Finanz-Warnbrief ans Verteidigungsministerium: „Realistische Planung“ bei langfristigen Ausgaben, Soldaten-Altersgrenze steht zur Disposition
Der Angstgegner jeder Verteidigungsministerin, jedes Verteidigungsministers in der eigenen Regierung ist nicht, wie oft geunkt wird, der Bundesfinanzminister. Ein weit härterer Kontrahent, unabhängig von der Parteizugehörigkeit, ist der für die Aufstellung des Haushalts zuständige Staatssekretär im Finanzressort. Werner Gatzer, bereits unter Finanzminister Olaf Scholz in diesem Amt, hat nun für den nächsten Haushalt harte Forderungen ans Verteidigungsministerium gestellt – und dabei geht’s noch nicht mal in erster Linie um die Höhe des Wehretats insgesamt.
Der Brief, den Gatzer in der vergangenen Woche an seine Kollegin Margaretha Sudhof im Wehrressort schrieb, folgt zwar in der Grundlinie den Briefen, die aus dem Finanzministerium in diesen Tagen zum Entwurf der Fortschreibung des Bundeshaushalts 2022 sowie der Eckwerte zum Bundeshaushalt 2023 und zum Finanzplan bis 2026 an alle Bundesministerien rausgehen:
Der Koalitionsvertrag gibt die klare Leitlinie für die Haushaltsaufstellung vor. … Leider muss ich feststellen, dass die Anmeldungen der Ressorts mit zusätzlichen Ausgaben von 70 Mrd. Euro im Jahr 2022 und weiteren Ausgabewünschen im mittleren dreistelligen Milliardenbereich in den Folgejahren in keiner Weise den finanzpolitischen Vereinbarungen entsprechen, die zur Einhaltung des Koalitionsvertrages und der grundgesetzlichen Vorgaben erforderlich sind.
Aber natürlich geht der Finanz-Staatssekretär auch auf die Besonderheiten des Verteidigungshaushalts ein (Für den Einzelplan 14 bitte ich folgende Hinweise zu beachten). Dabei steckt der Sprengstoff nicht mal in den Planungen für die Gesamthöhe des Wehretats in den kommenden Jahren – zumal die, wie auch die damit verbundene so genannte NATO-Quote, dem Anteil dieses Haushalts am Bruttoinlandsprodukt, am Ende eine politische Entscheidung auf Ebene von Bundeskanzler und Kabinett ist.
Wesentlicher dürften die technisch klingenden Anmerkungen Gatzers sein, die unterhalb dieser Schwelle liegen, aber große Auswirkungen auf die Beschaffungsplanung der Streitkräfte haben:
Weiterhin weise ich darauf hin, dass die im Einzelplan 14 enthaltenen Verpflichtungsermächtigungen (VE) – auch im Hinblick auf die in der Vergangenheit gestiegenen Inanspruchnahmequoten bei den einzelnen VE – plafondneutral auszufinanzieren sind und bitte darum, dies bei der Anmeldung für den Bundeshaushalt 2023 und Finanzplan bis 2026 zu berücksichtigen. Neue VE sollen nur im Einklang mit den vorhandenen Ansätzen im Finanzplan unter Berücksichtigung der Haushaltsreife und realistischer Planung veranschlagt werden. Die Vielzahl der in der Vergangenheit entstandenen Deckungsmöglichkeiten im Einzelplan soll von nun an im Hinblick auf eine gesicherte Planbarkeit des Mitteleinsatzes schrittweise zurückgeführt werden.
Mit den so genannten Verpflichtungsermächtigungen kann das Verteidigungsministerium Verträge für Rüstungsgüter abschließen, deren Kosten erst in den nächsten Jahren fällig werden. Der Wehretat weist die mit Abstand höchsten Verpflichtungsermächtigungen auf, weit mehr als zum Beispiel der Verkehrshaushalt, in dem ebenfalls langfristige Vorhaben über solche Ermächtigungen abgedeckt werden: Im vergangenen Jahr wurden dafür nach einer Übersicht des Finanzministeriums 24,8 Milliarden Euro eingeplant, von denen bis 2025 pro Jahr bis zu vier Milliarden und nach 2025 dann 13,4 Milliarden Euro benötigt werden.
Die entsprechenden Verträge allerdings kann das Verteidigungsministerium schließen, sobald das Parlament zugestimmt hat – und diese Verträge haben dann auch Einfluss auf den Spielraum, den es im Verteidigungshaushalt der kommenden Jahre gibt. Was der Finanz-Staatssekretär hier fordert, wird sich auf neue Beschaffungen der Bundeswehr auswirken: Die Forderung nach realistischer Planung enthält den dezenten Hinweis, dass das Wehrressort in den vergangenen Jahren, laienhaft gesprochen, ungedeckte Schecks auf die Zukunft erhalten hat.
Ob und welche langfristigen Projekte damit möglicherweise gefährdet sind, ist noch offen. Vor einem Jahr wurde, noch unter der damaligen Koalition von Union und SPD, im Entwurf für den Haushalt 2022 eine Brandmauer eingezogen: Vor allem multinationale Projekte wie das deutsch-französisch-spanische Future Combat Air System (FCAS) und die gemeinsam mit Norwegen geplanten neuen U-Boote sollten gesichert werden, ebenso die Beschaffung eines Nachfolgemodells für das veraltete Kampfflugzeug Tornado. Allerdings: Das damals ebenfalls genannte Taktische Luftverteidigungssystem (TLVS) wurde noch unter der schwarz-roten Koalition auf unbestimmte Zeit vertagt.
Ebenso hart wie absehbare Einschränkungen bei der Beschaffung dürften das Verteidigungsministerium die Vorgaben zum Personal treffen. Denn mit den Gehaltsrunden für die Arbeitnehmer*innen im öffentlichen Dienst steigt in der Regel dann auch die Besoldung von Soldat*innen (wie Beamt*innen). Und diese absehbaren Solderhöhungen, warnt Gatzer, wird das Wehrressort aus dem eigenen Haushalt bezahlen müssen. Einen Finanzierung über die Allgemeine Finanzverwaltung, den Einzelplan 60, wie mehrfach in den vergangenen Jahren werde es nicht geben:
Innerhalb des Ve1ieidigungsetats ist sowohl für das Jahr 2022 als auch die Folgejahre sicherzustellen, dass die Personal- und Versorgungsausgaben bedarfsgerecht veranschlagt sind. Der Vollständigkeit halber weise ich daraufhin, dass für die Auswirkungen der nächsten Tarif- und Besoldungsrunde 2023 keine zentrale Vorsorge vorgesehen wird.
Damit ist noch längst nicht alles zum Thema Personal – und auch Personalstärke – der Bundeswehr gesagt. Aus Gatzers Schreiben:
Nach dem Koalitionsvertrag müssen die Strukturen der Bundeswehr effektiver und effizienter gestaltet werden mit dem Ziel, die Einsatzbereitschaft zu erhöhen. In dem Zusammenhang sieht der Koalitionsvertrag eine kritische Bestandsaufnahme zu Personal, Material und Finanzen der Bundeswehr vor. Vor diesem Hintergrund und angesichts absehbarer Herausforderungen für den Sachhaushalt des Verteidigungsetats für die Folgejahre stelle ich das im 1. Regierungsentwurf 2022 noch enthaltene Zugeständnis der neuen Planstellen für Soldatinnen und Soldaten im Kap. 1403 in Frage. Im Rahmen der anstehenden Bestandsaufnahme sollte auch die längerfristige militärische Personalplanung kritisch überprüft werden.
Wie das Zugeständnis aussieht, hatte das Verteidigungsministerium im vergangenen Jahr so umrissen:
Sowohl im militärischen als auch im zivilen Bereich sind eine Vielzahl an Verbesserungen im Personalhaushalt vorgesehen. Die neue Veranschlagungsstärke der Bundeswehr liegt bei 176.500 Soldatinnen und Soldaten. Die Zahl der freiwillig Wehrdienstleistenden bleibt bei 12.500, die der Reservistendienstleistenden bei 4.500.
Der Hinweis Gatzers ist damit zugleich eine Vorgabe für die Bestandsaufnahme, die sich das Verteidigungsministerium selbst bis Ende Mai verordnet hat – deutlich nach den Haushaltsberatungen und den für Anfang März vorgesehenen Festlegungen des Bundeskabinetts zum Haushalt. Mit anderen Worten: Die Personalstärke der Truppe steht nach Ansicht des Finanzministeriums auf dem Prüfstand.
Während das alles die Truppe selbst langfristig und überwiegend indirekt betrifft, zielt ein anderer Vorstoß Gatzers auf die Situation vieler Soldatinnen und Soldaten: Die Altersgrenze, bis zu der sie arbeiten müssen, steht aus Sicht des Finanz-Staatssekretärs zur Disposition.
Um gleichzeitig die Personalplanung im militärischen Bereich langfristig auf eine verlässliche Grundlage zu stellen, die auch der demografischen Entwicklung in Deutschland Rechnung trägt, schlage ich vor, dass das BMVg und das BMF zeitnah in Gespräche darüber eintreten, in welchem Umfang eine Anhebung der allgemeinen und besonderen Altersgrenzen für Berufssoldatinnen und -soldaten sachlich vertretbar und notwendig ist. Ich beabsichtige, diese Thematik in die Haushaltsgespräche einzubeziehen.
Betroffen davon wären die – Stand Dezember 2021 – gut 55.000 Berufssoldat*innen. Welche Altersgrenzen für sie gelten, insbesondere die niedrigere besondere Altersgrenze, ist in Paragraph 45 des Soldatengesetzes geregelt.
Nun ist das nicht der erste Vorstoß dieser Art. Bereits 2016 hatte das Verteidigungsministerium unter der damaligen Ressortchefin Ursula von der Leyen selbst vorgeschlagen, dass Soldatinnen und Soldaten im gleichen Alter wie andere Staatsdiener in den Ruhestand gehen und nicht mehr wie bisher je nach Dienstgrad früher pensioniert werden sollten. 2018 hatte das Finanzministerium darauf gedrungen, die allgemeine Altersgrenze für Soldatinnen und Soldaten anzuheben, war aber auf Widerstand auch in der eigenen Koalition gestoßen.
