Materiallage der Bundeswehr: ganz leichte Verbesserung
Der jüngste Bericht zur Materiallage der Bundeswehr ist nicht sehr viel optimistischer als die Berichte in den Vorjahren: Zwar meldet Generalinspekteur Eberhard Zorn darin eine leicht verbesserte Einsatzbereitschaft der 71 Hauptwaffensysteme der Bundeswehr – allerdings von durchschnittlich 77 Prozent im Vergleich zu 76 Prozent im vergangenen Jahr. Unverändert schwankt diese Einsatzbereitschaft und damit die Verfügbarkeit je nach System extrem stark: Neue, handelsübliche Lkw sind zu 96 Prozent, die neuen SeaLion-Hubschrauber der Marine dagegen nur zu 19 Prozent einsatzklar.
Den neuen Bericht zur materiellen Einsatzbereitschaft der Hauptwaffensysteme der Bundeswehr mit Stand von Mitte Dezember 2021 veröffentlichte das Verteidigungsministerium am (heutigen) Donnerstag. Der Trend der vergangenen Jahre scheint darin noch nicht gebrochen: Nach wie vor schwankt die jeweilige Einsatzbereitschaft vor allem zwischen den ganz alten und ganz neuen Systemen auf der einen Seite und den Gerätemustern, die ihre Kinderkrankheiten überwunden haben oder an zivile Systeme angelehnt sind, auf der anderen Seite.
Zwar sind seit März 2019 die Details der einzelnen Systeme als Geheim eingestuft, in der Darstellung im öffentlichen Teil des Berichts lassen sich jedoch teilweise genauere Informationen finden. Ein Grundproblem bleibt: Ein großer Teil der Waffensysteme, vom Panzer bis zum Hubschrauber, taucht in den Klarstandsmeldungen gar nicht erst auf – weil das Gerät zur Instandsetzung oder Grundüberholung bei der Industrie steht und deshalb zwar im Buch-, nicht aber im so genannten Verfügungsbestand enthalten ist. Die Zahlen der Einsatzbereitschaft beziehen sich aber nur auf den Verfügungsbestand.
Wie im vergangenen Jahr nannte Zorn in seinem einführenden Gesamtüberblick einige Einzelheiten:
Die materielle Einsatzbereitschaft aller 71 Hauptwaffensysteme hat sich im Berichtszeitraum insgesamt verstetigt und in einigen Bereichen leicht verbessert. Sie liegt mit durchschnittlich 77% geringfügig über den 76% aus dem letzten Bericht. Unsere Zielgröße von 70% durchschnittlicher materieller Einsatzbereitschaft übertrafen hierbei 38 Hauptwaffensysteme, 11 lagen unter 50% (davon 6 Altsysteme). Die durchschnittliche materielle Einsatzbereitschaft von Kampffahrzeugen lag bei 71%, für Kampfeinheiten der
Marine bei 72%, für die Kampf- und Transportflugzeuge bei 65%, für alle Unterstützungsfahrzeuge (Logistik, Sanität und CIR) bei 82% und bei den Hubschraubern weiterhin bei 40%.
Als positives Beispiel nannte der Generalinspekteur den Schützenpanzer Puma, für den das Heer im März vergangenen Jahres die taktische Gefechtstauglichkeit erklärt hatte. Die materielle Einsatzbereitschaft des Gefechtsfahrzeugs sei im Vergleich zum Vorjahr im Durchschnitt um elf Prozent (gemeint vermutlich: Prozentpunkte) auf 65 Prozent gestiegen, in der Spitze sogar um 15 Prozent (auch hier vermutlich Prozentpunkte) auf 75 Prozent. Grund dafür sei vor allem eine bessere Zusammenarbeit mit der Industrie.
Sorgenkind bleiben dagegen, wie schon seit Jahren, die Hubschrauber der Streitkräfte. Deren materielle Einsatzbereitschaft liege nach wie vor auf einem zu niedrigen, unbefriedigenden Niveau, beklagte Zorn. Dennoch zeigen sich positive Entwicklungen. Vor allem ist es uns gelungen, die Einsatzbereitschaft im Berichtszeitraum auf im Durchschnitt aller Hubschrauber 40% zu stabilisieren.
In dieser Durchschnittsrechnung sind allerdings sowohl die Spezialkräfte-Hubschrauber Airbus H145M enthalten, die aufgrund der engen Verwandtschaft mit der weit verbreiteten zivilen Version relativ wenig Probleme machen, als auch die neu zulaufenden SeaLion der Marine und die betagten CH-53-Helikopter der Luftwaffe. Die Modelle NH90, SeaLion und der Kampfhubschrauber Tiger würden weiterhin von sehr zeitwaufwändigen Wartungs- und Inspektionssystemen beeinträchtigt. Bei alten Hubschraubern wie dem CH-53 oder den SeaKing und SeaLynx der Marine sei der operative Flugbetrieb auf Grund der altersbedingten Störanfälligkeit und einer stellenweise schwierigen Ersatzteillage nur noch mit hohem Aufwand und unter großen Anstrengungen aufrecht zu erhalten.
Das Problem der überalterten Technik betrifft auch andere Systeme, wie den Kampfjet Tornado, den Seefernaufklärer P-3C Orion oder die Tanker, im Marinejargon Betriebsstoffversorger, und die Flottendienstboote der Marine. Bei diesen Systemen habe der Rückgang der Einsatzbereitschaft von 69 auf 65 Prozent aufgefangen und stabilisiert werden können – allerdings hätten sieben Systeme nur einen Klarstand von unter 50 Prozent, erläuterte der Generalinspekteur, ohne diese Systeme im Einzelnen zu benennen.
Zwar setzt die Bundeswehr bei etlichen Hubschraubern, Schiffen und Flugzeugen auf einen Ersatz durch Nachfolger. Der ist allerdings nur zum Teil bereits entschieden und gebilligt: Sowohl für die Flottendienstboote als auch für die Seefernaufklärer sind die neuen Systeme bestellt. Für den Nachfolger des Hubschraubers CH-53 gibt es bislang ebensowenig eine Entscheidung wie für den Nachfolger des Tornado. Und die neuen Tanker für die Marine wurden zwar im vergangenen Jahr vom Haushaltsausschuss des Bundestages gebilligt, allerdings wurde bislang aus formalen Gründen dafür noch kein Beschaffungsvertrag abgeschlossen.
