Marine stoppt Projekt für Hubschrauberdrohnen auf Korvetten
Der Einsatz von Hubschrauber-Drohnen auf den Korvetten der Deutschen Marine, ein Vorhaben seit der ersten Indienststellung dieses Kampfschiff-Typs, ist vorerst gescheitert. Das Projekt eines Marinedrohnensystems zur Aufklärung und Identifizierung im maritimen Einsatzgebiet (AImEG) wurde abgebrochen, wie ein Sprecher der Verteidigungsministeriums am (heutigen) Dienstag bestätigte. Erst vor drei Jahren hatte das Bundesamt für Beschaffung, Informationstechnik und Nutzung der Bundeswehr (BAAINBw) drei solche unbemannten Systeme des Typs Skeldar V-200 bestellt.
Über das Ende des Projekts hatte zuerst das Fachblog Hartpunkt berichtet. Beim Vertragschluss mit der Firma ESG hatte das BAAINBw noch darauf verwiesen, dass das System den Korvetten die Aufklärung und Identifizierung von Seezielen außerhalb der Reichweite der bordeigenen optischen Sensoren ermögliche und aufgrund seiner geringen optischen und akustischen Signatur eine wesentliche Fähigkeitserweiterung bei der Bekämpfung von Piraterie und Waffenschmuggel auf dem Seeweg bedeute.
Unklar ist jetzt, wie das Ziel, die Korvetten mit Hubschrauberdrohnen leistungsfähiger zu machen, nun weiter verfolgt werden soll. Das Vorhaben war seit Jahren immer wieder von Rückschlägen begleitet. Bereits 2008 hatte es Erprobungen gegeben, damals des Systems Camcopter des österreichischen Unternehmens Schiebel. Beschaffungen scheiterten an Zulassungsfragen, aber auch an unterschiedlichen Vorstellungen von Heer und Marine im Hinblick auf den gewünschten Treibstoff für ein solches System. Unter anderem 2014 wies das Verteidigungsministerium darauf hin, dass die Korvetten so ausgeplant wurden, dass die Fähigkeiten des Systems durch ein unbemanntes Flugsystem als integraler Bestandteil vervollständigt werden.
Der Abbruch des AImEG-Projekts ist bereits die zweite grundlegende Veränderung bei Drohnenvorhaben der Marine innerhalb kurzer Zeit. In der vergangenen Woche hatte das Verteidigungsministerium bestätigt, dass geplante Tests der US-Marinedrohne MQ-9 Sea Guardian abgesagt wurden. Statt dessen solle es eine schnelle Entscheidung für ein System geben, sagte ein Ministeriumssprecher: Für eine zeitnahe und marktverfügbare Beschaffung eines geeigneten Systems zur unbemannten maritimen Aufklärung Über- und Unterwasser werden aktuell unterschiedliche Systeme betrachtet. Die finale Produktauswahl ist noch nicht erfolgt.
(Archivbild, undatiert: Die bereits eingerüsteten ‚Sea Falcon‘ der Marine – Marine/Marinefliegerkommando)
Drohnen auf Schiffen.
Das ist im Grunde der „nächste heisse Scheiß“.
Wäre natürlich im Betrieb dtl. günstiger als pilotierte Helikopter bei einem Bruchteil des Gewichts… Und laufen noch mit oldschool-Kolbenmotoren.
Gerade im Hinblick auf Piraterie mit der immer weiteren Verbreitung von schultergestützten Waffen ( manpads ).
Die USA haben ja das „Problem“ mit ihren grossen Flugzeugträgern das egal welches Flugzeug abgeschossen wird es immer mindestens. ein Opfer gibt…
Und zum Schiffverbandsschutz ist ja immer ein eye-in-the-sky in der Luft, die decken einen Radius von ca. 400 km ab. Da lassen die nichts rein…
Die erproben gerade Drohnen als Begleitflugzeuge („loyal wingman“)…
Da darf man auch gespannt sein…
Da die BW keine Fluzeugträger hat bleiben eig. nur Drohnenhelikopter, wundert mich das dies so schleppend vorangeht…
Tja, der Preis von 80 Mio hat sich mir damals schon nicht erschlossen, hoffe das Geld wurde nicht komplett in den Sand gesetzt….
