Personalstärke Juni 2022: Jetzt knapp über 182.000 nach FWDL-Rückgang
Die Zahl der aktiven Soldatinnen und Soldaten der Bundeswehr ist im Juni dieses Jahres auf 182.058 gesunken und damit auf den niedrigsten Stand seit September 2019. Der weitere Rückgang nach dem bereits niedrigen Stand von 182.826 im Mai ist vor allem auf die um gut 600 geringere Zahl an Freiwillig Wehrdienst Leistenden (FWDL) zurückzuführen. Allerdings setzte sich auch der Trend fort, dass mehr Berufs- und weniger Zeitsoldat*innen in der Truppe dienen.
Die Statistik für Juni 2022, am (heutigen) Donnerstag wie üblich unter dem immer gleichen Link veröffentlicht:
Insgesamt leisten 182.058 Soldatinnen und Soldaten ihren Dienst bei der Bundeswehr
Bundesministerium der Verteidigung 1.105
unmittelbar nachgeordnete Dienststellen 3.313
Streitkräftebasis 27.707
Zentraler Sanitätsdienst 19.692
Heer 62.266
Luftwaffe 27.145
Marine 15.881
Cyber- und Informationsraum 14.243
Bereich Infrastruktur, Umweltschutz, Dienstleistungen 953
Bereich Ausrüstung, Informationstechnik, Nutzung 1.802
Bereich Personal 7.951
davon bis zu 5.400 Studierende an Bundeswehr-Universitäten
Berufssoldaten 56.105
Soldaten auf Zeit 117.232
Freiwillig Wehrdienstleistende 8.474
Freiwillig Wehrdienstleistende im Heimatschutz 247
Die Zahl der Frauen in den Streitkräften:
23.590 Soldatinnen sind aktuell bei der Bundeswehr; rund 13 Prozent (beträgt der) Anteil der Soldatinnen bei der Bundeswehr
Heer 4.615
Luftwaffe 2.486
Marine 1.684
Streitkräftebasis 3.208
Sanitätsdienst 8.082
Cyber- und Informationsraum 1.426
Ministerium und andere Bereiche 2.089
Laufbahngruppe/Laufbahnen (auch Anwärterinnen)
Offizierinnen 6.374
Unteroffizierinnen mit Portepee 8.084
Unteroffizierinnen ohne Portepee 3.563
Mannschaften 5.569
Status
Berufssoldatin 4.475
Zeitsoldatin 17.467
Freiwillig Wehrdienstleistende 1.612
Freiwillig Wehrdienstleistende Heimatschutz 36
Die gesonderte Statistik zu den Zivilbeschäftigten:
Beschäftigt sind 80.778 zivile Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Sie verteilen sich wie folgt:
Bundesministerium der Verteidigung: 1.726
Bundeswehrverwaltung, Rechtspflege, Militärseelsorge und weitere, dem zivilen Bereich zuzurechnende Dienststellen: 56.231
Streitkräfte und dem militärischen Bereich zuzurechnende Dienststellen: 22.821
Von den 80.778 Zivilbeschäftigten sind 31.159 weiblich. Das entspricht rund 38 Prozent.
(Alle Angaben Stichtag 30. Juni 2022)
Die Einsatzzahlen, Stand 18. Juli 2022 (mit der leichten Unschärfe, dass die nicht mandatierte Marinemission in der Ägäis nicht Teil der mandatierten NATO-Mission Sea Guardian ist; die jeweiligen Einheiten werden lediglich auch Sea Guardian assigniert):
Einsatz | Einsatzgebiet | Stärke | davon Frauen | davon Reservisten | davon FWDLFreiwillig Wehrdienst Leistende |
---|---|---|---|---|---|
KFORKosovo Force | Kosovo | 65 | 10 | 8 | 0 |
UNMISSUnited Nations Mission in South Sudan | Südsudan | 14 | 2 | 0 | 0 |
UNIFILUnited Nations Interim Force in Lebanon | Libanon | 142 | 9 | 10 | 2 |
EUTMEuropean Union Training Mission Mali | Mali | 251 | 19 | 14 | 0 |
MINUSMAMultidimensionnelle Intégrée des Nations Unies pour la Stabilisation au Mali | Mali | 1.074 | 95 | 54 | 0 |
Sea Guardian | Mittelmeer | 180 | 27 | 2 | 13 |
EUNAVOR MEDMediterranean Irini | Mittelmeer | 30 | 2 | 1 | 0 |
CDCounter Daesh/CBICapacity Building Iraq/NMI NATO Mission Iraq | Syrien/Irak | 243 | 23 | 24 | 1 |
MINURSOThe United Nations Mission for the Referendum in Western Sahara | Westsahara | 3 |
Weitere Missionen
Mission | Einsatzgebiet | Stärke |
---|---|---|
eFPenhanced Forward Presence | Litauen | 928 |
eVAenhanced Vigilance Activities BG SVK | Slowakei | 502 |
NATO-Unterstützung Ägais (Teil von Sea Guardian) | Mittelmeer | 180 |
Unterstützungsleistungen (nicht in der Gesamtstärke enthalten)
Unterstützungsleistung | Einsatzgebiet | Stärke |
---|---|---|
STRATAIRMEDEVACStrategic Air Medical Evacuation | Deutschland | 36 |
Was ich so mitbekomme ist wirklich die Bürokratie der größte Klotz.
Ob beim Bewerber oder beim Bestandspersonal, diese vielen Formulare sind für alle nur nervig oder auch nicht verständlich/unbekannt oder umständlich.
Selbst mein Kumpel (ein Studium mal privat angefangen und nicht dumm), der sich nun in der Mannschaftslaufbahn herumtreibt, kommt mit der Fülle an Bürokrate nicht klar.
Dann kommt noch die Unzuverlässigkeit der Bundeswehr als Arbeitgeber dazu.
Es wird einfach oft viel zu viel versprochen, was dann nicht gehalten werden kann (systembedingt) oder aus anderen Gründen nicht gehalten wird (Vorgesetzte wollen einen nicht gehen lassen, Eurofighter fliegen nicht usw.).
Das schafft dann zwar einen Soldaten, wenn im Bewerbungsprozess von der Arbeitgeberseite aus gelogen wird, aber schon nach kurzer Zeit ist die Motivation des neuen Soldaten gebrochen und er verflucht den neuen Arbeitgeber.
Das geht teilweise so weit, dass dann eben Arbeitsverweigerung an den Tag gelegt wird.
Aber einzig und allein aus dem Grund, weil die Versprechen nicht gehalten wurden und man jetzt sauer ist und dem Arbeitgeber eins auswischen will.
