Bundeswehr-Präsenz in Litauen: Deutschland verstärkt den Stolperdraht (Neufassung)
Die Bundeswehr soll ihre Präsenz in Litauen deutlich ausbauen und dem baltischen Land damit mehr Abschreckung gegen einen befürchteten Angriff aus Russland ermöglichen. Bundeskanzler Olaf Scholz sicherte dem litauischen Präsidenten Gitanas Nausėda zu, das deutsche Engagement über die bereits bestehende NATO-Battlegroup hinaus zu erweitern und erste Elemente für eine Kampfbrigade nach Litauen zu verlegen.
Die Bundeswehr beteiligt sich seit Februar 2017 mit der Führung der so genannten enhanced Forward Presence (eFP) in Litauen an der Präsenz der NATO in den drei baltischen Staaten und Polen. Die Truppen aus den anderen Mitgliedsländern des Bündnisses sollen den Staaten an der Ostflanke als Rückversicherung dienen – und als Stolperdraht signalisieren, dass ein russischer Angriff ein Angriff auf die ganze Allianz wäre.
Nach dem russischen Überfall auf die Ukraine Ende Februar verlangen vor allem Estland, Lettland und Litauen mehr Engagement und mehr NATO-Truppen in ihren Ländern. Neben Unterstützung bei der Luftverteidigung dringen diese Länder vor allem auf die Vergrößerung der bisherigen Battlegroups von Battaillonsstärke auf eine Brigade.
Der deutsche Kanzler und der litauische Präsident vereinbarten bei einem Besuch Scholz‘ in der litauischen Hauptstadt Vilnius am (heutigen) Dienstag, die bestehende eFP-Battlegroup in der Größe eines verstärkten Bataillons um eine intensivierte vorgeschobenen Präsenz, eine intensified Forward Presence (iFP) zu ergänzen und langfristig auf Brigadestärke auszubauen. Die gemeinsame Erklärung von Scholz und Nausėda (inzwischen auch in deutscher Übersetzung):
Der Präsident der Republik Litauen, Gitanas Nausėda, und der Bundeskanzler der Bundesrepublik Deutschland, Olaf Scholz, sind am 7. Juni 2022 in Wilna zusammengekommen. Der Präsident begrüßte den Besuch des Bundeskanzlers, der ihn auch zu den deutschen Soldatinnen und Soldaten führte, die als Teil der verstärkten Vornepräsenz der NATO in Pabradė stationiert sind.
Angesichts des russischen Krieges gegen die Ukraine, der Jahrzehnte des Friedens in Europa zunichtemacht, sowie in der Erkenntnis, dass Russland eine militärische Bedrohung darstellt und bei gleichbleibendem Verhalten auch langfristig darstellen wird, bekräftigten beide Staatsmänner ihr Bekenntnis zur im Vertrag von Washington festgeschriebenen kollektiven Verteidigung aller Bündnispartner. Sie betonten, dass das NATO-Dispositiv einer längerfristigen Anpassung bedarf, die dem veränderten Sicherheitsumfeld im euro-atlantischen Raum Rechnung trägt.
Beide Staatsmänner eint der Wille, den östlichen Teil der NATO weiter zu stärken, um die glaubwürdige Abschreckung und Verteidigung des Bündnisses weiterhin zu gewährleisten. In diesem Sinne und im Lichte der auf dem NATO-Gipfel Ende Juni in Madrid zu treffenden Entscheidungen waren sich beide Staatsmänner einig, dass zusätzlich zu dem bereits bestehenden und aufgestockten Gefechtsverband der verstärkten Vornepräsenz
• Deutschland bereit ist, eine robuste und gefechtsbereite Brigade in Litauen anzuführen, zur Abschreckung und Verteidigung gegen russische Aggression. Diese Brigade, angeführt durch ein permanent disloziertes vorgeschobenes Element eines Brigadestabes in Litauen, wird aus deutschen Kampftruppen bestehen, die eigens diesem Zweck dienen und möglicherweise um multinationale Beiträge ergänzt werden; dadurch entsteht ein starker, zweckgebundener Kampfverband, der schnell disloziert und eingesetzt werden kann. Diese Truppen werden in ein intensives und umfassendes Übungsprogramm mit regionalem Schwerpunkt eingebunden, an dem auch die rotierenden Truppen und die litauischen Streitkräfte teilnehmen, um Interoperabilität, Geschlossenheit, Wirksamkeit im Einsatz und die Fähigkeit zur schnellen Verstärkung zu verbessern und zu gewährleisten.
