Frankreich will Mission Barkhane im Sahel beenden – Auswirkungen noch offen
Dem internationalen Militäreinsatz in Mali und in der Sahel-Zone, dessen verschiedene Missionen von Befriedung des Landes bis zur Terrorismusbekämpfung unterschiedliche Aufgaben haben, steht eine grundlegende Veränderung bevor: Frankreichs Präsident Emmanuel Macron kündigte an, sein Land werde die Anti-Terror-Mission Barkhane in der Region beenden. Frankreich werde sich aber in anderen Missionen weiter engagieren.
Details nannte der französische Staatschef bei einer Pressekonferenz am (heutigen) Donnerstag noch nicht, machte aber seine Absicht deutlich, den Einsatz der rund 5.100 französischen Soldaten in der Sahel-Zone deutlich zu verringern. Aus der Meldung von Reuters:
President Emmanuel Macron said on Thursday France’s operation battling Islamist militants in the Sahel region of West Africa would come to an end with troops now operating as part of broader international efforts in the region. (…)
Macron said details of the changes would be finalised by the end of June after consultations with the United States, European states involved in the region and the five Sahel countries – Mali, Niger, Chad, Burkina Faso and Mauritania. (…)
„Our desired objective is to reduce our bases, to reduce the external operations.“
Geplant scheint unter anderem, eine französische Beteiligung an der Spezialkräfte Mission Takuba aufrecht zu erhalten, in der mehrere europäische Staaten beteiligt sind und die ebenfalls auf die Bekämpfung islamistischer Terroristen ausgerichtet ist. (Deutschland unterstützt diese Mission politisch, beteiligt sich daran aber nicht mit Soldaten.)
Das Ende von Barkhane dürfte zu einem großen Teil innenpolitisch motiviert sein: 55 französische Soldaten sind in dieser Mission bisher gefallen, und der politische Widerstand in Frankreich gegen diesen Einsatz wächst. Allerdings gehört Frankreich auch zu den schärfsten Kritikern des erneuten Militärputsches in Mali vor zwei Wochen und hatte deshalb die Zusammenarbeit von Barkhane mit den malischen Streitkräften vorerst ausgesetzt.
Barkhane ist formal nur eine von mehreren internationalen militärischen Missionen in der Sahel-Region. Größter militärischer Akteur ist der UN-Einsatz MINUSMA, an dem auch die Bundeswehr beteiligt ist. Darüber hinaus gibt es eine – offensichtlich nach wie vor nicht besonders schlagkräftige – gemeinsame Truppe der so genannten G5-Sahel-Staaten Mali, Burkina Faso, Niger, Mauretanien und Tschad, die europäische Trainingsmission EUTM Mali (ebenfalls mit deutschen Soldaten) und die erwähnte Task Force Takuba. Und natürlich die malischen Streitkräfte sowie die Streitkräfte der anderen G5-Sahel-Staaten.
Allerdings: Die französische Mission ist einer der wesentlichen militärischen Akteure in der Region, und ein Ende von Barkhane wird Auswirkungen auch auf die anderen Einsätze haben. Ohne Barkhane würde sich die Sicherheitslage kurzfristig verschlechtern. … Barkhane hält den Deckel drauf, sagte der Kommandeur des deutschen EUTM-Kontingents, der Gebirgsjäger-Oberstleutnant Martin Sonnenberger, Anfang Mai bei einem Video-Briefing für Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer und die Abgeordneten des Verteidigungsausschusses.
Entscheidend wird also sein, wie Frankreich nach dem angekündigten Auslaufen von Barkhane sein weiteres Engagement in Mali und im Sahel gestaltet. Macron sprach von einer grundlegenden Änderung. Details will der französische Präsident Ende Juni festlegen – nach Gesprächen mit den USA (auf deren stärkeres Engagement er offensichtlich hofft), den Europäern und den Staaten der G5-Sahel.
Ein Hintergrundpapier der französischen Streikräfte zu Barkhane – auf Englisch – gibt es hier.
(Archivbild Mai 2021: Französische Soldaten in der Operation Barkhane – Französisches Verteidigungsministerium)
@Bjoern__M
(9 Min.)
„Macron verkündet Ende der Operation #Barkhane. #Takuba soll bestehen bleiben“.
Ist das so?
[Ja. T.W.]
