Lange Liste für die Rüstungsbeschaffung – und lange Liste der Projekte ohne Geld
Das Verteidigungsministerium hat eine lange Liste der Rüstungsvorhaben zusammengestellt, die bis zum Sommer den Haushaltsausschuss des Bundestages passieren sollen. Darauf stehen allerdings auch Projekte, deren Zukunft zwar finanziell gesichert, aber politisch oder rechtlich noch unklar ist. Und, so weit erkennbar erstmals, gibt es auch eine Liste mit Rüstungsvorhaben, die gewollt sind – aber bislang ohne gesicherte Finanzierung.
Bei den Projekten geht es um die so genannten 25-Millionen-Vorlagen: Für den Verteidigungshaushalt gilt die Sonderregelung, dass jede Beschaffung mit einem Volumen von mehr als 25 Millionen Euro gesondert vom Haushaltsausschuss des Parlaments gebilligt werden muss. Die Übersicht für die im ersten Halbjahr 2021 geplanten Vorlagen umfasst 51 verschiedene Posten; ein Überblick mit einigen Anmerkungen:
• System Sturmgewehr: Über die Beschaffung der neuen Standardwaffe für die Streitkräfte als Nachfolger des G36 soll die Entscheidung im 2. Quartal fallen. Bislang verzögert sich die Beschaffung, weil es einen patentrechtlichen Streit gibt: Das Bundesamt für Ausrüstung, Informationstechnik und Nutzung der Bundeswehr (BAAINBw) hatte sich für das Gewehr MK556 der Suhler Firma C.G.Haenel entschieden, der unterlegene Konkurrent Heckler&Koch hatte das unter Hinweis auf möglicherweise verletzte eigene Patente rechtlich angegriffen.
Das Verteidigungsministerium hatte daraufhin Gutachten eingeholt, auf deren Grundlage noch im Februar das weitere Vorgehen festgelegt werden soll. Haenel erklärte allerdings Anfang dieser Woche, das nach rechtlicher Bewertung des Unternehmens kein Patentverstoß vorliege – damit wäre bei einem Zuschlag für Heckler&Koch der Rechtsstreit absehbar, was die Beschaffungsentscheidung weiter verzögern könnte.
Eine weitere Vorlage sieht die Beschaffung von Optik und Optronik vor, die zunächst am G36 genutzt werden soll, außerdem Zusatzausstattung für das künftige Sturmgewehr.
• Auf jeden Fall von Heckler&Koch kommen weitere Maschinengewehre vom Typ MG5, Billigung im Haushaltsausschuss für Anfang April vorgesehen.
• Eurodrohne: Mitte März soll das Parlament die weitere Entwicklung des europäischen ferngeführten Luftfahrzeugsystems für das Flugsegment Medium Altitude Long Endurance, gemeinhin Eurodrohne genannt, freigeben. Dabei geht es um ein gemeinsames Projekt mit Frankreich, Italien und Spanien, für das zunächst Entwicklungsgelder teilweise für die kommenden Jahre, dann als Verpflichtungsermächtigung, vom Parlament beschlossen werden sollen. Da es sich um ein System handelt, das auch bewaffnet werden kann, wird dabei auch die Haltung des Koalitionspartners SPD zu bewaffneten Drohnen eine Rolle spielen – deshalb steht das Thema auch auf der Tagesordnung des Koalitionsausschusses am (heutigen) Mittwochabend.
• Ebenfalls europäische Gemeinschaftsprojekte sind das Future Combat Air System (FCAS, mit Spanien und Frankreich) und Main Ground Combat System (MGCS, mit Frankreich), für die im zweiten Quartal weitere Gelder für die Entwicklung zur Billigung anstehen.
• Als weiteres multinationales Projekt steht die Entwicklung und Beschaffung von U-Booten der Klasse 212CD an; gemeinsam mit Norwegen sollen sechs U-Boote entwickelt und gebaut werden, zwei davon für die Deutsche Marine. Der Haushaltsausschuss soll darüber im 2. Quartal abstimmen.