Viel Zeit zum Gespräch über die erwarteten Änderungen in den Haushaltsplanungen des Verteidigungsministeriums gibt Gatzer seiner Kollegin Sudhof nicht. Um den Zeitplan für die Beratung im Bundeskabinett einhalten zu können, schrieb der Staatssekretär, müssten die entsprechenden Gespräche bis spätestens 25. Februar 2022 abgeschlossen sein.
(Archivbild Mai 2021: Verkehrsposten bei der Übung White Sparrow in Munster – Marco Dorow/Bundeswehr)
@zahlenderBuerger sagt: 09.02.2022 um 9:14 Uhr
Vor dem sog. „Fähigkeitstransfer Hubschrauber“ in 2010 hatte die Luftwaffe nur die Hubschrauber der Flugbereitschaft. Das war vorher eine reine Heeresdomäne mit ein paar marinehubschraubern. Auch eine Verschlimmbesserung der letzten Struktur.
[Äh, nein, es gab z.B. auch NH90 der Luftwaffe, die im Rahmen dieses Transfers dann zum Heer gingen. T.W.]
@ T.W. Verstanden! Debatte darüber ein wenig zurückzustellen, bis div. Änderungen im Ministerium klarer sind.
Doch wenn erlaubt, dann noch einige eher grundsätzliche Anmerkungen zum Faden.
Wie wäre es mit persönlichem Vorbild der Ministerin und des BMVg selbst? Einsparungen im laufenden Geschäftsbetrieb BMVg statt „Missmanagement“ und neuer Pöstchen für politische Weggefährten?
Die Bundeswehr bekommt Jahr für Jahr Milliarden – und dennoch gibt es am Zustand der Truppe viel Kritik. Materialmängel und kaputte Waffensysteme sorgen immer wieder für Schlagzeilen. Deutschland kann die eingegangenen sicherheitspolitischen Verpflichtungen nicht mehr erfüllen. Zudem hat die Regierung bei den aus dem Ruder laufenden Kosten für Rüstungsprojekte den Überblick verloren (s. Berichte des Bundesrechnungshofes).
Das Wirtschaftlichkeitsprinzip als Grundlage für Rationalisierungen in Streitkräften ist nicht nur etwas für Reden und ppt Präsentationen. Es in ergänzende Geschäftsordnungen und Hausverfügungen BMVg aufzunehmen und dann doch nicht umzusetzen, geht nicht
Sparsamkeitsprinzip ist in heutigen Zeiten eine gesamtgesellschaftliche Forderung,
BMVg hat immer behauptet „aus dem System nichts mehr herauszuholen zu können“. Die Bundeswehr sei ohnehin permanent unterfinanziert. Das ist wie mit einem trockenen Schwamm, wenn man da draufdrückt, kommt halt nichts mehr raus. Ehrlich und nachweisbar überprüft hat das wohl niemand, die Öffentlichkeit wird mit solchen Schutzbehauptungen hingehalten. Wenn es ernst wird, sind die Untersuchungen vertraulich, gar geheim.
Der Ausweg? Offenbar doch Einsparpotenzial bei Erhaltung der jetzigen Fähigkeiten finden. Eine straffere Organisation und Beschaffung! Die Einsparungen könnten auch durch Streichen militärisch oder sicherheitspolitisch nicht notwendiger Projekte sowie Effizienzverbesserungen im gegebenen institutionellen Rahmen erreicht werden.
Möglicherweise stimmt es ja, dass mit dieser Haushaltspolitik sich die gegenwärtigen Streitkräftestrukturen nicht mehr bezahlen, geschweige denn modernisieren lassen. Aber echte, transparente Beweise fehlen.
Die deutschen Streitkräfte stehen gerade vor einer gewaltigen Aufgabe, die nahezu alle Bereiche der Organisation betrifft. Mit dem Voranschreiten dieses gewaltigen Veränderungsprozesses wird zunehmend klarer, dass zunächst die Führungsleistung(!!) der politischen Leitung un der militärischen Führung dabei den Kern der Herausforderung darstellt. Den sehe ich nicht. (gar nicht mehr beim GI, leider)
Nötig ist daher nicht nur mehr Geld sondern eine grundlegende Bestandsaufnahme, gefolgt vin Umgestaltung, die in mancherlei Hinsicht wohl einem Neuaufbau gleich kommen muss. Änderungen in Strukturen. Ideen gibt es, siehe SKB, ZSan. (Gerade las ich hier „Kommando Hubschrauber für die Bundeswehr“ – warum nicht.)
Prozesse, Strategie und Strukturen – alles auf den Tisch! Anfangen könnte man mit der Neugestaltung des unhandlich gewordenen Planungsprozess der Bundeswehr, das „Customer Product. Management“ (CMP mod).
@ Hans Dampf 09.02.2022 um 10:18 Uhr
Ernsthaft? „Synergieeffekte“ bei den fliegenden Waffensystemen im 2. Weltkrieg?“ 2.WK?
„Entweder möchte man Synergieeffekte – oder man möchte Kriegsfähigkeit. Beides zusammen geht nicht. Wenn es ginge, könnte man es ja privatisieren.“
Warum widersprechen sich eigentlich Synergieeffekte und Kriegsfähigkeit? Das wird gern von den ‚Altvorderen’ behauptet, doch nie wirklich belegt, daher geht wohl auch nichts voran in unserer Bundeswehr – betrifft bei weitem nicht nur fliegende Systeme! Übrigens, welche Kriegsfähigkeit? Die theorethische? Der Alltag sieht anders aus, doch das wissen sie sicher.
@T.W.
Fast richtig. das HSG 64 wurde am 01.10.2010 gegründet und der erste NH-90 kam drei Wochen später, das waren dann insgesamt 3 NH-90, die abgegeben wurden.
Ich habe aber das HTG 64 vergessen, das 1994 aufgelöst wurde und die Bell UH1-D gingen an die verbliebenen Lufttransportgeschwader 62 und 63, mea culpa.
Pio-Fritz: 09.02.2022 um 11:33 Uhr
Zu den Fakten:
Seit Jahresbeginn 2013 flogen alle 73 verbliebenen deutschen CH-53 nicht mehr mit der Kennung „Heer“, sondern unterstanden der Luftwaffe. Zu verdanken war dies den damaligen Inspekteuren Werner Freers (Heer) und Aarne Kreuzinger-Janik (Luftwaffe), die im Zuge der Strukturreform der Bundeswehr miteinander auch einen „Fähigkeitstransfer Hubschrauber“ vereinbart hatten. Das Heer erhielt dabei mit Wirkung zum 1. Januar 2013 den leichten Transporthubschrauber Bell UH-1D und alle bislang in der Luftwaffe vorhandenen Anteile des leichten Transporthubschraubers NH90. Die Luftwaffe übernahm im Gegenzug die Verantwortung für den mittleren Transporthubschrauber CH-53 von den Heeresfliegern. Der Appell anlässlich des „Fähigkeitstransfers Hubschrauber“ hatte am 13. Dezember 2012 in Laupheim stattgefunden.
Nun hören wir:
„Weichen zulasten des Heeres gestellt worden“, „es müsse geklärt werden, welche Aufgaben Hubschrauber haben“. Im Heer ist klar: „Unterstützung von Landstreitkräften.“ „Und das gehöre zusammengeführt“ „Heer lässt sich nicht von der Luftwaffe einsaugen.“ Nun, es gibt auch andere Meinungen, z.B. in der LW.
Ob das gut und richtig ist, wissen die Spezialisten. Doch es spricht nichts dagegen, es besser zu machen und aus den Fehlern zu lernen. Wirtschaftlichkeit, Synergie! Transparenz!
@dieanderemeinung
In den Archiven gibt es sicher noch Unterlagen mit dem Rational der damaligen Entscheidung; Heeresflugabwehr dito.
Vielleicht überprüft man einfach, ob die Argumentation von damals heute noch und b.a.w. tragfähig ist?
Zur Heeresflugabwehr: gibt es da keine Vereinbarung zwischen Heer und Luftwaffe über die zu liefernden Leistungen / Fähigkeiten? Das Heer gibt ab und bekommt dafür – was genau?
@ DieandereMeinung:
Ich weiss nicht, ob ich Ihre kryptische Einlassung richtig deuten kann.
Sie störten sich womöglich am Begriff „Synergieeffekte“ im Zusammenhang mit dem 2. Weltkrieg.
Im zweiten Weltkrieg war die „Domäne Luft“, so würde man wohl heute sagen, fast komplett in der Hand der Luftwaffe. Das käme doch Ihrem Ansatz, z.B. alle Hubschrauber unter ein gemeinsames Kommando zu stellen, schon sehr nahe.
Man muss nicht zu den „Altvorderen“ gehören, um zu wissen, dass die Lw z.B. eher wenig Interesse daran verspürt(e), sich an Operationen der Marine zu beteiligen – „Fliegen, wo die Flotte fährt“ war nicht der Anspruch.
Was Sie beklagen, dass nämlich keine Kriegsfähigkeit mehr gegeben ist, liegt u.a. an diesem Gedanken der „Synergieeffekte“ und des „Poolings“ von Fähigkeiten. Die beiden in meinen Augen einprägsamsten Beispiele („Seekriegsführung aus der Luft“ und „begleitende Verbandsflugabwehr“: macht die Luftwaffe mit) habe ich bereits angeführt.
Ich mache das übrigens nicht der Luftwaffe zum Vorwurf. Heer und Marine dachten womöglich, sie könnten personelle und finanzielle Ressourchen sparen, wenn sie das die Luftwaffe doch „mit machen ließen“. Und die Lw hat da nicht „nein“ gesagt, denn so hat(te) sie auf zwei potenten Feldern (Kampfflugzeuge und Flugabwehr) nunmehr das Zepter allein in der Hand, was man sich vorher mit der Marine (Tornado) und dem Heer (Gepard, Roland und letztlich Ozelot) teilen musste.
