Personalstärke Oktober 2022: Ein großer Sprung – ausschließlich mit FWDL
Die Zahl der aktiven Soldatinnen und Soldaten der Bundeswehr ist im Oktober sprunghaft gestiegen – allerdings ausschließlich aufgrund der neu eingestellten Freiwillig Wehrdienstleistenden (FWDL). Nachdem die Zahl im September erstmals seit drei Jahren unter 182.000 gefallen war, erhöhte sie sich im Oktober auf fast 183.000, weil die FWDL-Stärke von 7.817 auf 9.371 stieg. Die Zahl der Berufs- und Zeitsoldat*innen sank dagegen leicht.
Die Personalstärke für Oktober 2022, wie üblich unter dem immer gleichen Link veröffentlicht:
Insgesamt leisten 182.963 Soldatinnen und Soldaten ihren Dienst bei der Bundeswehr
Bundesministerium der Verteidigung 1.118
unmittelbar nachgeordnete Dienststellen 8.564
Streitkräftebasis 22.871
Zentraler Sanitätsdienst 19.664
Heer 62.650
Luftwaffe 27.033
Marine 15.948
Cyber- und Informationsraum 14.259
Bereich Infrastruktur, Umweltschutz, Dienstleistungen 965
Bereich Ausrüstung, Informationstechnik, Nutzung 1.822
Bereich Personal 8.069
davon bis zu 5.400 Studierende an Bundeswehr-Universitäten
Berufssoldaten 56.358
Soldaten auf Zeit 117.234
Freiwillig Wehrdienstleistende 8.913
Freiwillig Wehrdienstleistende im Heimatschutz 458
Die Zahl der Frauen in den Streitkräften:
24.047 Soldatinnen sind aktuell bei der Bundeswehr; mehr als 13 Prozent (beträgt der) Anteil der Soldatinnen bei der Bundeswehr
Heer 4.726
Luftwaffe 2.570
Marine 1.724
Streitkräftebasis 2.597
Sanitätsdienst 8.128
Cyber- und Informationsraum 1.441
Ministerium und andere Bereiche 2.861
Laufbahngruppe/Laufbahnen (auch Anwärterinnen)
Offizierinnen 6.744
Unteroffizierinnen mit Portepee 8.121
Unteroffizierinnen ohne Portepee 3.519
Mannschaften 5.663
Status
Berufssoldatin 4.636
Zeitsoldatin 17.689
Freiwillig Wehrdienstleistende 1.654
Freiwillig Wehrdienstleistende Heimatschutz 68
Die wie üblich von einem Leser erstellte und fortgeschriebene (vielen Dank!) Tabelle mit den Daten zur Personalstärke:
BWPers_Oktober_2022
Die gesonderte Statistik zu den Zivilbeschäftigten:
Beschäftigt sind 81.830 zivile Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Sie verteilen sich wie folgt:
Bundesministerium der Verteidigung: 1.789
Bundeswehrverwaltung, Rechtspflege, Militärseelsorge und weitere, dem zivilen Bereich zuzurechnende Dienststellen: 56.536
Streitkräfte und dem militärischen Bereich zuzurechnende Dienststellen: 23.505
Von den 81.830 Zivilbeschäftigten sind 31.451 weiblich. Das entspricht rund 38 Prozent.
