Personalstärke Dezember 2018: Angepeilte Marke nicht ganz erreicht
Die Zahl der aktiven Soldatinnen und Soldaten ist im Dezember vergangenen Jahres im Vergleich zum November leicht gestiegen – aber nicht so stark wie von Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen erwartet. Zum Jahresende umfasste die Bundeswehr 181.274 Soldaten, 277 mehr als im Vormonat. Die Ministerin hatte dagegen noch im Dezember erwartet, dass die Marke von 182.000 aktiven Soldaten erreicht werde.
Den größten Anteil an der leichten Steigerung zum Jahresende 2018 hatten die Berufssoldaten: Ihre Zahl stieg um 166 auf 53.045. Die Zahl der Zeitsoldaten ist mit 119.977 dagegen nur um 38, die der Freiwillig Wehrdienstleistenden mit 8.251 um 73 höher als im November 2018.
Die Statistik zum Stand 31. Dezember 2018, vom Ministerium wie üblich unter dem immer gleichen Link veröffentlicht:
181.274 aktive Soldaten und Soldatinnen umfasst die Bundeswehr insgesamt. Sie verteilen sich wie folgt:
Bundesministerium der Verteidigung: 1.123
diesem unmittelbar nachgeordnete Dienststellen: 3.088
Streitkräftebasis: 27.640
Zentraler Sanitätsdienst: 20.053
Heer: 61.946
Luftwaffe: 27.767
Marine: 16.286
CIR: 12.970
Bereich Infrastruktur, Umweltschutz, Dienstleistungen: 975
Bereich Ausrüstung, Informationstechnik, Nutzung: 1.617
Bereich Personal: 7.809, davon bis zu 5.400 Studierende an den Bw-Universitäten
Die Bundeswehr umfasst aktuell 53.045 Berufs- und 119.977 Zeitsoldaten (Gesamt: 173.022) sowie 8.252 Freiwillig Wehrdienstleistende (Durchschnitt 2018: 8.408).
Zur Bundeswehr gehören 21.931 Soldatinnen.
Stand: 31. Dezember 2018
Nachgetragen: Wie immer hat ein Leser (vielen Dank!) die Zahlen-Tabelle aktualisiert:
Der Service von Augen geradeaus!, die Vergleichszahlen:
November 2018
Oktober 2018
September 2018
August 2018
Juli 2018
Juni 2018
Mai 2018
April 2018
März 2018
Februar 2018
Januar 2018
Dezember 2017
November 2017
Oktober 2017
September 2017
August 2017
Juli 2017
Juni 2017
Mai 2017
April 2017
März 2017
Februar 2017
Januar 2017
Dezember 2016
November 2016
Oktober 2016
September 2016
August 2016
Juli 2016
Juni 2016
Mai 2016
April 2016
März 2016
Februar 2016
Januar 2016
Januar 2013 bis Dezember 2015
(Foto: Fallschirmjäger aus Seedorf beim Training mit U.S. Marines der Special Purpose Marine Air-Ground Task Force-Crisis Response in Seedorf am 4. Dezember 2018 – U.S. Marine Corps photo by 2nd Lt. Taylor Cox)
Die Ministerin hat mit angekündigten 182.000 Soldaten den Mund im letzten Monat zu voll genommen. Mit 181,274 Soldaten ist diese Zahl deutlich verfehlt worden.
Neu ist, daß die BW jetzt erstmals die Zahl der Berufs- und Zeitsoldaten getrennt ausweist in ihrer Statistik. Es war der BW wohl zu lästig, daß Herr Wiegold weiterhin nachfragen könnte;).
Ansonsten wird es eine Trendwende beim Personal nur wirklich geben, wenn die BW auch die Zahl der FWL wieder deutlich steigert, denn dort sind wir mehr als 4.000 Soldaten unter dem Soll. Nur dort wäre sicher eine deutliche Steigerung möglich.
Wie kommt diese sehr große Personenzahl im Zentralen Sanitätsdienst (größer als bei der kompletten Marine) zustande? Man man dort zuvor weniger stark abgebaut um Fachkräfte zu halten?
Das spektakulärste an dieser Meldung ist für mich: Special Purpose Marine Air-Ground Task Force-Crisis Response.
Die Zahlen sind ja nun seit einem halben Jahr nicht mehr spannend, aufgrund des geringen Spiels.
@Closius | 23. Januar 2019 – 18:00
„die Zahl der FWL wieder deutlich steigert, denn dort sind wir mehr als 4.000 Soldaten unter dem Soll. Nur dort wäre sicher eine deutliche Steigerung möglich.“
Nicht 4.000 unter Soll. Richtig wäre 4.000 unter „Maximum“. Im Gegensatz zu den SaZ/BS bei denen es tatsächlich die Maximalanzahl auch das „Soll“ ist, ist bei den FWD die maximale Anzahl nicht gleichzeitig auch die Zahl der benötigten/gewünschten Soldaten.
Das „Soll“ liegt glaube ich derzeit bei 8.500 (bin da aber nicht 100% sicher). In den letzten Jahren hätte man auch vielleicht noch gerade so 9.500 brauchen können. Alles was darüber hinausging war jahrelang gar nicht gewünscht (je nach Monat, etwas schwankend hat u.a. etwas mit den Ausbildungskapazitäten und der Verpflichtungsdauer der FWDler und den Ausplanungen der jeweiligen TSK/OrgBer zu tun).
Die Zahl der Zeitsoldaten ist um über 200 gestiegen, denn jedes plus bei den BS ist ja automatisch ein Minus bei den Zeitsoldaten. Damit sind es 166+38 mindestens. Sollten unregelmässigerweise zum 31.12. noch BS entlassen worden sein, sind es eben entsprechend noch mehr.
[Das erläutern Sie bitte mal etwas genauer. Warum ist jedes Plus bei den Berufssoldaten automatisch ein Minus bei den Zeitsoldaten? Und was heißt „Sollten unregelmässigerweise zum 31.12. noch BS entlassen worden sein“, wenn die Zahlen den Stand vom 31.12. haben? Und wieso ist die Zahl der Soldaten auf Zeit um über 200 gestiegen? Klingt alles nach sehr kreativer Buchführung… T.W.]
@T.W.
Je nachdem aus welcher Perspektive Sie betrachten kann dies einerseits eine Art kreativer Buchführung sein oder eine zweckmäßige Kennzahl. Wenn einen nur der Bestand als reine Zahl interessiert, dann braucht man die Zahl nicht weiter zu analysieren.
Ist man hingegen daran interessiert woraus sich der Bestand zusammensetzt (wieviele neu, wieviele Alt) dann ist neben der reinen Bestandszahl auch der Zu- und Abfluss interessant.
