Materiallage der Bundeswehr: Scheint sich nicht gebessert zu haben
Die regelmäßigen Berichte zur Einsatzbereitschaft der Hauptwaffensysteme der Bundeswehr sind zwar inzwischen Geheimsache, klar scheint aber: so richtig gebessert hat sich nichts. Die jetzt bekannt gewordenen Zahlen für den nächsten Bericht zum Jahresende deuten erneut auf einen Mängelbericht hin, und weiterhin sind fliegende Systeme, da vor allem die Hubschrauber, das Hauptproblem der Truppe.
Den letzten Bericht zur Materiallage der großen Waffensysteme hatte das Verteidigungsministerium im März dieses Jahres vorgelegt – und die damalige Ministerin Ursula von der Leyen hatte etwas überraschend und im Gegensatz zu den Berichten der Vorjahre entschieden, dass alle konkreten Zahlen als geheim eingestuft wurden. Damit waren die Klarstände nicht nur der öffentlichen Kenntnis, sondern vor allem auch der öffentlichen Debatte entzogen.
Für den neuen Bericht zeichnet sich unter der neuen Ministerin Annegret Kramp-Karrenbauer ein ähnliches Vorgehen ab. Die konkreten Zahlen zu Klarständen der einzelnen Systeme sollen wohl auch weiterhin geheim bleiben. Bevor allerdings der Bericht mit dieser Einstufung vom Ministerium an das Parlament gegeben werden konnte, hat der Kollege Mathias Gebauer vom Spiegel schon mal einen Blick ins Zahlenwerk werfen können: Ausfälle bei Hubschraubern, Kampfjets und Panzern – Sanierungsfall Bundeswehr
Interessanterweise tauchen in dem Spiegel-Bericht vom (heutigen) Montag nur Systeme von Heer und Luftwaffe auf – warum auch immer, vielleicht fehlte die Zulieferung zum Beispiel der Marine ja noch. Aber schon die genannten Systeme haben es in sich – insbesondere, wenn man die vor einiger Zeit eingeführte Differenzierung nach Buch- und Verfügungsbestand mal dazu nimmt:
• Transporthubschrauber NH90: 75 Maschinen im Buchbestand, Verfügungsbestand 44, einsatzbereit neun
• Kampfhubschrauber Tiger: 53 Buchbestand, 36 Verfügungsbestand, Klarstand zwölf
• Transporthubschrauber CH53: Buchbestand 71, Verfügungsbestand 48, Klarstand 18
• Tornado-Kampfjets: Buchbestand 93, Verfügungsbestand 57, einsatzbereit 20
• Transportflugzeug A440M: Buchbestand 31, Verfügungsbestand 19, einsatzbereit acht
• Schützenpanzer Puma: Buchbestand 284, Verfügungsbestand 191, einsatzklar 67
• Kampfpanzer Leopard: Buchbestand 245, Verfügungsbestand 183, einsatzbereit 101
zitiert der Spiegel aus dem ihm vorliegenden Berichtsteilen.
Wer gerne vergleichen möchte: Der Bericht vom Frühjahr 2019 ist geheim, aber schon der Vergleich mit den Berichten vom September 2014, Dezember 2015, November 2016 und Februar 2018 ist hinreichend aufschlussreich.
(Archivbild Februar 2018: Ein Transporthubschrauber CH-53GS bei der Übung Heli Dust 2018 auf dem Truppenübungsplatz Oberlausitz – Johannes Heyn/Bundeswehr)
Wenn man dann noch bedenkt, was „Einsatzbereit“ bedeutet, wird das alles noch drastischer. Einsatzbereit kann auch bedeuten, dass besagter zB Hubschrauber noch 2 Flugstunden hat bis zur nächsten Hauptphase. Diese kann in einigen Monaten sein und die 2 Flugstunden waren eingeplant zum Hinfliegen. Somit grundsätzlich „einsatzbereit“ aber irgendwie dann halt doch nicht. Die Maschine taucht aber über Monate als einsatzbereit in den Statistiken auf, ohne auch nur einen Flug machen zu dürfen. In dieser Art gibt es mehrere Einschränkungen. Betrachten sollte man die täglich zum Flugdienst verfügbaren Maschinen. Da ist ein Unterschied. Dann würden auch alle Ebenen mal mit den realen Zahlen spielen. So lesen alle bei zB Ch-53, dass täglich 18 Maschinen verfügbar sind. Davon sind schonmal einige in AFG. Von den verbliebenen haben einige nur noch Restflugstunden im einstelligen Bereich und weitere wäre morgen flugklar (was einsatzbereit eigentlich bedeutet…). Insgesamt bleiben dann pro Standort 2-3 Maschinen an den besonders guten Tagen. Da fragt man sich als Inspekteur des Heeres natürlich zurecht, wieso keine der angeforderten 6 CH-53 zur Übung erscheint. Er hat ja die Meldung, dass täglich 18 verfügbar sind. 6 gibt es allerdings in ganz Deutschland wahrscheinlich gar nicht in „Nutzbar“…
Mal abgesehen davon dass es für mich gar keinen Sinn macht hins. Einsatzbereitschaft die Quote aus dem Verfügungs- und nicht aus dem Buchbestand zu bilden; – der eigentliche Hammer ist für mich was im Spiegel-Artikel weiter unten steht (hoffe die Zitatlänge ist noch in Ordnung):
„ So kam bei den Berichten der vergangenen Jahre meist heraus, dass die Bundeswehr mit einer Einsatzbereitschaft von gut 70 Prozent im internationalen Vergleich ordentlich dasteht. Für 2019 soll, so Insider, eine unterm Strich nur marginal schlechtere Zahl stehen….Statt nur die relevanten Hauptwaffensysteme der Bundeswehr zu analysieren, wurden in den letzten Jahren auch Server-Datenbanken und andere eher nicht militärische Komponenten mit aufgenommen. Ihre guten Werte glichen die schlechten Zahlen der wichtigen Einsatzsysteme aus und sorgten für ein vertretbares Ergebnis.
Na, hoffentlich rechnet man dann auch die recht gut funktionierenden Systeme Locher, Stuhl, Tisch und BW-Unterhose mit ein. Wäre ja auch schade, wenn deren gute Einsatzbereitschaft so gar nicht gewürdigt wird [sarc].
„Sanierungsfall Bundeswehr“ ist von Herrn Gebauer aber noch moderat ausgedrückt. „Notfall Bundeswehr“ würde auch gut passen.
Was passiert denn, wenn die VJTF in den Einsatz muss und es kommt tatsächlich zu Kampfhandlungen? Wen und vor allem was will man da als Verstärkung und Entsatz hinterher schicken?
Am besten wird der Feind dann aktenordnerweise mit Beschaffungsrecht und EU-Verordnungen beworfen. Die Lawine überlebt keiner./sarc
Aber im Ernst. Wenn nächstes Frühjahr die Entscheidung für den CH-53 Nachfolger getroffen wird, wieso dauert es dann noch fast 1 Jahr, bis die Beschlussvorlage in den Bundestag kommt? Und dann geht es ja erst richtig los. Richtig kompliziert wird es dann, wenn man dann noch Modifikationen haben möchte, die sonst keine Nation fordert. Die Lernkurve im Beschaffungswesen ist relativ flach und übersichtlich.
Danke für die Aufnahme des Berichtes
hier hat sich in den letzten Jahren unterm Strich ja leider recht wenig bewegt :-(
Die Zahlen werden auch weiterhin durch geschicktes interpretieren der Statistik geschönt…
es muss doch möglich sein die die Einsatzbereitschaft auf 70-80% auf Basis des buchbestandes hinzubekommen
Wenn wir so weit sind wäre das ein Riesen Schritt
Das kann man entweder über Optimierung der instandhaltungsprozesse bei der Industrie und entsprechende Vorhaltung von Ersatzteilen und Personal erreichen
oder
Man beschafft deutlich mehr Material und erhöht den buchbestand so massiv dass man eine ausreichende Zahl einsatzbereite Systeme erhält
Oder
man beschafft Systeme die in Instandhaltung und Wartung/KWs so weit und ausgereift sind das man eine hohe Quote auch so erreicht (Beispiel H145M hat auch bei der Bundeswehr eine Einsatzbereitschaft von 95%)
Bei anstehenden Beschaffungen wäre das dann F18 als Tornado Ersatz und und CH47 als STH
Befüllung von Versorgungsketten, Erhalt der HiL mit Investitionen in 3-Stelliger MioHöhe, kontinuierliche Aufträge an die Industrie: alles hängt am Mammon!
Lichtblick!
Kurz vor dem Nato-Gipfel wird sich Deutschland dem Zwei-Prozent-Ziel der Nato annähern.
Was wirklich hoffen lässt, kommende EP 14 https://mobile.twitter.com/phoenix_de/status/1196429120760098816/photo/1 mit 1,42% vom BiP.