Es gibt ja neben KzH auch noch andere Mittel und Wege seinen Dienst nicht gut auszuführen.
Motivation ist in jeder Firma und Behörde wichtig und bei der Bundeswehr schafft es die Behörde von ganz allein, dass der Arbeitnehmer unzufrieden wird. Äußere Umstände kommen dann noch dazu.
Mich wundert bei den Zahlen zur Personalstärke nichts mehr. Hätte eigentlich sogar viel früher und stärker mit einem Einbruch gerechnet.
Aber durch die Weiterverpflichtungen hat man das Problem nur vergrößert und nach hinten verschoben.
Der Hammer kommt noch!
@War Dabei
Sanktionen für Krankheit, etc. halte ich nicht für sinnvoll.
Eher für ein Motivationshindernis.
@A Sooner
Aber bitte mit Ursachen Forschung, woran die Leistungsunterschiede liegen.
Schlechte Ausbildung hat wohl eher. selten die Ursache bei den Empfängern der Ausbildung.
Mein letzter Beitrag fand wohl keine Gnade vor dem Auge des Hausherrn. Da versuch ich es nochmal entschärft.
Angesichts der hier in den Kommentaren und in den Kommentaren bei Kununu zum Ausdruck gebrachten Frustration muss man sich über die Personalentwicklung nicht wundern. Normalerweise schulden Beamte ihrem Dienstherrn zumindest ‚Bemühen‘ aber ich habe nicht den Eindruck, dass die Beamten im BAPersBW selbst diese Minimalbedingung erfüllen. Und wen der Umgang mit den Bewerbungen beim BAPersBW nicht abschreckt, den demotivieren die Laufbahnhindernisse.
Da kann man sich im VM mit noch so teueren Beratern noch so ausgefeiltere Werbestrategien überlegen. Es ist wie bei der Beschaffung, Der Fisch stinkt vom Kopf und das ist in diesem Fall die Verwaltung.
Ich würde ja für eine Bezahlung nach Leistung plädieren, aber ich fürchte, dann wären 70% des Personals nach einer Woche verhungert und weitere 20% würden die folgende Woche nicht überleben.
[Rumpöbeleien und – justiziable – strafrechtlich relevante Vorwürfe z.B. gegen Mitarbeiter des BAAINBw fliegen raus. Nicht weil sie „keine Gnade vor den Augen des Hausherren finden“, sondern weil kriminelles Verhalten auf meinem Rücken nicht das ist, was ich mir hier reinhole. Es wäre nett, wenn das berücksichtigt würde. T.W.]
@ Schlammstapfer
Natürlich können und wollen Sie ganz bewusst übertreiben. § 61 Abs. 1 S. 1 Bundesbeamtengesetz sagt etwas zu Ihrer Aussage „bemühen“.
I C H habe in den Bundesoberbehörden der Bundeswehr die Erfahrung gemacht, dass es teilweise erstklassige, wirklich kompetente, hochmotivierte und hilfsbereite Beamte aber auch vollkommen desolate „Gasaustauscher“ gibt. Die Bandbreite in der Performance ist unermesslich groß. Das ist wohl eher das Problem.
Im Übrigen rate ich zu einem Wechsel der Perspektive. Das BAPersBw ist Bedarfsdecker im Bereich Personal für die Streitkräfte. Aufgrund ganz vieler Gründe bewerben sich nicht nur Abiturienten mit einer herausragenden körperlichen und geistigen Fitness. Es sind tatsächlich viele Parameter zu beachten. Ein harter aber fairer Umgang mit dem BAPersBw erscheint mir geboten.
@War dabei sagt: 29.07.2022 um 11:27 Uhr
„2. Kürzung der Besoldung bei Fehlzeiten nach Entscheidung Disziplinarvorgesetzter.“
Das wäre rechtswidrig. Vermutlich sogar verfassungswidrig.
Soldaten werden nicht bezahlt für Dienst, sondern alimentiert für Treue.
Karrierenachteile und im Endeffekt Entlassung nach §55 (2, wegen einer Krankheit, die nicht kurrierbar ist 4, wegen ständig wechselnder Krankheiten) wegen ständiger Abwesenheit, dass ist ein rechtlich zulässiges und probates Mittel. Aber nicht Kürzung der Besoldung.
@Florian Staudte sagt: 31.07.2022 um 15:35 Uhr
„I C H habe in den Bundesoberbehörden der Bundeswehr die Erfahrung gemacht, dass es teilweise erstklassige, wirklich kompetente, hochmotivierte und hilfsbereite Beamte aber auch vollkommen desolate „Gasaustauscher“ gibt. Die Bandbreite in der Performance ist unermesslich groß. Das ist wohl eher das Problem.“
Passiert ja nicht so häufig, aber hier stimme ich Ihnen zu. Ich habe herausragende Beamte erlebt und bloße Stuhlwarmhalter. Beamten per se für die Probleme in der Nachwuchsgewinnung verantwortlich zu machen halte ich für unzutreffend.
„Im Übrigen rate ich zu einem Wechsel der Perspektive. Das BAPersBw ist Bedarfsdecker im Bereich Personal für die Streitkräfte. Aufgrund ganz vieler Gründe bewerben sich nicht nur Abiturienten mit einer herausragenden körperlichen und geistigen Fitness. Es sind tatsächlich viele Parameter zu beachten. Ein harter aber fairer Umgang mit dem BAPersBw erscheint mir geboten.“
Hier bin ich hin und hergerissen. Einerseits trifft das „hart aber fair“ mein grundsätzlichen Ansatz, den ich in den Kommentaren hier in den Kommentarspalten versuche zu verfolgen, aber andererseits ist das BAPersBw als Monsterbehörde so disfunktional strukturiert, dass ich über das BAPersBw als ganzes in seiner aktuellen Struktur wenig gutes sagen kann :(
@ Koffer
die dysfunktionale Bundesoberbehörde BAPers ist auch ein Schwamm, der alles aufsaugt: vom diesjährigen Studienjahrgang an der HS Bund FB Wehrverwaltung gehen nahezu ALLE Absolventen direkt zu BAPers Bw – lediglich Absolventen mit schwerwiegenden familiären Gründe wurden ggf. andersweitig verwendet. und die überalterte Ortsebene schaut wieder in die Röhre.
Vielleicht sollte man für das BAPers eine extern gewohnene professionelle Personalwirtschaftsleitung aus einem Großkonzern als Leitung bestellen, um das ´System mal vom Kopf auf die Füße zu stellen. Analog dem seinerzeit bei der BA mit Frank-Jürgen Weise m.E. erfolgreich umgesetzten Modell. Reserveoffizier (analog F.-J. Weise) schadet ebenfalls sicher nicht.