Wie im Vorjahr bereits absehbar, stehen etliche Fahrzeuge, Hubschrauber oder Schiffe der Truppe gar nicht zur Verfügung, weil sie zu Instandsetzung oder Nachrüstung bei der Industrie sind. Als Beispiel dafür nannte Zorn vor allem den Kampfpanzer Leopard2: Die sechs unterschiedlichen Typen dieses Gefechtsfahrzeugs sollen auf vier Varianten reduziert werden, möglichst einheitlich soll der Typ A7V zur Verfügung stehen. Allerdings führen die damit verbundenen Umrüstungen dazu, dass nur 183 von 289 Systemen verfügbar sind – ein Fehl, Bundeswehr-Sprech: ein Delta von 37 Prozent. Diese Verfügbarkeitsdelle werde voraussichtlich bis 2025 spürbar bleiben.
(wird ggf. ergänzt)
Zum Nachlesen die Berichte als Sicherungskopie (neben dem Bericht zur materiellen Einsatzbereitschaft der aktuelle Rüstungsbericht):
20220113_Bericht_MatEB_2021-2
20220113_BMVg_Ruestungsbericht_14
und die Berichte der vergangenen Jahre auf Augen geradeaus!:
September 2014, Dezember 2015, November 2016, Februar 2018, März 2019, November 2019, Juni 2020, Dezember 2020, Mai 2021
(Archivbild März 2021: Die erste Landung eines Hubschraubers vom Typ NH90 Sea Lion auf einem Einsatzgruppenversorger, hier der EGV Bonn im Hafen in Wilhelmshaven – Leon Rodewald/Bundeswehr)
@Obibiber sagt: 16.01.2022 um 17:49 Uhr
Ihre Vorliebe für Meko A200-Fregatten und Helikopter H145M ist auffällig. Warum?
Der Helikopter hat ein stark eingeschränktes militärisches Verwendungsspektrum und die A200 Meko ist aus den 1980ern.
Ich bin ja bei Ihnen, was mehr kaufen von der Stange angeht. Aber dann bitte Gerät, das die Bw auch brauchen kann. Da sollte man dann über die Meko A-300 Fregatten und den H175M nachdenken, um bei Ihren Beispielen zu bleiben. Think forward….
@Obibiber
Ich Stimme Ihnen grundsätzlich zu!
Ihren Vorschlag kann man such Anwenden, wenn man halbwegs Intelligenz besitzt.
Eigentlich, ist es beim Militärgerät sogar einfach.
Die Lebensdauer von Militärgerät liegt meistens bei 30-60 Jahre.
2018, als Union und SPD verhandelten, hätte die Union die Nachfolgersuche für einen Panavia Tornado „beenden“ können und sogar „müssen“..
Ab 2021-2022 wären die 1. Nachfolger Flugzeuge bereits im Dienst oder in der Erprobung oder in der Überführung.
Die Merkel Ära war aber dadurch geprägt das immer weniger von neuem Gerät gekauft wurde als man vom alten Gerät im Bestand hatte.
Das war keine Friedensdividende, das war mehr als eine Friedensdividende. Heute, 2022, hat man den Salat.
Frau Merkel stand „nie“ zu 100% hinter der Bundeswehr und die verantwortliche Politik stand noch weniger als die Abgeordneten im Bundestag hinter der Bundeswehr.
@Prio-Fritz:
bzgl „meiner Vorliebe für H145M und A200 Fregatten“
Vorliebe ist relativ… es geht darum dass man in Zukunft bei der Beschaffung mehr auf erprobte, robuste Systeme zurückgreift… welche eine hohe Verfügbarkeit und einen hohen Klarstand aufweisen…
H145M und A200 sind hier nur Beispiele… die Grundsysteme fliegen und schwimmen schon seit Jahren sehr erfolgreich… beide werden aber immer weiter optimiert (neue Antriebe und mehr Stealth für Meko A200 (neue MekoA200 aus ALG und Ägypten als Vorlage), neue Rotorblätter und HForce Paket für H145M) … beide Systeme sind in Anschaffung und Betrieb sehr gut und günstig. Da sind einfach keine Überraschungen zu erwarten.
Die H175M wäre zwar bzgl Größe und Reichweite auch interessant… für die trifft allerdings nicht zu dass sie in dem Umfang eingeführt und erprobt ist wie der H145M.
Die MEKO A300 ist einfach eine etwas optimierte A200 die aber auch nur virtuell existiert, aber auf der A200 aufbaut.
Was am Ende zählt ist es deutlich mehr Systeme vorzuhalten die
+flexibel eingesetzt werden können,
+erprobt sind,
+günstig in Anschaffung und Betrieb sind,
+ einen hohen Klarstand von >90% ermöglichen
Ich denke, die Bw ist hinsichtlich ihrer Ausstattung seit > 20 Jahren auf dem Holzweg. Wenngleich der Holzweg vernünftig ausgeschildert und durch allerlei gute Vorsätze und Ideen hervorragend illuminiert wurde. Wir möchten stets „zukunftsgerichtete“ Hardware beschaffen, setzen die Lastenhefte so ehrgeizig auf, weil wir mit einer relativ kleinen Streitmacht gute Wirkung erzielen wollen, unsere Soldaten gegen künftige Bedrohungen wappnen wollen (und auch Industriepolitik für das nächste Jahrtausend soll nicht vergessen werden). Das führt zu diamantbesetzten Monstern à la Puma, die Unsummen verschlingen, viel zu spät kommen und doch nicht wirklich Benchmark sind (weil die ehrgeizigen Forderungen zu Zielkonflikten geführt haben) – und dann haben wir zuwenig und viel zuwenig Ressourcen, um die wenigen Geräte auch tatsächlich zuverlässig ans Laufen zu bekommen. Anstatt Waffensysteme zu beschaffen, die weniger ehrgeizig konzipiert sind, aber mit hoher Wahrscheinlichkeit tatsächlich im Planungshorizont einsatzfähig sein werden, gut wirken können und eben das letzte Quäntchen „Superkräfte“ nicht besitzen. Jedoch zu anständigen Kosten beschaffbar sind, so dass wir ausreichende Stückzahlen FÜR EINEN KRIEG erwerben können. Denn im Krieg werden sehr schnell sehr viele davon zerschossen werden. Blöde Diskussion – will niemand führen.