Wenn jetzt also Marine und Heer beklagen, die Luftwaffe hätte ihre ehemaligen Fähigkeiten verkümmern lassen, dann hat letztere wohl nicht Unrecht, wenn sie sagt: Ja, können wir gerne machen. Dann bezahlt Ihr das aber auch – mit Geld und Dienstposten. Und dann ist Schweigen im Walde. Dass das letztlich schief gehen würde, war mir Ansage.
zum Thema Soldaten in den ÖD:
Der ÖD hat in den letzten 30 Jahren viele potentielle Arbeitsstellen für Soldaten „verloren“. Die Post ist privatisiert, die Bahn….
Damit sind auch viele Stellen für Tatmenschen ohne Verwaltungserfahrung weggefallen.
Der aktuelle ÖD tendiert dazu alle nicht-Verwaltungstätigkeiten (Pforte, Kurierdienst, interne Post,…) outzusourcen so dass die Einstiegshürde relativ hoch ist.
Deutsche Waffenfirmen haben einen kurzen Draht zur Bundesregierung. Solange sich an der engen Verflechtung von Politik und Rüstungslobby nichts ändert, werden die unheilvollen Verschwendungen weitergehen.
Die Lobbyisten der deutschen und europäischen Rüstungsindustrie drängen schon seit Jahren daraufhin, dass ein größerer Anteil des Militärhaushaltes für so genannte rüstungsinvestive Ausgaben bereitgestellt werden soll.
Interessengemeinschaft Deutsche Luftwaffe e.V. (IDLw), der Förderkreis Deutsches Heer e.V. (FKH), die Deutsche Gesellschaft für Wehrtechnik uvm. bieten „Gesprächsrunden und Parlamentarische Abende, die Gelegenheit zu intensiver Kommunikation und Kontaktpflege geben“.
Da gibt es Netzwerke. Da fließen Informationen – auch wenn es nur um die Kriterien geht, nach denen man im BMVg, BAAIN entscheidet. Am Ende konnte BMVg gar nicht überblicken, ob es Seilschaften oder Netzwerke gibt und in welcher Form.
@Hans Dampf:
Volle Zustimmung.
Will natürlich aber niemand so hören.
Eine zweckmäßige Neuordnung der Zuständigkeiten sehe ich aber im Rahmen der Bestandsaufnahme und den wahrscheinlichen finanziellen Rahmenbedingungen jedoch auch nicht.
In der Dimension Land müsste eine wirkliche Fokussierung auf die Divisionsebene erfolgen.
Aber auch dort ist man wegen Dienstposten und Material bei den elementaren Divisionstruppen auch schon wieder bei Pooling, Modularität, ablauforganisatorische Lösungen.
Kohäsion und damit Kriegstauglichkeit funktioniert anders – lehrt uns die Geschichte.
Effektivität vs. scheinbare Effizienz wird wohl bald in eine neue Runde gehen.
Die Substanz ist aber schon so gering, dass bald die Divisionsebene in Frage gestellt wäre – gleichzeitig will man auch noch die Korpsebene mit Korpstruppen abbilden.
@Pio-Fritz
Der ganze Helikopterbereich in der Bundeswehr ist doch ein Trauerspiel.
Er wird mehr als stiefmütterlich behandelt.
Man versucht krampfhaft, mit zu wenig Mustern in geringer Stückzahl auszukommen, um angebliche Synergien zu gewinnen, die andere Länder nicht brauchen.
Am Ende der momentanen Planung stehen ganze vier Helikoptertypen für die gesamte Bundeswehr, wenn man die Flugbereitschaft und Ausbildung außen vor lässt, die bei Fähigkeiten extreme Abstufungen haben.
Tiger (Heer) ==> Mangelhafte Einsatzbereitschaft
H145M (Heer und Luftwaffe) ==> begrenzte Fähigkeiten
NH-90 (Luftwaffe und Marine) ==> extreme Verspätung und verschiedenste Versionen und Rüststände
CH-53K oder CH-47 (Luftwaffe) ==> zu geringe geplante Anzahl im Vergleich zum Vorgängermuster
Wie soll das funktionieren? Da bringen auch keine Verlagerungen von Luftwaffe zum Heer und umgekehrt etwas, wie in der Vergangenheit.
Manchmal denke ich, der beste Weg bei den Helikoptern wäre, sie überhaupt nicht bestimmten Teilstreitkräften, sondern einem eigenen neuen Bereich zuzuordnen, der sie dann für die Teilstreitkräfte auswählt und betreibt
Korrektur:
Beim NH 90 sollte es natürlich Heer heißen und nicht Luftwaffe.
Hier verliert man sich zu sehr in Details, die im Großen und Ganzen eher unwichtig sind.
Das Kernproblem ist ein doch eigentlich ein anderes (aus dem sich dann auch alle nachfolgenden Probleme ableiten):
Die Bundeswehr und mit ihr die politische Führung hat vergessen, wofür sie eigentlich da ist. Streitkräfte sind zum Führen eines Krieges da. Darauf hat sich alles auszurichten. Alles, was nicht unmittelbar diesem Zweck dient ist überflüssig und kann abgeschafft werden. Im Grunde genommen muß befohlen werden: Brigade / Geschwader XY steht in 72 Stunden vollzählig, einsatzbereit und mit vollständigem Verbrauchsmaterial für 7-tägigem Einsatz auf dem Truppenübungsplatz, und die dazugehörende Logistikkette steht ‚Gewehr bei Fuß‘ mit Ausrüstung und Material für 30 Tage.
Ich weiß, das hört sich wie ein feuchter Traum an. Ist es aber nicht. Man muß der Truppe ein Ziel geben, auf das sie hinarbeiten kann. Der Rest kommt von alleine.
@ Der Realist sagt am 10.02.2022 um 11:41 Uhr
„Manchmal denke ich, der beste Weg bei den Helikoptern wäre, sie überhaupt nicht bestimmten Teilstreitkräften, sondern einem eigenen neuen Bereich zuzuordnen, der sie dann für die Teilstreitkräfte auswählt und betreibt“
Ob das die bester Lösung ist, wissen wir nicht.
Ich bin jedoch auch dafür, dies zu untersuchen. Ergebnisoffen. Ohne immer gleich zu hören, geht nicht weil man ja nur im Heer ‚Kriegstüchtigkeit‘ erreicht. Wozu das führt, sieht man ja an der Einsatzbereitschaft des Heeres.
Wohin das konkret führt, sieht man, ein neues Kommando Hubschrauber, übrigens unter eine Division ‚gehängt‘. Haben wir ja Glück, das es keine Brigade ist (Sarc). Würde der Luftwaffe ganz sicher nicht so machen.
Aktuell, mal ehrlich – Kaum Verbesserungen im Heer, welche tatsächlich diesem neuen Kommando zuzuschreiben sind.
Mag sein, dass dies zu idealistisch ist, ich kann mir vorstellen, dass die Zusammenführung einsatzbereiter fliegender Systeme (bei der Luftwaffe?) eine gute Idee ist.
Woher kommt eigentlich diese Heeresvorstellung, dass nur das Heer „kriegsnah“ ausbilden kann?
Woher kommt eigentlich die These, dass man aus Fehlern der Vergangenheit nicht lernen kann? Oder eben nur das Heer lernfähig ist?
Meine Erfahrung zeigt, nur weil Hubschrauber beim Heer sind, macht es das nicht besser. Als normale Truppe bekommt man selten welche zu sehen, NH 90/Tiger egal. Eine einzige Bettelei!
Aber EC 135 fliegen fleißig Generale durch die Gegend und das wird Schulung genannt.
Ankündigungen von BMVg, Bundeswehr, Heer und Industrie, die vielen Probleme irgendwie in den Griff zu bekommen, erweisen sich oft als leere Versprechungen. Nicht nur in den Niederlanden und Australien wird deutlich: Der NH90 wird für die Bundeswehr immer mehr zum Debakel.
Das Hubschrauberdebakel Bundeswehr trägt viele Gesichter. Heer, LW, Marine und selbstredend BMVg. Ach BAAIN vergessen.
Trotz zusätzlicher Milliarden, die anfangs Ursula von der Leyen und ihrer Nachfolgerin, Parteikollegin Annegret Kramp-Karrenbauer, für die BW ‚herausgeholt‘ haben, kommt die Heeresfliegertruppe bei ihrer Einsatzbereitschaft nicht wirklich von der Stelle.
Stimmt, auch bei der Luftwaffe dürfte sich die Lage ohne neue Hubschrauber sogar verschärfen. Eine echter Skandal, dieses Rumgeeiere des Nachfolgers.
Die Sea Lions der Marine werden auch erst mit Verzögerung die vertraglich geschuldeten und für die Übernahme der Aufgaben notwendigen Fähigkeiten vollumfänglich erreichen.
Zeit für eine kritische Bestandsaufnahme, ggf. radiaklen Neuansatz. Möglicherweies sollte man nicht in erster Linie die Leute fragen, welche dieses Chaos mit produziert haben und dies nun allein von Amtes wegen schön reden müssen.
Dazu gehört der Inspekteuer des Heeres selbst bis hin zum Kommandeur dieses Kommandos Hubschrauber im Heer. Ganz oben im BMVg hat ein beamteter Staatssekretär (Rüstung) selbst Hand angelegt.
Hier könnte eine ehrliche Bestandsaufnahme sicher helfen. Bitte keine neuen Versprechungen und schöne Worte.
@aussenstehender: Ihr Beispiel der Bahn ist nicht richtig.
Die Bahn ist zwar eine AG, aber zu 100% im Besitz des Bundes.
Ohne zu sehr O. T. : Die suchen händeringend Personal!
Trevor Faith sagt am 10.02.2022 um 16:14 Uhr
…..Die Bundeswehr und mit ihr die politische Führung hat vergessen, wofür sie eigentlich da ist. Streitkräfte sind zum Führen eines Krieges da….
Einverstanden, die politische Führung/Leitung muss sich ihrer Verantwortung stellen. Dies u.a. erfordert koordinierte politische, konzeptionelle, strukturelle und finanzielle Folgeentscheidungen. Daran mangelt es.