• Litauen die Fähigkeit zur umgehenden Reaktion und die Nachhaltigkeit dieser intensivierten Vornepräsenz unterstützen wird. Zu den wesentlichen Komponenten werden die angemessene Unterstützung durch den Aufnahmestaat („Host Nation Support“), die Infrastruktur für die Bevorratung und Bereithaltung militärischen Materials sowie angemessene Übungs- und Schulungseinrichtungen gehören.
Der Präsident und der Bundeskanzler waren sich darin einig, dass dieses Vorgehen einen Rahmen dafür bietet, militärische Anforderungen, operative Erfordernisse und entsprechende Mittel miteinander in Einklang zu bringen und so eine nachhaltige, glaubwürdige und skalierbare Verstärkung des militärischen Dispositivs im Baltikum zu gewährleisten, wodurch auf längere Sicht die Aufstockung der Bündniskräfte vor Ort auf Brigadegröße ermöglicht wird. Sie begrüßten, dass ihre Verteidigungsminister gemeinsam an der Umsetzung dieses Rahmens arbeiten werden.
Sie nahmen zufrieden zur Kenntnis, dass es sich hierbei um einen weiteren Beleg der ausgezeichneten Zusammenarbeit zwischen Litauen und Deutschland, sowohl als NATO-Bündnispartner als auch bilateral, handelt.
Bei einer Pressekonferenz mit dem litauischen Präsidenten und den Regierungschefs von Estland und Lettland kündigte Scholz an: Wir sind bereit, unser Engagement zu verstärken und es in Richtung einer robusten Kampfbrigade zu entwickeln, das die Abschreckung beziehungsweise Abwehr einer Aggression in Litauen gemeinsam organisieren kann.
Die Details sind – über die in der gemeinsamen Erklärung genannten Punkte hinaus – noch nicht so ganz klar. So machten Scholz wie Nausėda zwar deutlich, dass die bisherige Präsenz von rund 1.000 deutschen Soldatinnen und Soldaten beibehalten und mit einer neuen Struktur (zusätzlich zu dem bereits bestehenden und aufgestockten Gefechtsverband der verstärkten Vornepräsenz) ergänzt werden soll. Inwieweit das neue Brigadelement auch eine dauerhafte Stationierung weiterer, dann vermutlich mehrerer tausend deutscher Soldatinnen und Soldaten in Litauen bedeutet, ist noch offen.
Unklar bleibt derzeit auch, ob sich Deutschland – im Unterschied zu anderen NATO-Mitgliedern wie Litauen – noch an die NATO-Russland-Grundakte gebunden fühlt und eine dauerhafte Stationierung substanzieller Kampftruppen auf dem Gebiet des ehemaligen Warschauer Vertrags ablehnt. Bislang wechseln im halbjährlichen Rhythmus nicht nur die deutschen Einheiten in Litauen. Auch ihre Waffensysteme wie z.B. Kampfpanzer werden ausgetauscht.
In der gemeinsamen Erklärung deutet eine Passage darauf hin, dass mit der geplanten Aufstockung auch die Einlagerung von Gerät für die neue Brigade vorgesehen werden könnte – auch wenn die Truppen selbst nicht dauerhaft in Litauen sind: Das Land sicherte eine angemessene Unterstützung durch den Aufnahmestaat („Host Nation Support“), die Infrastruktur für die Bevorratung und Bereithaltung militärischen Materials sowie angemessene Übungs- und Schulungseinrichtungen zu.