Ich vermute, das ist eine Konsequenz aus der fehlenden Bereitschaft in der Bundeswehr zu einer ehrlichen Beurteilung der Lage, zu einer ehrlichen Kommunikation des Resultats an „die politische Klasse“ (zu der ich neben der Hausleitung und dem Parlament auch die Medien zähle), zu einer zielgerichteten Entscheidungsfindung „welche Bundeswehr für welches Bedrohungsszenario“ brauchen wir unbedingt, was sind die Kosten und was ist die Konsequenz, wenn dieser Pfad verlassen wird …
Es wäre dann transparent geworden, dass mit den zu erwartenden Mitteln keine x Kampftruppenbrigaden auszustatten sind, wenn dies und jenes (z.B. Stabilisierungseinsätze) auch noch zu leisten sein soll.
So haben wir nun eine dysfunktionale Organisation die keine LV mehr kann (von BV reden wir nur noch sonntags). Das schlimme ist: Genau dieser Zustand ist vielen in der Politik ganz recht. Aus den verschiedensten Gründen (die von ideologischen Beweggründen bis zu Faulheit gehen mögen).
Und genau deshalb wird sich in absehbarer Zeit nichts an den üblen Zuständen ändern. Nur die Verschleierung nach innen wird leistungsfähiger.
P.S. und leichter OT: In einem anderen Thread wird über die Nachfolge des Tornado diskutiert … angesichts der Unfähigkeit, den EF fast 2 Jahrzehnte nach dessen Einführung einigermaßen anständig im Übungsbetrieb in die Luft zu bekommen und den Piloten die notwendigen Flugstunden zu gewährleisten, mutet die Überlegung, eine F-35 zu beschaffen, stark bizarr an. Wahrscheinlich wird jeder Start einer F-35 der Luftwaffe in den Tagesthemen bejubelt werden. Einmal im Quartal.
Hier gab es viel zu lesen. In der Zusammenfassung der Beiträge der Diskutanten kann man auch zu dem Schluß kommen, daß die militärische Sicherheit Deutschlands von viel militärischem modernem Gerät abhängt. Eine Frage der Aufstellung der Armee , welche nun mal die Politik bestimmt, Aber kann low tech nicht in bestimmten Fällen auch gegen high tech bestehen ? Hat Schweden nicht die Wehrpflicht wieder eingeführt ? Es stellt sich die Frage welchem Szenario mit welchem Grad von Einsatzbereitschaft begegnet werden sollte.
Im Moment verlassen 6 Russische Landungsschiffe die Ostsee in zwei Geschwadern ( Marinescheppen.nl)
Das einzige Schiff der NATO in der Ostsee ist das niederländische Landungsschiff Rotterdam. Das westliche Bündnis hat keine Fregatten verfügbar. Nicht jede Fregatte braucht zwei Radarsysteme und eine Sauna und muss weltweit einsetzbar sein.
Auch England setzt neben den Globalen auf zusätzliche Ergänzunsfregatten. Analog würden es bei unserer Marine MEKO A200 zu den F126er.
Hier nun der Kommentar zum 14. Rüstungsbericht sowie zu den Berichten zur materiellen Einsatzbereitschaft.
Zum Vergleich die Links zu den alten Kommentaren:
11. Rüstungsbericht: https://augengeradeaus.net/2020/06/materiallage-der-bundeswehr-leichte-besserung-aber-auch-systeme-nur-zu-einem-viertel-einsatzbereit/#comment-345521
12. Rüstungsbericht: https://augengeradeaus.net/2020/12/materiallage-der-bundeswehr-wenig-verbesserung-gegenueber-dem-sommer/#comment-355288
13. Rüstungsbericht
https://augengeradeaus.net/2021/05/materiallage-der-bundeswehr-einsatzbereitschaft-im-durchschnitt-leicht-gestiegen-aber-ein-drittel-steht-bei-der-industrie/comment-page-1/#comment-363630
Gesamttenor:
1. Es ist schlimm, wirklich schlimm.
2. Es wird absehbar nicht besser, sondern noch schlimmer.
3. Es gibt überhaupt keinen Überblick, wie schlimm es überhaupt ist. (s.u. KH Tiger, K130)
Den Abwärtstrend kündigen ja sowohl Heer (MatBer, S. 13) als auch SKB (MatBer, S. 19) an. Wenn nach Lockdown und Amtshilfe der Ausbildungs- und Übungsbetrieb wieder hochgefahren wird, werden auch die Zahlen wieder runtergehen. Bei der Marine sogar drastisch und anscheinend unabhängig von Corona.
Um das zu vertuschen (böswillige Formulierung meinerseits), wird schon an „einer neuen Einsatzbereitschaftssystematik für die Streitkräfte inklusive des zugehörigen Berichtswesens“ gearbeitet (MatBer, S. 5).
Es geht ja schon los mit der Einschränkung der öffentlichen Informationen: Zum Beispiel sind aus dem diesjährigen Rüstungsbericht die Projektampeln komplett rausgestrichen worden. Schneller, detaillierter Überblick und Vergleichsmöglichkeit mit den Vorjahren? War einmal.
Zu den klassischen TSKs:
Das Heer taumelt.
„Insgesamt befindet sich die materielle Einsatzbereitschaft […]auf einem ausreichenden Niveau, um aktuelle Einsätze und einsatzgleiche Verpflichtungen durch materielle Schwerpunktbildung ohne Einschränkungen sicherstellen zu können. Die Durchführung von Ausbildungen und Übungen unterliegt unverändert einem erheblichen Organisations- und Koordinationsaufwand sowie teilweisen Einschränkungen.“
Von 289 nominell vorhandenen KPz LEOPARD 2, befinden sich nur 183 im Verfügungsbestand bei der Truppe. Bei einer durchschnittlicher Einsatzbereitschaft von 76,6% macht das 139 einsatzbereite Kpz. Weniger als die Hälfte. Nur gut, dass mit den PzBtl 414 und 363 erst noch öffentlichkeitswirksam neue Verbände geschaffen worden sind. Alles nur Potemkin´sche Dörfer, Hollow Force…
Die Marine ist bereits tot, sie ruft aber noch flehentlich um Hilfe.
Es sind „derzeit – gespiegelt an den fähigkeitsträgerspezifischen Einsatzaufgaben zur Teilnahme an Operationen hoher Intensität – unter 30% der schwimmenden Hauptwaffensysteme uneingeschränkt einsatzfähig.“
„Die Umsetzung der Mittelfristigen Erhaltungsplanung ist durch erhebliche vergabebedingte Verzögerungen beeinträchtigt. Die bereits in den letzten Berichten dargelegten vergaberechtlichen Probleme stellen zunehmend eine kritische Belastung nicht nur für die Instandsetzungs- sondern auch für die Einsatzplanung dar, welche durch die Marine planerisch nicht aufzulösen sind. Die strukturell prekären Instandsetzungskapazitäten (insbesondere IH-Management und Vergabekapazitäten) des MArs für die schwimmenden Waffensysteme werden zukünftig zu massiven Einbrüchen bei der Gestellung einsatzbereiter Kräfte führen, welche ggf. eine Priorisierung seitens BMVg hinsichtlich der Besetzung von Einsätzen und einsatzvergleichbaren Verpflichtungen der Marine erfordert.“
Auf dem Weg zum materiellen Offenbarungseid arbeitet die Marine parallel auch am personellen Zusammenbruch, indem sie die Fregatte Lübeck nach gerademal 4 Monaten in der Heimat wieder ins Mittelmeer schickt. 8 Monate in einem Jahr unterwegs (wenn ich das richtig sehe) – wer braucht schon Familie.
