Lange Liste für die Rüstungsbeschaffung – und lange Liste der Projekte ohne Geld
Das Verteidigungsministerium hat eine lange Liste der Rüstungsvorhaben zusammengestellt, die bis zum Sommer den Haushaltsausschuss des Bundestages passieren sollen. Darauf stehen allerdings auch Projekte, deren Zukunft zwar finanziell gesichert, aber politisch oder rechtlich noch unklar ist. Und, so weit erkennbar erstmals, gibt es auch eine Liste mit Rüstungsvorhaben, die gewollt sind – aber bislang ohne gesicherte Finanzierung.
Bei den Projekten geht es um die so genannten 25-Millionen-Vorlagen: Für den Verteidigungshaushalt gilt die Sonderregelung, dass jede Beschaffung mit einem Volumen von mehr als 25 Millionen Euro gesondert vom Haushaltsausschuss des Parlaments gebilligt werden muss. Die Übersicht für die im ersten Halbjahr 2021 geplanten Vorlagen umfasst 51 verschiedene Posten; ein Überblick mit einigen Anmerkungen:
• System Sturmgewehr: Über die Beschaffung der neuen Standardwaffe für die Streitkräfte als Nachfolger des G36 soll die Entscheidung im 2. Quartal fallen. Bislang verzögert sich die Beschaffung, weil es einen patentrechtlichen Streit gibt: Das Bundesamt für Ausrüstung, Informationstechnik und Nutzung der Bundeswehr (BAAINBw) hatte sich für das Gewehr MK556 der Suhler Firma C.G.Haenel entschieden, der unterlegene Konkurrent Heckler&Koch hatte das unter Hinweis auf möglicherweise verletzte eigene Patente rechtlich angegriffen.
Das Verteidigungsministerium hatte daraufhin Gutachten eingeholt, auf deren Grundlage noch im Februar das weitere Vorgehen festgelegt werden soll. Haenel erklärte allerdings Anfang dieser Woche, das nach rechtlicher Bewertung des Unternehmens kein Patentverstoß vorliege – damit wäre bei einem Zuschlag für Heckler&Koch der Rechtsstreit absehbar, was die Beschaffungsentscheidung weiter verzögern könnte.
Eine weitere Vorlage sieht die Beschaffung von Optik und Optronik vor, die zunächst am G36 genutzt werden soll, außerdem Zusatzausstattung für das künftige Sturmgewehr.
• Auf jeden Fall von Heckler&Koch kommen weitere Maschinengewehre vom Typ MG5, Billigung im Haushaltsausschuss für Anfang April vorgesehen.
• Eurodrohne: Mitte März soll das Parlament die weitere Entwicklung des europäischen ferngeführten Luftfahrzeugsystems für das Flugsegment Medium Altitude Long Endurance, gemeinhin Eurodrohne genannt, freigeben. Dabei geht es um ein gemeinsames Projekt mit Frankreich, Italien und Spanien, für das zunächst Entwicklungsgelder teilweise für die kommenden Jahre, dann als Verpflichtungsermächtigung, vom Parlament beschlossen werden sollen. Da es sich um ein System handelt, das auch bewaffnet werden kann, wird dabei auch die Haltung des Koalitionspartners SPD zu bewaffneten Drohnen eine Rolle spielen – deshalb steht das Thema auch auf der Tagesordnung des Koalitionsausschusses am (heutigen) Mittwochabend.
• Ebenfalls europäische Gemeinschaftsprojekte sind das Future Combat Air System (FCAS, mit Spanien und Frankreich) und Main Ground Combat System (MGCS, mit Frankreich), für die im zweiten Quartal weitere Gelder für die Entwicklung zur Billigung anstehen.
• Als weiteres multinationales Projekt steht die Entwicklung und Beschaffung von U-Booten der Klasse 212CD an; gemeinsam mit Norwegen sollen sechs U-Boote entwickelt und gebaut werden, zwei davon für die Deutsche Marine. Der Haushaltsausschuss soll darüber im 2. Quartal abstimmen.
• Die Marine soll die norwegische Naval Strike Missile (NSM) als neues Lenkflugkörper-Waffensystem Seeziel/Landziel erhalten; Entscheidung im 2. Quartal.
• Das Hauptwaffensystem der Korvetten der Marine, der Seeziel-Lenkflugkörper RBS 15 Mk3, muss zum Teil re-zertifiziert und instandgesetzt werden. Dabei dürfte es um die 25 Lenkflugkörper gehen, die die Marine schon länger im Bestand hat; der Kauf von weiteren 75 dieser Waffen war erst im vergangenen Jahr bewilligt worden. Die Billigung durch den Ausschuss wird für das 2. Quartal erwartet.
• Die lange gpelante Hubschrauberdrohne für die Korvetten soll nun angeschoben werden: Anfang April ist die Beschlussfassung über die Vorlage für Entwicklung und Beschaffung des Systems Aufklärung und Identifizierung im maritimen Einsatzgebiet (AImEG) geplant.
• Für die geplanten neuen Betriebsstoffversorger der Marine hat das Ministerium eine Beschlussfassung fürs zweite Quartal vorgesehen – allerdings ist bislang noch unklar, wie das zunächst aus Kostengründen gestoppte Verfahren weitergeht.
• Als Nachfolger der noch aus den Endzeiten des Kalten Kriegs stammenden Flottendienstboote Oker (Foto oben), Oste und Alster sollen drei neue Aufklärungsschiffe der Klasse 424 beschafft werden. Diese Einheiten werden mit einer Länge von gut 130 Metern schon in die Größenklasse der Fregatten aufrücken. Die Ausschreibung wird völlig national erfolgen – nicht in erster Linie wegen der Schiffe selbst, sondern angesichts der integrierten Aufklärungsausstattung. Eine Entscheidung ist für das 2. Quartal vorgesehen.
• Ein weiterer Anlauf für ein fliegendes Aufklärungssystem zur Signalerfassung (SIGINT) steht ebenfalls auf dem Plan: Für PEGASUS, (PErsistent German Airborne SUrveillance System – Dauerhaftes deutsches luftgestütztes Überwachungssystem), sollen die Parlamentarier im 2. Quartal Entwicklungskosten freigeben. Der Versuch, nach dem gescheiterten EuroHawk-Projekt und der aufgegebenen Planung, Triton-Drohnen aus den USA dafür zu beschaffen, ist allerdings mit Problemen behaftet: Für die Integration des Aufklärungssystems in die bereits gebilligten Global6000-Flugzeuge fehlt die Finanzierung (s. unten). Auch das wird ein Thema für das 2. Quartal.
• Der Einsatz der bisher schon genutzten Heron 1-Drohnen in Mali soll bis Ende März 2024 verlängert werden, dafür wird der Dienstleistungsvertrag mit Airbus fortgeschrieben und erweitert. Die Entscheidung ist für das 2. Quartal vorgesehen.
• Beschaffung 4. Los mehrrollenfähiges, leichtes Lenkflugkörpersystem (MELLS) für die Panzerabwehr des Heeres, Billigung für Ende Februar vorgesehen.
• Neuer Pionierpanzer als Nachfolger des Pionierpanzers Dachs, die Vorlage soll Mitte März in den Haushaltsausschuss.
• Vereinbarung mit Frankreich für den Betrieb der gemeinsam genutzen C130-Flugzeuge, Billigung Ende März.
• Flugstunden auf angemieteten Maschinen für die Ausbildung von Hubschrauberpiloten von Heer, Luftwaffe und Marine, im Ausschuss für Anfang April geplant.
• Überarbeitung (Obsoleszenzbeseitigung) der Anlage für den Elektronischen Kampf in den Transporthubschraubern CH-53, die wohl noch eine Weile fliegen müssen. Geplant im 2. Quartal.
Damit es nicht zu kleinteilig wird (und die wichtige zweite Liste nicht untergeht), nur kurz die Aufzählung, was sonst noch auf der 25-Mio-Liste steht:
Modulare Zeltsysteme für den Einsatz; Ersatz Tornado Radarwarner; Computer für das System Coalition Shared Data; Bündelfunksystem für die Schiffsicherung; Entwicklung für Joint Fire Support Teams auf Transportpanzer Boxer; Überarbeitung Führungs- und Waffeneinsatzsystem Minenjagdboote; Mehrbedarf Bekleidung; Zünder für Artilleriegeschosse; taktische Radare für die Fregatten der Klasse 123; Ergänzungsvertrag für gesicherte Datenverarbeitung SINA; Suchzünder-Munition für die Artillerie; ungeschützte geländegängige Kranken/Notarztwagen; verlegefähige Auswertestationen für Luftbilder von Tornado und Eurofighter; Folgeprojekt Datenkommunikation HERKULES; Fahrzeuge für Spezialkräfte; deutsch-belgische Beschaffung von Nachtsichtbrillen; Gefechtsstandzentralen für Joint Fire Support; Aufwertung des Radars der Fregatten Klasse F124 zur Raketenabwehr; Messboote für die Wehrtechnische Dienststelle 71; verlegbare Flugsicherungsanlage für Flugplätze im Einsatzgebiet; neue Festrumpfschlauchboote für die Marine; Beschaffung geschützter Transportcontainer für Verwundete; Vereinbarung für Bau und Betrieb des – ressortübergreifend genutzten – Satellitensystems HRWS; Fortsetzung Vertrag strategischer Lufttransport SALIS; neue Radarsysteme für die Überwachung des deutschen Luftraums; Nachrüstung 1. Los Schützenpanzer Puma; Rahmenvertrag für Gefechtsmunition für den Puma; Electronic Warfare System und Satellitenkommunikation für NH90-Hubschrauber; Kraftstoffcontainer; Ersatz/Überholung des nautischen Führungssystems; Pilotensichtsystem für den Kampfhubschrauber Tiger; tragbares Bodenüberwachungsradar.
