Verteidigungshaushalt soll 2022 um fünf Prozent steigen, dann geht’s runter (Neufassung)
Der Verteidigungshaushalt soll im kommenden Jahr noch einmal um fünf Prozent steigen, in den Jahren danach aber deutlich unter das Niveau von 2021 sinken. Damit solle der aktuelle Bedarf im Jahr 2022 insbesondere in den Bereichen Rüstungsbeschaffung und Digitalisierung berücksichtigt werden, heißt es in den Eckwerten für die Finanzplanung des Bundes in den kommenden Jahren, die Bundesfinanzminister Olaf Scholz am kommenden Mittwoch dem Kabinett vorlegen will.
Die mittelfristige Finanzplanung für die Jahre 2022 bis 2025 sieht damit eine insgesamt fallende Linie für das Wehrressort vor, wie aus dem Papier hervorgeht, das Augen geradeaus! vorliegt:
2022: 49,29 Milliarden Euro
2023: 46,33 Milliarden Euro
2024: 46,15 Milliarden Euro
2025: 45,73 Milliarden Euro
Die Steigerung im kommenden Jahr, so heißt es im Entwurf des Finanzministeriums, liege um rund 2,4 Milliarden Euro über der bisherigen Finanzplanung. Damit könnten sowohl bestimmte Fähigkeitslücken geschlossen als auch international eingegangene Verpflichtungen finanziert werden:
Darüber hinaus bekennt sich die Bundesregierung zu ihren internationalen Verpflichtungen aus der Bündnisfähigkeit in der NATO sowie innerhalb der Europäischen Union.
Daher wird der Verteidigungshaushalt im Jahr 2022 gegenüber dem Finanzplanansatz um rund 2,4 Mrd. € auf rund 49,3 Mrd. € aufgestockt. Damit wird dem aktuellen Bedarf im Jahr 2022 insbesondere in den Bereichen Rüstungsbeschaffung und Digitalisierung Rechnung getragen und es werden gleichzeitig Konjunkturimpulse gesetzt. Die Mittel für die Auslandseinsätze der Bundeswehr werden auf hohem Niveau fortgeschrieben.
Es besteht Einvernehmen innerhalb der Bundesregierung, dass bestimmte Großvorhaben zum Schließen von Fähigkeitslücken gemäß dem Fähigkeitsprofil der Bundeswehr und damit zur Wahrnehmung bereits eingegangener internationaler Verpflichtungen finanziert werden und dem Verteidigungshaushalt ermöglicht wird, die insoweit verabredeten Fähigkeitsziele zu erreichen.
Aus Regierungskreisen war zuvor am (heutigen) Montag bekannt geworden, dass das Finanzressort in den Jahren nach 2022 zusätzliches Geld allein für die Aufgaben vorsehen will, die entweder gesetzlich vorgeschrieben sind oder bereits politisch vom Kabinett festgelegt wurden. Aus allen Ministerien seien deshalb neu vorgetragene Wünsche abgelehnt worden – auch aus dem Wehrressort. Das Eckwertepapier wiederum enthält eine Übersicht über die Fähigkeiten, die aus Sicht der Bundesregierung als verabredet gelten und damit auf der Finanzierungsliste stehen:
Dies gilt insbesondere für Vorhaben im Rahmen der deutsch-französischen und deutsch-norwegischen Rüstungskooperationen, die Schließung der Fähigkeitslücke zur luftgestützten, signalerfassenden Aufklärung (PEGASUS), die Nachfolge des Kampfflugzeugs TORNADO, den Ersatz der veralteten Flottendienstboote, die Beschaffung von Luftfahrzeugen zur U-Boot-Abwehr sowie eines Taktischen Luftverteidigungssystems. Die Umsetzung eines Teils dieser Vorhaben wird mit den Eckwerten bereits ermöglicht.
Damit dürften sowohl die deutsch-französischen (und teilweise spanischen) Projete wie das Future Combat Air System (FCAS) und das Main Ground Combat System (MGCS) als politisch gesetzt gelten – alle andere hätte vermutlich auch das deutsch-französische Verhältnis belastet. Ähnliches scheint für die Eurodrohne und das U-Boot-Projekt mit Norwegen zu gelten. Bei den übrigen genannten Vorhaben ist ein genauerer Blick angebracht.
Ob das Taktische Luftverteidigungssystem (TLVS) tatsächlich weiter angestrebt wird, dürfte sich in nächster Zeit zeigen; Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer hatte im November vergangenen Jahres vor dem Bundestag eine Entscheidung im Frühjahr angekündigt:
Wir werden uns über die Frage bodengebundener Luftverteidigung unterhalten müssen. Das ist nicht nur eine Frage der technischen Fähigkeiten mit Blick auf das Thema TLVS, sondern es bedarf einer Gesamtbetrachtung der unterschiedlichen Schichten – wenn Sie so wollen –, in denen Verteidigung stattfindet. Dazu gehören auch die Fragen, wo wir Fähigkeitslücken haben, wo wir in die Modernisierung gehen, wie wir in den internationalen Kooperationen stehen und wie das Ganze über die Zeitachsen finanziert werden könnte.
Ich habe im Haushaltsausschuss angekündigt, dass ich diese Entscheidungsmatrix in den ersten Monaten des nächsten Jahres vorlegen werde.
Bei den anderen in der Kabinettsvorlage genannten Projekten scheinen die drei neuen Flottendienstboote in Reichweite, ebenso das Aufklärungssystem PEGASUS: Für PEGASUS sind Gelder als Einzelfallregelung als verbindlicher Bestandteil der Eckwerte aufgenommen – mit Mitteln für die Beschaffung der dafür vorgesehenen drei Global6000-Flugzeuge (Foto oben) in Höhe von 16 Millionen Euro im kommenden Jahr sowie jeweils zwei weitere Millionen Euro in den Jahren 2023 und 2024. Als als weiterer verbindlicher Bestandteil steht dort die Eurodrohne, für die eine temporäre Mittelaufstockung in Höhe von 160 Millionen Euro im kommenden Jahr, weiteren fast 200 Millionen im Jahr 2023 und knapp 19 Millionen Euro 2024 festgelegt ist.