Daran kann zum Beispiel die Effektivität der Rekrutierung oder der Bedarf an Ausbildung gemessen werden.
Sprich wenn 100 BS und 1000 SaZ in einem Monat aus der Bw ausscheiden, am Ende des Montats aber sowohl die Gesamtzahl der BS als auch die der SAZ um je 5 Soldaten steigt, kann man zu dem Entschluss kommen: „Kaum Personalveränderung“
In der Realität werden aber keine BS rekrutiert sondern SaZ in BS gewandelt -> 105 SaZ wurden zum BS ernannt und insgesamt 1105 SaZ rekrutiert.
Die Zahlen sind dann doch etwas aussagekräftiger um die Leistungsfähigkeit der Personalgewinnung beurteilen zu können.
Er meint das sicherlich so,
Wenn einer BS wird war er ja in 99% der Fälle vorher SaZ.
Also wenn ich einen zum BS mache habe da einen mehr aber bei den SaZ einen weniger.
Wenn das BMVg möchte, und da
ist interpretationlspielraum gegeben , kann es am sagen am 31.12 haben wir Summe x BS. Am 1.1 sind es aber 200 weil die mit Ablauf des 31.12 in Pension gehen.
Was Flieger damit wohl ausdrücken möchte ist, dass bei der Übernahme von SaZ zu BS, die Anzahl der SaZ sich somit verringert. Es kommen ja nicht automatisch SaZ dazu.
Die aktuelle Dienstende für BS erfolgt regulär nur noch zum 31.03. bzw. 30.09. eines Jahres anlog zu den Versetzungen.
Jeder Berufssoldat ist vor seiner Ernennung ein Soldat auf Zeit (selbst bei BOA) und damit vorher Teil der anderen Zahl der Statistik (es gibt kein Neueinsteiger der direkt BS ist).
Wenn also in einem Monat 1000 BS und 1000 SaZ vorhanden sind und bei sonst keiner Personalfluktuation 200 neue BS ernennt werden, sind es danach 1200 BS und 800 SaZ.
Wenn also jetzt die BS um 166 gestiegen sind, sind die SaZ um 166 gefallen. Da sie jedoch auch um 38 gestiegen sind, müssen es also mind 38 + 166 = 204 MEHR SaZ sein.
Und das nur unter der Voraussetzung, dass KEINE BS im Dezember entlassen wurden (unregelmäßigerweise weil die Zurruhesetzungsdaten regelmäßig ja zum 01.04. und 01.10. eines Jahres sind).
Wenn z.B. noch 100 BS in den Ruhestand gegangen sind aber trotzdem 166 MEHR BS da sind, war die echte Quote der SaZ die BS wurden eben 100+166=266. Deswegen das mindestens 204 mehr SaZ.
Dabei das gleiche Spiel zu den SaZ: Es können sowohl Einstellungen als SaZ sein als auch Umwandlungen von FWDL auf SaZ.
Diese Zahlen sind keine absoluten Veränderungen, sondern sehr oft nur Verschiebungen innerhalb der Status-Gruppen.
Hat sich eigentlich schon einmal jemand Gedanken über das Verhältnis zwischen Zeit- und Berufssoldaten gemacht?
Grundsätzlich beanspruchen die hergebrachten Grundsätze des Berufsbeamtentums (Art. 33 Abs. 5 GG) für alle Staatsdiener, also auch für Soldaten der Bundeswehr, Gültigkeit. Einer dieser Grundsätze ist das Lebenszeitprinzip, eine Ausnahme davon ist die Ernennung zum Staatsdiener auf Zeit. Neben kommunalen Wahlbeamten (welche übrigens nach einem gewissen Zeitraum mit einer Pension nach Hause gehen) sind so auch Zeitsoldaten zu qualifizieren.
Eine solche Ausnahme sollte nicht – wie es bei Zeitsoldaten der Fall ist – die Mehrheit der Fälle erfassen. Darüber hinaus bedarf jede Ausnahme einer vernünftigen Begründung. Ob die „Regeneration des Personalkörpers“ in Zeiten von Soldaten, die mit Ü30 eingestellt und auf 25 Jahre verpflichtet werden können, weiterhin als entsprechende Begründung herhalten kann, darf bezweifelt werden. Abgesehen davon, dass die Begründung für viele Fachverwendungen ohnehin unverständlich ist.
@Flieger und @T.W.
Absolut ist die Zahl der Soldaten um 277 Köpfe gestiegen.
Im Detail sieht das dann so aus, das bei den Zeitsoldaten 204 dazu kamen und 166 wegen Ernennung zum BS abgingen. Bleibt unter dem Strich ein Plus von 38 Köpfen.
Das mag in Bezug auf die „Umwandlung“ des Dienstverhältnis von SaZ auf BS so noch richtig sein, da man das aus den BS-Zahlen rückschließen kann. Ich bezweifele allerdings, das die Zahl der hinzugekommenen SaZ richtig ist. Es fehlen diejenigen, die entlassen wurden.
Ohne mich der Mathestunde anschließen zu wollen, möchte ich drauf hinweisen, dass sehr wohl Einstellungen mit dem sofortigen Verhältnis Berufssoldat möglich sind und existieren. Bei einer für die die Bw geeigneten, beruflichen Qualifikation (z.B. Maschinenbauer oder Medizinstudium) ist der Einstieg als Berufssoldat vom Dienstherrn gewünscht. Diese Kameradinnen und Kameraden waren nie Zeitsoldaten. Ebenso ist eine Übernahme aus dem Wehrdienst (da aber extrem selten) oder aber aus der Reserve (heute vergleichbar häufig) in das Verhältnis BS möglich.
Nachdem die Zahl ohnehin nur in homöopathischen Dosen steigt und vermutlich auch unter Hilfe aller statistischen Tricks erfolgsoptimiert wird, muss man doch langsam wirklich einmal die Qualität der Nachwuchsgewinnung und des Verfahrensablaufes der Einstellung kritisch hinterfragen.
Steht der finanzielle und organisatorische Aufwand in einem gesunden Verhältnis zum Ertrag oder sollte man nicht radikal andere Wege beschreiten? Warum stellt man z.B. nicht pauschal alle Bewerber für eine gewisse Zeit ein, schaut sie sich dabei an und sortiert dann selber (incl. Sicherheitsüberprüfung) aus. Warum machen wir endlose Bewerbungsgespäche, Tests und Auswahlverfahren etc. und die Leute kommen nicht weil A.) das Verfahren zu lange dauert oder B.) sie nach ein paar Tagen in der Truppe feststellen das Bundeswehr doch nichts für sie ist.
