Massive Steigerung der Verteidigungsausgaben: 2029 auf 162 Milliarden Euro
Die Verteidigungsausgaben der Bundesrepublik sollen bereits in diesem Jahr auf 95 Milliarden Euro ansteigen und bis 2029 insgesamt 162 Milliarden Euro erreichen. Das geht aus der Haushaltsplanung hervor, die am (morgigen) Dienstag im Bundeskabinett beschlossen werden soll. Damit würden in diesem Jahr 2,4 Prozent der Wirtschaftsleistung erreicht, die so genannte NATO-Quote. Im Jahr 2029 wären es dann geplant 3,5 Prozent.
Das Kabinett will am Dienstag die Haushaltsentwürfe für dieses und das kommende Jahr sowie die Finanzplanung für die kommenden Jahre beschließen. In die Planung für die eigentlichen Verteidigungsausgaben fließen dafür bis 2027 anteilig das bereits 2022 beschlossene Sondervermögen sowie jährliche Ausgaben von neun Milliarden Euro für die Ukraine ein. Im Jahr 2029 soll dann der eigentliche Verteidigungshaushalt 153 Milliarden Euro umfassen, ebenfalls zuzüglich neun Milliarden Euro zur so genannten Ertüchtigung der Ukraine.
Möglich wird die Steigerung der Verteidigungsausgaben, für die in diesem Jahr – ohne Sondervermögen und ohne Ukraine-Ausgaben – 62 Milliarden Euro vorgesehen sind, durch die noch vom alten Bundestag beschlossene Grundgesetzänderung zur Bereichsausnahme, mit der die Ausgaben für Verteidigung von der Schuldenbremse ausgenommen werden. Wie sich das in den kommenden Jahren auswirkt, zeigt eine Grafik des Bundesfinanzministeriums, die am (heutigen) Montag in Berlin kursierte:
Vereinfacht gesagt: durch die Grundgesetzänderung stehen 2029 mehr als 120 Milliarden Euro zusätzlich für Verteidigungsausgaben zur Verfügung.
Mehr Details dazu wird es voraussichtlich am morgigen Dienstag geben. Die genannten 3,5 Prozent für 2029 sind auch die Zahl, auf die sich voraussichtlich der NATO-Gipfel in dieser Woche festlegen wird – allerdings dann mit einem vermutlich deutlich weiter reichenden Zeitrahmen als diese fünf Jahre.
Grundsätzlich positiv zu begrüßen. Aber warum sinken die Ausgaben im Bereich der IT-Sicherheit 2029 wieder? Gerade bei den seit 2020 verstärkten Aktivitäten der Cyber-Kriminalität und Spionage, Informationskriegsführung und KI sollte der Bereich nicht vernachlässigt werden…
Das ist genau das was es schon seit 3 Jahren gebraucht hätte!
Finanzielle Mittel sind jetzt keine Ausrede mehr!
die ansteigende Zunahme macht Sinn…da eh nicht von heute auf morgen alles ausgegeben werden kann…
Nach der Sommerpause müssten dann Dutzende bis Hunderte 25 Mio Vorlagen parat stehen und auf dem Weg gebracht werden!
Die Schulden tun zwar weh… aber in Zeiten wie diesen ist das notwendig!
Ich hoffe dass in anderen Haushalten parallel versucht wird zu sparen, oder wenigstens nicht mehr auszugeben…
Mitte der 2030er wäre es nämlich wichtig, dass nicht nur 1% des EPL14 über den normalen Haushalt kommen… sondern mindestens 2,5% ! Das muss das Ziel sein!
dass das nicht von heute auf morgen geht ist auch klar…aber auch hier muss nach und nach umgeschichtet und umpriorisiert werden!
Aufgaben des Staates sind:
Innere + äußere Sicherheit
Bildung
Infrastruktur
GRUNDsicherung Rente+Sozialsystem!
Herrje, hätte der Iran dann auch Anspruch auf Hilfe für völkerrechtswidrig angegriffene Staaten….?
Wenn man dem Wähler einmal das Zahlenwerk erläutern würde wäre es vorbei mit den hohen Zustimmungsraten: 3,5 % vom BIP sind nämlich nicht 3,5 % des Bundeshaushalts sondern sehr viel mehr.