@Koffer
Natürlich ist die Kürzung von Bezügen derzeit rechtswidrig. Aber ich vermute der Gesetzgeber ist in der Lage Gesetze zu ändern. Beim Krankengeld hat der Gesetzgeber ja auch geregelt, dass dieses mindestens 70% des eigentlichen Gehaltes entspricht. Das ist sicherlich vor einem anderen Hintergrund gedacht
Dennoch denke ich, dass es nicht verfassungswidrig ist, jemandem der nicht dient, obwohl er es geschworen hat weniger Geld zu überweisen.
Insgesamt muss man sich die Frage stellen, wie man Fehleistungen so sanktionieren kann, dass es eine Wirkung erzielt. Scheinbar hält die Aussicht auf Karrierenachteile und eine ggf. Entlassung nach 55(5) die SaZ in ihren ersten Dienstjahren und Monaten nicht davon ab sich dem Dienst zu entziehen. Wenn Soldaten innerhalb des ersten Dienstjahres bereits über 50% gefehlt haben, dann lässt sich das für den Disziplinarvorgesetzten nur mit viel Mühe bearbeiten, denn die Anwendung von 55(5) wird hier kaum greifen. Was also tun?
Von allen Vorgesetzten, insbesondere denen die junge Soldaten führen, ist zu erwarten, dass sie den Dienst sinnvoll und motivierend gestalten. Das ist und bleibt die beste Methode, die Soldaten bei der Fahne zu halten. Trotzdem brauchen wir auch einfach (!) umsetzbare Sanktionen für diejenigen, die den zentralen Sanitätsdienst dazu missbrauchen, sich dem Dienst zu entziehen oder diejenigen, die über eine so gering ausgeprägte physische und psychische Robustheit verfügen, dass sie wegen jeder Kleinigkeit Ärzte bemühen.
Vielleicht wäre ein erster Schritt, überhaupt zu ermitteln wie erheblich die Einbußen an Einsatzbereitschaft durch Krankmeldungen sind. Meine Befürchtung ist, dass diese so gravierend sind, dass man das Ergebnis lieber nicht publik machen würde.
@War dabei
Wenn man als Aktiver so viel fehlt kann man doch auch nicht sinnvoll beurteilt werden?
@War dabei
Dafür gibt es einen Amtsarzt
Es lädt nicht nur zum Missbrauch ein, ihr Konzept is geradezu dazu gedacht missbraucht zu werden und beleidigt auf entwürdigende Art und Weise jene die im und vor allem durch den Dienst erkrankten.
Häufige Erkrankungen sind für Berufsanfänger völlig normal, dürfte bei der BW eher schlimmer sein wegen der Umstände in der BW.
Was ihre Vorstellungen und Vorschläge natürlich nicht unbedingt motivierend macht und außerdem natürlich die Loyalitätspflicht des Souveräns bricht.
Da war doch was mit treuem Dienen
@War dabei sagt: 02.08.2022 um 0:36 Uhr
„Natürlich ist die Kürzung von Bezügen derzeit rechtswidrig. Aber ich vermute der Gesetzgeber ist in der Lage Gesetze zu ändern.“
Ich denke nicht. Das dürfte dem Alimentationsprinzip widersprechen und wäre vermutlich verfassungswidrig.
Die Besoldung hat schlicht nichts mit der tatsächlichen Diensterbringung zu tun, sondern ist einzig und allein durch die gegenseitige Treue-, sowie die (einseitige) Fürsorgepflicht begründet.
„Scheinbar hält die Aussicht auf Karrierenachteile und eine ggf. Entlassung nach 55(5) die SaZ in ihren ersten Dienstjahren und Monaten nicht davon ab sich dem Dienst zu entziehen.“
Sorry, aber ich muss Sie bitten meinen Kommentar erneut zu lesen. Ich habe NICHTS von 55 (5) geschrieben! Ich halte es für abwegig, geradezu absurd Krankheit in Verbindung mit 55(5) zu bringen. Ich schrieb von 55(2) und 55(4)!
Und dieses sowie weitere Karrierenachteile wirken derzeit schlicht nicht, weil die meisten Disziplinarvorgesetzten und/oder in Kombination mit den meisten Truppenärzten diese Mittel einfach nicht anwenden (wollen/dürfen/sollen).
„Vielleicht wäre ein erster Schritt, überhaupt zu ermitteln wie erheblich die Einbußen an Einsatzbereitschaft durch Krankmeldungen sind. Meine Befürchtung ist, dass diese so gravierend sind, dass man das Ergebnis lieber nicht publik machen würde.“
100% bei Ihnen!
Ich bin nicht gegen drastische Maßnahmen gegen die aktuelle Situation. Ich widerspreche lediglich bei dem von Ihnen vorgeschlagenen Mittel (Kürzung Besoldung).
@ ThoDan sagt: 02.08.2022 um 12:47 Uhr
„Dafür gibt es einen Amtsarzt“
Warum bringen Sie eigentlich immer wieder und wieder und wieder zivile Konzepte in Sachverhalte ein, wo diese nicht passen?
Nein, der Amtsarzt spielt in der Bundeswehr für Soldaten im Zusammenhang mit Entlassung oder anderen dienstlichen Konsequenzen von Krankheit überhaupt keine Rolle und ich wüsste auch nicht warum er es sollte.
Erneut @Koffer
55 (5) vollkommen mein Fehler.
Ich meinte ebenfalls 55 4 und 2
Ich denke, dass man immer geneigt ist, anzunehmen, dass jemand, der sich krank meldet auch tatsächlich etwas hat.
Meine Beobachtung ist, dass der Krankenstand in den von mir zu überblickenden Einheiten derart stark von dem statistischen Mittel in Deutschland abweicht, dass es nichts mehr mit beengten Unterbringungsverhältnissen und körperlicher Belastung zu tun hat. Ein Handwerksbetrieb, der seine Mitarbeiter auf Montage schickt und dann Ausfälle von über 50% hat wird vermutlich seine Aufträge nicht erfüllen können und die finanziellen Ausfälle nicht kompensieren können. Eine InfKp kann die Aufträge unter den Bedingungen auch nicht erfüllen, da aber erstmal kein messbarer Schaden entsteht, interessiert es keinen.
Ich will damit ausdrücken, dass ich überzeugt bin, dass es einige Soldaten gibt, die versuchen sich dem Dienst durch Krankmeldung zu entziehen obwohl ihnen 100% bewusst ist, dass sie nicht krank sind und damit m.E. charakterlich nicht zum Soldaten geeignet sind.