Das ist schon einiges, was sich das Ministerium für die Zeit bis zur Sommerpause vorgenommen hat – und realistisch muss man sagen:Was bis zur Jahresmitte nicht gebillig ist, wird auch in diesem Jahr angesichts von Bundestagswahl im September und absehbaren Koalitionsverhandlungen nicht mehr auf die Tagesordnung kommen.
Vor diesem Hintergrund ist bemerkenswert, welche wichtigen Vorhaben die Ministerialen mit der Bemerkung versehen haben deren Finanzierung zum jetzigen Zeitpunkt nicht gesichert ist:
• Bodengebundene Luftverteidigung und Nah- und Nächstbereichsschutz – also unter anderem, aber nicht nur, das
• Taktische Luftverteidigungssystem (TLVS)
• Weitere Maßnahmen Digitalisierung Landbasierter Operationen (D-LBO), also: die seit Jahren anstehende Digitalisierung der Kommunikation vor allem beim Heer, aber auch bei Streitkräftebasis und Sanitätsdienst
• Das 3. Los der Korvetten (als Ersatz für das 1. Los)
• Eurofighter Long Term Evolution, die Weiterentwicklung dann auch für die Ablösung des Tornado; folgericht steht auf der Liste der bislang nicht mit Geld hinterlegten Projekte auch
• Tornado-Nachfolge
• Nachfolger Seefernaufklärer, als Zwischenlösung für den Ersatz der P-3C Orion
• Leichter Unterstützungshubschrauber Streitkräfte (also weitere Airbus H145M)
• PEGASUS Entwicklung und Integration (angesichts der geplanten Vorlage dafür, s. oben) nicht so ganz kongruent
• 2. Los Schützenpanzer Puma (eigentlich soll die Entscheidung erst 2022 fallen, aber es scheint da Druck zu geben, eher zu entscheiden)
• Schwerer Transporthubschrauber (nachdem das Vergabeverfahren aus Kostengründen gestoppt wurde)
• Satellitenkommunikation Stufe 3
• Schwerer Waffenträger Infanterie – der Boxer mit Maschinenkanone, als Ersatz für den Wiesel geplant
• Kampfhubschrauber Tiger Mark III – eine vor allem von Frankreich gewünschte Weiterentwicklung des Helikopters.
Unterm Strich: Erstaunlich viel in der Planung, aber auch recht viel aus Kostengründen – vorerst? – nicht realisierbar. Viele Dinge werden also auf eine neue Bundesregierung/Koalition nach der Wahl zukommen.
(Foto: Flottendienstboot Oker in der Kieler Förde, Ende Januar 2020 – Frank Behling)
@T.W.
Als Nachtrag wäre eine kurze Zusammenfassung über welches Gesamtvolumen an Haushaltsmitteln abgestimmt werden soll ganz interessant.
[Finde ich auch, habe ich aber leider so nicht. T.W.]
Man staunt, wieviele riskante Vorhaben eingeplant sind, während unschwer zu realisierende zurückgestellt werden. Von der militärischen Bedarfsseite ganz abgesehen. Projekte wie der MaKaBo sind doch prinzipiell ohne finanzielles oder zeitliches Risiko realisierbar (es sei denn, im BAAINBw stellte mal wieder jemand fest, dass das Serienprodukt nicht gut genug sei und die Bundeswehr die Goldrandlösung spezialanfertigen lassen müsse).
Fantastisch! Traumschön (wie ein ehemaliger Haushaltspolitiker schreiben würde! Endsieg!
Wer bitte glaubt oder traut diesem BMVg zu, auch nur ein Viertel der Liste durchzubringen?
Und was ist eine Planung wert, die komplett gegen eine Haushaltslinie anplant, die weit niedriger ist? Paralleluniversum? Wunschträume?
Politik ist die Kunst der Kompromisse und des Machbaren. Wer wird AKK und ihrem Nachwuchsteam hier diesen politischen und haushalterischen Kredit einräumen, ihr diese Erfolge gönnen?
Völlig unglaubwürdig. Und nebenbei kommen ja sicher noch deutsch-französische, -norwegische,. -niederländische und -US amerikanische Kooperationsprioritäten neu on top.
Da die SPD unter Mützenich und Esken überaus reserviert, allergisch und wahlkämpferisch auf alles, was mit Flecktarn zu tun hat, reagiert, ist der Spannungsbogen groß.
Alles was mit Sensorik zu tun hat, könnte gehen. Alles mit „Atom“ und „ferngesteuert“ eher nicht.
Mal schauen…
Hans-Peter Bartels ging letzte Woche in einem Gastkommentar in der NZZ bezüglich Drohnen noch weiter: Demnach sei alles, wo ansatzweise „Drohne“ draufsteht, derzeit verbrannt, da man davon ausgehen könnte, dass die SPD ihre Zustimmung konsequenterweise verweigern wird. Das dies schwere Folgen hätte (verzögert sich die Eurodrohne, könnte beispielsweise auch FCAS kippen, womit dann automatisch auch MGCS zur Disposition stünde) scheint man dabei riskieren zu wollen, da es ohnehin Merkel/Macron-Projekte sind.
Zudem schreibt Bartels, dass sich die Bundeswehr aus der Modernisierung des TIGER quasi schon verabschiedet hat, was die Zuordnung zu „Finanzierung nicht gesichert“ unterstreicht. Was mich persönlich verwundert: Unter dieser Kategorie taucht auch D-LBO auf – offensichtlich wird man noch länger auf Sprechtafel und/oder Verschleierung setzen müssen…
TLVS und NnbS haben nicht so wahnsinnig viel miteinander zu tun. Die einen rumpeln mit Heeresverbänden mit, und die anderen stehen, gucken und schützen.
ui… da hat man ja noch einiges vor dieses Jahr…
gerade spannend sind ja die Themen „deren Finanzierung zum jetzigen Zeitpunkt nicht gesichert ist“
ich befürchte fast dass sie bei diesen Themen dieses Jahr auch nicht mehr viel tun wird… wenn man es schafft die Hälfte dieser Vorhaben auf den Weg zu bringen, dann wäre das schon ein riesen Erfolg aufgrund der Rahmenbedingungen (viele wichtige Wahlen, Corona, klamme Kassen, hausgemachte Beschaffungs- und Ausschreibungsprobleme,…)
ich bin etwas
positiv überrascht dass das 3. Los Korvetten wohl noch ein Thema ist
negativ überrascht dass der Tiger MK3 auch noch ein Thema ist…
wenn ich diese „Wünsch-dir-was-Liste“ einteilen müsste würde ich das so tun…
1. Wäre gut wenn es vor den Wahlen auf den Weg gebracht wird:
• Bodengebundene Luftverteidigung und Nah- und Nächstbereichsschutz
• Weitere Maßnahmen Digitalisierung Landbasierter Operationen (D-LBO), also: die seit Jahren anstehende Digitalisierung der Kommunikation vor allem beim Heer, aber auch bei Streitkräftebasis und Sanitätsdienst
• Nachfolger Seefernaufklärer, als Zwischenlösung für den Ersatz der P-3C Orion
• Leichter Unterstützungshubschrauber Streitkräfte (also weitere Airbus H145M)
• Schwerer Transporthubschrauber (nachdem das Vergabeverfahren aus Kostengründen gestoppt wurde)
• Schwerer Waffenträger Infanterie – der Boxer mit Maschinenkanone, als Ersatz für den Wiesel geplant
2 nice-to have in dieser Legislaturperiode:
• Das 3. Los der Korvetten (als Ersatz für das 1. Los)
• Tornado-Nachfolge
• Eurofighter Long Term Evolution, die Weiterentwicklung dann auch für die Ablösung des Tornado; folgericht steht auf der Liste der bislang nicht mit Geld hinterlegten Projekte auch
• PEGASUS Entwicklung und Integration (angesichts der geplanten Vorlage dafür, s. oben) nicht so ganz kongruent
• Satellitenkommunikation Stufe 3
3 kann warten/braucht man in dieser Form/dieser Legislaturperiode nicht:
• Taktische Luftverteidigungssystem (TLVS)
• 2. Los Schützenpanzer Puma (eigentlich soll die Entscheidung erst 2022 fallen, aber es scheint da Druck zu geben, eher zu entscheiden)
4 braucht man überhaupt nicht:
• Kampfhubschrauber Tiger Mark III – eine vor allem von Frankreich gewünschte Weiterentwicklung des Helikopters.
@obibiber
Wenn man das Fähigkeitsprofil Bw ernst nimmt, muss man Ihren Wunschkatalog in Ressourcenverbünden denken. Dann kommt man womöglich auf eine ganz andere Reihung!?
Der Zweck dieser Liste erschließt sich mir nicht sofort. Vorhaben, deren Finanzierung nicht gesichert sind, haben sich für das 1. Halbjahr automatisch erledigt. Da eine Parlamentsvorlage mit allen Nebengeräuschen (inkl Rechnungshof, MZ aller betroffenen Abteilungen, Sts-Vorlage) regelmäßig mindestens 3 Monate beansprucht können alle Vorhaben, bei denen bis Ende März kein endverhandelter Vertrag vorliegt, getrost gestrichen werden. (Von evtl einem Einzelfall, der politisch von beiden Koalitionspartnern dringend gewünscht ist, einmal abgesehen. Aber was soll das sein?)