Einzig die Luftwaffe fliegt freudig Kreise in der Luft herum.
Die neuen Wartungsverträge beim EF scheinen zu greifen, und da man Leid gewohnt ist, sind die aktuellen Klarstände der A400M immer noch besser als das, was man früher hatte.
Ansonsten:
Es bleibt beim beständigen Entstehen und Vergehen von Arbeitskreisen wie Prozessen.
Die AKK´sche Arbeitsgruppe „Umsetzung Untersuchung Beschaffungs- und Nutzungsorganisation sowie Optimierung Beschaffungswesen“ wird zum 31. Dezember 2021 aufgelöst.
Beim Besuch der Ministerin beim BAAIN wurden auch direkt neue Änderungsideen auf den Tisch gebracht. Mal sehen, welche Namen die Arbeitskreise diesmal bekommen…
Nur was denkt sich das PIZ AIN, wenn es den Besuch der Ministerin kommentiert mit: „Generell war es ein gelungener erster Aufschlag auf dem Weg zur Modernisierung des Beschaffungswesens.“ https://www.bundeswehr.de/de/organisation/ausruestung-baainbw/aktuelles/neue-verteidigungsministerin-besucht-erstmals-baainbw-5328054
„Nichtwaffensystembezogene Sachgüter und Dienstleistungen“ sollen demnächst vom BAIUD statt vom BAAIN beschafft werden (zum Zwecke der Entlastung und Fokussierung auf Kernkompetenzen). Ob das den Durchbruch bewirkt, weil jetzt Beamte in einer anderen Organisation den Job machen sollen? Haben die vorher nur Däumchen gedreht?
Zu den Einzelprojekten:
– Kampfbekleidungssatz Streitkräfte (inkl. SK4-Westen):
„Bestandsaufbau“ von 20.500 Sätzen für VJTF wurde bis Juni 2021 abgeschlossen
Außerdem wurden bis Sept 2021 alle 60.000 Rucksacksysteme 110 l ausgeliefert. (Da gab es ja Verzögerungen, bis hin zu Sperrung alter Rucksäcke.)
– Modulare ballistische Schutz- und Trageausstattung Soldat (MOBAST):
Unverändert: Bis Ende 2021 16000 MOBAST-Systeme,
Mit zusätzlichen 5000 in 2022 wird die VJTF im Jahr 2023 vollständig mit MOBAST ausgerüstet sein können.
– Sprechsatz mit Gehörschutzfunktion:
Es sollen 60.000 Sätze in den HH 2022 kommen, um bis Ende 2026 zur Verfügung zu stehen.
Endziel bleiben 202.500 Sätze bis 2031.
Unverändert: Zwischenlösung mit 12.000 Stück für VJTF, die bis März 2021 komplett ausgeliefert worden ist.
– Gefechtshelm, Streitkräfte:
Lieferungsbeginn verschiebt sich von „Ende des Jahres 2022“ auf „ab 2023“.
Dafür gibt es neu 15.000 (statt bisher 10.000) „Gefechtshelme, Zwischenlösung“. [Das sind AFAIk die „Gefechtshelme SpezKr schwer, Zwischenlösung“.] Die ersten 5000 Stück wurden bis September 2021 geliefert, die nächsten 10.000 für Kampf- und Kampfunterstützungstruppen folgen Ende 2021 bis August 2022.
– Nachtsehfähigkeit:
Alles unverändert:
„Bildverstärkerbrillen, querschnittlich“: 5000 Stück ab 2022 zulaufend mit Option für 20.000 weitere Brillen (gemeinsam mit Belgien)
Beobachtungs- und Vorsatzgeräte: 2400 Stück mit Auslieferung 2021/2022, Planung von weiteren 21.000 ab dem Jahr 2024
Bleibt die große Differenz zu den „rund 120.000 Stück“ Nachtsichtbrillen für eine querschnittliche Nachtsehbefähigung.
– Die „Wirtschaftlichkeitsuntersuchung zur Folgelösung im Bekleidungsmanagement 2024 ff. werden bis Anfang des Jahres 2022 abgeschlossen sein und deren Ergebnis im Rahmen einer 25 Mio. Euro-Vorlage vorgelegt werden.“
Zu den finanziellen Leitlinien:
– Militärische Beschaffung wird von 8,7 Mrd in 2021 und sogar 10,2 Mrd in 2022 (!) deutlich zurückgehen auf 6,3 Mrd in 2025. Wie auch immer damit die geplanten Vorhaben finanziert werden sollen…
(BTW: Ob in 2022 die 10,2 Mrd überhaupt bereitstehen, ist gar nicht nicht ausgemacht, basiert dieser Wert doch allein auf dem Beschluss des Bundeskabinetts, nicht den BTages. Und dann müssen die Summen erstmal in weniger als 10 (?) Monaten abfließen.)
– Forschung, Entwicklung, Erprobung: Unverändert. Bleibt dabei, dass der Großteil dafür an Airbus geht für Arbeiten an Tornado und EF. Da bleibt nicht viel für echte Innovation übrig…
– Betreiberlösungen: Kontinuierlicher Wachstum von 2,8 Mrd (2020) auf 4,2 Mrd (2025). HERKULES-Folgeprojekt braucht mehr Geld. Außerdem werden Aufgaben der HIL ausgeweitet, z.B. Übernahme Instverantwortung von immer mehr Fahrzeugen + Rüstsätzen.
Keine Ahnung, wie das zu bewerten ist. Weiteres Beispiel für Verantwortungsdiffusion?
Personallage im Beschaffungsbereich:
Unverändert. Maßnahmen zur Verbesserung des Recruitments laufen (z.B. „Akademikerverfahren“, „Karrieremodell IT-Personal“), aber die Ingenieursstellen im BAAIN sind trotzdem nur zu 80 % besetzt. Über die Quote beim IT-Personal gibt es gar keine Aussagen.