Die Beschaffung von Luftfahrzeugen zur U-Boot-Abwehr, also die Nachfolge der P-3C Orion Seefernaufklärer, wird dagegen nicht als Einzelfallregelung erwähnt. Damit bleibt noch offen, was genau mit Die Umsetzung eines Teils dieser Vorhaben wird mit den Eckwerten bereits ermöglicht gemeint ist. Denn die Liste der Projekte, deren Finanzierung bislang nicht gesichert ist, ist deutlich länger als die in den Eckwerten genannten Vorhaben. Das Verteidigungsministerium hatte deshalb auch einen deutlich höheren Finanzbedarf angemeldet – von 53,1 Milliarden Euro für das kommende Jahr über 55,4 Milliarden in 2023, 59,3 Milliarden in 2024 und 61,5 Milliarden Euro im Jahr 2025.
Zunächst mal keine finanzielle, sondern eine politische Frage ist dabei jedoch die Nachfolge des betagten Kampfjets Tornado: Angesichts des Streits der derzeitigen Koalitionspartner Union und SPD über ein neues Flugzeug für die so genannte Nukleare Teilhabe dürfte das unabhängig vom Geld erst ein Thema für die nächste Bundesregierung nach der Wahl werden.
(Archivbild: Eine Global6000 der Luftwaffe, noch auf dem Berliner Flughafen Tegel)
Ich halte die Aussage, dass mit diesem Vorgehen (Erhöhung für 2022, dann Abschmelzen) wichtige Großvorhaben begonnen werden können für nicht tragfähig. Großvorhaben zeichnen sich dadurch aus, dass sie über mehrere Haushaltsjahre hin finanzwirksam sind. Um sie beginnen zu können müssen dir erforderlichen Verpflichtungsermächtigungen bereitgestellt werden. Ich halte es für nicht darstellbar, bei den bekannten Größenordnungen der Betriebskosten inklusive der unabwendbaren Steigerungen (Inflation, Besoldungsanpassungen, etc.) bei abfallender mittelfristigen Finanzplanung die dafür erforderlichen VEs bereitzustellen. Man wird ja nicht ALLE anderen Beschaffungsvorhaben streichen wollen, weil die gebundenen VEs jeden weiteren Spielraum nehmen. Aber vielleicht fallen fehlende Handschuhe in Mali ja nicht auf.
2025 ist dann nur eine Lücke von knapp 16 Milliarden Euro…. da ist er also der Corona Kahlschlag. Bin Mal gespannt wieviel Brücken dann wegen Betongkrebs gesperrt werden müssen und was mir dann als Bürger neben einer glaubwürdigen Landesverteidigung sonst noch so nicht von der Regierung geboten wird… bin auch gespannt welche neuen Steuern/Abgaben/Gebühren sich die Kämmerer der Gemeinden dann noch einfallen lassen um ihre Corona Lücken zu stopfen (Stichwort Gewerbesteuer Ausfall)
Kein Wort zum STH, natürlich noch keine Finanzierung des P-3 Nachfolgers und Entscheidung zur Tornado-Nachfolge erst nach September…?
Das dürfte spannend werden.
Die SPD und die Grünen stehen der NT und einem generellen Kauf in den USA beim Tornadoersatz nicht gerade positiv gegenüber.
Und mit sinkendem Haushalt dürften es diese teuren Einzelprojekte nicht einfach haben.
Eins sollte allen klar sein. Keiner kann erwarten das der Verteidigungsetat in den nächsten Jahren konstant um 5% oder mehr wachsen wird, umso erstaunlicher das dies in 2022 nochmal der Fall sein soll. Wir stecken in einer Pandemie die unheimlich viel Geld kostet, da muss meiner Meinung nach fairerweise auch der Verteidigungsetat zur Konsolidierung beitragen, auch wenn ich es persönlich gerne anders hätte.
Nichtsdestotrotz glaube ich nicht das der Verteidigungsetat in den nächsten Jahren wieder zum Steinbruch werden wird. Bei den relevanten politischen Parteien besteht Einigkeit darüber, das die Bundewehr mehr Geld braucht, um in Ausstattung/Ausrüstung zu investieren und den internationalen Verpflichtungen nachzukommen. Selbst die Grünen sehen das mittlerweile so (siehe Interview Fr. Baerbock und aktuelle Parteiprogramm ). Daher wird es unabhängig von der Regierungsbildung im Herbst weiter Investitionen in die Bundeswehr geben, wenn auch auf einem wahrscheinlich niedrigeren Niveau.
Schwerpunkte werden sich natürlich verändern. Mir stellt sich auch die Frage, ob es wirklich Sinn macht rund 13 Mrd. (dabei wird es ja wahrscheinlich nicht bleiben) in das TLVS zu investieren und stattdessen nicht für deutlich weniger Geld das Patriot System weiter zu modernisieren mit ausreichenden Stückzahlen oder die Nahbereichsflugabwehr zu realisieren. Oder ein 2. Los Puma, das auch locker 5 Mrd. verschlingen wird. Wir sollten auf Goldrandlösungen verzichten!
Stattdessen sollten im ersten Schritt einfache Projekte angestossen werden wie beispielsweise die weitere massive Verbesserung der persönlichen Ausrüstung der Soldaten oder einer deutlichen Aufstockung des Munitonsvorrats bei allen Systemen oder auch signifikante Investitionen in Schiffe der Marine, wie es auch im kleinen Flottenbauprogramm geplant ist. Mit der Marine kann man auch eher und leichter internationalen Verpflichtungen nachkommen als mit Kampftruppen, wenn man die deutsche Moral berücksichtigt.