• Die Marine soll die norwegische Naval Strike Missile (NSM) als neues Lenkflugkörper-Waffensystem Seeziel/Landziel erhalten; Entscheidung im 2. Quartal.
• Das Hauptwaffensystem der Korvetten der Marine, der Seeziel-Lenkflugkörper RBS 15 Mk3, muss zum Teil re-zertifiziert und instandgesetzt werden. Dabei dürfte es um die 25 Lenkflugkörper gehen, die die Marine schon länger im Bestand hat; der Kauf von weiteren 75 dieser Waffen war erst im vergangenen Jahr bewilligt worden. Die Billigung durch den Ausschuss wird für das 2. Quartal erwartet.
• Die lange gpelante Hubschrauberdrohne für die Korvetten soll nun angeschoben werden: Anfang April ist die Beschlussfassung über die Vorlage für Entwicklung und Beschaffung des Systems Aufklärung und Identifizierung im maritimen Einsatzgebiet (AImEG) geplant.
• Für die geplanten neuen Betriebsstoffversorger der Marine hat das Ministerium eine Beschlussfassung fürs zweite Quartal vorgesehen – allerdings ist bislang noch unklar, wie das zunächst aus Kostengründen gestoppte Verfahren weitergeht.
• Als Nachfolger der noch aus den Endzeiten des Kalten Kriegs stammenden Flottendienstboote Oker (Foto oben), Oste und Alster sollen drei neue Aufklärungsschiffe der Klasse 424 beschafft werden. Diese Einheiten werden mit einer Länge von gut 130 Metern schon in die Größenklasse der Fregatten aufrücken. Die Ausschreibung wird völlig national erfolgen – nicht in erster Linie wegen der Schiffe selbst, sondern angesichts der integrierten Aufklärungsausstattung. Eine Entscheidung ist für das 2. Quartal vorgesehen.
• Ein weiterer Anlauf für ein fliegendes Aufklärungssystem zur Signalerfassung (SIGINT) steht ebenfalls auf dem Plan: Für PEGASUS, (PErsistent German Airborne SUrveillance System – Dauerhaftes deutsches luftgestütztes Überwachungssystem), sollen die Parlamentarier im 2. Quartal Entwicklungskosten freigeben. Der Versuch, nach dem gescheiterten EuroHawk-Projekt und der aufgegebenen Planung, Triton-Drohnen aus den USA dafür zu beschaffen, ist allerdings mit Problemen behaftet: Für die Integration des Aufklärungssystems in die bereits gebilligten Global6000-Flugzeuge fehlt die Finanzierung (s. unten). Auch das wird ein Thema für das 2. Quartal.
• Der Einsatz der bisher schon genutzten Heron 1-Drohnen in Mali soll bis Ende März 2024 verlängert werden, dafür wird der Dienstleistungsvertrag mit Airbus fortgeschrieben und erweitert. Die Entscheidung ist für das 2. Quartal vorgesehen.
• Beschaffung 4. Los mehrrollenfähiges, leichtes Lenkflugkörpersystem (MELLS) für die Panzerabwehr des Heeres, Billigung für Ende Februar vorgesehen.
• Neuer Pionierpanzer als Nachfolger des Pionierpanzers Dachs, die Vorlage soll Mitte März in den Haushaltsausschuss.
• Vereinbarung mit Frankreich für den Betrieb der gemeinsam genutzen C130-Flugzeuge, Billigung Ende März.
• Flugstunden auf angemieteten Maschinen für die Ausbildung von Hubschrauberpiloten von Heer, Luftwaffe und Marine, im Ausschuss für Anfang April geplant.
• Überarbeitung (Obsoleszenzbeseitigung) der Anlage für den Elektronischen Kampf in den Transporthubschraubern CH-53, die wohl noch eine Weile fliegen müssen. Geplant im 2. Quartal.