Doch sei mir gestattet, Bundeswehr ist gerade NICHT zum Führen eines Krieges da.
Dazu kommt, diejenigen, welche gerade gern die ‚Krieger‘ Sprache nutzen, z.B. Kriegstüchtigkeit des Heeres, haben riesige Probleme mit Einsatzbereitschaft. Verteidigung laut GG? Heer, gerade mal nicht einsatzbereit. Schuld ist dann „DIE“ Politik. Immer die anderen.
Mein Vorschlag, weniger Getöse, einfach mal im eigenen Laden aufräumen.
„Streitkräfte sind zum Führen eines Krieges da. Darauf hat sich alles auszurichten. Alles, was nicht unmittelbar diesem Zweck dient ist überflüssig und kann abgeschafft werden“
Korrekt!
Beim „unmittelbar“ geht es dann aber los ;)
@Petra (med02) sagt: 10.02.2022 um 17:20 Uhr
„Bundeswehr ist gerade NICHT zum Führen eines Krieges da.“
Wenn LV/BV stattfindet, also der Bündnis- oder Verteidigungsfall, führt die Bundeswehr dann keinen Krieg? Ich denke doch. Oder sind wir in unserer Gesellschaft mittlerweile so weichgespült, daß Krieg zu den Unworten zählt?
@Petra (med02) sagt: 10.02.2022 um 17:20 Uhr
„Einverstanden, die politische Führung/Leitung muss sich ihrer Verantwortung stellen. Dies u.a. erfordert koordinierte politische, konzeptionelle, strukturelle und finanzielle Folgeentscheidungen. Daran mangelt es.“
Und woran ist diese Auszurichten?
Am Auftrag – richtig?
„Doch sei mir gestattet, Bundeswehr ist gerade NICHT zum Führen eines Krieges da.“
Wofür ist denn Ihrer Meinung nach die Bundeswehr da?
Anmerkung: Auch die Landesverteidigung ist ein Krieg – nur einer der defensiv geführt wird. (Allerdings würde dieser dann nicht an der Landes- bzw. Bündnisgrenze enden.)
„Dazu kommt, diejenigen, welche gerade gern die ‚Krieger‘ Sprache nutzen, z.B. Kriegstüchtigkeit des Heeres, haben riesige Probleme mit Einsatzbereitschaft. Verteidigung laut GG? Heer, gerade mal nicht einsatzbereit. Schuld ist dann „DIE“ Politik. Immer die anderen.“
Die Bundeswehr unterliegt dem Primat der Politik, wenn ich mich recht erinnere. Wenn die Politik also ‚Nein‘ sagt, kann die militärische Führung nicht ‚Doch‘ sagen. Siehe Debatte zu bewaffneten Drohnen.
M.E. ist das Grundproblem, daß die Politik sich entweder nicht festlegen will, was sie von der Bundeswehr erwartet, ihre Entscheidungen nicht glasklar kommuniziert und der Tagespolitik unterwirft und somit keine soliden Planungen möglich sind.
Bessere „Kriegstauglichkeit“?
So ist im Heer seit einiger Zeit der Begriff der „Kriegstauglichkeit“ nun der Maßstab der Einsatzbereitschaft.
Kriegstauglich und siegfähig“: Das ist nun der Wahlspruch der PzLehrBrig 9
Auch der Kommandeur der Führungsakademie der Bundeswehr, Generalmajor Oliver Martin Kohl, plädiert nun für die Ausbildung kriegstauglicher Stabs- und Generalstabsoffiziere, die charakterisiert ist durch eine solide Fachlichkeit, breite Bildung und charakterliche Lauterkeit.
Woher kommt die neue Begeisterung am Begriff „Kriegstauglichkeit“?
Warum jetzt?
Kriegsbereitschaft und Kriegsbegeisterung waren schon oft der Mehrheit der deutschen Bevölkerung groß. „Siegfähig“ satnd schon auf deutschen Plakaten, Nicht zu vergessen. Daher wünsche ich Umsicht und Bedacht bei Begriffen. Ich bin froh, dass die Mehrheit unserer Bevölkerung nicht kriegsbegeistert ist.
Unser GG nutzt Verteidigung. Bewusst haben die Gründer der BW nicht Kriegstauglichkeit genutzt.
Auf die Frage eines Journalisten, ob die Bundeswehr zurzeit kriegstauglich ist, hat der GI bei der Pressekonferenz zu den Eckpunkten geantwortet: „Die Bundeswehr als Ganzes ist derzeit „geplant einsatzbereit“. Er wollte auf die Kaltstartfähigkeit hinaus. Kriegstauglich hat er nicht genutzt. Weise!
Man gewinnt den Eindruck „kriegstauglich und siegfähig“ ersetzt mit großen Worten die reale Einsatzbereitschaft.
Mit Blick auf den z.T. erschreckenden Zustand der BW und dem Auftrag des GG: „Die, die nichts zu sagen haben, reden viel.“ Oder die zu verbergen haben?
Was woll unser Kanzler zur Kriegstauglichkeit sagen würde?
Was die Außenministerin?
Was unsere Verteidigungsministerin?
Wie schätzen wohl unsere Verbündeten die Kriegstauglichkeit der Bundeswehr ein.
Hier im Blog sind auffallend viele, welcher in letzter Zeit, Meinungen kundtun, – dies hier auch dürfen -, welche auffallend am SPD oder GRÜNEN Wahlprogramm orientiert sind.Zufall?
Man hört, dass auch im BMVg die Anhänger der Koalition zunehmen, Zufall?
Primat der Politik. Meint Vorgaben, Richtung, Meint nicht Anpassung. „Wes Brot ich ess des Lied ich sing“?
@Trevor Faith
Ich denke, die Politik betrachtet die Bw gar nicht als Mittel oder Werkzeug für irgendetwas außer vielleicht einmal etwas niederschwellige Bündnissolidarität.
Für alles andere sind die Ziele zu diffus, die ROE zu eingeschränkt und der Mitteleinsatz i.d.R. unzureichend.
Aktiv einsetzen wird keine BReg die Bw. Das einzige Mal, wo dies beinahe erfolgt wäre, war die Idee von AKK in Bezug auf eine Mission in SYR oder allenfalls die (damals bereits ausgeplante) Mission zur Überwachung des Waffenstillstandes in der Ostukraine.
Ansonsten dackelt Deutschland den Partnern hinterher.
@Kritischer Hostpoint:
Die Begriffe und die Realität driften halt immer weiter auseinander.
Ob man es nun einsatzbereit oder kriegstauglich nennt (es soll wohl vorallem eine Abgrenzung zur Einsatzdenke sein) die Kernfrage müsste ja sein:
Wo liegen die echten Probleme dieses Ziel (einsatzbereite bzw. kriegstaugliche Streitkräfte) zu erreichen?
Eine echte Bestandsaufnahme müsste dabei Personal, Material, aber vorallem die Organisationskultur in den Fokus nehmen.
Aktuell wird aber wohl eher wieder (!) reaktiv – und haushalterisch dominiert – an den Kernproblemen vorbei verschlimmbessert.
Man kann es einsatzbereit oder kriegstauglich nennen, aber erstmal müssten alle Angehörigen der Bundeswehr (mil./ziv.) verinnerlichen, dass der Organisationszweck die Androhung und Anwendung von Gewalt als letzte Verteidigungslinie unseres Landes und (!) unserer Bündnispartner ist.
Darauf hat sich die Organisation in Struktur, Personalauswahl, Ausbildung, Erziehung, Material, etc auszurichten.
Für derlei unbequemer Themen wird man auch in dieser Bestandsaufnahme keine Zeit haben (wollen).
Petra (med02) sagt: 10.02.2022 um 17:20 Uhr“Doch sei mir gestattet, Bundeswehr ist gerade NICHT zum Führen eines Krieges da.“
Der war gut, den Gedanken hat die Bw vollkommen verinnerlicht.
Unser Problem ist auch nicht 1 Sts mehr (im Sinne von Plus), sondern die darunter liegenden zehn (10) Abteilungen *** und Stellvertretern **, 28 Unterabteilungen * mit einer noch immenseren Zahl an Referatsleitern B3 dahinter, mit einer eisern verteidigten „fachlichen Zuständigkeit“. Wirklich entscheiden aber tut nur die Leitungsebene, im Zweifelsfall wird im BMVG auch taktisch geführt, wie man letzten Sommer sehen und erleben durfte.
In der Bundeswehr sieht es nicht viel besser aus: einfach mal Generale/Admirale in den Organisationsbereichen zählen. CIR ist der Gipfel des Kriegs der Sterne. Daneben die Frage: wieviele Abteilungen/Gruppen etc. Weiterentwicklung und Grundsatz gibt es eigentlich insgesamt? Und das bei immer weniger Truppe. Alles Strukturen, die von Menschen geschaffen wurden, die offenbar den o.a. Gedanken in die Realität umgesetzt haben. Änderung – nicht in Sicht.
@Kritischer Hostpoint u.a.
Ganz passend hierzu eine Geschichte von „Papa“ Heuss:
»SIEGT MAL SCHÖN« – Hintergründe:
https://www.spiegel.de/politik/siegt-mal-schoen-a-ccfedd1d-0002-0001-0000-000042624887
@Memoria
„Einsatzbereit“ = Bereitschaft + Fähigkeit / Fähigkeiten
Bei „Bereitschaft“ setze ich einen sehr niedrigen Wert an, bei „Fähigkeiten“ einen vom Grundsatz her – noch – hohen, in absoluten Zahlen aber eher mittleren Wert an.
Traurig zu sehen, daß wir vom Niveau 1990 so weit abgesunken sind. Nimmt die Bw noch jemand ernst? Wir zehren immer noch vom Mythos WK II, aber der wurde ja per Traditionserlaß gestrichen.
@Kritischer Hostpoint sagt: 10.02.2022 um 19:38 Uhr
„Woher kommt die neue Begeisterung am Begriff „Kriegstauglichkeit“?
Warum jetzt?