Sind wir mal nicht zu pessimistisch und gehen davon aus das die Pandemie demnächst überwunden ist. Es besteht ein riesiger Nachholbedarf in Sachen Konsum und Investitionen, starkes Wirtschaftswachstum wäre dann garantiert ebenso sprudelnde Steuereinnahmen. Dann sieht die Lage nächstes Jahr vielleicht auch schon wieder viel besser aus und Spielräume könnten genutzt werden.
Bevor hier (und anderswo) weiter die Schuld auf Corona geschoben wird.
Die Zahlen stehen im Einklang mit den langfristigen Planungen, in denen schon immer die Lücke zwischen Finanzplanung und Bedarf klaffte. Es gab nur bei guter Haushaltslage in den letzten Jahren einen Schluck aus der Pulle extra. Aber wie SB63 dargestellt hat: Nachhaltig ist das nicht.
Lücken-Lektüre:
2018 –> https://www.dbwv.de/aktuelle-themen/politik-verband/beitrag/wehretat-es-bleibt-die-luecke
2019 –> https://www.dbwv.de/aktuelle-themen/politik-verband/beitrag/verteidigungsetat-steigt-aber-nicht-genug
2020 –> https://www.dbwv.de/aktuelle-themen/newsbeitrag/debatte-im-bundestag-ein-haushaltsentwurf-mit-zwei-gesichtern
Auch kein Wort zu den Themen „Schwerer Waffenträger“, „qFlgAbw“ und „JFST“ auf BOXER-Basis … na hoffentlich werden hier jetzt nicht alle Wünsche des Heeres beerdigt um die vergleichsweise teuren Vorhaben der Marine & Luftwaffe irgendwie stemmen zu können …
nochmal… was nach 2022 passiert steht komplett in den Sternen und ist von den Mehrheitsverhältnissen und von der nächsten Bundesregierung abhängig… da ist nichts in Stein gemeiselt….
in den letzten 5 Jahren sah es ähnlich aus…. und der Haushalt ist im darauffolgenden Jahr immer massiv gestiegen!
das Problem bei diesem Vorgehen ist halt dass Großprojekte eigentlich NULL geplant oder beauftragt werden können….
deswegen ist ein parteiübergreifender Konsens wichtig um mal eine stabile Finanzierung über 5-10 Jahre hinzubekommen… damit kann man dann planen…
wenn das feststeht kann ich planen was geht und was nicht geht… und kann ggf Fähigkeiten und Material kürzen oder sogar aufstocken… nicht vorher…
bzgl der nicht hinterlegten Einzelprojekte…
da kann man auch gut Geld sparen…
man kann auf NT verzichten und eine Ein-Muster Kampflugzeugflotte mit 160-180 modernen Eurofightern anstreben… da könnte man hier bestimmt 5-10 Mrd € einsparen…
dafür könnte man ja der NATO versprechen dass man dafür die konventionellen Streitkräfte in Europa entsprechend fördert… dh Stellung der versprochenen 3 kompletten Land-Divisionen
beim TLVS wird man vermutlich auch stark streichen… dh „nur“ Upgrade Patriot und das nach unten mit anderen Systemen abrunden
STH wird per FMS von Stange gekauft und spart so Geld (Helis sind ja auch nicht böse und finden vermutlich auch parteiübergreifend Freunde da die auch im K-Fall/Hochwasserlage usw genutzt werden können)
usw…
letztendlich gilt:
– man braucht verlässliche finanzielle Mittel für die nächsten 5-10 Jahre -> parteiübergreifender Konsens nötig
– man braucht einen Plan wie man die Streitkräfte mit diesen Mitteln gestalten kann/will (hat man eigentlich schon, muss ggf in Teilen angepasst werden)
– Fokus auf Zusagen der Kräfte an die NATO -> alles andere ist nice to have
– man sollte die Struktur der Streitkräfte straffen (weniger Stäbe, Orga, Verwaltung, mehr Boots on the Ground)
– man sollte die Beschaffung straffen/optimieren -> einfachere Beschaffungswege, Erhöhung der 25 Mio Vorlage, viel mehr fertig entwickelte Produkte von der Stange kaufen, neu entwickelte Produkte schnell in kleinen Losen einführen -> danach Anpassungen und ggf weitere Lose auf dem finalen Stand
– man sollte sich bei der Beschaffung auf die Mittel konzentrieren die gut laufen und da ggf die Anzahl erhöhen (Boxer, LUH, EAGLE, usw.)
– die neuen Großprojekte mit Frankreich kann man auch 2 Stufen weniger ambitioniert gestalten…
beim FCAS sollte man sich vllt doch mit UK zusammentun… das würde zig Milliarden sparen …
beim MGCS sind viele Einzelbestandteile schon auf den Weg gebracht… diese gilt es nur zusammenzufügen
Nochmals … wie sich der Haushalt mittelfristig entwickelt, hängt nicht von Olaf Scholz ab. Der muss erst einmal wieder in die Regierungsverantwortung gewählt werden. Selbst der Einfluss der pandemiebedingten Rezession auf künftige Etats wird m.E.n. von vielen Lesern überschätzt.
Schuldenfinanzierte Ausgaben geraten nämlich wieder in Mode. Das Motiv der Rüstungsausgaben als Mittel der Wirtschaftsförderung taucht bei allen Fraktionen auf (außer Die Linke). Und kommt der nächste Kanzler aus den Reihen der Union, wird er sich außenpolitisch vom Erbe Angela Merkels emanzipieren wollen.
Was politische Hindernisse anlangt; mit der Abwahl Donald Trumps ist aus Sicht von SPD und Grünen zumindest eine Hürde für Rüstungsgeschäfte mit den USA gefallen. Das betrifft v.a. drei wichtige Projekte: den schweren Transporthubschrauber, die Interimslösung Seefernaufklärer und den taktischen Atombomber.
