Personalstärke Juni 2022: Jetzt knapp über 182.000 nach FWDL-Rückgang
Die Zahl der aktiven Soldatinnen und Soldaten der Bundeswehr ist im Juni dieses Jahres auf 182.058 gesunken und damit auf den niedrigsten Stand seit September 2019. Der weitere Rückgang nach dem bereits niedrigen Stand von 182.826 im Mai ist vor allem auf die um gut 600 geringere Zahl an Freiwillig Wehrdienst Leistenden (FWDL) zurückzuführen. Allerdings setzte sich auch der Trend fort, dass mehr Berufs- und weniger Zeitsoldat*innen in der Truppe dienen.
Die Statistik für Juni 2022, am (heutigen) Donnerstag wie üblich unter dem immer gleichen Link veröffentlicht:
Insgesamt leisten 182.058 Soldatinnen und Soldaten ihren Dienst bei der Bundeswehr
Bundesministerium der Verteidigung 1.105
unmittelbar nachgeordnete Dienststellen 3.313
Streitkräftebasis 27.707
Zentraler Sanitätsdienst 19.692
Heer 62.266
Luftwaffe 27.145
Marine 15.881
Cyber- und Informationsraum 14.243
Bereich Infrastruktur, Umweltschutz, Dienstleistungen 953
Bereich Ausrüstung, Informationstechnik, Nutzung 1.802
Bereich Personal 7.951
davon bis zu 5.400 Studierende an Bundeswehr-Universitäten
Berufssoldaten 56.105
Soldaten auf Zeit 117.232
Freiwillig Wehrdienstleistende 8.474
Freiwillig Wehrdienstleistende im Heimatschutz 247
Die Zahl der Frauen in den Streitkräften:
23.590 Soldatinnen sind aktuell bei der Bundeswehr; rund 13 Prozent (beträgt der) Anteil der Soldatinnen bei der Bundeswehr
Heer 4.615
Luftwaffe 2.486
Marine 1.684
Streitkräftebasis 3.208
Sanitätsdienst 8.082
Cyber- und Informationsraum 1.426
Ministerium und andere Bereiche 2.089
Laufbahngruppe/Laufbahnen (auch Anwärterinnen)
Offizierinnen 6.374
Unteroffizierinnen mit Portepee 8.084
Unteroffizierinnen ohne Portepee 3.563
Mannschaften 5.569
Status
Berufssoldatin 4.475
Zeitsoldatin 17.467
Freiwillig Wehrdienstleistende 1.612
Freiwillig Wehrdienstleistende Heimatschutz 36
Die gesonderte Statistik zu den Zivilbeschäftigten:
Beschäftigt sind 80.778 zivile Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Sie verteilen sich wie folgt:
Bundesministerium der Verteidigung: 1.726
Bundeswehrverwaltung, Rechtspflege, Militärseelsorge und weitere, dem zivilen Bereich zuzurechnende Dienststellen: 56.231
Streitkräfte und dem militärischen Bereich zuzurechnende Dienststellen: 22.821
Von den 80.778 Zivilbeschäftigten sind 31.159 weiblich. Das entspricht rund 38 Prozent.
(Alle Angaben Stichtag 30. Juni 2022)
Die Einsatzzahlen, Stand 18. Juli 2022 (mit der leichten Unschärfe, dass die nicht mandatierte Marinemission in der Ägäis nicht Teil der mandatierten NATO-Mission Sea Guardian ist; die jeweiligen Einheiten werden lediglich auch Sea Guardian assigniert):
Einsatz | Einsatzgebiet | Stärke | davon Frauen | davon Reservisten | davon FWDLFreiwillig Wehrdienst Leistende |
---|---|---|---|---|---|
KFORKosovo Force | Kosovo | 65 | 10 | 8 | 0 |
UNMISSUnited Nations Mission in South Sudan | Südsudan | 14 | 2 | 0 | 0 |
UNIFILUnited Nations Interim Force in Lebanon | Libanon | 142 | 9 | 10 | 2 |
EUTMEuropean Union Training Mission Mali | Mali | 251 | 19 | 14 | 0 |
MINUSMAMultidimensionnelle Intégrée des Nations Unies pour la Stabilisation au Mali | Mali | 1.074 | 95 | 54 | 0 |
Sea Guardian | Mittelmeer | 180 | 27 | 2 | 13 |
EUNAVOR MEDMediterranean Irini | Mittelmeer | 30 | 2 | 1 | 0 |
CDCounter Daesh/CBICapacity Building Iraq/NMI NATO Mission Iraq | Syrien/Irak | 243 | 23 | 24 | 1 |
MINURSOThe United Nations Mission for the Referendum in Western Sahara | Westsahara | 3 |
Weitere Missionen
Mission | Einsatzgebiet | Stärke |
---|---|---|
eFPenhanced Forward Presence | Litauen | 928 |
eVAenhanced Vigilance Activities BG SVK | Slowakei | 502 |
NATO-Unterstützung Ägais (Teil von Sea Guardian) | Mittelmeer | 180 |
Unterstützungsleistungen (nicht in der Gesamtstärke enthalten)
Unterstützungsleistung | Einsatzgebiet | Stärke |
---|---|---|
STRATAIRMEDEVACStrategic Air Medical Evacuation | Deutschland | 36 |
Die BW Stärke im freien Fall! Das Anwerbesxstem der BW muss drastisch geändert werden, Personalamt und Karrierecenter sind offensichtlich nicht in der Lage den Personalbedarf der BW zu decken. Wenn wir so weitermachen, wird die BW jedes Jahr ein paar Tausend Soldaten verlieren. Immer weniger Zeitsoldaten, weniger FWDL und mehr Berufssoldaten führt zur Überalterung der Truppe. Und die Frau Lamprecht sieht diesem Truppenabbau tatenlos zu.
Vielleicht sollte man dazu übergehen, Zeitsoldaten für die ersten 1 -2 Jahre ausschließlich als Mannschaften, z.B. in der Infanterie einzusetzen. Dann lernen auch das Handwerker auf den unteren Ebenen kennen.
@Closius
Würde ich so nicht sagen. Ist einfach auch die Gesellschaft. Viele meiner Freunde und Bekannten sagen, sie würden lieber flüchten als in der Bundeswehr zu dienen, falls es zum Krieg kommt. Der Pazifismus in Deutschland war während des kalten Krieges schon sehr stark und seit dem Ende eben diesen wurde der nur noch stärker.
Abgesehen davon ist Lambrecht jetzt nicht so lange im Amt, dass sie da bisher etwas hätte ändern können. Die tollen Trendwenden Personal von von der Leyen und danach AKK haben da auch nichts bewirkt.