Damit es nicht zu kleinteilig wird (und die wichtige zweite Liste nicht untergeht), nur kurz die Aufzählung, was sonst noch auf der 25-Mio-Liste steht:
Modulare Zeltsysteme für den Einsatz; Ersatz Tornado Radarwarner; Computer für das System Coalition Shared Data; Bündelfunksystem für die Schiffsicherung; Entwicklung für Joint Fire Support Teams auf Transportpanzer Boxer; Überarbeitung Führungs- und Waffeneinsatzsystem Minenjagdboote; Mehrbedarf Bekleidung; Zünder für Artilleriegeschosse; taktische Radare für die Fregatten der Klasse 123; Ergänzungsvertrag für gesicherte Datenverarbeitung SINA; Suchzünder-Munition für die Artillerie; ungeschützte geländegängige Kranken/Notarztwagen; verlegefähige Auswertestationen für Luftbilder von Tornado und Eurofighter; Folgeprojekt Datenkommunikation HERKULES; Fahrzeuge für Spezialkräfte; deutsch-belgische Beschaffung von Nachtsichtbrillen; Gefechtsstandzentralen für Joint Fire Support; Aufwertung des Radars der Fregatten Klasse F124 zur Raketenabwehr; Messboote für die Wehrtechnische Dienststelle 71; verlegbare Flugsicherungsanlage für Flugplätze im Einsatzgebiet; neue Festrumpfschlauchboote für die Marine; Beschaffung geschützter Transportcontainer für Verwundete; Vereinbarung für Bau und Betrieb des – ressortübergreifend genutzten – Satellitensystems HRWS; Fortsetzung Vertrag strategischer Lufttransport SALIS; neue Radarsysteme für die Überwachung des deutschen Luftraums; Nachrüstung 1. Los Schützenpanzer Puma; Rahmenvertrag für Gefechtsmunition für den Puma; Electronic Warfare System und Satellitenkommunikation für NH90-Hubschrauber; Kraftstoffcontainer; Ersatz/Überholung des nautischen Führungssystems; Pilotensichtsystem für den Kampfhubschrauber Tiger; tragbares Bodenüberwachungsradar.
Das ist schon einiges, was sich das Ministerium für die Zeit bis zur Sommerpause vorgenommen hat – und realistisch muss man sagen:Was bis zur Jahresmitte nicht gebillig ist, wird auch in diesem Jahr angesichts von Bundestagswahl im September und absehbaren Koalitionsverhandlungen nicht mehr auf die Tagesordnung kommen.
Vor diesem Hintergrund ist bemerkenswert, welche wichtigen Vorhaben die Ministerialen mit der Bemerkung versehen haben deren Finanzierung zum jetzigen Zeitpunkt nicht gesichert ist:
• Bodengebundene Luftverteidigung und Nah- und Nächstbereichsschutz – also unter anderem, aber nicht nur, das
• Taktische Luftverteidigungssystem (TLVS)
• Weitere Maßnahmen Digitalisierung Landbasierter Operationen (D-LBO), also: die seit Jahren anstehende Digitalisierung der Kommunikation vor allem beim Heer, aber auch bei Streitkräftebasis und Sanitätsdienst
• Das 3. Los der Korvetten (als Ersatz für das 1. Los)
• Eurofighter Long Term Evolution, die Weiterentwicklung dann auch für die Ablösung des Tornado; folgericht steht auf der Liste der bislang nicht mit Geld hinterlegten Projekte auch
• Tornado-Nachfolge
• Nachfolger Seefernaufklärer, als Zwischenlösung für den Ersatz der P-3C Orion
• Leichter Unterstützungshubschrauber Streitkräfte (also weitere Airbus H145M)
• PEGASUS Entwicklung und Integration (angesichts der geplanten Vorlage dafür, s. oben) nicht so ganz kongruent
• 2. Los Schützenpanzer Puma (eigentlich soll die Entscheidung erst 2022 fallen, aber es scheint da Druck zu geben, eher zu entscheiden)
• Schwerer Transporthubschrauber (nachdem das Vergabeverfahren aus Kostengründen gestoppt wurde)
• Satellitenkommunikation Stufe 3
• Schwerer Waffenträger Infanterie – der Boxer mit Maschinenkanone, als Ersatz für den Wiesel geplant
• Kampfhubschrauber Tiger Mark III – eine vor allem von Frankreich gewünschte Weiterentwicklung des Helikopters.