Also, was ist der Hintergrund der Liste?
@obibiber
Wieso ist eigentlich die Einsatzbereitschaft der Streitkräfte so niedrig und sind die Klagen in der Truppe so hoch wenn man die meisten Vorhaben nach Ihrer Meinung gar nicht so dringend braucht?
Wieso braucht man keine Weiterentwicklung des Tigers?
Da geht es doch auch um Exportfragen und irgendwann müssen die vorhandenen Tiger ersetzt werden und wenn die Weiterentwicklung nicht zu teuer ist, dann kann man ein bestehendes und funktionierendes System immer weiterentwickeln.
Boxer als Wiesel Ersatz finde ich eher merkwürdig.
Zwei völlig unterschiedliche Waffensysteme – Rad/Kette, groß/klein.
Also die „Rezertifizierung und Instandssetzung“ von RBS 15 Mk3 kostet pro Rakete mehr als eine Million.
Bei so Preisen wundert es nicht, dass das schwer vermittelbar ist.
Tiger MK 3 ist sehr teuer.
Besser die Tiger von Australien abkaufen und die Flotte auf Asgard Stand bringen.
Mehr Masse und mehr Klasse, weil Asgard die meisten Fehler beseitigt.
Zudem ist es überlegenswert, ob man nicht die Regeln überarbeitet, nach denen die Fluggeräte wegen jeder Kleinigkeit am Boden bleiben muß.
„Wieso braucht man keine Weiterentwicklung des Tigers?
Da geht es doch auch um Exportfragen und irgendwann müssen die vorhandenen Tiger ersetzt werden“
Export? Außer D,F,SP war Australien das einzige TIGER Land. Die mustern gerade den Tiger komplett aus. Googlen Sie mal die katastrophalen Berichte dort zur Einsatzbereitschaft der Hubschrauber.
@ Albert Schweiz
Der Waffenträger Boxer ersetzt den Waffenträger Wiesel bei den Verbänden der Infanterie, die ohnehin Boxer als Gruppenfahrzeug haben.
Für die Fallschirmjäger wird der Wiesel zunächst modernisiert und später durch ein luftverlastbares Muster ersetzt – soweit der Plan…
So wie ich das sehe, stehen die meisten wichtigen dicken Brocken alle auf der Negativliste und viel Soldaten-Kleinkram, Klamotten etc. und wenig „Strategisches“ auf der Positivliste.
Da will offensichtlich keiner irgendwo mehr vor der Wahl Verantwortung übernehmen.
Ich persönlich sehe folgendes auf meiner Positiv Liste weit oben.
1) STH Beschaffung.
Es kann da bloss aktuell gar kein parlamentarisches Genehmigen (und somit auf die „25Mio €“ Positivliste) geben, weil es im Augenblick gar keinen konkreten neuen Finanzplan gibt (der ja jetzt erst nach Anfrage bei den USA für jeden der in Frage kommenden Typen feststehen kann), den man dem Finanzminister hätte melden können.
Es wird aber vermulich (so oder s) so schnell als möglich der Programmstart beschlossen werden in 2021.
Weil: Man stelle sich nur mal vor, in den rot-rot-grün (mit)regierten Nordsee oder Ost-Bundesländern gibts 2028 wieder ne Jahrhundert Sturmflut Katastrophe und Linke/SPD/Grüne müßten dann de facto und de jure zugeben, dass Sie Schuld sind, dass die BW NULL geeignete Hilfs-Hubschrauber hat, um Existenzen an den Dammbrüchen zu retten, weil eben diese Parteien die dringende Beschaffung des STH verzögert oder gar verweigert haben.
Die nächste Wahl danach in diesen (nach dem hypotetischen Flut-Fall mit scjlimmen Folgen) kann man sich denken, wer dann 25% dort absahnen würde…
2)
Kurzstrecken-„Klein“-Luftabwehr für das Heer ist angesichts einer Truppen Drohnenbedrohung (letzte weltweite Konflikte zeigen das ) dringlich.
(Die SPD will ALLE Drohen verbieten, läßt aber zu, dass deutsche Soldaten durch genau so was gefährdet werden…NO COMMENT !)
3)
LANCE PUMA…Aauch an sich notwendig, angesichts der Tatsache, dass das HEER kaum noch Longer Range schussfähige bewaffnete Systeme hat, die irgendeinen Gegner irgendwo beeindrucken könnten.
4)
„Ohne Mampf kein Kampf“ [im übertragenen Sinn]… Die Marine benötigt die neuen Versorger/Tanker, um
weiterhin international irgendwas hinschicken zu können.
5)
Digitalisierung und Radar Modernisierung überall…ohne das geht zukünftig gar nichts mehr auf dem Land/See Gefechtsfeld.
—
Kann, muss aber nicht….:
1)
Tornado Nachfolge?…Ob die alle in Berlin auf Joe BIDEN hoffen, dass der der nuklearen NATO Verpflichtung Deutschlands ne (lang ersehnte) Absage erteilt … und im Gegenzug machen wir uns eben mehr konventionell an die 2% ran ?
Dann würden nämlich die EF18er nicht mehr benötigt….und der Eurofighter hängt da natürlich dran (dann wäre theoretisch der Weg frei für EF Trance 4 und ECR EF (ohne EF18)…daher logischerweise auch keine finanzielle Entscheidung zur EF Modernisierúng.
—
Was die BW aktuell GAR NICHT benötigt:
1)
MGCS Programm mit F (kann D Industrie ganz allein und dann schneller und billiger, kommt eh der bessere Panzer bei raus…endet nach meiner Menung eh wie damals Leo1/AMX30 anno ´60)
2)
G36 Nachfolger….in 5.56 kaum ein Gewinn gegenüber dem was da ist (G36 in fortschgeschrittenen Varianten
…Ist aber auch ein relativ „billiger“ Posten, daher schnell mal machbar)
3)
Tiger MKIII….sinnloses Geld für anfälliges, veraltetes Gerät, das jetzt schon nie einsatzbereit ist oder war.
Einfach nur wegen Frankreich Unterwerfung, damit die Produktionslinie offen bleibt.
(dabei verkauft Eurocopter so viele Zivil Hubschrauber, dass das völlig egal ist)
Konsequenz: nen kampferprobten AH64E kaufen (wie NL,UK, etc.) …. und gut ist.
4)
Neue Puma.
Nee, das Teil ist wie ein aufbeglasener Fisch an Land…
Dafür lieber eine, große Anzahl preiswerterer, modularer, leichterer LANCE Boxer erwerben.
Masse und Zuverlässigkeit statt zweifelhafter Klasse und recht gute Feuerkraft und einfachere Wartung statt volle dicke Panzerung.
—–
Und sonst?
1)
Was ist eigentlich aus dem luftbeweglichen Waffenträger (Luftlande Panzer) geworden….wenn ich nichts übersehen habe, steht der gar nicht in der Liste.
2)
Sind die für 2021 geplanten SARah Satelliten eigentlich schon voll finanziert ?
P.
Nur mal zur Erinnerung, was wir alles bräuchten…
Für @alle, die immer wieder behaupten, man könnten 2% BIP gar nicht sinnvoll ausgeben :(
@Albert Schweiz sagt: 03.02.2021 um 16:49 Uhr
„Boxer als Wiesel Ersatz finde ich eher merkwürdig.
Zwei völlig unterschiedliche Waffensysteme – Rad/Kette, groß/klein.“
Deswegen auch Aufsplittung auf „großes System“ (Boxer) für Jg und Tle GebJg und „kleines System“ (hier nicht aufgeführt) für FschJg und Rest GebJg
@Hans Dampf sagt: 03.02.2021 um 17:54 Uhr
„@ Albert Schweiz
Der Waffenträger Boxer ersetzt den Waffenträger Wiesel bei den Verbänden der Infanterie, die ohnehin Boxer als Gruppenfahrzeug haben.
Für die Fallschirmjäger wird der Wiesel zunächst modernisiert und später durch ein luftverlastbares Muster ersetzt – soweit der Plan…“
Sie waren schneller :)
Allerdings hoffe ich auf ein luftverladbar-in-STH-Muster, den verlastbar wäre ja unterhängbar, ich hoffe aber dass es auch IN den neuen STH passt.
Diese Liste dürfte nur einen sehr kleinen Auszug der Vorhaben beinhalten, die zur zeitgerechten Erreichung des Fähigkeitsprofils der Bundeswehr im Haushalt 2021/2022 zwingend erforderlich sind.
Das darin explizit Vorhaben enthalten sind, die mit der bisherigen und vermutlich auch künftigen Finanzplanung der Bundesregierung für den Verteidigungshaushalt unbezahlbar sind, trägt bundeswehrintern und in der Öffentlichkeit zur Transparenz bei. Es ist zu begrüßen, dass das Ministerium hier Klarheit schafft.
Es gab mal die Lage im Heer, dass bei der Heeresflugabwehrtruppe materiell nichts mehr ging. Bestandserhalt Gepard, geplantes Nachfolgesystem und sämtliche Alternativen – alles unbezahlbar. Konsequenterweise hat der damalige Inspekteur gehandelt und die „Fähigkeit“ aus dem „Profil des Heeres“ gestrichen.