Frieden schaffen ohne Waffen ist ja ein schöner Slogan…
Und Nationalstolz oder Liebe zum Vaterland wird heutzutage als „rechts“ angesehen und mit Nationalismus gleichgesetzt. Aber wenn wir selbst nicht bereit sind, unser Land und unsere Bevölkerung zu verteidigen, wer ist es dann?
Keine Ahnung ob eine Wiedereinführung der Wehrpflicht daran was ändern würde. Viele würden Zivildienst machen oder versuchen, sich ausmustern zu lassen. Man muss generell das Verständnis und Verhältnis der Deutschen zu unseren Streitkräften verbessern. Bestenfalls ist es Gleichmütigkeit oft, schlimmstenfalls werden Menschen in Uniform beschimpft oder mehr.
[Ihre Meinung ist Ihre Meinung; auch und gerade nach den Debatten der Vergangenheit hier würde ich allerdings noch mal überprüfen, ob die etwas Jahrzehnte alt wirkende Ansicht noch der Realität entspricht… T.W.]
@TW
Wenn Sie die Bereitschaft zur Verteidigung Deutschlands meinen: hierzu gab es neulich eine Veröffentlichung des SWInstBw, die Befragung war allerdings Stand vor Februar 2022.
Das Ergebnis war nicht so toll.
https://www.bundeswehr.de/de/organisation/weitere-bmvg-dienststellen/zentrum-militaergeschichte-sozialwissenschaften/zmsbw-forschung-oeffentliche-meinung-im-vereinten-deutschland-94114
https://d-nb.info/1256590061/34
„33 Prozent der Befragten sind bereit, Deutschland im Fall eines militärischen Angriffs zu verteidigen. Die Verteidigungsbereitschaft liegt bei Männern deutlich höher als bei Frauen.“ (p. 4 Exekutive Summary, in der Studie (main body) selbst sicher ausführlicher).
Natürlich müßte das dann auch nach Alter aufgeschlüsselt werden.
„Koffer“, bitte kommen. Wir brauchen Ihr Statement.
Was ist mit den Zahlen los? Woran liegt es?
Im neuen Standort Oerbke (Bad Fallingbostel) sollen 3 Bataillone aufgestellt werden. Wie soll das ohne Personal funktionieren?
Alles alarmierend.
Closius schrieb: „Die BW Stärke im freien Fall! Das Anwerbesxstem der BW muss drastisch geändert werden, Personalamt und Karrierecenter sind offensichtlich nicht in der Lage den Personalbedarf der BW zu decken. “
Ist das eine Problem der Anwerbung oder eher ein bei der Truppe beheimatetes Problem, nämlich dass der Dienst zu uninteressant ist? Wenn man kämpfen will und dann monatelang Taschenbillard spielt, dann ist die Motivation für längeres Dienen weg und der Propagandaeffekt im Bekanntenkreis verheerend (pun intended).
@BavarianBlackwolf
@TW
Ich sehe das ähnlich. Ich lebe in Bayern und der Süden generell ist, was BW betrifft, relativ entspannt. Von zuversetzten Kameraden bzw. zu uns umgezogenen Kameraden aus anderen Bundesländern höre ich leider ähnliche Geschichten wie von BavarianWolf geschildert.
Andersherum bekamen wir, auf Übung/Lehrgang im nördlichen Teil Deutschlands, für Privatfahrten an WE als DienstKfz angemietete ZivilKfz. Man wollte schlicht nicht, daß DienstKfz mit Hoheitsabzeichen am WE in nahen Städten auftauchen und diese dann Objekte von Sabotagehandlungen werden. Ausschließlich in den Fahraufträgen der angemieteten Kfz waren diese Fahrten genehmigt. Das ging dann schon soweit, daß das Verlassen der Kaserne nach DS nicht erwünscht war mit dem ausdrücklichen Hinweis, der Bürger sieht die Uniform nicht gerne. Alles aus den letzten Jahren.
Ich hinterfrage aber auch, ob das nicht eine (unbegründete?) Angst seitens der Führung war/ist.
Da haben Sie Recht @BavarianBlackwolf. Das „Problem“ ist einfach der schon ewig vorherrschende Pazifismus die damit verbundene Geringschätzung der Bundeswehr, und ihr nach wie vor schlechtes Ansehen in der Gesellschaft. „Frieden schaffen ohne Waffen und Pazifismus“ sind ja schöne Schlagworte, aber die Realität sieht leider anders aus wie man gerade sehr gut sehen kann. Mit so einer Denkweise gewinnt man nichts im Fall des Falles, das müssen viele endlich mal begreifen!
Genau wenn jetzt so viele aus der Bundeswehr ausscheiden, weil sie gemerkt haben das es auch mal brenzlig werden kann: Ja, dann darf ich nicht zu den Streitkräften gehen wenn ich nicht bereit bin auch zu kämpfen! Soldaten und Soldatinnen haben einen Eid abgeleistet, und da kann man nicht sagen wenn es kritisch wird, ach lieber nicht. Wenn es jetzt hart auf hart käme, sehe ich mich als ehemaliger Soldat nach wie vor meinem Eid verpflichtet.
@T.W. ganz klar, ist nur so meine Erfahrung nach Gesprächen in meinem Bekanntenkreis in letzter Zeit. Darf ich fragen, welcher Teil meines Kommentars Jahrzehnte alt wirkt?
Mein Bruder ist Berufssoldat, und wurde auf diversen Bahnhöfen teilweise bespuckt und mit Sachen beworfen, wenn er in Uniform gereist ist. Das war allerdings vor dem Krieg in der Ukraine.
Wollte lediglich zum Ausdruck bringen, dass das Karrierecenter der Bundeswehr nur bedingt schuld ist, wenn die Menschen einfach nicht in der Armee dienen wollen, dann ist das so. Kann man gut finden oder nicht. Angesicht unserer Geschichte ist es allzu verständlich.
