Personalstärke November 2021: Wieder näher an die 184.000
Die Zahl der aktiven Soldatinnen und Soldaten der Bundeswehr schwankt weiterhin deutlich, und unverändert veröffentlicht das Verteidigungsministerium die Zahlen nur mit ziemlichem Zeitverzug. Deshalb ist der Anfang Januar 2022 veröffentlichte Stand vom November 2021 erstmal nur eine statistische Angabe: Mit 183.750 aktiven Soldat*innen steigt die Zahl im Vergleich zum Vormonat erkennbar, da lag sie unter 183.000.
Den größten Unterschied bei den November-Zahlen im Vergleich zum Oktober machten diesmal die Berufssoldaten aus: Ihre Zahl stieg von 54.379 auf 54.899. Auch der Anstieg bei den Freiwillig Wehrdienst Leistenden von 8.246 auf 8.643 trug zur Gesamtseigerung bei. Dagegen blieb die Zahl der Zeitsoldaten weitgehend unverändert (von 119.826 auf 119.885).
Die Anfang Januar 2022 veröffentlichte Statistik für November 2021, wie üblich unter dem immer gleichen Link eingestellt:
Insgesamt leisten 183.750 Soldatinnen und Soldaten ihren Dienst bei der Bundeswehr
Bundesministerium der Verteidigung 1.124
unmittelbar nachgeordnete Dienststellen 3.300
Streitkräftebasis 27.723
Zentraler Sanitätsdienst 19.841
Heer 62.858
Luftwaffe 27.367
Marine 16.217
Cyber- und Informationsraum 14.350
Bereich Infrastruktur, Umweltschutz, Dienstleistungen 951
Bereich Ausrüstung, Informationstechnik, Nutzung 1.764
Bereich Personal 8.255
davon bis zu 5.400 Studierende an Bundeswehr-Universitäten
Berufssoldaten 54.899
Soldaten auf Zeit 119.885
Freiwillig Wehrdienstleistende 8.643
Freiwillig Wehrdienstleistende im Heimatschutz 323
Die Zahl der Frauen in den Streitkräften:
23.632 Soldatinnen sind aktuell bei der Bundeswehr; rund 13 Prozent (beträgt der) Anteil der Soldatinnen bei der Bundeswehr
Heer 4.609
Luftwaffe 2.476
Marine 1.706
Streitkräftebasis 3.145
Sanitätsdienst 8.159
Cyber- und Informationsraum 1.440
Ministerium und andere Bereiche 2.097
Laufbahngruppe/Laufbahnen (auch Anwärterinnen)
Offizierinnen 6.474
Unteroffizierinnen mit Portepee 8.039
Unteroffizierinnen ohne Portepee 3.562
Mannschaften 5.557
Status
Berufssoldatin 4.217
Zeitsoldatin 17.700
Freiwillig Wehrdienstleistende 1.660
Freiwillig Wehrdienstleistende Heimatschutz 55
Die wie immer von einem Leser (vielen Dank!) erstellte und fortgeschriebene Tabelle zur Personalstärke:
Die gesonderte Statistik zu den Zivilbeschäftigten:
Beschäftigt sind 81.956 zivile Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Sie verteilen sich wie folgt:
Bundesministerium der Verteidigung: 1.689
Bundeswehrverwaltung, Rechtspflege, Militärseelsorge und weitere, dem zivilen Bereich zuzurechnende Dienststellen: 56.692
Streitkräfte und dem militärischen Bereich zuzurechnende Dienststellen: 23.575
Von den 81.956 Zivilbeschäftigten sind 31.309 weiblich. Das entspricht rund 38 Prozent.
(Alle Angaben Stand November 2021, kein Stichtag angegeben)
Der Service von Augen geradeaus!, die Vergleichszahlen (die der Zivilbeschäftigten ab Mai 2019; Freiwillig Wehrdienst Leistende im Heimatschutz ab April 2021):
September 2021
August 2021
Juli 2021
Juni 2021
Mai 2021
April 2021
März 2021
Februar 2021
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Mai 2016
April 2016
März 2016
Februar 2016
Januar 2016
Januar 2013 bis Dezember 2015
(Archivbild Oktober 2021: Feldjäger-Hauptfeldwebel Stefan Beck überwindet mit seinem Diensthund Cliff einen Seilsteg bei einer Übung in Fritzlar – Jana Neumann/Bundeswehr)
Hinweis: Neue Bundeswehrstärke veröffentlicht. Die Bundeswehr ist im November auf 183.750 Soldaten gestiegen. Allerdings hat die Bw vergessen, auch die Zahlen für Frauen in der Bw und in den Teil Streitkräften zu aktualisieren, da werden noch die Zahlen für Oktober angegeben. Ich habe die November Zahlen gerade entdeckt. Am 31. 12. Standen noch die alten Zahlen dort, gestern hatte ich nicht nachgeschaut.
[Hm, es scheint, dass die Zahlen für Frauen aktualisiert wurden, jedenfalls stehen da nicht die Oktober-Zahlen. T.W.]
Naja, seit nunmehr zwei Jahren schwebt die Personalstärke um die 184.000 Soldaten herum, mal mehr – mal weniger. Mit einem Peak im Juli 2020 (185.198), also mitten in der Corona-Pandemie.
Mehr scheint mittelfristig nicht drin zu sein.
Die Bw hat ihre Zahlen seit heute Morgen aktualisiert. Heute morgen waren nur die Gesamtzahlen mit November angegeben, bei den Frauen und der Aufteilung in Berufssoldat en und Zeitsoldaten usw. War als Monatsstand jeweils noch Oktober auf der Bw HP zu lesen und es waren noch die alten Zahlen von Oktober. Mittlerweile steht über all November und die Zahlen sind aktualisiert. Zur Bewertung der zahlen sollte n wir langsam Mal wissen von der neuen Verteidigungsminister in, ob jetzt noch die Truppenstärke von 203.000 Soldaten angestrebt wird bzw was die Ampelregierung unter demografischer. Anpassung der Truppstärke genau versteht? Und wie es mit den Freiwilligen Heimatschutz Soldaten weitergeht, nachdem die Zahl der Soldaten im Freiwilligen Heimatschutz wieder gesunken ist und das Modell des FWLD Heimatschutz bis jetzt nur zu Probe auf ein Jahr eingeführt wurde?
Ein blinder Fleck ist interessant: da werden die 323 FWDL im Heimatschutz separat genannt, aber die Anzahl der Reservewehrdienstleistenden nach §4 ResG wird nicht genannt. Rechtlich gesehen sind diese Personen in einem aktiven Wehrdienstverhältnis. In den 434 BVK/KVK wären dies bisher 1303 zu besetzende DP, eine Schaffung weiterer Stellen ist im Gange, z.B. die Chefstellen der HschKp.
Es scheint aber seit Jahren niemanden zu interessieren, dass in der TerrVerbOrg das Personal ständig abnimmt, während die Einsatz- und Ausbildungsbelastungen (Corona, Flutkatastrophen, etc. ) ständig zunehmen. Viele KVK/BVK sind insgesamt auf 30-40% „Antrittsstärke“ runtergebrannt und nicht mehr schichtfähig. Neben dem LtgPers im ResWDV fehlen auch zahlreiche Offz/UmP d.R.. Ob die angekündigten Grundbeorderungen und die Zuweisung von FWDL-HS in die Territoriale VerbOrg auch umgesetzt werden? Möchte man diese recht einfach zu berechnenden Lücken nicht veröffentlichen??
@Pio-Fritz sagt: 04.01.2022 um 15:26 Uhr
„Naja, seit nunmehr zwei Jahren schwebt die Personalstärke um die 184.000 Soldaten herum, mal mehr – mal weniger. Mit einem Peak im Juli 2020 (185.198), also mitten in der Corona-Pandemie.
Mehr scheint mittelfristig nicht drin zu sein.“
Seufz.
Ich möchte Sie nicht persönlich angreifen, aber Sie machen hier gerade etwas zum Nagel, nur weil Sie einen Hammer in der Hand haben.
Es ist in der Tat möglich, dass die avisierte Zahl von 194.000 (+/-) ein Problem darstellt.
Aber die von Ihnen aufgestellte Behauptung, dass man das daran erkennen könnte, dass die Zahl seit ca. 2 Jahren auf dem gleichen Niveau pendelt ist grob falsch!