Da hoffe ich mal, dass spätestens nach der Bundestagswahl auch gehandelt wird und im Fähigkeitsprofil der Bundeswehr dort gestrichen wird, wo Hauptsysteme in der Nutzung „am Lebensende“ sind und jegliche Nachfolgeoption nicht finanziert werden kann.
Mit dieser Liste sind die Voraussetzungen für das Identifizieren der betreffenden Fähigkeiten ja nun schon mal geschaffen.
ich kann mich dunkel an Berichte erinnern, daß noch im Jahr 1945 die Kriegskonstrukteure an neuen Schlachtschiffen gearbeitet haben.
Könnte es sein, daß die Bundeswehrplaner heute auf ähnlichem Niveau arbeiten ?
Äpfel und Birnen und so..
Die Bevölkerung
DEU: ca. 83 Mio
TUR: ca. 83 Mio
Militärbudget:
DEU: ca. 46 Mrd EUR
TUR: ca. 18 Mrd EUR
Einsätze:
DEU: bekannt
TUR: Nordzypern, PKK, Syrien etc.
Truppenstärke:
DEU: mind. 183.000
TUR: mind. 430.000
Möglicherweise bietet die Türkei bald ganz neue Möglickeiten um an ein paar günstige, fast neue F-35 zu kommen
@Nordlicht:
Das weitere Aufgeben von Fähigkeiten ist die logische Folge der unzureichenden Finanzierung.
Es wird eine neue „Trendwende Material“ geben: bergab.
Wie die obige Aufzählung zeigt betrifft dies insbesondere die Landstreitkräfte.
Dort gibt es an weitaus mehr Stellen als oben gezeigt (man schaut ja nur auf die Zeit bis zur Wahl) dringenden Handlungsbedarf.
Wenn nicht gehandelt (=beschafft) werden kann (=Haushaltsmittel), dann zerfallen weitere Fähigkeiten. Unwiderbringlich.
Das Beispiel der HFlgAbwTr ist da nur ein besonders prägnantes Beispiel für eine mögliche Entwicklung die viele andere Bereiche bald erreichen kann.
Aber wen interessiert das denn noch wirklich?
Ich habe bemerkt dass :- „Aufwertung des Radars der Fregatten Klasse F124 zur Raketenabwehr“ die im ersten Halbjahr 2021 geplanten. HENSOLDT und IAI/ELTA bieten ein Weitbereichsradar zum Einsatz auf den F124-Fregatten der Deutschen Marine an. Und ich dachte, es sei eine private Initiative, wow! Die in die Zusammenarbeit eingehenden Systeme Ultra und Spectra ist modular entworfen https://www.youtube.com/watch?v=xho-E5IM0MU. Radar TERRA in Indien https://www.youtube.com/watch? Viel Erfolg!
Das klingt erstmal alles wie ein riesiger, unbezahlbarer Berg.
Aber so schlimm ist es gar nicht.
Zum Einen stehen da wirkliche Luxusartikel wie zum Beispiel das 3.Los der Korvetten drauf.
Zum Anderen wird ja, hoffentlich, nicht der gesamte Preis einer Beschaffung bei Vertragsabschluss, sondern bei Übergabe fällig.
Und da sich jede Beschaffung über mehrere Jahre streckt, verteilen sich so auch die Ausgaben.
Insgesamt muss man aber auch sehen, dass viele Dinge auf dieser Liste auch gemeinschaftlich mit anderen NATO oder EU Partnern zu deutlich günstigeren Kosten beschafft und betrieben werden könnte.
@Memoria
In der Dimension Land ist das Personal der „Hauptkostenfaktor“. Beim Material sind es dann weit überwiegend die Umfänge, gerade in den Domänen Führung und Unterstützung, die in Verbindung mit den Stückpreisen zur „Nichtmachbarkeit“ führen. Hier geht es weniger um Großvorhaben als vielmehr um Großverbände, die dem Rotstrich zum Opfer fallen müssten.
Bei der Marine und Luftwaffe sind die Großvorhaben die Kostentreiber. Nimmt man die Liste und gleicht die nicht finanzierbaren Nachfolgevorhaben mit deren Vorgängern im Bestand ab, dann findet man m. E. gerade in der Marine und Luftwaffe sehr schnell den „Fall Gepard“. Der Unterschied zum Gepard sind allerdings die bei fliegenden Waffensystemen und Schiffen noch weitaus größeren Bedarfe für Investition und Betrieb. Im Gegenwert nur eines dieser Großvorhaben können in der Dimension Land komplette Großverbände ausgestattet werden, was mehrere hundert „kleinere“ Vorhaben erforderlich macht. Allerdings gilt das auch nur in der Theorie, weil der „Bedarfsdecker“ die „hunderten Vorhaben“ nicht gemanagt bekommt und die hohe Zahl an finanziell vergleichsweise kleinen 25 Mio.€ Vorhaben (aber eben immer noch 25 Mio. € Vorhaben) nicht im erforderlichen Zeitraum fertig und bewilligt würden. Geld ist in der Dimension Land nicht das alleinige Problem.
Eigentlich müssten sich die Parteien in den Koalitionsverhandlungen nach der Bundestagswahl nur die Liste der Großvorhaben für die Marine und Luftwaffe ansehen und sich fragen, ob sie dafür (die Fähigkeit) jeweils den Verteidigungshaushalt entsprechend aufstocken wollen. Wenn nicht, dann müssten die betreffenden Fähigkeiten gestrichen und damit die entsprechenden Einheiten/Verbände aufgelöst werden.
Man kann aber natürlich auch einfach nichts tun und es hinnehmen, dass Soldaten zwar ihren Sold bekommen, aber nicht für ihre Aufgabe ausgestattet sind. Würde wohl auch kaum jemanden interessieren.
@ Der Realist
Bezüglich der „Luxusartikel“ kann die Perspektive zwischen der Bundeswehr und dem Parlament unterschiedlich sein. Da das Parlament den Haushalt verabschiedet, entscheidet nicht die Bundeswehr was „Luxus“ ist und was nicht. Gerade Korvetten sind dafür ein passendes Beispiel.
Auch wenn sich die Ausgaben für die Großvorhaben auf viele Jahre/Haushalte aufteilen, so hilft das nicht, wenn selbst die einzelne „Jahresscheibe“ so hoch ist, dass sie nicht in den laufenden/kommenden Haushalt passt. Zudem müssen ja auch die Folgejahre gesichert finanziert werden können, um Verträge schließen zu können. Und da sind wir dann wieder beim Problem der stagnierenden bzw. nach hinten abfallenden Finanzlinien für den Einzelplan 14 in den Finanzplänen der Bundesregierung(en). Ohne einem garantiert steigenden Verteidigungshaushalt, z.B. durch ein entsprechendes Gesetz, hilft daher die Einplanungsmöglichkeit im laufenden bzw. kommenden Haushalt alleine nicht.
Ich finde die Weiterentwicklung Tiger Mk 3 ist ein sehr wichtiges Thema. Im Gegensatz zu den USA produzieren wir in Europa bisher Waffensysteme und stellen die Entwicklung ein, noch lange bevor diese Systeme ausgereift sind.
Der Erstflug AH-64 war 1975! Und das Ding ist dank Modernisierungen heute noch durchsetzungsfähig. F-15 Erstflug 1972, wird jetzt als F-15EX neu beschafft. C-130 Erstflug 1954, wird als C-130J immer noch produziert. B-52 Produktionszeit von 1952 bis 1962 soll bis 2050 im Dienst bleiben. CH-53 Erstflug 1962 und als CH-53E immer noch in Service (CH-53K ist quasi eine komplette Neuentwicklung). Nach dieser Zeit ist es doch selbstverständlich, dass die Systeme weitestgehend ausgereift sind.
Wir Europäer jammern immer rum, dass unsere WaSys nicht ausgereift sind. Wie soll das auch klappen, wenn wir Systeme neu einführen, die Produktion stoppen und keine Weiterentwicklung betreiben? In den USA steht auch das Thema Readyness viel stärker im Fokus. Damit spielen bei Weiterentwicklungen nicht nur neue Funktionen, sondern auch Systemreife und Zuverlässigkeit viel stärker im Fokus.
Bei neuen Systemen wie F-35, F-22 oder CH-53K schaut es ja auch nicht wirklich besser aus, als bei unseren europäischen Systemen. Da klappt vieles noch nicht und die Dinger haben jede Menge Probleme. Aber die USA verbessern und modernisieren das kontinuierlich. Die werden erst in 10 Jahren richtig zuverlässig funktionieren..
Ich finde es gut und richtig, dass Tiger weiterentwickelt wird. Viel besser als Apaches kaufen oder in 10 Jahren Tiger wegschmeißen und ein komplett neues System entwickeln. Gerade der Fall Australien zeigt ja, dass wir da bisher zu sehr geschnarcht haben und da aktiv werden müssen. Vor allem auch mit Fokus auf Systemreife, Zuverlässigkeit und vor allem Obsoleszenzvorsorge.
@Nordlicht:
Wir sind und bei der Gesamtlage ja schon seit längerer Zeit einig (https://augengeradeaus.net/2019/06/kabinett-beschliesst-haushaltsentwurf-mittelfristig-sinkender-verteidigungsetat/#comment-316853).