Das Wesen der bekannten prekären Materiallage resultiert ausgeprägt in ihrer finanziellen Begrenzheit. Ein kontinuierliches Plus im Budget wird – mittelfristig – Erfolge aufweisen.
[Diese „Kurz vor dem NATO-Gipfel …“-Meldung ist schlicht falsch.
https://augengeradeaus.net/2019/11/dokumentation-142-prozent-nato-quote/
T.W.]
Traurig zu lesen… aber man gewöhnt sich langsam daran.
In Ergänzung zu dem Hubschrauber-Klarstand:
Die „weiße Flotte“ der Flugbereitschaft, die Super-Pumas, haben ebenfalls im Jahresdurchschnitt weniger als einen Hubschrauber (von drei) verfügbar. Das wird dann in der Fachpresse als „Kanzlerhubschrauber“ betitelt. Irgendwie kommt da ein gewisses Schamgefühl auf…
Am meisten tut es mir um die jeweiligen Besatzungen leid. Teuer und intensiv ausgebildet (oder zumindest dafür „eingestellt“) und dann werden diese, auf Grund des Klarstandes, doch nur für andere Aufgaben verwendet.
Es braucht tatsächlich niemanden zu verwundern, wenn sich die Motivation der Soldatinnen und Soldaten weiter auf Talfahrt befindet. Da nützt auch das beste WLAN und der ein oder andere Kühlschrank nichts – die eigentlichen und tatsächlichen Baustellen sind oben im Artikel deutlich aufgezeigt…
Mal eine Frage zum Bekanntwerden der Zahlen bzw. des Berichts:
Ein Papier des Ministeriums, das als “geheim“, also als Verschlusssache (welcher Stufe?) eingestuft ist oder werden soll, soll dem Parlament vorgelegt werden.
Wie kommt man da, auch als Journalist, einfach so ran?
Ich bin in der öffentlichen Verwaltung tätig, also meine Unterlagen sind erstmal nicht so öffentlich zugänglich, d.h., liegen nirgendwo in Papierform für Dritte zugänglich herum und sind elektronisch auch nicht mal einfach so zugänglich.
So etwas gibt es ja öfter.
Liege ich richtig mit der Annahme, dass da Absicht hinter steht (unter Umständen von Mitarbeitern in den Behördenapparaten), dass die Medien so etwas mit Regelmäßigkeit in die Hände bekommen? Das muss doch irgendwie lanciert werden.
[Ich verstehe das Interesse, aber diese Debatte gab es in der Vergangenheit hier schon mehrfach, und sie ist eine Meta-Debatte. Zumal ich nicht die Originalquelle kenne und die Frage nicht beantworten könnte, selbst wenn ich wollte. Deshalb das hier bitte nicht weiter vertiefen. T.W.]
Wir müssen der Realität ins Auge schauen das AHD die vereinbarte Verfügbarkeitsrate von 70 % für den NH90 nicht in den Griff kriegt.
Als Konsequenz sehe auch ich nur
1. ) die drastische Erhöhung des Buchbestandes oder
2.) doch noch ein politischer Schwenk auf ein anderes zusätzliches Muster.
(( MH 92 ( S-92 Superhawk)) für die Marineflieger.
Damit würden wir auch dem kompletten Grounding bei technischen Störungen der Ein Typen Flotte Sea Lion/Tiger entgegen wirken.
Und das noch ohne Feindeinwirkung … ^^
Ich denke für VJTF zeichnet sich so langsam ab, dass alles sehr auf Kante genäht wird.
Dennoch die Bundeswehr wird Ihren Beitrag dort leisten. Bisher war das in den Manövern ja auch der Fall.
Trotzdem die Mangelwirtschaft wird Thema sein. Und darauf wird es ankommen, im Hintergrund werden die Messer gewetzt.
Im Grunde genommen eine Chance für Putin, seinen Propagandaapparat in den kommenden Jahren, für eine volle Breitseite gegen das „beste Heer aller Zeiten“ vorzubereiten. Da gibt es garantiert tausend Möglichkeiten Besenstiel-MGs in Stellung zu bringen. Wenn er Glück hat, ist dann der Donal auch noch immer auf Twitter ; “ the Germans are looking bad, I don´t like them so much. Because they do not like to pay for beautiful American weapons. MAGA “
Und dann gibt es irgendwann eine Taskforce „Bündnissverteidigung“ die sicher genau so hervorragende Ergebnisse produziert, wie die Taskforce Drehflügler.
Man ist ja schon einiges an schlechten Zahlen gewohnt, aber 9 von 44 oder eigentlich 9 von 75 ist schon heftig.
Interessanterweise fehlt der Eurofighter – weil die Zahlen noch schlechter sind? Wer weiß….
Aber als Politiker kann man sich natürlich hinstellen und von Südostasien träumen und einer Schutzzone in Syrien.
Bitte die Verfügbarkeit bei jedem Gerät auf mindestens 50 % hochschrauben, dann kann man über zusätzliche Einsätze reden.
Das sollte das Kerngeschäft eines Ministers sein und nicht Außenpolitik.
Ich bin ein Gegner von mehr Panzern und Schiffen, allerdings sollte hier endlich mal Geld für Wartungsteile und Wartungskapazitäten in die Hand genommen werden. Für 45 Milliarden Euro kann man verlangen, dass zumindest die Hälfte aller Geräte sofort und schussbereit vom Hof fahren können.
Ich habe den Eindruck, seitdem die Industrie für alles zuständig ist = schlechterer Klarstand.
In der freien Wirtschaft rät man zur Einstellung des Geschäftsbetriebs bei solchen Zahlen.
@Dieter Wisch:
„Ich habe den Eindruck, seitdem die Industrie für alles zuständig ist = schlechterer Klarstand.“
Es ist aus meiner Sicht eher ein Problem der oft beklagten Verantwortungsdiffussion.
Sowohl amtseitig als auch industrieseitig ist die Verantwortung mittlerweile oftmals stark verteilt.
Wie schon weiter oben erwähnt, hat der LUH mit die beste Einsatzbereitschaft – komplett abgestützt auf eine industrielle Logistik.
Bei vielen anderen Systemen sind es eher zu viele Teilelemente, die nicht immer gut ineinander greifen. Befördert wird alldas durch ein immer stärkeres Prozessdenken, dass nur noch den eigenen Beitrag im Blick hat und nicht das Ziel.
Offenbar waren bisher (?) auch die politisch Verantwortlichen nicht in der Lage – oder nicht willens – diese Grundprobleme anzugehen.
Einsatzbereitschaft =
technisches Fachpersonal + Ersatzteile + Sonderwerkzeuge + Infrastruktur + Dokumentation (quantitativ skaliert auf den geforderten Klarstand)
Wenn es an einem Element fehlt, dann wird es schwierig – egal ob staatlich oder privatwirtschaftlich.
Den wirklichen „Ruck“ im System, dies ganzheitlich anzugehen, kann ich nicht erkennen.
Banale Frage: betreibt man auch Ursachenforschung? Mangelnde Wartungskapazitäten? Fehlende Ersatzteile? Probleme in der Vertragsvergabe? Fehlende Haushaltsmittel?
Oder, schlimmer noch: das Gerät ist nicht einsatztauglich weil inzwischen zu alt (als ganzes oder in Teilen) oder – bei neuem Gerät – zu störanfällig weil zu komplex.
Tja, was soll man dazu sagen ?
Logistik, Logistik und nochmal Logistik !
So lange die Logistik in der Hand der Industrie liegt, wird dies auch nicht besser werden. Die Bw hat lange nicht begriffen, dass die Industrie die zugesagte Logistik nicht dazu macht um Waffensysteme einsatzfähig zu machen, sondern um Geld zu verdienen. Dazu bedient sie sich einer MiniMax-Strategie. Also mit minimalsten Aufwand maximales Geld verdienen ! Das geht in erster Linie so, dass der Personalansatz für militärische Logistik so gering wie möglich bleibt und das alle Aufträge über die Zeitschiene gestreckt wird. Das sichert Vollbeschäftigung auf Jahre, wenn nicht Jahrzehnte ! Deshalb von jedem Waffensystem
Von Einsatzbereitschaft steht in den Logisitikverträgen mit der Industrie nichts, zumindestens nichts mit harten Fakten.
Wenn man sich anschaut, dass auch von den neuen Waffensystemen wie NH90 oder A400M beim Heer der Puma, knapp 40 % des Gesamtbestandes bei der Industrie stehen, dann ist dies nicht nur wegen Wartung sondern eben vor allen Dingen Nachrüstung weil sie halb fertig ausgeliefert wurden. Dies war vor Jahren beim Eurofighter so, ist jetzt bei den brandneuen A400M so und offensichtlich auch bei den neuen Pumas.