Ein Vorbild dafür wäre der Prepositioned Stock der US-Streitkräfte in Europa: Die halten Gefechts- und Transportfahrzeuge in großen Depots unter anderem in Deutschland vor. Das würde allerdings bedeuten, dass die Bundeswehr überhaupt genug Material haben müsste, das sie zur Bereithaltung in Litauen einlagern kann.
(Foto: Bundeskanzler Olaf Scholz (Mitte) mit dem litauischen Präsidenten Gitanas Nauseda (2.v.l) und dem deutschen Kommandeur Oberstleutnant Daniel Andrä (r.) beim Besuch der NATO-Battlegroup in Litauen am 7. Juni 2022 – Chris Loose/eFP NATO BG LTU)
Meiner Ansicht nach ist das erst der Anfang.. der „Auffüllung“ der NATO-Truppen an der derzeitigen Ostflanke; und ich vermute auch, dass wir bei einer verstetigten „Verhärtung der Fronten“ als Deutsche auf Dauer eher ein Divisionsäquivalent mit 2-3 mechanisierten/ gepanzerten Brigade-Combat-Teams im gesamten „Verlauf der neuen Grenze“ stellen müssen..
Wenn Kanzler Scholz meint, was er so sagt, dann wird Deutschland als künftig wieder größte Landmacht im NATO Gebiet Europa einfach DEUTLICH mehr tun müssen; was das für die Bundeswehr und die Haushaltsverteilung bedeutet, kann sich jeder wohl ausmalen. Mit zwei gepanzerten Heeresdivisionen und ca.60.000 Mann Heeresstärke ist das sicherlich nicht zu gewährleisten.
Blitzwette: das wird – zumindest in den nächsten zwei Jahren – so eine gelogene Bereitschaftsgeschichte wie EU Battle Group. Mit ein bisschen Stab.
Wem untersteht die X denn dann? Bisher wurden die Kräfte ja der Iron Wolf X unterstellt.
Kurzer Blick in die Glaskugel 2024:
1. VJTF Stand down
~1xBrigade
2. iFP Litauen
~1xBrigade
3. eVA Slowakei
~1xBataillon
4. Aufbau des Kerns einer EU-Eingreiftruppe
~1xBrigade
5. Nationale Krisenvorsorge MILEVACOp
~1xFallschirmjägerregiment
6. MINUSMA und Kleinsteinsätze
~1xverminderte Brigade
Nebenbei läuft erstes Material aus dem Sondervermögen zu und die Umrüstung Mittlere Kräfte dürfte planerisch erste Maßnahmen auslösen. Zusätzlich erste Funkgeräte und persönliche Ausrüstung.
Dann brauchen wir jetzt nur noch jemanden für die ALÜ in Munster, jemanden, der im Jahr 2025 weitermacht und jemanden der die damit verbundenen Übungsplatzaufenthalte vor den jeweiligen Einsätzen als familienfreundlich verkauft.
pi
P.S.: Ich mach alles mit aber kann man mir bitte erklären wie das gehen soll?
Aus der Ansprache des Kanzlers im Nachbarfaden „Wir sind bereit, unser Engagement zu verstärken und es in Richtung einer robusten Kampfbrigade zu entwickeln, das die Abschreckung beziehungsweise Abwehr einer Aggression in Litauen gemeinsam organisieren kann“.
Eine Kampfbrigade ist per se „robust“, der Begriff „Kampf“ drückt dies aus.
Ist diese Beschreibung vom Redenschreiber zur Betonung der deutschen Entschlossenheit gewählt, oder kommt der Wortwahl eine Bedeutung in Richtung einer Verstärkung der Brigade zu, über eine typische Brig Soll-Org hinaus? Falls zutreffend, dann doch bitte Flugabwehr.
Besonders interessant werden die jeweiligen nationalen Anteile bisheriger eFP Partner sein. Wie bekannt, beteiligen sich eben Deutschland Norwegen, Belgien, Kroatien und die Niederlande.
Aus den Niederlanden gibt es reichlich Signale, die zusammengefasst lauten, „mehr geht nicht“.
