verlassen und habe mit dem Haufen abgeschlossen.
Da die Bundeswehr / BAPersBw nicht gewillt ist, mir ein weiterführendes Masterstudium (natürlich während der Dienstzeit) in Verbindung mit einer Weiterverpflichtung zu ermöglichen, bin ich auf dem zivilen Arbeitsmarkt fündig geworden, und werde nach DZE ein Duales Studium (zwar nur Bachelorstudium) beginnen.
Reserveübungen fallen in diesem Zeitraum natürlich weg, da das Studium Vorrang hat. Also gut mitgedacht bei der Grundbeorderung …*Sarkusmus*.
Grüße vom LfZEloOffz aus dem BAAINBw mit nahezu 300 Einsatztagen.
@Dominik:
Ihr Punkt ist extrem wahr. Ich arbeite mittlerweile in der Personalgewinnung für ein wirklich großes Klinikum. Fast alle männlichen Pflegefachkräfte denen ich hier begegne sind durch die Wehrpflicht, bzw. den Zivildienst in die Pflege gekommen. Sonst hätten sie sich nie mit dem Berufsfeld beschäftigt und erkannt das es etwas für sie ist.
Diesen Effekt darf man nicht unterschätzen – auch was den Dienst in den Streitkräften angeht nicht.
Was die generelle Personalgewinnung der BW angeht ist der Prozess bestenfalls holprig. Ich war Wehrdienstleistender, habe dann verlängert (das war schon ein „wilder“ Vorgang) und als ich dann nach meiner aktiven Zeit eine Beorderungsstelle als Reservist suchte ging das final auch nur über Vitamin „B“.
Und heute stehe ich wieder an der gleichen Stelle – ich würde gerne wieder als Reservist üben, aber der Prozess an eine Beorderung zu kommen stellt sich mir grade als gnadenlos intransparent und verworren da.
Nicht falsch verstehen, wenn meine Qualifikation nicht ausreicht, dann ist das so. Ich will da ja auch nicht nur sinnfrei die Uniform spazieren tragen – allerdings wurde mir dazu gesagt „nein, wir können Sie definitiv brauchen“.
Einzelschicksal ich weiß – allerdings befürchte ich das Problem systematisch ist.
Wenn jemand Interesse an der Bundeswehr hat, muss er aber auch Ansprechpartner finden. Ich rede nicht von der professionellen Karriereberatung, sondern von dem eher auf Interesse und erstem Eindruck von der Bundeswehr basierenden Erstkontakt, mehr die menschliche Ebene. Selbst im dicht besiedelten Südwesten der Republik sind es mit dem Auto mehr als eine, mit der Bahn mehr als zwei Stunden zum nächsten Karriereberater. Mehr ERGÄNZENDE dezentrale Nachwuchsgewinnung und eben ERSTINFORMATION wären da sicher ein hilfreicher Ansatz. Ja, auch Mehrbelastung für die Truppe, aber mittelfristig vielleicht eine Entlastung für das Gesamtsystem. Und ohne das große territoriale Faß ganz auf zu machen: bei vielen (terr.) Unterstützungsaufgaben für die Truppe bzw. die Bundeswehr als Ganzes kommt es auf räumliche Nähe, Ortskenntnisse und soziale/politische Vernetzung an. Viele KVK machen – obwohl nur Nebenauftrag – die einzige Öffentlichkeitsarbeit der Bundeswehr in ihrem Verantwortungsbereich. Infomaterial Nachwuchsgewinnung dürften sie aber eigentlich gem. Weisungslage garnicht auslegen bzw. ausgeben. Einige KVK arbeiten trotzdem mit den KarrBer zusammen und es klappt. Sauberes Auftreten, klare Eingrenzung der Gesprächsinhalte, keine Geschichten von Opas Bundeswehr, nur den eigenen Auftrag erklären und als einen kleinen Teil des großen Ganzen beschreiben und den Kontakt zu den Profis anbieten und entsprechendes Material in die Hand geben. Also keine Atomphysik… ABER: die ganzen Bewerbungen müssten dann von einer drastisch reformierten Personalgewinnung professionell bearbeitet werden.
Ich habe einen wirklich SEHR guten Bekannten … ehemaliger SaZ, im Anschluss an seine Dienstzeit zivil studiert und doppelt promoviert, arbeitet mittlerweile als TOP-„Personaler“ auf Direktoren-Level bei einem führenden deutschen Stahl- und Maschinenbau-Konzern.