Insofern ist es gut, dass die letzten beiden A400M vom BAAINBw nicht mehr abgenommen wurden, denn bei der Abnahme in den letzten Jahren waren fast 1000 Mängelpunkte pro Lfz auf der Mängelliste.
@ Klaus-Peter Kaikowsky:
»Befüllung von Versorgungsketten, Erhalt der HiL mit Investitionen in 3-Stelliger MioHöhe (…)«
@ Dieter Wisch:
»Ich bin ein Gegner von mehr Panzern und Schiffen, allerdings sollte hier endlich mal Geld für Wartungsteile und Wartungskapazitäten in die Hand genommen werden. Für 45 Milliarden Euro kann man verlangen, dass zumindest die Hälfte aller Geräte sofort und schussbereit vom Hof fahren können.
Ich habe den Eindruck, seitdem die Industrie für alles zuständig ist = schlechterer Klarstand.«
Nach dem, was man im Untersuchungsausschuß so hört, war wohl eher das Gegenteil von der politischen Führung gewollt. Ganz böse Zungen könnten sich gar versucht fühlen, hier von »Sabotage« zu sprechen:
»Mit einer „getürkten Vergabe im Millionenwert“ hätten leitende Beamte im Verteidigungsministerium den Verkauf der drei Instandsetzungswerke des Heeres durchdrücken wollen. So stellte es der Jurist Norbert Dippel als Zeuge im Unterausschuss des Verteidigungsausschusses als 1. Untersuchungsausschuss …«
https://www.bundestag.de/dokumente/textarchiv/2019/kw39-pa-ua-beratervertraege-zeugenladung-658582
Der Klarstand von Wehrmaterial scheint demnach in der Prioitätenliste nicht auf den ersten Plätzen zu rangieren. Dann braucht man sich über die Auswirkungen solcher Politik auch nicht zu wundern. Sowas kommt eben von sowas.
[Da der Link vorhanden ist, besteht keine Notwendigkeit, das in dem versuchten Umfang hier reinzukopieren. Und: Den Thread jetzt bitte nicht zur Debatte über das Thema HIL und Untersuchungsausschuss kapern… T.W.]
@ T.W.: Danke, für den Bericht / Hinweis.
Irgendwie scheint das BMVg die Probleme nicht gelöst zu bekommen. Im Kern geht es doch seit Jahren zumindest bei Heer, Sanität und SKB oder der Luftwaffe meist um einen Mangel an Ersatzteilen oder Austauschbaugruppen. Weshalb kann man die nicht bestellen?
Bezüglich unserer Marine wird die Einsatzbereitschaftslage ähnlich wie im letzten Jahr sein. Problematisch ist diesbezüglich viel mehr die Prognose, da die Werftliegezeiten gerade aufgeschoben werden. Wesentlich bleibt, dass bis Ende nächsten Jahres das Gerät der neuen VJTF aus der stellenden Truppe selbst kommt.
Was Transparenz anbelangt, wollte m.W. AKK die Berichte wieder offener gestalten. Ausnahme Spezialgerät Cyber o.Ä.. So meine ich es gelesen zu haben.
@alle die auf die gute Klarstandrate des H145M verweisen und daraus ableiten, dass dies doch auch für andere militärische Waffensysteme möglich sein muss.
Das sind Äpfel und Birnen, eine H145M ist ein ziviler Hubschrauber der militarisiert wurde, nachdem er schon über Jahre hinweg eine breite Verbreitung in der zivilen Liftfahrt vorzuweisen hatte. Das System wird also beherrscht, es gibt genug Ersatzteile in der wartenden Industrie, da ja auch viele „ähnliche Hubschrauber“ zivil geflogen werden und dort ein ständiger und „berechenbarer“ Ersatzteilverbrauch existiert. Daneben gibt es genug qualifiziertes Wartungspersonal.
Ähnliche Vergleiche kann man nur zur Flotte der handelsüblichen PKWs des BW Fuhrparks machen, dort ist die Lage ähnlich.
Für alle rein militärischen Systeme, egal ob Neuentwicklungen oder von der Stange gekauft (Unterschied ist nur dass die Kinderkrankheiten beseitigt sind), gibt es im Grunde nur einen Abnehmer für Ersatzteile und das ist die Bundeswehr. Wenn die Bundeswehr nichts bestellt, dann wird auch nicht produziert, es gibt keine Lager, weil die Industrie zurecht nicht davon ausgehen kann, dass sie das Meterial im Lager je wirtschaftlich loswird.
Das dies so ist, sieht man sehr schön am Leo 2 oder dem Tornado, beides Reife Systeme, beides sehr bescheidene Klarstandsraten, bei beiden Systeme unterschiedliche Verantwortungen der Wartung (Industrie und Staatsbetrieb).
Es ist daher zu vermuten, dass für beide Systeme nicht genug Kapazität für die Wartung vorhanden sind (egal ob personell oder materiell). Die Lage wird sich auch nicht bessern, solange der Aufteaggeber (Monopolist) nicht langfristige Verträge schließt. Erst wenn dies der Fall ist wird die Industrie Planungssicherheit haben und Kapazitäten aufbauen.
@Georg
Ich war, und bin es immer noch, ein großer Verfechter von organischen Fähigkeiten (dies ist vermutlich der einzige Punkt der uns beide eint). Nach nüchterner Betrachtung der aktuellen Personallage muss man aber leider zwingend zu dem Schluss kommen, dass dies reines Wunschdenken ist. Es ist schlichtweg utopisch zu glauben, dass man jemals genug Logistikpersonal, ebenso wie andere Spezialisten, zurück in die Truppe bekommen wird. Wir kriegen ja die wenigen Dienstposten nicht besetzt die wir jetzt haben, wie sollen denn dann die Stellen besetzt werden die jetzt durch Zivilpersonal substituiert werden? Der Teil der Gesellschaft der sich für den Dienst interessiert bzw. geeignet ist schwindet in der westlichen Welt von Jahr zu Jahr. Die Bundeswehr ist da nicht alleine mit dem Problem, die USA, UK, Frankreich,… haben ähnliche Probleme.
Auch die Wehrpflicht würde da keine Abhilfe schaffen, da diese Aufgaben aufgrund der Komplexität und dem heutigen Verständnis von Dienstbelastung (zeitlich) nicht in Einklang gebracht werden könnten.
Der Trend geht, egal ob man es will oder nicht, eher dazu, dass noch mehr Fähigkeiten an die Industrie ausgelagert werden, damit mit mit biegen und brechen genug Personal hat um die Fähigkeiten zu erhalten wo man qua Gesetz nur Soldaten (Kombattantenstatus) mit beauftragen kann.
Der SPON Artikel ging glatt an mir vorbei. Auf DBwV.de fand ich eben folgenden Artikel dazu: https://bit.ly/32WmeaB
Beim Lesen wurde ich wieder wach. Es stimmt, dass vdL bereits 2016 das Ende der Mangelverwaltung beschrieb. Und @Holzi liegt richtig mit der Frage, weshalb wir seitdem nicht schlicht Ersatzteile etc. kaufen konnten. Fast vier Jahre sind seit der Ankündigung vorbei und es ging bei der Einsatzbereitschaftslage kaum vorwärts. Und mit dem Material bis Ende 2020 für die kommende VJTF sieht es wohl auch schlecht aus. Man kann nur den Kopf schütteln.
Und dabei bekommen wir ja aus dem Ministerium alle Nase lang erzählt, wie schön die Trendwenden greifen. Nur wissen die Trendwenden das leider nicht.
Da muss es für die Zahlen doch noch ganz andere Interpretationsmöglichkeiten geben…
@ WaGe
In beiden Punkten volle Zustimmung, sowohl beim H145M als auch beim Aufbau einer integrierten soldatischen Logisitik für die Hauptwaffensysteme, wie wir sie früher in der Bw hatten. Dies geht einfach nicht mehr mangels Personal und aufgrund der sehr verkleinerten Stückzahlen pro System.
Trotzdem könnte man einiges an der Logistik der Hauptwaffensysteme verbessern. Der wichtigste Punkt wäre ein Umdenken an der Wirtschaftsform von logistischen Betrieben. Ein technischer Logistikbetrieb sollte und kann nicht zur Gewinnmaximierung angelegt sein. Werkstätten, Ersatzteilbevorratung, Munitionsbevorratung usw. sind keine eigenständige „Profit Cells“ im Wirtschaftskreislauf, sondern sind ein Zuschussgeschäft um einen Hauptzweck aufrecht zu erhalten. Mit anderen Worten, jedes mittelständige Autohaus weiß, dass die Werkstatt nicht der Gewinnbringer ist, sondern dem Verkauf von Autos dient und um Autos verkaufen zu können muss man eben auch eine Werkstatt betreiben. Wenn die plus minus Null macht ist man schon zufrieden.