Kriegsbereitschaft und Kriegsbegeisterung waren schon oft der Mehrheit der deutschen Bevölkerung groß. „Siegfähig“ satnd schon auf deutschen Plakaten, Nicht zu vergessen. Daher wünsche ich Umsicht und Bedacht bei Begriffen. Ich bin froh, dass die Mehrheit unserer Bevölkerung nicht kriegsbegeistert ist.“
Ich bin im Grunde genommen ganz bei Ihnen. Niemand wünscht sich einen Krieg oder sehnt sich danach, der bei klarem Verstand ist, aber …
1. Die Bundeswehr ist die „letzte Versicherung“, wenn Diplomatie und Politik versagen. Mit solchen Katastrophen sollte eine verantwortungsbewusste Politik eigentlich rechnen (kleines 1×1 des Risikomanagement: Bedrohungspotential, Eintrittswahrscheinlichkeit, zu erwartender Schaden, Gegenmaßnahmen & notwendige Zeit diese zu implementieren),
2. Soldaten müssen auch eine reale Chance haben, den ihnen angetragen Auftrag auch erfüllen zu können,
3. Eine Armee, die ihren Auftrag nicht erfüllen kann (oder ganz, ganz böse ausgedrückt: nicht können soll), ist „raus geworfenes Geld“. Dann sollte man sich ehrlich machen und die Streitkräfte auflösen.
@Trevor Faith
„1. Die Bundeswehr ist die „letzte Versicherung“, wenn Diplomatie und Politik versagen. Mit solchen Katastrophen sollte eine verantwortungsbewusste Politik eigentlich rechnen (kleines 1×1 des Risikomanagement: Bedrohungspotential, Eintrittswahrscheinlichkeit, zu erwartender Schaden, Gegenmaßnahmen & notwendige Zeit diese zu implementieren),“
Sie irren sich auf tragische Weise:
Die Bundeswehr ist ein Mittel der Politik, aber keine Versicherung. Versicherungen betreiben u.U auch Prävention, aber ihr Zweck ist der finanzielle Ausgleich im Schadensfall. Da greift mathematisches Kalkül zur Bestimmung der Prämie. Diese Idee ist hier völlig falsch!
Denn der „Schadensfall“ =Krieg in Mitteleuropa ist eine Situation mit so hohem Schadenspotential, dass er aus Gründen des Selbsterhaltes verhindert werden muss. Krieg in Mitteleuropa, auf unserem Territorium, bedeutete das Risiko der Auslöschung unserer Menschen, Kultur, Lebensweise und unermesslichen finanzieller Schaden.
Deshalb ist das Rational der Bw seit Ihrer Gründung, unverändert: „glaubwürdige Abschreckung“ und das ist ein großer, auch strategisch-operativ bedeutender Unterschied zu Siegfähigkeit, Trotzdem sollte z.B. die PzLehrBrig 9 ein Gefechte gewinnen können (=siegfähig sein), um abschrecken zu können. Es ist aber nicht der Zweck, trotz der erforderlichen Siegfähigkeit aller einzelnen Verbände, der Bw als Ganzes einen Krieg zu gewinnen.
In einem modernen, unbegrenzten Krieg in Europa ist „Sieg“ keine annehmbare Option für unser Land.
Und hier liegt der fundamentale Unterschied:
Die Bundeswehr als Mittel deutscher Sicherheit muß immer dazu dienen einen Krieg zu verhindern, nicht einen Krieg zu gewinnen.
@ Auslandsdiener 10.02.2022 um 21:20 Uhr
„Unser Problem ist auch nicht 1 Sts mehr (im Sinne von Plus), sondern die darunter liegenden zehn (10) Abteilungen *** und Stellvertretern **, 28 Unterabteilungen * mit einer noch immenseren Zahl an Referatsleitern B3 dahinter…. In der Bundeswehr sieht es nicht viel besser aus: einfach mal Generale/Admirale in den Organisationsbereichen zählen. CIR ist der Gipfel des Kriegs der Sterne…..“
Zustimmung!
Es wundert, dass dieser Punkt bei aller Kritikfreudigkeit hier im Blog aber auch der Bestandsaufnahme so selten angesprochen wird.
Man traut sich wohl nie und nimmer diese aufgeblasene Bürokratieblase BMVg anzugehen.
Vor allem wenn man die Blase selbst fragt, warum sie so wichtig ist.
BMVg ist auch immer schnell dabei, der Bundeswehr zu erklären, wie sparen geht. Selbst bläht man sich auf, schafft sich zusätzlich einen fetten Ring von Bundesoberbehörden etc.
Nicht zu vergessen StepStone BMVg, die Abteilungsleiter, die Unterabteilungsleiter, die Referatsleiter, alle hoffen, noch Karriere zu machen. Da lehnt man sich nicht auf sondern macht mit. Man wird ganz einfach Teil der Blase. Welcher Divisionskommandeur war nicht selbst Teil der Blase, Unterabteilungsleiter, gern auch Büroleiter GenInsp, welcher Brigadekommandeur musste sich nicht als RL bewähren?
Karrierekiller, die man im BMVg unbedingt vermeiden muss, da scheint es eine informelle Bibel zu geben, die werden dann so gekonnt vermieden. Kritiker werden im BMVg schon mal gekonnt mundtot gemacht. Verwunderlich ist auch, dass wenn sie dann DiVKdr, BrigKdr sind, die Meckerei los geht, die Weinerei, dass man ja nicht Kriegstauglich ist. Manchen müsste man dann wieder vorlegen, was so alles über ihren BMVg Tisch ging.
Es gab mal einen Lichtblick! Die Vorsitzende des Verteidigungsausschusses des Bundestages, Strack-Zimmermann, forderte mehr Offenheit von den Generalen des BMVg. Der Tageszeitung DIE WELT sagte sie „Ich persönlich wünsche mir von der Generalität im Ministerium insgesamt deutlich mehr Klarheit und weniger Geschwurbel.“
Sie krtitiserte, dass sich Generale vglb. sich im Umgang mit Politikern „23 Notausgänge offenzuhalten“ oder der Führung des Verteidigungsministeriums „nach dem Mund zu reden“. Beides wäre, „mit Verlaub, ziemlich unerträglich“.
Die Antwort des Systems kam rasch:„Pauschalurteil“ Doch die die allermeisten sind abgetaucht, hoffentlich trifft es mich nicht, bitte…
Hat die Bürokratie eine Zukunft? Ja, selbst, wenn sie überall in DEU abgeschaft ist, im BMVg hat sie Zukunft.
Definition der o.g. Begriffe Kriegstauglichkeit und Kriegstüchtigkeit gem. der (vorl.) Operativen Leitlinien des Heeres – Zur Zukunft der deutschen Landstreitkräfte 2030+, in Kraft gesetzt als K-1/9000-1111 am 1.10.2021, Siehe das Glossar der „OFFEN“ eingestuften Bildbroschüre dazu:
https://www.bundeswehr.de/de/organisation/heer/aktuelles/kommende-militaerische-aufgaben-erfolgreich-meistern-5295738
Kriegstauglichkeit:
„Kriegstauglichkeit ist die nachgewiesene Eignung, mit den eigenen personellen, materiellen, infrastrukturellen, organisatorischen sowie betrieblichen Fähigkeiten, weitestgehend ohne Abstützung auf Leistungen Dritter, im dauerhaften, hochintensiven Gefecht mit einem gleichwertigen Gegner erfolgreich zu sein.“
Kriegstüchtigkeit:
„Kriegstüchtigkeit bezeichnet die auf Erkenntnisvermögen beruhende Überzeugung, im Vertrauen auf die
eigene Kraft, Stärke, Rüstigkeit und Festigkeit, mit der Gesamtheit der eingesetzten personellen, materiellen,
infrastrukturellen, organisatorischen sowie intellektuellen Fähigkeiten auch in den kritischsten Ausprägungen
des gemeinsamen Kriegsbildes gegen den erwarteten Gegner erfolgreich zu sein.“
Vergleiche: „seetaugliches Material“ (Eignung des Materials im Salzwasser) gegenüber „seetüchtiges Schiff“ (Tauglichkeit + Überzeugung, die Überfahrt zu schaffen)
„“Während das alles die Truppe selbst langfristig und überwiegend indirekt betrifft, zielt ein anderer Vorstoß Gatzers auf die Situation vieler Soldatinnen und Soldaten: Die Altersgrenze, bis zu der sie arbeiten müssen, steht aus Sicht des Finanz-Staatssekretärs zur Disposition.““
Eine Anhebung der Altersgrenze wird sich nicht positiv auf den Wehretat auswirken.
Höheres Alter =höhere Bezüge und man beachte aus welchen Finanzhaushalt Bezüge der Soldaten und Pensionsbezüge fließen. Wenn man natürlich weiterhin solche Spitzenkräfte im Bereich Finanzen sitzen hat wie „Gatzer“ kann es nur besser werden.
Wir drehen uns im Kreis…. *LOL* Der Fisch fängt am Kopf …, am Kopf fängt der Fisch….
Ausrichtung am Auftrag muss die Leitlinie der Untersuchung sein – dazu bedarf es nun eine Definition selbigen.
Gerne wird dann auf das GG verwiesen – das aber Art und Umfang der Streitkräfte nicht bestimmt und den Auftrag nun, rudimentär aber auf den Punkt beschreibt.
Dieser auf dem GG hergeleitet Auftrag der SK muss nun detailliert beschrieben werden unter Berücksichtigung eingegangener Verpflichtungen aber auch Beistandszusagen.
Dann sollte eine Analyse erfolgen welche der nunmehr geforderten Fähigkeiten eine sog. Kalt-Start-Fähigkeit darstellen müssen und welche eine Aufwuchsfähigkeit (ggf. ist hier ein multinationaler Ansatz zu wählen – sofern man sich denn auch MN auf Umfänge/Fähigkeiten einigen kann).
Abgeleitet daraus kann man bestimmen welche Fähigkeiten aktiv und welche re-aktiv (Reserve) vorzuhalten sind… usw…..