Diese SPITZENKRAFT hat rund VIER Jahre gebraucht, bis es die Bundeswehr „hinbekommen“ hat, ihn mit höherem Dienstgrad als Reservist wieder einzustellen. Und selbst JETZT muss er SELBST seit anderthalb Jahren hinter einer Möglichkeit für eine Wehrübung herrennen. Wenn er nicht eigeninitiativ und unermüdlich wiederholt das BAPersBw angeschrieben, seine „wechselnden“ Personalführer angerufen (wobei er natürlich niemals zurückgerufen wurde) und immer wieder nachgefragt, seinem Fall buchstäblich „1000 mal“ erklärt und Druck gemacht hätte, dann würde sich seitens dieses „Trümmerhaufens“ BAPersBw aber wirklich GAR NICHTS „bewegen“.
Dass DIESER „Laden“ es nicht fertigbringt, für eine adäquate Personalausstattung der Streitkräfte zu sorgen, ist ebenso logisch wie offensichtlich. Die beschäftigen sich nämlich ausschließlich mit sich selbst … und damit sind sie VOLL ausgelastet.
Die Gründe für dieses (strukturelle) Debakel kennt JEDER … sogar das BAPersBw selbst (wie ich mir von mehreren Freunden und Bekannten im Haus habe glaubhaft erklären und versichern lassen). Darüber darf aber aus Gründen politischer Ideologie und Political Correctness nicht gesprochen werden … das ist so ähnlich wie mit dem BAAINBw … und genau deshalb ändert sich auch nichts.
@Koffer: „D.h.: die spannende Zahl wird die zum Juli sein, denn hier kommt immer der große jährliche Sprung, der dann mehr oder weniger stabil über das Jahr ist.“
Das erzählen Sie Fachmann uns Laien schon seit längerem, allein es überzeugt nicht!
Die Juli-Zahlen sind nämlich stets „offizierlastig“ durch den Einstieg der Abiturienten in diese Laufbahn. Es fehlen den Streitkräften aber zigtausende „Indianer“ und weniger deren Häuptlinge.
Mal sehen, ob die „spannende Zahl“ dann wenigstens vor Weihnachten veröffentlicht wird.
SaZ werden weniger – BS nehmen zu – der Wasserkopf wächst weiter…
So wird das nix mit „more boots on the ground“!
Was haben wir denn heute an Soldaten in den Streitkräften….
-FWDL so eben 5%
-SaZ immernoch 64%
-BS knapp 31%
Zu Zeiten der Heeresstruktur IV stellten BS noch knapp 10% des Personalkörpers. Und das war die Zeit als wir noch gegen einen Feind/Gegner im Herzen Europas verteigen mussten…. mhhh ob das in naher Zukunft wieder das Planungsziel sein könnte *sarc Off*
Wenn die BW mit ihrer Personalplanung so umgeht wie mit Reservisten (oder solchen die es werden wollen), dann wundert mich das nicht…
Ich bin 2016 als Hptm, IT-Offz, Dipl.-Informatiker, Amts-, Fach- & Führungsverwendung ausgeschieden, seitdem in der Beratung unterwegs. 2018 habe ich beschlossen mich wieder aktiv als Reservist einzubringen und Kontakt mit BAPersBw aufgenommen. Hatte ich seitem auch nur einen Tag die Unifrom wieder an? Nein!
Entweder es kommt gar keine Rückmeldung, und falls doch soll ich doch bitte gleich 6 Monate am Stück üben. Wie das als normaler Arbeitnehmer funktionieren soll erschließt sich mir zumindest nicht. Erklären konnte es mir bisher auch niemand. Aber anscheinend braucht die BW dann doch keine ausgebildeten & erfahrenen ITler. So schlimm kanns ja dann nicht sein…
@ Koffer
Ihre Erläuterungen haben mich wie immer aus dem Schatten in das Licht geführt. Oh Gott!
Welche Erläuterungen kommen dann zu den Juli-Zahlen?
– 2022 ist ein Jahr mit einer geraden Zahl
– im BAPersBw standen keine Kugelschreiber zum Unterschreiben von Einstellungsverfügungen bereit……
Manchmal fühle ich mich an die DDR im Frühjahr des Jahres 1989 erinnert. Erich Honecker und Co. glaubten auch nicht an den Mauerfall, weil sie nicht das sahen, was die Realität war.
Truppenstärke : Niedrigster Stand seit Oktober
Die Kommentare zu diesem Thema lesen sich für mich wie eine Optimierung einer Feinjustage . Das Problem wird zumindest auf lange Sicht bleiben.
Nachwievor ist die Ausgangslage ein politisch und gesellschaftliches Dessintresse an der Bundeswehr . Dieses war jahrzehntelang on vouge
So passiert es mir immer noch ,dass auf die Frage was macht dein Sohn ? Und die Antwort darauf : Der ist bei der Bundeswehr ! Mir zumindest ein Naserümpfen und ein Themawechsel begegnet .