Kann man das nachweisen? Niemals!
Das die Besoldung nichts mit der Leistungserbringung zu tun hat, ist vermutlich den wenigsten Soldaten in dieser Art geläufig.
Vielleicht gibt es Modelle, die es ermöglichen finanzielle Anreize im positiven wie im negativen zu setzen, um Soldaten zu mehr Leistung, oder zumindest zu dem erforderlichen Minimum an Leistung zu bewegen.
Wenn eine Kürzung der Bezüge in keiner Weise (außer D Buße) möglich sein sollte, dann könnte man vielleicht statt einer generellen Erhöhung der Bezüge im Zuge von „Tarifrunden“ ein System von einfachen Bonuszahlungen ermöglichen.
Um bei dem vielleicht etwas trivialen Beispiel der Mannschaften in den ersten Dienstjahren zu bleiben;
Bsp:
Soldat hat Grundausbildung mit geringen oder keinen Fehlzeiten erfolgreich absolviert: Der Disziplinarvorgesetzte kann rückwirkend für den Ausbildungsabschnitt eine Erhöhung von 5% der Bruttobezüge anordnen.
@thoDan
Für mich wird umgekehrt ein Schuh draus:
Jemand der seinen Dienst so versieht, wie man es im allgemeinen erwartet, der treu dient, dessen wichtigste intrinsische Motivation jedoch der profane Broterwerb ist.
Wie motiviert wird dieser Soldat seinen Dienst verrichten, wenn er erkennen muss, dass links und rechts von ihm andere jeden Monat gleich viel oder mehr Geld bekommen aber nichts dafür tun.
Das gute ist ja, dass der Disziplinarvorgesetzte kein Automat und kein Algorithmus ist.
Keiner wird einem Soldaten der erkennbar im Dienst erkrankt oder verunfallt ist die Bezüge kürzen. Aber wie kommen wir den Drückebergern bei, die wir durchfüttern? Durch Vorbild motivieren?
Den Dienst Nachts auf Streife im Stellungsgraben attraktiv und sinnstiftend gestalten?
Gute Konzepte, greifen aber offenbar nicht bei jedem.
@War dabei sagt: 02.08.2022 um 20:43 Uhr
Ich bin bei der Analyse absolut bei Ihnen. Der Krankenstand ist teilweise erschütternd.
Und da reden wir ja häufig noch gar nicht von militärischer Außendiensttauglichkeit (also das wofür man Soldaten eigentlich braucht), sondern schlicht von KzH wegen was auch immer.
Und ich bin definitiv der Meinung, dass wir unser Instrumentarium schärfen müssen hier Zuckerbrot und Peitsche besser einsetzen zu können.
Aber ich bin strikt gegen jegliche Form der negativen Sanktionierung mit Geld. Das passt einfach nicht zum Soldatenberuf. Bei positiver bin ich etwas offener, aber auch da bin ich prinzipiell eher skeptisch.
PS wenn schon mit Geld, dann ggf. mit einer saftigen Zulage bei durchgängiger Einsatztauglichkeit/Außendiensttauglichkeit, aber das wäre nur wirklich sinnvoll wenn wir es auch auf Verwendungen beschränken die etwas mit Außendienst zu tun haben (Truppe), in den Ämtern und höheren Stäben würde das nicht helfen..
Vielleicht würde es schon reichen die bestehenden finanziellen Anreize anders zu nutzen.
Beförderung innerhalb der Dienstgradgruppe und Erhöhung von Erfahrungsstufen sind nahezu ausschließlich an das Ableisten von Dienstzeit gekoppelt.
Würde man die Erfahrungsstufen in Leistungsstufen umwandeln und zur Regel machen, dass jemand erstmal die Leistungsstufe 1-X durchlaufen muss, um befördert zu werden, hätte man einen doppelten Leistungsanreiz.
Auf der einen Seite den Anreiz im inneren Gefüge, da man mit der Beförderung für alle sichtbar ein Leistungsträger ist und dementsprechend Anerkennung erfahren könnte, auf der anderen Seite den rein monetären Anreiz.
@Koffer
Sorry, mir ist das Äquivalent nicht bekannt und dachte was ich meine wäre klar, andererseits wäre ein eher unabhängiger Amtsarzt dafür möglicherweise sowieso besser.
@War dabei
Selbst wenn das so wäre und das halte ich bestenfalls für fragwürdig.
Das Problem bei der Sache ist das Wort „erkennbar“ trifft das jetzt auf einen Vorgesetzten der da Vorurteile hat besonders in Kombination mit einem Arzt der die Tendenz hat entsprechend zu attestieren, ist das Opfer in einer bescheidenen Situation.
Wie motiviert tut der von ihnen aufgeführte Soldat seinen Dienst, wenn er lernt was ein nicht mal äquivalenter Arbeitsplatz in der Industrie bekommt?
Die Frage ist natürlich warum ist der Soldat demotiviert?
Wer oder was hat ihn demotiviert?
@War dabei sagt: 03.08.2022 um 9:11 Uhr
„Vielleicht würde es schon reichen die bestehenden finanziellen Anreize anders zu nutzen.
Beförderung innerhalb der Dienstgradgruppe und Erhöhung von Erfahrungsstufen sind nahezu ausschließlich an das Ableisten von Dienstzeit gekoppelt.“
Guter Punkt. Das würde für Mannschaften und UmP einen wesentlichen Unterschied machen.
Wobei ich glaube hier wäre die Schulterklappe möglicherweise tatsächlich noch wirksamer als der Kontoauszug.
Ein äußerst probates Mittel wäre hier übrigens eine stufenweise Festsetzung von Dienstzeiten. Heute ist beim besten Willen nicht alles schlechter als früher, aber die früher übliche „Reise“ vom GWDL 15 über den SaZ4 (UoP) SaZ 8 (Junior-UmP) den SaZ 12 (Mittlere UmP Ebene) bis zum BS (StFw/OStFw) war ein sehr effektiver Steuerungsmechanismus für die UmP.
Mit Blick auf die heutigen Verpflichtungszeiten von Landsern von 15-20 Jahren könnte das in Kombination mit einer entsprechenden Dienstgradstruktur auch hier äußerst effektiv sein.
Bei den Offz bis SaZ12 wäre es auch einfach (wobei wir hier selten Probleme mit Krankenhständen haben).
Problem hätten wir hier bei den FachUffz, den StFw/OStFw und bei den BO in der Spanne Maj-Oberstlt, weil jeweils zu wenig Dienstgradoptionen in zu langer Zeit. Sowie bei den Obersten „EdeKa“ mit Blick auf die Auslandseinsatztauglichkeit (man mag es kaum glauben, aber die Anzahl der einsatztauglichen Obersten ist nicht besonders hoch).