Vorab: Dies ist mein erster Kommentar hier – ich bitte also um Welpenschutz – sprich‘ etwas Toleranz. Selber habe ich Ende der 90iger „nur“ den Grundwehrdienst geleistet (als Jäger) und fand dies für mich persönlich eine sehr wertvolle Lebenserfahrung, auch wenn nicht jede davon nur gewinnbringend war. Wir hatten als fast reiner Abiturjahrgang bei den Unteroffizieren bspw. erstmal wenig zu lachen, aber man hat ein Gefühl dafür bekommen, was Streitkräfte im Fall des Falles leisten (können) müssen. Für sich selbst hat man gelernt, sich mit vielen Charakteren zu arrangieren. Mich bringt diese persönliche Erfahrung zur Überlegung & Frage, ob es für die Gesellschaft in diesen Zeiten dennoch eine Trendwende herbeiführen kann, ein Pflichtjahr in der BW oder eine Alternative bei THW, im medizinischen Bereich oder sonstigen bedürftigen Sparten anzubieten? (natürlich gleichwertig und vernünftig vergütet) Dies würde vielen jungen Menschen vielleicht doch eine wertvolle Erfahrung für Ihr Leben liefern und die aktuell nachwachsende Generation auch aufgeschlossener (auch für die BW) machen? Durch die Auswahl der „Branche“ ist zudem Wettbewerb als Anreiz nötig, um die jungen Menschen anzusprechen. Gleichzeitig begegnet man der Entkopplung zwischen BW und Zivilgesellschaft.
PS: Vielen Dank an Herrn Wiegold für das Betreiben dieser Plattform und den Sicherheitspod. Es gibt heutzutage leider nicht oft Informationen in dieser Qualität für eine breitere Öffentlichkeit (kostenlos) – aber nicht umsonst – geboten.
Es gibt auch keinen Anreiz länger als 12 Jahre zu dienen als Zeitsoldat. Meinen maximalen Anspruch an Berufsförderungsdienst habe ich dann erreicht. Und für mich persönlich gibt es keine Motivation, länger als diese 12 Jahre zu dienen. Mein Spaß an dem Beruf und Pflichtgefühl bringt mir keinen Vorteil, bei meiner Berufsfindung nach meiner Dienstzeit. Ich werde lediglich älter und habe es schwerer auf dem Arbeitsmarkt dann. Mit Vaterlandsliebe oder irgendwas anderem kann man keine Familie ernähren. Hier könnte man meiner Meinung nach ansetzen, Zeitsoldaten mehr Anreize schaffen.
@S4 Offz
Später als Anfang 30 sollte der Umstieg in die Privatwirtschaft auch nicht erfolgen. Und: leider hat man als Offz eben keine richtige verwertbare Berufserfahrung; ggf. ein nützliches Studium aber oft eben darauf praktisch nicht aufgebaut. Ich weiß, es gibt Ausnahmen, aber die Regel ist es nicht.
@T.W.: „Jahrzehnte alt wirkende Ansicht“……. Wessen Ansicht?…Ich behaupte mal, die letzten 25 Jahre in unterschiedlichen Funktionen beruflich genau auf der Reibungsfläche zwischen Bundeswehr und Gesellschaft verbracht zu haben und alle politischen Ebenen und viele Milieus dabei erlebt zu haben, auch heute. Was BavarianBlackwolf schreibt, das erlebe ich auch 2022 immer noch, erst letzte Woche bei nur formal überdurchschnittlich gebildeten Menschen der Generation 50+ oder als unfreiwilliger Zuhörer des Nachbartisches 20+ in einer Pizzeria in Berlin-Kreuzberg. Ist das aber die Mehrheit? Wie in anderen Kommentaren von mir schon geschrieben: wir haben seit dem 24.2.22 eine sehr stark fragmentierte Meinungslandschaft mit enormen Verschiebungen – besonders in der jüngeren Generation bilden sich meiner Beobachtung nach Cluster einer positiven Neubewertung des Wehrdienstes. Dies spiegelt sich vermutlich in Berichten mancher Nachwuchsgewinner. Ich befürchte aber, dass die Bundeswehr institutionell zu verkrustet ist, aus diesen Clustern eine breitere und tragfähigere Haltungsveränderung in größeren Kreisen zu fördern. Zumal hierfür jeglicher politischer Zeitenwende – Rückenwind aus dem BMVg fehlt. Lambrecht und Scholz scheinen keine echte Zeitenwende in der Haltung gegenüber der Bundeswehr zu wollen…schon eher manche Grüne.
Italien macht es eigentlich ganz gut…
Da kann man sich von der Straße nur für das
-VFP1 (volontario in ferma prefissata di 1 anno) bewerben. Das sind einjährige Freiwillige, kann einmalig verlängert werden auf gesamt 2 Jahre. Nach dem ersten Jahr darf man sich für
-VFP4 (volontario in ferma prefissata di 4 anni) bewerben, mit erneutem Auswahltest, das kann dann zwei Mal um zwei Jahre verlängert werden. Also auf gesamt 8 Jahre. Nach fünf Dienstjahren darf man sich als
-VSP (volontari in servizio permanente) bewerben. Auch hier wieder erneuter Auswahltest, dass ist dann die italienische Version vom BS.
Für die Offizierslaufbahn muss man mindestens VFP1 absolviert haben und wird bei bestehen dann direkt VSP.
Nachtrag:
Zudem ist Anfang 30 auch das Alter in dem man sehr konkret die „Familienplanung“ angeht. Da ist die Aussicht auf Trennung, Einsatzbelastung u.a. bzw. Umzüge nicht sehr verlockend.
Zum Glück gibt es Kameraden und Kameradinnen, die dies auf sich nehmen, Leider sind die Scheidungsraten auch entsprechend, AG hatte da 2012 einen Beitrag dazu:
https://augengeradeaus.net/2012/01/bitte-ubersetzen-80-prozent-scheidungsrate/
https://www.derwesten.de/politik/scheidungsrate-80-prozent-bundeswehr-als-beziehungskiller-id6280166.html
Die Zahlen heute wären interessant, vielleicht hat die Stellenbündelung bei den UmP ja etwas gebracht.
Ich habe bisher 23 Dienstjahre bei der Infanterie auf dem Buckel und bin mittlerweile soweit, das ich wenn ich nochmal die Wahl hätte nicht mehr bei der Bundeswehr bleiben würde.
Zu groß waren doch die ganzen Enttäuschungen und falschen Versprechungen in den letzten 23 Jahren.
Bezogen auf Einsätze (6), Lehrgänge, Karriere und Beförderungen.
Viel zu viel Bürokratie und das Jahrzehntelange Kaputtsparen haben da sicherlich dazu beigetragen.
Ich habe so viele Kameraden, welche hochwert Lehrgänge voweisen konnten erlebt, welche dann nicht BS geworden sind. Warum auch immer.
Ich habe oft genug erlebt wie wir als Bestandspersonal hinten runter gefallen sind (Weiterverpflichtungsprämie, Heimatnahe Versetzung, Beförderungen, Trennungsgeld, Lehrgänge, Ausrüstung).
Sowas spricht sich auch außerhalb der Bundeswehr rum. Wenn wundert es dann wenn keiner mehr kommen will, trotz gutem Geld.