Korrektur zu meinem post 19:21 im ursprünglichen Faden.
Neben Deutschland als Führungsnation beteiligen sich Belgien, Frankreich, Kroatien, Luxemburg, die Niederlande, Norwegen und Tschechien an der Battlegroup. Island, das als NATO-Mitglied über keine eigenen Streitkräfte verfügt, beteiligt sich mit zivilen Mitarbeitern.
(BMVg.de/anerkannte-Missionen/eFP …)
Das wird spannend, wo das Personal (vor allem die ohnehin knappen Spezialisten) herkommen sollen.
Vielleicht sollte man eFP/iFP nicht als Einsatz angehen, sondern als ausländischen Dienstort, sprich: keine 6 Monate sondern Versetzung für 2-3 Jahre (mit entsprechendem Benefit für die Soldaten). Sonst macht das Heer und auch ZSan nichts anderes mehr, als aus Litauen zurück zu kommen, kurz Urlaub und dann weiter nach Mali, um nach Rückkehr direkt wieder nach Litauen zu gehen (überspitzt formuliert).
Es soll schon Generalstäbe gegeben haben, die Einheiten verschieben mussten, die es so nicht, bzw. noch nicht gab.
Ich befürchte, die baltischen Staaten fürchten unsere Unzuverlässigkeit nicht weniger als die Unberechenbarkeit Russlands. Was passiert, wenn in der Ukraine die Waffen schweigen oder nach der nächsten Bundestagswahl – werden die Entscheidungen, die jetzt getroffen wurden dann immer noch ihre Gültigkeit haben?
Worte alleine werden Deutschland so schnell nicht mehr helfen um als zuverlässiger und vertrauensvoller Partner gewertet zu werden.
@politisch inkorrekt
„… jemanden der die damit verbundenen Übungsplatzaufenthalte vor den jeweiligen Einsätzen als familienfreundlich verkauft“.
Spätestens jetzt wird, jedenfalls im Heer, quer durch Kampf-/Kampfunterstützungs-/Führungs- und Logistiktruppen auch dem Letzten deutlich, er/sie übt keinen Beruf sui generis aus.
Seit dem 24. Februar 2022 kann über den eFP, künftig also iFP-Einsätzen stehen, „Darstellen und Ausüben von Kriegsführungsfähigkeit“.
Familienfreundlichkeit, ja, hat Rang, steht aber nicht prominent im Fokus.
@pirat77
Vorschlag, gehen Sie im Duktus doch bitte noch mal über Ihren Text und haben Sie Geduld bezüglich Truppeneinteilung und Unterstellungen. Heute vom Kanzler verkündet, kann gestern nichts ausgeplant und befohlen sein.
Es gibt zwei Möglichkeiten:
Entweder es verlegt nur ein Brigadestabäquivalent dauerhaft nach Litauen, was relativ schnell gehen dürfte. Genug StOffze und Staber-/Oberstaber haben wir zur Genüge.
Sollte damit aber auch nur ein weiteres verstärktes Kampftruppenbataillon gemeint sein, dann wird es langsam wirklich schwierig. Woher Personal und Material nehmen? Dann der riesige Vorlauf mit SchÜbZ, SIRA und GÜZ, was erheblich Material und Personal verschleißt (Überstunden und FvD sind das geringste Problem) und den JAB gleich anfang des Jahres vollknallt. Nebenbei noch wilde Divisions-/ Korpsstabsrahmenübungen…
Wer soll das alles leisten am Ende ? So mancher Spezialist wird dann seine Familie nur noch per Skype sehen.
Aber ich seh schon, die Truppe wird’s wie immer am Ende richten müssen. Und wehe Ende des Jahres ist IGF nicht erfüllt.