Ganz im Gegenteil. Wenn man berücksichtigt, dass durch Covid die Prüfungskapazität der KarrC über Monate drastisch reduziert war und man darüber hinaus berücksichtigt, dass das zu einem mittelfristig wirkenden Effekt führt, dann ist gerade die Tatsache, dass wir jetzt auf dieser Höhe sind sogar ein ziemlich aussagekräftiges Argument dafür, dass der Arbeitsmarkt noch deutlich mehr als 184.000 hergibt (ob das allerdings für die avisierten 194.000 +/- reicht, sei jetzt mal ganz dahingestellt).
Bitte nicht Zahlen so hinbiegen, dass es zur gewünschten Argumentationslinie passt.
Viel wichtiger ist doch, dass selbst wenn wir in 10 Jahren bei 194.000 (+/-) ankommen würden, es die FALSCHEN wären (zu alt, zu krank, zu dick, zu viel auf der Schulter, und in der falschen Dienststellen, um es mal sehr einfach zu sagen).
[blockquote] zu alt, zu krank, zu dick, zu viel auf der Schulter, und in der falschen Dienststellen, [/blockquote]
Wow. Das drückt quasi alle Personalprobleme der Streitkräfte in gerade mal 16 Worten aus. Respekt.
Fürs Material hatten wir das dann ja auch schon öfter: zu spät, zu teuer, zu wenig, zu kaputt, nicht so wie bestellt
@Koffer
„dass wir jetzt auf dieser Höhe sind sogar ein ziemlich aussagekräftiges Argument dafür, dass der Arbeitsmarkt noch deutlich mehr als 184.000 hergibt“
Da ist bei Ihren Argument aber auch der Hammer-Nagel Vergleich passend.
In der Wirtschaft und im restlichen Öffentlichen Dienst gibt und gab es genau die selben Probleme wie in den Karriere-Centern der Bundeswehr.
Also Nein (meine Meinung), der Arbeitsmarkt gibt keine 184.000+ her.
Nicht der aktuelle, nicht der Coronaarbeitsmarkt in 2020/2021 und auch nicht in der Zukunft.
Denn wenn alles wieder rund läuft bei der Bundeswehr, läuft auch alles wieder rund beim Rest.
Und wenn wir nach Corona keine große Rezession bekommen (Wahrscheinlichkeit 10-20 %), dann brummt „der Rest“ so stark und durch die ganzen Verrentungen der Babyboomer wird es null (0) Potenzial geben für 184.000+. Das war aber schon vor der Aufwuchskampagne allen klar, aber man wischt ja gerne Fakten im BMVg zur Seite, wenn sie einem nicht passen. (siehe Zahlen aufhübschen durch Verlängerungen und mehr Berufssoldaten – Folge sind ihre 16 Worte)
Das Problem lässt sich in 2 Worten zusammenfassen.
„Unrealistisches Wunschdenken“
150.000 (mehr oder weniger) ist eine realistische und praktikable Zielgröße bei unserer Demografie für die nächsten Jahrzehnte. Alles andere ist einfach nur „unrealistisches Wunschdenken“.
Verbesserung:
10-20 % Wahrscheinlichkeit, dass es zur Rezession kommt, also eher unwahrscheinlich
Damit auch ein härterer Wettkampf um Arbeitskräfte und damit auch ein fast unmögliches Unterfangen die 184.000 zu halten.
Naja, wenn Pio-Fritz feststellt, dass die Zahl seit zwei Jahren um die 184000 schwebt, dann finde ich die Aussage, dass die Zahl seit ca. zwei Jahren auf dem gleichen Niveau pendelt, nicht gerade falsch ;-) Egal was die Gründe dafür sind.
In Ihrem Vergleich lassen Sie ja auch außer Acht, dass ggf. zwar weniger Bewerber getestet werden, dafür aber vielleicht mehr weniger geeignete eingestellt werden, um die Quote trotzdem zu erfüllen. Und ob dann später mal mehr Leute bei uns hängen bleiben, dass bleibt erstmal zu beweisen.
Ich stimme Ihnen allerdings völlig zu, dass die großen Probleme nicht die reine Personalstärke sind. Es fehlt eher an „Boots on the ground“ in allen Bereichen. Allerdings würde ich noch verkrustete Strukturen, die überfüllten Stäbe und die in Teilbereichen irre Personalrotation sowie die fehlende Familienfreundlichkeit (Nicht für die gesamte Laufbahn, aber solange die Kinder klein sind) als Problemfelder dazu nehmen. Und das meine ich auch für neue Soldaten die es sich dann vielleicht doch überlegen, ob sie wirklich in so einem Umfeld als Master der Naturwissenschaften langfristig arbeiten möchten.
@Schnuckel
Aus den Stäben können Sie aber nicht die „boots on the ground“ herausschw… äh, generieren. Die Personalstruktur der Bw ist „top heavy“ und gleicht eher einer auf die Spitze gestellten Pyramide – aletersmäßig und dementsprechend auch nach DG.
Fiese Frage:
Wenn Arbeitgeber 10.000 Stellen zu besetzen hätten, wer würde dann die meisten Bewerber anziehen:
– Bosch / Daimler / Porsche u.a.
– BPol / LPol / Zoll u.a. ÖD
– Bw
und warum ist das so? Bereits jetzt fehlen qualifizierte Bewerber für Ausbildungsplätze im Handwerk aber auch in der Industrie (Mechatroniker).
Das Problem ist, daß bei der Bw Mannschafter keine außerhalb der Bw verwertbare Ausbildung erhalten (OK, bei der Fremdenlegion (z.B.) können sie sich noch bewerben).
BS „Mannschafter“ (BS 55)? Reaktivierung WPfl um zumindest die HSchEinh zeitnah aufzufüllen?
Mal schauen womit die neue Ministerin um die Ecke kommt.
Vielleicht kommt man ja doch wieder zu dem Schluss dass eine Wehrpflicht (man wird dazu Dienstpflicht sagen) wieder her muss. Damit die Feuerwehren und der Katastrophenschutz sowie die Altenheime wieder genug Manpower/Frauenpower bekommen… da hängt man die Bundeswehr wieder dran. Dann wird man die letzten großen AbenteuerActionAusflug Missionen abdrehen, weil man endlich erkennt das die seltenst etwas bringen und kann sich die BW wieder dem Verfassungsmäßigen Kernauftrag widmen… LV/BV und dafür reichen eigentlich locker 150T Aktive und 100T Reservisten.
@Denethor sagt: 04.01.2022 um 18:35 Uhr
„Da ist bei Ihren Argument aber auch der Hammer-Nagel Vergleich passend.
In der Wirtschaft und im restlichen Öffentlichen Dienst gibt und gab es genau die selben Probleme wie in den Karriere-Centern der Bundeswehr.“
Nope! Niemand hat eine vergleichbare Kombination von dezentralen Assessment Center mit verbeamtenten Prüfern und der Notwendigkeit einer zusätzlichen, vorgeschalteten, persönlichen Beratung.
Außerdem hat niemand die gleiche Kombination von ständiger erheblicher Personalumwälzung, aber gleichzeitiger Bindung an bürokratische VErfahren des öffentlichen Dienstes.
„Also Nein (meine Meinung), der Arbeitsmarkt gibt keine 184.000+ her.“
Ein Postulat macht eine Meinung noch nicht zu einer belegten Tatsache.
@Schnuckel sagt: 04.01.2022 um 22:12 Uhr
„Naja, wenn Pio-Fritz feststellt, dass die Zahl seit zwei Jahren um die 184000 schwebt, dann finde ich die Aussage, dass die Zahl seit ca. zwei Jahren auf dem gleichen Niveau pendelt, nicht gerade falsch ;-)“
Lesen Sie bitte meinen Kommentar nochmal. Ich habe nicht die Behauptung, sondern die daraus abgeleitete Schlussfolgerung kritisiert.
„In Ihrem Vergleich lassen Sie ja auch außer Acht, dass ggf. zwar weniger Bewerber getestet werden, dafür aber vielleicht mehr weniger geeignete eingestellt werden, um die Quote trotzdem zu erfüllen.“
Natürlich lasse ich das außer acht, weil das ja überhaupt keine Rolle spielt in der hier diskutierten Fragestellung.
Denn durch die reduzierte Prüfkapazität (und die gleichzeitig reduzierte GA-Kapazität) wurden nachweislich die einstellbare „Gesamtzahl“ gedeckelt. Egal wie gut oder schlecht die BEwerber waren und wie grozßzügig oder nicht großzügig die KC geprüft haben, es konnten einfach nicht so viele wie in normalen Jahren eingestellt werden.