Also auf die Bw übertragen heißt dies, ich stelle eine Summe X für die logistische Betreuung zur Verfügung, organisiere diese in Eigenbetrieben als GmbH o.ä. und erwarte nicht dass ich damit Gewinn mache, sondern dass ich für diese Summe möglichst viel Output produziere in Eigenbetrieben.
Nun hatten wir ja viele „Pferdeflüsterer“ beim Umbau der Bw, in Form der GEBB u.a. die der Regierung genau das Gegenteil vermittelt haben. Alle Logistikaufträge „just in time“ an zivile Kontraktoren vergeben, Ersatzteillagerhaltung ist nicht mehr notwendig, das macht der zivile Kontraktor wenn es benötigt wird, Herstellung einer Einsatzreife in Form von technischer Dokumentation ist nicht mehr notwendig, denn der Hersteller hat ja seine Konstruktionsunterlagen (die aber für den Wartungs- und Instandsetzungsbetrieb nicht ausgelegt sind, sondern nur für die Herstellung des Produktes). Die Katalogisierungsabteilung beim Logistikamt der Bw in St. Augustin wurde geschlossen, so wie das ganze Logistikamt 2012 aufgelöst wurde usw.
Es ist nicht nur ein Problem der Bw !
Es ist ein gesellschaftliches Problem. Schauen Sie sich den Umbau der Bundesbahn in die Deutsche Bahn an. 600 Einzelbetriebe, keiner ist mehr für etwas gesamtverantwortlich. Jeder minimiert seine Kosten und seine Leistung zu Lasten eines anderen Betriebes im Gesamtkonzern und der Gesamtkonzern lässt die Infrastruktur so weit verfallen bis er gemäß Aufgabenabgrenzung nicht mehr zuständig ist und der Bund als Eigentümer wieder dafür aufkommen ist.
Ähnlich ist es auch bei der Bw. Wo ein schneller Gewinn bei einer begrenzten Logistikaufgabe zu holen ist, steht die Industrie bereit, wo es um die Gesamtaufgabe Herstellung und Aufrechterhaltung der technischen Einsatzbereitschaft geht, ist die Bw wieder alleine zuständig und zahlungspflichtig !
Man muss einfach nach 25 Jahren Privatisierung der Logistik darüber nachdenken, was da alles falsch gelaufen ist und wo man nachsteuern muss.
Insofern stimmt es mich hoffnungsvoll dass die HIL jetzt nicht endgültig in die wehrtechnische Industrie integriert wird, sondern als bundeseigene GmbH weitergeführt wird. Ein Betrieb der nicht auf Gewinnerzielungsabsicht ausgerichtet ist, sondern auf maximale Effiziens der eingesetzten HH-Mittel.
Dies ist meiner Ansicht nach der richtige Weg in die Zukunft !
Manchmal könnte man denken, dass ein nordkoreanischer Unterleutnant im Keller des BMVg den Betrieb von großen Waffensystemen in der Bundeswehr sabotiert.
So einfach ist es aber leider nicht.
Die Zahlen sind Ausdruck des in Teilen desolaten Zustandes der Bundeswehr. Es ist traurig und Verpflichtung zugleich, hier gegenzusteuern.
Wäre mal interresant ans andere Ende der Welt zu schauen. Die Australier sollen bei ihren Nh 90 hervorragende Klarstände aufweisen (ich finde leider den artikel nicht mehr). Ist doch mal spannend rauszukriegen was die anders machen.
Und noch was. Wurden da keine Wartungs und Inst. Verträge mit der Industrie abgeschlossen, inklusive Vertragsstrafen im Sinne „Mobilitätsgarantie“ über die gesamte Nutzungsdauer?
@ Dante
„Wäre mal interresant ans andere Ende der Welt zu schauen. Die Australier sollen bei ihren Nh 90 hervorragende Klarstände aufweisen…“
DAS denke ich auch immer wieder; viel an den Logistikproblemen scheint in DEU hausgemacht und nicht gottgegeben. So um 2017 stand in der Presse, dass FRA und FIN beim NH-90 TTH auch bei ca. 50% Klarstand liegen. DNK macht immer wieder mit sehr hohen Klarstandsraten bei deren F-16 von sich reden, siehe z.B. immensen Leistungen der RDAF in LYB bei Odessey dawn/Unified Protector. Zitat in https://www.jstor.org/stable/10.7249/j.ctt16f8d7x.16?seq=38#metadata_info_tab_contents Seite 38: ..Danish forces being used to making do with few ressources.“
Mehr „Making Do“ würde ich mir bei der BW auch sehr oft wünschen.
@ Georg
„…integrierten soldatischen Logisitik für die Hauptwaffensysteme, wie wir sie früher in der Bw hatten. Dies geht einfach nicht mehr mangels Personal und aufgrund der sehr verkleinerten Stückzahlen pro System“
Sie sind bzgl. Lfz-Maintenance ja vom Fach, ich nicht, aber ginge es wirklich nicht z.B. diese integrierte Logistik bei zunächst nur EINEM Geschwader meinetwegen als Pilot- und Leuchtturmprojekt wieder aufzusetzen? Bei dem LoA der RDAF für deren F-16 (QRA-Rotte+verlegbare Air-Policing-Rotte+ Abstellung 6-8 Lfz über 6 Monate für Kampfeinsätze, jeweils plus einsatzfähige Reservemaschinen – und die Dänen schaffen das ja auch, mit nur einem Geschwader F-16) frage ich mich immer warum man nicht einfach mal versucht mal deren Logistikorganisation einfach mal an einem Testverband nachzukopieren.
@Georg sagt: 19.11.2019 um 9:52 Uhr
Das Beispiel H145M zeigt aber, dass das „Gewinnstreben“ eben nicht das Problem ist, sondern Kapazitäten. Es ist nicht wirtschaftlich für die Industrie diese ins blaue hinaus aufzubauen und die Bundeswehr ist nicht in der Lage langfristige und vor allem zuverlässige Bedarfe unter Vertrag zu geben.
Bevor sich hier eine Legende verfestigt: Die Australier sind ganz und gar nicht zufrieden mit ihren NH-90 Programm. Im Gegensatz zu Deutschland haben die Australier aber die Probleme in einen über 200 Seiten langen Untersuchungsbericht festgehalten.
siehe: https://www.anao.gov.au/work/performance-audit/multi-role-helicopter-program
und als pdf-Datei zum Downloaden: https://www.anao.gov.au/work/performance-audit/multi-role-helicopter-program
Es reicht schon wenn man die Zusammenfassung ab Punkt 4.99 auf Seite 200 (ff) liest !
@ Landmatrose3000
Man kann die 2. Logistische Ebene für Kampfflugzeuge und Hubschrauber nicht als „light“-Version oder mal zum Testen in einem Geschwader einführen.
Sie brauchen dafür Infrastruktur, Werkzeuge, Halleneinrichtungen, sehr viele computergesteuerte Teststände, die es oftmals nur als Unikat beim Hersteller gibt, Dokumentation, Ersatzteile katalogisiert, also um sie auf dem Versorgungsweg anfordern zu können, Personal und Ausbildung für das Personal.
Wenn Sie sich anschauen was eine Kfz-Werkstätte schon für Spezialwerkzeug und Teststände mit Unterstützung des Autoherstellers benötigt, damit sie nur den kompletten Service- und Reperaturumfang für eine Automarke anbieten kann, dann kann man sich vorstellen um wieviel mal mehr man die Spezialausrüstung für die Flugzeuginstandsetzung benötigt (Den Fahrspurassistent bei meinem 10 Jahre alten Audi (Radargerät in der rückwärtigen Stoßstange) konnte nicht mal die Audi-Werkstatt vor Ort mit einem Update versehen, das musste beim nächst größeren Audi-Händler in einem Oberzentrum geschehen).
Ich kenne die Maintenance Organisation der Dänen nicht. Das was sie oben verlinkt haben, ist ein Einsatz von 8 dänischen F16 im Libyenkrieg von der sizilianischen AFB Sigonella aus. Das sie es schafften mit 6 Maschinen 8 Sorties am Tag zu fliegen ist eine stolze Leistung (vorausgesetzt sie haben die 8 Sorties jeweils mit den 6 Maschinen geflogen). Hier muss man nachfragen wie in dieser Quelle 1 Sortie definiert ist. An einem Drittel der Einsatztage schafften sie jeweils 4 Sorties raus zu bringen. Auch dies ist angesichts der Flugzeiten von Sizilien nach Libyen und zurück sehr respektabel.
Das sagt aber noch nichts über die 2. Logistische Ebene aus. Wenn die Maschinen mit einem Flugstundenvorrat von 100 – 400 Std nach Sizilien verlegt wurden, dann konnten die Std abgeflogen werden bis entweder eine größere Bedarfsinstandsetzung fällig wurde, oder eine routinemäßige Zeitinspektion (100 h oder 400 h) fällig wurde. Dafür hatten sie die 2 Ersatzmaschinen dabei. So oder so waren die Maschinen nach der Rückverlegung nach Dänemark vermutlich für eine größere Depotinstandsetzung fällig. Das ist das Prinzip des Flugstundenvorrates bei der Periodischen Wartung, bzw. Überholung.