Vom Grundsatz her eine gute Sache, insbesondere wenn es tatsächlich zmit „vorgeschoben Depots“ umgesetzt
Andererseits denke ich an die Worte von Gen. Mais: „Die Bundeswehr, das Heer, das ich führen darf, steht mehr oder weniger blank da.“ Materiell wie personell weiß ich nicht wie so ein Aufwuchs gestemmt werden soll. Es hat ja schon des gesamten Heeres bedurft, um die PzGrenBrig 37 für VJTF „voll“ zu bekommen. Und wie ich auch im Beitrag zum Sondervermögen angebracht habe: vom Ende des dynamischen Verfügbarkeitsmanagement ist weoter nicht die Rede und ist auch nicht im Haushalt vorgesehen, m.W.n. . Das SV richtet sich auf anerkannten Bedarf, und der Bedarf ist nach wie vor nur der Minderbestand, zumal auch nur ausgewähltes Material überhaupt beschafft wird. Nicht einmal von der Nachbeschaffung der 7 PzH2000 habe ich bisher gelesen.
Ich würde hoffen das diese Ankündigung geplant und mit dem BMVg abgesprochen und tatsächlich „ausgeknobelt“ ist. Realistisch glaube ich aber das in Abt FüSK und den Kdo’s heute einige Goldene Schulterklappen in Angstschweiß ausgebrochen sind. Es wird immer davon gesprochen dass die Bw nur vernünftig Planen muss, aber wie soll unter solchen Umständen mehrjährig im Voraus geplant werden? Und das war auch vor Ukraine-Krieg so, es ist jetzt nur öffentlicher.
Im übrigen, Mal wieder ein Auftrag der mit großer Masse das Heer belastet. Es wäre schön wenn sich dieser Schwerpunkt auch in den zur Verfügung gestellten Mitteln wiederfinden würde.
Na Gott sei Dank war der Kanzler unscharf in seiner Formulierung „Wir sind bereit, unser Engagement zu verstärken…“ kann alles heißen. „…und es in Richtung einer robusten Kampfbrigade zu entwickeln,…“ Entwickeln ist so etwas wie Transformation, keine Zeitlinien, keine harten Fakten. „….das die Abschreckung beziehungsweise Abwehr einer Aggression in Litauen gemeinsam organisieren kann“ Die Abschreckung/Abwehr einer Aggression in Litauen soll GEMEINSAM ORGANISIERT werden.
Also wiedermal ganz viel Narrativ und ganz wenig harte belastbare Linien. Hoffentlich ist dies so mit der Spitze im BMVg abgestimmt, bzw. interpretiert die IBUK den Kanzler richtig, denn Interpretationsspielraum gibt es hier reichlich.
Warten wir ab.
Naja, dass kann man aber alles nachkaufen. Dass Geld ist da.
Irgendwie nähert sich die Bundeswehr rasant dem Status der Afghanischen Armee im Endstadium an.
Überall werden Soldaten gemeldet und versprochen die gar nicht existieren.
Auch eine Form von Weltoffenheit
Wie ich schon in einem anderen Thema geschrieben habe wird Litauen so wie derzeit nicht mehr lange tragbar sein denke ich . Unterbringung ist nicht gegeben und Möglichkeiten zur Ausbildung sind mehr als beschränkt und Einheiten läuft das Personal weg aufgrund dieses Auftrages . Das ist mal ein Einsatz wo das Material das kleinste Problem ist . Dieser Auftrag ist dem Personal nicht mehr zu vermitteln , schon garnicht Einheiten die schon eine Rotation weg haben . In der kaserne sitzen kann man auch in Deutschland
So lange nicht eindeutig klar ist , welche Waffensysteme in welcher Menge bei der Industrie gekauft werden – merke, keine Goldrandlösungen, ergo sehr wahrscheinlich von der Stange – kann viel beabsichtigt werden.
Das Heer hat darüber hinaus bei der Zuteilung der Mittel aus dem Sondervermögen „Zeitenwende“ gemessen an der zu erbringenden Leistung ohnehin schlecht abgeschnitten.
Ich kann mich den Vorrednern nur anschließen, das die Artillerie und die Flugabwehr scheinbar weiterhin keinen Fähigkeitszuwachs zu erwarten haben ist nicht gut.