Bei der heutigen Vielfalt an marktverfügbaren Drohnen sollte doch auch die Marine in der Lage sein, irgendwas brauchbares für die Korvetten zu finden – Quantum Reliant startet und landet auch senkrecht, nur so als Beispiel… Und bei 80 Mio Budget könnte man die Drohne auch nach jedem Einsatz verschrotten und käme immer noch billig weg – da brauchts dann auch keine Salzwassertauglichkeit ;-)
@Apollo 11
TUR versucht sich gerade an einem „drone carrier“:
https://www.eurasiantimes.com/to-have-manned-jets-too-after-first-carrier/
Zum loyal wingman
https://www.heise.de/news/Erste-autonome-Sensor-Drohne-soll-U-S-Air-Force-unterstuetzen-9785242.html
wobei ich meine, daß hierfür im Flugzeug ein Operator sitzen sollte (quasi ein Waffensystemoffizier für die Sensorauswertung) da sonst der Pilot überfordert würde.
Die Meldung stimmt so nicht ganz.
Das Projekt ist nicht gestoppt, wohl aber der aktuelle Lösungsansatz des Skeldar V200.
Unzweifelhaft muss auch die Marine zeitnah in organische Drohnen einsteigen, sie müssen nur geeignet sein für den Betrieb von Bord der Schiffe und Boote und in einem besonderen Umfeld.
Daher muss es auch möglich sein, bei festgestellten Schwächen zu einem Produkt auch nein zu sagen ubd nach Alternativen suchen zu können – die es zweifelsohne gibt!
Komisch, in Marinen anderer Länder betreibt msan Drohnen von Schiffen aus.
Von dort hört man eigentlich keine Klagen.
Will die BW mal wieder ein System mit goldenen Rändern beschaffen?
Hat man vielleicht herausgefunden , dass im rauhen See-Betrieb die Goldplattierung nicht hält?
Wie wäre es eigentlich mit einer Fixwing- Drohne?
Man bräuchte zum Start evtl. ein Katapult und zur Landung ein Fangnetz oder Fangseil.
Kann man Fangnetze eigentlich problemlos vergolden?
Vielleicht wurde es auch nur beendet, weil jetzt Drohnen mit Wirkmitteln nicht mehr so verpöhnt sind, und einen gewissen Mehrwert bieten.
@Ferngärtner Entdeckt – und zerstört? Das ist sehr aufmerksam. Apropos, Drohne zurückgeben kann… Regards.
Vor einiger Zeit habe ich schon den Vorschlag gemacht, fixed-wing Drohnen mit Katapult in die Luft zu bringen und , mit zuletzt abgestelltem Motor. in ein Fangnetz zu fliegen, das wie ein Baby-Lätzchen eine Auffangtasche aufweist, zwischen teleskopierbaren Karbonmasten aufgespannt wird und mit homing-equipment angesteuert wird.. Hubschrauber sind mit ihrem Sensenrotor beu Marinern unbeliebt.
Die Korvetten waren konzeptionell für die Ausstattung mit Drohnen vorgesehen. Vor Kiellegung. Damit hat man sich gedanklich dann wohl schon Ende der 1990er Jahre mit angefreundet. Jetzt sind die Zossen zum Teil Jahrzehnte ohne UAS im Dienst. Die Korvetten liefen zu einem Zeitpunkt zu, an dem wir schon ab und an tolle, von Aufklärungsdrohnen verbündeter Seestreitkräfte gewonnene Informationen erhielten. Diese kompakten Systeme wurden per Katapult gestartet, Recovery per Fangnetz, aber hatten gute Ausdauer und wohl adequate Sensorik.
Es erschließt sich mir also nicht, warum die Korvetten bisher Zero / Nada UAS standardmäßig an Bord haben, selbiges bei den Fregatten. Wenn man jetzt an Nachfolgesystemen zB für die Schiebel-Drohne bastel würde, die nach fast 20 Jahren Einsatz für die Flotte veraltet sein könnte, ok, aber so? Es riecht nach Farce. Oder den Nachwehen einer parlamentarischen Drohnen-Phobie? Hinter den Kulissen macht Airbus Druck? Es kommt kurzfristig die Beschaffung einer Kampfdrohne? Man kann nur spekulieren, da sowohl hier auf AG als auch in dem verlinkten Hartpunkt-Artikel nicht wirklich Gründe für diesen Schritt nachzulesen sind.
In diesen Zeiten wäre es besonders wichtig, dass wenigstens Blogs wie dieser unser Grundgesetz achten würden!
Ich nehme stark an, dass nicht die Marine (Art. 87a GG) sondern das BAAINBw (Art. 87b GG) das Projekt gestoppt hat.
Am Ende wohnt schon ein weißer Glücksdrache in den Hangars der 130er, so eine Unendliche Geschichte ist das mit den Drohnen.
Man muß sich das mal auf der Zunge zergehen lassen, dass die zahlenmäßig stärkste Schiffsklasse der dt. Marine seit ihrer Indienstellung mit einem nutzlosen Hangar herumfährt.