(Alle Angaben Stichtag 31. Oktober 2022)
Die Einsatzzahlen, Stand 14. November 2022 (mit der leichten Unschärfe, dass die nicht mandatierte Marinemission in der Ägäis nicht Teil der mandatierten NATO-Mission Sea Guardian ist; die jeweiligen Einheiten werden lediglich auch Sea Guardian assigniert):
Einsatz | Einsatzgebiet | Stärke | davon Frauen | davon Reservisten | davon FWDLFreiwillig Wehrdienst Leistende |
---|---|---|---|---|---|
KFORKosovo Force | Kosovo | 66 | 7 | 7 | 0 |
EUFOREuropean Union Force ALTHEA | Bosnien und Herzegowina | 28 | 3 | 7 | 0 |
UNMISSUnited Nations Mission in South Sudan | Südsudan | 12 | 3 | 0 | 0 |
UNIFILUnited Nations Interim Force in Lebanon | Libanon | 142 | 10 | 4 | 2 |
EUTMEuropean Union Training Mission Mali | Mali | 200 | 18 | 1 | 0 |
MINUSMAMultidimensionnelle Intégrée des Nations Unies pour la Stabilisation au Mali | Mali | 1.121 | 93 | 64 | 0 |
Sea Guardian | Mittelmeer | 82 | 9 | 0 | 5 |
EUNAVOR MEDMediterranean Irini | Mittelmeer | 52 | 4 | 3 | 0 |
CDCounter Daesh/CBICapacity Building Iraq/NMI NATO Mission Iraq | Syrien/Irak | 272 | 23 | 21 | 0 |
MINURSOThe United Nations Mission for the Referendum in Western Sahara | Westsahara | 3 |
Weitere Missionen
Mission | Einsatzgebiet | Stärke |
---|---|---|
eFPenhanced Forward Presence | Litauen | 916 |
eVAenhanced Vigilance Activities BG SVK | Slowakei | 496 |
Unterstützungsleistungen (nicht in der Gesamtstärke enthalten)
Unterstützungsleistung | Einsatzgebiet | Stärke |
---|---|---|
STRATAIRMEDEVACStrategic Air Medical Evacuation | Deutschland | 36 |
Der Service von Augen geradeaus!, die Vergleichszahlen (die der Zivilbeschäftigten ab Mai 2019; Freiwillig Wehrdienst Leistende im Heimatschutz ab April 2021), überwiegend ohne die nicht regelmäßig eingestellten Einsatzzahlen:
September 2022
August 2022
Juli 2022
Juni 2022
Mai 2022
April 2022
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Januar 2022
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April 2016
März 2016
Februar 2016
Januar 2016
Januar 2013 bis Dezember 2015
(Archivbild Oktober 2022: Ein Airmobile Protection Team des Objektschutzregiments der Luftwaffe bereitet sich nach der Landung eines Airbus A400M auf die Sicherung des Flugzeugs am Boden vor)
@ Koffer
Ihrer Logik folgend stellt sich die Frage, warum sich das BMVg und der Hausherr „schlechter“ darstellen, indem Zahlen um 183k in Bezug auf 203k präsentiert werden. Dies ergibt immer ein Delta von ca. 20k.
Es müsste ja möglicherweise detaillierter dargestellt und erläutert werden.
@ Koffer
@ Pio-Fritz
Die „Kaltstartfähigkeit“ der KVK ist in der Tat sehr unterschiedlich. Aber es gibt sie!! Ich kenne mindestens ein Bundesland, wo ALLE im Reservewehrdienstverhältnis stehenden Soldaten ihre dienstliche IT 24/7 und 365 Tage am Mann/im Haushalt und startklar haben müssten. Die übrigen in der ZMZ/I beorderten Res müssten ALLE einen elektronischen Dienst- und Truppenausweis am Mann haben, ebenso Taschenkarte zum Einsatz der Dienst-IT und die Nutzung der IT mindestens in jedem Quartal üben. Dazu sind ALLE Mann auf den beiden Rechnern des Verbindungskommandos als Nutzer im Grundbetrieb zu registrieren. Probleme gibt es nur, wenn ein Rechner neu aufgesetzt werden muss, weil dann alle Mann erneut an diesem Rechner registriert werden müssen. Bei aller Kritik: Hier ist in den letzten Jahren „sau viel Gutes passiert“ und die beiden Nadelöhre sind nur noch unabänderliche IT-Sicherheitsbestimmungen und zivile Abkömmlichkeit angesichts von Zivilberuf, Familie und Ehrenämtern… Herstellen Führungsfähigkeit ist in vielen KVK binnen 15-60 Minuten möglich, je nach Wochentag und Tageszeit. Und die Hardware kann man seit 2020 nur als sehr gut zu bezeichnen. Daher meine Rede: warum wird dieses Potential nicht verbessert, gefördert und genutzt?? Immerhin 1200 Stellen, voll hinterlegt mit moderner mobiler IT. Stattdessen scheint man an höherer Stelle lieber Vorurteile über unnütze Reservisten zu pflegen, anstelle einige schwarze Schafe aus der Herde zu schaffen.