Sollen die Landstreitkräfte im Baltikum im Ernstfall von der Dreimastbark von See her unterstützt werden ?
Wie müssen wir uns denn die Bundeswehr denn Zukunft vorstellen, bzw. in welchen Domänen wird sie wirken können ? Luft/See, und ein bisschen Landkampf ? Will Scholz eine deutsche Armee die zwar die größte in der EU werden soll, aber ein unterrepräsentiertes Durchsetzungsvermögen am Boden aufweist ? Ist das alles was man im politischen Berlin aus dem Krieg in der Ukraine gelernt hat ?
Ich hätte da, trotz den Irrungen der letzten Jahrzehnte, mehr erwartet.
Statt dessen reist man umher , kündigt an und verspricht , hat aber quantitativ nichts auf dem eigenen Hof stehen noch wurden Verträge mit der Industrie unterzeichnet, damit wenigstens absehbar ist wann womit zu rechnen ist.
@Dante:
„Naja, dass kann man aber alles nachkaufen. Dass Geld ist da.“
Das Geld ist bereits verteilt, für zusätzliches Material einer ganzen Brigade sehe ich keinen Spielraum.
„this brigade will consist of German combat forces specifically designated for this purpose, potentially augmented by possible multinational contributions, to form a powerful and exclusively dedicated combat formation ready to be rapidly de- and employed.“
Das würde bedeuten, dass in Litauen das Material für 3 Kampftruppenbataillone vorgehalten werden soll.
Das Personal soll offenbar teilweise vor Ort sein und teilweise sehr schnell dorthin verlegt werden. Daher passt auch der Hinweis des Hausherrn zu APS der Amerikaner sehr gut.
Wenn man davon ausgeht, dass es sich dabei – wie bereits bei eFP – vorallem um mechanisierte Kräfte handelt, dann müsste dort das Material von 1-2 PzGrenBtl und 1 -2 PzBtl finden.
Dies wiederum bedeutet, dass hierfür erhebliches zusätzliches Material notwendig ist, da sonst die „over-the-horizon-forces“ (siehe ORF-Btl KFOR) am Heimatstandort nicht üben kann.
Mal schauen, ob, wie und wann diese Pläne umgesetzt werden.
Ich sehe das Problem nicht. Wir machen es einfach wie mit dem Material. Zauberwort „Doppelassignierung“.
Wenn VJTF gezogen wird, wird die iFP es sicher nicht mehr.^^ War schon bei Munition mit EUBG und NRF eine Begründung.
POMCUS für REFORLIT (Prepositioning Of Material Configured In Unit Sets für Return of Forces to Lithuania)? Da liegen dann alles einsatzfähige Gerät und die gesammelten Versorgungsgüter des Heeres? Unter „robuster Kampfbrigade“ würde ich mir jedenfalls wenigstens drei Panzer- und Panzergrenadierbatallione, ein Artilleriebatallion sowie entsprechend Pioniere, Fernmelder, Aufklärer, Sanität, Logistik und Flugabwehr vorstellen…
@KPK: „robust“ ist doch eine politische Sprachwahl aus der Afghanistan-Ära. Bedeutet wohl so viel wie „pro-aktives Schießen“. Also gewaltsames Durchsetzen der eigenen Interessen, anstatt sich bei Angriffen weitgehend passiv zurückziehen zu müssen.
Das muntere RoE/Caveat (Rules of Engagement) Gepuzzle wird sich im europäischen Kontext hoffentlich nicht wiederholen.
Die Kasernenanlage in Rukla soll ja auch vergrößert werden. Wenn dort zukünftig neue Unterkünfte für zusätzliche Truppen gebaut werden, sollte die Bundeswehr davon Abstand nehmen, weiterhin riesige Kompaniegebäude zu bauen. Bei einem Präventivschlag geben diese großen Gebäude ein hervorragendes Ziel für russische Iskander-Raketen ab. Es wäre eine absolute Vollkatastrophe für die Truppen, würden diese Kompaniegebäude von Iskander-Marschflugkörpern getroffen. Während des kalten Krieges gab es in West-Deutschland etliche Kasernen mit relativ kleinen Gebäuden in Waldgebieten, zum Schutz vor Luftangriffen. Da Rukla von viel Wald umgeben ist, könnte man dies dort genauso machen. Zudem sollten in der Kaserne Schutzbunker eingerichtet werden.