Unterm Strich: Erstaunlich viel in der Planung, aber auch recht viel aus Kostengründen – vorerst? – nicht realisierbar. Viele Dinge werden also auf eine neue Bundesregierung/Koalition nach der Wahl zukommen.
(Foto: Flottendienstboot Oker in der Kieler Förde, Ende Januar 2020 – Frank Behling)
@obiber:
„Letztendlich muss einfach mal jemand zusammenschreiben was die geplanten Fähigkeiten und die aktuell geplanten Projekte alles zusammen kosten…plus minus 10% Abweichung sollte das machbar sein…für die nächsten 15 Jahre..
dann auf Grundlage des aktuellen Haushaltes für 2021 die noch freien und eingeplanten Mittel für die nächsten 15 Jahre skizzieren …
dann sollte da am Ende ein Fehlbetrag xy stehen…ich gehe mal von 20-50 Mrd € aus…
und dann kann man drüber reden ob das Geld draufgepackt wird…oder ob man auf Dinge verzichtet…und dann am besten gleich auf was man verzichtet…“
Genau das gibt es ja jährlich in Form einer Finanzbedarfsanalyse (siehe aktueller SPIEGEL). Es fehlt wohl noch deutlich mehr Geld als die annehmen.
Die GroKo hat die harten Entscheidungen immer wieder hinausgezögert.
Nun kann die neue Regierung entweder so weiter machen und dem weiteren Zerfall (Einsatzbereitschaft, hohle Strukturen, Frustration) zuschauen oder man gibt mehr Geld aus oder man verkleinert die Bundeswehr deutlich.
Der Spiegel Artikel ist leider hinter der Paywall…
hatte zuletzt die Analyse von 2019 gelesen…da ging man aber für 2020 und 2021 noch von deutlich niedrigeren Budgets aus… da wurde ja doch nochmal ordentlich nachgelegt…auch wenn natürlich noch immer eine ordentliche Lücke klafft… wie sind denn die Zahlen aus dem Artikel des Spiegels? wie hoch ist denn der Fehlbetrag?
aber klar…am Ende muss man Geld nachlegen… und das am besten verlässlich und Planbar…
oder man muss Abstriche bei Fähigkeiten machen… Verpflichtungen streichen… den Umfang der Streitkräfte reduzieren…oder das Geld besser ausgeben…
am besten ein bisschen was von allem…
dummerweise hat die BW mehr Verpflichtungen als jemals zuvor und viele Zusagen an die Verbündeten gemacht…und von diesen Zusagen hängt die komplette außenpolitische Glaubwürdigkeit Deutschlands und unsere Sicherheit in Europa ab 🤷🏻♂️
@Obibiber:
Um den kompletten Bedarf abzudecken
müsste der Haushalt nächstes Jahr um 9 Milliarden Euro erhöht werden, 2024
um 15,9 und zwei Jahre später sogar um
20,7 Milliarden.
Und danach sinken die Bedarfe ja nicht wirklich.
Allein bis 2026 fehlen also deutlich mehr als 50 Mrd €, wenn alle NATO-Planungsziele erreicht werden sollen.
Weiteres steht auch in der Druckausgabe des SPIEGEL.
Wie schon häufiger von mir und anderen erwähnt ist nicht mehr die Frage was man zusätzlich kauft, sondern auf was man verzichtet. Die Spielräume für weitere grosse Investitionen sind – bei unveränderter Finanzlinie – nicht vorhanden.
Da hilft auch kein fahren auf Sicht, da Beschaffung, Logistik und Infrastruktur mehrjährige Vorbeitung (inkl. Ausschreibung) erfordern, die ohne gesicherte Finanzierung schlichtweg nicht stattfinden können.
@ Ziethen
Nicht verstanden. Das Heer2011 zeichnet sich doch gerade durch die (Über-) Betonung der Ebene Brigade aus – wenn man ehrlich ist, hat die Ebene Division doch schon heute nur noch eine Beurteilungs- bzw. truppendienstliche Scharnierfunktion zum Kommando Heer.