@Stoney | 24. Januar 2019 – 14:07
„dass sehr wohl Einstellungen mit dem sofortigen Verhältnis Berufssoldat möglich sind und existieren“
Die Zahlen sind aber (aus guten Gründen) äußerst gering und von daher hier kaum relevant.
@Insider | 24. Januar 2019 – 17:07
„Nachdem die Zahl ohnehin nur in homöopathischen Dosen steigt“
Naja, in den letzten Jahren ist die Zahl um mehrere Tausend Sdt gestiegen, von daher sehe ich hier keine „homöopathische“ Dosis.
Die Frage ist, ob es im nächsten Jahr so weiter gehen wird, aber das sich nichts getan hat stimmt so nicht…
„Naja, in den letzten Jahren ist die Zahl um mehrere Tausend Sdt gestiegen, von daher sehe ich hier keine „homöopathische“ Dosis.“
Kann man so sehen, homöopathische Dosis finde ich auch zu hart als Bezeichnung.
Aber hier mal die Dezemberzahlen
2018: 181.274
2017: 179.562
2016: 177.608
2015: 177.069
2014: 180.218
2013: 184.044
also eine Steigerung von:
+ 0,95 % gegenüber 2017 (1 Jahr)
+ 2,06 % gegenüber 2016 (2 Jahre)
+ 2,37 % gegenüber 2015 (3 Jahre)
Stark ist anders!
Und Trendwende ist formal natürlich richtig (steigt ja jedes Jahr wieder), aber naja. Für so viel Einsatz doch wenig Ertrag.
@PeterL | 25. Januar 2019 – 20:13
Die Zahlen bis 2014 spielen keine Rolle, da waren wir ja im Abbau.
2015 ist die Entscheidung über einen erneuten Aufwuchs getroffen worden. Mit dem notwendigen Vorlauf ginge es dann los.
Ein Aufwuchs von +1% bzw. +2 % ist angesichts der Tatsache, dass wir überwiegend ja nicht „vom Markt“ anheuern können und wir durch das FWD/SaZ System ja zusätzlich zum „Zuwachs“ noch zahlreiche Soldaten pro Jahr so oder so regenerieren müssen ein Kraftakt und eine Spitzenleistung. Mehr könnte das Ausbilungssystem der Bw gar nicht stemmen.
Die Frage ist aber ob wir in den nächsten Jahren auch noch bis zu +2% p.a. hinbekommen werden, denn das ist ja unverändert notwendig um den entschiedenen Aufwuchs bis 2024 hinzubekommen.
Wenn das auch Funktionieren würde (und eben nicht nur durch Verlängerung BS) wäre das eine wahre Großtat der Nachwuchsgewinnungsorganisation…
@Koffer:
Mit Verlaub, aber lesen sie überhaupt die Kommentare genau durch?
Wo sehen sie denn auch nur ansatzweise +2%.
Wir reden hier doch von „pro Jahr“ und von 2016-2018 gab es eine Steigerung von 2,06 %. Für 2 Jahre, also 1,03 % pro Jahr.
@PeterL | 26. Januar 2019 – 0:50
„Mit Verlaub, aber lesen sie überhaupt die Kommentare genau durch?“
Üblicherweise tue ich das, aber Ihren Kommentar habe ich offensichtlich falsch verstanden, da ich ein Steigerung von 1-2% pro Jahr und nicht von 2% über drei Jahre zu lesen glaubte.
Ehrlich gesagt ändert das aber wenig an meinem Kommentar, denn ich schrieb ja „Ein Aufwuchs von +1% bzw. +2 % ist angesichts der Tatsache, dass wir überwiegend ja nicht…“
Und an der Schlussfolgerung ändert mein Verständnisfehler nur insofern etwas, dass ich hier zuungunsten der Bw etwas zu lässig formuliert hatte.
Jetzt daher nochmals etwas präziser:
Die Frage ist aber, ob wir in den nächsten Jahren auch noch knapp über +1% p.a. hinbekommen werden, denn das ist ja unverändert notwendig um den entschiedenen Aufwuchs auf 186.000 Zeit-/Berufssoldaten in 2025 hinzubekommen.
Der Focus (Originalartikel in der BamS) berichtet heute von einem „Geheimpapier“ zur Personallage. Angeblich gebe es 25.000 unbesetzte Stellen, und das Potential für den Nachwuchs wäre eher gering.
Personalnot faktisch schlimmer als – offiziell – dargestellt, weil eine Vielzahl der Bewerber physische Mindestanforderungen nicht erfüllen.
http://www.spiegel.de/politik/deutschland/offenbar-haelfte-der-schulabgaenger-nicht-fuer-bundeswehr-geeignet-a-1250189.html
Andererseits, gab es jemals eine Zeit, in der nicht von irgendwem die Qualität militärischen Nachwuchses beklagt wurde?
„BamS“ … interne Papiere des BMVg: „…rechnet die Bw damit, dass 2020 von 760.000 Schulabgängern nur die Hälfte für die Armee geeignet ist …“, denn, Nichterfüllung körperlicher Anforderungen und keinen deutschen Pass.
Wie @Thomas Melber schon berichtete, auch auf T-Online.de gibt es eine dpa Meldung dazu. Demnach ist jeder zweite Schulabgänger nach diesem Papier ungeeignet.
Da müsste man mal die Eignungskriterien überprüfen, wenn ich mir das OA-Debakel letzten Sommer in Munster ansehe. Anscheinend träumen die Karriere-Center von anderen Soldaten als von denen, die gebraucht werden.
@Pio-Fritz | 27. Januar 2019 – 16:36
„auch auf T-Online.de gibt es eine dpa Meldung dazu. Demnach ist jeder zweite Schulabgänger nach diesem Papier ungeeignet.“
Angesichts der Unbestimmtheit des Berichtes würde ich zu großer Zurückhaltung neigen.
Anlässlich des Personalboards 2018 hat das BMVg einige Folien veröffentlicht, die in Bezug auf einen aktuellen Schulabgängerjahrgang von komplett anderen Zahlrn ausging. Nämlich von nur sehr wenigen, körperlich ungeeigneten, aber einer großen Anzahl an grundsätzlich am Dienst in den SK desinteressierten sprach.
Das erscheint mir ehrlich gesagt wesentlich glaubwürdiger als der BamS Bericht…
@Koffer
Sämtliche News der vergangenen zwei Stunden, TV/Print, bestätigen den Bams/Spiegel-Bericht zur prekären Personallage.
Tenor: 50% eines Jahrgangs nicht geeignet, ohne deutschen Pass, lehnen Bw ab, sind also im Topf gar nicht erst verfügbar.