Ich beschäftige mich privatissime zur Zeit mit den Reforger-Manövern in den 1980er Jahren. Irgendwie war da war mit „POMCUS“-Depots bzw. die dazugehörige Organisation. Die Depots gibt es zum Teil heute noch, aktiv z.B. von der niederländischen Armee genutzt.
Vielleicht wird es ja wieder so eine ähnlich gelagerte Geschichte werden mit Verstärkungskräften, deren Material bereit liegt.
@wacaffe sagt: 07.06.2022 um 22:12 Uhr
„Irgendwie nähert sich die Bundeswehr rasant dem Status der Afghanischen Armee im Endstadium an.
Überall werden Soldaten gemeldet und versprochen die gar nicht existieren.“
Ich kann Ihre Beobachtung nicht teilen. Einerseits haben wir das leider schon seit 10, nein 20 Jahren so gemacht. Übrigens wie viele andere Alliierte und Partner auch.
Aber ich habe den Eindruck, dass wir es jetzt versuchen ernster zu nehmen und die Truppen auch tatsächlich aufzustellen/bereitzustellen. Mal sehen wie lange dieser ernsthafte Versuch anhält. Aber der Schock des Kriegs in der UKR war zumindest anfangs heilsam.
Kurzfristig sicher nur sehr schwierig zu machen. Wahrscheinlich bekommt man 1 bis 2 Jägerbatallione ( Pzgrenbatl.?) zusammengestückelt. Artillerie, ist generell knapp. Kampfpanzer, auch knapp. ( Vielleicht die 40 Spanischen zurückkaufen?) Flugabwehr auf dem Gefechtsfeld, nicht mehr vorhanden. Aber was nützte die schönste Brigade wenn die Durchhaltefähigkeit im Ernstfall im Bezug auf Munition ( höre bisher nichts über Auffüllung), Reservepersonal ( Ukrainische Verluste pro Tag ca. 800 Kämpfer, offiziell), Material ( hinter jedem Kampf-, Schützen-, usw. Panzer muss mindestens einer als Ersatz im Depot stehen) nicht vorhanden ist.
Der Auftrag iFP muß eben ablauforganisatorisch abgearbeitet werden mit entsprechender Anböschung um initial kaltstartfähig zu sein ✌ 👍 😎
@Gosse: Haben Sie eine Quelle für die Verlustzahlen?
Die Verlustzahlen bezgl. Personal sind die Aussagen des Ukrainischen Präsidenten bei seinen Posts. Mehrmals wurden 100 Tote pro Tag und 500 Verletzte pro Tag genannt und einmal bis 200 Tote und bis 600 Verletzte. Wie auch immer, bei so intensiven Gefechten die ja großenteils statisch und nicht beweglich sind und bei diesem intensiven Artillerie Einsatz sind sicher 800 Ausfälle an der gesamten Frontline ( gesamt nicht nur im Donezgebiet) und im Frontnahen Hinterland durchaus glaubwürdig. Vor diesem Hintergrund fragt sich wie lange die 62000 Heeressoldaten, von denen sicher auch ein maßgeblicher Teil ( Logistik, Führung, Instandsetzung usw.) nicht direkt vorne im Einsatz ist, ohne Ersatz durchhalten können. Deshalb ist es meiner Meinung nach auch dringend erforderlich über eine Aufstockung des Reservistenbestandes Nachzudenken.
Das Argument „die Stationierung sei nicht dauerhaft, da das Personal wechselt“ finde Ich relativ sinnlos.
Bei jedem Einsatz gibt es Kontingentwechsel, kein Soldat verbringt seine 12 Jahre Dienstzeit komplett im Einsatzland.