.Russlands Spezialoperation gegen die Ukraine und die damit herausgebrüllte Vorstellung eines neuen Machtverständnis seitens Russlands ,in dem die EU nur eine geduldete und abhängige Rolle spielt ,wirkt da wie der Versuch vom Wecken aus einem tiefen Märchenschlaf.. Die nächste Schlaftablette lag eigentlich schon bereit ,
Für mich als Laie,aber politisch interessiert , war das Ende der Trendwende Bundeswehr mit der neuen Bundesregierung zumindest schon angedacht und in Vorbereitung. Was anderers sollte der Stopp aller Entscheidungen von AKK im Januar denn sonst darstellen .
@DrStOffz: „Wenn ich immer wieder Dienstpflicht oder Wehrpflicht lese:……Wir reden hier meines Erachtens von 10+ Jahren.“
Umso mehr wird es Zeit die Sache endlich anzugehen.
Neben den anderen Kommentaren zum Thema demografischer Wandel oder Unzulänglichkeiten im Rekrutierungsprozess der Bw wurde m.E. ein Aspekt bisher wenig berücksichtigt:
Welche Menschen benötigt die Bundeswehr und wie ist es um die Werte und Einstellungen der Leute bestellt, die aktuell zur Verfügung stehen (Generation Y – Millennials ; Geburts-Jg. bis 2000) ? In einem Vortrag von Prof. Heather Hofmeister, Goethe-Universität Frankfurt, Arbeitssoziologin wurde das Thema „Fachkräftemangel – Was will die neue Generation ?“ 2018 sehr detailliert beleuchtet. Danach strebt diese Generation gute Aufstiegsmöglichkeiten bei gleichzeitig guter work-life balance, guten sozialen Umgang, Flexibilität und Gerechtigkeit an. Man könnte meinen „verwöhnte, hedonistische Luxusgeneration“, trifft aber leider den Kern. @ muck sagt: 18.07.2022 um 20:50 Uhr stimme ich zu das dies gesamtgesellschaftlich auch zu erkennen ist z.B. mit nachlassendem an Interesse an ehrenamtlicher Tätigkeit, z.B. FF, THW, DRK etc.
Das heißt aber im Umkehrschluß, daß praktisch alles, was die Bundeswehr als Organisation und inneren Abläufen bietet, fast diametral den Werten dieser Generation entgegengesetzt ist. Desweiteren sind für heutige Fachkräfte die Verdienstaussichten außerhalb des ÖD wesentlich besser. Beispiel: Ein Master oder Dipl-Ing aus den MINT-Fächern verdient heute Mitte 30 ein Gehalt in der Größenordnung A16 / B3 (Oberst / Brigadegeneral).
Welche Leute kann die Bw denn zukünftig überhaupt noch rekrutieren ? Wer geht da noch hin ?:
1. Intrinsisch motivierte leistungsfähige Kräfte, die das Thema LV/BV mit ihrer Einstellung ernst nehmen
(leider nicht viele)
2. Die Kräfte, die den Ansprüchen der freien Wirtschaft (Industrie und Handwerk) hinsichtlich geistiger Leistungsfähigkeit nicht genügen und nichts anderes finden.
3. Kräfte die sich zum Militär hingezogen fühlen, aber aufgrund ihrer politischen Einstellung besser
nicht in die Bw gehören (Stichwort: Rechtsextremismus-Debatte).
Ich halte daher sämtliche bisherige Ansätze, um auf die 200k+ Personalstärke zu kommen für aussichtslos.
Meines Erachtens nach kann nur in der Tat eine flächendeckende (Frauen / Männer) 12 monatige allgemeine Dienstpflicht das Thema lösen. Da gibt es dann keine Frage mehr Wehrgerechtigkeit / Heimatnah oder nicht / Tauglich oder nicht, sondern jeder junge Bundesbürger muß zwölf Monate etwas Nützliches für das Land tun (und nicht nur Ansprüche stellen). Die Arbeitsgebiete können dann gerne vielfältig sein von Heimat- und Katastrophenschutz bis Umweltschutz und soziale Dienste.
Es liegt dann an den einzelnen Segmenten einen attraktiven Dienst anzubieten, den die jungen Leute dann auswählen und ausführen können.
Für die Bw hieße dass, diese jungen Leute im Bereich Heimatschutz ausschließlich für LV einzusetzen und eine angemessen großes Territorrialheer / Reserve aufzustellen.
Nur mal eine Idee Richtung Personalgewinnung.
Warum ist es nicht möglich, in jeder Kommunalverwaltung ein oder zwei Mitarbeiter als ersten Kontaktpunkt/ Ansprechpartner auszubilden/ bzw zu installieren?
Bei uns im Haus wären definitiv genügend Interessierte und gut ausgebildete Fachkräfte hierzu vorhanden. Somit wäre sehr schnell eine flächendeckende Gewinnung möglich.