Davon ab: das Hohe Haus wird wieder umgebaut, s. WELT Online:
„Das Verteidigungsministerium steht erneut vor einer Umorganisation. Im August will Minister Boris Pistorius (SPD) Änderungen bekannt geben. Erste Details sickern jedoch jetzt schon durch – und werfen kritische Fragen auf.“
Jedenfalls werden wohl einige B9 zu B10. Kriegstüchtigkeit !
Das schafft der Apparat doch gar nicht alles auszugeben. Da kommt die Industrie nicht hinterher und erst recht nicht das BW Beschaffungswesen. Da wird wohl ein zweistelliger Milliarden Betrag ans BMF zurück gehen weil nicht abgeflossen.
Wage ich Mal zu Orakeln.
Bei den Beträgen wird einem ganz schlecht.
Aus meiner Sicht wird auch nichts helfen. Den Willen zum Kampf kann man nicht erkaufen.
Selbst bei so einer wirklich wegweisenden und notwendigen Entscheidung, kann man hier die Uhr danach stellen, bis die Miesmacher und Schlechtredner auftauchen. Meine Güte!
Und dass Kommentare wie der von @Buschfunk, die überhaupt gar nichts mit dem Thema zu tun haben, überhaupt durchkommen, ist irgendwie auf dieser ansonsten hochwertigen Diskussionsplattform auch schade!
Na da muss jetzt nur noch die Entwicklung des BIP sich an die vorgegebenen Spielregeln halten.
Wenn Mrd Euro ins Land gepumpt werden, wirken die sich am Ende auch irgendwann im BIP aus.
Bei der Vorstellung der Bilanz der Europameisterschaft letztes Jahr, haben die Volkswirte für jeden einzelnen umgesetzten Euro 3 Euro Wertschöpfung kalkuliert.
@Buschfunk: Die Differenzierung durch KPK (16:33) im Midnight Hammer-Beitrag sei Ihnen ans Herz gelegt.
Bei den Geldströmen, die jetzt sprudeln: Gibt es schon Ideen/Absichten, wohin das fließt? Wird das als Chance innerhalb der NATO zur Konsolidierung begriffen („ihr macht x, dafür wir y“)? Insbesondere auch als Emanzipierung von den USA (Redundanz einzigartiger Fähigkeiten)? Oder reicht dafür a) das Geld immer noch nicht oder b) der Willen dazu ist nicht vorhanden?
Nach langer Zeit gebe ich auch mal wieder meinen Senf dazu.
Bei einem Wehretat von 162 Milliarden Euro muss deutlich mehr erreicht werden als in den vergangenen Jahren. Gerade im Vergleich zur chinesischen Armee, die nach den USA die zweitgrößte Streitkraft der Welt darstellt, wird der Handlungsbedarf deutlich. China verfügt mit rund 249 Milliarden Euro zwar über einen höheren Verteidigungsetat, doch der Unterschied von 87 Milliarden Euro ist angesichts des gewaltigen Modernisierungsrückstands der Bundeswehr relativ gering.
Entscheidend ist jedoch nicht nur die Höhe des Budgets, sondern auch die Effizienz seiner Verwendung.
Die internen Strukturen und die Bürokratie innerhalb der zuständigen Ministerien müssen dringend gestrafft werden. Nur so lassen sich zukünftige Beschaffungsvorhaben zügig durch das Parlament bringen und tatsächlich umsetzen. Denn selbst der größte Wehretat nützt nichts, wenn er in einem System versickert, das Reformen verschleppt und Entscheidungen verzögert.
Da die Bundeswehr personell massiv aufstocken soll, und die Personalkosten für aktive und ehemalige Soldaten der größte Ausgaben Posten sind, wird gar nicht so viel für Munition und neubeschaffung übrig bleiben. Es müsste erstmal für die aktuellen 183.000 + Reserve die vollausstattung beschafft werden.
Dazu scheinen ja gerade die teuren waffensysteme von Marine und Luftwaffe/Flugabwehr zu fehlen.
Für ein FlaRak Geschwader bekommt man wahrscheinlich eine ganze Heeresbrigade, wenn man nur die Materialkosten nimmt.
Das jetzt bei maroden Schulgebäuden, schlecht digitalisierter Verwaltung und im Sozialstaat allgemein dafür gespart werden muss, wird hier und da sicher zu Unmut führen.
Bin gespannt wie die junge Generation ab Baujahr 2000 reagiert.
Küstengang01 sagt:
Zustimmung zum ersten Teil, die Industrie muss die Fertigungskapazitäten erst einmal aufbauen und kann unbegrenzt viel Rüstungsgüter gar nicht in der Kürze liefern.
