Debatte über Bundeswehreinsatz in Mali: Baerbock stellt weitere Beteiligung infrage

Das ist nicht unbedingt überraschend, aber eine bedeutsame Neuerung: Angesichts der zunehmenden Spannungen zwischen der Übergangsregierung in Mali und den westlichen militärisch engagierten Nationen in dem westafrikanischen Land hat Außenministerin Annalena Baerbock öffentlich den weiteren Einsatz der Bundeswehr in zwei internationalen Missionen dort infrage gestellt. Das aktuelle Mandat für die zwei deutschen Missionen in Mali läuft Ende Mai (KORREKTUR, nicht April) aus.

Baerbock wird in der Süddeutschen Zeitung am (heutigen) Mittwoch (Link aus bekannten Gründen nicht) mit der Aussage zitiert:

Angesichts der jüngsten Schritte der malischen Regierung müssen wir uns ehrlich fragen, ob die Voraussetzungen für den Erfolg unseres gemeinsamen Engagements weiter gegeben sind. Unser Einsatz ist kein Selbstzweck. … Mit unseren internationalen Partnern und der Europäischen Union, insbesondere Frankreich, stehen wir in enger Abstimmung dazu, wie wir unser Engagement vor Ort weiter gestalten.

Zuvor hatte bereits der französische Außenminister Jean-Yves Le Drian angekündigt, sein Land prüfe das weitere Engagement in Mali und werde in den nächsten Tagen zu einer Entscheidung kommen. Darüber werde Frankreich auch mit seinen europäischen Partnern reden.

Die Regierung in Bamako hatte Anfang der Woche den französischen Botschafter des Landes verwiesen, nachdem Le Drian der Übergangsregierung unverantwortliches Vorgehen vorgeworfen hatte. Zudem nehmen die Spannungen zwischen Mali und den Truppen vor allem der früheren Kolonialmacht Frankreich, aber auch der anderen europäischen Nationen im Land zu.

Die Übergangsregierung beschränkte mehr und mehr die Einsatzmöglichkeiten der internationalen Missionen: So kann die Bundeswehr ihre Aufklärungsdrohnen in der UN-Blauhelmmission MINUSMA nur nach Antrag 36 Stunden vor einem geplanten Start und der ausdrücklichen Genehmigung der malischen Behörden starten. Selbst Rettungsflüge müssen genehmigt werden.

Seit Wochen hatte sich Ton zwischen Mali und dem Westen anhaltend verschärft und zu einer politischen Frontstellung im Land geführt. Dabei spielt auch das russische Engagement in Mali eine Rolle – nach Darstellung des Westens mit russischen Söldnern, nach Darstellung der malischen Regierung mit regulären russischen Truppen, die aufgrund eines bilateralen Vertrages im Land seien.

Die Bundeswehr ist derzeit an der UN-Mission MINUSMA mit rund 1.000 und an der EU-Ausbildungsmission EUTM Mali mit knapp 300 Soldatinnen und Soldaten beteiligt. Die Mandate für beide deutschen Auslandseinsätze laufen im Mai aus. Die Aussage Baerbocks ist die derzeit hochrangigste Äußerung zur möglichen Nicht-Fortsetzung dieser Einsätze.

(Weiter ggf. nach Entwicklung)

(Archivbild November 2021: CIMIC-KräŠfte der Bundeswehr in der NäŠhe von Gao/Mali in der UN-Mission MINUSMA – Gerrit Hohmann/Bundeswehr)