Und nur damit Sie mich richtig verstehen: ich halte die Entscheidungen die Prüfkapazitäten und die GA-Kapazitäten zu vermindern für falsch. Das aktuelle Problem ist nicht Corona-gemacht, sondern Bw-gemacht.
Hier war eine unselige Kombination von ÖRA (öffentlich-rechtlicher Aufsicht), Reichsbedenkträgern, Personalräten, unflexiblem Denken und Bürokratie am Werke :(
@Koffer sagt: 04.01.2022 um 16:40 Uhr
„Aber die von Ihnen aufgestellte Behauptung, dass man das daran erkennen könnte, dass die Zahl seit ca. 2 Jahren auf dem gleichen Niveau pendelt ist grob falsch!“
Da lehnen Sie sich aber sehr weit aus dem Fenster. Ich habe lediglich die nackten Zahlen der letzten zwei Jahre betrachtet, so wie sie das BMVg veröffentlicht und sie in der Excel-Tabelle stehen. Daraus ergibt sich, das die Zahl von 184.000 nicht längerfristig überschritten und gehalten werden konnte. Ganz einfache ex-post Betrachtung.
Sie hingegen versuchen, die Zahl zu erklären und zu argumentieren, warum diese doch langfristig steigerungsfähig sei. Das macht das BMVg bei Veröffentlichung nicht.
Und dann muss man gedanklich noch die „Taschenspielertricks“ mit mehr BS und Verlängerung der Dienstzeit bis zum 65. Lebensjahr einpreisen, die man durchziehen muss, damit dieser Einmaleffekt sich nicht wieder umkehrt. Zumindest wenn man, wie Sie, auf die Qualität des Personalkörpers abhebt.
@Schnuckel sagt: 04.01.2022 um 22:12 Uhr
Neben den Problemen der familiären Vereinbarkeit müssen Sie auch folgende Frage stellen:
Möchte ich als Angestellter bei einem Arbeitgeber arbeiten, der nicht genügend Arbeitsmittel zur Verfügung stellen kann?
Oder umgesetzt: Möchte ich als Soldat bei der Bundeswehr dienen, die nicht genügend funktionsfähiges Großgerät, Munition und persönliche Ausrüstung zur Verfügung stellen kann?
Die Antwort darauf muss sich jeder selber geben.
Früher haben wir über den Sozialismus und seine Wirtschaft gelacht, wo in den VEB ab Mittag Skat gespielt wurde, weil nicht genügend Material vorhanden war um seiner Arbeit nachzugehen. Mittlerweile haben wir uns solch eine Struktur selber geschaffen, auch eine Form der Systemanpassung….
@Pio-Fritz sagt: 05.01.2022 um 9:20 Uhr
„Da lehnen Sie sich aber sehr weit aus dem Fenster.“
Da interpretieren Sie mir in meine Aussage hinein, als ich geschrieben habe.
Das passiert hier ja monatlich, wenn irgendjemand wieder mal versucht die Zahlen hinzubiegen und ich widerspreche. Nciht weil ich die aktuelle Entwicklung der Personalgewinnung in irgendeiner Weise für richtig halte, sondern einzig und allein, weil ich es ablehne die Zahlen zu manipulieren um sein eigentliches Argument zu untermauern.
Wir müssen schon einfach versuchen ehrlich zu sein und die richtige Kritik wählen und nicht (um eines berechtigten Zieles willen) einfach alles andere umzudeuten um das Argument zu verstärken.
Das letztere klingt jetzt sehr harsch und richtig sich auch wirklich nur zu einem kleinen Teil gegen Sie!
Es geht mir eher ums Prinzip.
Hier schreien immer alle „Die Zahlen sind schlecht“ und das ist ganz, ganz häufig objektiv einfach nicht der Fall. Die Zahlen sind zumeist gut oder zumindest hinnehmbar.
Und immer dann wenn man sich über angeblich schlechte Zahlen unterhält, vertuscht das BAPersBw und das BMVg geschickt die echten Probleme (die Falschen, in der falschen Struktur etc.).
Das geht soweit, dass ja auch der politische Raum sich über total falschen Fragen den Kopf zerbricht.
Es ist doch vollkommen bumms, ob wir 170.00, 180.000, 190.000 oder gar 195.000 Soldaten besolden, wenn sie nicht kämpfen können ist, ist das doch alles nur Geldverschwendung!
Wenn jetzt die neue IBuK die Zahlen nach unten schrauben sollte, und man nicht gleichzeitig auch massiv am Wasserkopf und dem Altersduchrschnitt schraubt (und ich habe bisher keine ernsthaften Vorschläge aus der Politik hierzu gehört), dann wird sich das Problem doch sogar nochmals alles potenzieren! Denn es ist ja viel einfacher einen SaZ 4 Mannschafter einfach nicht zu verlängern, als einem 50jährigen StFw ein finanziell attraktives Angebot zu machen.
d.h. es droht die Gefahr, dass man z.B. auf 170.000 runter geht, dass dann aber mit den falschen Instrumenten hinterlegt.
Die BM kann dann in 4 Jahren stolz melden „WIR haben das geschafft, woran TdM, vdL und AKK scheiterten, wir haben 100% Besetzung.
Aber halt nur noch mit Alten, Kranken, Einsatzuntauglichen StFw/OStFw/Oberstlt/Obersten. Na toll :(
OK, das war jetzt natürlich überspitzt, aber Sie verstehen ja was ich sagen möchte…
„Ich habe lediglich die nackten Zahlen der letzten zwei Jahre betrachtet, so wie sie das BMVg veröffentlicht und sie in der Excel-Tabelle stehen. Daraus ergibt sich, das die Zahl von 184.000 nicht längerfristig überschritten und gehalten werden konnte. Ganz einfache ex-post Betrachtung.“
Nein, das ist nicht richtig, Sie haben daraus auch abgeleitet, dass es wohl auch nicht weitergeht. Und das ist ja genau der falsche Schluss. Wenn trotzt Corona die Zahlen gehalten werden können, dass ist das ja definitiv kein Indiz für eine Ausreizung des Arbeitsmarktes. Tendenziell ja eher sogar das Gegenteil, wobei ich mir für das letztere aber in der Tat nicht zu sehr aus dem Fenster lehnen möchte.
„Und dann muss man gedanklich noch die „Taschenspielertricks“ mit mehr BS und Verlängerung der Dienstzeit bis zum 65. Lebensjahr einpreisen, die man durchziehen muss, damit dieser Einmaleffekt sich nicht wieder umkehrt. Zumindest wenn man, wie Sie, auf die Qualität des Personalkörpers abhebt.“
1. Das Argument mit dem Einmaleffekt galt nur einmal und als vor einigen Jahren massen auf Verlängerung der Dienstzeit zurück gegriffen wurde. Seit sich das Instrument etabliert hat, ist es ja bereits eingepreist. Es sei denn wir erhöhen das Durchschnittspensionierungsalter nochmals, dann tritt ein erneuter Einmaleffekt auf, aber das ist ja in den letzten beiden Jahren gar nicht geschehen (wobei ich nicht ausschließen möchte, dass das BMVg/BAPersBw auf dieses Instrument in Zukunft nochmals zurück greifen wird, nur hat es das halt bisher nicht getan!).
2. Zustimmung die gewählten Mittel des BMVg und der Personalführung zur Steigerung des Personalkörpers sind KATASTROPHAL. Die Erhöhung des durchschnittlichen Pensionsalters und die Erhöhung der BS-Quoten verschärfen das Problem des untauglichen Personalaufbaus nochmals nachdrücklich. Es ist zum Heulen :(
Zur Stagnation kommen dann noch die Wiedereinsteller dazu – oft in Altersbereichen, daß es die sprichwörtlich Sau graust: ich kann ohne lange nachdenken zu müssen gut ein Dutzend „Neue“ an einem Standort benennen, die teilweise mit Ende 40, Anfang 50 eingestellt wurden und nunmehr SaZ (bis zu 14) mit DZE im 62sten Lebensjahr sind. Echte Kampfwertsteigerung der Truppe!