Vielleicht gibt’s Richtungsschüsse schon vorher.
Macron wird beim G7-Treffen in Cornwall Biden sicherlich dazu sprechen können, und, auch die Kanzlerin.
Beim Abbau von BARKHANE wird es zwangsläufig zu Auswirkungen in Mali und dadurch bei MINUSMA kommen.
Ein stärkeres deutsches Engagement wird wahrscheinlicher? So erreicht Macron auf Umwegen, was er seit Jahren in Berlin erhoffte und stets abblitzte: mehr deutsche Verantwortung, aber nicht nur verbal.
DEU hat sich auf bitten der FRAs beteiligt. Wenn FRA jetzt reduziert und umorganisiert. dann sollte man in Berlin sein Engagement überdenken. Ein stärkeres Engagement DEUs sehe ich nicht.
Es braucht auch keine aufzujaulen, letztendlich hat FRA 2013 in AFG nichts anderes gemacht und seine Truppen im Übergang von ISAF zu RS abgezogen.
@Pio-Fritz
DEU operiert ja nicht mit FRA sondern bei EUTM MALI und bei MINUSMA. „Eigentlich“ hat das mit dem französischen Engagement nichts (direkt) zu tun.
@Thomas Melber, Ihr „Eigentlich“ heißt: ‚in Wahrheit, was ich noch sagen wollte, prinzipiell‘?
Ich stelle dem entgegen, sämtliche Operationen im Sahel sind aufeinander angewiesen, und haben somit direkt miteinander zu tun, wenn auch organisatorisch fein säuberlich getrennt, obendrein unterschiedlich mandatiert.
Gemeinsame Ziele: politische Stabilisierung der Sub-Sahara, Verweigerung einer islamistischen Machtbeteiligung, Wirtschaftsförderung und Niederwerfen OK gestützter Fluchtbewegungen, also kein „Toyota-Dschihadismus“ der Tuareg zum Beispiel.
Selbst der ausnahmslose Ausbildungs-Einsatz EUTM dient allein der Befähigung der malischen Armee zur Terrorbekämpfung.
Die Op ist der militärische Teil der französischen Sahelstrategie. Sie soll(te) die Partnerstaaten, die G5-Sahel, zu eigenständiger Sicherstellung ihrer staatlichen Sicherheit ertüchtigen. Entfällt dies, fehlt das wesentliche Standbein.
Alles, also hat mit Barkhane zu tun, „eigentlich“.
@KPK
Nun, FRA ist niemanden außer sich selbst verpflichtet und kann die Op so gestalten wie es das für richtig hält – in Abstimmung mit den host nation wobei ich Zweifel habe, wobei das vielleicht auch nur eine Informationspflicht ist..
DEU hingegen operiert unter EU und VN-Mandat, d.h. „einfach aussteigen“ geht nicht. Der französische Abzug beendet ja nicht EUTM MALI oder MINUSMA.
Zudem kommt man auch in Erklärungsnot: zuerst war alles „wahnsinnig wichtig“ (Begründung des BT Mandates!) und von jetzt auf nachher soll das nicht mehr gelten?
Fin Fin Fin….
Raus da, wir haben in der Region keine Verpflichtung und wenn sich der Franzose da dünne macht haben wir unsere Schuldigkeit getan. Ohne die Französische Mission sind die anderen Operationen nicht durchführbar.
Wir sollten uns um die Verteidigung der NATO Nordostflanke kümmern.
@Thomas Melber
Sie haben erfasst, was ich gestern Abend schrieb?
Vor den Waffen der nach FRA Abzug frei operierenden verschiedenen Terrorgruppen im Sahel ist die Mandatierung von EUTM/MINUSMA einigermaßen zweitrangig.
Wenn der FRA Knebeln nicht mehr wirkt sind reichlich AQIM, Boko Haram- Kräfte für innermalische Op verfügbar.
@Küstengang01
Dünne macht sich niemand. Macron will in die Rolle à la RSM übergehen, so letzte Äußerungen zutreffen. DEU hat sicherheitspolitische Interessen zur Stabilisierung der Region, und moralische Verpflichtungen. Selbstverständlich bleibt Bw dort.