Nebenbei gebe es noch eine Vielzahl von weiteren positiven Aspekten.
@Eskadron sagt:
19.07.2022 um 11:22 Uhr
Wehrpflicht ist nicht gleich Dienstpflicht….
Das muss man begreifen die beiden haben sowenig miteinander zu tun wie Bier mit Wein.
-Die Wehrpflicht trifft nur Männer, also Frauen und Diverse sind raus.
-Wehrpflicht ist einzig und allein dazu da den Bedarf der Streitkräfte zu decken. Zivil- & Ersatzdienst sind kein Zweck der Wehrpflicht.
-Wenn eine Wehrgerechtigkeit nicht hergestellt werden kann, ist sie Verfassungswidrig.
-Eine Dienstpflicht würde alle Bürger*innen eines Jahrganges umfassen.
-Eine Dienstpflicht würde es in die Hände der Betroffenen legen wo sie diese erfüllen wollen.
-Eine Dienstpflicht würde es aber auch den Organisationen erlauben einzelne Bewerber abzulehnen.
-Die Streitkräfte wären halt nur ein Anbieter unter vielen für „Dienstpflichtstellen“.
Dazu ein kleines Beispiel als die Wehrpflicht noch ernsthaft vollstreckt wurde in den 80’er Jahren hat die Bundeswehr pro Quartal 50.000 Wehrpflichtige zum Dienst einberufen.
Und eine Wehrpflicht macht auch nur dann Sinn wenn ich die Wehrpflichtigen danach in eine Funktionierende Reserve überführe.
Bei einer allgemeinen Dienstpflicht könnte man beispielsweise für die Bewerbung als Feldwebel oder Offizier das ableisten dieser in der BW zur Bedingung machen…. würde den Manschafter Mangel beheben und die Bewerber könnten einen genauen Blick darauf werfen wie ihr Zukünftiger Arbeitsplatz in der Realität tatsächlich aus.
Bewerbung dann nur ab dem Dienstgrad OG und wenn der Vorgesetzte eine entsprechende Beurteilung ausspricht.
Die Italiener machen das bis weilen heute schon so…. da braucht man 2 Jahre Verdienstzeit um sich für eine höhere Verwendung in den Streitkräften zu bewerben. Aber da bekommt auch jeder Feldwebel ein Fachschulstudium mit an die Hand.
DrStOffz sagt: 18.07.2022 um 23:58 Uhr
„Ohne die allgemeinen Rahmenbedingungen zu verbessern (Besoldung, weg von der Massenbefristung in Form der SaZ, bessere Ausrüstung, allgemeine bessere Planbarkeit für die Zukunft) sehe ich kaum Spielraum, wie die Bw aufwachsen soll.“
Es ist nicht nur das, sondern auch der Dienst an sich. Die jungen Leute kommen mit der Vorstellung zu Bundeswehr, etwas sinnvolles zu tun. Wenn man die Truppen nur in der Stube hocken lässt und damit den Eindruck vermittelt, daß man seine Dienstzeit nur absitzt muß, anstatt konstant und regelmäßig zu üben und zu trainieren, wird das nichts.
Soldaten wollen gefordert (Betonung: NICHT überfordert) und ausgebildet werden und … ganz im Ernst, die jungen Leute haben da auch einen Anspruch drauf!
Zum Thema Nachwuchsgewinnung:
Ich könnte mir Vorstellen, daß dies sehr gut an der Standorten erfolgen könnte – sowohl die Bewerbung als auch mögliche Auswahlverfahren und medizinische Untersuchungen. Gleiches gilt auch für das Reservesystem. Einen wirklich durchschlagendes Argument für eine zentrale Personalgewinnung kann ich nicht sehen (außer für Spezialfunktionen).
@LuckySailor sagt: 19.07.2022 um 9:59 Uhr
„Das erzählen Sie Fachmann uns Laien schon seit längerem, allein es überzeugt nicht!
Die Juli-Zahlen sind nämlich stets „offizierlastig“ durch den Einstieg der Abiturienten in diese Laufbahn. Es fehlen den Streitkräften aber zigtausende „Indianer“ und weniger deren Häuptlinge.“
Ja und nein. Wenn Sie in meine Erklärungen hineinschauen, dann werden Sie erkennen, dass ich die Problematik der Kopflastigkeit genauso sehe wie Sie. Sie ist eine von zwei Problemen die wir bisher hatten (neben Einsatzuntauglickeit/Alter). Bisher war es also „nur“ ein qualitatives Problem, die Bw hatte nachweisbar kein quantitatives Problem.
Möglicherweise kommt jetzt, erstmals seit 7 Jahren (!), aber auch tatsächlich ein quantitatives hinzu.