Vereinbarkeit Familie und Beruf sind teilweise einfach nur Lachnummern!
Geschweige von der Besonderen Altersgrenze, damals stand das in meinem Vertag noch anderst!
Es hat schon ein Grund warum ein Infanterie Portepee mit 54/55 in Ruhestand darf.
Ich sag nur mal 7 Monate in Kunduz oder 7 Monate aufm OP North.
Ein halbes Jahr pause nach 7 Monate Einsatz teilweise normal!!
Früher war man noch in der Lage als UmP noch selbständig Entscheidungen zu treffen, heute ist man als SFw nur noch ein einfacher Lakai welcher keine Ahnung hat ( mach ja nur seit 23 Jahren das selbe) und der junge Herr Oberleutnant hat die Weißheit in die Wiege gelegt bekommen.
Die Abhängigkeit von zivilen Firmen wird auch immer größer. Ein InstFw darf nur noch Glühbirnen wechseln, der Rest ist HIL Sache.
All das plus die Herabsetzung der Eignung und die Abschaffung der Wehrpflicht sind die jetzige Personalstärke der Bundeswehr.
Egal, nächstes Jahr bin ich einstellig und das geht dann auch noch rum.
In diesem Sinne Horrido
@Trevor Faith:
„ Vielleicht sollte man dazu übergehen, Zeitsoldaten für die ersten 1 -2 Jahre ausschließlich als Mannschaften, z.B. in der Infanterie einzusetzen. Dann lernen auch das Handwerker auf den unteren Ebenen kennen.“
Ich wuerde gerne zu Ihrem Kommentar nachfragen, wie dieser Vorschlag zum Personalmangel der Streitkraefte insgesamt beitragen sollte?
Aus meiner Sicht wuerden Sie damit einem SAZ12 Truppendienstoffizier damit einfach 2 Jahre seiner Zeit als Hauptmann am Ende abschneiden. Und dies ist aus langjaehriger Erfahrung die 2 Jahrer in denen der SAZ12 Truppendienstoffizier am effektivsten ist (vorallem durch die kommulierten Erfahrungsjahre als Offizier).
Desweiteren klingt das fuer mich auch nach einem deutlich weniger attraktiven Verwendungsaufbau, aus Sicht eines jungen Menschens, der auch zahllose Alternativen zum Dienst in den Streitkraeften hat.
@BavarianBlackwolf
Ist ja alles nettes Pazifismusbashing, aber vielleicht würde der Abgleich mit der Realität nicht schaden?
Wann genau haben wir in den letzten Jahren „unser Land und unsere Bevölkerung“ verteidigt? Stattdessen jahrzehntelang Einsätze „out of area“, bei denen die Politik selten in der Lage war, klar und deutlich zu formulieren, welche Ziele die Soldaten dort eigentlich um den Preis ihres Lebens verfolgen.
Angesichts dieser Bilanz und mangels der Bedrohung für das o.g. „unsere Land und unsere Bevölkerung“ (und nein, RUS steht nach wie vor nicht kurz davor, DEU zu überrennen), ist es da wirklich verwunderlich, dass die jungen Menschen nicht bei der Bundeswehr die Erfüllung ihres Lebens suchen?
„Wenn wundert es dann wenn keiner mehr kommen will, trotz gutem Geld.“
Gutes Geld ist relativ: selbst für die nächsten Bundeswehrstandort (egal, ob Marine, Heer, Luftwaffe) benötige ich von meinem Heimatort mindestens 45 Minuten Fahrzeit, höchstwahrscheinlich eher mehr.
Solche „heimatnahen“ Verwendungen sind dabei dann auch noch eher selten -> das bedeutet entweder eine Wohnung am Dienstort und/oder teure Reisekosten (man beachte nur den aktuellen Benzinpreis und Verschleiß). Damit geht das „Gehalt“ dann doch schon ordentlich nach unten.
Ehrlich gesagt, etwas besseres als die Bundeswehr (als Arbeitgeber) findet man mittlerweile/aktuell überall.
Das Problem ist auch kein „typisch Deutsches“. Nahezu jeder unserer europäischen Verbündeten ohne Wehrpflicht, hat in den letzten Jahren massive Probleme bei der Rekrutierung und beim Halten von qualifiziertem Personal. Egal ob es sich um England, Frankreich, Polen, Belgien, die Niederlande oder Spanien handelt. Genau wie hier werden verzweifelt Programme aufgelegt, um dem entgegenzuwirken: Auslagerung an ziviele „Recruitment Center“, schnellere Einbürgerung, bessere Übernahmemöglichkeiten in den zivilen öffentlichen Dienst, Anrechnung auf Wartezeit beim Studium usw… bislang ohne nennenswerten Erfolg.
https://www.telegraph.co.uk/news/2021/02/06/army-facing-troop-shortage-leaked-mod-report-shows/
https://nltimes.nl/2022/04/08/military-conscription-consideration-netherlands-report
https://www.brusselstimes.com/60962/belgian-army-retiring-officials-young-recruits-not-staying-staffing-problem-almost-half-military-departures
etc….
Letztlich muss man möglicherweise konstatieren, dass ein wirklicher Aufwachs nur mit Wiedereinführung einer Wehrpflicht, oder einer erheblichen Verschlechterung der Lage auf dem Arbeitsmarkt einher gehen kann. Schweden hat ja bereits kapituliert und 2019 die 2010 abgeschaffte Wehrpflicht wieder eingeführt, da die Rekrutierungszahlen zu stark eingebrochen sind.
https://www.reuters.com/article/us-sweden-military-idUSKBN1690ND
@Küstengang01
Ich stelle mir gerade die Frage, warum ich mir (stünde ich vor der Wahl) als junger Mensch Ihr System antun sollte? Was hätte mir als junger Mensch auf dem Weg ins Arbeitsleben denn die Bundeswehr im Gegenzug zu bieten?
Jeder Arbeitgeber (auch im öffentlichen Dienst) bietet da mehr und bessere Möglichkeiten und Perspektiven, ganz ohne sich so schikanieren und ausnutzen zu lassen.