Und nichts für ungut, der Versuch, eine große Anzahl von Truppenkörpern – ohne Zwischenebene – zu führen, ging schon bei Königgrätz (aus österreichischer Sicht) gewaltig schief. Was bringt eine Unzahl von Brigaden, die nicht geordnet ins Gefecht gebracht werden können?
@memoria:
„ Um den kompletten Bedarf abzudecken
müsste der Haushalt nächstes Jahr um 9 Milliarden Euro erhöht werden, 2024
um 15,9 und zwei Jahre später sogar um
20,7 Milliarden.
Und danach sinken die Bedarfe ja nicht wirklich.
Allein bis 2026 fehlen also deutlich mehr als 50 Mrd €, wenn alle NATO-Planungsziele erreicht werden sollen.“
nochmal zum Verständnis…also bis 2026 fehlen 50 Mrd € ggü. der aktuellen Planung!?
dh linear gerechnet müsste man 2022 direkt 10 Mrd € drauf satteln… und das „einfach“ durchhalten…
das wäre natürlich schon ne Hausnummer… ein langsamerer Anstieg wäre wohl einfacher zu bewerkstelligen…
wo landet man 2026 dann? Bei 60 Mrd € pro Jahr!?
andererseits ist der Etat seit 2014 auch um knapp 15 Mrd € gestiegen… in 7 Jahren…also von 32 Mrd € auf jetzt 47 Mrd €
wenn man diese Steigerung weiter rechnen würde … könnte man sogar beim nötigen Betrag bis 2026 rauskommen…
aber realistisch ist das nicht…da müsste von der nächsten Regierung schon sehr viel Wohlwollen in diese Richtung gehen…
Hauptproblem ist und bleibt die Unzuverlässigkeit der Planung und der Mittel…
selbst wenn die nächste Regierung sagt sie will die Mittel bereitstellen…kann die nächste Regierung das wieder einkassieren… so sind langfristige Beschaffungen nicht planbar …da wird Vorlauf und Planbarkeit der Mittel in X Jahren benötigt..
@obibiber
Die nächste Sitzung des Haushaltsausschusses findet am Mittwoch, den 10. Februar statt.
Auf der Liste steht eine 25 Mio Vorlage, nämlich die Beschaffung eines weiteren Loses von 666 Lenkflugkörpern MELLS einschließlich Zubehör.
Den Sitzungskalender 2021 mit den entsprechenden Sitzungswochen findet man auf der Homepage des Bundestages unter Sitzungskalender. Bis zur Sommerpause sind noch weitere 9 Sitzungswochen angesetzt. Somit noch eine bischen Zeit….
@Koffer
„Nur mal zur Erinnerung, was wir alles bräuchten…
Für @alle, die immer wieder behaupten, man könnten 2% BIP gar nicht sinnvoll ausgeben :(“
Da sind Dinge drin, die keiner braucht oder gebrauchen kann. Und langsam fängt es an zu nerven, wenn einige Leute immer wieder stumpf Geld fordern und ignorieren, das wir das Geld eben nicht sinnvoll ausgeben. Wir nutzen das Material auch nicht sinnvoll.
#Korvetten / Marine
Die Korvetten kosten fast soviel wie leichte Fregatten und sind damit eine finanzielle Katastrophe. Das verstärkt sich noch durch die armselige Ausstattung der Korvetten.
Man vergleiche die Korvetten mit den dänischen Fregatten. Gut diese haben beim militärischen Schiffbau Abkürzungen genommen und z.B. zivile Systeme einfach adaptiert oder mit Schockabsorbern montiert um die Schockfestigkeit zu erreichen. Dafür hat man Schiffe, die eine gute Einsatzbereitschaft haben. Das man Fregatten mit einem APAR und Smart-L Radar zum Preis einer K130 bekommt spricht schon für sich.