Natürlich ist „Heeresrüstung“ kleinteiliger, abgesehen von einigen wenigen Großvorhaben. Durch die vielen Entscheidungen vor der Wahl fehlt den vielen Themen mit Bezug zu den Landstreitkräften endgültig das notwendige Planungsvolumen. Die anderen TSK kommen aber nun „ins Geld“ und sind damit deutlich besser abgesichert.
Auch der notwendige Fähigkeitserhalt älterer Systeme und weiterer Ausrüstung ist nicht finanziert. Das Heer hat sozusagen eine Vielzahl von Korvetten aus dem 1. Los.
Es wäre finanzierbar und auch realisierbar, wenn es wirklich von politischem Interesse wäre.
In der Konsequenz bedeutet dies (bei unveränderter Finanzlinie), dass zumindest Brigaden, wenn nicht Divisionen, in Frage zu stellen sind . Auch da sind wir uns einig.
Somit wird Deutschland mehrere NATO-Verpflichtungen im NDPP nicht einhalten.
Deutschland wird damit, insbesondere in der Dimension Land, endgültig ein drittklassiger Verbündeter im NATO-Rahmen.
Who cares?
3. Los Korvetten
Die Marine fordert 10 baugleiche Korvetten. Siemtje Möller, SPD, vom Verteidigungsausschuss sagte jedoch schon vor Wochen, es gibt dringendere Projekte die im Raum stehen. Sie nannte die neuen Tanker, die U-Boote mit Norwegen und die Flottendienstboote.
Ich möchte hinzufügen, selbst 10 baugleiche Korvetten sind in der Ostsee leichte Oberflächenziele die auf 200 km ans Zeil heran müssen. Als Flaggstöcke reicht das 1. Los.
Gut die Aufwertung der F123 auf X-Band (für ESSM). Evtl. mit Schleppsonar? Ohne Hubschrauber werden diese Fregatten eben gute hochseefähige Korvetten.
@Nurso
Sie schrieben: „Besser die Tiger von Australien abkaufen und die Flotte auf Asgard Stand bringen.“
— Bloß nicht. Die Dinger sind runter, und das Heer braucht nicht noch eine Kleinserie zum Bespaßen. Australien ist nicht zuletzt deshalb so unzufrieden mit dem Tiger, weil sie einen der ältesten und wartungsintensivsten Konstruktionsstände gekauft und dann an den Leistungsgrenzen betrieben haben, z.B. von Schiffen aus.
Und dann wunderten sie sich über Korrosionsschäden … Ohne das Tiger-Fiasko jetzt verniedlichen zu wollen; Ich glaube, selbst wenn der Tiger ihre Anforderungen voll und ganz erfüllt hätte, und sie ihre Flugstunden wie gewünscht abgespult hätten, würden die Australier sich bald nach einem Ersatz umsehen.
@Koffer
Sie schrieben: „Für @alle, die immer wieder behaupten, man könnten 2% BIP gar nicht sinnvoll ausgeben“
— Ich würde sogar noch weiter gehen: Wenn man mehr von der Stange kaufte, weniger Einhörner beschaffte und die Beschaffungsprozesse straffte, müssten beide Teile der Liste selbst im gegenwärtigen Finanzrahmen zu schaffen sein. (Im Folgenden weiter.)
@Egon
— Äpfel und Birnen, in der Tat. Die Türkei hat eine Wehrpflicht-Armee, sowohl deshalb als auch aufgrund ihrer wirtschaftlichen Rahmenbedingungen viel geringere Personalkosten, und modern ausgestattet sind die türkischen Streitkräfte auch nur bereichsweise.
Der Vergleich mit Frankreich bietet sich eher an, unter Berücksichtigung der Unterhaltskosten für die französischen Atomwaffen bzw. Flugzeugträger. Und da fällt eben auf, dass wir mit fast €50 Milliarden in der Lage sein müssten, mehr auf die Beine zu stellen, als tatsächlich der Fall ist.
Deswegen befürchte ich, eine Erhöhung des Etats ohne Reformen in puncto Beschaffung und Betrieb wird sein wie der sprichwörtliche Tropfen auf den heißen Stein. Sie würde Probleme verdecken, aber nicht beseitigen, ganz so, als füllte man Schlaglöcher in der Straße mit Geldscheinen auf.
@Der Realist
Sie schrieben: „Zum Einen stehen da wirkliche Luxusartikel wie zum Beispiel das 3.Los der Korvetten drauf.“
— In meinen Augen ein schlechtes Beispiel, es sei denn, Sie wollten die Korvetten aussondern. Wenn die Rechnung stimmt, die die FDP aufgemacht hat, dann kommt der Ersatz des ersten Loses durch ein drittes billiger als dessen Mid-life update.
Eine lange Liste, und doch scheint noch so viel zu fehlen.
Tja, man kann eben nicht erwarten, dass 30 Jahre Einsparungen spurlos vorüber ziehen. Wie sagte General Trull schon 2005 so schön.:
„Und diese Verbände kann man mit einem Federstrich auflösen, aber man wird 10 Jahre und mehr brauchen, um sie wieder aufzustellen. Dieses Land kann jeder Zeit vor Herausforderungen stehen, die ein Heer erfordern, deren Soldaten tapfer und ohne zögern
zu den Waffen greifen und helfen und schützen. Alles muss getan werden, um uns auf diese Fälle vorzubereiten. Die Fähigkeit sie vorherzusagen ist gleich Null.“
ich würde nochmal kurz auf meine Liste eingehen…und versuchen die Priorisierungen zu begründen…
1 Wäre gut wenn es vor den Wahlen auf den Weg gebracht wird:
-> alle die System hier drunter werden sehr schnell und sehr dringend benötigt und bringen direkt einen immensen Mehrwert… außerdem sind die Risiken und Kosten einigermaßen überschaubar… und man unterstützt die deutsche und europäische Wirtschaft
• Bodengebundene Luftverteidigung und Nah- und Nächstbereichsschutz
-> durch die massive Bedrohung durch Drohnen und sonstige FK ist das eine der größten Fähigkeitslücken des Heeres… diverse Hersteller haben diverse unterschiedliche Lösungen parat… die Trägerfahrzeuge sind auch mehr oder weniger gesetzt…. hier kann es schnell vorangehen wenn man will
• Weitere Maßnahmen Digitalisierung Landbasierter Operationen (D-LBO), also: die seit Jahren anstehende Digitalisierung der Kommunikation vor allem beim Heer, aber auch bei Streitkräftebasis und Sanitätsdienst
-> die nächste große Fähigkeitslücke des Heeres… in der heutigen Zeit unverzichtbar
• Nachfolger Seefernaufklärer, als Zwischenlösung für den Ersatz der P-3C Orion
-> die größte Fähigkeitslücke der Marine… hier muss schnell eine Ziwschenlösung mit einem marktverfügbaren Produkt her… C295 MPA oder ATR72… 8-12 Maschinen leasen/kaufen
• Leichter Unterstützungshubschrauber Streitkräfte (also weitere Airbus H145M)
-> 60 Maschinen würden große Ausblidungs-/Trainigs- /Verfügbarkeits-lücken aller TSK mindern die Drehflügler einsätzen… die Piloten können auf diesem Muster viele fehlende Flugstunden nachholen… teure Helikopter (NH90, Tiger) können entlastet werden bei Ausbildung und im Einsatz… der H145M wäre schnell verfügbar, erfüllt alle Anforderungen, ist günstig in Anschaffung und Betrieb
• Schwerer Transporthubschrauber (nachdem das Vergabeverfahren aus Kostengründen gestoppt wurde)
-> hier droht wie bei der Marine mit den P3C Orion das nächste desaster… die CH53G werden es vermutlich nicht mehr so lange machen bis der Nachfolger auf dem Hof steht… mittlerweile ist mir hier auch egal ob jetzt CH53K oder CH47 beschafft werden… das Gesamtpaket muss stimmen… diese Maschinen sind auch für den Einsatz im inneren sehr relevant (Hochwasser, Rettungsmissionen, Versorgung mit Hilfsgütern)
• Schwerer Waffenträger Infanterie – der Boxer mit Maschinenkanone, als Ersatz für den Wiesel geplant
-> wichtig für die VJTF2023 und die Division 2027… außerdem in Zukunft auf bei Auslandseinsätzen… kann den PUMA bei vielen Missionen entlasten und nimmt Druck von der kritischen Situation und Problemen bei den Schützenpanzern (Puma, Marder)
2 nice-to have in dieser Legislaturperiode:
• Das 3. Los der Korvetten (als Ersatz für das 1. Los)
-> macht schon Sinn, da schnell die Flaggenstöcke der Marine erhöht werden können, man spart Kosten wenn man die aktuelle Fertigungslinie nahtlos weiter führt… das 3. Los wird günstiger wie die Nachrüstung des 1. Loses… in den nächsten 10 Jahren wird die Marine ein riesiges Fehl an Überwassereinheiten haben… da die F126 erst Ende der 2020er zulaufen… dieses kann durch die Korvetten teilweise kompensiert werden
außerdem geringes Risiko und Arbeitsplätze in DE
• Tornado-Nachfolge
-> ist nicht so dringlich… da man ja wenigstens schon die Tranche4 der Eurofighter geordert hat… diese Entscheidung könnte zur Not auch 1-2 Jahre noch warten… wichtig ist sie trotzdem
• Eurofighter Long Term Evolution, die Weiterentwicklung dann auch für die Ablösung des Tornado; folgericht steht auf der Liste der bislang nicht mit Geld hinterlegten Projekte auch
-> bzgl Zukunftsperspektive wichtig… jedoch durch das Ordern der Tranche 4 Eurofighter nicht super kritisch
• PEGASUS Entwicklung und Integration (angesichts der geplanten Vorlage dafür, s. oben) nicht so ganz kongruent
• Satellitenkommunikation Stufe 3
3 kann warten/braucht man in dieser Form/dieser Legislaturperiode nicht:
• Taktische Luftverteidigungssystem (TLVS)
-> meiner Meinung nach ist man hier NICHT Entscheidungsfähig, das Projekt ist sehr sehr teuer, man muss erstmal wissen was man will.. und das TSK übergreifend….wird recht teuer
• 2. Los Schützenpanzer Puma (eigentlich soll die Entscheidung erst 2022 fallen, aber es scheint da Druck zu geben, eher zu entscheiden)
-> wieso hier Druck aufbauen… das 1. Los Puma soll sich erstmal für VJTF2023 beweisen…und die Kinderkrankheiten abstellen.. dann kann man über das 2. Los sprechen… 1-2 weitere Jahre V… wird recht teuer…Verzug sind hier noch tragbar… die Pumas werden „erst“ für die Division 2027 benötigt
4 braucht man überhaupt nicht:
• Kampfhubschrauber Tiger Mark III – eine vor allem von Frankreich gewünschte Weiterentwicklung des Helikopters.