Allerdings reichen dafür halt die hier veröffentlichen Zahlen nicht aus um das zu konstatieren. Dafür brauchen wir 8-14 Monate länger (oder die internen Zahlen des BAPersBw, mit denen könnten wir die Bewertung jeweils ein bis zwei Quartale früher treffen).
Nun zu Ihrer Behauptung mit den Offizieren.
Sorry, das ist schlicht falsch. Denn der Rekrutierungszyklus ist konstant über die letzten Jahren. d.h. auch wenn der Juli zu großen Teilen von OA abgedeckt wird (übrigens auch von UA/FA, das darf man nicht unterschätzen!), so bleiben die Zahlen über das Jahr insgesamt stabil (außer Covid) UND die Zahl der Offiziere nahm in den letzten 7 Jahren NICHT im gleichen Maße zu wie die der Landser und UoP/UmP.
@Florian Staudte sagt: 19.07.2022 um 11:07 Uhr
„Welche Erläuterungen kommen dann zu den Juli-Zahlen?
– 2022 ist ein Jahr mit einer geraden Zahl
– im BAPersBw standen keine Kugelschreiber zum Unterschreiben von Einstellungsverfügungen bereit……“
????
Haben Sie überhaupt gelesen, was ich geschrieben habe? Oder wollen Sie nur rumpolemisieren?
@Küsstengang01: „Wehrpflicht ist nicht gleich Dienstpflicht….“
Das ist mir bewusst. Es kann verfassungsrechtlich nur über die Dienstpflicht laufen – ich setze das bereits voraus. Ihr Beispiel der Dienstpflicht als Bedingung für eine weitere Verwendung ist ein sinnvoller Aspekt.
Nachstehend weitere Aspekte die im Rahmen der Dienstpflicht wirken könnten:
– Gegensteuern beim Katastrophenschutz (Freiwillige Feuerwehr und THW Mitglieder seit 2000 stark rückläufig!) und bei der Pflege sowieso
– Anrechnen des Dienstes auf Semesterwartezeiten/ nummerus clausus um zusätzlichen Personenkreis anzuzapfen
– dient als „bezahlte Orientierungszeit nach der Schule (Studien- und Ausbildungsplatzwechsler bzw. Abbrecher bezahlt die Gesellschaft ja jetzt schon mit); einschließlich Einblicke in Ausbildungsbereiche
– Pool aus dem man SaZ gewinnen kann (wie in Ihrem Beispiel genannt)
– Diversifizierung der Bw-Angehörigen (das geht natürlich nur zu einem gewissen Maß; bestimmte Leute kommen nicht); relevant für Thema „Radikale in der Bw“.
– Verbesserung der gesellschaftlichen Kohäsion
– Vermitteln, dass die Aufgabe des Staates nicht in der Rolle des Dienstleisters zu sehen ist. Ein intaktes Gemeinwesen benötigt den Beitrag aller Bürger
Man möge mir das ungeordnete Sammelsurium verzeihen. Auch wenn man davon ausgehen kann, dass bei der absehbar kommenden wirtschaftlichen Flaute die Bw als sicherer Arbeitgeber wieder interessanter wird, kann das die Reihen nicht auffüllen. Für mich steht daher außer Frage, dass die Dienstpflicht kommen wird, aus einem ganz einfachen Grund. Mit Blick auf die Personalstärke bleibt uns gar nichts anderes übrig.
@ExHG 3/22 sagt:
19.07.2022 um 11:34 Uhr
…..Warum ist es nicht möglich, in jeder Kommunalverwaltung ein oder zwei Mitarbeiter als ersten Kontaktpunkt/ Ansprechpartner auszubilden/ bzw zu installieren?….
Naja man könnte hier die kommunale Selbstverwaltung anführen. Es gibt ja auch mitunter Bürgermeister oder Amtsleiter die der Bundeswehr ehr negativ gegenüber stehen und die Dann zu zwingen der BW Büroräume und quasi Personal zur Verfügung zu stellen, naja da wird es den ein oder anderen geben der nach Karlsruhe zieht und sich auf seine kommunale Selbstverwaltung beruft.
Auf der Anderen Seite gibt es in Deutschland rund 2055 Gemeinden mit Stadtrecht. Warum man da nicht in der Fläche „Beratungsstellen“ einrichtet und dann bereits durch Vortests geeignete Bewerber identifiziert….
In Frankreich kann man sich in jeder Gandameriestation für die Streitkräfte bewerben, wird dann aber auch schon Mal dazu aufgefordert ein oder zwei Klimmzüge zu machen.
Sporttest und den Teil mit Multiple choice am PC könnte man Bestimmt dezentral machen.