Beispiel: Klar, muss man fit sein und den Polizei-Einstellungstest bestehen, vielleicht noch eine Abschlussprüfung bei der Ausbildung, aber dann war es das (die Probezeit ist ja sowieso ein Selbstläufer) und dann A-irgendwas bis zur Pension. Nun dann ihr Modell dagegen.. Wirklich sehr attraktiv, insbesondere für Leute, die etwas auf dem Kasten haben *Ironie*
Ihr Rekrutierungssystem macht doch nur Sinn, wenn Sie genügend verzweifelt Menschen haben, die keine andere Wahl haben…
„Im Juli 2021 lag die Jugendarbeitslosenquote in Italien bei etwa 28 %. Darüber hinaus zeigen regionale Daten, dass in den südlichen Regionen Italiens (Sizilien, Kalabrien und Kampanien) die Jugendarbeitslosigkeit bei fast 50 Prozent liegt.“ [1]
Ahhhh
„In Deutschland fiel die Marke auf 7,6 Prozent, den historischen Tiefstand seit der Wiedervereinigung.“ [2]
Ohhhh
…aber mit ein wenig „Glück“, wird die Politik dieses Land in ein paar Monaten so weit heruntergewirtschaftet haben, dass Ihr Rekrutierungsmodell doch noch Sinn machen könnte.
1 https://www.pressenza.com/de/2021/10/jugendarbeitslosigkeit-in-italien/
2 https://www.n-tv.de/politik/Deutschland-lockt-5000-Spanier-article10678391.html
Lieber Herr Wiegold, vielen Dank, dass er sich die Mühe machen, uns diese Zahlen zur Verfügung zu stellen. Was mir an diesen Zahlen fehlt (das ist gewiss nicht Ihre Schuld), dass sind die Zu- und Abgänge. Natürlich macht das dreigliedrige System aus Freiwilligen, SaZ und Berufssoldaten es deutlich schwerer ein klares Bild zu erhalten.
Deshalb bitte ich Sie Ihre Ansprechpartner bei der Bundeswehr doch mal mit folgenden Fragen auf den Zahn zu fühlen:
a) Wieviele Soldaten (gesamt und auf die drei Gruppen verteilt) müsste die Bundeswehr jedes Jahr mindestens einstellen, um den Schwund auszugleichen und den gewünschten Stand von 186000 zu halten?
b) Wieviele Soldaten müssten jedes Jahr (gesamt und auf die drei Gruppen verteilt) zur Bundeswehr dazukommen, um den geplanten Aufwuchs von bis zu 203000 auf absehbare Zeit zu erreichen?
Ich habe mir mal bei DeStatis die Prognose der Bevölkerungsentwicklung für den Zeitraum bis 2030 angeschaut. Demnach liegt die Prognose für die Zahl der 18-Jahrigen Männer mit Schankungen relativ konstant um 388000 pro Jahr. Das ist der Pool aus dem die Bundeswehr schöpfen kann. Gleichzeitig steigt aber die Zahl derjenigen, die sich in den Ruhestand verabschieden und in Wirtschaft und Verwaltung die Personalnot verstärken.
Eine Erhöhung des Frauenanteils würde natürlich helfen. 13 % sind im Vegleich mit anderen Berufsgruppen doch ziemlich dünn.
@Schlammstapfer:
„Eine Erhöhung des Frauenanteils würde natürlich helfen. 13 % sind im Vegleich mit anderen Berufsgruppen doch ziemlich dünn.“
Mathematisch haben Sie hiermit vollkommen Recht.
Der Soldatenberuf ist allerdings fuer eine junge Frau, statistisch einwandfrei belegt, noch viel weniger attraktiv, also fuer einen jungen Mann. Dazu moechte ich deutlich herausstellen, dass dies nichts mit Eignung zu tun hat, sondern ausschließlich mit dem natuerlichem Persoenlichkeitsunterschied zwischen Mann und Frau.
Damit moechte ich sagen, dass man nicht mehr tun kann, als bei der Einstellung Frauen und Maenner fair zu behandeln und niemanden zu benachteiligen und natuerlich diese Chancengleichheit moeglichst weitreichend zu bewerben. Ich habe den Eindruck, dass die Streitkraefte dies schon seit vielen Jahren tun.
Ich sehe daher eine substanzielle Erhoehung des Frauenanteils fuer eine mathematisch gute Idee, aber nicht erreichbar.
Schätzmeinung gefragt: Wie viele der verbleibenden 8722 FWDL werden wohl sinnvoll verwendet?
Zum Thema Bewerbungsprozess einfach mal die Bewertungen auf Kununu durchlesen: https://www.kununu.com/de/deutsche-bundeswehr/bewerbung
Das sagt alles und deckt sich mit meinen Erfahrungen auf anderer Ebene mit BAPersBW und KC.
Mein letzter Beitrag zu den Zahlen war noch von leiser Hoffnung auf die „Zeitenwende“ in den Köpfen der jungen Leute inspiriert. Heute werde ich eines anderen belehrt.
Aber einfach der Demographie vertrauen.
Dies bedeutet für Deutschland, daß eventuell doch über eine Art von Pflegepflicht mal nachgedacht werden muß.
Die Wehrpflicht hätte dann sicher auch Ihre Anhänger.
Also doch allgemeine Dienstpflicht ?
Ich für meinen Teil denke, daß Wunsch und Wirklichkeit nicht zusammen passen. Wenn man sieht, welche Truppenkörper aufgebaut werden sollen reicht auch eine Bw von 203.000 Mann (Personen) nicht aus. Der Aufwuchs der ArtTr wurde bereits angesprochen, zusätzlich dann noch ABCAbw, Pio und Log. Und dann noch die dritte Felddivision (nein, für mich ist die DSK – bald mit GebJgBrig 23, so GL Mais in ESUT) keine RPT: keine – Felddivision.
Die Marine benötigt auch seefahrendes Personal, sogar mehr als vorher (Mehrbesatzungskonzept).
Woher nehmen wenn nicht stehlen? Bei den Werksschließungen der Automobilindustrie (z.B. OPEL in Bochum, jetzt auch Kaiserslautern, u.a.) war man optimistisch Personal rekrutieren zu können. Und auch während CoVid-19 wären vielleicht genügend Flugschüler verfügbar gewesen. Wie sieht es da mit den Zahlen aus?
… was ich noch vergessen habe als Ergänzung zu meinem Beitrag von 21.38 Uhr:
Natürlich gibt es erfrischende Ausnahmen, die mit Freude, Kompetenz und Elan den Dienst in KC und BAPersBW versehen! Leider aber eben Ausnahmen.
Tja wer hätte ahnen können das eine desolate Materiallage bei allem was fährt, schwimmt und fliegt, eine sehr bescheidene und uralte Pers Ausrüstung für den Großteil der Bundeswehr, eine immer aberwitziger werdende Bürokratie, gefühlt nie endende Corona Amtshilfen und die gefühlte Zunahme von wirklich schlechten, beinahe inkompetenten Vorgesetzten (hier insbesondere StOffze als Primärgruppe) sich negativ auf das Binnenklima auswirken.