@ Thomas Melber (04.01.2022 um 23:10 Uhr)
die können immerhin alle ab SaZ 4 eine verkürzte Ausbildung (= Zulassung zur Externenprüfung) für die „Fachkraft für Schutz und Sicherheit (IHK)“ absolvieren und dann als „Security“ die Kaserne bewachen, in die sie jahrelang reingefahren sind … win-win-Situation … sarc-off
„Seit sich das Instrument etabliert hat, ist es ja bereits eingepreist.“
Stimmt doch überhaupt nicht.
Soldat mit Einstellungsjahr 2014 und SaZ 12 kann immer noch verlängert werden und genau das wäre dann ein Einmaleffekt. Der hatte bisher noch keine Möglichkeit zu verlängern weil seine Jahre noch gar nicht rum sind.
„Niemand hat eine vergleichbare Kombination von . . . “
Auch mal Augen auf außerhalb der Bundeswehr!
Selbstverständlich gibt es diese Kombination auch in anderen Behörden und sogar in größeren Konzernen. Nennt sich dann nur anders.
Kam 2020 und auch 2021 teilweise zu dem Ergebnis, dass Reihenweise keine Bewerber eingestellt werden konnten mangels Verfahren oder wegen ausbleibender Sicherheit im betrieblichen Ablauf keine Bewerber eingestellt werden sollten. (wenn Betrieb geschlossen, bringt eine Einstellung nur Kosten und keinen Nutzen)
„Wenn jetzt die neue IBuK die Zahlen nach unten schrauben sollte, und man nicht gleichzeitig auch massiv am Wasserkopf und dem Altersduchrschnitt schraubt (und ich habe bisher keine ernsthaften Vorschläge aus der Politik hierzu gehört), dann wird sich das Problem doch sogar nochmals alles potenzieren! “
Danke! So war es bei allen Reformen bislang. Unten weggekürzt und oben gelassen.
Und ganz ehrlich, auch in den vor 1990 Strukturen gab es viel Stab (Okay, dann auch mit viel eigener Truppe)
Aber nur die Truppe unten rum kürzen hilft ja nicht wenn man gleichzeitig die Kommandostrukturen immer weiter aufbricht hin zu „spezial-spezial-kommandos“, oder?
Ein weitere Gedanken von mir: Stäbebashing ist ja so ein bisschen en Vogue hier. Aber bitte auch Mal bedenken, wir sind nicht die Slowakei, Litauen oder Rumänien.
Von Deutschland erwartet man bei unseren Partnern die breiten Strukturen der Stäbe, u.a. auch das Potenzial viele hundert Posten in internationalen Stellen besetzen zu können usw.
Und soweit ich das einschätzen kann sind wir deutsche dort überall höchst geachtet wegen unsere vielfältigen Möglichkeiten
Sowas muss man alles im Blick behalten, wenn es um Personal der Bw und Deutschlands Verantwortung in der Welt geht.
Und, frohes Neues!
@Koffer
Eine Armee bestehend aus Stabskorporalen, Stabsfeldwebeln und Oberstleutnanten hätte doch was.
Der Altersdurchschnitt wäre dann in etwa solide 43,7 Jahre und alle sind glücklich.
Man braucht kein neues Material mehr zu beschaffen, muss nicht über unschöne Dinge wie Tod und Verwundung sprechen und kann zudem immer das Bild des netten hilfsbereiten älteren Onkels nach Außen verkaufen.
So können alle glücklich und zufrieden mit Gleitzeit, Telearbeit und ortsunabhängigem Arbeiten in Ämtern und Stäben Ihre Dienstzeit glücklich gestalten. Und augenblicklich nach der Dienstzeit erscheint dann mindestens ein Buch mit dem Namen „Truppe am Limit 3.0“ in dem die vorherrschenden Zustände angeprangert werden, gleichwohl man diesen Quark aus Karrieregründem jahrelang mitgetragen hat.
Als positiver Nebeneffekt wird die BW ziemlich schnell klimaneutral, weil viele Panzer, Schiffe und Luftfahrzeuge (also alles was knallt und stinkt) gar nicht mehr fahren können.
Also alles in allem ein wünschenswerter Zustand, finden sie nicht ?
@Tom Cruise sagt: 05.01.2022 um 12:51 Uhr
„Stimmt doch überhaupt nicht.
Soldat mit Einstellungsjahr 2014 und SaZ 12 kann immer noch verlängert werden und genau das wäre dann ein Einmaleffekt. Der hatte bisher noch keine Möglichkeit zu verlängern weil seine Jahre noch gar nicht rum sind.“
Bitte den Kommentar nochmals lesen! Wir sprechen hier von Erhöhung Pensionsalter! Nicht von Verlängerung SaZ (was ja gerade im Gegenzug zur Erhöhung BS Quote und Erhöhung Pensionsalter gerade die richtige Entscheidung wäre, zumindest bei Offz und Fw, bei Landsern ist für mich die Grenze im Regelfall bei SaZ 12 max in Ausnahmefällen bei SaZ 15 erreicht, aber das ist ein anderes Thema).
„Auch mal Augen auf außerhalb der Bundeswehr!
Selbstverständlich gibt es diese Kombination auch in anderen Behörden und sogar in größeren Konzernen.“
Nennen Sie mir ein einziges Beispiel!
Sie haben entweder nur große Behörden (wie die Polizei), aber die hat fast ausschließlich Lebenszeitbeamte und deswegen noch nicht einmal annäherend den Personaldurchsatz wie bei uns, wir müssen ja jedes Jahr ca. über 10% neuwerben!
Oder Sie haben zivile Unternehmen, die eine große Flukuation haben, aber die sind nicht mit unseren gesetzlichne und (selbstgemachten) sonstigen Hürden geschlagen, ich sage da mal Sicherheitsüberprüfung, Notwendigkeit der papierhaften Bewerbung, Verwaltungsgerichtsfeste Auswahlentscheidungen etc. etc. etc.
@Grashüpfer sagt: 05.01.2022 um 13:45 Uhr
„Ein weitere Gedanken von mir: Stäbebashing ist ja so ein bisschen en Vogue hier. Aber bitte auch Mal bedenken, wir sind nicht die Slowakei, Litauen oder Rumänien.
Von Deutschland erwartet man bei unseren Partnern die breiten Strukturen der Stäbe, u.a. auch das Potenzial viele hundert Posten in internationalen Stellen besetzen zu können usw.“
Ja, nichts gegen ein paar Stäbe, aber wir haben es ja doch übertrieben. Überlegen Sie alleine mal im Heer wieviel Wasserkopf wir haben um 6 Brigaden ins Feld führen zu können :(
@HaWa sagt: 05.01.2022 um 16:31 Uhr
„Der Altersdurchschnitt wäre dann in etwa solide 43,7 Jahre und alle sind glücklich.“
Leider befürchte ich, dass wir davon nicht allzuweit entefernt sind :( leider ganz im Ernst :(
Deutliche Vorteile für Zeitsoldaten/ freiwillig Wehrdienstleistende bei der Studienplatzvergabe ( Numerus Clausus) und bei Bewerbungen für den öffentlichen Dienst wäre ein sehr preiswertes Mittel um Personsl zu gewinnen. Und immer noch ein geringerer Eingriff als die Wehrpflicht.
@ Thomas Melber
Naja, in Bezug auf die Qualifizierung der Mannschaften scheinen Sie den BfD zu vergessen. Da kann man viel – z.T. auch schon während der Dienstzeit – machen und sich zivil weiterqualifizieren.
Wer es beim vielgerühmten Gabelstapler-Führerschein belässt oder darauf wartet, dass einem alles zugeflogen kommt oder urplötzlich feststellt, dass die Dienstzeit endet, nunja, für den ist es dann in der Tat so, dass er sich nicht nennenswert qualifiziert hat. Das liegt dann aber nicht an der Bundeswehr.
Deutliche Vorteile für Zeitsoldaten/ freiwillig Wehrdienstleistende bei der Studienplatzvergabe ( Numerus Clausus)…also eine DEU Version vom GI-Bill.
Solche Sachen würden ggf. sogar den einen oder anderen Freiwilligen bringen…aber der Aufschrei in der presse und die anschliessende (Neid) Debatte würden die Sache zum Platzen bringen.