Trotzdem, wäre es zumindest ein erster Schritt wieder hin zu einer mehr einsatztauglichen Armee (ich möchte ja gar nicht von kriegstauglichen Armee sprechen).
Ich finde es sehr schön, dass endlich mal über dieses Thema diskutiert wird, ich möchte aber auch nochmal an die Verantwortung der Truppenärzte erinnern. Diese haben sich ähnlich wie der OrgBer Sanität sowas von verselbstständigt und machen eigentlich was sie wollen. Da könnte man auch mal mit Jahres- KzH Auswertungen pro SanVersZ sowie Zentralweisungen von „oben“ einschreiten, mir scheint da gibt es keine Vorgaben oder Dienstaufsicht mehr. Und wie bekommt man dieses Thema mal auf GI Ebene gehoben? Chef- Tagungen?
@ASpooner
Mit anderen Worten der Arzt soll Sanktionen befürchten wenn er zu oft Krankheit etc. feststellt anstatt der DV etc. wenn sich bei ihm der Krankenstand häuft!
Sollte man vielleicht auch mal auswerten ob da eine Verbindung zwischen Krankenstand, Vorgesetzten sonstigen Umständen wie vor kurzem der ´Zustand der Unterkünfte, Stress Level – Art etc besteht
@all
Während ich gerade einen Kühlpad nach dem anderen auflege nach meiner heutigen Zahn-OP, wundere ich mich schon ein bisschen über die Herangehensweise einiger Kommentatoren hier. Das klingt schon sehr nach den Ursprüngen des Manchester-Kapitalismus, nach Heuschrecken usw.: Der Mann gibt vor, er sei krank? Und der Arzt bestätigt das auch noch? Beide rausschmeißen!
Einige sollten sich wirklich mal überlegen, was sie für ein, pardon. Unternehmensbild hier vertreten – und da sind einige dabei, die immer betonen, die Bundeswehr sei doch mit einem normalen Arbeitgeber nicht zu vergleichen…
Man kann sich sicher wundern über die Herangehensweise. Leider gehört es seit Jahren zu meinem Alltag mir Gedanken darüber zu machen, mit wie viel Personal ich bei potentiell anstrengenden Aufträgen wie Übungen und Ausbildungen tatsächlich rechnen kann.
Ich persönlich rechne eigentlich immer mit 60% vom eigentlichen Ist Zustand. Da erlebe ich die wenigsten Enttäuschungen.
Es ist ist bitter. Noch bitterer ist, dass, wie ich eingangs mal schrieb, den Vorgesetzten der untersten Ebene die Schuld gegeben wird.
Ein Truppenarzt hat mir mal seinen Alltag geschildert: Montags in Wochen mit größeren Übungen oder Ausbildungslager der Grundausbildung ist das SanVersZ voll. Dann werden viele Soldaten vom Marsch/Sport/Geländedienst befreit. Der Truppenarzt ist mit sich im Zwiespalt, er weiß, wer sich eigentlich nur drückt, aber er sieht auch den Patienten. Am Dienstag und Mittwoch hat er dann dieselben Patienten wieder vor sich. Die Kameraden wurden zu Diensten in den Kompanien eingeteilt – der Rest ist ja draußen. Es werden die schlimmsten Schikanen seitens der Vorgesetzten geschildert.
Kommunikativ eine schwierige Angelegenheit, denn der TrArzt hört immer wieder dieselben Geschichten, kann sich aber kein Bild vom tatsächlichen Zustand in den Einheiten machen. Also befreit er den Soldaten indem er ihn Krank zu Hause schreibt.
Welches Menschen/Soldatenbild habe ich?
Ein Teil der Soldaten ist Soldat, um Geld zu verdienen, was vollkommen legitim ist. Ein Teil dieser Gruppe versucht das Geld auf die am wenigsten anstregende Weise zu verdienen (was durchaus menschlich ist) und erkennt, dass man mit Krankmeldung ganz gut über die Runden kommt.
Ein anderer Teil der Soldaten verfügt über ein beklagenswert geringes Maß an Robustheit. Der Truppenarzt ist nah und die Versorgung durchaus gut.
Beide Gruppen zusammen machen vermutlich einen wechselnd großen aber signifikanten Teil derer aus, die aufgrund von Krankenstatus nicht einsatzfähig sind.
Führt das ganze zum Zusammenbruch der Streitkräfte?
Nein! Aber es ist aus meiner Bewertung ein betrachteswertes Problem, dass man strukturiert angehen sollte, statt die unterste Ebene in den Kampfverbänden damit allein zu lassen.
Natürlich sollen mal wieder die Vorgesetzten schuld sein. Es geht doch nicht mehr um Einzelfälle, sondern darum, dass nahezu jede Einheit (Kompanie, Staffel. etc.). 10 – 20 % Personal mit durchschleppt, dass sich ständig krank schreiben lässt. Ich kann auch morgen zum Arzt gehen, sagen, dass ich mich gerade nicht so fühle, alles ganz schlimm ist und meine Vorgesetzten gemein sind und bin sofort 4 Wochen kzH. Darum geht es und das kann dich nicht richtig sein.
@T.Wiegold sagt: 03.08.2022 um 19:02 Uhr
„Das klingt schon sehr nach den Ursprüngen des Manchester-Kapitalismus, nach Heuschrecken usw.: Der Mann gibt vor, er sei krank? Und der Arzt bestätigt das auch noch? Beide rausschmeißen!“
Einerseits stimme ich Ihnen zu. Gute Heilfürsorge ist ein Teil von Fürsorge und das ist wiederum ein Teil unserer „Kultur/Philosophie“ wie wir als Organisation sein wollen.
Andererseits darf aber auch nicht übersehen werden, dass wir in den Streitkräften leider eine bedenkliche Tendenz an Krankheitstagen haben und eine bedenkliche Anzahl an nicht einsatztauglichen Soldaten. Und mit Blick auf den Umfang der des Wasserkopfes in der Bw dürfte deutlich sein, dass das nicht alles „Krieger“ sind, die deswegen so häufig krank sind, weil sie sich im Orts-/Häuserkampf die Knie verletzt haben…
Und was bringt uns eine fürsorgliche Armee, wenn sie nicht einsatztauglich ist?