@ Wa-Ge
Zitat: „Das Beispiel H145M zeigt aber, dass das „Gewinnstreben“ eben nicht das Problem ist, sondern Kapazitäten. Es ist nicht wirtschaftlich für die Industrie diese ins blaue hinaus aufzubauen und die Bundeswehr ist nicht in der Lage langfristige und vor allem zuverlässige Bedarfe unter Vertrag zu geben.“
Dies ist ja auch meine Aussage. Eine 2. Logistische Ebene im Werk beim Hersteller ist ein „Draufzahlgeschäft“ für militärische Flugzeuge (mangels Stückzahl, langfristige Verträge usw.) Es ist das Wesen der Logisitik bei militärischen WS, dass sie alle keine Gewinnbringer sind, sondern nur kosten. Das muss man eben akzeptieren, sich einen Kostenvoranschlag für ein Maintenance-Programm mit garantierten Verfügbarkeits-stückzahlen über einen 10/20 oder 30-Jahreszeitraum erstellen lassen und dann den Vertrag abschließen.
Früher war bei einem Phantomgeschwader F4F z.B. der Buchbestand bei ca. 42 Maschinen, der Verfügungsbestand war ca. 27 / 28 Maschinen vor Ort im Geschwader und von diesen Verfügungsbestand waren 70 % Nato-Assigniert, d.h. ein Geschwader musste ca. 19 Maschinen jederzeit einsatzklar auf dem Hof stehen haben mit täglicher Einsatzmeldung bis an die Nato-Dienststellen. Nachtschichten in der Instandsetzung waren dann zu Ende wenn die 70 % erreicht waren, also entweder abends um 22:30 oder am nächsten Morgen um 7:00 Uhr wenn man einen schwierigen Fehler oder viele Ausfälle beim Nachtflug hatte, dann wurde an die Tagschicht übergeben.
Zu den Problemen des NH90 kann man erstmal sagen es sind sehr viele und nicht immer ausreichend kommunizierte ..
Es ist schon passiert das Material für technische Arbeiten wie zum „aufbocken“ der Maschine nicht in der Truppe waren … dann begann ein langer Prozeß der Nachforschung aus der Truppe, letztlich hatte man auch den richtigen Bearbeiter …
Auszeichnung und Siegerehrung: Das angeforderte Material war eher gesuchtes Material da schon vor laaanger Zeit an ein Depot ausgeliefert !
Dort ergab ein Rückruf und die Übermittlung der Teilekennzeichen zunächst Unverständnis, dann wiederholt lange Suche um abschließend etliche Sätze dort zu finden ! Ein Mix aus die eine Hand wusste nix von der anderen und die hatte auch keine Ahnung !
Wo macht man weiter in der Beschreibung ? SAP ? BAAINBw ? Fehlende Kommunikation verschiedener Dienststellen ? Plötzlich auftauchende VTA (vordringliche technische Anweisungen) nachdem der Hersteller des Qualitätsproduktes beispielsweise nach langer Zeit auf nicht zugelassene Montagehilfen hinweist mit dem Potential das Heckrotorblätter beschädigt sein könnten ? Und viele dann dieses auch sind ???
Vermutlich muß ich lernen zu twittern damit der GI auch mal was davon erfährt ;-)
@Dieter Wisch:
Böse Zungen könnten behaupten: Wenn man sich ansieht, wie viel Geld in die Hand genommen wurde und wie schnell (jedenfalls für deutsche Verhältnisse), um einsatzbedingten Sofortbedarf für Afghanistan zu decken, ist es vielleicht die einzige Möglichkeit, die Bundeswehr materiell zu versorgen, wenn man sie in Einsätze schickt.
@Dante: Die Australier sind von ihren Tigern und NH90 so entsetzt, dass sie sie im Laufe des kommenden Jahrzehnts ausmustern werden.
Allerdings sind sie, genau wie wir, an der schlechten Materiallage nicht ganz unschuldig. Die Industrie wirft nun einmal nicht für ein einziges Ersatzteil die Produktionslinie an. Und wenn besagte Ersatzteile dann auch noch mit dem Schiff nach Australien geliefert werden anstatt mit dem Flugzeug, bleibt der Vogel eben für einen Monat unten.
Aus Kostengründen kaufen die meisten Armeen einfach keine Ersatzteile mehr, was nicht wenig amüsant ist, denn dieser Teil des Support-Pakets gehört zu den günstigeren. Wenn dann noch, weil es ach-so-billig ist, die Industrie mit der Instandsetzung beauftragt wird – die aber ganz anderen Sachzwängen unterliegt, z.B. in puncto wirtschaftlicher Betrieb oder Arbeitszeitregelungen –, kommt eben ein solcher Mist heraus.
Es ist doch dem Werkstattmenschen bei Airbus egal, ob der Regimentskommandeur der Heeresflieger gerne in einer Woche auf Übung fliegen will. Wenn er erst die Hubschrauber der königlich thailändischen Polizei betreuen muss, betreut er eben zuerst diese.
Ich frage mich ja auch, was all diese Regierungen gerne tun möchten, wenn ein Ernstfall eintreten sollte. Wenn die Armee wirklich Landesverteidigung betreiben muss; gibt die Industrie die Betreuung dann wieder ab? An ein Militär, das seit Jahren keine Strukturen, keine ausgebildeten Fachkräfte mehr besitzt, um ihr eigenes Material unabhängig zu betreuen?
Nicht zuletzt brauchen wir endlich wieder eine diversifizierte Geräteflotte, an Land wie in der Luft. All das Geld, das unsere eierlegenden Wollmilchsäue theoretisch einsparen, weil sie die Anschaffung spezialisierten Geräts entbehrlich machen, geht realiter durch Verzögerungen, konzeptionelle Schwierigkeiten, Fähigkeitslücken und Kostenüberschreitungen wieder verloren.
@Georg
Damit sowas wieder geht, was Sie bei der Phantom beschreiben müssen doch folgende Punkte vorhanden sein:
1. es müssen genügend Ersatzteile im Handvorrat vorhanden sein
2. man müsste einen Mehrschichtbetrieb fahren (EU Arbeitszeitverordnug und so)
3. man muss die vorhandene Infrastruktur haben
Um Punkt 1 zu lösen muss der Bund erstmal ordentlich die Taschen öffnen und selbst dann wird es eine Zeit X dauern bis das Material gefertigt wurde und die Lager vor Ort voll sind (derzeit reicht es ja nichtmal aus um den Geundbetrieb aufrechtzuerhalten geschweige denn die Lager zu füllen, Taskforce und Agenda hin oder her)
Um Punkt zwei zu lösen müssten Gesetzte geändert werden und danach wieder die Soldaten wieder dazu erzogen werden, dass der Dienst manchmal Vorrang vor Famile etc. hat (ist aber utopisch, genau so utopisch wie der Gedanke, dass man dafür benötige Personal zusätzlich bekommt).
Punkt drei wird, bei der Tendenz der Systeme immer komplexer zu werden, in der Truppe vermutlich niemals mehr erreichbar sein (Sie haben ja selbst beschrieben wie komplex heute ein PKW ist, dagegen war die Phantom doch fast schon Technologie aus der Steinzeit).
Hier mal zum Vergleich was über Frankreich, die Zahlen sind von 2017 und gehen vom Buchbestand aus.
Nur 44% der Fluggeräte sind flugfähig gewesen, obwohl man über 5 Jahre die Ausgaben für die Wartung um 25% gesteigert hat. Insgesamt sollen es bis 2017 4 Mrd. Euro gewesen sein. Die Situation wurde trotz der Mehrausgaben schlechter. Im Auslandseinsatz erreichte man 80% flugfähiges Material, daheim nur 30.
H225M Caracal / Super Cougar: 25%
Tiger: 25%
Lynx: 26%
Rafale: 49%
C-130: 22% (und die Franzosen werden unsere warten)
A400M: 8 – 16%
Von ‚voll einsatzbereit‘ kann dabei aber auch wohl keine Rede sein, dazu gehört mehr als nur fliegen zu können.
Dabei explodieren teilweise die Kosten pro Flugstunde, wie für den H225M. Von 2012 bis 2016 sind die Kosten um fast 80% gestiegen, von 19.000 auf 34.000 Euro/Stunde, der Klarstand gesunken. Das mag bei einigen Mustern auch mit dem Alter zu tun haben, gerade die Franzosen fliegen teils unfassbar alte Klapperkisten aber der H225M fliegt erst seit 2005…
Beim Tiger hat zudem 30 Verträge für die Wartung an der Backe.
https://www.telegraph.co.uk/news/2017/12/16/ground-force-half-frances-military-planes-unfit-fly/
@Wa-Ge
Ähm, niemand zwingt einen Hersteller dazu, seine Militärhubschrauber auf separate Konstruktionsteams und Logistikketten zu stützen.