Die einzige Möglichkeit diese Armee nach vorne zu bringen, ist die Auflösung/Umgliederung des Wasserkopfes, erhebliche Reduzierung von DP A15+ und die frühzeitige Entlassung dieses Personenkreises, im Zweifelsfall auch mit einer entsprechend reduzierten Pension. Wer bestimmte Leistungen nicht mehr bringt, muss gehen. Das Leben ist kein Ponyhof und eine Armee die es ernst meint erst recht nicht. Aber auch das ist leider nur ein Traum, der an der bürokratischen Denke und Wohlfuehlmentalitaet in der BwFuehrung scheitern würde.
Was die Besatzung von internationalen Stäben und HQs angeht, so mag man uns weil wir meist gut und klaglos arbeiten. Aber ggf müsste man auch mal überlegen ob man die Menge des Personals in der NATO braucht oder ob man da nicht auch etwas verschlanken kann.
@IamGroot
Zumindest zur Zeit der Wehrpflicht wurden Dienstzeiten als Wartesemester angerechnet.
OT Amtshilfe:
Der LK Anhalt-Bitterfeld ist noch bis ca. März 2022 im Krisenmodus.
Mehr zum Thema:
https://media.ccc.de/v/rc3-2021-chaoszone-295-rebuilding-landkr#t=58
[Hm, ich lasse es erstmal stehen, bitte aber dringend darum, nicht einfach OT-Themen irgendwo abzuladen… T.W.]
Zum Thema Personalgewinnung und Attraktivität unter Studierenden: 2004/2005 wurde dem damaligen Stv. GenInsp ein umfassendes Konzept zum Thema „Bundeswehr und Reservisten in zivilen Studiengängen“ vorgelegt. Neben einem deutschen ROTC ging es u.a. um Stipendien, Verknüpfung von mil. Verwendungen und Fachstudiengängen (Siehe Schweden). Es ging nicht nur um Gewinnung von ROA, sondern auch um JÜNGERE Mannschaften mit schneller und PLANBARER Verfügbarkeit bei militärischern bzw. sicherheitspolitischer Notwendigkeit. Denkansatz hierbei: ein Student kann im Lebenslauf besser ein Semester aussetzen, als ein Berufstätiger in der Einstiegsphase im neuen Job. Auch ist es längst nicht mehr selbstverständlich (gewesen), dass Studium automatisch Eignung/Wille zur Offizierlaufbahn bedeutet. Der Deal sollte lauten: nach dem GWD/FWD Stipendium gegen X Tage Dienst in Y Jahren in fest zugeordneten Einheiten. Zusätzlich Vorteile bei der späteren Einstellung in den öffentlichen Dienst, zum Beispiel Bonuspunkte oder Anrechnung von Stehzeiten/Dienstzeiten (Siehe Italien). Die Größenordnung war dabei ca. 60 Tage pro Jahr als Basisverpflichtung. In den Schätzungen wurde von mehreren tausend DP ausgegangen. In den ersten Besprechungen großes Interesse, besonders aus dem Heer. Dann wurde das Projekt politisch erledigt, weil man große Widerstände unter dem Motto „keine Militarisierung der Hochschulen“ fürchete.
@IamGroot sagt: 05.01.2022 um 18:09 Uhr
Sie übersehen den Eingliederungsschein für längerdienende SaZ (mindestens 12) für den öffentlichen Dienst. Sie müssen nur irgendwie die Laufbahnprüfung bestehen, dann werden Sie genommen. Erfreut sich immer noch großer Beliebtheit.
Die Instrumente sind alle da, sie werden nur nicht aktiv beworben, was ich nicht verstehe.
@Pio-Fritz sagt: 06.01.2022 um 9:19 Uhr
„Die Instrumente sind alle da, sie werden nur nicht aktiv beworben, was ich nicht verstehe.“
Da habe ich anderes gehört. Das Instrument soll wohl in den letzten Jahrzehnten stumpf geworden sein, denn Länder und Kommunen stellen wohl nur äußerst widerwillig die notwendigen DP zur Verfügung.
@ Pio-Fritz
Naja, ganz so einfach ist das mit dem Eingliederungs- oder Zulassungsschein nun auch wieder nicht. Man bewirbt sich auf Stellen, die für ausscheidende SaZ freigehalten werden. Wenn es mehr (geeignete) Bewerber als Stellen gibt, dann kann auch nicht jeder ge-/übernommen werden.
Und nichts für ungut, der (geregelte) Übertritt vom Militär zu zivilen Stellen ist nichts neues, das gab es schon zu Kaisers Zeiten, da waren weite Teile von Polizei und Reichsbahn ehemalige Unteroffiziere, was gemeinhin als ein Indiz für den Militarismus im Kaiserreich gesehen wird. Dass man dem nacheifern möchte, wage ich zu bezweifeln ;-).
@Koffer sagt: 06.01.2022 um 20:21 Uhr
„Das Instrument soll wohl in den letzten Jahrzehnten stumpf geworden sein, denn Länder und Kommunen stellen wohl nur äußerst widerwillig die notwendigen DP zur Verfügung.“
Dann muss es da regionale Unterschiede und Verwerfungen geben. Nach Gesprächen mit diversen Personalverantwortlichen von kommunalen und Landesbehörden ist man nicht abgeneigt, ausgeschiedene Soldaten zunehmen. Allerdings haben sich für mich zwei Problemfelder herauskristallisiert.
1. Die Eingliederungsaspiranten aus der Feldwebellaufbahn haben zum Teil erhebliche Probleme, das duale Studium der Verwaltung zu bestehen und damit auch die Laufbahnprüfung der Laufbahngruppe 2 (ehemals gehobener Dienst).
2. Diejenigen, die bestanden haben, möchten gerne in die kommunale Verwaltung. Dort ist die Stellendichte oftmals nicht gegeben und die Einstiegsstellen A9/A10 längerfristig besetzt, weil es an Aufstiegsmöglichkeiten mangelt. Das ist zumeist der schlechten Haushaltslage der Kommunen geschuldet.
Da kann natürlich schnell der Eindruck entstehen, das passiert alles nur widerwillig.
@Hans Dampf sagt: 06.01.2022 um 23:13 Uhr
Die Anzahl der Stellen ist ja nur eine Frage der Absprache. Zudem kann sich jeder auch frei bewerben.
@Pio-Fritz
In der Tat, so ist z.B. Bayern recht aufgeschlossen ggü. ehem. SaZ. Ansonsten ist eben der Bund in der Pflicht (BPol, Zoll, u.a.).
Allerdings hat der gemeine Hptm A11 / SaZ 12 ein Problem: mit einem Bachelor reicht es nur zur Einstellung in den gehobenen Dienst, den Master mit Bewährungsaufstieg (Wechsel der Laufbahngruppe) muß er sich hart erarbeiten, was ihm im Regelfall als BS zufällt (A13H, A14). Zudem sind diese Dotierungen außerhalb der Bw doch eher selten und entsprechend umkämpft.
Ich glaube, es ist nicht nur eine Frage darüber, was die Bundeswehr auf dem Arbeitsmarkt der Zukunft prognostisch an Bewerberpotential abschöpfen kann. Die Frage ist auch intern zu stellen. Ich stelle mir den „Personalkörper“ immer vor, wie einen großen Tank mit einem Einlaufhahn wo Personal der bw zufließt und einem Auslaufhahn durch den es die Bw wieder verlässt.
Allein die Tatsache, dass seit Jahren immer auch versucht wird, das Personalproblem durch Drehen am Auslaufhahn zu lösen (Verlängerung Dienstzeiten, Anhebung des Pensionsalters), stärkt @PioFritz Argumentation. Das mag ursprünglich daran gelegen haben, dass man sich einredete, dies müsse sein, wenn man das Tankvolumen auf über 200.000 DP vergrößern will und der Tank randvoll bleiben soll. Allerdings liegt doch inzwischen die Erkenntnis nahe, dass inzwischen genausoviel abfließt wie einfließt und der Tank sich nicht bis zur Zielmarke füllen lässt.