Ich kann natürlich nicht für andere sprechen, aber ich würde mir einen Mittelweg wünschen zwischen dem jetzigen „jeder darf alles und muss keine Sanktionen befürchten egal wie häufig er sich drückt oder wie nicht-tauglich er ist“ und dem von Ihnen befürchteten „Manchester-Kapitalismus“…
Ich finde, dass die Diskussion hier vollkommen am eigentlichen Thema vorbeigeht. Das ursprüngliche Thema ist doch nicht Krankenstand in der Bw oder Ansteigen von Disziplinarmaßnahmen oder Reformation des Beförderungssystems.
Das Thema ist Personalstärke und die inhaltliche Aussage ist, dass diese abnimmt.
Sollte es dann nicht eher um die Frage gehen, warum die Streitkräfte scheinbar so unattraktiv sind, dass weniger Menschen bei der Bw anfangen wollen und inzwischen selbst viele Soldaten die Streitkräfte lieber verlassen?
Sollte es daher nicht eher darum gehen, die Ursachen und eventuelle Lösungen zu diskutieren?
Was ich hier unter den Kommentaren lese ist jedoch eher das Gegenteil: anstatt die, von mir aus, demotivierten Soldaten zurück ins Boot zu holen, fordert man Maßnahmen, die eher für eine Absenkung von unter 180.000 Soldaten führen und noch mehr Bewerber abschrecken dürften.
Mich interessiert die Frage, warum sollte ein junger Mensch zur Bundeswehr gehen? Da fallen mir eben nicht viele Argumente ein, aber (als ehem. SaZ12) viele dagegen.
Eine gute sanitätsdienstliche Versorgung kann nur für die BW als Arbeitgeber sprechen.
Erfahrungen mit der Krankschreibungspraxis wäre aber m.E. nicht hier zu diskutieren, wo es um Bewerberzahlen und Mannstärken generell geht , sondern dann, wenn Herrn Wiegold mal ein passenderer Themenbereich zur Veröffentlichung unterkommt.
@War dabei
Wenn sie Glück haben, haben sie an einem guten Tag 80% ihrer Sollstärke.
Tom Ricks über die US Army.
Kam nach dem Gespräch mal zu Aktionen betreffs Schikanen gegenüber Kranken und den entsprechenden angemessenen Maßnahmen gegenüber schikanierenden oder ihre Aufsichtspflicht verletzenden Vorgesetzten.
@Koffer
Sehen sie sich mal die Umstände der Krankenstände an, ergebnisoffen und am besten mit und durch Profis in dem Bereich.
Ich wäre nicht überrascht, wenn sich ein guter Teil auf Umstände des Dienstes und der Führung zurückführen lies.
Der Krankenstand passt sehr wohl zum Thema, er zeigt nämlich, dass die reine Fixierung auf die Zahlen vollkommen unnötig ist und nichts aussagt. Und vor allem die Truppe überhaupt nicht interessiert. BAPersBw und BMVg sich allerdings fast nur dafür interessieren und die Qualität des Personals keine Rolle spielt. Der eklatante Unterschied zu Truppe und Bw Führung wird hier extrem deutlich. Leider sind besagte 10-20% auch noch meistens für 80-90% Beschäftigung für die Disziplinarvorgesetzten verantwortlich, wahrscheinlich auch ein Zusammenhang, den keiner sehen oder diskutieren möchte.
@ASpooner.
Das ist aber sehr subjektiv betrachtet. Bei mir waren die „Dauerkranken“ eher die Pflegeleichteren. Hier persönliche Erfahrungen auf das große ganze zu übertragen, ist für mein Gefühl etwas weit hergeholt.
@ ThoDan
80% vom Soll ist ja ok.
Wenn man aber nur 60% von diesen 80% hat, dann ist es schlecht.
Der Besetzungsgrad kann hoch sein. In dem von mir überblickten Bereich deutlich >80%. Die Ausrückstärke (!) liegt aber darunter, daher meine Annahme immer nur mit 60% zu planen.
Bezüglich der Schikane: Ja natürlich. Es stellte sich heraus, dass die Geschichten, die den TrÄrzten erzählt wurden, frei erfunden waren, bzw der wahre Kern so erheblich von der Erzählung abwich, dass es geradezu grotesk war.
Ein Beispiel: das Thema in der Ausbildung war „Verteidigung im Ortskampf“
Die Soldaten, die vom Geländedienst befreit waren, saßen in einem Dienstzimmer gegenüber vom Kompanieeinsatzoffizier und hatten den Auftrag aus dem Fenster blickend Ansichtsskizzen und Entfernungsspinnen der Umgebung zu zeichnen, so wie die Soldaten draußen im Stellungsdienst es auch taten. SCHIKANE.
Die Maßnahmen mit den Soldaten wurden jede Woche mit der Vertrauensperson der Dienstgradgruppe abgesprochen. Auch diese Maßnahme hat nichts genützt. Denn die VP der Dienstgradgruppe wusste am besten wer die „Verpisser“ (Zitat der VP) sind. Die VP war immer nur erstaunt, dass Vorgesetzte sich so viel Mühe damit machen müssen.
Gibt es schlechte Führer? Ja
Ist es für junge Führer ein Lernprozess mit Leistungsunwilligen und Unfähigen umzugehen? Ja und dementsprechend werden Fehler gemacht.
Die Befragungen von Soldaten z.B. bei Abbruch der Grundausbildung nach Widerruf der Verpflichtung sind scheinbar nichtssagend.
Wenn mich mein Kenntnisstand nicht täuscht, sagen die wenigsten „frühes Aufstehen und Marschieren waren mir zu anstrengend“.
Wer hat schon das Reflektionsvermögen, um festzustellen, dass er mit seinen Reaktionen auf Anstrengung übertreibt.
Der Grund für die Diskussion an dieser Stelle ist aus meiner Bewertung folgender:
Wir können unter Rückgriff auf alle möglichen Tricks der Attraktivität 100% Stellen vollmachen. Und müssen dann auf 1/3 des Personals verzichten, weil die nicht mitmachen.
Oder wir machen die Stellen zu 75% voll und sind ehrlich mit uns und dem Berufsanfänger. Viele Aspekte des Soldatenberufes sind UNATTRAKTIV und werden es immer sein.
Wie ist dass denn, gibt es denn Statistiken über Krankenstand?
Wird ab insgesamt 6 Wochen krank bei der BW auch sowas wie ein BEM gemacht?
Meine persönliche Erfahrung bestätigt, dass bei allen körperlich anstrengenden „Diensten“ regelmäßig an die 50% der SU plötzlich „fehlten“. Hat sich wohl nie was geändert. War eher demotivierend für „uns“ Wehrpflichtge. Sogar auf der Schießbahn war es oft gähnend leer, wenn nur 20 von einer Kompanie mit draußen waren…
@War dabei
Wenn sie Glück haben, haben sie an einem guten Tag
Was war an dem Teil des Satzes von Ricks jetzt so unverständlich.
