Materiallage der Bundeswehr: Wenig Verbesserung gegenüber dem Sommer

Das Verteidigungsministerium hat seinen regelmäßigen Bericht zur materiellen Einsatzbereitschaft der Hauptwaffensysteme der Bundeswehr veröffentlicht, und wie schon die vorangegangenen Berichte, zuletzt im Juni dieses Jahres, zeigt sich nur in sehr kleinen Schritten eine Verbesserung. Schwankte die Einsatzbereitschaft, je nach System, im Sommer zwischen 26 und 89 Prozent, sind die Kennzahlen jetzt 27 und 95 Prozent – allerdings im oberen Bereich bedingt durch fabrikneue ungeschützte Lastwagen.

Die Details zum Klarstand der jeweiligen Waffensysteme sind seit März vergangenen Jahres als Geheim eingestuft, deshalb gibt es nur recht generelle Übersichten. Aber auch die zeigen weiterhin, dass die Streitkräfte mit der Einsatzbereitschaft ihres Materials nicht zufrieden sein können.

Aus den Zusammenfassungen im Bericht, den Generalinspekteur Eberhard Zorn am (heutigen) Dienstag vorlegte:

Die materielle Einsatzbereitschaft aller 69 Hauptwaffensysteme hat in den vergangenen sechs Monaten erneut zuge- nommen und liegt bei nun 74%. Auch wenn dieser Positiv- trend erfreulich ist, so ist die Zahl aufgrund der fortbeste- henden großen Streuung zwischen den einzelnen Waffen- systemen nicht zufriedenstellend. So liegt die materielle Ein- satzbereitschaft beispielsweise bei den fabrikneuen ungeschützten LKW bei über 90%, bei Hubschraubern jedoch knapp 40%. (…)
Hauptwaffensysteme mit nach wie vor stark verbesserungswürdiger materieller Einsatzbereitschaft sind der Kampfhubschrauber TIGER, die „Modularen Sanitätseinrichtungen“ sowie die Altsysteme wie TORNADO, der Transporthub- schrauber CH-53 oder die Marinehubschrauber SEA KING und SEA LYNX.

Eine interessante Verschiebung scheint es allerdings gegeben zu haben: Während im vorangegangenen Bericht vor allem die Alt-Systeme als Problem genannt wurden, fallen im aktuellen Bericht die niedrigsten Klarstandszahlen bei neu eingeführtem Gerät auf:

Beispiele für neue Systeme mit einer im Verlauf hohen Schwankungsbreite der materiellen Einsatzbereitschaft zwischen 27% bis 95% – sind u.a. SPz PUMA, A400M, H 145M LUH SOF, Geschützte Transportfahrzeuge (GTF) Zuladungs- klasse (ZLK) 15t und NH 90. Bei 4 von 12 Systemen haben wir Sonderprogramme zur Steigerung der materiellen Einsatz- bereitschaft aufgelegt (u.a. SPz PUMA). Erstmals liegt die materielle Einsatzbereitschaft dieses Clusters bei über 79% im Durchschnitt aller 12 Systeme.

Dagegen lag bei den alten Systemen der niedrigste Klarstand jetzt bei 33 Prozent:

Beispiele für alte Systeme mit einer im Verlauf hohen Schwankungsbreite der materiellen Einsatzbereitschaft zwischen 33% bis 86% sind u.a. TORNADO, CH-53, P-3C ORION, Betriebsstofftransporter.

Da das nicht auf einzelnes Gerät heruntergebrochen wird, bleibt nur eine Vermutung: Der niedrige Klarstand bei neuen Systemen dürfte damit zusammenhängen, dass jetzt auch der Marinehubschrauber SeaLion neu in die Übersicht aufgenommen wurde – im Sommer war er noch nicht dabei.

(Aus organisatorischen Gründen jetzt erst mal nur ein Link zu dem inzwischen ebenfalls veröffentlichten Rüstungsbericht II/2020; ggf. später eine Zusammenfassung – falls ich es heute zeitlich hinbekomme)

Fürs Archiv:
Der so genannte MatEB-Bericht als Sicherungskopie:
20201208_MatEb_Bundeswehr_2020-2
Der Rüstungsbericht als Sicherungskopie:
20201208_Ruestungsbericht_BMVg

(Archivbild Oktober 2020: Panzerhaubitze2000 bei der NATO-Battlegroup in  Litauen – Kurt Basler/Bundeswehr)