Aber:
Wenn die Bw das Geld nicht ausgibt, steht es nur für die Haushaltspläne zur Verfügung, die unter die gleiche Ausnahme fallen.
Und die Bw kann mit Verpflichtungsermächtigungen das Geld auch problemlos in folgenden Haushaltsjahren blocken, da es keine Beschränkung (mehr) gibt.
Vor einigen Monaten hatte ich noch geschrieben das eine Regierung eine Steigerung des BW-Etats auf 3,5% nicht überleben wird.
Die Zeiten ändern sich…
Aber einige andere Parteien werden deswegen wachsen ;-)
@wiegoldt
„Das geht aus der Haushaltsplanung hervor, die am (morgigen) Dienstag im Bundeskabinett beschlossen werden soll. Damit würden in diesem Jahr 2,4 Prozent der Wirtschaftsleistung erreicht, die so genannte NATO-Quote. “
Ich vermute einen Rechenfehler bei Ihrer Angabe einer Äquivalenz von 2,5% nach NATO-Rechnung. Das dürften eher > 2,7% sein, weil die NATO, wie bekannt, statistisch einen weiterem Begriff von „Verteidigungsausgaben“ folgt als das deutsche Haushaltsrecht. Das muss man noch einiges hinzurechnen.
[Dann rechnen Sie mal. Ich begnüge mich mit der Angabe des BMF:
Zusammen mit den übrigen Verteidigungsausgaben des Bundes ergibt sich hieraus bereits in diesem Jahr eine geplante NATO-Quote von rd. 2,4% des BIP. Diese soll gemäß Eckwertebeschluss im Finanzplanungszeitraum auf rd. 2,8% in 2026, 3,0% in 2027, 3,3% in 2028 und 3,5% des BIP in 2029 anwachsen.
T.W.]
So – der finanzielle Rahmen ist jetzt so gesetzt, dass in der Tat die Herausforderung ist, das Budget auch sinnvoll umzusetzen. Bei Hartpunkt wird das Thema Umlaufreserve thematisiert. Ich denke, dass dies bei den Systemen die gerade im Zulauf sind, eine sinnvolle Möglichkeit wäre, zügig umzusetzen.
40% Umlaufreserve entsprechen in etwa einer „normalen“ Verfügbarkeit von 70% ( 1,4 x 0,7 ist in etwa 1). Was das bedeuten würde? z.B. statt 31 Sea Tiger 43 Helikopter. Aus 400 Pumas würden 560 Panzer. Aus 123 Schweren Waffenträgern dann 172 Boxer mit diesem Aufbau. Ganz krass wäre: Gleich mal weitere 44 Eurofighter und 13 F-35 zusätzlich bestellen. Oder noch mal 21! A400m….. usw. Das würde natürlich kurzfristig wirklich nur dort klappen, wo auch wirklich der Zulauf bereits rollt. Zuversichtlich wäre ich da insbesondere bei der Munition.
Ich finde der Aufwuchs passt eigentlich ganz gut zu dem potentiellen Aufwuchs an Fertigungsmöglichkeiten durch die Industrie (Verdoppelung innerhalb von 2-3 Jahren). Wenn das jetzt auch schnell in (Nach)-Bestellungen mündet, kann das klappen. Also erst einmal geht für mich hier alles in die richtige Richtung um in einigen Jahren deutlich kriegsfähiger zu werden.
@Küstengang01 sagt: 23.06.2025 um 17:12 Uhr
„Das schafft der Apparat doch gar nicht alles auszugeben. Da kommt die Industrie nicht hinterher und erst recht nicht das BW Beschaffungswesen.“
Och, sagen Sie das nicht! Die Rheinmetall Division Weapon and Ammunition ist mittlerweile bei einer operativen Marge von 28,4 %. Das Geld ist dann halt weg bzw. woanders. Nur wie viel Material dafür auf dem Hof steht, das ist die andere Frage.
(Ich stimme Ihrem Kommentar zu, wollte nur diesen Aspekt ergänzen.)
Zivilschutzmittel leider deutlich zu gering
@Thomas Melber sagt am 23.06.2025 um 16:45 Uhr:
„Jedenfalls werden wohl einige B9 zu B10. Kriegstüchtigkeit !“
Meine volle Zustimmung! Mit Geld alleine wird man dieses Land und seine marode Bundeswehr nicht kriegstüchtig bekommen. Es wird Zeit endlich mal den riesigen Wasserkopf zu schrumpfen und wieder mehr Kämpfer zu generieren.