@pecunias sagt: 29.11.2022 um 16:28 Uhr
„Das ist natürlich auch der Strategie der Personalbindung geschuldet, die den Personalkörper immer stärker altern lässt.“
In der Tat, schon das Durchschnittsalter derjenigen die wir einstellen ist erschreckend (und damit meine ich jetzt nicht dringend benötigte Spezialisten, sondern insgesamt!), aber durch die Festsetzung von Mannschaften bis auf jenseits der 15 Jahre, im Einzelfall sogar auf jenseits der 20 Jahre) und die hohe Quote an BS bei den Fw und Offz wird das dann nochmals getoppt.
„Das was die BW mit Sicherheit nicht noch mehr braucht sind alte Offiziere. (und das sage ich als Teil dieser Gruppe).“
Zustimmung. Wobei ich die Gruppe der alten UmP (und seit neuestem ja auch alten UoP) sogar noch bedenklicher finde. Offiziere kann man ja irgendwann zu Schreibtischtätern ummodeln, aber Unteroffiziere sind mit ganz wenigen Ausnahmen per Aufgabenbeschreibung „im Außendienst“ (bei den Technikern insbesondere in der Lw natürlich weniger, aber mir geht es hier ums Prinzip).
@Florian Staudte sagt: 29.11.2022 um 16:42 Uhr
„Ihrer Logik folgend stellt sich die Frage, warum sich das BMVg und der Hausherr „schlechter“ darstellen, indem Zahlen um 183k in Bezug auf 203k präsentiert werden.“
@T.W. übernimmt die Zahlen der Bw und die Bw stellt diesen Bezug nicht her. Die Bw veröffentlicht die Zahlen der aktiven Soldaten. Nur hier in den Kommentaren kommt das immer und immer wieder auf.
„Es müsste ja möglicherweise detaillierter dargestellt und erläutert werden.“
Oder man hört einfach auf Fachleute und beendet den Vergleich von Äpfeln mit Birnen und konzentriert sich auf die tatsächlichen Probleme? Und davon gibt es ja nun leider reichlich in der Personalgewinnung :(
Es ist schon bemerkenswert, dass hier immer mal wieder über Überalterung gesprochen wird, liegt die Bundeswehr doch noch unter dem NATO-Altersschnitt. Also ganz so verkehrt kann es dann ja wohl mit der Bw nicht sein.
Und dass sich die Lebensarbeitszeit der Bevölkerung verlängert, dass die Bw eine Vorgabe hat, das durchschnittliche ZRS-Alter um zwei Jahre zu erhöhen, darf auch nicht ausgeblendet werden.
Auch dass mittlerweile immer mehr mit einem Beruf in die Bw einsteigen 8und damit zwangsläufig ein höheres Lebensalter mitbringen, was aber ja auch nicht verkehrt ist) und dass die Entwicklung -also die Reife und die Festlegung auf einen Berufswunsch- der Generation Z oftmals später eintritt als bei Generationen vor 20 Jahren, muss man auch bedenken.
Schlussendlich sind es aber auch die Gremien und Verbandsvertreter, die aus Attraktivitätsgründen den Status Berufssoldat/-in immer mehr protegieren. Einige Beiträge weiter oben schrieb ja jemand, dass man auch für Bestandspersonal Attraktivität schaffen sollte. Der Status BS ist unzweifelhaft einer.
Also Duschen und nicht nasswerden ist schwierig.
@36AA00 sagt: 30.11.2022 um 5:43 Uhr
„Es ist schon bemerkenswert, dass hier immer mal wieder über Überalterung gesprochen wird, liegt die Bundeswehr doch noch unter dem NATO-Altersschnitt.“
Das ist interessant. Zumindest mit Blick auf vergleichbare/“relevante“ Armeen wie FRA, GBR und USA) und an Streitkräften wie BEL wollen wir uns diesbezüglich ja (hoffentlich) nicht orientieren. Wo sind die Zahlen veröffentlicht?