-> vor allem durch FR gewünscht… die Kosten sind so hoch das man 40 neue Helis beschaffen kann… hier werden aber nur die alten Zellen erneuert… mit ASGARD-F ist man aktuell nicht so schlecht aufgestellt… + Entlastung durch H145M… Betrieb der jetzigen Tiger bis 2035…. danach einen Nachfolger beschaffen… vllt kann man sich ja bei anderen Programmen einklinken
@Muck Sind es wirklich Äpfel und Birnen wenn man die bloße Auftragserfüllung betrachtet? Ich meine die türkischen Streitkräfte stemmen durchaus komplexere Missionen als die Bw, erfolgreich. Trotz Wehrpflichtigenarmee und veralteten Material.
Was bringt dem Soldaten das beste Material wenn er schlecht daran ausgebildet ist oder es garnicht erst bekommt.
Die Stellschrauben müssten an anderer Stelle bewegt werden. Feindliche Kräfte, die möglicherweise irgendwann einmal auf deutsche Staatsbürger einwirken, lassen sich wohl kaum mit Versprechen über geplante und vorfinanzierte Projekte stoppen. Oder mit Anträgen in 3-Facher Ausfertigung.
Ein paar hundert alte G3, nachtkampffähig und die daran ausgebildeten Soldaten sind möglicherweise effektiver. Und günstiger.
Der Vergleich mit Frankreich scheint mir aber auch nicht abwegig.
@ Memoria
Naja, also dass Luftwaffe (TLVS, NNbS, Eurofighter LTE, Tornado Nachfolge, STH und anteilig PEGASUS) und Marine (3. Los Korvette, Zwischenlösung P3C Orion) nun „ins Geld kommen“, vermag ich aus der Liste nun gerade nicht herauszulesen. Es ist aber nicht auszuschließen, dass diese im Rahmen der bisherigen Finanzlinie des EPl 14 nicht finanzierbaren Vorhaben politisch doch noch, zumindest teilweise, in den Etat „hineingepresst“ werden. Vollumfänglich wird das aber wohl unmöglich sein.
Ich denke allerdings auch, dass sich die Bundeswehr in diesem bzw. letztem Haushalt bereits für die Luftwaffe und Marine „ins Geld gekommene“ Vorhaben schon nicht leisten kann und das dieses eindeutig zulasten des Heeres, aber auch der Dimension Land und CIR insgesamt erfolgt ist. Hier verdrängen Großvorhaben für ferner Schritte des Fähigkeitsprofils, von denen die Truppe auf Jahre hinaus nichts hat, den Zwischenschritt 1 inklusive Fähigkeitserhalt in den Systemverbünden.
Der Vorteil der Marine und Luftwaffe im politischen Raum scheint mir im Einfluss der ausführenden Industrie zu liegen. Dagegen kommt zumindest das Heer offenbar nicht an. In Deutschland ansässige Werften und Luft- und Raumfahrtkonzerne stehen bei den Bundestagsabgeordneten wohl höher im Kurs. Das weder das Parlament noch die Bevölkerung ernsthaft an einer einsatzbereiten Bundeswehr interessiert sind – was Kürzungen an anderer Stelle staatlicher Leistungen bedeuten würde – steht für mich fest.
Beim Heer kommt aber das Problem der Kleinteiligkeit hinzu. Es reicht eben nicht einige, wenige Großvorhaben des Heeres „ins Geld zu bekommen“. Im Gegenteil: Es kommt auf sehr viele „kleinere“ Vorhaben an (klein im Vergleich zu Lw und Marine, aber dennoch > 25 Mio. €).
@ obibiger
Ich halte die Korvetten für weniger wichtig, als diverse andere Projekte der Marine und Luftwaffe.
Es macht keinen Sinn, 20 Jahre alte Korvetten zu ersetzen, wenn die Fregatten und Hilfsschiffe teilweise deutlich älter sind.
Und bei der Luftwaffe sind die Helikopter und Tornados im Durchschnitt 40 Jahre alt. Da machen wir uns unglaublich als abschreckendes Moment.
Boeing geht es momentan so dermaßen schlecht, dass sie unseren F-18-Auftrag mit Top-Konditionen und schneller Auslieferung anbieten werden.
@Memoria
Das Heer hat, im Gegensatz zu Marine und Lw, eben keine schlagkräftige Lobby im Verteidigungsausschuss. Dabei wäre LV/BV – wenn man es denn ernst meinen würde – in erster Linie eine Heeres-Angelegenheit.
Obwohl seit vielen Jahren Generale des Heeres als GI fungieren, geht der Niedergang der Landstreitkräfte mit immer größerer Geschwindigkeit weiter. Neben die laufende personelle und materielle Demobilisierung tritt nun, als Folge davon, eben auch eine Art zunehmender konzeptioneller Demenz. Welcher der jetzt aktiven Generale hat den jemals eine freilaufende Übung (mit allen notwendigen Assets) auf Brigade-Level geleitet?
Stattdessen b.a.w. krampfhaftes Festhalten an HEER 2011 – die zaghaften Überlegungen bzgl. einer Evolution im Sinne NDPP sind ja kaum mehr als ein papiernes „zurück“ zu verquasten Strukturen aus der Vergangenheit – nur ohne materielle Unterfütterung.
„…In der Konsequenz bedeutet dies (bei unveränderter Finanzlinie), dass zumindest Brigaden, wenn nicht Divisionen, in Frage zu stellen sind. Auch da sind wir uns einig. …“
Die Streichung der Divisions-Ebene wäre IMO die logische Konsequenz, da eine genügende Ausstattung mit DivTrp nun wohl entgültig illusorisch ist.
Folgen sollte:
– eine Konsolidierung der Brigade-Ebene, mit dem Ziel, zumindest 3-4 resilente Großverbände zu schaffen, natürlich ungeachtet weiter bestehender Fähigkeitslücken
– Korps-Ebene: Konzentration auf das I. (D/NL) Korps mit dem Ziel einer wenigstens tw. Ausstattung mit notwendigen Korps-Trp
Wie so zukünftig die von AKK versprochenen 10% der Fähigkeiten auch in der Dimension „LAND“ gestellt werden sollen, wäre eine Frage, die man an den neuen Head of Communication stellen könnte.
Bevor es der Alliierte von jenseits des Atlantiks tut…
Vielen Danke für die Berichterstattung. Gibt es irgendwo einen Link zur Quelle? Bin scheinbau zu dumm um Google zu bedienen…
[Nice Try. Nein, gibt es nicht, Sie müssen in diesem Fall mit Augen geradeaus! als Quelle vorlieb nehmen… T.W.]
3. Los Korvetten bloss nicht jetzt!
Kennt irgendwer schlechter bewaffnete Korvetten als die K130?
Es macht mehr Sinn in U-Booten mit NSM zu investieren. Das 2. Los kam nur, weil es ohne Ausschreibung ging. Man muss schlechtem Geld nicht noch gutes hinterherwerfen! Insofern hat Siemtje Möller jetzt die richtigen Schwerpunkte gesetzt.