Denels Rooivalk und der AW249 als Nachfolger des A129 Mangusta.
Problem ist eben auch dass das gelieferte Material minderwertig ist und wesentlich mehr Anforderungen an Wartung und Logistik stellt als ein ziviles Pendant. Das hat natürlich damit zu tun das die Ansprüche absurd hoch sind. Da wird von militärischen Programmen erwarten alle zivilen Produkte deutlich zu übertrumpfen, zu lächerlich niedrigen Preisen und in sehr kurzer Zeit. Dieser Ansatz endet immer in einer Katastrophe. Bei einzelnen Teilen kann man vielleicht nachbessern, wenn es sich aber um quasi unveränderliche Teile oder das halbe System handelt wird es schwierig. Und dann gibt es eben noch Probleme mit den Subtypen, wie den 3 Tornados oder den Eurofightern aus 3 Tranchen. Die Anzahl spezifischer Ersatzteile steigt, die menge der Ersatzteile wird dann witzlos niedrig. Für den Stückpreis und die Produktion bedeutet das nichts gutes.
Georg sagt:
18.11.2019 um 20:11 Uhr
„Insofern ist es gut, dass die letzten beiden A400M vom BAAINBw nicht mehr abgenommen wurden, denn bei der Abnahme in den letzten Jahren waren fast 1000 Mängelpunkte pro Lfz auf der Mängelliste.“
Der Ch53K und die F-35 schaffen auch die 1000 Mängel, allerdings mehr konstruktionstechnisch. Beim A400M dürfte noch einiges an der Produktion hängen.
@SER
Das klingt wie die Schatzsuche beim Pentagon. Da findet man auch regelmäßig Warenlager mit Beständen die hunderte Millionen wert sind und die in keinem System auftauchten.
@Wa-Ge:
„Um Punkt 1 zu lösen muss der Bund erstmal ordentlich die Taschen öffnen und selbst dann wird es eine Zeit X dauern bis das Material gefertigt wurde und die Lager vor Ort voll sind (derzeit reicht es ja nichtmal aus um den Geundbetrieb aufrechtzuerhalten geschweige denn die Lager zu füllen, Taskforce und Agenda hin oder her)“
Nach 5 Jahren der öffentlichen (!) Diskussion stellt sich da doch die Frage: Warum ist das bisher nicht passiert?
Andere politische Prioritäten?
Falsche Lösungsansätze?
Fehlendes Personal in verschiedenen Bereichen?
Eine überzeugende Antwort kenne ich dazu bisher von offizieller Stelle nicht, aber es wurde bisher auch nicht wirklich konsequent medial und politisch nachgefragt (wenn ich es richtig übersehe).
@Wa-Ge
2 Müsste man sich da nicht einfach an die gesetzlich – tariflichen Vorschriften und Gesetze auch betreffs Ruhezeiten, Freizeit etc. halten und diese Überwachen spez. auch die Fürsorgepflicht der Vorgesetzten
Also, eine „Trendwende Material“ sieht meines Erachtens aber dann doch anders aus!
@moth (18.11., 19:51)
„In der freien Wirtschaft rät man zur Einstellung des Geschäftsbetriebs bei solchen Zahlen.“
So wäre das wohl!
Denn wenn man mal die deutsche Gesellschaft holzschnittartig unterteilt, dann gibt es vermutlich eine Gruppe, die davon überzeugt ist, dass keine realistische Bedrohung für Deutschland existiert, dass sich „keine russischen Panzerarmeen auf den Weg zur französischen Atlantikküste“ machen. Für diese Gruppe kann man die Bundeswehr sicherlich abschaffen!
Die andere Gruppe fragt sich vermutlich, was die Bundeswehr in ihrem gegenwärtigen Zustand effektiv dagegen tun könnte, wenn sich denn doch „russische Panzerarmeen auf dem Weg zur französischen Atlantikküste“. Für diese Gruppe kann man diese Bundeswehr vermutlich abschaffen!
Zugegeben, eine (vermutlich zu) stark vereinfachte Darstellung, zeigt sie aber doch, vor welchem Dilemma eine Bundeswehr steht, die keinen Rückhalt in der Bevölkerung mehr hat, die in einer Gesellschaft existiert, die sich die Frage nach der Legitimation von Streitkräften wie dargestellt beantwortet.
Wenn die Gesellschaft ihre Freiheit nicht (mehr) als Wert betrachtet, wenn die Bundeswehr nicht zur „Wertschöpfung“ der Freiheit beitragen soll oder (in ihrem gegenwärtigen Zustand) effektiv beitragen kann, dann wäre sie (analog zu unrentablen Unternehmensbereichen in der freien Wirtschaft) in der Tat abzuschaffen.
Bevor die Politik diese gesellschaftliche Diskussion nicht offen und ehrlich geführt hat, ist jede Diskussion um eine Milliarde für dieses oder 25 Millionen für jenes Rüstungsprojekt vertane Zeit, ein herumdoktorn an den Symptomen, aber keine Therapie für die Ursache!
Moin allerseits,
auch wenn ich den Eifer der Mitdiskutanten bewundere und dieses Thema hier schon X-Mal diskutiert wurde, halte ich es dennoch für müßig darüber zu diskutieren.
Warum? Weil einfach die Fakten fehlen, die für eine wirkliche Bewertung der Lage wichtig sind.
1.) Wie viele der Waffensysteme, die nicht klar gemeldet sind sind auch nicht wirklich einsatzbereit. Wenn einem LKW die TMP fehlt, er sich einen Scheinwerfer zerdeppert hat, steht er bei der Inst. und ist nicht „klar“ – aber grundsätzlich voll einsatzbereit.
2.) Die Aufenthalte bei den Herstellern – sind die Standzeiten geplant oder werden diese gründlich überzogen?
3.) Wie sieht das Thema Klarstand bei anderen NATO-Partnern oder Armeen aus?
Solange das nicht in einen sinnvollen Kontext gerückt wird, hat das Thema „Klarstand“ zwar ein ungeheures Potential zu skandalisieren – es bringt aber keinerlei tiefere erkenntnis.
@Dipl.-Inf(anterist) sagt:20.11.2019 um 7:21 Uhr
Die gesellschaftliche Diskussion um unsere Werte und Freiheit, insbesondere die Rolle der Bundeswehr in diesem Zusammenhang, muss sicherlich geführt werden. Wird sie ja auch, die Masse interessiert es nicht. Die nehmen den Status Quo als selbstverständlich hin, ansonsten ist das Erstarken extrem rechter, nationalistischer Parteien in Europa nicht zu erklären.
Das hat aber nichts mit dem Klarstand des vorhandenen Materials oder der Beschaffung von Ersatzteilen oder neuen Großgeräten zu tun. Geld ist da, der Verteidigungshaushalt ist so groß und umfangreich wie nie. Und trotzdem schafft es das Verteidigungsministerium mit seinen nachgeordneten Ämtern nicht, daraus die notwendigen PS zu generieren und auf die Straße zubringen. Und das schon seit Jahren, dann muss ich mir als Ministerin auch gefallen lassen, dass das kritisch hinterfragt wird.
Es macht den Eindruck, man ist im Ministerium über die PowerPoint-Präsentation zur Auftaktveranstaltung (neudeutsch Kick-off Meeting) der Trendwende Material nicht hinaus gekommen. Wir sprechen in diesem Thread über hausgemachte Probleme ohne globalgalaktischen Hintergrund.
@ Memoria
Zitat zur fehlenden Ersatzteilproblematik:
„Nach 5 Jahren der öffentlichen (!) Diskussion stellt sich da doch die Frage: Warum ist das bisher nicht passiert?
Andere politische Prioritäten?
Falsche Lösungsansätze?
Fehlendes Personal in verschiedenen Bereichen?
Eine überzeugende Antwort kenne ich dazu bisher von offizieller Stelle nicht, aber es wurde bisher auch nicht wirklich konsequent medial und politisch nachgefragt (wenn ich es richtig übersehe).“
Ich teile dieses Bauchkrummeln bezüglich des immer wiederkehrenden Argumentes „Fehlende Ersatzteile“.
Ich denke das Problem ist vielschichtig,
1. Man muss wissen welche Ersatzteile man bestellen und auf Lager legen muss. Dazu muss man entsprechende Fachleute haben, die auf Augenhöhe mit der Industrie kommunizieren können. Nachdem aber die gesamte 2. Logistische Ebene an die Industrie abgegeben wurde, hat man auch keine Sachbearbeiter für jede spezifische Fachrichtung (also Waffen, Hydraulik, Triebwerk, Avionik usw) in einem Waffensystem mehr (also das was vorher das WaSysKdo Lw u.a. gemacht hat), die als Techniker auf Augenhöhe mit der Industrie reden können. Es hat sich die Full Service Mentalität breit gemacht, was interssieren mich die detaillierten Störungsmeldungen und deren Behebung im Detail, wenn die Arbeiten eh von der Industrie durchgeführt werden.