@Klaus-Peter Kaikowsky (KPK)
*DEU hat sicherheitspolitische Interessen zur Stabilisierung der Region, und moralische Verpflichtungen. Selbstverständlich bleibt Bw dort.*
Klar, darum sind wir bei dem Dutzend anderer Konflikt in Afrika auch mit einigen Tausend Soldaten vor Ort.
Seit Kaiser Wilhelm haben wir da keine Interessen. Die UN Mission können gerne Länder stellen die sowas machen um mit ihren Streitkräften Devisen zu verdienen. Wir sind nur da um die Deutsch/Französische Freundschaft zu pflegen. Wenn der Franzose da wech macht sollten wir auch schleunigst da Fersengeld geben…… Oder hat das Einsatzführungskommando dann Angst einer Umorganisation zum Opfer zu fallen.
@Küstengang01 sagt: 11.06.2021 um 8:04 Uhr
Volle Zustimmung 1++.
Man kann diese seichten Worthülsen der Politik über moralische Verpflichtungen und sicherheitspolitische Interessen irgendwo im nirgendwo nur noch schwer ertragen.
Dann soll man diese doch mal explizit benennen. Und komme mir keiner mit Flüchtlingsströmen, die Zahl der Asylanträge ist trotz leichtem Anstieg so niedrig wie seit Jahren nicht. Auch nicht mit Schmuggelrouten für Drogen etc.. Legalisiert das Zeug, dann können sich die Leute offiziell damit umbringen und die Schmuggelrouten kommen zum erliegen. Welchen Umfang haben diese eigentlich durch den Sahel? Die großen Funde werden immer auf Schiffen gemacht….
@Küstengang
Stimme ihnen „gefühlt“ zu.
Welch (strategischen/konzeptionellen) Folgen für die Bw/ D Sicherheitspolitik würde das haben – direkt nach dem Abzug Afg? Welcher „Eindruck“ würde transportiert werden? Können „wir“ überhaupt noch selbstbewusst irgendwo hin?
Etwas kleinteiliges Bsp. aber sicher auch mit möglichen langfristigen Folgen:
Wie stellt man sich die weitere Verwendung von Heron 1 vor? FRONTEX only? Was wird aus der geplatzten Heron TP Einführung in AFG., wenn nun auch der vermeintlich logische Nachfolgestandort MLI wegfällt? Zum rumstehen sind beide Systeme zu wertvoll/teuer.
Ein Abzug würde so viele (berechtigte und vielleicht ungewünschte) grundsätzliche Fragen aufwerfen. Dann bleiben wir besser, oder? ;o)
Umgekehrt:
Man stelle sich vor, in ca. 1 Jahr würden sich die Rebellengruppen massiv den „übriggebliebenen“ Feinden zuwenden. Und in D landen vermehrt Zinksärge mit Deutschlandfahne….. dann sind wir wieder im Jahr 2009….
In 3 Monaten ist BTW.
Ich könnte @Küstengeng01 nicht mehr zustimmen.
Wie OTL Sonnenberger etwas flapsig anmerkte, hält BARKANHNE die verschiedenen Terrorgruppen auf Abstand und gibt den Plänkler.
Ist FRA raus, dann stehen wir militärisch mit fast herunter gelassenen Hosen da.
Wir können weder CSAR noch haben wir genug Personal und Material vor Ort, um uns dort dauerhaft zu behaupten. Bei fast allem müssen wir uns auf unsere Partner oder auf wirtschaftsorientierte Firmen verlassen. Unsere Leute müssen dann da raus, wenn selbt FRA keinen Sinn mehr in einem weiteren Engagement sieht, warum dann wir?! Warum sollten wir unsere Bürger da lassen, wenn die Franzosen nicht mal ihre Söldner da belassen will?!
Nebenbei: FRA hatte schon immer ein gutes Näschen dafür, wann man sich aus solchen Konflikten zurückzieht, weil man nichts mehr gewinnen kann. Siehe Korea, Vietnam,….
@CRM-Moderator sagt: 11.06.2021 um 10:18 Uhr
„Wie stellt man sich die weitere Verwendung von Heron 1 vor? FRONTEX only? Was wird aus der geplatzten Heron TP Einführung in AFG., wenn nun auch der vermeintlich logische Nachfolgestandort MLI wegfällt? Zum rumstehen sind beide Systeme zu wertvoll/teuer.
