Deutsche und britische Eurofighter erstmals für gemeinsamen scharfen Einsatz über dem Baltikum bereit

Nach Jahren der Vorbereitung stehen die deutsche Luftwaffe und die britische Royal Air Force erstmals zu gemeinsamen bewaffneten Abfang-Flügen über dem Baltikum bereit. Der deutsche Einsatz im so genannten Air Policing der NATO über Estland, Lettland und Litauen wurde um ein britisches Kontingent ergänzt. Bislang hatten beide Nationen mit ihren Eurofighter-Kampfflugzeugen nur gemeinsame Trainingsflüge absolviert.

Da die drei baltischen Staaten keine eigenen Kampfjets besitzen, stellen andere NATO-Länder seit 2004 wechselnd Flugzeuge zur Luftraumüberwachung. Seit August vergangenen Jahres ist wieder die Bundeswehr von der estnischen Luftwaffenbasis Ämari dafür zuständig – der 13. Einsatz der Luftwaffe und vor allem der erste seit Beginn der russischen Invasion der Ukraine im vergangenen Jahr. Die Aufgabe ist vor allem die Identifizierung meist russischer Militärflugzeuge, die zwar im internationalen Luftraum über der Ostsee unterwegs sind, aber oft weder ein Transpondersignal ausstrahlen noch in diesem – auch von zivilen Maschinen genutzten – Luftraum mit der zivilen Flugsicherung kooperieren.

Seit dem (heutigen) Montag sind britische Eurofighter in diese Mission integriert: Als so genannte Alarmrotte im Quick Reaction Alert (QRA) stehen nun in Ämari ein deutsches und ein britisches Kampfflugzeug bereit, innerhalb weniger Minuten zu starten und unbekannte Flugzeuge zu identifizieren und notfalls abzufangen. Die Maschinen beider Nationen sind dafür mit Lenkflugkörpern für nahe und mittlere Kampfentfernungen bewaffnet.

Nach Angaben des Zentrums Luftoperationen der Bundeswehr stellt die Royal Air Force für diese Aufgabe drei Eurofighter in Estland bereit, zwei für die Einsätze und einen als Reserve. Die Luftwaffe ist dort mit fünf Eurofightern präsent, vier für Einsätze und einen als Reserve. Im April geht die Zuständigkeit für das Baltic Air Policing von Deutschland an Großbritannien über, dann wird die Luftwaffe ihre Maschinen auf drei verringern und bis Anfang Mai das britische Kontigent unterstützen.

Die Zusammenarbeit der beiden Luftstreitkräfte mit dem Ziel gemeinsamer Operationen wurde seit Jahren vorbereitet. So hatten deutsche und britische Eurofighter bereits 2019 mit den gemeinsamen Operationen begonnen, die Kooperation in Estland wurde 2020 fortgesetzt und ebenfalls 2021 beim gemeinsamen Einsatz im Air Policing an der NATO-Südostflanke in Rumänien erprobt.

Die Hauptprobleme für einen gemeinsamen Einsatz von Luftwaffe und Royal Air Force waren dabei organisatorischer Natur: So musste sichergestellt werden, dass die Vorschriften beider Länder zusammenpassen – vor allem bei der technischen Betreuung der Kampfjets am Boden. Inzwischen dürfen zwar auch deutsche Techniker an einem britischen Eurofighter arbeiten und umgekehrt, dennoch bleiben bestimmte Arbeiten und Freigaben nach nationalen Vorschriften den Soldaten der jeweiligen Nation vorbehalten.

(Foto: Ein britischer, vorne, und ein deutscher Eurofighter beim Start zum ersten gemeinsamen Trainingsflug in Ämari am 2. März 2023 – MarvinHofmann/Bundeswehr)