Da kenne ich auch andere Geschichten vom Truppenarzt(bei denen ich mich nicht wundere das ggf ein Truppenarzt kzh schreibt um das Heilungshindernis verantwortungsloser Innendienst auszuschalten) als auch von Offiziers Veteranen, über das Verhalten UOs, speziell höher UmPs,
Von denen der eine oder andere übrigens mit Menschenrechtswidrigen Aktionen mittels falscher Meldung prahlt usw
Wie förderlich das der Motivation von deren Untergebenen ist lasse ich mal dahingestellt, besonders wenn deren DVs die drei Affen machen
@ThoDan sagt: 04.08.2022 um 16:51 Uhr
„Sehen sie sich mal die Umstände der Krankenstände an, ergebnisoffen und am besten mit und durch Profis in dem Bereich.
Ich wäre nicht überrascht, wenn sich ein guter Teil auf Umstände des Dienstes und der Führung zurückführen lies.“
Klar, ich kann natürlich jedes Problem der Truppe auf die Führung zurückführen. Schuld sind ja immer die schlechten Vorgesetzten.
Ähhhh, nein.
@ASpooner sagt: 04.08.2022 um 18:28 Uhr
„Der Krankenstand passt sehr wohl zum Thema, er zeigt nämlich, dass die reine Fixierung auf die Zahlen vollkommen unnötig ist und nichts aussagt. “
What he said!
@Max Kleinlaut sagt: 04.08.2022 um 10:58 Uhr
„Das Thema ist Personalstärke und die inhaltliche Aussage ist, dass diese abnimmt.“
Ist das so? Ich bin vom Fach und ich kann Ihre Aussage nicht in den Zahlen wiederfinden.
Wir werden in einem Monat sehen wo wir jetzt stehen und in 13 Monaten ob wir aus der Covid-Delle rauskommen. Jetzt sehen wir zunächst einmal gar nichts.
@thoDan
Ich bitte um Verzeihung, aber mir ist nicht ganz klar worauf Sie mit dem Zitat über die US Armee hinaus wollen. Denn ohne Kontext lässt sich das vielleicht genauso schwer einordnen wie meine Einzelbeispiele zu Truppenärzten.
Ein konkretes Beispiel für Verbesserung der Arbeitsbedingungen bei hoher Belastung wäre die Begleitung der Truppe durch Physiotherapeuten zu bestimmten Anlässen.
Ich habe mehrfach versucht über das BGM dies zu ermöglichen bzw zu finanzieren. Zum Beispiel bei längeren Ausbildungsabschnitten von Scharfschützen oder körperlich fordernden Ausbildungsblöcken auf Truppenübungsplätzen. Die Idee war, dass man professionell begleitet wird von jemandem der spezifisches Training macht, um Belastungen abzufedern und bei kleineren Wehwehchen etwas tun kann.
Es scheiterte daran, dass BGM bei dem letzteren Punkt nicht zuständig ist (Therapie macht nur zSan) und bei dem ersteren Punkt bei der Einholung von Angeboten von den potentiell Ausführenden eine derartige Latte an Qualifikationen und Trainingskonzepten verlangt hat, dass die Trainer irgendwann entnervt abgebrochen haben.
Mir ist das Konzept der KLF Feldwebel für die Truppe noch nicht zu 100% klar, aber vielleicht schaffen die an dieser Stelle Abhilfe und machen den Dienst noch attraktiver. Denn die Gesundheitsvorsorge scheint ja ein wichtiger Punkt für den attraktiven Arbeitgeber zu sein.
Aber auch das wird diejenigen nicht überzeugen, die grundsätzlich nicht bereit sind individuelle Härten zu ertragen.
@Koffer
Ich bezog mich eigentlich auf eine Aussage von James Mattis wo er die Qualität einer Einheit stark an der Qualität der Führung festmacht.
There are no bad crews only bad captains
oder
there are no bad soldiers only bad officers
Es ist eine anerkannte Tatsache das schlechte Führung sich stark negativ auf die Untergebenen auswirkt.
Dann gibt oder gab es andere Krankmachende Umstände, wie ungesunde Unterkünfte, persönliche Ausrüstung, oder falscher Stress.
@War dabei
Ganz einfach, übersetzt heißt das normal sind 80% nicht selbst unter guten Umständen
Interessant wäre in ihrem Bereich entsprechender Dienstsport der solche Wehwechen abfedert oder verhindert und nicht nur gedankenlos in Formation loslaufen über Beton.
Gymnastik etc
Ich wäre auch nicht mehr tolerant gegenüber Härten die auf Institutioneller Inkompetenz, Dummfick, schlechter Ausrüstung, etc. beruhen
Es gibt nicht die eine Wahrheit und ein klares Abbild von der Welt. Warum ein klares Wort erlösend wäre! Mutlos-Denken, bei Truppenärzten und militärischen Führern. „Was soll ich nur machen“, „Wenn ich dann…“ „Schließlich will ich auch nach was werden“….“besser mitschwimmen, als gegen den Strom ..“
Drückeberger, Simulanten, Scheinkranke, ein Tabuthema in der Bundeswehr. Die Entwicklung der Fehlzeiten infolge Krankheit traut sich niemand anzusprechen. Faulpelz oder Drückeberger – das gehört auf den Tisch. Low Performer: Wie der Deinstherr damit umgehen sollte –
dienstsscheue und schwächliche Drückeberger – Parasiten der Gesellschaft, das darf man doch schon einmal erwähnen. Fair, gerecht und auf den Punkt. Beispiel: Fehlzeitengespräche – gern, doch leider selten!
Soldaten, welche wohl keine Lust mehr auf Dienst haben und allzu u oft die freie Heilfürsorge absahnen möchten. Urlaub auf Krankenschein.
Ich habe sogar leider ähnliche Eindrücke von mir unterstellten OA s bekommen. Einige können wirklich wenig, sind komplett demotiviert, wirken wie „faule Säcke“ (sagt man in der Truppenküche, offiziell natürlich nicht). Das solche Leute dann nachher unsere Kompanien befehligen sollte macht mich traurig, so halten wir wohl kaum einem einem russischen Angriff stand.
Königsdisziplin für Drückeberger ist die Krankschreibung zum richtigen Zeitpunkt. Krankheiten vorzutäuschen ist ein Hobby von alternden Stabsoffizieren und UMP im Spitzendienstgrad, viele wissen es, niemand macht etwas dagegen. Geheime Tricks ohne Ende, Anleitung für Simulanten. Reiseführer ins Schummelland Bundeswehr.