Ein Abzug würde so viele (berechtigte und vielleicht ungewünschte) grundsätzliche Fragen aufwerfen. Dann bleiben wir besser, oder? ;o)“
Das Argument mit den Drohnen ist mir zu simpel. Wir führen ja auch keinen Panzerkrieg, weil die Panzer ansonsten ungenutzt in der Kaserne stehen. Im Rahmen der Einsatzbereitschaft ist Material vorzuhalten, dazu gehören eben auch die Drohnen.
Und wenn grundsätzliche Fragen auftauchen, dann muss das nicht nachteilig sein. Es gibt dann auch die Gelegenheit, einige Dinge, die sich im Koordinatensystem seit 2001 nicht unbedingt vorteilhaft verschoben haben wieder gerade zu rücken.
Das letzte, was die Bundeswehr braucht, ist ein Einsatz um des Einsatzes willen.
Politische Realitäten können die Islamisten unter Kontrolle halten, wenn auf Ebene der Demographie und Geographie lokale Truppen den Deckel aus Eigeninteresse (vgl. Kurden) drauf halten. Technologie liefern dann gerne wir in Form von SOF, Ausbildung, Material und Militärberatern.
Die Alternative ist, dass man ein Fass ohne Boden mit Euros und dem Blut (hier) französischer Soldaten zu füllen versucht. (Endless War)
Dies lehnt Frankreich verständlicherweise ab. Wir Deutschen fangen gar nicht erst damit an. Eine Beteiligung an Takuba wäre, unter anderen politischen Vorzeichen, womöglich angezeigt.
@Pio-Fritz
„Das Argument mit den Drohnen ist mir zu simpel.“
Ich sehe keinesfalls den Einsatz als Selbstzweck. Da haben Sie mich falsch verstanden.
Ich weise nur darauf hin, dass ein erheblicher Rattenschwanz an gewissen Entscheidungen hängen k_a_n_n, über die sich vielleicht nicht jeder Forist én detail bewusst ist, die aber sehr wohl ein Mosaikstein in der Entscheidungsfindung sein könnten.
Ich persönlich glaube an keine Entscheidung vor der BTW.
@Küstengang01
11.06.2021 um 8:04 Uhr
Mehr Bescheidenes war hier länger schon nicht wahrzunehmen.
Wilhelm II ist etwas spät dran. Wenn schon dann Berliner Konferenz 1884/85.
Derzeit sind wir etwas mehr als armselig im Sahel wegen Anrufung Art 42 Lissabon-Vertrag seitens Frankreich.
Den Hinweis zum Einsatzführungskommando dann bitte bis zur nächsten Büttenrede aufsparen.
@Klaus-Peter Kaikowsky (KPK)
*Wilhelm II ist etwas spät dran. Wenn schon dann Berliner Konferenz 1884/85.“
Bitte richtig lesen… Kaiser Wilhelm regierte bis 1888.
-sarc off-
Der Wink mit dem Einsatzführungskommando ist doch berechtigt. Es steht doch z.z. Mal wieder eine Strukturreform ins Haus und wenn man dann dummerweise nur noch kleinste UN Missionen und Marineeinsätze betreuen darf, stellt sich doch flott die Frage nach dem Daseinszwecke?
@Klaus-Peter Kaikowsky (KPK) sagt: 11.06.2021 um 12:27 Uhr
„Derzeit sind wir etwas mehr als armselig im Sahel wegen Anrufung Art 42 Lissabon-Vertrag seitens Frankreich.“
Da interpretieren Sie aber gewaltig und legen viel eigene Meinung herein. Die Art. 42-44 des Lissabon-Vertrages sagen nichts über den Umfang der Unterstützung, das kann nur in der beschlossenen Mission gem Art 43 stehen. Wenn der zweck der Mission erfüllt ist oder der Grund für diese entfällt, dann ist es eben vorbei.
Wir sprechen hier ja nicht über den Fall des Art 42 Abs 7 (Angriff auf das Hoheitsgebiet eines Mitglieds), sondern über Art 42 Abs 1 .
[Da sollten wir mal in die Historie schauen – es war schon 42,7 nach den Terrorangriffen auf das Bataclan in Paris.
https://augengeradeaus.net/2015/11/amsterdam-oder-paris-egal-hauptsache-afrika/
T.W.]
