17. Rotation der NATO-Battlegroup in Litauen: Erstmals regulär mit Puma im Einsatz
Unabhängig von der geplanten Aufstellung einer deutschen Kampfbrigade in Litauen wird weiterhin regelmäßig die NATO-Battlegroup unter deutschen Führung in dem baltischen Land beschickt: Am (heutigen) Mittwoch übernahm Oberstleutnant Malte Bolanz mit dem Panzergrenadierbataillon 33 die inzwischen 17. Rotation in der Garnisonsstadt Rukla.
Im Februar 2017 hatte das Panzergrenadierbataillon 122 aus Oberviechtach den ersten Kern der vom Bündnis neu installierten Kampfgruppe an der Nordostflanke der NATO gestellt. (Sein damaliger Kommandeur Christoph Huber ist inzwischen Chef des Aufstellungsstabs für die künftige Brigade.) Die Allianz hatte im Jahr zuvor beschlossen, eine sichtbare Präsenz in den drei baltischen Staaten und Polen aufzubauen und damit der Abschreckung gegen Russland zusätzliches Gewicht zu verleihen – unter dem Eindruck der russischen Annexion der Krim und mehrere Jahre vor dem russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine im Februar 2022.
Das verstärkte Bataillon in Litauen wurde seitdem von Deutschland geführt. Regelmäßig verlegen deutsche Soldaten und Soldatinnen für ein halbes Jahr nach Rukla und üben dort gemeinsam mit den Litauern und den anderen beteiligten Verbündeten, vor allem aus den Niederlanden. Dabei wurde und wird auch regelmäßig das gesamte Großgerät ausgetauscht: Die jeweiligen deutschen Bataillone nehmen ihre Panzer oder Haubitzen mit in diese Mission und auch wieder mit zurück; ein wesentlicher Unterschied zur vorgesehenen dauerhaften Stationierung der künftigen deutschen Brigade.
Mit der Übernahme am Mittwoch löste Bolanz den vorangegangenen Kommandeur ab, den niederländischen Oberstleutnant Sebastiaan Schillemans, der die 16. Rotation als erster Nicht-Bundeswehroffizier geführt hatte. Zugleich ist das Bataillon aus Neustadt am Rübenberge das erste, das regulär mit dem Schützenpanzer Puma in diesen Einsatz geht, wie Oberst Aurelijus Motiejūnas hervorhob, der Kommandeur der litauischen Iron Wolf Brigade: This is the first rotation to deploy with the Puma IFVs which will give our troops new experience as you’ll be completing designated tasks through interaction and training.
Inzwischen wird die NATO-Battlegroup auch nicht mehr wie bisher als enhanced Forward Presence (eFP), als verstärkte Vorwärts-Präsenz, bezeichnet. Sie heißt schlicht nur noch NATO Multinational Battle Group (MN BG LTU) – ein Schritt, den die Allianz schon vor einiger Zeit angekündigt hatte.
Fürs Archiv die bisherigen Rotationen des eFP-Bataillons/der NATO-Battlegroup:
Beginn und 1. Rotation: Panzergrenadierbataillon 122 aus Oberviechtach
2. Rotation: Panzergrenadierbataillon 371, die Marienberger Jäger
3. Rotation: Jägerbataillon 292 aus Donaueschingen
4. Rotation: Panzerbataillon 393 aus Bad Frankenhausen
5. Rotation: Panzerbataillon 104 aus Pfreimd
6. Rotation: Panzergrenadierbataillon 391 aus Bald Salzungen
7. Rotation: Panzergrenadierbataillon 371, die Marienberger Jäger
8. Rotation: Panzerbataillon 104 aus Pfreimd
9. Rotation: Panzerlehrbataillon 93 aus Munster
10. Rotation: Panzerbataillon 414 aus Bergen
11. Rotation: Panzergrenadierbataillon 411 aus Viereck
12. Rotation: Panzerbataillon 203 aus Augustdorf
13. Rotation: Panzergrenadierbataillon 401 aus Hagenow
14. Rotation: Panzerbataillon 363 aus Hardheim
15. Rotation: Panzerbataillon 104 aus Pfreimd
16. Rotation: Deutsch-niederländisches Panzerbataillon 414 aus Lohheide
(Foto: Kommandoübergabe der NATO-Battlegroup in Rukla von Sebastiaan Schillemans, r., an Malte Bolanz, l.; in der Mitte der Kommandeur der litauischen Iron Wolf Brigade, Aurelijus Motiejūnas – Foto Sgt Spc Karolis Kavolėlis/Litauisches Verteidigungsministerium)
Na da bin ich ja Mal gespannt ob die SPZ soweit sind sauber genug zu Funktionieren. Irgendwie glaube ich dass nicht.
An und für sich laufen die Rotationen im Sechsmonatsrhythmus routiniert ab, der Erfahrungs- und Erkenntnisgewinn bei beteiligten Verbänden und Großverbänden in organisatorisch- logistischer Vorbereitung, Durchführung und Führung der Verlegungen kommt allen zugute.
Die Zusammenarbeit mit – derzeit – Truppe aus Norwegen, den Niederlanden, Belgien, Tschechien und Luxemburg, die die Kräfte der „NATO Multinational Battlegroup“ in Litauen ab Januar 2025 stellen, stärkt Interoperabilität und Vertrauen in das Funktionieren im Bündnis auf europäischer Ebene. Die Praxis einer „Armee der Europäer“ erweist sich im Baltikum als gewinnbringend für alle Partner: eine „Europäische Armee“ braucht es nicht, wir haben Besseres.