Mit Blick auf viele andere hier diskutierte Dilemmata der SK, einschließlich relativierender/beschönigender Stellungnahmen BMVg (u.a. jüngst GF, Bekleidung, Ausstattung VJTF, früher G36 etc.) habe ich gezwungenermaßen mein vorbehaltloses Zutrauen in BMVg Aussagen aufgegeben. Also, Personalboard 2018, ja und?
Nicht an ihren Worten, an ihren Taten sollt Ihr sie erkennen!
[So weit erkennbar, greifen alle die anderen Nachrichtenkanäle den Bericht auf. Wo haben Sie eine Bestätigung gelesen? Bitte Quelle nachreichen. T.W.]
Glaubwürdigkeit bzgl. Folien des BMVg oder irgendwelcher vorab Pressemitteilungen hin oder her.
Fakt ist, das wir bereits für 2017 ca. 21.000 Dienstposten (DP) oberhalb Mannschafter, nicht besetzt hatten. (BT Drucksache 19/700).
Das ein Besetzungsfehl, aufgrund der Zunahme von DP, noch vergrößert würde, war vielen ob des grundsätzlichen Zustands der Streitkräfte klar.
Die Realität nach Wegfall, sorry besser Ruhen, des Pflichtdienstes steht im Wiederspruch politischen Strebens. Dickere Auftragsbücher, mit quasi gleichbleibendem (aber immer lebensälteren) Personalumfang, kann man nur durch strukturelle Optimierung bewältigen.
@T.W.
Sicher liegen wir bezüglich „Bestätigung“ fachtechnisch auseinander.
Was ich gesehen habe, deckt sich mit den Angaben bei BamS/Spiegel.
Sofern dies dem journalistischen TerminusTechnicus nicht entspricht, hab ich was gelernt.
[Geht nicht um journalistische Fachbegriffe. So weit ich das gesehen habe, beziehen sich die anderen auf BamS und Spiegel, eine davon unabhängige Bestätigung gibt es wohl bislang nicht. Damit gibt es keine Bestätigung. T.W.]
@Klaus-Peter Kaikowsky | 27. Januar 2019 – 19:07
Ich habe keine Zweifel daran, dass ein großer Teil (ich vermute sogar mehr als 50%) eines Schulabgängerjahrgangs kein Interesse an einem Dienst in den SK hat.
Ganz ehrlich, dass sagt doch sogar die allgemeine Lebenserfahrung in DEU, dass vermutlich nicht jedermann sich einen Dienst in der Bw vorstellen kann.
Ehrlich gesagt sehe ich auch nicht, dass jedermann zum Dienst in den SK passt.
Zudem gab die Folie des BMVg als Quelle eine Allensbachumfrage an. Ein durchaus renommiertes Institut.
Die Behauptung hingegen mehr als 50% seien körperlich untauglich widerspricht dem gesunden Menschenverstand, denn wir wissen ja noch aus Zeiten der Wehrpflicht, dass nicht jeder für alles tauglich sein muss.
Also wollen Sie lieber der allgemeinen (und eigenen) Lebenserfahrung glauben oder einem sehr unbestimmten Artikel von dem wir ja noch nicht einmal wissen, was genau mit diesem „für die Armee geeignet“ gemeint ist?!
Bevor wir hier wild spekulieren, sollten wir vielleicht doch erst einmal mehr über diesen angeblichen Bericht erfahren und was mit „geeignet“ gemeint ist…
@KPK
@TW meint „Kreisläufer“, vulgo: der eine schreibt vom anderen ab. Im schlimmsten Fall noch etwas ausgeschmückt.
@Koffer
Ggf. vereinigt ein „Nicht-Kandidat“ auch mehrere Auschlußkriterien auf sich: kein DEU Staatsbürger, Bw-avers, körperlich nicht geeignet.
Man muß daher schon abschichten.
@Koffer und @KPK
Mal abgesehen davon, ob hier „tauglich für Bw“ und „Interesse für Bw“ verquickt wurden. 25% der „tauglichen“ Hälfte oder 12,5% über den gesamten Schulabgängerjahrgang ist schon ein ganz dickes Brett, das da zu bohren ist.
Einfach wird das nicht in der Konkurrenzsituation.
@ KPK und Koffer
Wenn man weitere Meldungen am Wochenende dazu nimmt (Rekrutierung von Polizisten in Brandenburg), dann scheinen tatsächlich körperliche Unzulänglichkeiten zwar eine Rolle aber nicht die entscheidende Rolle für das geringe Bewerberaufkommen zu spielen.
Der Unwille zu Dienen (egal ob Streitkräfte, Polizei oder sonstige Tätigkeiten in denen individuelle Bedürfnisse dem Allgemeinwohl hinten angestellt werden müssen) scheint eine höhere Auswirkung zu haben.
Ich vermute ganz mittlerweile,dass weder Sport noch bessere Bezahlung/Ausstattung den Dienst bei Polizei und Streitkräften attraktiver machen können. (Man kann das Problem damit höchstens leicht abmildern).
Vielmehr müsste wohl tatsächlich eine mentale Umerziehung der Gesellschaft erfolgen, damit solche Stellen in Zukunft befüllt werden können. Da nehme ich Krankenhaus, Pflege und Feuerwehr gerne mit dazu. Solange es dem Durchschnittsbürger wichtiger ist am Freitag Abend und am Wochenende ein Bier trinken zu können oder in die Disco gehen zu können als einen Bereitschaftsdienst auszuüben wird sich an den Personalproblemen in diesem Bereich nichts ändern.
Dies gilt im Übrigen auch für die IT-Spezialisten. Bei dem letzten Zwischenfall mit den ganzen Daten der Politiker war in der Presse zu lesen, dass neben unseren Antiterrorzentren auch die Cyberabwehr Zentren am Wochenende nur mit einer Minimalbesetzung (vielleicht nicht mal das) arbeiten. Ob dies ausreicht wage ich zu bezweifeln, in einer globalisierten Welt ist es immer irgendwo „Arbeitszeit“.
Es wird schwer die Anforderung der globalisierten Welt mit auf Individualisierung fokussiertem Personal zu meistern.
Die DPA-Meldung deckt sich mit dem, was ich bereits im November im Rahmen der Diskussion hierzu mitgeteilt habe:
https://augengeradeaus.net/2018/11/kurzzeitiger-pseude-streit-um-soldaten-altersgrenze-showtime-oder-versuchsballon/
Auch die Reaktionen darauf sind identisch. Es würde mich aber nicht überraschen, wenn es demnächst im Rahmen einer Bundespressekonferenz oder einer mehr streitkräftespezifischen Veranstaltung auf Nachfrage zu einer quasi offiziellen Bestätigung des Problems „für BW nötiger Anteil aus tauglichen Schulabgängern“ käme.