2. Die Industrie hat über 5 Jahre Abhilfe versprochen, ist aber erst letztes Jahr langsam aus den Puschen gekommen.
Wenn ich keine eigene Lagerlogistik mehr habe und die Industrie über 5 Jahre braucht diese aufzubauen, dann tut sich eben 5 Jahre nichts. Es gab zwar in all der Zeit, die „Bundeseigenen Lager“ bei der Industrie vor Ort, aber erst letztes Jahr wurde mit dem Bau eines Zentrallagers für bis zu 100000 Teile bei Airbus in Manching begonnen. Dies muss jetzt gefüllt werden und dann kann es besser werden. Vorraussetzung ist allerdings, dass die Bw als Kunde weiß, was benötigt wird, erst dann kann sie die Teile explizit bestellen (siehe 1.)
3. Wurde bei allen Waffensystemen zu aller Zeit aus dem Bestand „kanibalisiert“ wenn es eng wurde.
Dazu ist es notwendig, dass man wesentliche mehr Systeme auf dem Hof stehen hat, als für den unmittelbaren Einsatz gebraucht werden. Diese Anzahl haben wir nicht mehr, bzw. weil trotzdem „kanibalisiert“ wird, ist die Klarstandsrate so gering. Vorausetzung für den „gesteuerten Ausbau“ (wie das Kanibalisieren korrekt genannt wird) ist das die gesamte Serie einen einheitlichen Stand hat. Das ist bei den ganzen neuen Waffensystemen wie Eurofighter Tranche 1, 2, 3a, und Hubschrauber in IOC, IOC+, FOC usw nicht mehr der Fall.
4. Werden die fehlenden Ersatzteile auch oft als Ausrede gebraucht.
Jedem leuchtet ein, wenn die Ersatzteile heute bestellt werden und die Produktion bis zu 2 Jahre dauert, dann kann das Problem der fehlenden Einsatzbereitschaft auch erst in 2 Jahren behoben sein. Damit ist das Problem heute vom Tisch und erst in 2 Jahren hat man es politisch wieder auf dem Tisch. Bis dahin hat es die Presse vergessen, wenn es nicht wieder neu aufgewärmt wird.
@ „für ein Ersatzteil wirft die Industrie keine Produktionlinie an“ Naja es geht um 80 in Deu und ca 400 insgesamt weltweit (die bestellt sind). Da wäre mit Reserve die dauerhafte Versorgung für 600 Maschinen sicherzustellen. Ich denke schon dass sich das lohnt. Und da das bsp gebracht wurde. Wiviele ec 145 t2 gibt es den in Deu? Dürften auch nicht wesendlich mehr sein und es geht.
@ Dipl.-Inf(anterist)
„…dann gibt es vermutlich eine Gruppe, die davon überzeugt ist, dass keine realistische Bedrohung für Deutschland existiert, dass sich „keine russischen Panzerarmeen auf den Weg zur französischen Atlantikküste“ machen…“
Zu dieser Gruppe gehöre ich, allerdings mit der Einschränkung, dass ich eine „potenzielle Bedrohung“ durch Russland allein auf Grund seiner militärischen Fähigkeiten sehe. Allerdings deutet nach Analyse der Absichten und Fähigkeiten Russlands Nichts darauf hin, dass Russland derzeit in der Lage oder Willens wäre sich mit „…Panzerarmeen auf den Weg zur französischen Atlantikküste“ (zu) machen…“
„…Für diese Gruppe kann man die Bundeswehr sicherlich abschaffen!…“
– Diese Folgerung trifft auf mich nicht zu obwohl ich zur obigen Gruppe – mit der genannten Einschränkung- gehöre. Deutschland braucht leistungsfähige Streitkäfte, deren Struktur, Ausrüstung und Ausbildung an realistischen Bedrohungsszenarien für Europa sowie am gewünschten „Level of Ambition“ bei internationalen Einsätzen im Rahmen von UN,NATO,EU orientiert sein muss. „Abschreckung“ sollte der Maßstab für den Ausbau der Verteidigungsfähigkeiten sein und die STRIKTE Einhaltung der UN-Charta und des Grundgesetzes, ohne in einer Grauzone zu operieren, sollte der Maßstab bei Interventionseinsätzen sein. Für eine solche Ausrichtung der Bundeswehr wird man auch breite Mehrheiten in der Bevölkerung finden, für den Bau von Flugzeugträgern eher weniger.
– Nun gibt es ja viele in dieser Runde, die sagen werden, dieser Plan würde ja bereits existieren. Nun gut, dann muss dieser Plan eben besser kommuniziert werden. Für Bürger wie mich sind alllerdings Twitter-Posts kein geeignetes Mittel dazu. Ich würde mir diesbezüglich z.B. einen substanziellen Artikel vom Generalinspekteur wünschen wie dies unter den GI`s Wellershoff, Naumann und Kujat in regelmäßigen Abständen der Fall war.
„…vor welchem Dilemma eine Bundeswehr steht, die keinen Rückhalt in der Bevölkerung mehr hat, die in einer Gesellschaft existiert, …“
Ihre These wird durch Fakten nicht belegt. Als Beleg füge ich eine represäntative Umfrage des ZMSBw aus dem 3. Quartal 2017 an, Zitat:
„…Wie seit Jahren genießen die deutschen Streitkräfte quer durch alle sozialen Gruppen ein hohes Ansehen und Vertrauen. Für die meisten Befragten ist die Bundeswehr ein selbstverständlicher Bestandteil von Staat und Gesellschaft…“
https://www.zmsbw.de/html/aktuelles/ergebnissederbevoelkerungsbefragung2017erschienen?teaser=0
„Bevor die Politik diese gesellschaftliche Diskussion nicht offen und ehrlich geführt hat, ist jede Diskussion um eine Milliarde für dieses oder 25 Millionen für jenes Rüstungsprojekt vertane Zeit, ein herumdoktorn an den Symptomen, aber keine Therapie für die Ursache!“
Damit haben Sie allerdings wieder sehr Recht. Und das führt zurück zu dem obigen Punkt mit der verbesserten INHALTLICHEN und SUBSTANZIELLEN Kommunikation, die durch „Twitter“ nicht geleistet werden kann.
@Bow
genau diese Fragen stelle ich mir auch. Aus meiner Sicht haben wir mittlerweile ein derart überzogenes Anspruchsdenken mit daraus resultierenden Anforderungen entwickelt – nicht nur im militärischen sondern auch in vielen anderen Bereichen – die, wenn überhaupt nur in Deutschland oder vergleichbaren Ländern als realisierbar angesehen werden. Wobei realisierbar nichts mit Sinnhaftigkeit zu tun hat! Schon in Osteuropa oder in Südosteuropa sieht die Welt anders aus vom fehlenden Geld mal abgesehen.
Zur Akzeptanz der Bundeswehr und im Prinzip dem Interesse an Sicherheitspolitik von uns Bürgern:
Die weitaus meisten, die in diesem Blog mitdiskutieren sind, so vermute ich aktive Soldaten, Reservisten etc. . Ich selbst habe vor mehr als 25 Jahren das letzte Mal eine Uniform getragen. Viele Begrifflichkeiten, wie sie hier in diesem Blog verwandt werden kenne ich nicht, manches habe ich auch schlicht und ergreifend vergessen. Meine Aufgaben im Alltag sind völlig anders geartet so wie bei vielen anderen Bürgern auch. Man kann im Detail einfach nicht mitreden, das was aus Berlin von der Politik kommt ist auch ziemlich weit weg. Wie @Pete richtig bemerkt ist die Akzeptanz der Bundeswehr durchaus hoch.
Als niedrig anzusehen ist die dagegen die Akzeptanz für Slogans wie „Deutschlands Sicherheit wird auch am Hindukusch verteidigt“. Das kann ich aus Gesprächen im Bekannten und Kollegenkreis mit hoher Sicherheit sagen. Für die meisten hierzulande wird hier schlicht und ergreifend Steuergeld verbrannt von anderen Fragestellungen ganz zu schweigen. Die Sinnhaftigheit z.B. des Afghanistanengagements ist einfach nicht zu vermitteln. Nicht in Abrede gestellt wird damit aber keinesfalls die Leistungsbereitschaft der dort eingesetzten Soldaten.
Es wird höchste Zeit, dass wir nach all den europäischen Luftfahrzeugen, überwiegend durch Airbus hergestellt, mal wieder zur „Risikostreuung“ ausländisches Material kaufen und einsetzen. Ich bin sicher kein Fan der Amerikaner, für die Sicherstellung der Einsatzfähigkeit der Bundeswehr ist scheinbar eine gesunde Mischung notwendig.