• Was die politische Seite anlangt, dürfte der sTH am wenigsten Probleme machen. Er lässt sich als Beitrag zu humanitären Missionen und zum Katastrophenschutz verkaufen und ist somit auch für die Parteilinken bei SPD und Grünen prinzipiell zustimmungsfähig.
• Der Seefernaufklärer als (symbolisches) Statement gegen russische Expansionsbestrebungen im baltischen Raum ist für alle Parteien außer AfD und Linke prinzipiell zustimmungsfähig; den Ideologen bei SPD und Grünen lässt sich der Deal außerdem als Beitrag zur Flüchtlingsrettung verkaufen.
• Bleibt der Tornado. Die Variante ECR zu ersetzen, dürfte vergleichsweise unproblematisch werden; „elektronische Kampfführung“ klingt nicht allzu martialisch. Die Nukleare Teilhabe indes ist ein veritables Minenfeld, auch wenn das Interesse der Bevölkerung vermutlich überschätzt wird.
Allein eine unionsgeführte Regierung wird das Thema überhaupt auf die Agenda setzen. Vielleicht könnte sich der jeweilige Juniorpartner sogar sein Einverständnis abkaufen lassen, aber darauf werden sich CDU/CSU kaum einlassen, denn der Preis wäre gewiss gewaltig.
Die Frage ist, ob sich SPD und Grüne in einer Regierung ohne Unionsbeteiligung getrauen würden, einen so deutlichen Bruch mit der NATO und den USA zu vollziehen. Möglich ist es, wenn auch heuer weniger wahrscheinlich als noch vor einem Jahr.
Vermutlich wird man (gleich wer regiert) einen unaufrichtigen Kompromiss aushecken, der Olivenzweige in jede Richtung ausstreckt, oder es so zu deichseln verstehen, dass Berlin nicht als verantwortlich erscheint, wenn als Endergebnis kein echter Beitrag zur nuklearen Abschreckung herauskommt.
Ein solcher Kompromiss könnte z.B. darin bestehen, den Typhoon-Jagdbomber zu bestellen. Letztes Jahr hieß es, die Zertifizierung für Atomwaffen könnte fünf bis acht Jahre in Anspruch nehmen. Damit hätte man das Thema um an die zwei Legislaturperioden vertagt – und wer weiß, ob die Zertifizierung jemals fertig würde.
Das vorhandene Geld passt nicht zur aufgeschriebenen nationalen Ambition (Fähigkeitsprofil). Das war schon vor Corona absehbar und wird nun offensichtlich. Man wird sich von Fähigkeiten, möglicherweise nur zeitweise, trennen müssen. Das betrifft aber größtenteils lediglich Betrieb und Investition in Material.
Der größte Posten sind jedoch die Personalausgaben – da steckt der wahre Einsparbatzen drin. Wieviele Kommandobehörden leistet sich die Bw mit unzähligen Referent*innen, Dezernent*innen, die sich mit der von ihnen produzierten Bürokratie gegenseitig lahmlegen? Das sind alles schlaue Menschen, die nur das Beste für ihren Laden wollen – nur in der Gesamtschau wird nichts Gescheites draus.
Es wird wohl nicht ohne Personalabbau gehen – und langfristig muss die Struktur der Bw ohnehin verändert werden – der Altersschnitt der Soldat*innen steigt unablässig – und das ist nichts, was man bei einer leistungsfähigen Armee brauchen kann.
Das liegt sicherlich auch daran, dass die Berufssoldat*innen am Beamtenrecht hängen – und die dienen eben bis 60+. Das ist mit dem Blick auf den Kern des soldatischen Handwerks, den Kampf, völlig gaga. Hier muss eine Trennung her, um Berufssoldat*innen, die keine Perspektive nach oben haben, auch beizeiten nach Hause schicken zu können, anstelle sie in Kommandobehörden die Bürokratie weiter füttern zu lassen. Ja, diese Pensionen kosten – aber die Opportunitätskosten ihrer Weiterbeschäftigung sind noch viel höher.
Soso, „insbesondere in den Bereichen Rüstungsbeschaffung und Digitalisierung“. Genannte Projekte im Bereich Digitalisierung: 0. Projekte zur Digitalisierung im Eckwertepapier: 0.
Die Bundeswehr digitalisiert also 2022 irgendwie und auf einen Schlag und dann ist dieses Digitalisieren zu Ende, weil nicht finanziert. Wollen wir mal wetten, dass 99% dieses Geldes nicht für Digitalisierung ausgegeben wird?
„auf den Kern des soldatischen Handwerks, den Kampf, völlig gaga“
Der Kapitän einer Fregatte kann 60 sein und trotzdem ist die Fregatte kampffähig und der Divisionskommandeur kann sogar 65 sein und eine Division ordentlich führen.
Der 55-jährige Luftfahrzeugtechniker muss es nur schaffen seine Arbeit im hohen Alter noch ausführen zu können und dann ist es egal, ob er 30 ist oder 50.
Der wird eh niemals mit einem G36 an der Front stehen und Stellungen wechseln müssen.
Wichtig ist eher, dass er Erfahrung hat und seine Arbeit (Flugzeuge schrauben) beherrscht.
Was völlig anderes sind natürlich die Bereiche, in denen Fitness wichtig sind oder wichtig sein könnten. Da wirkt sich das Alter schon stark aus auf die Kampfkraft.
Ich schätze aber, dass nur circa 30 % aller Soldaten aktuell überhaupt so fit sein müssen und nur 50 % aller Soldaten im Verteidigungsfall.
Ich kann My two Cents nur zustimmen. Die derzeit angestrebte Personalstärke von 203.000 SuS ist eine politische Zielsetzung ohne jede Chance auf Realisierung. 10.000 weitere SuS jährlich rund 1 Mrd. € – ohne Pensionsansprüche, Ausbildungskosten, Unterkunft, Material etc.. Die brutto Kosten dürften also um den Faktor X nochmals deutlich höher liegen. Es ist also – Regierungswechsel und Bundestagswahl hin oder her – schlichtweg unrealistisch, dass die Bw diese Zielgröße je erreichen wird.