Die Besonderheit der 17. Rotation ist die erstmalige operative Verwendung des SPz PUMA, gestellt vom PzGrenBtl 33 (ex PzBtl 33) aus Luttmersen, Ortsteil von Neustadt am Rübenberge (Neustadt a. Rbge). Das Btl, vor allem die PzGrenChefs, ZgFhr und SPzKdt werden sich in der Kooperation, vor allem Kommunikation des modernsten deutschen Gefechtsfahrzeugs mit Alliierten darstellen wollen und können. Unsere Bündnispartner werden den PUMA gewissenhaft unter die Lupe nehmen und mit ihre eigenen SPz, vor allem CV90, vergleichen.
Das Ergebnis wird ein Zugewinn in das Vertrauen des Heeres sein.
@Dante
In der SVK haben die SPz auch funktioniert. In enger Abstimmung zwischen Inst und KpfTr zeigt der SPz PUMA eine gute Einsatzbereitschaft.
Erstmals in Litauen als MN BG LTU im Rahmen der 17. Rotation eingesetzt, erinnere ich mich gern zurück als die 33er am 07.07.2006 der Panzerlehrbrigade 9 unterstellt wurden. Zuverlässig wie es sich für Panzersoldaten gehört, erfüllten die Luttmersener ihre Aufträge, u.a. im Kosovo und in Afghanistan. Der „break“ zum 01.07.2015: Umgliederung zum PzGrenBtl und wenig später den Puma auf den Hof gestellt bekommen. 33 war der erste Verband überhaupt, der die Ausbildung auf dem neuen Gerät im AusbZentrum Munster genießen konnte. – Nun seitdem sind fast 10 Jahre vergangen. Dem SPz wurde die Gefechtstauglichkeit für das System PzGren und Puma VJTF zugeordnet. Bemerkenswert ist quasi die Verdoppelung des Stückpreises; Verbesserungen einzelner Komponenten des seit Mitte der 90er Jahre immer weiter entwickelten Gefechtsfahrzeuges gehen einher mit den Erfahrungen aus der Truppe. Wie schon >KPK< in diesem Forum sagt, wird es ein interessanter Vergleich mit dem CV90 unserer Bündnispartner sein.
Bevor es untergeht, Schweden lässt seinen NATO Zusicherungen Taten folgen und setzt Truppe im Bataillonsäquivalent in Lettland unter der kanadisch geführte Battlegroup ein.
Gesellschaft für Sicherheitspolitik e.V. (GSP) (08. Februar 25)
„(KS) #Schweden stationiert erstmalig seit #NATO-Beitritt eigene Soldaten in anderem Bündnisland: ~500 Soldaten wurden nach Adazi in #Lettland zur Stärkung der Allianz-Ostflanke und Abschreckung #Russland|s verlegt und in multinationalen Verband integriert“.
Bemerkenswert, Schweden hat damit erstmals seit seinem NATO-Beitritt Truppen in einem anderen Bündnisstaat stationiert. Euronews: „Das Panzergrenadierbataillon wird im Stützpunkt Camp Valdemar in der Nähe der Stadt Adaži stationiert“. Nach Angaben bei Euronews vom 18. Januar schon soll das Btl 550 Soldaten umfassen.
Die SWE PzGren bleiben sechs Monate in Lettland, bevor sie von Dänemark abgelöst werden. um danach alle sechs Monate mit den Dänen zu rotieren.
Damit wird ein weiterer Verband mit CV 90 im Baltikum stationiert sein.
Die Bedeutung der SWE Entscheidung wurde durch Anwesenheit des schwedischen Regierungschef Ulf Kristersson bei einer Zeremonie auf dem lettischen Militärstützpunkt Adaži, Standort des HQ der CDN Battlegroup, deutlich.
@KPK
Danke, diese Info wäre mir wirklich entgangen.
@KPK, @Dante
Wie @Kosatka richtig feststellt, haben sich die SPz Puma beim Einsatz bei enhanced Vigilance Activities Slovakia im Zeitraum Dezember 2023 bis Juni 2024 mit einer sehr hohen Einsatzbereitschaft in schwierigem Gelände und fordernden Ausbildungs-/Übungsvorhaben in multinationalem Umfeld hervorragend bewährt. Dabei handelte es sich um den ersten Einsatz des SPz Puma in einer Auslandsmission, und eben nicht bei MN BG LTU. Das Panzergrenadierlehrbataillon 92 aus Munster stellte dabei den Kern der Kräfte, eine verstärkt verminderte Kampfkompanie, gemeinsam mit dem Versorgungsbataillon 141. Die Beendigung der deutschen Präsenz in der SVK fiel mit Quadriga 2024 zusammen und wurde öffentlich weniger stark wahrgenommen.
Die nun in LTU eingesetzten Kräfte des Panzergrenadierbataillons 33 konnten von den Erfahrungen ihrer Kameraden in der SVK lernen und darauf weiter aufsetzen. Ich bin überzeugt: auch in LTU wird sich der SPz Puma hervorragend bewähren.
@ rws Nach der Zeit und dem investierten Geld sollten die Fahrzeuge auch langsam mal das halten, was versprochen wurde. Wie sich der Puma gegen den CV90 und andere SPz bei Vergleichs-wettbewerben und Übungen schlägt, würde mich schon interessieren.
@rws
Sorry für verspätete Reaktion: Ja, ich war auch über die litauische Aussage zu den Puma gestolpert, weil ich mich an die Slowakei erinnerte. Aber die Aussage stand halt; von der Bundeswehr selbst gab’s außer einem Foto in der Rubrik „Bilder der Woche“ nichts zum Wechsel der Rotation in Rukla. (da greift das Problem, das ich im aktuellen Thread auch angesprochen hatte).