Zu den Großprojekten:
– NH90:
Verfügbarkeit bleibt schlecht bis 2024 (MatBer, S. 14).
Serienfertigung TTH abgeschlossen mit letzter Auslieferung Oktober 2021.
„Positive Auswirkungen […] werden ab 2022 durch den geschlossenen Standardisierten Instandhaltungsleistungsvertrag (SILV) NH90 erwartet.“ (S. 10 MatB, BAAIN)
Durchlaufzeiten der Inspektionen haben sich schon auf 7 Monate halbiert.
Dennoch bleibt Ersatzteil-Lage kritisch, ein neuer Vertrag mit der Industrie dazu soll sich erst ab 2023 auswirken.
Aber das zentrale Problem: Es wird einfach nichts besser. Es scheint einfach nur einen sich mit verschiebenden Zeitraum von +/- zwei Jahren geben, der ausreichend groß ist, um Hoffnungen und Wünsche hineinprojizieren zu können:
So hieß es bereits im MatBericht II/2020: „Mit einer weiteren Wirkungsentfaltung des Vertrages [SILV] wird im Laufe des Jahres 2021 gerechnet.“ –> 1 Jahr später: „2022“
Der InspH schreibt im MatBericht I/2021: „Bis mindestens 2023 sind Einschränkungen bei der Anzahl operationell einsetzbarer Systeme festzustellen.“ –> 1/2 Jahr später: „2024“
Und auch dieses Mal wird es wieder Gründe geben, warum in den Staffeln 2024 nicht genügend einsatzbereite NH90 stehen werden:
„Wesentliche Leistungsverbesserungen (zum Beispiel Verbesserung EWS, Navigation und SATCOM) werden im Rahmen der Maßnahmen eines ergänzenden Lösungsvorschlags realisiert [TTH-Upgrade-Programm THOR, Beschluss BTag vom Sommer 2021]. Weitere Obsoleszenzbeseitigungen und Weiterentwicklungen der gesamten internationalen NH90-Flotte sind mit dem SWR 3 Package vorgesehen.“
Der Vertrag zur Verlegung des Simulators von Holzdorf nach Niederstetten sollte eigentlich im Dez. 2020 geschlossen werden (12. RB), wurde nun am 31. August 2021 unterzeichnet. „Nach derzeitiger Planung soll der Simulator im Januar 2024 am neuen Standort betriebsbereit sein“ [inkl. Upgrade auf den letzten Konfigurationsstand der Flotte].
10 Jahre, nachdem der letzte NH90 Holzdorf verlassen hat, wird der Simulator dann in Niederstetten ankommen…
– NH90 Sea Lion:
Finaler Bauzustand (Step 2) kommt Anfang 2022 (unverändert) – aber ohne Angabe, ab welchem Hubschrauber.
Umrüstung Step 1 Step 2 von 2022 bis 2024, Übernahme SAR bleibt bei 2023
ABER:
„In einzelnen Aufgabenteilen [der SEA KING] ist eine volle Einsatzreife wahrscheinlich nicht zu erreichen“ [in 2023 oder generell?].
„Die Bereitstellung einer ausreichenden Anzahl an Lfz in der finalen Konfiguration (Step 2) zum Zeitpunkt der Aufgabenübernahme im vollen Einsatzspektrum vom Lfz-Muster SEA KING Mk41 im Jahr 2023 wird derzeit aufgrund des mittlerweile notwendigen Umrüstaufwandes von Step 1 auf Step 2 als risikobehaftet bewertet.“
Sorry, aber wenn bei Erstflug 2016 keine Übernahme der Verantwortung in 2023 möglich ist, dann können wir die Sache auch ganz sein lassen.
– NH90 MRFH:
Erste Auslieferung Ende 2025 (unverändert), von den 6 weiteren Maschinen bis Ende 2026 aus dem 13. RB ist nicht mehr die Rede, Ende Auslieferungen Anfang 2030
Erreichen Anfangsbefähigung (Unter- und Überwasserseekriegsführung) bis 2027
Akut anstehend:
Preliminary Design Review (PDR) im September 2021 abgeschlossen.
Critical Design Review (CDR) voraussichtlich im Januar 2022 abgeschlossen [wie vertraglich vereinbart].
Erstflug eines MRFH evtl. vor Mai 2022
– KH Tiger:
Hier wird besonders klar, dass es schlimmer statt besser wird.
12. Bericht:
GI erwartet im I. Halbjahr 2021 den notwendigen Turnaround.
InspH schreibt Abbau des Inspektionsstaus frühestens 2022.
13. Bericht:
InspH: „Die eingeleiteten Maßnahmen zum Abbau des Inspektionsstaus beginnen frühestens 2022 zu wirken. Mit der Beseitigung des Staus ist aber nicht vor Ende 2024 zu rechnen. […] Ziel ist es, in Jahresschritten bis 2025 eine deutliche Erhöhung der materiellen Einsatzbereitschaft zu erreichen.“
14. Bericht:
InspH (MatBer, S. 14):„Die eingeleiteten Maßnahmen zum Abbau des Inspektionsstaus beginnen frühestens Ende 2023 zu wirken. Mit der vollständigen Beseitigung des Staus ist aber nicht vor Ende 2026 zu rechnen.“
Neben der Dramatik für die Einsatzbereitschaft hat diese Zusammenstellung aber noch eine viel größere Dimension:
Die Bundeswehr scheint überhaupt kein realistisches Lagebild bezüglich der Entwicklung der materiellen Bereitschaft und der dafür notwendigen sowie vorhandenen Kapazitäten zu haben.
Wenn innerhalb von einem Jahr die Verfügbarkeit von Systemen auf der Zeitachse um 4 Jahre nach hinten wandert, dann waren die Angaben vor einem Jahr offensichtlich reines Wunschdenken.
Auf welcher Basis sollen wir dann heute dem Jahr 2026 glauben?
Zu den Einzelpunkten:
– Die 33 zusätzlichen ASGARD-Hubschrauber sollen bis 2026 ausgeliefert werden.
Bis jetzt sind seit September 2020 vier umgerüstete Hubschrauber ausgeliefert.
– Zusätzliche Wartungsstaffel in Fritzlar (im letzten Bericht angekündigt) soll bis 2025 stehen.
– Teilhabe an Tiger Mk III soll „frühestens Mitte 2022“ entschieden werden. „Entscheidungen zu einer Verlängerung der bisher vorgesehenen Nutzungsdauer (Ausphasung des letzten Hubschraubers in 2038) und zum Umfang von Weiterentwicklungsmaßnahmen stehen aus.“
– STH:
unverändert: Bedarf Nachfolger der CH-53 ab dem Jahr 2026 (Nutzungsende CH-53G in 2030).