Umso spannender daher die Stimmen auch aus der Unionsfraktion zu diesem Thema „Personalkörper“. ParlStS Tauber dachte jüngst laut über ein BS-flex Modell nach, um Berufssoldaten nach einigen Jahren in der Truppe an die zivile Verwaltung abgeben zu können und insbesondere der Überalterung der Truppe entgegen zu wirken. Andere führende CDU Abgeordnete halten sogar eine Zielgröße von 120.000 – 140.000 SuS für realistisch. Das sei umsetzbar, sofern man Strukturen straffe, Bürokratie abbaue und das Fähigkeitsprofil deutlich auf Landes- und Bündnisverteidigung ausrichte. Dafür muss man dann aber den Begriff „Kernfähigkeiten“ neu definieren.
Alles in allem sollten wir diese Ansätze vielleicht zum Anlass nehmen, um insbesondere der Politik immer wieder vor Augen zu halten, dass es bei zusätzlichen X Mrd. € für die Bw nicht um ein paar einzelne Rüstungsprojekte geht, die man kauft oder nicht, sondern das dahinter die viel größere, wichtigere Frage steht, für welches Fähigkeitsprofil man Rüstungsprojekte kauft und ob der angestrebte Zielzustand noch aktuell ist. Anderenfalls werden wir in zehn Jahren wieder dort stehen, wo wir heute sind und neue Fregatten bekommen, deren Fähigkeiten nicht zu unseren Anforderungen passen oder feststellen, dass ein MGCS, ein FCAS oder ein TLVS eigentlich nur die x-te Weiterentwicklung des Pferdes sind – statt der erhoffte Sprung zum Automobil.
Katastrophal für die Bundeswehr ist die sinkende Finanzlinie aufgrund des Festhaltens an den folgelogisch nicht finanzierbaren neuen Großvorhaben der deutsch-französischen und deutsch-norwegischen Rüstungskooperationen, PEGASUS, Nachfolge TORNADO, Flottendienstboote, Luftfahrzeugen zur U-Boot-Abwehr sowie eines Taktischen Luftverteidigungssystems.
Mit der für 2022 geplanten Steigerung kann aufgrund der sinkenden Finanzlinie danach nichts substanzielles beschafft werden. Im Gegenteil: Durch das Absinken der Finanzlinie unterhalb der bisherigen Finanzplanung sind bisher finanzierbare Vorhaben nun folgelogisch nicht mehr finanzierbar. Da stellt sich die Frage, inwieweit Vorhaben davon betroffen sind, die vor der Bundestagswahl noch durch den Haushaltsausschuss gebilligt werden sollen.
Bei keinem der im Eckwertebeschluss genannten Vorhaben erschließt sich, wie „die Umsetzung eines Teils dieser Vorhaben mit den Eckwerten bereits ermöglicht wird“. Demnach sind nur für PEGASUS Haushaltsmittel vorgesehen – und dort auch nur für die Flugzeuge. Was ist denn hier bitte mit „Umsetzung“ und „Teil“ gemeint? Damit können doch nicht ernsthaft „Projektfragmente“ gemeint sein.
Das die Vorhaben nicht benannt werden, die „jetzt ermöglicht werden“, wirft Fragen auf – insbesondere auch im Kontext der Verdrängung kleiner und mittlerer Vorhaben, die hierdurch bei einer sinkenden Finanzlinie entstehen.
Morgen am Mittwoch den 24. März drei beschaffungsrelevante 25 Mio Vorlagen zur Beratung im Verteidigungsausschuss:
Ergänzungsbeschaffung MG5
Rahmenvertrag über die Beschaffung von Zeltsystemen
Betrieb der C-130J mit Frankreich
Es geht weiter in kleinen Schritten weiter voran.
ESUT meldet heute „Das mit Norwegen geplante U-Boot kommt!“ und nennt dabei 5.5 Mrd Euro für zwei deutsche Boote 212CD und 4.4 Mrd Euro für vier norwegische Boote. @TW: Haben Sie eine Möglichkeit nach Details für die Ursache dieser sehr unterschiedlichen und im deutschen Fall exorbitant erscheinenden Summen zu erfragen?
[Ist mir auch aufgefallen, und ich habe keine Erklärung für die Preisdifferenz bislang. Die Summe für die Norweger haben sie ja selbst genannt:
https://www.regjeringen.no/no/aktuelt/nyeubater/id2840758/
Das BMVg hat zwar die Einigung bestätigt, aber nichts zu den Preisangaben gesagt. Versuche das mal zu klären.
T.W.]
@U-Boot-Kosten:
Wobei ich mich frage, wie ESUT auf die genannten Zahlen kommt: „Im Verteidigungshaushalt sind für die beiden für Deutschland bestimmten Boote 5,5 Milliarden Euro eingeplant.“
Also beim Blick in den HH-Entwurf für 2021 sind für dieses Jahr 50 Mio Euro eingestellt und für die Folgejahre Verpflichtungsermächtigungen (VE) über 2,75 Mrd. Euro aufgelistet. Wird da intern noch anders gerechnet? Oder werden die VE nur über eine Teilsumme eingestellt?
@ Muck
Zitat: „Ein solcher Kompromiss könnte z.B. darin bestehen, den Typhoon-Jagdbomber zu bestellen. Letztes Jahr hieß es, die Zertifizierung für Atomwaffen könnte fünf bis acht Jahre in Anspruch nehmen. Damit hätte man das Thema um an die zwei Legislaturperioden vertagt – und wer weiß, ob die Zertifizierung jemals fertig würde.“
Um den Eurofighter zu zertifizieren, müssten Konstruktionsgeheimnisse von Airbus offen gelegt werden. Dies wird gegenüber der amerikanischen Regierung, und damit faktisch gegenüber Boing und den anderen US-Rüstungskonzernen, nie ( ! ) passieren.