@Wa-Ge | 28. Januar 2019 – 9:00
Zustimmung. Nicht umsonst sind erste Gemeinden bereits dazu übergegangen, Bürger zum Dienst in der Freiwilligen Feuerwehr zu verpflichten. Weil ansonsten der Brandschutz nicht gewährleistet werden kann.
Und das wird nicht der einzige Bereich bleiben. Die demografische Entwicklung wird uns ab 2035 vor massive Probleme stellen, dann sind auch die letzten geburtenstarken Jahrgänge in Rente. Das Durchschnittsalter heute ist ja nicht nur in der Bw hoch.
@Wa-Ge
Dem muss ich sehr stark widersprechen!
Ein Unwille (!) zu dienen, egal ob bei Polizei, Bundeswehr, Krankenhaus oder Pflege ist nicht zu erkennen.
Aber nicht jeder Mensch in Deutschland hat auch Interesse für jeden Beruf.
Wichtig ist im ersten Moment, dass man Menschen mit Interesse auch überzeugt sich zu bewerben!
Im Bereich Pflege muss man vielleicht grundlegend mal über die gesamte Arbeitssituation über das gesamte Erwerbsleben überdenken.
Junge Menschen sind nicht dumm und können sich auch informieren.
Beispielsweise wird ein Altenpfleger mit 55 Jahren (und 30-39 Jahren Arbeitsjahren) eine andere tägliche Arbeit vornehmen müssen, als mit 30 Jahren. Ist aber heutzutage noch alltäglich, dass man als 55-Jähriger immer noch 70 kg schwere Patienten alleine im Bett drehen muss.
Dies muss eben geändert werden, damit die Interessierten Bewerber sich hinreißen lassen eine Bewerbung abzuschicken.
Ähnlich bei der Polizei.
Knapp 50% des täglichen Dienstes bei der Polizei setzt den einfachen Dienst voraus. Die restlichen 50% eine Mischung aus mittleren Dienst und gehobenen Dienst.
Und trotzdem gibt es sogar Bundesländer, die nur noch den gehobenen Dienst anbieten.
Und trotzdem bewerben sich genügend, aber hier und da haben die Bewerber eben nicht die Voraussetzungen für den mittleren und gehobenen Dienst.
Wie bei der Bundeswehr.
Bewerber an sich gibt es ja genug.
Aber anscheinend sind diese Bewerber nicht mehr so gut.
Das mag sein und würde ich auch in viele Fällen unterschreiben.
Aber dann muss man gegensteuern.
Entweder Anforderungen herabsetzen oder Bewerberkreis erweitern.
Und das Zweite geht unterschiedlich, z.B.
überhaupt erst einmal ansprechen (Youtube-Serien – Marketing) und von der Armee überzeugen. Hat man ja gut gemacht denke ich.
Aber auch attraktiver an sich machen.
Und dazu gehören unter anderem
[1.] Gehalt (oder Stellenzulagen),
[2.] Zukunftschancen (Zeitsoldat spricht extrem dagegen),
besserer Dienst an sich (Ausrüstung – genügend und funktionierend),
[3.] Vertrauen in den Arbeitgeber (Versetzungen, Standortänderungen alle paar Jahre, versprochene Dinge die nicht gehalten werden)
Dieses Vertrauen oder Nichtvertrauen wird von jetztigen Soldaten immer auch nach außen getragen an die Bewerber (Bekanntenkreis, ältere Brüder usw.)
Denn der Wille ist ja vorhanden, aber die Konditionen nicht gut genug.
Und jetzt bitte nicht wieder die Vorteile einer Karriere bei der Bundeswehr aufzählen, die kennen wir ja.
Wichtig ist eben die Nachteile zu beseitigen. Und das sind nicht wenige.
Cyberabwehrzentren sind am Wochenende unbesetzt weil man nicht genügend Personal hat. Und zu wenig Personal hat man, weil Punkte 1+2+3 nicht gut genug für weitere geeignete Bewerber sind.
Das liegt nicht nur an Wochenendarbeit oder Nachtschicht. Ist übrigens bei der Telekom im Abwehrzentrum auch Bedingung.
@Wa-Ge
In welchem Land leben Sie denn?
„Solange es dem Durchschnittsbürger wichtiger ist am Freitag Abend und am Wochenende ein Bier trinken zu können oder in die Disco gehen zu können als einen Bereitschaftsdienst auszuüben wird sich an den Personalproblemen in diesem Bereich nichts ändern.“
Ist es ihnen entgangen, dass die Gesellschaft sich auch physisch und biologisch geändert hat?
Die Anteil der Beschäftigten an der Bevölkerung ist gestiegen.
Der Anteil der Schüler und Berufstätigen welche unter der Woche nicht mehr an ihrem Wohnort sind ist gestiegen.
Der Anteil der Freizeit, gerade bei Schülern in höheren Bildungsanstalten ist gestiegen.
Der Anteil der Pflegebedürftigen ist gestiegen.
Die Leistungen in Familien sind auf weniger Schultern verteilt.
Die gesetzlichen Auflagen zur Betreung und Beaufsichtigung von Kindern sind gestiegen.
Der Dienst in der Bw ist weniger attraktiv geworden, ja, es ist nicht nur das Geld:
Fehlender Wohnraum.
Fehlende Arbeitsmöglichkeit für den Partner.
Weniger Dienststellen.
Längere Dienstzeiten für BS.
Karrierechancen für Bestandspersonal zT nicht im Verhältnis zu Quereinsteigern.
Ausrüstung in Teilen nicht zeitgemäß.
In vielen Bereichen kein attraktiver Grundbetrieb.
Abwesenheit von Zuhause (Einsatz, Übungen, Trainings uvm) sehr hoch.
Schulbildungslandschaft für Kinder nicht mobilitätsfreundlich.
Unsicherheit in vielen Bereichen: Was bringt die nächste Reform und wo ist der nächste Dienstort.
Viele Soldaten sind zur Bw um Soldat zu werden und dienen nun als Büroassistenz.
Angebot außerhalb der Bw ist oft attraktiver.
…und individuell, aus Sicht der Betroffenen, noch einiges mehr.
@Wa-Ge
„…Vielmehr müsste wohl tatsächlich eine mentale Umerziehung der Gesellschaft erfolgen, damit solche Stellen in Zukunft befüllt werden können…“
Wie wollen Sie das denn erreichen in einer Demokratie?
„…Solange es dem Durchschnittsbürger wichtiger ist am Freitag Abend und am Wochenende ein Bier trinken zu können oder in die Disco gehen zu können als einen Bereitschaftsdienst auszuüben wird sich an den Personalproblemen in diesem Bereich nichts ändern…“
1. Dem „Durchschnittsbürger“ war es immer schon wichtiger, dass es ihm selbst gut geht, anstatt Anderen. Das war auch im Kalten Krieg der Bundesrepublik Deutschland nicht anders. Die wenigsten Rekruten sind damals als selbstlose „Überzeugungstäter“ zur Bundeswehr gegangen.