Und auch wenn unsere Besserwisser aus all den Ämtern und Stäben es nicht wahrhaben wollen, ein positives Binnenklima führt automatisch zu einer positiven Mundpropaganda, welche wiederum Interessenten zu den Karriereberatern führt.
Jetzt mal Hand aufs Herz: Welches Elternteil würde seine Kinder, im Wissen um den inneren Zustand der Bw, unterstützen Soldat zu werden? Ich schätze mal die Wenigsten.
Getoppt werden die oben genannten Punkte von Generälen die erst im Ruhestand ihr Rückgrat entdecken und mit Appellen und Büchern den desolaten Zustand der Bundeswehr anprangern, den sie entweder jahrelang selber mitgetragen haben oder aber in Teilen zu verantworten haben.
Ich bin mittlerweile sogar überrascht das wir noch nicht unter die 180.000 Marke gerutscht sind, was aber angesichts des negativen Trends eine durchaus realistische Möglichkeit wird.
@jabberwocky: Das war kein Bashing. Sondern die aus meiner Sicht logische Erklärung, wieso die Bundeswehr nicht mehr Personal findet. Ich respektiere jeden Pazifismus. Empfinde ihn stellenweise nur als naiv. Aber das ist ein anderes Thema.
Was soll diese Fixierung auf die nackten Zahlen? Wir haben genug Soldaten, wir schleppen mindestens 10-20 % des Personals aus sozialen Gründen mit und genau deshalb kommen noch mehr zu uns, die wir kaum brauchen können. Außerdem haben wir zu viele in der B- Besoldung. Leistung, körperliche Leistungsfähigkeit oder Auslandsdienstverwendungsfähigkeit spielen ja leider keine Rolle. Es gibt so viele die nach wie vor nur Gammeldienst haben und Truppe wird überbelastet. Vorschlag: Eine neue Struktur, die nicht die Inspekteure selbst machen, denn niemand legt seinen eigenen Teich trocken, sondern jemand von extern. Weg mit den ORG-Bereichen vor allem Sanität mit dem merkwürdigen Krankschreibeverhalten fast aller Truppenärzte, zurück zu den TSK. Und vor allem weg vom Beamtenrecht. Aber das ist wohl alles nur Wunschdenken, die Zahlen sind völlig irrelevant…
@Florian Staudte sagt: 28.07.2022 um 16:39 Uhr
„„Koffer“, bitte kommen. Wir brauchen Ihr Statement.“
Ich darf Sie auf meine Kommentare zum letzten Monate verweisen. Seit dem hat sich nichts geändert. Die relevanten Zahlen sind die Zahlen in einem Monat und in dreizehn Monaten. Dann werden wir sehen, wo wir stehen. Vorher Schlussfolgerungen zu ziehen ist ambitioniert. Diese sogar als Tatsachen zu verkaufen ist schlicht unseriös.
@HaWa
@ASpooner
Volle Zustimmung!
Nach 13 Jahren als SaZ und Offizier und nunmehr als Beamter in der Bundeswehr fällt es mir tatsächlich sehr schwer, selbst meinen eigenen Kindern die Bundeswehr zu empfehlen.
Es ist traurig.
Die innere Lage der Bundeswehr ist wirklich nicht gut.
@ Berufssoldat:
DANKE! Volle Zustimmung!
Die Spreu trennt sich vom Weizen, und das ist gut so.
Sinkende Personalzahlen sind kein Grund zur Sorge, vielmehr bereitet sie den Weg, für Reformen des H2OKopf Bereich. Laut Aussage VM haben 40.000 Reserviten ihre Interessenbekundung abgegeben. Hinzu kommen eine unbestimmte Anzahl von Soldaten die nach Ihren Einsätzen in Hartz 4 bezug gelandet sind und nicht üben dürfen da sie das Ansehen der Truppe gefährden. Die Ausbildung bleibt und die Ausrüstung gibt es für Ramschpreise bei Ebay. Alles im Oliven Bereich.
Immer wieder wird über die steigende BS-Anzahl gesprochen. Hier mal in einer Grafik ausgedrückt:
https://bilderupload.org/bild/4fd578513-2022-07-29-09-07-54-perso
Die Zahlen beginnen im Okt 2018. Seit dem veröffentlicht das BMVg diese Zahlen.
Auch mal eine wenig diskutierte Zahl. Seit der Umstrukturierung im Mai 2017 wuch die Zahl der MA in AIN um 18,8 %. Der Trend ist anhaltend.
Und hier mal eine Grafik zur gesamten Personalentwicklung:
https://bilderupload.org/bild/c3bf78859-2022-07-29-09-13-44-perso
[Danke – ist es ok, wenn ich die beiden Grafiken oben im Text einbinde? Und mit welcher Quellenangabe? T.W.]
@Schlammstampfer:
Nach eigener Aussage bräuchte die Bundeswehr bei derzeitigen Strukturen jedes Jahr 20.000 Neueinsteiger, Um eine Auswahl zu haben, bräuchte man, laut eigener Aussage, 60.000 Bewerber. Der Geburtsjahrgang 2005 (werden nächstes Jahr 18 Jahre alt) betrug ca. 680.000 Kinder. Ergo muss sich jedes zehnte Kind (M/W/D) bei der Bundeswehr bewerben. Da W und D sich deutlich deutlich seltener bewerben braucht es noch mehr M, die sich bewerben. Fragen Sie doch mal in der nächsten S-Bahn ausreichend junge Männer, wie viele sich davon bei der Bundeswehr beworben haben. Ganz sicher werden es nicht 1 aus 5-7 sein.
Auch beim Thema Reservistendienstleistende ist es leider nicht anders. Stichwort Helfende Hände für die Impfzentren, von den ca. 50 die sich gemeldet haben, konnten wir ca. 7-8 einsetzen und nur 4 waren brauchbar. Aber das war ja vor allem politisch gewollt.
Schlechte Presse und Desinteresse in der Bevölkerung? Na, wie wäre es denn, wenn wir mal wieder eine Medienklitsche mit grenzwertigen Slogans und Plakataktionen beauftragen (wie war das vor der Schließung des Automobilwerkes?)?
Vielleicht können wir vor dem anstehenden Gaswinter noch ein paar hundert Bademeister anwerben.
Oder, ketzerischer Gegenvorschlag: Macht mal 1-2 Monate Großmanöver (freilaufende Übung) pro Jahr in wechselnden Bundesländern mit allem, was die Truppe hergibt.
Das dann gerne von der Presse begleiten lassen.
