Sechs Jahre deutsch geführte NATO-Battlegroup in Litauen: 13. Rotation (und Wechsel bei der eVA-Brigade)

Seit nunmehr sechs Jahren führt die Bundeswehr die NATO-Battlegroup der so genannten enhanced Forward Presence (eFP) in Litauen. Deutschland hat nicht nur die Führung des multinationalen Verbandes inne, sondern stellt auch die meisten Soldatinnen und Soldaten. Am (heutigen) Donnerstag wechselte das Kommando in der inzwischen 13. Rotation – und erstmals gab es auch einen Kommandowechsel beim deutschen Kontingentführer, der zugleich der Chef einer deutschen Verstärkungsbrigade ist, die Deutschland dem baltischen Land zugesagt hat.

Als Reaktion auf das russische Vorgehen in der Ost-Ukraine und die Annexion der Krim hatte die NATO 2016 die Einrichtung von vier verstärkten Bataillonen an der Nordostflanke der Allianz, eben die enhanced Forward Presence beschlossen. In den baltischen Staaten Estland, Lettland und Litauen sowie in Polen sollen die rotierend von anderen Staaten der Allianz beschickten Battlegroups den östlichen Bündnismitgliedern den Rückhalt der anderen NATO-Staaten signalisieren – und faktisch als Stolperdraht ein vor allem von den Balten befürchtetes russisches Übergreifen auf diese Länder verhindern.

Die Battlegroup in Litauen wird seit ihrer Einrichtung im Februar 2017 von der Bundeswehr geführt. Derzeit sind in Rukla in Litauen rund 720 deutsche Soldatinnen und Soldaten in diesem Einsatz. Belgien, Frankreich, Kroatien, Luxemburg, Niederlande, Norwegen und Tschechien stellen rotierend zeitweise – manche auch dauerhaft – Soldaten für dieses Bataillon.

Das Kommando über diese Kampfgruppe wechselte am Donnerstag von Oberstleutnant Marco Maulbecker, Kommandeur des Panzerbataillons 203 in Augustdorf, an Oberstleutnant Lars Neitzel, Kommandeur Panzergrenadierbataillon 401 in Hagenow. Maulbecker hatte das eFP-Bataillon seit August vergangenen Jahres geführt. (Und, Randbemerkung, muss damit leben, dass bei seiner Rückkehr nach Deutschland 14 Leopard2-Kampfpanzer seines Bataillons an die Ukraine abgegeben werden.)

Ergänzend dazu hatte Bundeskanzler Olaf Scholz im vergangenen Jahr die Bereitstellung einer deutschen Brigade zugesagt. Diese Brigade ist allerdings vorerst nur mit einem Kommandoelement in Litauen präsent und wird bei regelmäßigen Übungen mit einem oder gegebenenfalls auch mehreren Kampftruppenbataillonen verstärkt. Das Kommando über dieses Kommandoelement (KORREKTUR: nicht über die Brigade) wechselte ebenfalls am Donnerstag von Oberst André Hastenrath, stellvertretender Kommandeur der Panzerbrigade 21 Lipperland, auf Oberst Wolfgang Schmidt, stellvertretender Kommandeur der Panzergrenadierbrigade 41 Vorpommern.

Schmidt ist zugleich zwar auch Chef des deutschen Kontingents in Litauen, aber nicht der eFP-Battlegroup, die dem Kommandeur der litauischen Iron Wolf-Brigade untersteht. Das zeigt schon die derzeit etwas komplizierte Struktur des Bundeswehrengagements in Litauen: Während enhanced Forward Presence eine NATO-Aktivität ist, wird die zusätzliche Brigade zwar als enhanced Vigilance Activity (eVA) wie zum Beispiel die NATO-Aktion in der Slowakei bezeichnet, ist aber bis auf Weiteres formal eine binational deutsch-litauische Unternehmung und nicht in die Struktur der Allianz eingebunden. Möglicherweise ändert sich das bis zum NATO-Gipfel, der im Juli in der der litauischen Hauptstadt Vilnius stattfindet – zumal direkt davor eine größere Übung dieser Brigade in Litauen geplant ist.

Fürs Archiv die Übersicht über die bisherigen Rotationen der deutschen Beteiligung und Führung der eFP-Battlegroup, die von wechselnden Bataillonen gestellt werden:

Beginn und 1. Rotation: Panzergrenadierbataillon 122 aus Oberviechtach

2. Rotation: Panzergrenadierbataillon 371, die Marienberger Jäger

3. Rotation: Jägerbataillon 292 aus Donaueschingen

4. Rotation: Panzerbataillon 393 aus Bad Frankenhausen

5. Rotation: Panzerbataillon 104 aus Pfreimd

6. Rotation: Panzergrenadierbataillon 391 aus Bald Salzungen

7. Rotation: Panzergrenadierbataillon 371, die Marienberger Jäger

8. Rotation: Panzerbataillon 104 aus Pfreimd

9. Rotation: Panzerlehrbataillon 93 aus Munster

10. Rotation: Panzerbataillon 414 aus Bergen

11. Rotation: Panzergrenadierbataillon 411 aus Viereck

12. Rotation: Panzerbataillon 203 aus Augustdorf

(Foto oben: Kommandoübergabe eFP Battlegroup Litauen von Oberstleutnant Marco Maulbecker, Kommandeur des Panzerbataillons 203 in Augustdorf, r., an Oberstleutnant Lars Neitzel, Kommandeur Panzergrenadierbataillon 401 in Hagenow, l., in der Mitte der Kommandeur der litauischen Iron Wolf Brigade, Aurelijus Motiejūnas; Foto unten, v.l.: Oberst Wolfgang Schmidt, der Befehlshaber des Einsatzführungskommandos Generalleutnant Bernd Schütt und Oberst André Hastenrath – NATO eFP Battlegroup LTU)