„Und dass sich die Lebensarbeitszeit der Bevölkerung verlängert, dass die Bw eine Vorgabe hat, das durchschnittliche ZRS-Alter um zwei Jahre zu erhöhen, darf auch nicht ausgeblendet werden.“
Ich sehe hier den politischen und gesellschaftlichen Druck, aber erkenne keine Rechtfertigung. Offensichtlich hat es die politische und militärische Leitung der letzten Jahre/Jahrzehnte nicht geschafft der Öffentlichkeit zu erklären, warum ein höheres Durchschnittsalter den Einsatzwert der Bundeswehr reduziert.
„Schlussendlich sind es aber auch die Gremien und Verbandsvertreter, die aus Attraktivitätsgründen den Status Berufssoldat/-in immer mehr protegieren.“
In der Tat, aber nur weil es die Gewerkschaften etc. fordern, muss das nicht wirklich attraktiv sein und selbst wenn, dann muss es trotzdem nicht gut für die Bw sein.
Wir sollten vielleicht mal ganz eindeutig klar stellen wofür die Bw da ist: zum kämpfen! Sie ist dazu da DEU zu verteidigen und als Instrument der Außen- und Sicherheitspolitik zu dienen. Sie ist kein Sozialhilfeverein. Ich habe nichts gegen einen positiven, sozialen Nebeneffekt, aber wenn es den Einsatzwert reduziert, ist es ein Verlustgeschäft!
@ Koffer
Was ist mit Ihnen los? Diese deutliche Worte unterschreibe Worte ich sofort.
Chapeau!
Ich spreche sonst auch gerne vom „Soldatenversorgungswerk“. Das ist nicht so aggressiv und es braucht nicht viel.
@Koffer: „Das ist interessant. Zumindest mit Blick auf vergleichbare/“relevante“ Armeen wie FRA, GBR und USA) und an Streitkräften wie BEL wollen wir uns diesbezüglich ja (hoffentlich) nicht orientieren. Wo sind die Zahlen veröffentlicht?“
Ob sie öffentlich sind, kann ich Ihnen nicht sagen, mir liegen sie dienstlich vor und könnten auch dienstlich geteilt werden. Aber auch hier die Frage: warum nicht mit den relevanten Armeen vergleichen? Es wird doch immer positiv über die Kampfkraft der Anderen hier geredet und immer schlecht über die deutsche. Und dann kommt man immer schnell auf das hohe Alter. Dann auch bitte den Vergleich wagen.
Zitat: „Wir sollten vielleicht mal ganz eindeutig klar stellen wofür die Bw da ist: zum kämpfen! Sie ist dazu da DEU zu verteidigen und als Instrument der Außen- und Sicherheitspolitik zu dienen. Sie ist kein Sozialhilfeverein. Ich habe nichts gegen einen positiven, sozialen Nebeneffekt, aber wenn es den Einsatzwert reduziert, ist es ein Verlustgeschäft!“
Selbstverständlich ist die personelle Einsatzbereitschaft das angestrebte Ziel. Nur gerät man dann wohl in Zielkonflikte. Wie kann man dann Attraktivität fordern in Form von Berufssoldat, Teilzeit, Familie und Dienst, geregelte Arbeitszeiten, Dienstzeitausgleich, Frühförderung, Homeoffice usw usw? Das widerspricht nun einmal dem Gedanken innerhalb 30 Tage in Litauen einsatzbereit zu sein. Also es ist durchaus ambivalent einerseits sich zu beklagen, dass zu wenig Leute kommen, weil der AG Bw nicht attraktiv genug ist, andererseits aber jüngeres und rund um die Uhr einsatzbereites Personal zu fordern. Das was attraktiv ist, hilft oftamls nicht der Einsatzbereitschaft
@Florian Staudte sagt: 30.11.2022 um 15:45 Uhr
„Was ist mit Ihnen los? Diese deutliche Worte unterschreibe Worte ich sofort.“
Ich denke ich bin ziemlich konsequent mit meinen Kommentaren. Ich schreibe seit Jahren, dass die Fixierung auf (vermeintlich!) schlechte Zahlen uns 0.0 weiterbringt weil wir ganz andere viel wesentlichere Problem haben!