Außerdem wird man wieder schamlos tricksen, um den Verteidigungsetat künstlich schön bzw. hoch zu rechnen. Nur dafür sind Dienstgrade B3+ nützlich.
@Florian Staudte sagt am 23.06.2025 um 17:28 Uhr:
„Aus meiner Sicht wird auch nichts helfen. Den Willen zum Kampf kann man nicht erkaufen.“
Auch hier muss ich (leider) zustimmen. Wenn schon im Volk nicht mehr der Wille zum Kämpfen für die freiheitliche Demokratie aufrecht erhalten werden kann, dann nützt alles Geld für die Streitkräfte nichts.
Das ganze Geld beantwortet aber immer noch nicht die Frage, woher das zusätzliche Personal kommen soll. Ich glaube nicht daran, das wir aus der aktuell jungen Generation genügend Freiwillige rekrutieren können. (Zumindest nicht mit dem aktuellen Personalamt). Und ich glaube auch nicht daran, das die Bw es selber schafft, ihren Personalkörper wieder vom Kopf auf die Füße zu stellen.
Ich bleibe daher dabei, das wir weitgehend vollautomatisierte und autonome Waffensysteme benötigen, die von wenigen Operateuren und KI eingesetzt werden können.
@wiegoldt
Danke.
Dann ist es eben das BMF, welches sich täuscht. Ist doch offensichtlich.
@Ökonom:
Ich lese in der obigen Tabelle:
1% BIP 2025: 43,1 Mio. €
Mir ist nicht „offensichtlich“ wie Sie dann bei den gelisteten 75,1 Mio.€ 2025 Ausgaben auf 2,7% NATO-Quote kommen wollen.
Ansonsten fände ich es natürlich auch hilfreich wenn das Geld nicht zu einem großen Anteil bei den Aktionären landet. Der Markt an Militärgütern ist in Europa allerdings so abgegriffen, dass sich da die entsprechenden Preise einfach aufrufen lassen.
@Insider: Einfach mal einen Blick in die öffentlichen Ausschreibungen auf TED werfen – dort ist recht frisch eine Ausschreibung der Marine für 75+100 Geschütze auf Basis Marktverfügbarkeit zu finden. Gefordert ist TRL9, Lieferung zwischen 2027 und 2030, als Ersatz für das MLG etc. Die Ausschreibung ist mit dem Hinweis versehen, dass hierfür noch keine Budgetdeckung besteht.
Anders formuliert: es passiert einiges, auch vorlaufend bzw. vorauseilend, aber halt nicht alles sichtbar und offen kommuniziert. Und vor der 25 Millionen-Euro-Vorlage kommt halt die Marktsondierung und Ausschreibung… Es ist sicherlich nicht alles Gold was glänzt, es ist aber ganz bestimmt auch nicht alles schlecht und falsch, was derzeit angeschoben und umgesetzt wird.
Jedenfalls sind 3,5 % + 1,5 % „one size fits all“. Üblicherweise wird zuerst festgestellt was man benötigt und dann monetarisiert.
Und daß sich das einige Länder nicht leisten können oder wollen liegt in der Natur der Sache.
Sofern nicht auch die 25 Mio Grenze für die Parlamentvorlage angehoben wird, bleibt es weiterhin schwierig die erforderliche Menge an Beschaffungsvorhaben in vernünftiger Zeit einzuleiten. Kaufkraft bereinigt wäre eine Anhebung auf 50 Mio € erforderlich (1000DM in 1985 = 1050€ 2024). Die Anhebung auf 100 Mio € wäre zielführend. Ohne Anhebung wird sich ein Mehrbedarf an Stabsoffizieren/Beamten ergeben, die diese Vorlagen bearbeiten. Sofern nicht nur wenige Einzelprojekte im Multi-Milliarden Bereich eingeleitet werden sollen.
@Nachhaltig:
„Nachhaltig sagt:
23.06.2025 um 22:46 Uhr
So – der finanzielle Rahmen ist jetzt so gesetzt, dass in der Tat die Herausforderung ist, das Budget auch sinnvoll umzusetzen. Bei Hartpunkt wird das Thema Umlaufreserve thematisiert. Ich denke, dass dies bei den Systemen die gerade im Zulauf sind, eine sinnvolle Möglichkeit wäre, zügig umzusetzen.