Im Anschluss einen Monat Auswertung von Material und Personal plus Konsequenzen daraus. Also Ergänzungs-/Nachbeschaffung beim Material und bei den Soldaten dann auch ne Beurteilung, wie es mit Leistung und Können aussieht. (Vorschlag: Versager entlassen, nicht in die B-Besoldung schieben oder zum OStFw machen.)
Nach zwei Jahren wäre die Bw nur halb so groß, hätte aber wieder ein „Standing“ und den Ruf, dass man dort mit Leistung auch was geboten bekommt.
Ohne erneute Wehrpflicht geht es m.E. ohnehin nicht.
TTS hat das Beispiel Schweden ja angeführt. Wobei in Schweden natürlich auch immer die eigene Verteidigungsbereitschaft aufgrund der Neutralität gesellschaftlich höher verankert war, als bei uns, wo es immer zynisch hieß: „Die Bundeswehr muss den Feind nur so lange verzögern, bis eine richtige Armee eintrifft(!)“ Und das war zu Zeiten, als die Bundeswehr zwischen 1972 und 1991 durchgängig knapp unter 500.000 Soldaten im Jahresdurchschnitt unter Waffen hatte… Noch 1991 lag die Anzahl der Grundwehrdienstleistenden und freiwillig länger Dienstleistenden laut Statista.de bei knapp 211.000.
Schon bis Ende der 90er Jahre ging das deutlich zurück. Mit zunehmender Deaktivierung der Grundausbildungseinheiten und ohne Bevölkerung mit Grundausbildung fehlt es natürlich auch an der Aufwuchsfähigkeit im V-Fall. Wenn von der Narwa bis zum Suwalki-Gap die Granaten fliegen, oder Weißrussische Truppen über den Bug setzen und Richtung Warschau vorrücken, brauche ich auch nicht mehr damit anfangen, die ersten Wehrpflichtigen einzuberufen.
Die (Wieder-)Verankerung des Bewusstseins, dass wir Streitkräfte haben, in der Bevölkerung ist dabei nur ein angenehmer Nebeneffekt, wie auch die allmähliche Entfremdung der Bw von der Bevölkerung eine unangenehme Folge der Aussetzung war.
@Berufssoldat sagt: 28.07.2022 um 19:28 Uhr
„Früher war man noch in der Lage als UmP noch selbständig Entscheidungen zu treffen, heute ist man als SFw nur noch ein einfacher Lakai welcher keine Ahnung hat ( mach ja nur seit 23 Jahren das selbe) und der junge Herr Oberleutnant hat die Weißheit in die Wiege gelegt bekommen.“
Ja, das kommt dabei heraus, wenn man die Kameraden direkt als Oberfeldwebel einstellt. Das gibt es bei den Offizieren auch, aber in weit eingeschränkterem Maße und nur bei bestimmten Verwendungen.
Das hat dazu geführt, das man in eine Kaserne kommt, und der Großteil der Feldwebel eben keine Führungsposition hat. Man muss quasi fragen, wenn man eine kompetente Antwort haben will, wer von den fünfzehn Hauptfeldwebeln/Stabsfeldwebeln denn eine entsprechende Position innehat. Wobei Hauptfeldwebel mittlerweile eine Pflichtbeförderung ist.
Dann kommt es zu den von Ihnen beschriebenen Zuständen. Das Unterführerkorps ist durch diese inflationären Maßnahmen entwertet.
Man muss sich wirklich wundern, wie Arbeitnehmer (egal ob Beamter, Soldat, Angestellter) immer wieder die besten Lösungen für den Arbeitgeber vorschlagen.
Zu wenige Soldaten? Wehrpflicht!
Zu wenige Pflegekräfte? Zivildienst-Pflicht!
Zu wenige Feuerwehrleute und Polizisten? Anforderungen runterschrauben!
Wie wäre es denn damit, dass man die Berufe und Arbeitsplätze attraktiver gestaltet? Was wir aktuell erleben ist was passiert wenn der Markt regelt. Wenige attraktive Stellen werde eben weniger gute Bewerber finden. Statt diesen “Hebel” nun auszuhebeln mit Pflichtprogramm wäre das der Moment, wo man klar und sauber ggü. Politik und AG (Arbeitgeber, nicht diesen Blog) formuliert was passieren muss. Und wenn es noch nicht geschehen ist, dan ist der Druck eben noch nicht groß genug.
Und bitte, nicht anfangen mit “kein Geld da”. Wir leben im reichsten Land Europas, im viert reichsten Land der Welt. Wir haben die größten Goldreserven der Welt. Es ist immer Kuchen da. Die Frage ist nur, wer bekommt wieviel davon.
Ich sehe es genau wie ASpooner.
Die Kopfstärke sagt nahezu gar nichts über die Einsatzfähigkeit aus.
Die Gründe warum sich das Individuum dem Dienst entziehen kann sind so vielfältig, dass es kaum mehr messbar ist.
Für die Ausbildungsleiter ist es oft genug nicht planbar über welche Ausbilder und welche Mannschaften sie verfügen, um ihrem Auftrag nachzukommen.
Dass dann der Dienst für diejenigen die mitmachen nicht produktiver wird, wenn jeden Morgen erstmal geguckt werden muss, wer überhaupt mitmacht, ist vermutlich auch für Außenstehende nachvollziehbar.
Man kann sich noch so zweckmäßige Brig und Div Strukturen ausdenken, wenn die Kompanien nur in SAP/PersWiSys existieren und beim Herstellen der Gefechtsbereitschaft immer 50% vom gebuchten und bezahlten Personal nicht da ist.
Bei dem genannten Krankschreibeverhalten wird nach meinem persönlichen Erleben üblicherweise der untersten Führungsebene die Schuld gegeben, anstatt zu messen ob es sich um ein querschnittliches und systemisches Problem handelt.
Maßnahmen:
1. Einheiten über Soll aufstellen
2. Kürzung der Besoldung bei Fehlzeiten nach Entscheidung Disziplinarvorgesetzter.
3. Mannschaften erst dann auf Stelle buchen, wenn sie ihre Ausbildung für den Dienstposten abgeschlossen haben.
4. Kürzung der Dienstzeit für
Berufssoldaten bei Ableistung von Einsätzen (1 Tag Einsatz = 1 Tag früher DZE) und bei Bereitschaftszeiten (1 Tag NTM <5 Tage = 1/2 Tag früher DZE)
@Berufssoldat 100% Zustimmung.