Resi1984 sagt
19.07.2022 um 11:26 Uhr
„Meines Erachtens nach kann nur in der Tat eine flächendeckende (Frauen / Männer) 12 monatige allgemeine Dienstpflicht das Thema lösen. Da gibt es dann keine Frage mehr Wehrgerechtigkeit / Heimatnah oder nicht / Tauglich oder nicht, sondern jeder junge Bundesbürger muß zwölf Monate etwas Nützliches für das Land tun (und nicht nur Ansprüche stellen).“
Ich stimme Ihrem Post im Großteil zu und denke Sie beschreiben genau die Haltung, welche ich als Zugführer regelmäßig bei jungen Soldaten erlebt habe um 2019 in der Grundausbildung.
Wichtig ist aber hinzuzufügen, dass trotz dieser „Eigentümlichkeiten“ der Generation-Y, diese jungen Soldaten keineswegs alle Vertreter einer „verwöhnte, hedonistische Luxusgeneration“ waren. Solche gab es, keine Frage, aber ebenso gab es hochleistungsfähige, sehr motivierte und idealistische Soldaten. Und zwischen diesen Extremen natürlich die Gauss’sche Glocke der Normalverteilung.
Nur wissen Sie was dann passiert ist?
Die schlechten konnte man nicht „loswerden“ und die guten nicht behalten.
Wieso?
Zu den ungeeigneten Soldaten:
BAPersBw hat eine Entlassung während des FWDL kategorisch verweigert, selbst bei ganz offensichtlich ungeeigneten Soldaten in der Grundausbildung. Das höchste der Gefühle war die Ablösung vom Lehrgang, hier die AGA, und die Versetzung in die Stammeinheit. Manche konnten also dort nicht mal die Stiefel binden.
Zu den förderungswürdigen Soldaten:
Viele haben recht schnell ihr FWDL beendet da sie sich z.B.:
-geistig und körperlich unterfordert fühlten,
-es als ungerecht empfanden, dass das Niveau nach dem Minimum ausgerichtet wurde, und nicht nach dem Maximum des Erreichbaren. Frei nach dem Motto: „Keiner wird zurückgelassen“… auch wenn das die Ausbildungsqualität aller anderen mindert.
-häufig herrschte nach der Versetzung in die Stammeinheiten Perspektivlosigkeit, Langeweile, schlechte Stimmung, Motivationslöcher und desinteressierte Vorgesetzte, welche das Potential ihrer neuen Soldaten regelrecht verspielten.
Eine Bitte nun an alle Ausbilder der 80 und 90er Jahre: Bevor Sie nun mit Rat und Tat zur Seite stehen, wie man diese „Erzeihungsmängel“ denn mit Härte und Disziplin hätte lösen können. Kurz und einfach – es geht nicht. Der Werkzeugkasten ist so gut wie leer, es sei denn Sie wollen sich im nächsten Bericht der Wehrbeauftragten wiederfinden oder das Sanitätsversorgungszentrum in eine MASCAL – Lage (Massenanfall von Verwundeten) verwickeln.
Nach telefonischer Rücksprache mit einer jungen Soldatin sehe ich mich bisher in meinem Beitrag bestätigt. Ihre Vorstellung einer „Armee“ bildete sie sich vor dem FWDL aufgrund von historischen Bildern vergangener Armeen, Youtube-Filmchen, Social Media und Hollywood. Die Kernmerkmahle waren hier: Der Wunsch nach Disziplin, Gemeinschaft und Anpassung an eine funktionierende Armee. Also der Ausbruch aus den Klischees ihrer Generation.
Sie fügt hinzu, dass viele ihrer Generation sich an das System Bundeswehr, welches sie dann tatsächlich vorfinden, schnell anzupassen lernen, auch wenn es ihren ursprünglichen Vorstellung diametral entgegensteht. Dieses fördert dann zum Teil das beschriebene Verhalten (Stichwort: Life-Life-Balance), da Mehrleistung nicht innerhalb der Einheit belohnt werden kann, z.B. durch gezielte Förderung. Diese behält sich ja BAPersBw vor, und zwar auf Antrag.
Nun habe ich aber noch ein Frage an die Vertreter der Dienstverpflichtung: Wie soll diese denn entlohnt werden? Fürher war es sehr knappes Geld und damit lernten wir bescheiden umzugehen. Aktuell verdient ein Schütze mit Wehrsold-Grundgehalt 1500 Euro, bevor er/sie/es auch nur eine Nacht in der Kaserne verbracht hat.