Vertragsschluss bis Ende 2022 angestrebt
– EF:
unverändert: Auslieferung AESA-Radar + 32 Monate von 2022 auf 2025. „Ursache hierfür sind technische Probleme bei der Realisierung der Hard- und Software.“
Aber Hilfe ist in Sicht: Für 260 Mio Euro hilft jetzt Leonardo Hensoldt bei der Entwicklung.
https://www.defensenews.com/global/europe/2022/01/14/deal-with-hensoldt-expands-leonardos-stake-in-eurofighter-radar-business/
Das heißt: Wir geben viel Geld für nationale Souveränität aus, und müssen dann doch Technologie unserer europäischen Partner zukaufen, mit denen wir eigentlich nicht mehr zusammenarbeiten wollten…
Zur zeitlichen Entwicklung der Erweiterung der nationalen Eigenständigkeit beim EF gibt es jetzt auch Zahlen:
„Im Berichtszeitraum wurde […] die Pilotphase zur Einrichtung eines nationalen Test- und Entwicklungszentrums EUROFIGHTER (NaTE EF) erfolgreich abgeschlossen.“
Erste Befähigung: 2023 (Unterstützung nationaler Entwicklungs- und Betreuungskompetenz bei Airbus und Hensoldt im Bereich der ESCAN-Radar Hard- und Software)
Volle Leistungsfähigkeit: ab 2026 (mit 1 Instrumented Production Aircraft [IPA], 3 Instrumented Series Production Aircrafts [ISPA])
Auslieferung Tranche 4 ab 2025 (gleichzeitig mit neuem Radar)
Wie einleitend bereits geschrieben, ist die Einsatzbereitschaft EF deutlich angestiegen.
„Das vorgegebene erhöhte EUROFIGHTER-Flugstundenprogramm konnte realisiert werden.“
Insp Lw (MatBer): „Gute Klarstandsraten beim EUROFIGHTER von im Wochenschnitt teils über 80 Prozent“
Unverändert: „Die Verfügbarkeit und Integration der Effektoren für die verschiedenen Rollen des EUROFIGHTER ist von hoher Bedeutung. […] Zudem ist die Realisierung von Verbesserungen beim Selbstschutz, der Nachtsichtfähigkeit sowie der Fähigkeit zur verschlüsselten und störresistenten Kommunikation für das Waffensystem erforderlich.“
– Tornado:
Der InspLw gibt Beispiele für die Auswirkungen des Alterns:
300 Flugstunden-Inspektion:
1990er und 2000er Jahre –> knapp 60 Arbeitstage
heute –> mehr als 180
Große Depotinspektion bei der Industrie:
früher: ca. acht Monate
heute: ca. eineinhalb Jahre
„Beginnend ab 2025 wird die Einsatzfähigkeit des WaSys durch Obsoleszenzen stark beeinträchtigt und der Weiterbetrieb unwirtschaftlich. Das Nutzungsende wurde daher auf Ende 2030 festgelegt.“
„Der Entwicklungsvertrag des Vorhabens Radarwarncomputer (RWC)/Defensive Aids Computer (DAC) wurde am 10. Mai 2021 unterzeichnet.“ (ag.net berichtete, Auftrag ging an SAAB für knapp 40 Mio Euro)
– A400M:
Recht konstant.
DIRCM-Modifikation: Taktische Einsatzfähigkeit ab 2024 angestrebt (unverändert).
Der finale Bauzustand SOC 3.0 Standard Operating Clearance soll (nach Verzögerung) frühestens im dritten Quartal 2023 (von den Kunden) anerkannt werden – nach Zertifizierung durch Airbus im November 2022.
Da bleiben nicht mehr viele Flugzeuge, die „fertig“ ausgeliefert werden…
– P-3C Orion:
Eine Maschine kommt noch mit neuen Flügeln 2022. Dann ist die Sache durch.
„Die Flottenstärke wird bis 2025 sukzessive reduziert.“
– Pegasus:
Der Vertrag über drei Systeme auf Basis Global 6000 wurde am 29.06.2021 geschlossen, genau einen Tag vor Ende der Bindungsfrist des Angebots.
Fähigkeit soll ab 2025 mit allen drei Systemen zur Verfügung stehen, vollständige Fähigkeit ab Mitte 2027.
– C-130J:
„Das deutsch-französische Regierungsabkommen über die Modalitäten für die Organisation und den Betrieb der Lufttransportstaffel wurde am 30. August 2021 gezeichnet.“
Gut Ding will halt Weile haben…
„Die gemeinsame Staffel in Évreux hat im September 2021 mit Personal beider Länder ihren Dienstbetrieb aufgenommen. Der Flugbetrieb wird dabei zunächst mit den bereits vorhandenen vier französischen Lfz durchgeführt und sukzessive mit der Auslieferung der deutschen Lfz, beginnend im ersten Quartal 2022, erweitert.“
„Die Beschaffung der Lfz befindet sich im vertraglich vereinbarten Zeitplan. In den einzelnen Projektelementen konnten weitere wichtige Fortschritte und Ergebnisse erzielt werden. Einzelne Teilaspekte [aus 13. RB: IT, Ausbildung; hier nicht mehr genannt] weisen Verzögerungen auf, die sich aber nicht negativ auf die Gesamtentwicklung auswirken.“
Interessant. Man hat also vergessen Ersatzteile zu bestellen und Lehrgangsplätze zu buchen, das wirkt sich aber nicht auf die Gesamtentwicklung aus? Haben die USA oder Frankreich ausgeholfen?
Trotz allem heißt es: „Der gemeinsam mit Frankreich vereinbarte Meilensteinplan ist ambitioniert“
Auch im 14. Bericht nicht aufgeführt ist die Frage der Nachrüstung DIRCM.
– K130, 2. Los:
Das FüWES (Einsatzsystem) macht weiterhin Probleme – und es ist nicht klar, wie groß die werden.
„Eine Verschärfung der bestehenden Risiken zum Einsatzsystem ist möglich.“
Im letzten Bericht ging man noch davon aus, im III. Quartal 2021 einen Überblick über den Leistungsverzug zu bekommen, jetzt frühestens zum Ende des IV. Quartals 2021.
Weiterhin sind externe Berater auf Amtsseite im Einsatz.
Kritisch sieht man (unverändert) die zeitgerechte Herstellung der Versorgungsreife und die Akkreditierung der IT-Systeme.