Ich finde es mal wieder nur bedingt amüsant dass man bereits über organisatorischen Feinschliff spricht und welche Kdos es braucht usw. ohne den Unterbau definiert zu haben und Rahmenbedingungen preis gibt (außer das liebe Geld)… Dann muss vllt auch wieder die Wehrpflicht auf den Verhandlungstisch…
Ach ja— und nochmal zum Thema CIR, SKB, San, Heer, Lw und Marine – mir fehlt scheinbar die Fantasie in einem LV/BV-Szenario eine einzige Domäne betroffen zu sehen…
Nevermind… frei nach Oscar Wilde: „Life is far too important a thing ever to talk seriously about it.“
Wir drehen uns im Kreis…. *LOL* Der Fisch fängt am Kopf …, am Kopf fängt der Fisch….
Die satirische Betrachtung …
Politik: „Wir hätten gerne ein Bankett für 200 Personen nächste Woche ausgerichtet. Es soll eine Frühlingssuppe mit frischen Gemüse geben, anschließend ein herzhaftes Stück Fleisch an einer Komposition aus Kartoffeln und Möhren, dazu ein erfrischender Tomaten-Mozarella Salat. Zum Abschluss ein Sorbeè an frischen Erdbeeren und ein Schlag Rahm.
Militär: „Alles klar, verstanden. Hier unsere Einkaufsliste und alles Benötigte.“
Politik: „Ich kümmere mich.“
Politik: „Also, ich habe leider keine Tomaten bekommen, aber dafür sehr günstig Samen erhalten, daraus werden ja dann auch Tomaten, oder?
Und der Büffelmozarella war ein bisserl teuer, darum sind hier ein paar Liter Milch, ist ja das gleiche Material.
Anstatt 200 Stück Fleisch, sind es halt nur 100, dann macht ihr halt halbe halbe. Ein paar alte Bulletten sind noch da, dreht die durch den Wolf und macht Steaks daraus, das passt schon.
Kartoffeln gab es nicht, dafür sind es aber mehr Karotten geworden, mit denen könnt ihr sicherlich etwas anfangen?
Frische Erdbeeren sind hier und Beutel um Eiswürfel zu machen, seid mal kreativ. Für Rahm, einfach die Milch benutzen.
Anstatt 5 Köche habe ich sogar 15 Stück parat, leider bleibt aber nur Geld für 2 Kellner übrig. Mehr Geld ist halt nicht vorgesehen, die Köche sind teuer. Ihr kriegt das schon hin.
Ach, und hier ist die Tütensuppe.“
Militär: „Hmmm?!“
Ich zitiere aus einem Social media Kanal:
Die Besatzung der @FregatteBayern hat in Haifa, Israel einen vom Generalinspekteur
@BundeswehrGI selbst entworfenen Coin zur Erinnerung an seinen Besuch erhalten.
Da sieht man man – „Schwerpunkte setzen“, Generalinspekteur entwirft COIN, kann man machen, kännte man machen.
Herr Generalinspekteur, was sind Ihre Schwerpunkte? Bestandsaufnahme sicher nicht, denn Sie tragen ja Verantwortung am gegenwärtigen Zustand.
Da wird dann doch lieber gereist und die Verschwendung von Geld der m.E, ziemlich sinnlosen Mission der Fregatte Bayern ein Label aufgesetzt.
Anstelle einer wirklich einsatzbereiten BW haben wir Themen wir eine schicke Reise FregatteBayern, mit nicht mal Symbolkraft, „selbst entworfenee Coin“ „QueerBw – gemeinsam erreichen wir mehr!“ „Gleichstellung: Bundeswehr fördert Frauen“
Bei aller Wichtigkeit, was ist mit Kämpfen können und wollen? Unser Land verteidigen?
@roadtohell
„Hat die Bürokratie eine Zukunft? Ja, selbst, wenn sie überall in DEU abgeschaft ist, im BMVg hat sie Zukunft.“
TVB: Truppenverwaltungsbeamter? 🤔
@SuumCuique
Interoperabilität ist sehr wichtig, jedoch:
„… ggf. ist hier ein multinationaler Ansatz zu wählen“ und „Kriegstauglichkeit ist die nachgewiesene Eignung, …, weitestgehend ohne Abstützung auf Leistungen Dritter, …“
beißt sich, oder? Zudem: Leistungen Dritter wären dann auch zivile Dienstleister und Unternehmen?
Karl Mohr sagt: 11.02.2022 um 8:54 Uhr
„Die Bundeswehr als Mittel deutscher Sicherheit muß immer dazu dienen einen Krieg zu verhindern, nicht einen Krieg zu gewinnen.“
Und noch einmal:
Die Verhinderung von Kriegen ist NICHT Aufgabe der Bundeswehr. Die Bundeswehr leitet nicht das Außenministerium und unterhält keine Beziehungen zu den Regierungsoberhäuptern. Das sind originäre Aufgaben des Außenministers und des Bundeskanzlers (Politik).
„Deshalb ist das Rational der Bw seit Ihrer Gründung, unverändert: „glaubwürdige Abschreckung“ und das ist ein großer, auch strategisch-operativ bedeutender Unterschied zu Siegfähigkeit, “
Was mich wundert: Sie liefern die Antworten selbst: Es geht um „glaubwürdige Abschreckung“
Wie wollen Sie denn die glaubwürdige Abschreckung erreichen, wenn die Bundeswehr als Mittel der Politik keine Gefechte (oder von mir aus ‚Siege‘) gewinnen kann, weil es dazu an Fähigkeiten (Ausrüstung, Übungserfahrung, Konzepten) fehlt?
Eine Armee, die keine Gefechte gewinnen kann, ist … ein Papiertiger und damit unglaubwürdig. Übrigens: Damit gibt auch die Politik ein Mittel der Außenpolitik aus der Hand. Niemand sagt, daß die Bundeswehr als Druckmittel eingesetzt werden soll oder das dies wünschenswert ist. Aber die Bundeswehr muß zur Kriegsführung in der Lage sein – von der Ausrüstung, der Ausbildung und vom Mindset. Alles andere ist „Quatsch“ und eine Verschwendung von Steuergeldern. Und bitte: verwechseln Sie den Begriff ‚Kriegsführung‘ nicht mit ‚Angriffskrieg‘.
@Anthropoid sagt: 11.02.2022 um 10:01 Uhr
„Zu Kriegstauglichkeit / Kriegstüchtigkeit – Operativen Leitlinien des Heeres“
Hier wird die Geduld des Papieres mit Realität verwechselt. Auf dem Papier sind immer ganz prima und klasse aus.
Ich erinnere in diesem Zusammenhang an den Sirenentest des Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe vor einigen Jahren. Der hat nicht so funktioniert, wie es angedacht war – was ja der Grund für einen Test / eine Übung ist (Probleme finden und beheben). Das Ergebnis war jedoch, daß man den Leiter des BBK als Überbringer schlechter Botschaften gefeuert hat. Nicht sehr ermutigend und ich befürchte, ähnliches wird man sich im BMVG denken.
Karl Mohr sagt: 11.02.2022 um 8:54 Uhr
Danke! Ein Lichtblick bei dem ganzen Kriegsgehetze.
VG, NG.
@ Gepard65 sagt: 11.02.2022 um 13:00 Uhr
„Danke! Ein Lichtblick bei dem ganzen Kriegsgehetze.“
Das ist kein Kriegsgehetzte. Wenn Sie an irgendeiner Stelle in diesem Thread einen Satz finden, der nach einem Krieg ruft oder diesen fordert, dürfen Sie ihn gerne mit uns teilen.
Worum es geht ist, das man die Dinge so sehen muß, wie sie sind. Und was die Auftragserfüllung der Bundeswehr angeht, so sind die Dinge bescheiden. Die Wunschdenken hilft also wirklich nicht weiter. Es kann natürlich sein, daß man die strukturelle Funktionsunfähigkeit der Bundeswehr zum Ziel hat.
Übrigens: Wäre Ihre lokale Feuerwehr ähnlich aufgestellt wie die Bundeswehr, würden auch Sie sicherlich auch anders argumentieren.
@Hausherr: Ich ziehe mich hiermit offiziell aus dieser Debatte zurück.
Das große Ziel ist eine friedliche Welt!
Die Verdrängung der weltpolitischen Realität zieht sich durch deutsche Medien, Politik und Öffentlichkeit und verstärkt sich wechselseitig. Das ist nicht nur politisch unredlich und moralisch unhaltbar, es ist auch gefährlich, weil es zu Illusionen führt.
Krieg ist Unwort in Deutschland, im Rest der Welt aber eine Realität. Bundespräsident a.D. Köhler sprach vor Jahren, durchaus kritisch, vom „freundlichen Desinteresse“, welches hierzulande der Bundeswehr, ihren Soldaten und deren Auftrag entgegengebracht wird.
Krieg, gewaltsamer Konflikt zwischen mehreren bewaffneten Streitkräften, der eine Kontinuität zielgerichteter und organisierter Kampfhandlungen aufweist und der innerhalb von Staaten als Bürgerkrieg oder zwischen Staaten ausgetragen wird. Im Völkerrecht beginnt ein Krieg durch die Abgabe einer Kriegserklärung, jedoch verlaufen gegenwärtig die meisten Kriege ohne entsprechende Erklärungen
Der Kalte Krieg ist lange vorbei, erneut zeigt sich nun wieder die Hoffnung, wortgewaltige Abschreckung würde schon genügen ABER man brauche die Drohung niemals einzulösen. Diese in Parlament, Publizistik und Medien gepflegte Verdrängung der Wirklichkeit ist nun offenbar wieder Regeierungshandeln.
Ein Land, das Streitkräfte unterhält, muss sich gesellschaftlich wie politisch dazu bekennen, dass Soldaten Kämpfer sind und, wenn politisch mit klarer Rechtsgrundlage so entschieden, dabei auch töten. Das ist dann Krieg.
Der GenInsp betont, es ist unstreitig, „dass auch eine Demokratie wehrhaft und verteidigungsbereit sein muss. Weiterhin unbestritten bleibt, dass dafür starke Streitkräfte notwendig sind. Und deren Soldatinnen und Soldaten müssen kämpfen können. Wer kämpft, setzt sich der Gefahr aus, in letzter Konsequenz selbst zu sterben oder selbst töten zu müssen.