Ähnliches sieht man in GB, wo die neuen Fregatten auch nix kosten durften. Auch da war der dänische Entwurf erfolgreich und auch TKMS hatte mit der Meko A200 etwas im Angebot, das auch nicht mehr als eine K130 kostete…
Die F125 kann man mit der Ausstattung eigentlich nicht fahren lassen. Ubootjagd und zumindest Luftabwehr im Rahmen von Eigenschutz müsste drin sein. Das nachzurüsten wäre sinnvoller als weitere K130 zu kaufen.
Wenn man Sonare beschafft, kann man auch gleich für die F124 und F123 mit bestellen.
Die Modernisierung der F124 zur Abwehr von ballistischen Raketen halte ich für extrem fragwürdig, da diese Nischenfähigkeit extrem teuer ist und es mit den Radaren alleine ja nicht getan ist. Die Nachrüstung könnte genau soviel kosten wie 2-3 einfach ausgestattete Meko A200 Fregatten.
Wenn man also Korvetten nachkauft und die F124 für eine extreme Nischenfähigkeit aufrüstet, kostet das soviel wie ca. 6 einfache Fregatten und ein paar Hilfseinheiten.
Es braucht neue Aufklärungsflieger, Einsatzboote, zwei Landungsschiffchen, Schlepper, Taucherboote, Minensucher, Flottendienstboote, Tanker, Tender, bald wird der erste neue EGV geplant und das erste neue Uboot beschafft werden müssen. Dazu müsste mal Geld in die Marinearsenale fließen. Da ist kein Geld für nutzlose Korvetten oder Goldrandluftabwehr. Entweder spart man sich das Geld oder kauft was richtiges.
Für die von den Korvetten gefahrenen Einsätze ist auch ein OPV was richtiges und kostet grad mal 50 Millionen aufwärts. Bisher sind über 3,5 Mrd Euro für die Korvetten verbrannt worden. Sollen nochmal über 2 Mrd. draufkommen?
Tanker kann man sehr günstig haben. Man muss ein ziviles Modell leicht überarbeiten und bauen. Man könnte ja selbst junge gebrauchte (~ 10 Jahre) kaufen und umrüsten.
Die Kosten für die Tanker sind völlig explodiert und lagen bei mehr als dem 10 fachen dessen, was in der zivilen Schiffart dafür gezahlt wird. Die Anforderungen an Tankvolumen, Tiefgang, Länge und Breite waren da, neben der Geschwindigkeit, auch ein Faktor.
Laut Esut ( Online gratis – „Flottenbauprogramm wird konkret“ – 1. Februar 2021) sollen die Tanker nun deutlich mehr Tiefgang bekommen. 9,5 Meter um genau zu sein, womit man eh einfach ein Design von FKAB und co. kaufen könnte. Nun kam man aber auf die nächste geniale Idee und kürzt die Schiffe um 10 Meter in der Länge und macht sie noch einen Meter schmaler, womit man massiv an Tankvolumen verliert… Die Schiffe sollen nur noch 18 statt 20 Knoten laufen. Immer noch 3 -5 Knoten schneller als zivile Tanker. Dafür macht man sie wohl schmaler. Es gibt einige Designs welche diese Abmaße erfüllen aber die haben auch kein Helikopterlandedeck und erreichen keine 18 Knoten…
Was soll dieser Mist?!
Die Schiffe um ein Helideck zu verlängern ist deutlich günstiger als das Deckshaus nach vorne zu setzen.
Man hat das Gefühl, die MTG Marinetechnik schmiert einfach was hin und dann wundern sich alle warum das nicht funktioniert oder extrem teuer wird. Es gibt in Deutschland auf dem Gebiet des Tankerbaus keine Expertise mehr.
Der Entwurf von Flensburger ist durch die neuen Maße erneut ausgeschlossen. Der Tiefgang passt jetzt zwar aber Länge und Breite sind immer noch drüber.
Die Vorgaben sind keine absolute Katastrophe mehr, aber immer noch sehr schlecht und könnten zu diversen Problemen führen, die wieder viel Zeit und Geld kosten.