@der Realist:
ich will die Korvetten des 1. Loses nicht direkt ersetzen… sondern überlappend mit dem 2. und 3. Los betreiben… so lange bis genug andere Einheiten zugelaufen sind… bzgl der Hilfsschiffe ist schon viel fix eingeplant (neue Tanker, Ersatz Tender, neue UBoote, neue Überwachungsschiffe, und und und) ich hätte auch lieber Fregatten… aber diese laufen mit den F126 erst frühestens ab 2028/2029 mit einer Einheit pro Jahr zu… vorher kommen leider keine Fregatten… bis dahin haben wir nur 4 x F123 (die zwischendurch für Upgrades in die Werft müssen), 3 x F124 (die auch für neue Radare in die Werft müssen), aktuell 2 x F125… bald 4 x F125…. die erst in 2-3 Jahren einsatzbereit sind… und eben 5 Korvetten… bald 10 Korvetten…
wenn ich jetzt ein 3. Los Korvetten bestelle dann laufen diese zwischen 2025-2028 zu… und können wohl auch direkt eingesetzt werden…das 1. Los Korvetten würde ich dann erst abgeben wenn die F126 komplett zugelaufen und einsatzbereit sind… also ab 2033…
ich kann dadurch zwar den kurzfristigen Engpass an Flaggenstöcken zwar nicht reduzieren… aber wenigstens den mittelfristigen…
bzgl Luftwaffe… ja… Helikopter will ich ja auch zeitnahe mit H145M und STH ablösen/ergänzen… bei den Tornados ist nicht so viel Druck da man Eurofighter Tranche 4 geordert hat… hier würde ich auch beginnen die Tornados zeitnahe auszumustern sobald diese zulaufen… und die Tranche 1 Eurofighter 3-4 Jahre überlappend mit den Tranche 4 fliegen…
„Boeing geht es momentan so dermaßen schlecht, dass sie unseren F-18-Auftrag mit Top-Konditionen und schneller Auslieferung anbieten werden.“
da geben ich Ihnen 100% recht… am besten ein Paket für F18 und CH47 schnüren… wenn die Preise stimmen ist das ok…
Die Forderungen sind sicherlich berechtigt.
Vor dem Hintergrund der nicht bekannten Refinanzierung von Corona Maßnahmen und der bevorstehenden Bundestagswahl vermutlich größtenteils nicht umsetzbar.
H.E. sollte man mal über Prioritäten nachdenken, was man nicht mehr braucht! Der einzige Topf, der vermutlich zukünftig massiv geschröpft wird, wird der Verteidigungshaushalt sein!
Die Marine ist meiner Einschätzung nach als letzte TSK bei den Trendwenden zum Zuge gekommen. Vergessen wir nicht den Zulauf von Puma, Boxer, NH90, Tiger, A400m, Eurofigther, etc. sowie die Beauftragung von 100 Leopard 2A7V in der zweiten Hälfte des letzten Jahrzehnts. Für die kommenden Jahre sehe ich bei der Marine allerdings bei den Kampfeinheiten (Fregatten, Korvetten, Ubooten, Fluggeräten) nur die 2 U-Boote sowie die Drohnen für die Korvetten als wichtig an. Die Marine hat gerade 11 Kampfschiffe (2 F125, 5 K130, 4 F126) 11 Kampfschiffe und den kompletten Neubestand an Hubschraubern unter Vertrag.
Wenn es schon um eine Liste geht: Wäre es nicht auch an der Zeit Neubeschaffung für die Artilleriesysteme in Angriff zu nehmen, PzH2000 und MLRS sind doch auch jetzt über 20 Jahre alt. Zumindest ein kontinuierliche kleiner Zulauf an A400m-transportfähigen Einheiten (z.B. als Boxer-Module) würde das Fähigkeitsprofil der Bundeswehr unabhängiger von SALIS machen.
SALIS ist auch so eine Sache. Perspektiven für eine langfristige echte strategische Lufttransportfähigkeit für schwere Einheiten fehlt der Bundeswehr komplett. Hier wäre , z.B. ausgehend vom Heavy Airlift Wing der NATO oder im Rahmen von EATC dringend eine Initiative nötig. Falls man da nicht will oder kann, dann sollten wir uns ehrlich machen und schwere Systems auf A400m downsizen.
Was aus meiner Sicht in der Diskussion fehlt, wenngleich natürlich vieles richtig angemerkt und Notwendigkeiten aufgezeigt werden, ist die Betrachtung aus dem Blickwinkel multinationaler Beschaffungsvorhaben, Harmonisierung der Fähigkeitsprofile der Militärs der unterschiedlichen Mitgliedsländer der EU und ggf. eben auch der Versuch der Aufstellung europäischer Fähigkeiten.
In diesem Zusammenhang kann man offensichtlich beginnen von Träumereien zu faseln und die Realisierbarkeit anzweifeln; jedoch sollte man auch erkennen dass die finanziellen Herausforderungen wohl alle Länder der EU-treffen, insbesondere nun aktuell vor dem Hintergrund CORONA.
Wäre es also nunmehr nicht folgerichtig diese Gedankenspiel nach vorne zu bringen und eben Spezialisierungen einiger Länder zuzulassen und eben nicht alle Fähigkeiten national abbilden zu lassen (ungeachtet dessen das wir einiges schon gar nicht mehr eigenständig abbilden können) ?
Ich denke neben der EU wird auch die NATO dies irgendwann für die europäischen Partner einsehen müssen und kann sich der Realität nicht verweigern. Vorrangig sollten sich NATO und EU auf EIN Führungssystem einigen und das verpflichtend für alle Mitgliedsländer vorschreiben, was in diesem Bereich läuft ist lächerlich und der Öffentlichkeit nicht zu vermitteln.
Man bemängelt immer gerne dass der Politik die Visionen für die Zeitlinie +20 (oder sogar kürzer) fehlen, doch ist denn die Bw dazu in der Lage und auch dazu bereit dies der Politik zu vermitteln. Ständig von europäisch Denken reden, aber national Handeln wird uns auf lange Sicht nicht weiter bringen und ist wie man augenscheinlich sehen kann auch eher kostspielig.
Just my 2 cents!
Ja es gibt ein Bündnis. Ein Kompromiss wären 6 Korvetten 2. Los. 1/3 Lösung 2 im Einsatz, 2 in der Ausbildung, 2 in der Instandsetzung.
1. Los Abgabe an Baltische Länder.
Inzwischen laufen alle F125 zu, die International alles besser können als die K130. Das knappe Geld für 2 U-Boote mit Norwegen, 4 bis 6 F126 und 6 F127. Die Flugzeuge ASW/MPA für eine internationale Staffel mit NL, DK, B und PL beschaffen. Die NATO Südflanke kann ebenfalls Länder übergreifend MPA Maschinen beschaffen, von Portugal bis einschließlich Bulgarien und Rumänien.
Wenn einerseits der Bedeutungszuwachs der Landes- und Bündnisverteidigung in allen konzeptionellen Dokumenten unterstrichen wird, ist andererseits nicht nachvollziehbar, warum die Verbesserung der bodengebundene Luftverteidigung von der Raketenabwehr bis zum Schutz gegen Kleinstdrohnen (TLVS und Nah-/Nächstbereichsschutz) auf die lange Bank geschoben wird. Was jetzt nicht vertraglich fixiert und finanziert ist, hat eine sehr geringe Chance auf Realisierung. Ich kann mir nach der Bundestagswahl im Herbst keine Regierungskoalition und keine Parlamentsmehrheiten vorstellen, die sich dem militärischen Teil der Sicherheitsvorsorge verantwortungsbewusst und mit dem nötigen Nachdruck widmen.
„Bedeutungszuwachs der Landes- und Bündnisverteidigung“
Aufwachen!
Das war nur politische PR, damit man den Rüstungsfirmen mehr Aufträge für Panzer/Flugzeuge/Schiffe vergeben konnte.
Ziel war nie ein Mehr an Fähigkeit, sondern mehr Geld auszugeben.
@Hoffnungslos:
„Ja es gibt ein Bündnis. Ein Kompromiss wären 6 Korvetten 2. Los. 1/3 Lösung 2 im Einsatz, 2 in der Ausbildung, 2 in der Instandsetzung.
1. Los Abgabe an Baltische Länder.
Inzwischen laufen alle F125 zu, die International alles besser können als die K130. Das knappe Geld für 2 U-Boote mit Norwegen, 4 bis 6 F126 und 6 F127. Die Flugzeuge ASW/MPA für eine internationale Staffel mit NL, DK, B und PL beschaffen“
also sobald wir 4 F125, 6 F126 und 6 F127 + 8 U-Boote haben bin ich auf jeden Fall bei Ihnen dass dann 6 K130 ausreichend sind… dieser Zustand wird aber leider erst Ende der 2030er erreicht werden… wenn überhaupt…
vermutlich bleibt es bei 4 F126 und maximal 4 F127… dann wird das schon wieder eng…
ich sehe die Korvetten eher als mittelfristige Überbrückungslösung, die mittlerweile sehr beliebt bei der Marine ist und mehr kann als man von ihr erwartet hat… außerdem ohne Kinderkrankheiten und einigermaßen bezahlbar… daher macht es meiner Meinung nach Sinn den großen GAP an Flaggenstöcken zwischen heute 2021 und dem Jahr 2040… immerhin fast 20 Jahre… mit weiteren K130 zu überbrücken… und dann danach die überflüssigen K130 an befreundete Nationen weiter zu verkaufen…
aber ich hatte das 3. Los der K130 ja auch als „nice-to-have“ eingestuft… also es gibt definitiv wichtigeres auf der Liste!
aber das ist jetzt genug zu diesem Thema…
wann steht denn eigentlich die nächste Sitzung des Haushaltsausschusses an?
letztendlich muss man für die Liste der noch nicht finanziell abgebildeten Themen eine Liste erstellen und auch mal Zahlen dahinter schreiben was es kosten soll und welchen Mehrwert ein bestimmtes Thema bringt…
ich würde die Liste dieser Themen mal folgendermaßen einteilen:
Umfang jeweils 5-10 Mrd €:
• Tornado-Nachfolge
• Taktische Luftverteidigungssystem (TLVS)
• Schwerer Transporthubschrauber (nachdem das Vergabeverfahren aus Kostengründen gestoppt wurde)
• Weitere Maßnahmen Digitalisierung Landbasierter Operationen (D-LBO), also: die seit Jahren anstehende Digitalisierung der Kommunikation vor allem beim Heer, aber auch bei Streitkräftebasis und Sanitätsdienst
Umfang jeweils 2-5 Mrd €:
• Kampfhubschrauber Tiger Mark III – eine vor allem von Frankreich gewünschte Weiterentwicklung des Helikopters.