40% Umlaufreserve entsprechen in etwa einer „normalen“ Verfügbarkeit von 70% ( 1,4 x 0,7 ist in etwa 1). Was das bedeuten würde? z.B. statt 31 Sea Tiger 43 Helikopter. Aus 400 Pumas würden 560 Panzer. Aus 123 Schweren Waffenträgern dann 172 Boxer mit diesem Aufbau. Ganz krass wäre: Gleich mal weitere 44 Eurofighter und 13 F-35 zusätzlich bestellen. Oder noch mal 21! A400m….. usw. Das würde natürlich kurzfristig wirklich nur dort klappen, wo auch wirklich der Zulauf bereits rollt. Zuversichtlich wäre ich da insbesondere bei der Munition.
Ich finde der Aufwuchs passt eigentlich ganz gut zu dem potentiellen Aufwuchs an Fertigungsmöglichkeiten durch die Industrie (Verdoppelung innerhalb von 2-3 Jahren). Wenn das jetzt auch schnell in (Nach)-Bestellungen mündet, kann das klappen. Also erst einmal geht für mich hier alles in die richtige Richtung um in einigen Jahren deutlich kriegsfähiger zu werden.“
stimme da zu… so muss es gehen…
des weiteren dann mittelfristig den weiteren Aufwuchs von 5-7 Heeres Brigaden nach und nach einplanen…
das Material hier muss dann nach und nach in 4-5 Jahren zulaufen…
Außerdem soll ja die Artillerie weiter massiv gestärkt werden…
„Ich halte nichts davon Jugendliche zu etwas zu zwingen, wozu sie keine Lust haben“, so die Aussage eines Abiturienten kürzlich in einer Sendung der ARD zum Thema Wehrpflicht.
Verteidigungsbereit ist also nicht nur eine Frage des Geldes, sondern auch eine Frage der Einstellung. Das wird dauern die Dellen, die in den letzten drei Jahrzehnten geschaffen wurden, wieder auszubeulen. Aber es besteht Hoffnung. War ich doch am Wochenende beim einem zivilen Flugtag. Siehe da, auch die Bundeswehr präsent, ein Boxer und ein Fenenc im Display mit einer Menge Personal. Vor wenigen Jahren war die Bundeswehr hier in der Gegend komplett aus der öffentlichen Wahrnehmung verschwunden. Das grüne Regierungspräsidium hat sogar die Airshow zweier französischer Kampfflugzeuge genehmigt.
Möchte K.B. beipflichten: Meine größte Sorge ist, dass die Industrie jetzt den Steuerzahler ausnehmen wird wie eine Weihnachtsgans. Hohe Nachfrage auf geringes Angebot wird die Ausrede für die Mondpreise sein. Und am Ende bekommen wir sehr wenig Bang für unsere Bucks.
Ich frage mich, ob es nicht sinnvoller für die BuReg gewesen wäre, sich in die großen Firmen einzukaufen und so zumindest einen Teil der Wucherpreise wieder abzuschöpfen, und selbst mehr Einfluss ausüben zu können.
Da kann man doch mal einfach fragen: Du und welche Armee? Ende 2024 waren mehr als 20.000 Stellen nicht besetzt. Wer nicht will, der will halt nicht. Da hilft auch der Grundwehrdienst nicht. Der nächste Jahrgang, der ggf. zum Grundwehrdienst ansteht – 2018 – hat etwa 400.000 junge Männer, Davon sind rund 20% Ausländer. bleiben 320.000. Das Argument, die könnten sich ja einbürgern, gilt nicht. Wehrdienst ist DAS Gegenargument bei jugendlichen Einbürgerungsaspiranten. Dazu kommen noch die ganzen Doppelstaatsangehörigen, die ganz schnell die deutsche Staatsangehörigkeit abgeben. Beim letzten Jahrgang 2008 waren 40% nicht wehrdienstfähig, eine Quote, die übrigens seit 2004 dramatisch von lediglich 12,72% anstieg. Dann bleiben noch 192.000. Im letzten Jahr vor dem Aussetzen der Wehrpflicht verweigerten mehr als 111.000 den Kriegsdienst. Bleiben noch 81.000. Wieviel davon werden sich dauerhaft verpflichten lassen? Wir haben übrigens eine schwere demographische Krise, die Geburtenrate liegt aktuell bei 1.38, Tendenz fallend. Die meisten jungen Männer sind die einzigen Söhne, ihrer Mütter. Lasst es sein. Soll etwa jeder Soldat drei Panzer fahren oder zwei Jets? Wie stellt ihr eucht das eigentlich vor?