Ein weiteres Los ist derzeit nicht finanzierbar.
– U212 CD:
„Am 23. Juni 2021 wurde die 25 Mio. Euro-Vorlage durch den HHA gebilligt. Der Beschaffungsvertrag mit der thyssenkrupp Marine Systems GmbH (tkMS) wurde am 8. Juli 2021 unterzeichnet.“
Nächste Schritte:
Preliminary Design Review“ im Januar 2023
Critical Design Review“ im September 2024
Erkenntnisse aus der U212 CD-Entwicklung sollen auch für das Midlife-Refit der U212A I. Los verwendet werden.
– F125:
„Die Fregatte Klasse 125 (F125) ist in ihrer Konzeption auf die geänderten Einsatzbedingungen der Gegenwart und der Zukunft ausgelegt.“
Könnte man die Sprechblasen aus 2010 mal bitte an die Gegenwart anpassen?
Bleibt problembehaftet…
@BWG (= Schiff 1): Nach der Gewährleistungsliegezeit ab 5. Mai 2020, in der „noch offene Leistungsanteile erfüllt und die Ergebnisse der Einsatzprüfung verarbeitet werden“, sollte ab 09.11.2020 für ein Jahr die Bedarfsinstandsetzung folgen – so der Plan im 12. RB.
Aber nun ist diese Instphase erst mit 5 Monaten Verspätung am 06.04.2021 gestartet. Enden soll sie am 26. August 2022 (neu im 14. RB).
Das 3. Schiff (SAH) sollte eigentlich am 17.11.2020 ausgeliefert werden. Dieses wurde aber wegen diverser Mängel (technische + mangelnde Versorgungsreife) nicht abgenommen und musste bis Ende März 2021 nachgearbeitet werden. Abnahme erfolgte jetzt am 17.05.2021.
„Der von der Industrie avisierte Ablieferungstermin für das vierte und letzte Schiff, Fregatte RHEINLAND-PFALZ (RHL), Mitte Oktober 2021 musste aufgrund mehrfach nicht erreichter Reife für die Durchführung der Funktionsnachweise verschoben werden.“
Weitgehend unverändert: „Aufgrund der noch bestehenden Einschränkungen im Einsatzsystem und bei der Informationssicherheit sowie durch fehlende Anteile der Einsatzprüfung (127mm Artillerie und Flugkörperschießen) wird eine operative Nutzung erst 2023 möglich sein.“
Hintergrund war u.a. der fehlende Zulauf von 127 mm Munition.
Unverändert, wie bei K130: „Der Schlüssel zur materiellen Einsatzbereitschaft liegt in der Herstellung der Versorgungsreife und der Umsetzung erforderlicher Maßnahmen zur Akkreditierung der IT-Systeme der Fregatten der Klasse F125.“
– F126:
Unverändert: „Die Ausübung der Optionen für die beiden weiteren Schiffe hängt von der Verfügbarkeit der hierfür benötigten Haushaltsmittel ab. Eine Optionsauslösung kann nur bis Juni 2024 erfolgen. Über die Finanzierbarkeit muss prozessbedingt bis Frühjahr 2022 entschieden werden.“
– Schützenpanzer Puma:
„Die Vorbereitungen zur Beschaffung eines zweiten Loses SPz PUMA haben begonnen.“
Hört, hört…
– Eurodrohne:
Billigung des Vertrages durch die Nationen: Jetzt Ende 2021 angestrebt statt 2. Quartal 2021 (13. RB) statt 1. Quartal 2021 (12. RB) statt 4. Quartal 2020 (11. RB) – Deutschland ist zeichnungsbereit, mittlerweile auch Italien und Frankreich, nur Spanien nicht.
Verzögerung: Im 11. RB war von Lieferung 84 Monate nach Vertragsschluss (= 7 Jahre) die Rede. Im Moment plant die Bundeswehr noch „mit Auslieferung ab 2029“.
Der im 13. RB genannte Erstflug 2025 (bei Vertrag im 2. Quartal 2021) wird jetzt nicht mehr erwähnt.
– TVLS:
Die Vergabeverfahren ruhen derzeit wegen fehlender Finanzierung.
Kommen wird es frühestens 2031, aber selbst das ist unwahrscheinlich, denn schon im 13. RB hießt es:
„Im fachlichen Vorschlag des BMVg an das Parlament zur zukünftigen Ausrichtung der bodengebundenen Luftverteidigung wird TLVS planerisch als nachrangig gegenüber der Modernisierung PATRIOT und dem Luftverteidigungssystem Nah- und Nächstbereichsschutz bewertet.“
Jetzt noch konkreter: „Die Bedrohung aus der Luft [hat sich] in den letzten Jahren stark gewandelt, so dass vorrangig zum TLVS, bis spätestens 2027 neue Fähigkeiten in der mobilen Flug- und Drohnenabwehr mit der Erstbefähigung des Luftverteidigungssystems für den Nah- und Nächstbereichsschutz (LVS NNbS) aufzubauen sind.
– MGCS/FCAS:
Nichts neues bzw. anderweitig schon durchgekauft
Nur ein Punkte zu FCAS:
Das Implementing Arrangement [IA]) 3 zur Fortsetzung des Projektes (inkl. (F&T)-Aktivitäten) von 2021 bis 2027 wurde am 30. August 2021 durch die Frankreich, Deutschland und Spanien unterzeichnet. „Der darauf aufsetzende Industrievertrag wird aktuell noch verhandelt.“
Tja, und letzter Punkt dürfte sich wohl noch hinziehen…
Nicht erwähnt werden weiterhin die Betriebsstofftransporter, Flottendienstboote und das System Sturmgewehr.
[Danke für die ausführliche Analyse. Überlege allerdings ernsthaft, ob das nicht sinnvollerweise auf mehrere Teile aufgesplittet wird, damit es besser lesbar ist… T.W.]
Bei allen bekannten Problemen, vielleicht braucht es im Gesamtsystem die Goldrandlösung. Das weiße Blatt, bei der das Beschaffungswesen neu strukturiert wird. Inklusive neuer Name, BW Beschaffungsamt, fertig. Wer hat eigentlich das Wortungetüm BAAinBW erfunden? Und mit Personal besetzt, welches Verträge zum Vorteil des Beschaffers abschließen kann. Bisher erinnert es an den Hund, der seinen eigenen Schwanz jagt. Oder wie Einstein es formuliert hat : Echter Wahnsinn ist, Probleme mit den gleichen Mitteln lösen zu wollen, welche sie verursacht haben. Sonst werden wir ewig am gleichen Rad drehen.