Bei den Tenderm könnte ähnliches drohen, wobei das Tankvolumen dort witzlos gering ist… Es fehlt auch ein systemischer Ansatz.
Mit den Abmaßen bewegt man sich schon in der Größenordnung von kleinen Docklandungsschiffen wie Damens ENFORCER 8000 LPD. Damit könnte man mehr anfangen. Wenn die Schiffe mit den Minenverbänden fahren, könnten sie Helikopter und größere Drohnenboote für die Aufklärung mitnehmen. Sie könnten auch für das Seebataillon und humanitäre Einsätze dienen. Die Tender können das nicht.
Corona bedingt haben viele Werften gerade sehr schlechte Überlebenschancen. Will man den Werften helfen, muss man JETZT möglichst von der Stange kaufen, bzw. nur leichte Anpassungen fordern und dann zum Bau übergehen. Da ist keine Zeit bei Adam und Eva anzufangen. Das auch keinen Sinn wenn es am Markt keine Chancen gibt nach den Aufträgen für die Marine damit Geld zu verdienen. Richtig schwachsinnig wird es, wenn es entsprechende Designs zu Hauf am Markt gibt oder gar deutsche Werften was passendes im Angebot haben.
Die F127 sollte man einfach streichen und eine gestreckte F126 dafür ordern. Das spart hunderte Millionen wenn nicht gar über eine Milliarde bei der Beschaffung, ganz zu schweigen von Ausbildung, Instandhaltung, Modernisierung etc. pp.
@SvD
ich gebe ihnen da teilweise Recht…
in den letzten Jahren wurde da viele ungünstige Schwerpunkte gesetzt…
aber das Dickschiff Bundeswehr ist bei langjährigen Projektlaufzeiten eher unflexibel und beim umsteuern eher eine Art SuperTanker… bestes Beispiel dafür ist die F125… vor 10 Jahren das passende Schiff (wenn auch deutlich zu teuer) in der aktuellen Lage kaum mehr zu gebrauchen… das Projekt wurde während der Konzeptionsphase auch öfter umgeplant…
die K130 sind von Ansatz her auch sehr brauchbare Schiffe… vor allem nachdem Sie ihre Kinderkrankheiten hinter sich gelassen haben… aber letztendlich auch zu teuer… man lag hier mal bei 250 Mio pro Einheit (was ganz ok ist) und ist mittlerweile jenseits der 400 Mio €
die Alternativen wären MEKO A200 (nach oben leistungsfähiger, Richtung Fregatte, dafür preislich eher bei 500-600 Mio + doppelte Besatzung)) oder einfaches OPV (nach unten weniger leistungsfähig, dafür deutlich günstiger)… man hat sich halt für den Mittelweg entschieden…
im Nachhinein wäre es besser gewesen statt 10 K130 und 4 F125 lieber 12 mal MekoA200 zu beschaffen… aber hätte, hätte,….
die Posse um die neuen Tanker ist ja auch ein Thema für sich…
letztendlich gibt es mehrere Ansätze wie man Geld sparen könnte und trotzdem eine ausreichende Anzahl und leistungsfähige Einheiten zu gleich erhält:
– Beschaffung von leichten Schleppsonaren die bei Bedarf modular in F123, F125, K130, F126 eingerüstet werden können
– Nachrüstung von ESSM Block 2 auf F125 (ADL Launcher mit 8 Zellen und 32FK)
– 3. Los K130 mit 3 Einheiten -> Ziel, Betrieb von 8 bauchgleichen K130 -> Rest Verkauf an Verbündete
– es bleibt bei 4 F126
– Nachrüstung F124 mit neuem Radar (dieses soll dann 1 zu 1 in F127 übernommen werden, einmalige Entwicklung mit NL zusammen)
– zeitnahe Beschaffung von 4 F127 als stretch Variante der F126 mit mehr VLS (min 48 Zellen) und AAW Radar + Option auf BMD (Radar,Software,Sensorik zusammen mit NL entwickeln)
– Tanker werden von Stange gekauft
– einfaches Design der Tender Nachfolger (trotzdem mit HeliHangar, und Platz für CB90 Boote an Deck da ich davon ausgehe dass ein JSS light nicht mehr kommen wird)
aber bei Heer und Luftwaffe kann man Geld auch effektiver ausgeben…
Punkte zum nachdenken:
braucht man wirklich ein 2 . Kampflugzeug (Nachfolger Tornado)? Eine Ein Muster Lösung mit 180 Eurofightern reicht für viele Themen aus… Nukleare Teilhabe müsste man ggf aufgeben… und spart eine Menge Geld
braucht man vollumfänglich TLVS (Kosten 10 Mrd €)? Nachrüstung Patriot (2-3 Mrd€) + zusätzlich IRIS-T SLM (2-3 Mrd €) wäre günstige und planbarer…
Fokus hierbei lieber auf SHORAD setzen (restliche 3-4 Mrd€ aus dem TLVS Pool)!
