Auslandsmissionen der Bundeswehr, Januar 2022: NATO-Battlegroup Litauen

Als Reaktion auf das russische Vorgehen in der Ost-Ukraine und die Annexion der Krim beschloss die NATO 2016 die Einrichtung von vier verstärkten Bataillonen an der Nordostflanke der Allianz, die enhanced Forward Presence (eFP). In den baltischen Staaten Estland, Lettland und Litauen sowie in Polen sollen die rotierend von anderen Staaten der Allianz beschickten Battlegroups den östlichen Bündnismitgliedern den Rückhalt der anderen NATO-Staaten signalisieren – und faktisch als Stolperdraht ein vor allem von den Balten befürchtetes russisches Übergreifen auf diese Länder verhindern.

Die Bundeswehr hat die Führung der NATO-Battlegroup in Litauen übernommen und führt sie mit wechselnden Einheiten seit Februar 2017. Als sogenannte einsatzgleiche Verpflichtung auf NATO-Gebiet muss dieser Einsatz nicht vom Bundestag mandatiert werden. Derzeit sind in Rukla in Litauen rund 560 deutsche Soldatinnen und Soldaten in diesem Einsatz; sie werden zeitweise durch weitere Truppen aus Deutschland verstärkt. Belgien, Frankreich, Kroatien, Luxemburg, Niederlande, Norwegen und Tschechien stellen rotierend zeitweise – manche auch dauerhaft – Soldaten für dieses Bataillon.

Die deutschen Bataillone, die den Kern des eFP-Einsatzes in Litauen stellen, rotieren alle sechs Monate und nehmen dabei auch ihr gesamtes Großgerät mit, also vor allem Panzer, Schützenpanzer und Radfahrzeuge. Damit will die NATO vor allem der NATO-Russland-Grundakte entsprechen: In diesem 1997 zwischen der Allianz und der Russischen Föderation geschlossenen Abkommen, trotz der zunehmenden Probleme beider Seiten weiterhin formal in Kraft, hat sich das Bündnis verpflichtet, keine substanziellen Kampftruppen dauerhaft in den ehemaligen Ländern des Warschauer Vertrags zu stationieren.

Darüber hinaus sieht die Bundeswehr die Komplett-Rotation ihrer Einheiten auch als Beitrag zur Einsatzbereitschaft, weil die jeweiligen Bataillone sich damit auf eine Verlegung mit ihrem gesamten Material in diesen Einsatz einstellen müssen. Ein wesentlicher Unterschied zum Beispiel zum Einsatz in Mali oder zuvor in Afghanistan, wo das Material immer im Land blieb und nur die Truppen wechselten.

Im Februar wird das Panzergrenadierbataillon 411 aus Viereck in Mecklenburg-Vorpommern unter Führung von Oberstleutnant Daniel Andrä die inzwischen elfte Rotation der NATO-Battlegroup in Rukla in Litauen übernehmen. Zuvor hatte seit August das Panzerbataillon 414 – mit einem niederländischen Anteil – unter Oberstleutnant Hagen Ruppelt die Führung des eFP-Einsatzes in dem baltischen Land gestellt.

Die bisherigen Rotationen:

Beginn und 1. Rotation: Panzergrenadierbataillon 122 aus Oberviechtach

2. Rotation: Panzergrenadierbataillon 371, die Marienberger Jäger

3. Rotation: Jägerbataillon 292 aus Donaueschingen

4. Rotation: Panzerbataillon 393 aus Bad Frankenhausen

5. Rotation: Panzerbataillon 104 aus Pfreimd

6. Rotation: Panzergrenadierbataillon 391 aus Bald Salzungen

7. Rotation: Panzergrenadierbataillon 371, die Marienberger Jäger

8. Rotation: Panzerbataillon 104 aus Pfreimd

9. Rotation: Panzerlehrbataillon 93 aus Munster

10. Rotation: Panzerbataillon 414 aus Bergen

(Archivbild Dezember 2021: Scharfschütze der Bundeswehr beim eFP-Bataillon in Litauen – NATO eFP Batallion Lithuania)