Chapeau!
Ich spreche sonst auch gerne vom „Soldatenversorgungswerk“. Das ist nicht so aggressiv und es braucht nicht viel.
@36AA00 sagt: 30.11.2022 um 19:12 Uhr
„Aber auch hier die Frage: warum nicht mit den relevanten Armeen vergleichen?“
Das ist doch genau mein Punkt. Wir müssen uns mit den relevanten Armeen vergleichen USA, GBR, FRA. Und da kann ich gar nicht glauben, dass wir da im Vergleich gut liegen. Sorry, aber ich kenne unser Durchschnittsalter und das wird nicht ohne Grund nicht veröffentlicht…
Oder nur in einer Weise, die die Dramatik in bestimmten Bereichen verschleiert. z.B. in dem man die erschreckenden Zahlen in bestimmten Laufbahnen durch Kombination mit anderen „ausgleicht“…
Und Sie sind sich sicher, dass wir im Vergleich mit den relevanten Armeen nicht schlecht dastehen? Also wenn wir z.B. das Durchschnittsalter der DEU Mannschaften mit dem der USA oder GBR oder FRA vergleichen?
„Selbstverständlich ist die personelle Einsatzbereitschaft das angestrebte Ziel. Nur gerät man dann wohl in Zielkonflikte.“
Ja, aber dann sind halt die anderen Ziele falsch. Einsatzfähigkeit ist insgesamt (nicht im Einzelfall!) wichtiger als alles andere. Wenn eine Armee nicht einsatzfähig ist, ist sie Geldverschwendung.
„Wie kann man dann Attraktivität fordern in Form von Berufssoldat, Teilzeit, Familie und Dienst, geregelte Arbeitszeiten, Dienstzeitausgleich, Frühförderung, Homeoffice usw usw? Das widerspricht nun einmal dem Gedanken innerhalb 30 Tage in Litauen einsatzbereit zu sein.“
In der Tat.
„Also es ist durchaus ambivalent einerseits sich zu beklagen, dass zu wenig Leute kommen, weil der AG Bw nicht attraktiv genug ist, andererseits aber jüngeres und rund um die Uhr einsatzbereites Personal zu fordern. Das was attraktiv ist, hilft oftamls nicht der Einsatzbereitschaft“
Dem widerspreche ich teilweise. Wir müssen unser „Mindset“ anpassen, dann bekommen wir die richtigen und dann sind wir auch attraktiv. Auch wenn es dann halt nicht 30 Urlaubstage, sondern vielleicht nur 25 sind und auch wenn dann vielleicht nicht stundenweise vergütet/ausgeglichen wird, sondern pauschal o.ä.
Und hier käme uns übrigens ein geringeres Durchschnittsalter und eine geringere Durchschnittsdienstzeit wiederum entgegen. Es ist etwas ganz anderes 8 Jahre als Landser zwischen 17 und 25 „gas zu geben“ als das ganze von einem 35jährigen Familienvater zu verlangen…
Je größer der überalternde Wasserkopf wird, desto größer wird auch das Problem der Familienverträglichkeit von intensivem Dienst.
Mir machen es uns halt selbst schwer…
@Koffer: ich kenne nur die Gesamtaltersschnitte Bw und NATO und da liegen wir drunter. Auf irgendeinem Abstraktionsgrad muss man sich aber auch bewegen, ansonsten ziseliert man das dann so aus, bis es in Teilgruppen in die Argumentation reinpasst. In irgendeiner Teilgruppe wird es sicherlich stimmen. Wobei ich die ganze Diskussion über zu hohes Alter für müßig halte: in einer ganzen Reihen von Verwendungen ist ein hohes Alter=viel Erfahrung durchaus von hohem Nutzen. Eine Armee besteht eben nicht nur aus Infanterie. Schauen Sie sich Cyber/IT an, nehmen sie Techniker für hochkomplexe WaSys.