Vielleicht hilft hier neben einem Blick auf Aus- und Einfluss ein Blick auf die Verdunstungseffekte, also die Bedingungen im Tank. Und nach meiner Ansicht ist das kein Problem der „Wasserqualität“ im Tank (zu alt, zu krank) sondern gewisser Hygienefaktoren. Keiner hält sich gern in Räumen mit ungesunden (Arbeits)Bedingungen auf. Damit meine ich nicht: das Risiko im Dienst verletzt oder getötet zu werden. Sondern eine nach wie vor ungesunde teils patriarchal geprägte Führungskultur. Teils Blockadehaltungen dort, wo Möglichkeiten der Vereinbarkeit von Familie und Dienst auch möglich zu realisieren wären. Hierzu gehört teils eine Misstrauenskultur zwischen Vorgesetzten und Untergebenen, überkommene und falsche romantisierte Vorstellungen für die es nach genauem Hinsehen gar keine historischen Idealbild gibt („, also früher, als ich noch, da war das ganz anders…“). Fehlender Pragmatismus und überzogenes Anspruchsdenken bei der Problemlösung (die Goldrandlösungen), Überbürokratisierung, Elitedenken, Bevormundung, fehlende Fördermöglichkeiten und zu geringe Laufbahndurchlässigkeiten, ein Fordern der Falschen und Fördern der Falschen (Beurteilungssysteme, die deshalb regelmässig inflationieren) usw usw.
@Thomas Melber sagt: 07.01.2022 um 10:21 Uhr
Der Eingliederungsschein gilt nur bis einschließlich Laufbahngruppe 2 (gehobener Dienst). Alles andere geht nur im freien Bewerbungsverfahren.
Studierte Offiziere müssen eben entscheiden, ob sie die Sicherheit des öffentlichen Dienstes möchten oder lieber Karriere in der freien Wirtschaft. Da muss jeder für sich selber die Vor- und Nachteile der jeweiligen Option abwägen, da gibt es kein richtig oder falsch.
@Pio-Fritz sagt: 07.01.2022 um 8:48 Uhr
Ehrlich gesagt verstehe ich Sie nicht.
Sie führen doch selbst auf, warum das Instrument derzeit eben kein Erfolg ist: zu wenige Stellen.
Natürlich könnte man daran etwas ändern, aber man macht es ja eben nicht…
In Bezug auf die Offz teile ich aber Ihre Einschätzung.
Wer den „leichten“ Weg des E-Scheins und die Sicherheit des Öffentlichen Dienstes wählt, der muss halt auch Einbussen in Kauf nehmen. Wer in den höheren Dienst will, soll sich halt normal bewerben.
Außerdem gibt es ja bei Offz mit Studium statistisch im Regelfall sowieso kein Problem, die kommen zeitgerecht „angemessen“ unter.
Außerdem haben wir hier auch genügend Bewerber (obwohl es natürlich immer mehr und (noch) bessere sein könnten!
Der Punkt an dem wir arbeiten müssten, wenn man dem Instrument des E-Scheins wieder mit Leben einhauchen möchte sind halt die Fw und die Mannschaften…
Das auch und gerade wenn man den SaZ lang endlich für die Fw etablieren möchte. Das geht attraktiv nur im Komplettpaket.
@Koffer sagt: 07.01.2022 um 14:37 Uhr
„Sie führen doch selbst auf, warum das Instrument derzeit eben kein Erfolg ist: zu wenige Stellen.“
Das haben Sie jetzt aber arg verkürzt, was die Aussage von mir verfälscht.
Ich sprach explizit von der kommunalen Verwaltung, also Gemeinden und Landkreise. Dort gibt es neben Beamten relativ viele Angestellte. Deren Stellen sind in der Eingliederung nicht berücksichtigungsfähig. Höher dotierte Stellen sind dort schon A11/A12 und entsprechend rar gesät. Entsprechend wenige A9/A10-Stellen gibt es dort im Stellenkegel. In den Landesbehörden ist das kein Problem. Nur die sind nicht überall und nicht jeder möchte pendeln oder umziehen. Das ist aber das Problem der ehemaligen Soldaten. Hier wäre Flexibilität gefragt.
Was die Anzahl der Stellen angeht, ließe sich diese ja erhöhen. Der Bedarfsträger (hier die Bundeswehr) müsste nur entsprechend Geld in die Hand nehmen und mit den Ländern und natürlich auch anderen Bundesdienststellen verhandeln.
Es kostet doch schon Geld, den Verdienstunterschied auszugleichen. Wenn der Hptm A11 sich eingliedern lässt, dann fängt er nach der Ausbildung mit A9 wieder an. 10 Jahre bekommt er die Differenz zu A11 vom Bund ausgeglichen.
Der Ball liegt in der Hälfte der Bundeswehr.
@Pio-Fritz sagt: 07.01.2022 um 16:18 Uhr
Ihre Aussage war „Die Instrumente sind alle da, sie werden nur nicht aktiv beworben, was ich nicht verstehe.“
Und meine Aussage ist: es sind halt nicht genug Stellen…
Aber ich stimme Ihnen zu, Länder und Kommunen würden sich ein Entgegenkommen vermutlich abkaufen lassen und mehr Stellen bereit stellen. Und ja, wenn der Bund mehr Geld in die Hand nehmen würde, dann könnte man daran etwas ändern.
Aber das ist dann halt nicht das Problem, dass man das Instrument mehr bewerben müssten, sondern, dass man es mit mehr Geld revitalisieren müsste.
Oder halt eine gesetzliche Regelung schaffen (die natürlich der Zustimmung der Länder im Bundesrat bedürfte) ;)
@Koffer
Im Prinzip sind wir uns einig. Ob man das Instrument „Eingliederung“ nun erst revitalisiert (oder ausbaut) oder erst bewirbt ist fast egal. Es würde sich für diejenigen, die aufgrund dieser Werbung zur Bw kommen eh erst in zwölf Jahren auswirken.
Nur, so langsam wie die Abläufe und Abstimmungen zwischen Ministerien-Ländern-Kommunalvertretungen laufen, müsste man jetzt anfangen, damit es in zwölf Jahren steht.
@Pio-Fritz sagt: 07.01.2022 um 18:10 Uhr
„Es würde sich für diejenigen, die aufgrund dieser Werbung zur Bw kommen eh erst in zwölf Jahren auswirken.
Nur, so langsam wie die Abläufe und Abstimmungen zwischen Ministerien-Ländern-Kommunalvertretungen laufen, müsste man jetzt anfangen, damit es in zwölf Jahren steht.“
Ich weiß nicht, ob ich ob ich angesichts Ihrer treffenden Einschätzung der Trägheit föderaler Abstimmungsprozesse lachen oder weinen soll…
Würde man sich entscheiden aber schneller einigen und würde dazu auch richtig Geld in die Hand nehmen, könnte allerdings auch so viele Stellen bereit stellen, dass ein Rechtsanspruch anerkannt würde.
Das wiederum gäbe dann für den SaZ lang eine echte Chance. Man könnte dann z.B. solche Stellen mit Rechtsanspruch für SaZ 20+ reservieren.
Das wiederum würde uns in der Gruppe der HptFw einen sofortigen Vorteil verschaffen weil wir weniger gleichzeitig im Gegenzug die BS Quote senken könnten und damit der Überalterung entgegen steuern könnten…
Und für einen Teil der Stellen (z.B. solche in der Wehrverwaltung) könnte der Bund das sogar sofort und ohne die Länder machen…
@Pio-Fritz & @Koffer
Ich würde es als besser und wichtiger erachten, wenn der Dienstherr seine Glaubwürdigkeit erst einmal „revitalisiert“. Ansonsten sind dorch alle Willensbekundungen nur warme Luft …
Zur Erinnerung derjenigen, die sich durch Instrumentarien der Eingliederung eine Verbesserung erhoffen, bzw @all, die sich solchen Anreizen geneigt zeigen würden.
Glaubt es nicht!
Nehmt nicht an, dass euch die Bedingungen, mit denen ihr gelockt werdet, euch am Ende auch zugestanden werden. Möglich vielleicht, aber die Wahrscheinlichkeit ist nicht sehr hoch.
Aber bitte recherchieren sie selbst, welche Einbußen oder Vergünstigungen in den zurückliegenden Jahren (Jahrzehnten) den Soldaten zugemutet/zugestanden wurden, und dann rechnet diese Kurve einfach auf eine (eure) angestrebte Dienstzeit hoch (runter).
Dieses Szenario ist sicherlich realistischer und näher an der Wirklichkeit.
@Fehlbesetzung sagt: 07.01.2022 um 20:28 Uhr
Ich stimme Ihren Aussagen nicht zu.
In den letzten 10 Jahren wurden die Vorteile für abgehende Soldaten massiv erhöht. Die Soldatenversorgung verbessert. Und die Besoldung hielt im Ganzen auch Schritt mit dem sonstigen öffentlichen Dienst.
Es gibt dennoch massiven Verbesserungsbedarf in manchen Aspekten.