@ my two cents
Zitat:
„Das liegt sicherlich auch daran, dass die Berufssoldat*innen am Beamtenrecht hängen – und die dienen eben bis 60+. Das ist mit dem Blick auf den Kern des soldatischen Handwerks, den Kampf, völlig gaga. Hier muss eine Trennung her, um Berufssoldat*innen, die keine Perspektive nach oben haben, auch beizeiten nach Hause schicken zu können, anstelle sie in Kommandobehörden die Bürokratie weiter füttern zu lassen. Ja, diese Pensionen kosten – aber die Opportunitätskosten ihrer Weiterbeschäftigung sind noch viel höher.“
Die Fakten sprechen eine andere Sprache !
2010 hatte die Bw noch ca. 250000 Soldaten, davon 50000 Berufssoldaten. Damals wurde von der höchsten Personalabteilung der Bw die Devise ausgegeben „wir können uns keine 50000 BS auf Dauer leisten“. Die Zahl muss gesenkt werden. Wir wollen den Langzeit SaZ und verpflichten die Soldaten nach Bedarf der Truppe.
2021 hat die Bw 184 000 Soldaten und davon 53000 BS ! Was ist passiert ? Es fand eine Abstimmung mit den Füßen statt. Es gab zu wenige verpflichtungswille SaZ. Die Trendwende Personal fand im wesentlichen über eine Verlängerung der Dienstzeiten der BS statt. Die ist jetzt zwar weitgehend abgebaut, aber den Regenerationsbedarf für langjährige Spezialisten ließ sich nur über die Attraktivität des BS decken !
Also Wiederbelebung BO 41 ? Dies wäre die Lösung, aber da ist die gesamte restliche Beamtenschaft der Bundesrepublik Deutschland vehement dagegen ! Verlängerung der Lebensarbeitszeit des Berufsbeamten auf 67 Jahre ist erfolgt. Eine Einführung eines pensionsberechtigten Berufssoldatenverhältnis mit Pensionierung durch den Dienstherrn mit dem jeweils erreichten Prozentzahlen der Pensionsansprüche ist absolut illusorisch – jedoch ehrlicherweise absolut notwendig für unsere Bundeswehr.
@Ottone
*ESUT meldet heute „Das mit Norwegen geplante U-Boot kommt!“ und nennt dabei 5.5 Mrd Euro für zwei deutsche Boote 212CD und 4.4 Mrd Euro für vier norwegische Boote.*
Kann eigentlich nur damit begründet sein das die Norweger anders Rechnen. Also nur die Kosten für die „Nackten Boote“ und Waffensysteme sowie die Führungs- & Waffeneinsatzsysteme seperat bestellen. Ansonsten ist ein um 50% geringerer Preis nicht erklärbar.
Die BMVg Mitteilung dazu.
Das Verteidigungsministerium beabsichtigt, dem Parlament die 25 Millionen-Euro-Vorlagen für beide Projekte noch vor der Sommerpause vorzulegen.
https://www.bmvg.de/de/presse/einigung-projekt-u212-common-design-u212cd-5044700
@Georg
*Also Wiederbelebung BO 41 ? Dies wäre die Lösung, aber da ist die gesamte restliche Beamtenschaft der Bundesrepublik Deutschland vehement dagegen !*
Klar ist der Zivile Rest dagegen… Deswegen muss man den BS auch zur absoluten Orchidee machen. Statt dessen ein System des SaZ25 etablieren das attraktiv ist….
-pro Dienstjahr 4 Monate BFD, während der BFD Zeit RDL Beorderung.
-im Anschluss an den BFD eine „Betriebsrente als Übergangsversorgung“ 50% der letzten Bezüge bis Regelaltersrente. Wem es reicht toll, der Rest verdient dazu.
Würde für einen 25. Jährigen bedeuten der nach Schulabschluss, Berufsausbildung und ein paar Jahren Berufspraxis inklusive einer Orientierungszeit (ich tingel durch die Welt) in die Streitkräfte eintritt. Mit spätestens 50. Entlassen wird. Er/Sie bekäme dann 8 Jahre oder 100 Monate weiter volles Gehalt und würde noch der Reserve zur Verfügung stehen. Mit 58. Würde dann die Betriebsrente kommen, die könnte man dann noch sehr bequem mit einer Teilzeit Stelle auffüllen. 9 Jahre Später steht dann die Regel Rente an.
Klar müssten die Zeiten dann großzügig nachversichter werden, aber bestimmt wäre das um etliche Male billiger als sich die ganzen BS zu halten. Weil man in diesem Rechenbeispiel noch genau 17. Jahre anteilig für einen ehemaligen Soldaten aufkommen muss anstatt z.B. 41 Jahre für einen BO41 der das 82. Lebensjahr erreicht hat.
@Georg sagt: 24.03.2021 um 8:22 Uhr
„2021 hat die Bw 184 000 Soldaten und davon 53000 BS ! Was ist passiert ? Es fand eine Abstimmung mit den Füßen statt. Es gab zu wenige verpflichtungswille SaZ. “
Sorry, aber das ist schlicht und einfach FALSCH. Es gibt genug verpflichtungswillige (und zumindest hinreichend qualifizierte) SaZ.
Er meint, dass es nicht genügend verpflichtungswillige SaZ-Anwärter (also FWDL oder noch Zivilisten) gab und man die schon verpflichteten SaZ (Bestands-SaZ) zu Berufssoldaten gemacht hat, weil man sonst insgesamt weniger Soldaten in der Bundeswehr gehabt hätte.
Dass es im Pool der SaZ natürlich noch mehr verpflichtungswillige und hinreichend qualifizierte Anwärter für Berufssoldaten gibt und diese gerne BS werden wollen ist klar und nachvollziehbar.