2. In jeder Demokratie konkurrieren staatliche Organisationen mit privaten Firmen um qualifizierte Bewerber. Wenn DAS ANGEBOT STIMMT, gewinnt der Staat in der Regel auch genug Bewerber von der richtigen Qualifikation.
3. Nun hat der deutsche Staat (die Politik) in den letzten Jahren Alles getan, um das Berufsbeamtentum( Berufssoldaten) generell als „schlechtere Lösung“ im Vergleich zu „Kurzdienern“ bzw. Angestellten zu propagieren. Nun schlagen diese – damals schon- falschen Fehlentscheidungen zurück. Es wurden nicht genügend Berufsbeamte und Berufssoldaten in den jüngeren Geburtsjahrgängen verpflichtet. Dies wird sich dramatisch auswirken bei der Zurruhesetzung der geburtenstarken Jahrgänge. Das war allgemein bekannt, man hat das Problem aber bewußt ignoriert weil es nicht in die Wahlperiode fiel.
Fazit:
1. Alles selbst gemachte Probleme, weil Politik meist nur kurzfristig und eindimensional denkt. Viele ehemals gut funktionierenden Personalprozesse bei der Bundeswehr wurden ohne tiefe Überlegung und ohne Not zerstört. Nun bekommt man eben die Quittung.
2. Was müßte geschehen? Man müßte jungen Menschen wieder ein verläßliches und für ein ganzes Berufsleben gültiges attraktives Angebot machen. Wer qualifizierte Arbeitnehmer langfristig an seine Organisation (egal ob Behörde,Armee oder Firma) binden möchte, muß LANGFRISTIG ein glaubwürdiger, zuverlässiger und attraktiver Arbeitgeber sein. Dann kommen die Bewerber auch wieder. Wer aber nur mit kurzfristigen Maßnahmen Unruhe in der Organisation erzeugt, der wird keine keine feste Bindung bekommen, sondern eben eine zeitlich begrenzte und eine Bindung die keiner inneren Überzeugung folgt, sondern dem kurzfristigen monetären Interesse.
Viel zu tun für die nicht mehr zu zählenden Personaler in der Bundeswehr. Es gibt vermutlich kein Unternehmen, das prozentual soviele Mitarbeiter im Personalbereich beschäftigt wie die Bundeswehr. Was machen die eigentlich von morgens bis abends? Denen – oder den vielen hoch bezahlten Beratern- könnte doch auch einmal eine Lösung für das Problem einfallen, oder?
@ Pio Fritz
Nun das mit den Pflichtfeuerwehren in Deutschland ist jetzt nicht wirklich ein Trend. Es gibt welche die „neu“ gegründet wurden z. B. auf Sylt. Aber da ist das Problem grundsätzlicher. Ansonsten kämpft natürlich auch die Feuerwehr und andere BOS Organisationen mit Personalmangel, aber das ist kein neues Phänomen.
Vielmehr haben z. B. Berufsfeuerwehren immer noch hohe Bewerberzahlen, allerdings schaffen viele Bewerber den Sporttest nicht.
Bei der BW scheint es eher so, das man an Bewerbern nicht wirklich interessiert ist. Da bestellt man Leute zu mehrtägigen Tests, die bestehen den mit Bravour und dann drückt den Leuten einen Vertrag in die Hände und lässt sie dann alleine. Da kommt nicht mal eine Nachfrage oder freundliche Erinnerung. Man nimmt die Absage kommentarlos hin.
@ Ralf, Elahan und Pete
Sie führen auf, dass die geringe Bewerberzahl mit der Attraktivität der sozialen, polizeilichen und soldatischen Verwendungen zusammenhängt.
Das mag aus der Sicht eines 35+ Jährigen der Fall sein. Die Zeitungen und Fernsehprogramme sind aber voll mit Beiträgen in denen Forscher erklären, dass die nachfolgenden Generationen weniger auf materielle als auf ideologische und individuelle Werte wert legen.
Um es überspitzt zu sagen, auch große Unternehmen haben zusehends Schwierigkeiten Spitzenpersonal dazu zu motivieren eine förderliche Verwendung in einer anderen Stadt oder einem anderen Land anzunehmen, selbst wenn die Leute sprichwörtlich mit Geld beschmissen werden und die Verwendung dort am Puls der Zeit liegt. Die Gründe für diese Schwierigkeiten sind: Es passt nicht ins aktuelle Lebenskonzept. Vielen reicht es aus was sie verdienen, sie wollen eher die Zeit haben um das was sie verdient haben auch ausgeben und genießen zu können.
Sehr viele wollen eine flexible und geregelte Tätigkeit in einem sehr speziellen Zeitfenster nachgehen, was aber insbesondere mit dem Dienst im Allgemeinen und Bereitschaftsdienst im Speziellen nicht möglich ist.
Das merkt man dann an den hohen Abbrecherquoten in der Ausbildung (Polizei, Bundeswehr und Pflege). Es ist halt dann doch was anderes wenn man Nachtschicht schieben muss oder um fünf Uhr aus dem Bett muss. Da überlegt man ganz schnell ob es sich da nicht eher lohnt auf ein paar hundert Euro zu verzichten (wenn man nicht gerade am Existenzminimum kratzt) um dafür einer Tätigkeit nachzugehen, die einen nur von 9-17 Uhr bindet.
@ Frage wie will man die Erziehung in einer Demokratie gestalten?
Ganz einfach durch positive Diskriminierung! Es muss im Kindergarten beginnen und in der Schule weitergehen, dass dem Nachwuchs vermittelt wird, dass der Dienst an der Gesellschaft erstrebenswert ist.
Und die Gesellschaft muss dies honorieren, bspw. durch Privilegien: Keine Wartezeit beim Studium, freie Fahrt mit den Öffentlichen und der Bahn, freie Eintritte in staatlich finanzierte Museen, Theater, …
Auflage für Bundsligavereine Eintritspreise für soziale Berufe und Soldate/ Polizisten etc. mit Nachlass zu belegen …
@Wa-Ge
Ist das dienen in der BW es wert, bzw. der der Dienst in dieser BW für diese Generationen?
Hat die BW die entsprechende Reputation oder eher nicht?
Der Urlaub ist im Vergleich zum Zivilleben auch nicht attraktiv und der Sold eines Feldwebels ist schlechter als der eines Facharbeiters – Gesellen und der hat weniger Stunden
„freie Eintritte in staatlich finanzierte Museen, Theater, …“
Aber nicht nur die Resterampe
Ihr kommt in gefährliches Fahrwasser mit den Gehaltsvergleichen… Ich sag’s nur vorbeugend.