Quelle: https://www.bundeswehr.de/resource/blob/164178/203eeaa6062dbc18b7ba5b77bf367d0c/informationen-zum-wehrsold-fuer-fwdl-ab-dem-01-01-2020-data.pdf
@Küstengang01:
Alles richtig, was das steht. Bei der Dienstpflicht fehlt aber nur eine Kleinigkeit: Sie muss nämlich auch verfassungsmäßig gerechtfertigt sein, und zwar mindestens auf dem gleichen, wenn nicht einem höheren Niveau, als die allgemeine Wehrpflicht, weil sie erheblich mehr Menschen trifft und eine Vielzahl von Bedarfen „befriedigt“, die jeweils alle so bedeutend sein müssten, dass sie die Heranziehung junger Menschen für einen erheblichen Teil ihres Lebens und den damit verbundenen Eingriff in ihre persönliche Freiheit rechtfertigen können.
Bei der allgemeinen Wehrpflicht hat das das BVerfG aufgrund der besonderen Bedeutung der Aufrechterhaltung der Funktionen des Staates im Kriegs- oder Bedrohungsfall als gedeckt betrachtet.
Quelle: BVerfG, Beschluss vom 5. November 1974 – 2 BvL 6/71 –, BVerfGE 38, 154-174, Rn. 57.
Fraglich ist aber, für welche(n) gesetzlich legitimierten Zweck(e) der Gesetzgeber die allgemeine Dienstpflicht heranziehen wollte. Bei der Wehrpflicht hat man das ja über den auch weiterhin geltenden Art. 12a Abs. 2 S. 1 GG geregelt. Dort steht die Gewissensfreiheit über dem Dienst an der Waffe, man muss dann aber Ersatz leisten.
Bei der allgemeinen Dienstpflicht hätte ich hinsichtlich Polizei und Bundeswehr auch ein Verweigerungsrecht (weil Waffe), bei den anderen Dienstausprägungen (THW, Feuerwehr, Rettungsdienst, Sozialdienste etc.) aber nicht.
Und Sie glauben, das funktioniert? Ohne größere Grundgesetzänderung (die in sich selbst natürlich auch am Maßstab des Art. 79 Abs. 3 GG zu messen wäre)?
Da ist die Rückkehr nach 1980 wahrscheinlicher.
@Hetfield sagt:
19.07.2022 um 13:24 Uhr
…..Nun habe ich aber noch ein Frage an die Vertreter der Dienstverpflichtung: Wie soll diese denn entlohnt werden? Fürher war es sehr knappes Geld und damit lernten wir bescheiden umzugehen. Aktuell verdient ein Schütze mit Wehrsold-Grundgehalt 1500 Euro, bevor er/sie/es auch nur eine Nacht in der Kaserne verbracht hat…..
Vorweg viele richtige Punkte haben sie angebracht.
Zur Bezahlung da hat die Bundeswehr den Wehrsold der FWDL’er an den der SaZ angeglichen. In allen anderen Organisationen die BFD/FSJ/FÖJ…. anbieten ist das ff. geregelt.
Höhe des Taschengelds? Wieviel „verdient“ man beim FSJ/FÖJ/BFD?
Das Taschengeld beträgt im Jahr 2022 maximal 423,- € monatlich. Hinzu kommen in manchen Fällen kostenlose Unterkunft, Verpflegung und Dienstkleidung oder entsprechende Geldersatzleistungen.
https://ib-freiwilligendienste.de/taschengeld-im-fsj/?mtm_campaign=Google-Ads-FWD&mtm_kwd=Taschengeld&gclid=EAIaIQobChMIhPWItPCE-QIVA4fVCh3RcAJrEAAYASAAEgJLFPD_BwE
Die BW könnte dann dazu zurückfinden und die erhöhten Wehrsold Bezüge auf SaZ Niveau erst ab HG zahlen. Um den Potentiellen dienstpflichtigen quasi in eine Verlängerung zu locken…. oder es an die Verpflichtung koppeln das Kreutz bei Auslandsverwendungswilligkeit zu setzten.
Des weiteren könnte man bei einer Dienstpflicht die angebotenen Stellen deckeln und sagen komme was wolle mehr als 30.000 Dienstposten gibt’s dafür nicht.
@Küstengang01:
Danke für die Antwort. Dieser Umstand ist mir natürlich schon bewusst, ich spreche hier allerdings von einer Regelung bzw Bundesgesetzgebung die außerhalb des politischen Tagesgeschäft der Kommunen liegt.
Die Kommunen dürfen im Sozialbereich Anträge des Jobcenters/Arbeitsamt bzw. Landratsamt entgegennehmen. Warum also auch nicht Bewerbungen für die Streitkräfte? Bundeshoheitliche Aufgaben erfüllen alle Kommunen in Deutschland (Passrecht/Ordnungsamt).
Das hier natürlich eine Neugestaltung/Koordination von Bundes-/ Landes-/ Kommunalebene von Nöten wäre, ist selbstverständlich.