Der Berufssoldat ist für einen Menschen, der mit der Arbeit und dem Arbeitgeber klar kommt ein verständlicherweise lohnendes Ziel.
Der Soldat auf Zeit ist für einen Menschen, der noch nie mit der Bundeswehr in Kontakt kam (Zivilist) halt nicht so lohnend. Für einen FWDL nur in X Prozent der Fälle. Diese Prozentzahl wäre auch mal interessant. (Anteil an FWDL, die sich weiterverpflichten)
@Georg sagt: 24.03.2021 um 8:22 Uhr und eigener Kommentar von 10:17 Uhr
Ich muss meinen Kommentar zurück nehmen. Ich habe Ihren Kommentar falsch verstanden und deswegen eine Antwort gegeben, die nichts mir Ihrer Aussage zu tun hat.
Ich kann Ihre Behauptung, dass es nicht genügend SaZ gibt, die bereit sind sich auf lange Verpflichtungszeiten einzulassen (also z.B. SaZ 20 anstatt BS Übernahme) weder bestätigen noch widerlegen.
Möglicherweise haben Sie mit Ihrer Vermutung Recht, möglicherweise aber auch nicht.
Ein weitere Aspekt zu SaZ 20/25 versus BS:
Welches Klientel will Berufssoldat werden und welches Klientel ist bereit bei Verweigerung des BS auf SaZ 20/25 aufzulegen ?
Nach meiner Einschätzung ist der 27 – 30 jährige OFw, bestens qualifiziert als z.B. Bordtechniker, Sanitäter, Lfz-Elektroniker, Kfz MechMstr usw eher bereit BS zu machen als bei Ablehnung des BS auf SaZ 20 aufzulegen.
Denn der vernünftige, auch für einen Zivilberuf in der heutigen Zeit gut qualifizierte Portepeeunteroffizier überlegt es sich sehr genau, ob er mit 32 Jahren und 4 Jahren BFD-Ansprüchen ausscheidet um dann mit Mitte 30 eine gesettelte Position in der Wirtschaft zu haben oder ob er mit 40 bis 45 Jahren, 20 – 25 Jahre nach seiner Lehre und event. in einer kämpfenden Verwendung beruflich wieder von vorne anfängt.
Diese Logik, die mir absolut einleuchtet (denn so habe ich dies auch gemacht und war mit 26 Jahren BS) will anscheinend heute der höheren Personalführung nicht mehr einleuchten.
@Georg
klar so wie es jetzt aktuell gehandhabt wird macht der SaZ über 12 oder 13 Jahre hinaus in der Regel keinen Sinn für das Individuum. Die Gründe haben Sie dargelegt… ich persönlich habe mich aus ähnlichen Gründen gegen eine Dienstzeitverlängerung und für ein zurück in die Privatwirtschaft entschieden und bin auch ein Jahrzehnt nach Ende meiner Dienstzeit sehr zufrieden mit dieser Entscheidung.
Die Bundeswehr hat ein Personal Findungsproblem. Man hat darauf u. a. reagiert in dem man die BS später in Pension schickt und anderseits den Anteil von BS am gesamt Personalkörper erhöht hat. Beides bindet Haushaltsmittel in erheblicher Höhe für Jahrzehnte.
Wenn man jetzt ein Modell schafft, wie ich es in meinem vorangegangenen Beitrag geschildert habe. Könnte man für weniger Haushaltsmittel einen Jüngeren Personalkörper schaffen und könnte auch viele „Versorgungs Dienstposten“ für 60+ Oberstabsfeldwebel streichen, was der Schlagkraft der Streitkräfte bestimmt nicht abträglich wäre.
Ein junger Mensch der planbar weiß, 25 Jahre diene ich. Im Anschluss erhalte ich „Sozial-/Übergangsleistungen“ des Dienstherren die einen guten Lebensstandart sichern und eine sehr gute Work Life Balance ermöglichen. Wären ein verdammt gutes Werbeargument. Der BO41 bekommt ja auch nur knapp 54% als Pension und muss quasi dazu verdienen, kostet den Verteidigungshaushalt, wenn er lange Lebt aber verdammt lange viel Geld. Geld welches in Zeiten knapper Kassen schnell fehlt wenn es darum geht die aktive Truppe mit vernünftiger Ausrüstung ausstatten zu können.
5,5 Milliarden Euro für 2 U-Boote…
DAS dürfte die am schlechtesten versteckte Subvention deutscher Werften der letzten Jahre sein.
Für etwas mehr als diese Summe bauen die Briten 2 Flugzeugträger…
[Wir schauen mal, ob sich diese Zahl so bestätigt. T.W.]
@ T.W.
Wollen wir hoffen, dass es deutlich weniger ist…
Die Italiener planen ebenfalls eine Weiterentwicklung der 212A, die nicht ganz so fortschrittlich wird, wie unsere 212CD, aber nur 1,35 Milliarden Euro für 2 Boote und Entwicklung kostet:
https://www.navalnews.com/naval-news/2021/02/italys-u212nfs-near-future-submarine-contract-signed/
Für die zwei deutschen 212CD sollten es anstelle der in ESUT konstatierten 5,5 eigentlich „nur“ 2,5 Mrd Euro sein, also leicht mehr als das was Norwegen rechnet. Plus grob 1 Mrd für zukünftig zugesagte NSM Beschaffungen (wohlgemerkt für Fregatten und nicht für die U-Boote).
@ Küstengang 01
Zitat:
„-im Anschluss an den BFD eine „Betriebsrente als Übergangsversorgung“ 50% der letzten Bezüge bis Regelaltersrente. Wem es reicht toll, der Rest verdient dazu.