• 2. Los Schützenpanzer Puma (eigentlich soll die Entscheidung erst 2022 fallen, aber es scheint da Druck zu geben, eher zu entscheiden)
• Eurofighter Long Term Evolution, die Weiterentwicklung dann auch für die Ablösung des Tornado;
• Das 3. Los der Korvetten (als Ersatz für das 1. Los)
• Bodengebundene Luftverteidigung und Nah- und Nächstbereichsschutz
Umfang jeweils 0,1-2 Mrd €:
• PEGASUS Entwicklung und Integration nicht so ganz kongruent
• Satellitenkommunikation Stufe 3
• Schwerer Waffenträger Infanterie – der Boxer mit Maschinenkanone, als Ersatz für den Wiesel geplant
• Nachfolger Seefernaufklärer, als Zwischenlösung für den Ersatz der P-3C Orion
• Leichter Unterstützungshubschrauber Streitkräfte (also weitere Airbus H145M)
die Kosten fallen natürlich nicht sofort an… sondern verteilen sich meist über mehrere Jahre…
bei der einen oder anderen Position sind das Schätzungen… im großen und ganzen sollte das aber passen…
dann kann man vllt eher beurteilen was möglich ist… mit Finanzrahmen xy
die teuren Positionen sind meist über einen längeren Zeitrahmen >10 Jahre angelegt… die günstigeren Positionen meist <3 Jahre…
den meisten Mehrwert für die geringsten Kosten in den nächsten 3 Jahren würde ich zum Beispiel dann mit diesen Positionen in Verbindung bringen:
• Schwerer Waffenträger Infanterie (Heer) – der Boxer mit Maschinenkanone (80-90 Boxer IFV)
• Nachfolger Seefernaufklärer (Marine), als Zwischenlösung für den Ersatz der P-3C Orion (8-12 geleaste/gekaufte Maschinen)
• Leichter Unterstützungshubschrauber Streitkräfte (Luftwaffe, Marine, Heer) (60 mal H145M)
das wäre auch schön verteilt über die TSK ;-)
aber aufgrund der fehlenden Mittel gehe ich davon aus dass allgemein der eine oder andere Wunsch komplett gestrichen werden muss… wenn ich natürlich eine der teuren Positionen streiche (zum Beispiel TLVS) dann kann ich dafür 3-4 andere Positionen aus dem mittleren/günstigen Bereich erfüllen…
@Nordlicht:
„Wenn nicht, dann müssten die betreffenden Fähigkeiten gestrichen und damit die entsprechenden Einheiten/Verbände aufgelöst werden.“
Im SPIEGEL von heute wird mit Bezug auf die Finanzbedarfsanalyse (FBA) 2022 genau dies vorgeschlagen.
Wie hier schon öfter diskutiert passen Planung und Finanzierung seit Beginn der Trendwenden nicht zusammen.
Der planerische Kollaps ist erneut da.
Die Weichenstellungen des deutsch-französischen Sicherheits- und Verteidigungsrates (Eurodrohne, FCAS, MGCS und zusätzlich Tiger MK III) möglichst schnell zu realisieren, bringt weiteren finanziellen Druck.
Die neue Regierung wird entscheiden müssen auf was verzichtet werden kann.
Da die letzte Reform auf Breite vor Tiefe ausgelegt war, muss nun die Breite an Fähigkeiten reduziert werden.
Bisher konnte man in der Tiefe (Quantität an Verbänden) sparen, das reicht nun sicher nicht mehr aus.
Ich befürchte erneut kurzsichtige Entscheidungen, da es in der deutschen Politik – in allen Parteien – an einer echten strategischen Ableitung von Streitkräften mangelt.
Soll die Bundeswehr vorallem der Landes- und Bündnisverteidigung dienen?
Was sind dann die wesentlichen Beiträge die Deutschland hierfür anbieten kann und will?
Will man – gerade mit Blick auf Frankreich, die EU und die VN, für Auslandseinsätze bereit stehen?
Oder eher aussenpolitische Symbolpolitik bedienen (Indo-Pazifik)?
Oder eher ein besseres technisches Hilfswerk sein (Corona-Einsatz)?
Dann wäre eine Diskussion wie in Österreich (!) notwendig:
https://www.bundesheer.at/cms/artikel.php?ID=9932
Alles gleichzeitig wird – mit den bisher geplanten Haushaltsmitteln – nicht funktionieren.
@obibiber:
„wenn ich natürlich eine der teuren Positionen streiche (zum Beispiel TLVS) dann kann ich dafür 3-4 andere Positionen aus dem mittleren/günstigen Bereich erfüllen…“
Das ist nur dann richtig, wenn sie künftig auf ein Luftverteidigungssystem verzichten.
Denn ohne eine Nutzungsdaueverlängerung von Patriot (ebenfalls im Milliardenbereich) fällt die Fähigkeit bald weg.
Wer auf Neusysteme verzichtet, muss zum Fähigkeitserhalt mehr als geplant in Altsysteme investieren oder die Fähigkeit aufgeben. Siehe mein letzter Kommentar.
Dafür ist aber in der Breite (!) durch den fehlenden Aufwuchs des Haushaltes und die steigenden Personal- und sonstigen Betriebsausgaben kein Spielraum da.
Wird im SPIEGEL-Artikel gut erklärt.
Alles nicht neu (https://augengeradeaus.net/2018/11/aufgestockter-verteidigungshaushalt-soll-grosse-ruestungsprojekte-ermoeglichen/comment-page-2/#comment-302782), nun wird es halt offensichtlich.
Das finanzielle „Fahren auf Sicht“ durch die Bundesregierung und fortlaufend neue Großvorhaben passen nicht zueinander.
Hoffentlich gibt darüber Mal eine sachliche Debatte in der Politik. Im beginnenden Wahlkampf aber eher unwahrscheinlich.
Ich habe eher den Eindruck die Dimension des Problems wird noch gar nicht verstanden.
Ich weiß, hier wird gerne mal über Hauptwaffensystem und Luftwaffengedöns geredet aber als Rotlitzenträger werfe ich noch mal den Punkt ,, Zünder für Artilleriegeschosse“ aus der großen Liste in den Raum. Da sieht es derzeit echt übel aus. Aufgrund verschiedener Faktoren (Sperrung mehrerer Geschoss-Arten, Sperrung mehrerer Zünder, der Nicht-Kombinierbarkeit anderer Geschoss-Zünder-Kombinationen) geht die Artillerie gerade auf dem Zahnfleisch. Und neue Zünder werden wahrscheinlich wieder nur in homöopathischen Dosen beschafft. Wenn ich da an die Einsatzverpflichtung der DEU Artillerie für VJTF 2023 denke, sehe ich keine 5 VR (Versorgungsraten) pro Tag im Depot liegen falls es doch hart auf hart kommt.
Letztendlich muss einfach mal jemand zusammenschreiben was die geplanten Fähigkeiten und die aktuell geplanten Projekte alles zusammen kosten…plus minus 10% Abweichung sollte das machbar sein…für die nächsten 15 Jahre..
dann auf Grundlage des aktuellen Haushaltes für 2021 die noch freien und eingeplanten Mittel für die nächsten 15 Jahre skizzieren …
dann sollte da am Ende ein Fehlbetrag xy stehen…ich gehe mal von 20-50 Mrd € aus…
und dann kann man drüber reden ob das Geld draufgepackt wird…oder ob man auf Dinge verzichtet…und dann am besten gleich auf was man verzichtet…
am Ende dieser Diskussion sollte dann aber auch parteiübergreifend die Finanzierung für den Zeitraum 15 Jahre gewährleistet werden…
in dieser Diskussion kann man sich auch bewusst machen dass die Mittel für die deutsch französischen Projekte zu 50% Wirtschaftsförderung sind…
ich finde den Ansatz nicht schlecht dass zum Beispiel FCAS aus anderen Haushalten heraus mit finanziert wird…
weil hier viele neue high Tech Dinge entwickelt werden die dem ganzen Industrie Standort Deutschland nützen können
Einmal mehr zeigt Schweden wie eine ansprechende und anspruchsvolle Öffentlichkeitsarbeit im Bereich der Verteidigungspolitik funktionieren sollte:
https://youtu.be/Y80utl-RkHg
Ähnlich bereits letztes Jahr ein Erklärvideo aus Finnland:
https://youtu.be/bTmWCbcYwb8
Das BMVg bündelt ja nun die Presse- und Öffentlichkeitsarbeit im Leitungsstab, nun muss man nur noch jemanden finden, der den Mut hat eine ähnliche Serie für Deutschland zu machen…
Ohne ein besseres Verständnis für die Zusammenhänge und die Notwendigkeit einer modernen Gesamtverteidigungsplanung in Politik und Öffentlichkeit gibt es jedoch auch keine ausreichende Bereitschaft u.a. in Verteidigung zu investieren.
Wie die zivile Verteidigung funktioniert sehen wir ja aktuell ebenfalls jeden Tag.
Nur leider glaubt offenbar jede Partei, dass das Thema „toxisch“ ist (tagesspiegel.de, „Drohnen, atomare Teilhabe, Nato-Beitrag Wegducken gilt nicht“).