Moin,
wann, wenn nicht jetzt, wäre der richtige Moment, auf europäischer Ebene tätig zu werden?
@Nachhaltig
i) Die Aussage laut Mitteilung an den Haushaltsausschuss lautet übrigens 2,5%:
„Für die Unterstützung der Ukraine seien 2025 8,3 Milliarden Euro eingeplant. 62,4 Milliarden Euro sind für die Bundeswehr vorgesehen. Damit erreiche Deutschland zusammen mit anderen Militärausgaben eine Quote von 2,5 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP).
Da scheint sich der BMF korrigiert zu haben.
ii) Wieso Sie auf „gelisteten 75,1 Mrd.€ 2025“ kommen, kann ich nicht nachvollziehen. Ich lese 62 (Eil 14) plus 24 (Sondervermögen) plus 8,3 (UKR-Militärhilfe). Macht zusammen 94,3 Mrd. €. Bei Ihrem Ansatz von 1% BIP 2025: 43,1 Mio. € entsprechen 94,3 Mrd. € 2,19%.
Das bedeutet: Der mißdeutbare Satz des BMF, der die „2,4%“ auf die „Haushaltsplaung“ bezog, wurde von mir fehlinterpretiert. Ergebnis: 0,3 %-Punkte bzw. rund 13 Mrd. € sind dem erweiterten Begriff von „Verteidigungsausgaben“ im NATO-Verständnis zuzurechnen.
Geld ist nicht alles. Aber ohne Geld kann man auch nur warme Worte und feuchten Händedruck verteilen.
Für eine Wehrpflichterfassung, den Aufbau der Musterungs-, Einberufungs-, Unterbringungs- und Ausbildungsstrukturen fehlt es derzeit hinten und vorn. An Infrastruktur, an Material und vor allem am Personal.
Infrastruktur und Material kriegen wir irgendwie gebacken, das sind Probleme, die sich mit Geld und politischem Willen notfalls lösen lassen. Preiswert, Qualitativ, Schnell. Pick any two. Der Flaschenhals wird über Jahre (!!) aber das Personal sein. Der öffentliche Dienst büßt in der aktuellen Situation gerade massiv an Erfahrung ein, weil die Weichen in den „guten Jahren“ aus Spardruck nicht gestellt wurden und aktuell überall die Boomer sukzessive in den Ruhestand verschwinden – wo sie bekanntlich die Haushalte als Pensionäre erst einmal weiter belasten. Und dank vorzeitiger Ruhestandspakete, Resturlaub usw. verschwinden diese Menschen bereits vor eigentlichem DZE, sodass ein Nachfolger aufgrund der restriktiven Stellenpolitik gar nicht eingestellt werden kann, solange der alte Amtsinhaber noch die Stelle besetzt. Fehler 404 – Einarbeitung not found.
Hinzu kommt eine (gerichtlich festgestellte, aber immer noch nicht abschließend korrigierte) Verfassungswidrigkeit der Beamtenbesoldung in verschiedenen Ländern bzw. aufgrund des Abstandsgebotes generell und man sieht, dass nicht nur die Gewinnung von Soldatennachwuchs sich schwierig gestaltet, sondern auch der flächendeckende Mittelbau der Verwaltung im gehobenen Dienst, da wo eben noch immer der Löwenanteil der Arbeit gemacht wird, ein eklatantes Problem auch auf dem sicherheitspolitischen Tableau darstellen wird, wenn hier nicht bald etwas passiert.
Das Ministerium mal wieder umstrukturieren? Geschenkt. Höherer Dienst ist genügend da. Ebenso, wie wir ausreichend Eichenlaubträger in militärischen Diensten haben. Feldwebel und Unteroffiziere dagegen..?
Es ist zu wünschen, dass die Verantwortlichen (ebenso, wie die Wähler) erkennen, dass man selbst dann, wenn man jetzt die Umsetzung angeht, man vermutlich erst in einem halben Jahrzehnt wirklich die ersten Früchte davon wird sehen können. Davon, dass man den Schalter umlegt und pünktlich zum Ende des Legislaturperiode gibt’s dolle Ergebnisse, muss man sich bei einem solchen Kurswechsel gedanklich trennen.