Gute Ärzte müssen und wollen Ihr geballtes Wissen einsetzen, um diesen Tricks zu widerstehen und ihre Arbeit zu machen – Gesunderhaltung der Truppe, Fürsorge und nicht KZH Automaten. Gern, halt Montags oder auch vor Übungen – immer gern genommen! Lesitungsmarsch und IGF, keine Lust – schnell zum Arzt – läuft. Auslandseinsatz, passt nicht – da geht was, wie wäre es mit Problemen aus der Kindheit oder Angst vor Dunkelheit?
Hier besteht dringender Handlungsbedarf, es muss mehr Möglichkeiten geben, diese Faulpelze und Drückberger hier rauszuwerfen. Einer meiner OAs kann noch nicht mal eine Gruppe vernünftig von A nach B führen, wenn man kritisiert wird er krank – Achtung burn out! Wochenlang! Doch seine Kameraden sehen in Clubs, im Fitnessstudio, auf Partys. Truppenärzte sagen, das dienst seiner Erholung. Noch mehr solcher Drückeberger, Simulanten, Scheinkranke und die Bundeswehr wird eine Truppe ohne Displin und Ordnung.
Botschaft: Die Bundeswehr ist nur noch bedingt einsatzfähig. Schuld daran ist ganz sicher nicht nur die Politik, die mit unklaren Planungsvorgaben bei Soldaten und Vorgesetzten „Frust“, sogar „innere Kündigung“ zu verantworten hat. Manche unglaublichen Zustände verantworten wir Soldaten selbst.
Fehlende Verantwortung und mangelndes Führungskönnen vieler Offiziere und (besonders junger) Unteroffiziere tragen dazu bei. Erfolgreiche Führung ist Produkt einer funktionierenden Führungskultur. Doch wo ist sie? Haltung innerhalb und außerhalb des Dienstes, wo ist sie hin?
Übrigens BGM funktioniert am besten im BMVg und in Kommandobehörden. Ganztägige Kochkurse und Schulungen im mentalen Training, im BMVg in Bonn gab es dazu auch ein 3 Tage Block. Da kamen sie, die Stabshauptleute und Oberstabsfeldwebel in Dauerverwendungen BMVg oder Kommandobehörde, alle hatten (plötzlich) viel Zeit! Dazu die zahlreichen Beamten. Auch gut. Doch in den Einheiten, für Panzerfahrer, da gilt schon mal „Durchhalten!“ BGM, nicht doch, denn der Russe kommt! Stimmt(!), doch …..Darf man da so sagen, im Dienst, nein! Neiddebatte, Subjektivismus, etc. was uß man sich da alles anhören. Hauptsache, man steht als Kritiker einsam in der Ecke. Mit dem Strom schwimmen zahlt sich aus.
@thoDan
Ihre Vorstellung vom Dienstsport scheint etwas antiquiert zu sein.
Es fällt sicher manchen Vorgesetzten schwer, den Dienstsport für alle Leistungsstufen adäquat zu gestalten. Der Zusammenhang zwischen angepasstem Sport und der Leistungsfähigkeit im Gefechtsdienst ist aber vermutlich dem überwiegenden Teil ausreichend geläufig
Die Härten des Soldatenberufes liegen sicher nicht ausschließlich in den von Ihnen genannten Gründen. Der gute Führer muss seine anvertrauten Soldaten in der Ausbildung an Härten gewöhnen.
Diese Härten müssen vermittelt werden. Wenn Sie aber auch nach einem mehrstündigen Unterricht über den Bau von Stellungen und deren Vorzüge dann trotzdem zu hören bekommen, dass Schanzen nur Dummfick ist und Stellungen eh sinnlos sind, was dann?
Was die 80% bei der US Armee betrifft.
Meine Frage wäre: unter welchen Bedingungen hat der von Ihnen zitierte Autor dies konstatiert?
Meine Entgegnung ist zudem, dass die Strukturen dann falsch sind. Daher meine Maßnahme Nr 1 im ersten Kommentar zu diesem Thema:
„1. Einheiten über Soll aufstellen.“
Ich denke vor dem Hintergrund der notwendigen Bereitschaften von Verbänden, die zeitweise in NATO Strukturen eingebunden sind, müssen diese im Grundbetrieb über dem Gefechtssoll aufgestellt sein, um bei Alarmierung mit einem Ist von >90% auszurücken.
Dazu müsste vorher untersucht werden in welchem Maße diese Verbände über Soll aufzustellen sind und natürlich müssten dann rechtliche Grundlagen geschaffen werden.
@War dabei sagt: 05.08.2022 um 15:07 Uhr
„@thoDan
Ihre Vorstellung vom Dienstsport scheint etwas antiquiert zu sein.“
In der Tat. Von der eigenen persönlichen Erfahrung als Landser vor Jahrzehnten auf das hier und heute zu schließen ist, lassen Sie es mich mal so formulieren, „mutig“…
Egal, da wir jetzt (wieder einmal) bei der einfachen Ebene des Vorgesetzten-Bashings angelangt sind, klinke ich mich jetzt einmal aus der Diskussion aus.
@War dabei
So antiquiert das es mir in den letzten Jahren üblicherweise auf den Aussagen von Vorgesetzten beruhend bekannt wurde.
Meine Motivation zum DS wäre allerdings nicht sehr hoch wenn ein Vorgesetzter dies als Kollektivstrafe missbraucht oder dieses Privileg nach Feierabend Freitags „gewährt“.
Dazu käme noch das Problem wenn Soldaten die Zeit zum DS fehlt bzw gestrichen wird, weil es die Auftragslage erfordert,
Ricks nannte das im IIRC Zusammenhang mit dem Irak/Golfkrieg, .
Gegen diese Härten habe ich auch nichts gesagt, aber das was ich in meiner Wehrpflichtzeit als Härte empfand waren die von mir aufgeführten Dinge und da wäre ich heute nicht mehr so tolerant, und die Generation von heute ist es weniger als ich es damals war.
das der Spaten wichtiger ist als das Bajonett ist spätestens seit Mitte des 19 Jh klar
Bei der klassischen Übersoll Methode, sehe ich das Problem in der Infrastruktur aber vor allem wie man diese Überzähligen nach der Bereitschaftsphase praktikabel in andere Verbände integriert, bzw wie diese mit den Lücken während dessen umgehen
@Koffer
Meine Aussagen beruhen üblicherweise auf den Aussagen und dem Verhalten von Dienstgraden und Vorgesetzten, und ich bin nicht so unbedarft das ich dies nicht durch die Linse meiner Wehrdienstzeit etc. sehe