Und vor allem wenn wir die Armee endlich personell zukunftssicher und einsatz-/kriegsfähig aufstellen wollen.
Aber Ihre Aussagen erscheinen mir nicht nur unzutreffend im Inhalt, sondern auch marktschreierisch im Ton.
@ sputo.di.rospo
Ich denke, dass Sie 90% dessen, was Sie bemängeln, in jeder Organisation ab einer bestimmten Größe haben. „Fordern, ohne Fördern“, Peter-Prinzip, Vorbehalte gegen Elternzeit oder Home-Office, das sind keine Spezialitäten der Bundeswehr.
Womit Sie Recht haben ist, dass, der derzeitige BS-Status der Personalstruktur der Bundeswehr seit Jahren mehr schadet, als nutzt und bei unzweckmäßiger Anwendung (Mehr Übernahmen zum BS, um bestimmten Zahlen zu erreichen) sogar noch mehr Schaden erzeugt.
@Fehlbesetzung sagt: 07.01.2022 um 20:28 Uhr
Sie müssten da schon konkreter werden, anstatt sich in Allgemeinplätzen zu ergehen.
Wer sich eingliedern lässt, muss die Ausbildung und das evt. entsprechende duale Studium schon selber schaffen. Man muss nur bestehen, Topnoten sind nicht notwendig. Da wird man allerdings nicht zum Jagen getragen! Ebensowenig wie in der freien Wirtschaft.
Wer das geschafft hat, der fängt mit dem Einstiegsamt seiner Laufbahngruppe an und bekommt 10 Jahre lang den Unterschied zu seiner Bw-Besoldungsgruppe erstattet, allerdings ohne Bw-spezifische Zulagen (Außendienst-, Springer-, U-Bootzulage etc.etc.). Wer nach 10 Jahren seine „alte“ Besoldungsstufe nicht erreicht hat, der hat dann Einbußen, muss sich aber selber fragen, ob er/sie die richtige Entscheidung getroffen hat.
Letztlich wird niemand gezwungen, sich eingliedern zu lassen. Es ist ein Angebot – ein sehr komfortables, wie ich finde.
@Koffer sagt: 07.01.2022 um 23:05 Uhr
Auf ihre Zustimmung habe ich auch nicht gehofft. Mit einigem Recht darf man mit einer kritischeren Meinung trotzdem an der Diskussion teilnehmen.
Erklären sie mir bitte, was an einer Aufforderung zur eigenen Meinungsbildung für Interessierte eine falsche Aussage sein mag?
Aber Ihre Aussagen erscheinen mir nicht nur unzutreffend im Inhalt, sondern auch marktschreierisch im Ton.
Natürlich habe ich bestimmte Fakten vor Augen, wenn ich meinen Kommentar verfasse, und tatsächlich finden sich diese in der Vergangenheit auch verwirklicht. Ich fordere halt dazu auf, sich diesbezüglich selbst zu informieren, weil ich eben nicht (m)eine Meinung suggerieren möchte.
Aber, so bin halt ich.
Sollte sich ihrer Ansicht nach, im zurückliegender Zeit eine positive Entwicklung feststellen lassen? – dann kann ich ihre Entgegnung noch weniger verstehen. Dann gäbe es ja keinen Grund eine Recherche zu scheuen.
@Pio-Fritz sagt: 08.01.2022 um 10:12 Uhr
Ich gestehe zu, dass ich in diesem (von ihnen hier angeführten) Bereich keine selbst gemachten Erfahrung beisteuern kann, andere Voraussetzungen treffen auf mich zu. Genau deshalb blieb ich aber auch allgemein in meiner Empfehlung, sich seine Idee einer Karriere (Laufbahn) in der Bundeswehr unter den Möglichkeiten zu betrachten, was im vergleichbaren Zeitraum zurückliegend gewonnen/verloren wurde.
Ich emfinde dies durchaus als eine freundliche und beinahe neutrale Empfehlung. Kammeradschaftlich ist sie in jedem Fall.
Die Leistungen die ein ausscheidender Soldat bekommt sind mehr als gut. Ich kenne eigentlich niemanden der nach seiner Dienstzeit Beruflich eine Bruchlandung hingelegt hat…. zugegeben mein DZE ist jetzt ein Jahrzehnt her und da war die Altersgrenze für die Einstellung 24. Die ehemaligen Soldaten sind also mit Anfang Mitte dreißig in den Zivilen Arbeitsmarkt gekommen, heute haben viele in diesem Altersband ihren ersten Dienstag in der Truppe.
Unterm Strich gilt aber heute mehr denn je… *Du musst einen Plan für nach der Dienstzeit haben.* Der Dienstherr kann einem nicht alles abnehmen, helfen tut er eigentlich genug. Da gibt’s den BFD, Übergangsgeld, Eingliederungsscheine und einiges mehr. Meiner Meinung nach ist das schon allermeist genug damit der ex-Soldat sein Glück finden kann…. Fangen muss man es dann aber alleine.
Also der Eingliederungsschein in der momentane Form ist relativ wirkungslos.
In Bezug auf die Attraktivität der Bundeswehr gesprochen.
Wenn ich als Feldwebel direkt eine Arbeitsstelle antreten kann (ohne zusätzliche Ausbildung) im öffentlichen Dienst, dann hat dieser Eingliederungsschein noch eine gewisse Attraktivität. Ich bin also in einem extra Topf im Bewerbungsprozess und meine Chance ist vermutlich (man kennt die Bewerbungszahlen ja nicht so exakt aufgeschlüsselt) besser, als wenn ich mich frei beworben hätte.
Aber wenn ich eine Ausbildung machen muss nach der Bundeswehrzeit, dann ist diese geblockte Ausbildungsstelle relativ wirkungslos für die Attraktivität.
Man muss sich das ja nur mal in der Praxis anschauen und überlegen wie viele Soldaten nach zig Jahren noch eine Ausbildung im öffentlichen Dienst machen wollen und dann überhaupt von diesem Schein profitieren. Es ist auch so, dass im normalen Bewerbungsprozess (ohne Schein) gewisse Vorqualifikationen angerechnet werden bei der Entscheidung ja oder nein.
Dann kommt noch die recht ungenaue Abschätzung des Soldaten, ob er diese Ausbildung überhaupt schafft oder ob sie ihm gefällt.
Ich glaube da wird ein wenig zu viel „Erfolg“ in diesen Eingliederungsschein in der aktuellen Form hereininterpretiert. BFD im Vergleich dazu ist viel erfolgreicher für die Attraktivität.
Wenn man dann noch vergleicht mit der freien Wirtschaft (ohne Eingliederungsschein), dann hat man da in der aktuellen Fachkräftelage eine gute Chance einen Job zu bekommen. Vorqualifikationen sind zwar immer gerne gesehen, aber viele Firmen nehmen mittlerweile wirklich jeden.
Er oder sie muss nur allgemein etwas drauf haben und das kommt immer ein wenig auf die ehemalige Stelle(n) in der Soldatenlaufbahn an, aber der Großteil kann dann doch schon vieles, gerade im Bürobereich.
@Tom Cruise sagt: 08.01.2022 um 14:45 Uhr
Wie bereits gesagt, jeder muss für sich selber entscheiden, was er nach seiner Dienstzeit möchte. Wenn man eine Fachkraft ist, kann man natürlich in den Job gehen.Und bestimmt lässt sich die eine oder andere Bw-Qualifikation bestimmt verwenden. Z.B. Fahrlehrer werden händeringend gesucht.
Aber möchte jeder Jäger, Grenni oder Falli-Mannschafter ohne vorherige abgeschlossene Ausbildung unbedingt Wachmann werden?
@Fehlbesetzung sagt: 08.01.2022 um 12:36 Uhr
„Auf ihre Zustimmung habe ich auch nicht gehofft. Mit einigem Recht darf man mit einer kritischeren Meinung trotzdem an der Diskussion teilnehmen.“
Selbstverständlich. Aber je fundierter und desto sachlicher, desto mehr trägt ja ein Kommentar zur Diskussion bei, oder?
„Sollte sich ihrer Ansicht nach, im zurückliegender Zeit eine positive Entwicklung feststellen lassen?“
Ja, natürlich. Nachweisbar. Die müssen ja nur die diversen Gesetzesänderungen zugunsten der Soldaten in den letzten 10 Jahren anschauen.
Nicht jeder bekommt immer das was er sich wünscht oder was er glaubt verdient zu haben, aber insgesamt sind die Pakete schon nicht schlecht.