@Metallkopf: Ich will Sie ja nicht verunsichern, aber Infrastruktur bekommen wir auch nicht gebacken. Da können Sie noch so viel Geld draufwerfen, es fehlt auch da Personal zur Umsetzung. Hinzu kommt, dass die Politik die Infrastruktur in den letzten Jahrzehnten nicht nur durch Nichtinvestitionen, sondern auch organisatorisch nachhaltig ruiniert haben, Stichwort BImA.
Ich fürchte, die ganzen Rekruten müssen dann erst einmal in Zeltstädten unterkommen. Vielleicht wird es in den späten Dreißigern ja was.
@Stubenviech
Der passende Moment wäre genau jetzt. Aber das will weder unsere konservative Regierung, noch ein Großteil der Mitforisten.
Wahrscheinlich träumt man schon von 25 U-Booten, 2 Flugzeugträgern und weiteren 100 F-35…
Der Realist sagt:
25.06.2025 um 23:54 Uhr
„[….]Wahrscheinlich träumt man schon von 25 U-Booten, 2 Flugzeugträgern und weiteren 100 F-35…“
Das Schlimme ist – ich könnte mir vorstellen das der ein oder andere davon träumt.
Wobei ein paar mehr U-Boote nicht verkehrt wären.
Generell sollten wir uns aber auf die Landstreitkräfte konzentrieren. Panzer, Schützenpanzer, FlA, jede Menge Logistik, EloKa, Fernmeldegedöns, San und Boots on the ground.
Dazu die notwendigen Fähigkeiten im Bereich Drohne. All das wird schon kompliziert und teuer genug. Fürs Erste.
Nach wie vor halte ich die Idee der europäischen Aufgabenteilung für sinnvoll. So könnten z.B. die Niederländer den maritimen Anteil mit übernehmen (oder koordinieren) und die Franzosen den fliegenden Anteil. Beispielhaft.
Jetzt muss ich doch noch etwas zum Thema der fehlenden Infrastruktur („Wehrpflichtige in Zelten“) beitragen: In Prizren wurden für KFOR in wenigen Wochen Fertigbau-Unterkünfte für die Sanität hingestellt, die nach acht Jahren noch voll funktionsfähig waren (ich war 2000, 2002 und 2008 dort). Wenn man also wollte, sollte das Erstellen von mindestens für einige Jahre tauglichen Unterkünften mit gutem Wiillen kein Problem sein. Ob die erforderlichen Flächen sich noch im Besitz des Bundes befinden, kann ich natürlich nicht beurteilen.
@Hans Mohrmann
die 40% Untauglichkeitsquote von 2008 war politisch so gewollt um die Wehrgerechtigkeit scheinbar zu erhalten.
Wenn der Pool kleiner wird passt an die Kriterien wieder an (Ein Rollifahrer ist ggf tauglich für Cyber und/oder Innendienst) das es um die 10% sind und schon sind es rund 180.000-200.000 also rund 50.000 pro Quartal.
Das Handelsblatt schreibt über das neue Bundeswehrbeschaffungsbeschleunigungsgesetz (Artikelgesetz), u.a. Wird die Wertgrenze für Direktkäufe drastisch angehoben. Damit wird die dezentrale Beschaffung erleichtert und die zentrale Beschaffung deutlich entlastet.
google: „Der Haushaltsausschuss des Bundestages hat der Beschaffung von bis zu 90 Litening 5 Targeting Pods für die Eurofighter-Flotte im Wert von rund 350 Millionen Euro zugestimmt.“ 25х14, wie es funktioniert? Regards…
@OFA d.Res.: Es ist kompliziert. Ein Teil ist verkauft, der Rest wurde an die BImA überschrieben. Einfach so was darauf setzen ist nicht. Da hat das BMF ein Wörtchen mitzureden. Was auch den bedauerlichen Zustand der Infrastruktur erklärt. Instandhaltung ist teuer, für die Schwarze Null(TM) kann man das schon mal strecken… und strecken… und strecken…
@Q: Im Gegenzug haben sie die Vorgaben zur Wirtschaftlichkeitsuntersuchung verschärft. Oh, dein Werkzeug ist kaputt, du willst ein neues? Erst WU erstellen! Entschleunigung nenne ich das.
@Nemesis:
„Ich kann meine Axt nicht schärfen. Ich muss Bäume fällen!“