Würde für einen 25. Jährigen bedeuten der nach Schulabschluss, Berufsausbildung und ein paar Jahren Berufspraxis inklusive einer Orientierungszeit (ich tingel durch die Welt) in die Streitkräfte eintritt. Mit spätestens 50. Entlassen wird. Er/Sie bekäme dann 8 Jahre oder 100 Monate weiter volles Gehalt und würde noch der Reserve zur Verfügung stehen. Mit 58. Würde dann die Betriebsrente kommen, die könnte man dann noch sehr bequem mit einer Teilzeit Stelle auffüllen. 9 Jahre Später steht dann die Regel Rente an.“
Das ist ein sehr interessanntes Modell, was Sie da vorschlagen. Es lehnt sich an die Vorgehensweise der zivilen Wirtschaft an, wenn Personal freiwillig abgebaut werden soll, mit großzügigen Sozialplan.
Es kommt aber auch dem dem Tarifvertrag Öffentlicher Dienst (TÖVD) mit der sogenannten 58er Regelung für die Zivilbeschäftigten der Bundeswehr in den zwei Jahrzehnten des Personalabbaus, in der Bw recht nahe.
Die kamen in ihrer Übergangsversorgung mit der 58er Regelung auf ca. 70 – 80 % ihres letzten Nettogehaltes, wobei gleichzeitig die Rentenbeiträge an die Rentenkasse voll weiterbezahlt wurden, so dass die normale Altersrente ohne Abschläge mit 65 Jahren bezogen werden konnte.
Für den Abbau des Zivilpersonals der Bw war dies ein attraktives Modell.
Die 25 Dienstjahre x 4 Monate / Dienstjahr BFD-Ansprüche, gleich 100 Monate, gleich 8 Jahre und 4 Monate „Lohnfortzahlung“ mit ca. 70 % des letzten Nettos mit unbeschränkter Hinzuverdienstregelung lässt niemanden verhungern, denn selbst ein gesunder 50-jähriger findet irgendeinen 450 Euro Job und mit ca. 50 % des Gehaltes als OFw d.R. ist man deutlich über der Armutsgrenze und kann durch die Möglichkeit der Reservedienstleistung auf 100 % Gehalt aufstocken, wie z.B. jetzt in der Pandemie, wo es ja nur um die Bereitstellung von Arbeitskraft geht und nicht um die Bereitstellung von Fachwissen (ausser den Soldaten des Sanitätsdienstes).
Ihr Vorschlag hört sich gut an, Die Frage ist nur, ob die deutsche Gesellschaft bereit ist, einem ehemaligen Soldaten als SaZ 25 im Anschluss an seinen Dienst ca. 16 Jahre lang ca 50-70 % seines letzten Gehaltes zu zahlen und zusätzlich die Beiträge zur Rentenversicherung zu bezahlen.
@ Ottone
Ich weiss nicht wirklich, was ich von diesen halbherzigen Kooperations-Versuchen in Europa so halten soll.
U-Boote mit Norwegen, der alte Partner entwickelt selber weiter. Ansonsten konkurriert man mit Spanien und Frankreich, anstatt zusammen zu arbeiten.
Mini-Geschwader nur mit Frankreich mit Hercules, den jetzt sie RAF ausflottet und komplett durch A400M ersetzt, usw.
Man kooperiert immer mit zu wenig potentiellen Partnern, konkurriert da, wo es unnötig ist und baut Fähigkeiten auf, die wie nicht brauchen und Andere schon wieder abschaffen…
Und so kommen dann die immensen Kosten zustande.
@Georg
*Ihr Vorschlag hört sich gut an, Die Frage ist nur, ob die deutsche Gesellschaft bereit ist, einem ehemaligen Soldaten als SaZ 25 im Anschluss an seinen Dienst ca. 16 Jahre lang ca 50-70 % seines letzten Gehaltes zu zahlen und zusätzlich die Beiträge zur Rentenversicherung zu bezahlen.*
Die Gesellschaft wäre bestimmt dazu bereit, wenn man im Gegenzug BS Dienstposten auf einen Anteil von nicht mehr als 5% des Personalkörpers verringert.
Man muss es den Leuten ja nur einmal vorrechnen…
-Was kostet ein BS im Vergleich zu einem SaZ25?!
-Warum ist es nötig in den Streitkräften meinen Altersdurchschnitt niedrig zu halten…. ist der Soldatenberuf evtl. mit besonderen Härten verbunden!?
Ich weiß in Deutschland geht es da schnell immer um die Neiddebatte, warum bekomme ICH das nicht auch.
Wenn man es über das Modell „Betriebsrente“ laufen ließe, wäre das eine ziemlich genau planbare Sache. Mit 67. ist die Bundeswehr durch mit den Leistungen, evtl. früher (vorgezogener Rentenbeginn, frühes Ableben). Beim BS muss ich nicht nur knapp 15 Jahre Länger einen *Warmen, Bequemen, Alters gerechten* Dienstposten vorhalten sondern evtl. auch deutlich länger eine höhere Pension zahlen.
Die Neider wird es geben, die gibt es immer. Sie können sich nicht vorstellen was bei den Zöllnern los war als die Bundespolizei wieder die freie Heilfürsorge eingeführt hat.
Das klassische BS-System hat gut funktioniert, weil es über Jahrzehnte eine im Wesentlichen gleiche Truppenstärke mit einer in Grundzügen stabilen und „gesunden“ Pyramiden-Struktur gab, was das Gefüge BS/SaZ/GWDL anbetraf.
Ab 1990 wurde die Gesamtstärke der Bw beständig heruntergefahren, wobei dabei – eben wegen des BS-Status – unterdurchschnittlich bei den BS eingespart wurde, weswegen man gar nicht mehr von einer gesunden Struktur sprechen kann.
Dieses Instrument ist also mittlerweile unbrauchbar geworden, der BS flex/Vario/BO41 ist die logische Konsequenz, wenn man der Bw eine gesunde Struktur geben möchte. Wenn man weiterhin Überalterung und Stabslastigkeit möchte, dann sollte man den BS jetziger Art beibehalten.