Die Frage ist mEn ganz im Gegenteil in welchen Teilbereichen wir zugunsten des Dienstherren bessere Instrumente entwicklen können ohne damit die Attraktivität für Bewerber zu verschlechtern.
Die Frage ist also nicht, wie geben wir unseren Soldaten (noch) bessere BFD/SVG-Leistungen, sondern eher wie passen wir die Leistungen so an, dass mehr auf SaZ lang gehen…
@ Hans Dampf
Ja, vielleicht stimmt es, dass es solche Phänomene in anderen Organisationen einer gewissen Größe gibt. Aber das ist ja kein Naturgesetz, sondern menschengemacht. Das kann geändert werden.
Zumal, wie an der Debatte um den E-Schein zu sehen, größere staatliche Organisationen unsere Wettbewerber sind. Wenn ich mir anschaue, wo diejenigen landen, die auf die BS-Bewerbung oder die Dienstzeitverlängerung von vornherein verzichten, dann sind staatliche Institutionen und der Wunsch nach Verbeamtung dort nach meiner Wahrnehmung auf den vorderen Plätzen. Warum bleiben die also nicht gleich bei uns? Da gibt es schon feine Unterschiede und Hygienefaktoren, die die Bw mal analysieren sollte.
@ Koffer sagt: 09.01.2022 um 12:19 Uhr
Nach meiner Erfahrung lebt eine gute Diskussion auch von guten, richtigen und relevanten Fragen und nicht nur von Standpunkten. Ich sehe es daher prakmatisch, letztlich muss sich der Erfolg einstellen, nur das gibt der Maßnahme recht. Dann und nur dann hat man geeignete Instrumente gefunden. Oder, wie man so schön sagt:
„Der Köder muss dem Fisch schmecken und nicht dem Angler.“
Der Dienstherr hat doch hervorragende Multiplikatoren in seinen Reihen, sollte er nicht dieses Potential viel mehr nutzen? Zufriedene und motivierte Soldaten geben ein gutes Zeugnis ab. Ich glaube letztlich bleiben einfache Wahrheiten stehen. Die Bewerber stimmen mit den Füssen ab. Das kann man auch mit noch so vielen Worten nicht verhindern.
Wenn wir mehr gute Soldaten haben wollen, dann müssen sie das Gefühl haben, dass sie in eine gute Bundeswehr kommen. Wir müssen das verkörpern und wir müssen zeigen, was wir gemeinsam zu leisten imstande sind. Attraktivität besteht halt nicht nur aus Anreizen, sondern auch daraus, dass man das Gefühl hat etwas Richtiges und Wichtiges zu tun.
Und das ist der Deal: „Der Soldat erfüllt seine Pflicht und der Dienstherr geht bedacht, umsichtig und wertschätzend mit ihm anvertrauten Bürgern in Uniform um.“
Wenn diese Gleichung wieder stimmt, dann kommen auch die Richtigen zu uns und hoffentlich auch in ausreichender Zahl.
Ich glaube zur Zeit, dass diese Vereinbarung nicht mehr eingehalten wird. Aus politischen Erwägungen heraus, werden geeignete und verfügbare Mittel vorenthalten für den Schutz der eigenen eingesetzten Kräfte. Obwohl sie dringend und notwendig sind. Beispiel: Bewaffnete UAVs, Fähigkeit und Bereitschaft zur Luftnahunterstützung, CSAR …
Oder, um deutlich zu werden: Ich brauche kein drölftes Unterhemd, ich will gewinnen können, wenn wir kämpfen müssen.
@Fehlbesetzung sagt: 09.01.2022 um 20:37 Uhr
„Der Köder muss dem Fisch schmecken und nicht dem Angler.“
Stimmt. Aber der Angler entscheidet welche Fische er haben will.
Wir entscheiden wen wir brauchen. Nicht der Bewerber wie wir zu sein haben.
Aber damit wir trotzdem Bewerber bekommen benötigen wir halt attraktive Instrumente.
„Obwohl sie dringend und notwendig sind. Beispiel: Bewaffnete UAVs, Fähigkeit und Bereitschaft zur Luftnahunterstützung, CSAR …“
Ich stimme Ihnen hier nicht zu. Wie haben genügend Schutz. Wir brauchen mehr Wirkung. Bewaffnete UAVs interessieren mich nur nachrangig wegen des angeblichen Schutzaspekts, wir brauchen sie zur Wirkung.
Aber das ist jetzt in einem Faden zur Nachwuchslage glaube ich wirklich OT.
„Ich brauche kein drölftes Unterhemd, ich will gewinnen können, wenn wir kämpfen müssen.“
Da sind wir allerdings definitiv einer Meinung :)
Aua, hier wird hinsichtlich Eingliederung in den öffentlichen Dienst mit Hilfe des BFD (schön, dass der überhaupt einmal erwähnt wird) ziemlich viel durcheinander geworfen. Wo soll man da anfangen?
Zunächst: den überwiegende Teil der längerdienenden SaZ zieht es nach DZE in den öffentlichen Dienst (derzeit etwa 40 % aller ausscheidender Soldaten). Ein probates Instrument hierbei ist der Stellenvorbehalt, der mit einem „Schein“ (nämlich Eingliederungs- oder Zulassungsschein) in Anspruch genommen werden kann. Vorbehaltene Stellen (nämlich für SaZ 12+) sind im Umfang gesetzlich klar geregelt (da muss auch nichts mehr nachjustiert werden oder gar „nachgekauft“, wie man hier lesen konnte): jede 6 Stelle im mittleren, jede 9 Stelle im gehobenen und jede 10 Arbeitnehmerstelle (auch bei Rentenanstalten, BG etc.). Wichtig: es handelt sich dabei um Stellen für die Laufbahnausbildung (oder zum VFA), die erfolgreich absolviert werden muss. Danach MUSS der Absolvent übernommen und letztlich auf Lebenszeit verbeamtet werden. Es wird das Einstellungshöchstalter aufgehoben (gilt allerdings für alle SaZ 12 + gesetzlich automatisch) und das normale Bewerbungsverfahren bleibt auch erspart: der Scheininhaber bewirbt sich nur im Kreis der anderen Scheininhaber. Der einstellenden Behörde ist es egal, ob sich der Soldat mit E- / oder Z-Schein bewirbt – andere Aussagen sind Ammenmärchen. Natürlich gibt es Unterschiede zwischen den Scheinen, aber die sind förderungs- und versorgungsrechtlicher Art.
Der E-Schein mit den Ausgleichsbezügen kann auch genutzt werden, wenn keine vorbehaltene Stelle, aber eine Beschäftigung im öffentlichen Dienst angestrebt wird. Klassisches Beispiel ist der Hauptmann ( A11, A 12), der im gehobenen Polizeidienst (Polizei hat keine vorbehaltenen Stellen!) die Ausbildung beginnt: er erhält längstens 10 Jahre seine letzte Besoldung.
Und es ist auch nicht so, dass Offiziere automatisch gut untergebracht werden: es gibt etliche ohne Studium oder solche mit B.A. Politik, Sport, Pädagogik, die bereits während der DZ etliches tun müssen, um gut aufgestellt rauszugehen. Der E-Schein ist überwiegend nur für Offiziere interessant, allen anderen Dienstgraden ist er eher nicht (wenn man von dem Instrument der automatischen Dienstzeitverlängerung absieht) anzuraten. Dies umso mehr, als gerade Mannschafter und Unteroffiziere meist einen höheren Bildungsabschluss vorab erwerben müssen, um sich für die Laufbahnen zu qualifizieren und sie mit dem E-Schein im neuen Recht eben nicht mehr auf die Bundeswehrfachschule können.
Zum Direkteinstieg in die Bundeswehrverwaltung sei nur soviel gesagt: das ist eine absolute Mogelpackung. Der Soldat konkurriert mit zivilen Bewerbern um den Direkteinstieg (die Stellen müssen ausgeschrieben werden) und es werden die „alten“ Schulnoten herangezogen – Erfahrungen auf der Stelle werden kaum berücksichtigt.
[Danke für die detaillierte Darstellung. Allerdings kommen wir jetzt in Feinheiten des Beamtenrechts, die nur für die ganz Hartgesottenen von Interesse sind… und vielleicht eher in dafür passenden Foren beim DBwV oder wo auch immer geklärt werden sollten? T.W.]