Die FA-18F Super Hornet und der CH-47F müssen der C-130J-30 kurzfristig und ohne weitere Verzögerung folgen.
@Marcus Herbote
Nee, Nee, Nee!
Die FA-18 Super Hornet und der CH-53K müssen der C-130J-30…folgen! B-)
Mit US Waffensystemen sind wir in der Vergangenheit gut gefahren. Bei neuen Systemen (STH, Superhornet) sollte der jeweilige Hersteller verpflichtet werden eine bestimmte Einsatzbereitschaft vertraglich zu garantieren. Egal wo, Homebase oder im Einsatz.
Das ist die einzige funktionierende Lösung. Lieferung, Hochrüstungen, Logistik, Ausbildung der Piloten und Techniker, Infrastruktur auch dazu.
Die heutigen Luftfahrzeuge sind so komplex, das nur die Hersteller die tiefen Einblicke haben. Die diffusen Zuständigkeiten zwischen Supplier und koopertiven Modellen, Güteprüfstelle und der Truppe. Sind das Haupthindernis. Die Royal Airforce fährt mit diesem Ansatz „aus einer Hand“ ganz gut.
In der Vergangenheit haben wir immer ca. 20 Jahre nach der Auslieferung der ersten Lfz eines neuen Systemes benötigt bis es wirklich voll Einsatztauglich war.
Hier wird immer von Klarstand usw. geschrieben. Flugklar bezieht sich auf das geplante Trainingsprogramm für den nächsten Tag(e). Einsatzbereit bzw. Kampfbereit bedeutet etwas ganz anderes. Dazu Bedarf es zusätzliche Ausstattung die entweder nur völlig unzureichend vorhanden ist oder sie muss für Hochwertübungen mit Sonderfreigaben verfügbar gemacht werden.
@Pete:
Auch wenn ich Russland nicht für den übermächtigen Gegner halte, so sind doch die Modernisierungen mehrerer hunderter Panzerauf ein aktuelles Niveau für mich jetzt keine Peanuts. Russlands (vermutlich v.a. innenpolitisch motivierte) mediale Kraftmeierei mit neuen konventionellen, unkonventionellen und atomaren Waffen läßt mich Russland weiterhin als potentiell gefährlich sehen. Eine entsprechendes Gegenhalten von Kontinentaleuropa sehe ich daher als gerechtfertigt. Auch weil ich die historischen Befindlichkeiten z.B. der Balten wahrnehme.
Das „scheint sich gebessert zu haben“ trifft erfreulicherweise auch auf die Panzertruppe zu.
Die Leoparden erhalten als aktiven Schutz das Hard Kill-System der Israel-Rafael-Technik, was allerdings auch einen Rückschlag für den KMW-Konkurrenten Rheinmetall bedeutet, der ebenfalls ein Aktivschutzsystem anbietet.
Auf „Welt“ kann dazu gelesen werden: „Künftig sollen einige Panzer der Bundeswehr mit zusätzlicher Schutztechnik aus Israel ausgerüstet werden“.
Anzunehmen ist, dass solche für die VJTF sowie eFP earmarked Bataillone zuerst zum Zug kommen.
[Die Meldung gab’s schon im Januar
https://esut.de/2019/01/meldungen/ruestung2/10349/leoparden-trophy-rafael/
Warum jetzt noch mal? T.W.]
@KPK
Das aktive Schutzsystem wird in ganze 17 (in Worten: siebzehn) KPz für VJTF 2023 eingerüstet. Hoffentlich sind die dann auch alle verfügbar und einsatzklar *sarc
Dafür nimmt man sich laut dem vom Chef des Hauses nochmal verlinkten Artikel (mir war der bereits bekannt) von ESuT drei Jahre Zeit, von 2019 bis 2022.
Typisch Bundeswehr, typisch Industrie.
Und ich würde meine liebe Schwiegermutter darauf verwetten, dass danach in der Hinsicht auch erstmal weiter gar nichts kommt, bis man ggfs. einen Leo 2 A8 fertig geplant hat. Den erwarte ich persönlich nicht vor ca. 2028.
Trennung
Ansonsten kommen für meine Begriffe weder die Trendwende Material (bis auf punktuelle Projekte) noch Personal (Parallelthread) so voran, wie ich mir das vorstellen würde, wenn ich nicht seit 32 Jahren mit öffentlicher Verwaltung und damit verbundener Bürokratie zu tun hätte.
Die angedachten Strukturen für 2031 sind nicht erreichbar, wenn in der jetzigen Art und Weise weiter verfahren wird.
Nachtrag zu meinem vorherigen Eintrag:
Im heutigen Artikel von “Welt“ über die Ausrüstung der Leoparden steht soviel schlecht recherchierter Unsinn, dass Fachleute den besser nicht lesen solltensonst gehen heute noch diverse Tastaturen kaputt, weil vor Lachen Kaffee drüber geschüttet wird.
Unter anderem wiegen Leopardpanzer so an die 80 Tonnen.
Da wurde wohl MLC 76 mit Tonnen gleich gesetzt. Soviel als Warnung zum Niveau.
Groundabort sagt:
21.11.2019 um 11:40 Uhr
„Mit US Waffensystemen sind wir in der Vergangenheit gut gefahren. Bei neuen Systemen (STH, Superhornet) sollte der jeweilige Hersteller verpflichtet werden eine bestimmte Einsatzbereitschaft vertraglich zu garantieren. “
Einsatzbereitschaft garantieren? Ob sich jemand auf solches einlässt?
@Dante
Sie können den Tiger nicht mit der H145/H145M vergleichen, zumal die Militärvariante viele Teile der zivilen Maschine mitnutzt, von denen an die 2,000 gebaut worden sind.
Hier liegt des Pudels Kern: Die Australier, wie auch wir, können unsere Tiger bzw. NH90 nur noch geringfügig in Schuss halten. Die meisten Arbeiten, insb. die Inspektion, ist an Airbus outgesourct worden. Airbus hat zwar einen Vertrag über die zu erbringenden Dienstleistungen unterschrieben und ist auch die mit Vertragsstrafe bewehrte Verpflichtung eingegangen, 𝑛 Luftfahrzeuge nutzbar zu halten.
Doch ist die Firma ein privatwirtschaftliches Unternehmen, das seinen Eigentümern gegenüber verpflichtet ist, größtmögliche Gewinne zu erwirtschaften. Dies wird unter anderem durch Senkung der laufenden Kosten bewerkstelligt.
Das Ressourcenmanagement, d.h. auch die Ersatzteillogistik übernimmt Airbus selbst, und Sie können getrost davon ausgehen, dass Ersatzteilbestellungen gebündelt werden, sowohl um Liefer- als auch um Fertigungskosten einzusparen. Zumal in der überwiegenden Mehrzahl der Fälle Airbus selbst sich zunächst an den Zulieferer wird wenden und das fragliche Teil wird bestellen müssen, ein Vorgang, der dann wiederum den Eigenheiten der Geschäftsbeziehung zwischen Airbus und Zulieferer bzw. den Sachzwängen des Zulieferers unterworfen ist.
Kein auf Serienfertigung ausgerichteter Betrieb im verarbeitenden Gewerbe wirft für Kleinstlose die Maschinen an, es sei denn, der Kunde bezahlte drauf – und oft nicht einmal dann. Es ist schlichtweg unwirtschaftlich. Eine Druckerei druckt Ihnen kein einzelnes Buch, ein Textilhersteller näht Ihnen kein einzelnes Shirt, und Airbus liefert Ihnen kein einzelnes Ersatzteil.
Warum nun wirken die Vertragsstrafen gegen Airbus nicht? Erstens, weil sie viel zu gering bemessen sind gegenüber den finanziellen Mitteln des Konzerns, oftmals sogar gegenüber dem Auftragswert.
Zweitens, weil Staaten wie Deutschland gar kein Interesse daran haben, Vertragsstrafen ernstlich zu betreiben. Man würde Geld aus der einen Tasche in die andere stecken, mit dem kleinen, aber feinen Unterschied, dass die Finanzinstitute, die die Staatsanteile verwalten (bspw. die bayerische Landesbank LfA) und deren Einkünfte dann geschmälert würden, als Geldgeber von Bund, Ländern und mittelständischen Betrieben fungieren.
Drittens ist der Imageschaden für Airbus einfach nicht groß genug, weil die Rüstungssparte nicht der einzige Geschäftsbereich des Konzerns ist.
@SvD
Die schlechte Einsatzbereitschaft der H225M verwundert mich. Wenn man sich ansieht, wie rasch ein auf dem Zivilmodell zertifizierter Pilot auf die M-Variante umschulen kann (20 Stunden, meine ich mich zu entsinnen), sollte man annehmen, dass die ‚Caracal‘ gegenüber der ‚Super Puma‘ so viel komplexer nicht sein kann.