Beim Leo2 sehe ich ausnahmsweise nicht ganz so schwarz. Er ist ja nicht so eine Gurke wie der Puma,sondern ein über die Jahre und Jahrzehnte bewährtes und ständig weiterentwickeltes WS. Und wenn er aus der Aufrűstung zurück ist, wird er bei der Truppe wieder zur Verfügung stehen.
Bei der Verabschiedung des Huey bin ich auf einen bemerkenswerten Satz gestoßen: ….war der Huey ein robuster und zuverlässiger Hubschrauber. Scheint völlig aus der Zeit gefallen. Wenn man auf der Straße eine Umfrage machen würde, was man mit militärischem Gerät verbindet, dann würde man Begriffe wie robust und funktioniert unter allen Umständen genannt bekommen. Um der BW den NH Betrieb zu erleichtern, warum nicht eine echte deutsche ‚Coast Guard‘ auf die Beine stellen? Ich finde es gerade zu peinlich, daß unsere Seenotrettung privat finanziert ist. Hey, keine Kritik an der DGzRS, toller Arbeit, ihr seid die Besten! Warum nicht Küstenwache, Zoll, BW-SAR, Havariekommando und eben DGzRS zusammenfassen. Anschaffung von S-92 oder AW101 und als ‚kleineres‘ Muster H225/Puma, H175 oder AW139-189? Btw, alles erprobtes Gerät, welches seine Fähigkeiten bereits gezeigt hat. Dann kann sich die BW um den NH90 kümmern und SAR im Katastrophenfall zusätzlich bereitstellen,so wie es die Amerikaner praktizieren.
Es fällt auf, daß bis vor ca. zwei Jahren U216 und JSS in Beiträgen diskutiert bzw genannt werden und danach – nichts mehr, das Schweigen im Walde. Obsolet, weil Wechsel der Doktrin oder was? In den Anfängen der U212 lag der Bedarf bei 12 Booten, danach, na ja Kassenlage… Das gleiche Spiel bei K130, ursprünglicher Bedarf 15…
An der Fregattenfront frage ich mich, was eigentlich die Strategie ist. Es gab ja mal die Diskussion, was de Unterschied zwischen einer Fregatte und einem Zerstörer ist. Kurz, wie ich es verstanden habe, Fregatte ein Spezialist, Zerstörer eine Eierlegende Wollmilchsau, also Mädchen für alles. Warum also nicht nach der F126 ein Z127 für die, bereits jetzt absehbaren Auslandseinsätze, auf Kiel zu legen, mit deutlich größerer Standzeit und Reichweite als es einer Fregatte rein technisch möglich ist.? Im Nord- und Ostseeraum können wir mit den Reglementierungen der Fregatten leben, im Atlantik geht es vielleicht auch, im Indik oder gar Pazifik wird es schwierig. In diesem Rahmen sehe die F125, wenn sie denn mal zur Verfügung stehen sollten, als gar nicht so schlechte Beschaffung an, denn die Antipiraterie Einsätze werden nicht so schnell aufhören, und sind dafür perfekt, weil so geplant. Und damit eine Entlastung für das andere Großgerät. In dem Zusammenhang habe ich die Diskussion über den MPA-Nachfolger nicht verstanden. Es sollte eine Interimslösung sein, darunter verstehe ich keinen Alleskönner, sondern eine Aushilfe. Dafür wären ATR 72 oder C-295 durchaus geeignet gewesen. Da ja zu diesem Zeitpunkt Maws noch in der Pipeline war. Die bessere Lösung, welche überhaupt nicht betrachtet wurde, hãtte von Saab kommen können. GlobaleEye, welche fähig s
ist , Periskope zu detektieren und die Swordfish zur U-Bootbekämpfung. Ja sie existiert nur als Plan, aber Saab hat gezeigt, daß sie liefern können. Das hätte den Vorteil gehabt, daß man gegen die Piraterie nur die GlobalEye als Oberflächenaufklärer schicken müsste. Und die Swordfish eben hier zur BV/LV eingesetzt wird. Und beide Modelle das gleiche Muster als Basis benutzen. Und in der Truppe bekannt sind, mehr Synergieeffekte geht wohl nicht, siehe Flugbereitschaft und Pegasusprojekt.
Was ich auch nicht verstehe, ist das mieten von ADAC-Hubschraubern (H135 zur Pilotenausbildung). Kurzfristig okay, aber der erhöhte Bedarf ist ja permanent, oder?
Grundsätzlich, alle Vorstellungen von Aufwuchs egal in welchem Bereich, bleiben Träumereien, wenn es nicht gelingt, die BW attraktiver für Bewerber zu machen. Negativschlagzeilen helfen da sicher nicht weiter. Bessere Bezahlung wäre sicher nicht hinderlich. Aber auch Perspektiven für Zeitsoldaten im Hinblick auf die spätere zivile Karriere ebenfalls. Es bleibt spannend….
@K.B.:
„Militärische Beschaffung wird von 8,7 Mrd in 2021 und sogar 10,2 Mrd in 2022 (!) deutlich zurückgehen auf 6,3 Mrd in 2025. Wie auch immer damit die geplanten Vorhaben finanziert werden sollen…“
Genau da liegt das Problem.
So kann es kaum wirklich besser werden.
Auch bei bestem Management.
Der Investitionsstau ist eben zu groß.
Eine hohe Einsatzbereitschaft ist nur möglich mit genug Instandsetzungskapazitäten (Personal, Infrastruktur), Ersatzteile und idealerweise Umlaufreserven). Das alles kostet Geld.
Leider sind diese einfachen Wahrheiten oft nicht gerne gehört, stattdessen gibt es immer neue Boards, Arbeitsgruppen, etc in denen und für diese nur der Mangel verwaltet und oftmals schön geredet wird.
Daher teile ich ihre Blick in die Zukunft:
Es wird nichts besser, wenn sich nicht grundlegend etwas ändert.
@K.B Danke!
Zwei Dinge erschüttern besonders: 1. Die deutsche Werftindustrie kann für unsere Marine kein fubktionels Kampfmanagement-System mehr entwickeln. Aber beim Export klappt es? Deshalb kaufen wir mit der F126 ein funktionsfähiges System in NL.
2. Hensoldt kann allein nicht das neue Radar Mk1 für den EF entwickeln und braucht die Hilfe von Leonardo, die das konkurrierenden Mk2 entwickeln, was wiederum als Basis für die Tempest, also den Konkurrenten des FACS, dient.