Zitat: „Je größer der überalternde Wasserkopf wird, desto größer wird auch das Problem der Familienverträglichkeit von intensivem Dienst.“
Das teile ich nun leider überhaupt nicht. Die größte Familienfreundlichkeit wird in einer Altersspanne von Ende 29 bis so Ende 30/Mitte 40 gefordert. Da ist noch nichts mit dem „überalternden Wasserkopf“. Zumal ich von so einer Polemisierung auch nichts halte, das haben Sie doch gar nicht nötig. Es sind wohl eher gewisse OrgStrukturen, die die Lehmschicht bilden: wer braucht denn so viele MilOrgBer zzgl. ZivOrgBer? Warum bringt man ein TerrFüKdo aus und statt nicht das EinsFüKdo mit zwei Säulen aus: IKM und LV/BV? Warum gibt es eine eigene Abt CIT im BMVg und unterstellt den Bereich CIT analog zum FüSK San dem FüSK? Also ich schaue da schon deutlich differenzierter rein. Und: Wasserkopf ist btw auch Attraktivität: Karrieremöglichkeiten, Verdienst, Verantwortung.
Wenn Sie alles, was von den Leuten als attraktiv gesehen wird (vielleicht sogar zurecht) auf dem Altar der Einsatzbereitschaft opfern wollen, kommt halt keiner mehr oder bleibt nicht. Mindset ändern ist gut, funktioniert aber nicht, zumindest nicht in Deutschland. Wer kommt denn da “nur vom Geiste der Armee beseelt“ (das mag in anderen Ländern klappen, in denen die Aremme einen hohen Stellenwert hat), da ist das Hemd näher als die Hose, wenn es im regionalen Umfeld heimatnahe, besser bezahlte, familienfreundlichere und work-live-separation Jobs gibt? Beschäftigen Sie sich mal mit der jungen Generation und welche Eigenschaften mal dieser zuspricht. Da werden Sie wenig von bundesweit einsetzbar, hierarchische Strukturen, Wochenend-Arbeit oder unplanbare Freizeit lesen Sie wollen ja die jungen Menschen, dann müssen Sie diesen auch das anbieten, was sie wollen. Der alte Spruch: der Wurm muss dem Fisch schmecken trifft leider auch hier zu.
Nicht dass wir uns falsch verstehen, ich teile das selbe Ziel mit Ihnen, aber es wird halt eben nicht erreichbar sein, weil die Zielkonflikte nicht auflösbar sind.
@36AA00 sagt: 01.12.2022 um 10:44 Uhr
Ich denke nicht, dass wir argumentativ zusammenkommen. Ich teile manche Ihrer Argumente, manche nicht. Wir könnten jetzt ins Details einsteigen, z.B. bestreite ich die Aussage zum Wert von älteren Cyber/IT Personal, sofern es nicht um wenige Spezialisten geht müssen auch die Außendiensttauglich sein und geht nun mal kaum im Alter, häufig wird vergessen, dass die allerwenigsten im OrgBer CIR echte „Hacker“ sind, und auch die sind ja traditionell nicht über 50, sondern die meisten sind in den IT und EloKa Btl, also überwiegend „Außendienst“, wenn man den bodengebundenen Anteil ansieht). Andererseits kaufe ich das Karriereargument zumindest teilweise, dass ist in der Tat eine Frage von Berufszufriedenheit. Aber muss das so weit gehen, dass gut 50% der BO A15 und höher und über 40% der BS UmP OStFw werden???
Aber am Ende bleibt es bei der Kernfrage: Sind wir bereit eine überalterte, einsatzeingeschränkte Bw zu akzeptieren?
Mein Antwort darauf ist klar: eine Armee die um Zahlen zu erreichen den Grund ihrer Existenz (die Einsatztauglichkeit!) aus den Augen verliert, erhebt den Zweck zum Selbstzweck, zum Fetisch und vergisst darüber das eigentliche Ziel.