Und das wo andere Nationen durchaus einen Hubschrauberhangar (und vieles mehr) auf vergleichbar große Platformen gebracht haben.
Man muss sich das mal auf der Zunge zergehen lassen seit 16 Jahren versucht man ein System auf die K130 zu bekommen, welches für den Einsatz dieser Einheiten als so wichtig erachtet wurde das sie extra so gebaut wurden das Drohnen an Bord genutzt werden können.
Während wir jetzt wieder am Reisbrett anfangen machen es andere (RUS/UKR/CHN usw.) einfach.
Frei nach dem Motto : Machen ist wie Wollen, nur geiler!
LUNA NG VTOL als navalisierte Variante wäre wohl die passende Lösung!
Die Ausdauer wäre sogar höher als bei Skeldar.
Bzgl Kompatibilität zum Heer wäre das auch super… günstige wäre die Lösung wohl auch…
@Obibiber
Plant das Heer die Nutzung des Musters überhaupt? Wenn ja: für welche Aufgaben in welcher Stückzahl?
Könnte es sein man hat grosse Schwierigkeiten hat, etwas einzukaufen, was ohne Mitwirkung der eigenen „Fachleute“ (aus der weltweit einzig richtigen Abteilung, alle anderen sind ja inkompetent) entwickelt wurde?
Zur Not erfindet man dann irgendwelche besonderen Anforderungen, um den Prozess der Beschaffung kompliziert, langwierig und teuer zu machen. Dieses Vorgehen kommt mir nach einigen Jahrzehnten in der öffentlich-rechtlichen Rundfunktechnik irgendwie vertraut vor. Könnte es sein, dass es bei den Streitkräften ähnlich läuft?
Ich habe aus all den bisherigen Informationen noch nicht erkennen können, woran das Projekt denn jetzt genau gescheitert ist. An der Betriebssicherheit der Drohne selber? An der Betriebssicherheit des Drohnenkontrollsytems? Oder an der betriebssicheren Integration des Drohnenkontrollsystems in das K130 Kontrollsystem? Da es ja offensichtlich erhebliche Probleme mit dem Führungs- und Waffeneinsatzsystem (FüWes) des zweiten Loses gibt, könnte ich mir den letzten Punkt durchaus vorstellen. Dann würde es aber auch wenig helfen, eine andere Drohne zum Einsatz zu bringen.
Da sich die Drohnen von Quantum Systems gerade im Einsatz in der Ukraine sehr gut bewähren, würde ich einfach 10 davon kaufen und auf den Korvetten im Einsatz einschiffen. Zunächst „stand alone“, d.h. ohne jegliche Anbindung an die Korvette. Dann können die Korvettenbesatzungen damit üben und vielleicht selber erste Vorschläge für die Einbindung der Daten in das Lagebild der Korvette erarbeiten. Dann hat man erst einmal schnell völlig unbürokratisch einen echten Mehrwert erzielt.
Parallel dazu kann man dann die dauerhafte Beschaffung von Drohnen neu durchplanen und umsetzen.
@Thomas Melber:
Ja…es wurden in 09/2023 insgesamt 13 Systeme Luna NG für zusammen 200 Mio bestellt… also ca 15 Mio pro System.
Ein System besteht aus
fünf Aufklärungsdrohnen,
zwei Bodenkontrollstationen,
zwei Startfahrzeugen,
zwei Antennenmasten,
einer Werkstattausstattung sowie
drei Transportplattformen.
das bezieht sich aber auf Standard LUNA NG
diese gibt es aber auch neu als VTOL Variante mit etwas weniger Nutzlast (20kg statt 30kg) aber sonst ähnliche Werte bzgl Ausdauer und Reichweite (150km 10-12h)
meiner Meinung nach würde sich das schon als günstige Ausweichlösung anbieten…
aber off-topic Ende an der Stelle …
ein Verzicht auf diese Fähigkeit wäre für die Marine schmerzhaft.
Die direkten Alternativen zur bisher geplanten Lösung sind sehr überschaubar…
Schiebel S-100 (wurde schonmal nicht ausgewählt)
Schiebel S-300 (nicht serienreif, aber sehr gute Leistungsdaten)
https://www.navalnews.com/naval-news/2024/02/schiebel-wins-camcopter-s-300-contract-for-rok-navy/
oder von Airbus VSR700 (nicht serienreif und zu groß)
letztendlich wären die Ursachen interessant wieso man bei Skeldar einen Rückzieher macht
Was muss denn eine Drohne können, welche wir nun einführen?