Wenn ein Staat Streitkräfte aufstellt, um seine Bürgerinnen und Bürger zu schützen und seine eigene Handlungsfähigkeit zu sichern, dann sind damit immer das Kämpfen, das Sterben und das Töten impliziert. Etwas anderes zu behaupten, wäre schlichtweg unseriös.“
Was uns erwartet kann nur erahnt werden:
Clausewitz:
„Der Krieg ist das Gebiet der Ungewißheit; drei Viertel derjenigen Dinge, worauf das Handeln im Kriege gebaut wird, liegen im Nebel einer mehr oder weniger großen Ungewißheit.“
Clausewitz verstand unter Krieg „je nach politischem Zweck das gesamte Kontinuum des Streitkräfteeinsatzes.“ Er beschränkt den Krieg also nicht auf den reinen „Schiesskrieg“, sondern subsumierte auch begrenzte Einsätze zur Unterstützung politischer und wirtschaftlicher
Maßnahmen, zur Verstärkung der Diplomatie unter seinem erweiterten Kriegsverständnis. Der konkrete Krieg ist für ihn immer mehr als bloße Kriegsführung (Kampf).
Glaubwürdige (!) Abschreckung hat jahrzehntelang den Frieden gesichert. Das heißt?
Ohne leistungsfähige, modern ausgerüstete Streitkräfte und den entschlossenen Willen der deutschen Politik, die Bundeswehr zur Erhaltung des Friedens auch einzusetzen, kann in unserer unruhigen Welt Sicherheit nicht erhalten werden.
Es geht also um den entschlossenen Willen der deutschen Politik! Unbestritten ist auch, dass sich wohl auch mancher Soldat nicht wirklich mit Krieg im Sinne von LV/BV auseinandergesetzt hat. Wortgewaltige Losungen ersetzten nicht Verantwortung für Einsatzbereitschaft für LV/BV.
@ Trevor Faith
Natürlich ist die Verhinderung eines Krieges die Aufgabe der Bundeswehr und vor allem jedes einzelnen Soldaten.
Gerade bei Auslandseinsätzen kann eine unbedachte Aktion gravierende Folgen bis hin zum Krieg haben.
Jeder Einzelne trägt hierbei sehr viel Verantwortung, einen Krieg zu verhindern.
@Der Realist sagt: 11.02.2022 um 16:53 Uhr
„Natürlich ist die Verhinderung eines Krieges die Aufgabe der Bundeswehr und vor allem jedes einzelnen Soldaten.“
Das sehe ich nicht so. Die primäre Aufgabe der Bundeswehr ist es Deutschland zu verteidigen. Die sekundäre Aufgabe ist es sonstige Interessen Deutschlands zu fördern.
Die Aufgaben jedes einzelnen Soldaten wiederum ist es DEU treu zu dienen und das Recht und die Freiheit des deutschen Volkes tapfer zu verteidigen (wobei das letztere üblicherweise lediglich als sprachliche Ausprägung des ersteren betrachtet wird und nicht als eigenständige Pflicht).
Weder in dem einen noch in dem anderen Steht irgendetwas von „Krieg“ verhindern.
Natürlich sollte es unser aller Ziel sein einen Krieg zu verhindern, aber manchmal ist er nun leider notwendig Verteidigung höherer Güter zum erreichen wichtigerer Ziele.
Armyhit, sie haben das wirklich schön dargestellt. Ich stimme ihnen 100% zu
Danke Herr Wiegold für den Blog und die Diskussion hier
Ich mache mir sorgen und wünsche mir, dass an Spree und Rhein endlich die Ernsthaftigkeit der Lage in allen Büros ankommt. Nicht Panik, aber so doch bitte das gemeinsame Verständnis wofür wir eigentlich da sind. Danke
Frau Ministerin hatte aus meiner Sicht Anfang der Woche richtige und ernsthafte Worte in einer Videoabsprache im Intranet gefunden – soweit ich das Überblicke war das nicht öffentlich im Internet.
Vielleicht hat da jemand einen besseren Überblick. Es gab ja mehrere Videobotschaften seit ihrem Amtsantritt
Ich denke, sie hat gute Argumente in der Hand um gegen ein absinken der Finanzlinie ab 2023 einzutreten und die erheblichen Konsequenzen für unsere Sicherheit damit zu verknüpfen.
Ich habe den Faden hier vollständig verfolgt. Die hohe Teuerungsrate 2021/2022 muss unbedingt berücksichtigt werden. Das schlägt sofort durch bei allen Stellen Planungen. Wir bräuchten Steigerungen des Etats deutlich oberhalb der Inflationsrate um die Modernisierung umzusetzen.
Ich schrieb es hier bereits in vielen Fäden zur Ausrüstung: Das ist eine Generationenaufgabe! Das soll keine Entschuldigung sein für zu langsames handeln. Aber wir müssen hier wirklich langfristigen Dimissionen denken (2025/2030 ….) RüInvest müsste auf 15 – 20 Mrd ab 2024 steigen.
BMVg ist die organisationelle Dysfunktionalität. Zu viele „Neuausrichtungen“ der Bundeswehr. Seit langer Zeit werden die aktuellen Strukturen und Prozesse im BMVg und Bundeswehr als dysfunktional bewertet. Destruktivität, verkrustete, bürokratische Strukturen, Ursachen des dysfunktionalen Beschaffungswesens der Bundeswehr wurden nie geklärt, gescheige denn abgestellt und so vieles mehr!
Die Bundeswehr steckt im Problemsumpf! Organisierte Verantwortungslosigkeit! Deshalb ist Bundeswehr ist für ihren Verfassungsauftrag in Gänze nicht einsatzfähig.
Diese seit Jahrzehnten bekannt und hat sich sogar gesteigert! Diese organisationelle Dysfunktionalität militärischer Gewalt in Bezug auf die Erreichung unserer außen- und sicherheitspolitischer Ziele hindert uns nicht, neute Wortungetüme wie Krieg, Kriegstauglichkeit, Fähigkeit zum Krieg in den Ring zu werfen.
Die ist um so mehr verwunderlich, dass die Verantwortlichen für diesen Zustand dies tun. Menschen, die sich ihre Fehler nicht eingestehen können, oder wollen aber laut mit Worten wie Krieg agieren.
Anstatt der Kriegs-Rhetorik brauchen wir eine grundsätzliche Diskussion in Deutschland, was wir sicherheitspolitisch tun wollen und was nicht. Es gibt dazu derzeit keinen Konsens
Der Weg, die Bundeswehr wieder zu einem funktionierenden Mittel im außen- und sicherheitspolitischen Instrumentenkasten Deutschlands werden zu lassen, ist durch die einschlägigen Dokumente (Weißbuch, Konzeption der Bundeswehr, Fähigkeitsprofil) grundsätzlich vorgezeichnet. Da ist kaum Bestandsaufnahme notwendig.
Jedoch fehlt eine umfassende außen- und sicherheitspolitische Strategie, einschließlich einer tieferen Klärung der Frage, unter welchen Umständen und zu welchem Zweck Deutschland bereit ist, Streitkräfte und militärische Gewalt als ein Mittel der Außenpolitik einzusetzen.
Ich vermute, der neue Konsens wird nicht sein, dass die Bundeswehr „Krieg führt“.
Mir würde reichen, wenn sie ihren im Grundgesetz verankerten Auftrag erfüllen könnte und würde! Gern auch ohne dem reflexartigem Ruf nach (noch) mehr Geld. Fehlendes Geld ist sicher nicht die einzige Ursache für all die Missstände.
Zum Heer:
Das Kommando Heer hatte es sich schon oft und medienswirksam zum Ziel gesetzt, zielorientiert zu führen, die Fähigkeiten der Landstreitkräfte zu entwickeln und unter Förderung einer ganzheitlichen Sicht und Nutzung aller Elemente der Landstreitkräfte den sicherheitspolitischen Herausforderungen aktiv zu begegnen.
Die ‚neuen‘ Operativen Leitlinien (OpLL) des Heeres repräsentierten wieder einmal (!) eine Wende
im Selbstverständnis der größten deutschen Teilstreitkraft.
Dazu gibt es wieder eine wohlklingende Theorie:
Die Kernkompetenz für Landoperationen und Operationen im bodennahen Luftraum liegt beim Heer.
Kern von Landstreitkräften sind gestern wie heute reaktionsfähige, durchsetzungs- und durchhaltefähige, kohärente und kriegstaugliche Kräftedispositive, die gegen das gesamte Bedrohungsspektrum überlegene Wirkung projizieren können, um Wirkungsüberlegenheit zu erzielen. Die Gesamtheit der Systeme muss robust und durchhaltefähig ausgelegt sein. Hochtechnologie ist kein Selbstzweck und ist stets gegen die erforderliche Quantität, Nutzbarkeit, Bedienbarkeit und Resilienz abzuwägen. Neben der Wiederherstellung der Substanz der vorhandenen Kräfteverbünde gilt es, Gestaltungsräume für notwendige Anpassungen im Fähigkeitsspektrum zu schaffen.
Multi-Domain-Operations kombinieren, erneut als vermeintlich neue Idee verkauft, Einen lange bestehenden Gedanken eines vernetzten Operationsraumes, bereits bekannt aus dem Air-Land Battle Concept von 1982, mit der Idee eines erweiterten Operationsraums durch das Assault-Breaker Concept von 1979. Die heutige Vernetzung wird nun um Elemente wie Cybermittel und Hyperschallwaffen erweitert. Welch „Quantensprung“!
Welche Stellschrauben hätten im Heer selbst genutzt werden müssen, um o.g. Kräftedispositive so anzupassen, dass sie unter den jetztigen Auflagen reaktionsfähig (kaltstartfähig) sind und, sozusagen im „Kaltstart“ schnell Kräfte zur Wirkung bringen können? Warum ist z.B. Die DSK, DIvision SCHNELLE Kräfte, seit Jahren nicht wirklich kaltstartfähig?
Das im LV/BV Szenario der Landstreitkräfte zu erwartende Aufgaben- und Intensitätsspektrum ist erfolgreich nur in einem leistungsfähigen Systemverbund zu erfüllen.