@Wa-Ge
Man macht nur etwas, wenn es einem attraktiv erscheint, warum sollte man es sonst tun?
Auch ein Ehrenamt und der Einsatz für andere Menschen können attraktiv sein.
„Das mag aus der Sicht eines 35+ Jährigen der Fall sein. Die Zeitungen und Fernsehprogramme sind aber voll mit Beiträgen in denen Forscher erklären, dass die nachfolgenden Generationen weniger auf materielle als auf ideologische und individuelle Werte wert legen.“
So ist es und wenn man „ideologische und individuelle Werte“ auch im Heimatort, oder im Ort des Partners findet, warum sollte man eine Mannschafts oder Unteroffizierslaufbahn bei der Bw mit Zeitarbeitsvertrag eingehen. Das ist alles schick, bis zur Familiengründung.
Es ist nicht so, dass die Bw keine Menschen findet und für viele ist die Bw ja attraktiv. Es reicht aber nicht und da teilt die Bw das gleiche Schicksal wie tausend andere Arbeitgeber (16 000 Pflegekräfte fehlen).
Ihre Vorschläge sind ein gutes Mittel, attraktiver zu werden, doch sie lösen das Problem nicht.
Könnte es sein, dass wir zu viel Personal benötigen? Könnte es sein, dass die Bw und das Militär in Europa nicht effizient aufgestellt ist? Nimmt das Militär ggf zu viele Arbeitskräfte vom Markt? Sollte man nicht die Bw besser aufstellen? Fehlen ggf Büros und Liegenschaften in der Fläche? Hat das Modell Kaserne im Grundbetrieb in weiten Teilen ausgedient?
Muss man für alles was heute Soldaten tun Kombattanten verwenden?
Muss man zwischen LV/BV und Missionen nicht stärker unterscheiden?
Warum entlassen wir Top ausgebildete Soldaten, gerade dann wenn sie einsatzfähig sind? Warum beschäftigen wir nicht mehr für Auslandseinsätze einsatzfähige Soldaten weiter hin als Soldaten (mit all den Zusatzaufgaben wie Schießen, IGF, tausend Belehrungen uvm)? Wäre es nicht besser ihnen den Kampfanzug abzunehmen und sie in einen Passivstatus zu bringen? Was machen erfahrene Soldaten, wenn sie nicht im Einsatz und auf Übung sind?
Wenn so viele Waffensysteme fehlen/ nicht einsatzfähig sind, was machen deren Bediener und Unterstützungspersonal? Denken wir überhaupt in LV/BV?
Wie sieht der Spannungsfall aus, wenn Russland die Truppen in Serbien, Weißrussland, Moldawien, in Stellung bringt? Was ist wenn Russland den Druck auf das Baltikum erhöht?
……uvm?
Wir wurschteln vor uns hin und das Heer hat Zeit bis 2032 also wo ist das Problem.
Das dümmste, was uns wohl jetzt passieren könnte, wäre wenn alle DP voll besetzt wären, denn wir haben ja schon jetzt nicht genügend Klamotten/Unterwäsche und Waffen/Munition ;-)
@Mitleser | 28. Januar 2019 – 9:33
„Es würde mich aber nicht überraschen, wenn es demnächst im Rahmen einer Bundespressekonferenz oder einer mehr streitkräftespezifischen Veranstaltung auf Nachfrage zu einer quasi offiziellen Bestätigung des Problems „für BW nötiger Anteil aus tauglichen Schulabgängern“ käme.“
Es würde mich sehr (!) überraschen, wenn der Anteil an TAUGLICHEN Schulabgängern nicht ausreicht. Es würde mit weniger überraschen, wenn der Anteil an „geeigneten“ Schulabgängern nicht ausreichen würde und es würde mich gar nicht überraschen, wenn der Anteil der verfügbaren/interessierten UND geeigneten eine Herausforderung wäre.
Aber hier sollte man sehr genau unterscheiden, den jedes der drei angeführten Unterscheidungsmerkmale vergrößert bzw. verkleinert den Kreis der potenziellen Bewerber um mehrere hunderttausend Schulabgänger pro Jahr!
@Koffer | 28. Januar 2019 – 19:16
Der einzige Unterschied ist die Belegung des Wortes „tauglich“. Sie meinen wohl „wehrdiensttauglich“ im engeren Sinne, ich verwende „tauglich“ umgangssprachlich im Sinne von „wehrdiensttauglich+bildungsmäßig qualifiziert usw. usf.“. Die Herausforderung für die BW sehen wir wohl identisch. Die BW braucht einen sehr beachtlichen Teil aus der im Vergleich zu Früher relativ kleinen Anzahl potentiell geeigneter Schulabgänger, den sie in der Konkurrenz zu viel interessanteren Bildungs- und Karrierewegen nicht in dem nötigen Umfang realisieren kann. Jedenfalls nicht in dem jetzigen Zustand der Bundeswehr mit all den bekannten Problemen…
@ThoDan und Zimdarsen
Bitte genau lesen, ich schrieb vom Dienst bei der Bw, Polizeit, Feuerwehr, Pflege…
Es geht also nicht nur um den Unwillen Dienst an der Waffe zu tuen sondern allgemein darum dass die Bereitschaft zum Dienen für die Gesellschaft gesunken ist.
@ThoDan bezüglich Ihrer Frage lohnt es sich in der heutigen Zeit zu Dienen?
Das fragen Sie mal Ihre Eltern und Großeltern ob es sich dafür Lohnt ein wenig persönlich einzuschränken und dafür in einer Gesellschaft zu leben wie wir sie heute haben.
Genau so wie die BW über Jahrzehnte von der Substanz gelebt hat und nun am Rande des Kolapses steht, kann man Parallelen für die Gesellschaft ziehen. Die jüngeren Generationen ernten gerade die Erfolge die ihre Eltern und Großeltern erarbeitet haben, versäumen es aber gleichzeitig das Feld für Ihre Kinder und Enkelkinder zu bestellen.
@Wa-Ge
„Bitte genau lesen, ich schrieb vom Dienst bei der Bw, Polizeit, Feuerwehr, Pflege…“
Ja, aber das sind unterschiedliche Sachverhalte.
Als Beruf oder Ehrenamt, als Profi oder Helfer?
Die Generation die jetzt ins Berufsleben einsteigt erbt genügend Probleme welche ihre Eltern und Großeltern (alles Nachkriegsgeneration) abgebaut haben.
Die Eltern und Großeltern hatten zu wenig Nachkommen in die Welt gesetzt und dafür gesorgt, dass ein Einkommen nicht mehr genügt.