braucht man wirklich ein großes 2. Los Puma?
braucht man 3 schwere Divisionen beim Heer? reichen nicht auch 1 schwere, 1 mittlere, 1 leichte Division?
braucht man das Konstrukt der Division? reichen nicht auch Brigaden (4 schwere, 2-3 mittlere, 2-3 leichte Brigaden)? die mittleren Brigaden komplett mit Boxer ausgestattet, die leichten Brigaden mit einem günstigen/einheitlichen 4×4 Fahrzeug (Stichwort leichte Kavallerie) -> Idee dahinter, schwere Fahrzeuge wie Leopard, Puma, PZH2000 Kosten >10Mio pro Einheit und eine riesen Peripherie für Verlegung und Betrieb…
eine mittlere Brigade auf Basis Boxer benötigt einen Großteil davon nicht und ist mit 5 Mio pro Einheit deutlich günstiger… auch im Betrieb ist es günstiger…
eine leichte Brigade auf einem einheitlichen 4×4 Fahrzeug steigert diesen Effekt nochmal… Kosten pro Fahrzeug klar hat eine mittlere oder leichte Brigade nicht die Kampfkraft einer schweren Brigade… aber für viele Einsatzzwecke sind diese ausreichend….
braucht man den Goldrand STH?
Muss man gemeinsame Rüstungsprojekte mit Frankreich als allumfassende Goldrandlösung gestalten? geht das jeweils nicht 2-3 Stufen kleiner?
klar benötigt man ein neues Kampflugzeug… und die Integration von Drohnen ist auch wichtig… auch eine gemeinsame BattleCloud macht Sinn…. aber viele Komponenten existieren hier schon heute, bzw. sind in der Entwicklung… man muss das Rad nicht immer neu erfinden und dafür dann am Ende 300 Mrd ausgeben…
da reichen am Ende auch 100 Mrd…
die Hälfte dieser Kosten kann man auch aus anderen Haushalten gestalten… da viele Dinge entwickelt werden (Triebwerk, Radar, Cloud, Robotik, Sensorik, Materialforschung, autonomes Fliegen, usw.) die der Industrie und dem Wirtschaftsstandort Deutschland auch viele Vorteile bringen…
das ganze Beschaffungswesen in Deutschland muss sich auch ändern… die Industrie sollte gefordert sein Lösungen auf eigene Kosten zu entwickeln… ein echter Wettbewerb bei den Herstellern ist wieder wichtig….
und bei der BW sollte es schneller möglich sein initial kleine Lose eines neue Produktes zu beschaffen um dies e früh zu testen… und ggf früh Änderungswünsche in ein Nachfolge Los einfließen zu lassen… hier hätte man beim Puma viele Kinderkrankheiten sparen können….
das ständige Nachrüsten von Systemen verschlingt auch Unsummen… ich sollte ein neues Produkt einfach mit dem Stand xy beschaffen… dann 20 Jahre betreiben… und nach dieser Zeit direkt den Nachfolger einführen…. das muss dann nicht zwingend was komplett neues sein… eher ständige Evolution
man muss die Dinge auch manchmal neu Denken und anders Denken wenn man voran kommen will