Einverstanden, doch diese Erkenntnis gilt seit Jahrzehnten!!
Es kam deshalb für die Heeresführung seit Jahren (!) darauf an, bereits vorhandene Fähigkeiten in einem systemorientierten Ansatz unter Berücksichtigung des Verbundes »Aufklärung-Führung-Wirkung« sinnvoll und mit Augenmaß weiterzuentwickeln und dazu Spitzentechnologie in der notwendigen Stückzahl LV/BV aber auch für Einsätze und einsatzvorbereitende Ausbildung verfügbar zu machen. Nur so hätten auch trotz begrenzter Ressourcen tragfähige Lösungen erreicht werden können.
Doch wo steht das Heer?
Die neue Wundertüte ist allerdings (wieder einmal) geöffnet:
Eine „neue“ Qualität im Deutschen Heer wurde im Eckpunktepapier aufgezeigt und durch den Inspekteur des Heeres bereits in der Umsetzung befindlich(?): „Mittlere Kräfte“! Über fast fünf Jahrzehnte hinweg hatten die Inspekteure und Planer des Heeres diese operative Idee nicht verfolgt, obwohl es zahlreiche Referentenentwürfe gab.
Es galt die Doktrin: „Schwere Kräfte als Standbein, leichte Kräfte als Spielbein“. Deshalb auch noch im Fähigkeitsprofil 2017 die Anmeldung von zunächst zwei schweren gepanzerten Divisionen und einer leichten luftbeweglichen Division. Andere Staaten (Frankreich, USA, Großbritannien) waren bezüglich der Konzepte „Mittlere Kräfte“ immer weiter.
Manch älterer Heeresgeneral hat darüber hinaus noch immer nicht verstanden, dass der Wert moderner Landstreitkräfte sich weniger an der Quantität von Material und Waffensystemen bemisst als vielmehr an ihren technologischen Fähigkeiten zur Konvergenz von Führung, Aufklärung, Wirkung und Unterstützung in allen Dimensionen.
Doch wo stehen wir da, außer, dass im Kommando Heer ein stabslastiger Überbau geschaffen wurde?
Ist die einzige Reaktion des Heeres, beim Besuch der Ministerin vor wenigen Tagen mehr Geld zu fordern? Warum hat sie wohl nicht gefragt: „Meine Herren Generale, was haben SIE eigentlich gemacht?“
Laut der Zeitungen der Funke Mediengruppe von heute verzichtet Verteidigungsministerin Lambrecht auf eine große Strukturreform. Vielmehr wird sie sich auf eine Reform der Regeln der Rüstungsbeschaffung konzentrieren und diese effizienter gestalten.
Zum Thema Tornado Nachfolge scheint es auch immer mehr Bewegung zu geben. Eine Entscheidung, welches Modell (F-35 oder F-18) beschafft wird, soll wohl noch vor Ostern kommen (Lt. Handelsblatt / Welt). Das gleiche gilt für die Ergänzungsbeschaffung von Eurofightern für die übrigen Tornados (z.B. der ECR-Tornados). Vor dem Hintergrund der aktuellen kritischen Lage und auch der Glaubwürdigkeit Deutschlands in der Welt, in Europa und vor allem in der NATO, kann ich mir schon vorstellen, dass bei den laufenden Haushaltsverhandlungen das letzte Wort noch nicht gesprochen ist. Zumal diese Projekte vom Bundeskanzler Scholz getrieben werden und auch der Finanzminister sich vor den Wahlen immer für steigende Verteidigungsausgaben eingesetzt hat.
@Kritischer Hostpoint:
Vielen Dank.
Trifft es aus meiner Sicht sehr genau.
@all:
Die Ministerin hat angekündigt, dass es keine große Reform geben soll.
Dann muss es entweder mehr Geld geben (Abweichung der Forderung des BMF) oder es werden wieder nur hohle Strukturen betrieben. Damit wäre Deutschland dann endgültig verteidigungspolitisch irrelevant.
In der schwierigsten Lage in Europa seit mindestens 30 Jahren.
Quelle:
https://www.br.de/nachrichten/deutschland-welt/christine-lambrecht-will-keine-grosse-bundeswehr-strukturreform,SxJmhEQ
Sicherheit für unser Land zu gewährleisten, bedeutet aktuell Auswirkungen dieser Krise auf Distanz zu halten. An der Seite unserer Partner.
Ist die Bundeswehr für dieses aktuelle Bedrohungsszenar einsatzbereit?
Die Bundeswehr ist wohl mit weiten Teilen nicht einsatzbereit!
Konkret zur „Kaltstartfähigkeit“ deutscher Landstreitkräfte.
Das Heer wäre als Kern der deutschen Landstreitkräfte und als Träger von Landoperationen sowie Operationen luftbeweglicher Kräfte das Rückgrat der Landes- und Bündnisverteidung. Flexibel einsetzbar und durchhaltefähig sollten die Kräfte für Landoperationen sein.
Wesentlichen Weichenstellungen hätten seit 2014 vorgenommen werden müssen. Der Kernauftrag – die Landes- und Bündnisverteidigung wurde schlicht verschlafen.
Die aktuellen Entwicklungen zeigen, dass schnelle Reaktionen mit kohäsiven Großverbänden, deren organischen Elementen der Führungs-, Kampf-, Einsatz- und sanitätsdienstlichen Unterstützung, insbesondere den damit einhergenden Fähigkeiten der Luftbeweglichkeit, für solche Konflikte entscheidend wären. Insbesondere Luftlandekräfte würden aufgrund ihrer leichten und auf Lufttransport ausgelegten Ausstattung zwar nur über eine geringe Durchsetzungs- und Durchhaltefähigkeit verfügen- dennoch könnten sie eine räumlich und zeitlich begrenzte Wirkungsüberlegenheit durch Überraschung, Geschwindigkeit und entschlossenes Vorgehen erzielen.
Dieses nun reale Szenar hätte eine eine enge Vermaschung zwischen den Dimensionen aber insbesondere die Fähigkeit zur schnellen Truppenverlegung erfordert. Doch die Realität ist ernüchternd. Seit Jahren!
Aus der gegenwärtigen organischen Grundaufstellung der drei Heeresdivisionen und Korpsanteile sind deutsche Landstreitkräfte allerdings NICHT reaktionsschnell, NICHT flexibel und durchsetzungsfähig, wenn das nicht schon schlimm genug wäre, eine „Kaltstartfähigkeit“ deutscher Landstreitkräfte gibt es nicht im Ansatz. Die im multinationalen Rahmen verfügbaren/bereitgestellten Fähigkeiten entsprechen ebenfalls nur teilweise den Forderungen.
Das Heer, also der Träger der Dimension Land erfüllt gerade jetzt, wo es gebraucht würde, nicht im Ansatz den immer wieder formulierten Anspruch.
Möglicherweise ist der militärische Ratschlag an den Kanzler, sich mit diesen nicht einsatzbereiten Landstreitkräfte „etwas zurück zu halten“.
Die Verantwortlichen der aktuell etablierten „fähigkeitsorientierte Streitkräfteplanung“, also aktuell ungenügende operationellen Fähigkeiten, eingeschränke Handlungsfähigkeiten etc. sollten kritisch gefragt werden, warum dieser untragbare Zustand die Optionen der Politik massiv einschränkt.
[Das gehörte in dieser grundsätzlichen Ausführlichkeit mit Sicherheit nicht in den aktuellen Ukraine-Sammler. Ich hab’s mal an passendere Stelle verschoben. T.W.]
@road2hell:
Egal ob nun leichte, mittlere oder schwere Kräfte: Das Heer kommt nicht ins Geld mit seinen Ideen. Es gibt ja mehr als genug zu tun. Nur leider wird das Geld anderweitig ausgegeben. Ob sich das nun wirklich ändert?
Ich bin skeptisch.
@Memoria @all
So also nun doch keine große Reform? Das ist aber ähem… keine Lösung?
Ja deswegen hat die Vorgängerin ja erstmal Kopflastig Eckpunkte verabschiedet. Ich kann es nur wiederholen – die Ergebnisse einer dreijährigen Untersuchung zur Einsatzfähigkeit und Erfüllung der NATO Planungsziele kann man doch nicht mit einem “Naja aber Reformen haben noch nie was gebracht” weglächeln.
Die Ergebnisse waren doch klar. Es fehlt an Geld, Beschaffung läuft zu langsam (gut da will sie ran – aber es sind ja gerade die großen Projekte die Stocken) und vor allem fehlts an Personal! Da kam eine fünfstellige Zahl bei raus. Die muss die Ministerin im System freisetzen und umverteilen – das geht nur mit Reformen. Diese in Schritten zu tun mag ratsam sein – aber sie müssen getan werden.
Wenn am Ende immer noch 6 OrgBer, 800 Ärzte in Verwaltungsjobs und ineffiziente (z.B. 8 vertikale taktische Führungsebenen) nutzlose (=von der NATO nicht geforderte Fähigkeiten die super viel Geld und Personal kosten weil sie jemand mit genug auf der Schulter “sexy” findet) Hobbytruppe übrig bleibt, wird sich rein gar nichts ändern. Auch nicht mit mehr Geld oder Material, was schneller aufm Hof ist, dann aber keinen Nutzer hat.
Und ihr Vorstoß:
Ist solange ein völlig zahnloser Tiger, als wie es Vorschriften und Gesetze nicht zulassen, dass da essentiell was bei rumkommt. Wenn sie das(!) ändert – also den 87b bzw dessen grundsätzliche Folgen für die Verwaltung. Solange jeder mit der BHO winkt und erstmal objektiv zu recht “eine Prüfung” verlangt (weil es sein Status so verlangt) bleibt alles beim alten. Bleibt der CPM, bleibt die Rollenverteilung und die Kompetenzen, bleibt die Ineffizienz. Ist halt so.
Ich bleibe fassungslos wenn sich die Ministerin so hart bequatschen hat lassen, dass es am Ende nur bei “ein bisschen besser bei der Rüstung werden” bleibt.