Ich kenne aber keine bessere Möglichkeit in der Fläche besser rekrutieren zu können.
Da in den Kommunen viele ehemalige Soldaten/ Wehrpflichtige nun ihren Dienst vollziehen, gibt es wohl nirgends in Deutschland eine bessere Möglichkeit passende und fähige Recruiter zu gewinnen.
Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg.
Mit der wichtigste Aspekt neben der möglichen zusätzlichen Rekrutierung von Bewerbern, ist für mich allerdings der Umstand, dass die Bundeswehr als Organisation und Arbeitgeber wieder mehr in den öffentlichen Alltag und Fokus rückt.
@Metallkopf sagt:
19.07.2022 um 13:45 Uhr
Die Ausformulierung der Gesetze, Begründung und die Grundgesetzänderung überlasse ich gerne den Fachjuristen der Bundesregierung.
Die letzten zwei Jahre sollten uns doch allen vergegenwärtigt haben das alles in diesem Land möglich ist wenn der politische Wille dazu da ist.
Das ging bis zur faktischen Wiedererrichtung der Innerdeutschen Grenze…. #betretungsverbot MV.
In Südkorea sind in der Verfassung z.b. die vier Pflichten des Bürgers ausformuliert. Wehrpflicht, Steuern zu zahlen, sich Bildung anzueignen und zu arbeiten.
Bezüglich des Verweigerungsrechtes… das hat ja nie von der Pflicht zur Ableistung der Wehrpflicht befreit. Es hat ja nur dazu geführt, wenn der KdV Antrag positiv entschieden wurde die Pflicht außerhalb der Bundeswehr/Bundesgrenzschutz abzuleisten. Und eben keinen Dienst an der Waffe zu leisten. Der Dienst musste denn noch geleistet werden.
Deswegen hieß es ja auch Zivildienst und Wehrersatzdienst.
@ExHG 3./22 sagt:
19.07.2022 um 13:58 Uhr
….Ich kenne aber keine bessere Möglichkeit in der Fläche besser rekrutieren zu können…..
Doch die Bundeswehr nutzt Immobilien in Bundesbesitz oder mietet in der Fläche eigene Räumlichkeiten. Mancher Orten mag es auch den ein oder anderen Bürgermeister geben der Räume zur Verfügung stellt die er nicht braucht.
Aber dafür Kommunales Personal zu nehmen die dann in Zweitfunktion Wehrdienstberatung machen ist denkbar ungeeignet.
Bei 2055 Kumunen mit Stadtrecht und zwei bis drei Dienstposten…. wäre das genau die richtige Lösung um BS vor ihrer Pension heimatnah verwenden zu können und die Truppe vor Vergreisung zu bewahren.
An Hetfield :
Eine Erfahrung ( …ich erspare sie Ihnen nicht) aus den 80ern: mein letzter damaliger KP Chef (Panzerjäger) ermöglichte es mir sogar während eines Nato Alarms an einer Klassenarbeit auf einem Abendgymnasium teilzunehmen. ( Voll „aufgerödelt“ mit extra Fahrbefehl und eigenem Iltis. Waffe blieb in der Kaserne.)
Eine Erfahrung aus 2020 : …wenn der „Opasani“ die Besucherschleuse „wienert“ , dann machen auch die Gefreiten mit. Reinigungsfirma hin oder her.
Anderswo auf der Welt hat man inzwischen kreative Lösungen für Personalprobleme gefunden. Na, sowas ähnliches ;-)
https://twitter.com/Nrg8000/status/1547952582165151744
Könnte die Bundeswehr ja mal drüber nachdenken…
/sarc off
@ Koffer
Warum sollte ich polemisieren?
Wir freuen uns alle schon auf Ihre Erklärungen, warum es wieder einmal ganz knapp nicht gereicht hat. Aber schon im kommenden Monat werden die zahlreichen Busse mit hochmotivierten Rekrutinnen und Rekruten vorfahren. Ganz bestimmt.
Wenn man es ganz nüchtern sieht, dann fehlen uns nicht nur ca. 20k Soldatinnen und Soldaten.
Es fehlen mindestens 50k. Zu den 20k kommen mindestens 30k erlahmte, übergewichtige und ansonsten unfähige Soldatinnen und Soldaten, die de facto nur aus sozialen Gründen „durchgefüttert“ werden.
Kennen Sie die realen Erfahrungen der Karrierecenter?
Wir haben definitiv ein großes qualitatives und quantitatives Problem!!!!
Zitat:“Mit 182.826 fiel die Personalstärke erstmals seit zweieinhalb Jahren unter 183.000.“
Wo wollte man doch gleich hin? 203000? Natürlich sollte man träumen dürfen. Aber doch nicht während der Arbeitszeit. ;-)