Wir sind jetzt eine Hochleistungsgesellschaft in welcher Schüler so schnell wie möglich ins Berufsleben müssen (dazu würde sogar die Schulzeit und Wartezeit zum Meister verkürzt wurde) die Arbeitsquote ist so hoch wie nie. Da Handwerk ist froh um jeden Menschen. Nur Ein Gehalt wie in den 70igern (BRD) reicht eben bei vielen nicht uvm.
Wir haben heute ein anderes System/Gesellschaft und ob die Jugend heute im Vergleich zu den Geburten stärken Jahrgängen weniger dienstfreudig sind, darf bei dem relativ hohen freiwilligen Engagement bezweifelt werden.
Die heute 50jährigen plus waren einfach mehr.
@Wa-Ge
„Die heute 50jährigen plus waren einfach mehr.“
Richtig. Nichts anderes.
Der letzte Absatz stimmt zu 100%.
Selbstverständlich gibt es viele Jugendliche, die keine Lust auf freiwilliges Engagement haben.
Die gab es aber 1970 oder 1990 auch.
„Das merkt man dann an den hohen Abbrecherquoten in der Ausbildung (Polizei, Bundeswehr und Pflege). Es ist halt dann doch was anderes wenn man Nachtschicht schieben muss oder um fünf Uhr aus dem Bett muss.“
Die Statistik möchte ich mal sehen, die Ihre Aussage für die Polizei untermauert. Und bei der Bundeswehr sehe ich die auch nicht wirklich.
Die brechen eher aus völlig anderen Gründen ab oder werden abgebrochen (durchgefallen).
@Zimdarsen
Ja es ist ein Unterschied was ein Soldat oder Ehrenamtlicher in seiner Tätigkeit macht, aber es gibt Überschneidungen bei dem Antrieb der Menschen sich dieser Herausforderung zu stellen. Pflichtbewusstsein und die Erkenntnis, dass man nicht immer nur nehmen kann sondern auch mal geben muss (bezogen auf die Gesellschaft).
Unser System funktioniert nur, solange genug Menschen sich finden die eben zum Schlauch, zur Waffe oder zur Spritze greifen, sobald dies geboten ist.
Gleich scheinen auch die Gründe wieso Stelllen in diesen Bereichen offen bleiben, die Bewerber wollen sich nicht einschränken lassen. Selbst bei der aktuellen Landärztemangel Debatte fällt auf, dass selbst gut laufende Praxen keinen Nachfolger finden, weil viele junge Ärzte ein Angestelltenverhältnis einer Selbstständigkeit (Niederlassung) vorziehen.
Verständlich ich ziehe es auch vor 40h zu arbeiten für 100% des Gehaltes als 60h für 150%, insbesondere dann wenn Netto der Unterschied eher bei ca. 50 zu 65-70% liegt.
Leute. Spätestens wenn wir bei der Situation der Landärzte angekommen sind, ist klar, dass einige von der Lust an der grundsätzlichen gesellschaftspolitischen Debatte weit, weit weg getragen wurden vom eigentlichen Thema (und bitte jetzt nicht den Allgemeinplatz, dass alles mit allem zusammenhängt). Die globalgalaktischen Diskussionen bitte an einem passenderen Ort führen.
@ede144 | 28. Januar 2019 – 11:35
Sie bestätigen meine Aussage.
Ob bei Bw-Testbestandenen beim Vertrag nachgefasst wird oder nicht, kann ich nicht sagen. Ist das im Regelfall nicht so, wäre das ein ganz schwaches Bild, dann hätte man beim Test Geld verbrannt.
Andererseits, was will der Interessent mehr, als nach absolvierten Test einen Vertrag zugeschickt oder überreicht zu bekommen? Er muss nur unterschreiben und ihn zurückschicken, oder absagen. Das finde ich irgendwie auch nicht zu viel verlangt.
@Wa-Ge
Meine Frage waren eigentlich erachteten diese Generationen den Dienst der BW des Dienstes wert prinzipiell und in DIESER BW
Ich kann weder im Verein noch im Beruf diesen Generationen, Mangeln an Engagement, Leistungsbereitschaft oder Fähigkeit ehrlich vorwerfen aber auch nicht sich Respektlosigkeit, Dummfick oder Schikane gefallen zu lassen.
Abbrecher brechen auch bei der Polizei ab, weil der Polizeidienst nicht ihren Vorstellungen entspricht und das hat nicht notwendigerweise mit dem „Schicht“dienst dort zu tun.
Was Pflege betrifft so ist die Frage eigentlich ausbeuten und verheizen lassen oder nicht.
Meinen Großvater hätte ich in der Hinsicht ob sich der Dienst in der Wehrmacht gelohnt hat fragen sollen., mein Vater hat nie Wehrdienst geleistet.
Die BW hat in der Hinsicht lange Zeit in der ihre Privilegien dysfunktional genutzt und erntet das jetzt.
@ThoDan | 29. Januar 2019 – 12:25
„Ich kann weder im Verein noch im Beruf diesen Generationen, Mangeln an Engagement, Leistungsbereitschaft oder Fähigkeit“
Naja, über die Frage der „selektiven“ Leistungsbereitschaft der Generation X und Y wurden ja bereits Abhandlungen geschrieben, von daher möchte ich bereits an dieser Stelle ein Fragezeichen zu Ihrer Ausführung machen, wenn man bedenkt, dass man als Soldat halt nicht immer selbst frei entscheiden kann, wie man jetzt gerade die richtige „work-life-balance“ findet.
In Bezug auf Fähigkeit wäre ich zwar grundsätzlich bei Ihnen (die aktuellen Berufsanfänger sind sicherlich nicht per se schlechter gebildet als frühere Generationen, wenngleich auch allgemein bei eine Kompetenzverschiebung weg von klassischen Kernfächern wie Mathe und Deutsch beobachtet und kritisiert wird).
Allerdings muss man in Bezug auf im besonderen Maßen streitkräfterelevante Fähigkeiten doch festhalten, dass querschnittlich in der gesamten Jugend die körperliche Leistungsfähigkeit zurück gegangen ist.
„sich Respektlosigkeit, Dummfick oder Schikane gefallen zu lassen.“
Angesichts des gelebten Prinzips der Inneren Führung sollte das ja eh kein querschnittliches Problem in der Bw sein (mal von bedauerlichen Ausreißern mal abgesehen).
„Meinen Großvater hätte ich in der Hinsicht ob sich der Dienst in der Wehrmacht gelohnt hat fragen sollen., mein Vater hat nie Wehrdienst geleistet.“
Wooaah, immer mal langsam mit den jungen Pferden. Schießen Sie jetzt nicht gerade ETWAS über das Ziel hinaus?!