Am liebsten habe ich die Antwort gehört „was wollen sie denn,sie sind doch BS“
Es wird mMn deutlich unterschätzt, das gerade die altgedienten, einsatzerfahren Soldaten diejeniegen sind welche den Jüngeren verkauft haben wie (sry für den Ausdruck) geil Bundeswehr sein kann. Ja es gab und gibt auch wirklich schöne Seiten des Dienstes, aber würde ich heute jemandem meinen Werdegang empfehlen, eher nein.
Gerüchteweise soll es sogar eine TSK geben in der sich im laufenden Jahr nicht genug Bewerber zum BS in einer DG-Gruppe finden, wie man da eine wie auch immer geartete „Bestenauslese“ durchführen will ist mir schleierhaft.
Das Problem mit der Dienstgradschwemme kriegen sie die nächsten zwanzig Jahre aber auch nicht mehr geregelt
Das beste Beispiel diese Woche gesehen auf Bundeswehr.de . Themenreihe „im Einsatz „ wurde ein Soldat vorgestellt , Alter 32, seit 2016 bei der Bundeswehr jetzt im Dienstgrad Hfw. Im Heimatstandort Personalfw , also keine Mangel atn . Was will man jemandem noch bieten der nach sechs Jahren hfw ist ?
@Berufssoldat sagt: 28.07.2022 um 19:28 Uhr
„Früher war man noch in der Lage als UmP noch selbständig Entscheidungen zu treffen, heute ist man als SFw nur noch ein einfacher Lakai welcher keine Ahnung hat ( mach ja nur seit 23 Jahren das selbe) und der junge Herr Oberleutnant hat die Weißheit in die Wiege gelegt bekommen.“
Och das ist aber ne olle Kamelle. Das war auch früher nicht anders. Auch vor 23 Jahren (wir müssen nahezu gleichzeitig angefangen haben). Habe ich mir die gleichen Sprüche schon von den UmPs angehört. Und auch damals hörte ich schon, dass es auch in den 70ern Oberleutnante gab, die alles in die Wiege gelegt bekommen haben sollen. Muss eine verdammt alte Wiege sein.
Früher war vieles anders. Aber nicht alles besser.
Es mangelt an Attraktivität- nichts anderem – schließlich ist man am freien Markt tätig seit Aussetzung der Wehrpflicht.
Woran merkt man dies neben der abfallenden Bewerberzahlen? (Da könnte man noch Demographie anmerken)
– Bewerber BS (und deren Leistungsbild)
– Kündigungen BS
Und das sind seit ein paar Jahren auf beiden Seiten leider Hammer -Zahlen.
Und der freie Markt weiß genau wie er Soldaten ködert:
1. ähnliche/bessere Bezahlung
2. Weniger Bürokratie
3. Standortsicherheit
4. Entwicklungschancen WENN man dies möchte
5. Modernes Betriebsklima
6. Keine Gefahr für Leib, Leben und Gesundheit
Das Gegenangebot der Bundeswehr:
1. (oft) einmalige Berufstätigkeit
…
…
Dieses Land ist wirtschaftlich einfach viel zu erfolgreich, viel zu sozial und förderungswillig um sich eine 200.000 starke Streitkraft mit dem System und dem Flair der 80er zu halten.
Der Gegenentwurf wäre eine Verständniszäsur “wie Militär” aussieht. Denn “im Einsatz” geht immer alles – aber “das hat nix mit Grundbetrieb zu tun”. Und diesen Grundbetrieb auf links drehen traut sich keiner. Die Bürokratie und der Formularwahnsinn wird mehr. Die “Meldeverpflichtungen” (Bundeswehrjargon für ABM) wuchern und halten komplette Prozessketten in absolutem Selbstzweck am Leben.
Geübt und trainiert wird wenig – gedient aber ganz ganz viel. Und die SAZV hat das sogar noch verschlimmert.
Was bietet dieses System?
Wie hoch sind denn die Kündigungszahlen? Ich frage mich außerdem bis heute, wie es möglich ist ohne Einsatzerfahrung bis B3 hoch zu kommen, kenne einige Beispiele aus den KdoBeh. Und für unsere ganzen Drückeberger brauchen wir außerdem noch mehr Ansprechstellen außerhalb des Dienstweges, um mehr Unruhe zu stiften oder seinen Willen zu bekommen, und von DU-Verfahren brauchen gar nicht sprechen, dauern Minimum 3 Jahre. Der interne Spitzenreiter bei BAPers soll mit A15 Besoldung fast 11 Jahre kzH gewesen sein. Ich denke mittlerweile auch über Kündigung nach, wäre vllt das Beste…
Tja, den Bestandskunden wird nichts und auch keine Perspektive geboten und für Neuzugänge wird auch nicht gerade der rote Teppich ausgelegt.
Gibt viele die Verlängern wollen oder auch die Laufbahn wechseln, da reicht es wenn der Spieß ein paar Kontakte hat und es wird nix. Anträge versickern auf unterster Ebene. Was sonst noch mit Bewerbungen passiert, steht bei dem link der oben gepostet wurde. Weiter geht’s dann mit inkompetenten StOffzen die nicht verstehen das man für A auch B und C braucht.
Unnötig viele Formulare und Anträge.
Inst die nicht ohne GmbH schrauben darf.
International abgehängt weil Führungsmittel veraltet und nicht kompatibel (Fm) und PersAusr sich jeder was anständiges selbst beschafft hat.
Einen veralteten offline Kopierer gegen ein modernes Gerät zu tauschen dauert Monate. Weitere IT Arbeitsplätze einzurichten (dank neuen System für trennungsgeld, das nun JEDER am dienstlichen Rechner auszufüllen hat) ebenfalls.
Ein SAP System mit Logik und Bedienung a la Win95.
Und das könnte ewig so weitergehen..
@wardabei
Ihr Lösungsansatz spricht mir aus der Seele!
@istso
Genau! Was gibt mir überhaupt noch einen Anreiz, wenn solche BS Sprüche kommen!
@O.punkt
Natürlich war das früher auch schon so, aber halt nicht so ausgeprägt.
Was ich eigentlich meinte war, das einem als alter Portepee wesentlich mehr Vertrauen entgegengebracht wurde. Und Entscheidungen die ich Treffe nicht belächelt werden oder erst von einem Offizier gegengeprüft werden.
Bsp.
Ich melde für meinen Zug den IGF Stand vorm Sommerurlaub.
Reaktion: Hat der KEO das schon gegengeprüft!?
Oder Mat Anforderung für ÜbPl erstmal von einem Erwachsenen (Olt 24) erstmal geprüft werden.
Was soll das??
Aber bei der Bahnverladung ist dann keiner der feinen Herren da und das kann dann schön der doofe SF machen