– Sie benötigt kalibrierte Sensoren um möglichst exakte Aufklärungsergebnisse übermitteln zu können
– Hierzu ist eine Datenauswertung der Drohne selber notwendig
– Die übermittelten Daten sind bereits so weit aufgelöst, dass sie direkte Zielinformationen liefern und nicht mehr weiter aufbereitet werden müssen.
Grund: Die Seezielbekämpfung muss BVR ermöglicht werden. Dies mit geringer Fehlertoleranz.
Die Lehren aus dem Ukrainekrieg:
– Muss Störmaßnahmen selber kompensieren.
– Ohne GPS und Kommunikation zu einer sich bewegen Basis zurückkehren können.
– unabhängig vom Waffensystem der startenen Einheit.
Grund: Die Drohne ist selber eine hochwertiges Kampfmittel welches nicht verloren gehen sollte. Unsere Gegner auf Augenhöhe verfügen über ausgereifte elektronische Gegenmaßnahmen/Störmittel.
Zudem zivile Sicherheit.
Das System wird für die nächsten 20 Jahre angeschafft. Weniger darf nicht sein.
@IstEgal: Finde den Fehler „…Während wir […] am Reisbrett anfangen machen es andere (RUS/UKR/CHN usw.) einfach. Frei nach dem Motto : Machen ist wie Wollen, nur geiler!…“.
@Zeitgeist: In der Ukraine werden die Drohnen im Monatstakt angepasst.
Ergo: Solange dass System maximal 20.000 Eur kostet, sollte man es als Verbrauchsgut auslegen.
Wenn die Drohne nach 3 Monaten nicht mehr korrekt funktionier: einfache Reparatur und wenn das nicht geht: Ersatzteilspender.
Bei Systemen ab 100.000 Eur sollte die Standzeit 2 Jahre+ sein.
Unfassbar.
Als ob es die Realität nicht gäbe.
@Obibiber
Mir muß da etwas durcheinander geraten sein. Ich bezog mich auf (im Einleitungstext):
„… aber auch an unterschiedlichen Vorstellungen von Heer und Marine im Hinblick auf den gewünschten Treibstoff für ein solches System.“
In wie weit ist es angebracht, daß das Heer am Lastenheft einer Marinedrohne mitschreibt? Es war klar, daß für die Marine nur ein VTOL System mit automatisiertem Start und automatisierter Landung .- auch bei höherem Seegang – in Frage kommt. An Land gibt es bewegte Oberflächen eher nicht.
@ Heiko Kania
Was für einen „Fehler“ soll ich finden? Nur weil die Aufgezählten zu unseren Rivalen/Gegnern gehören macht es die Situation nicht besser, im Gegenteil! Aber auch Verbündete Nationen sind deutlich schneller als wir was die Beschaffung und den Einsatz von Drohnensystemen betrifft.
Zu der Frage warum das Heer sich bei den Drohnen mit einmischt, mein Stand (schon n bissl älter) die Drohnen sollten von Heeresuniformträgern eingesetzt werden, da die Marine keine adäquate Ausbildung dafür hat, zusätzlich ist die Besatzung k130 auf Kante genäht, sprich wer soll es von der Besatzung machen es gibt niemand der im Kriegsmarsch oder Gefecht dafür übrig bleibt da alle auf irgendeiner Station sind oder sich ihre 4 Stunden Schlaf gönnen.
Schön und gut, dass der Einsatz auf den Korvetten gescheitert ist.
Aber was ist mit dem Einsatz auf den Fregatten 123B nach Außerdienststellung des Sea Lynx?
Die NH90 passen nicht in den Hangar. Deswegen waren Drohnen angedacht.
Weiss da jemand mehr? Eine modernisierte Fregatte ohne Helikopter oder Drohnen macht keinen Sinn.
@IstEgal: Einige Tipps – wir sind eine Demokratie und uns mit RUS / CHN vergleichen zu wollen, ist abwegig. Und die UKR kämpft einen Abwehrkrieg gg. das totalitäre RUS. Wir nicht. Auch hier sind wir (zum Glück noch) nicht vergleichbar. Zum Dritten, manchmal fällt in CHN der berühmte Sack um. Ein „Reisbrett“ ist demgegenüber kein „Reißbrett“.
Wenn ich mich nicht irre, dann begann die „Drohnengeschichte“ für K130 mit der SeaMOS. Das Projekt wurde aber, ähnlich wie der vorgesehene LWL gelenkte FK, schon vor langer Zeit eingestellt. Dann passierte wohl lange nichts.
@IstEgal: nein, die Drohnen sollen oder sollten an Bord nicht von Heereskameraden bedient werden. Sie gehören zu den Marinefliegern und die schiffen dann ein.