Pio-Fritz sagt:
11.06.2021 um 9:53 Uhr
@Küstengang01 sagt: 11.06.2021 um 8:04 Uhr
Volle Zustimmung 1++.
Man kann diese seichten Worthülsen der Politik über moralische Verpflichtungen und sicherheitspolitische Interessen irgendwo im nirgendwo nur noch schwer ertragen.“
Well put und volle Zustimmung. Erlaube mir Ergänzungen:
a) Die dt. sichpol Interessen für den Mali-Einsatz sind m.E. bislang nicht überzeugend definiert worden. Das europ. Interesse (EU) an einer Stabilisierung der Sahel-Region fällt mit der EUTM/EUCAP und der Beteiligung an MINUSMA bescheiden aus. Wie man das europäische Engagement verstärken kann, zeigt die frz Initiative TAKOUBA
(Zitat RFI: „Une alliance structurée autour de la force européenne Takouba, lancée en mars 2020, et « appelée à monter en puissance », a dit Emmanuel Macron. La France restera la colonne vertébrale de cette force à laquelle seront associées d’autres armées africaines et internationales.“) Das Rückgrat von TACOUBA bildet die Task Force Sabre, ca. 300 Soldaten des COS, die Führung behält FR.
b) Mit der Ankündigung der Beendigung von BARKHANE übergibt FR den Einsatz seiner Groupements de Desert (3 inf/1 aeromobile/1 logistique) gegen djih. Milizen an TACOUBA; dabei sollen malische Armeeeinheiten (und mögl. zahlreiche europ. SOF) stärker eingebunden werden. Eine Verlegung frz. Kräfte aus Mali in den Niger, von wo sie aus jederzeit grenzüberschreitend operieren können, würde die frz Präsenz in der Sahelzone nicht wesentlich beeinträchtigen.
c) Das frz. Konzept, die Aufrechterhaltung der inneren Sicherheit Malis durch MINUSMA, die sogen. Ertüchtigung der malischen Armee durch EUTM ,mat. Unterstützung zu gewährleisten und damit die Umsetzung des Accord de la Paix zu unterstützen, wobei BARKHANE stets eine rein frz. Operation blieb, ist wohl nicht mehr zukunftsfähig. Ob da eine stärkere Europäisierung helfen wird, muß wohl angesichts der schlechten Sicherheitslage wie auch des Zustandes der Streitkräfte der Sahelstaaten und der übrigen westafrikanischen Länder zZt in Frage gestellt werden dürfen.
d) AFG hat gezeigt, daß es nach einem spontanen solidarischen Engagement geboten wäre, das weitere Vorgehen/Verbleiben angesichts der aktuellen Lage und unter Beachtung dt Interessen abzuwägen.
ceterum censeo: dieser Konflikt ist durch ein rein militärisches Eingreifen allein nicht zu lösen; die schwachen staatlichen Strukturen, eine abgehoben agierende politische Klasse (bad governance) und unzulängliche Sicherheitsorgane angesichts des übergroßen Operationsgebietes sind eher Teil des Problems.
@T.W.
„[Da sollten wir mal in die Historie schauen – es war schon 42,7 nach den Terrorangriffen auf das Bataclan in Paris.
https://augengeradeaus.net/2015/11/amsterdam-oder-paris-egal-hauptsache-afrika/
T.W.]“
Danke für den Hinweis. Allerdings habe ich in dem Artikel keinen Hinweis auf eine Begründung gefunden, die Art 42 Abs 7 erwähnt.
Das Mandat MINUSMA ( BT-Drucksache: https://dserver.bundestag.de/btd/19/288/1928803.pdf ) werden die UN-Resolutionen i.V.m. Art 24 Abs 2 GG als rechtliche Begründung angeführt.
Bei EUTM Mali ist die Begründung ähnlich (BT-Drucksache: https://dserver.bundestag.de/btd/19/288/1928804.pdf ). Hier kommt das ersuchen Malis an die EU hinzu sowie die Beschlüsse des Rates, wobei der letzte Beschluss https://eur-lex.europa.eu/legal-content/DE/TXT/?uri=CELEX:32020D0434 auf seine Vorgänger verweist. Daraus geht eindeutig hervor, das der Rat eine Mission beschlossen hat. Das wäre gem. Art 43 und 44 des Lissabon-Vertrags und setzt den Art 42 Abs 1 voraus. Bei Abs 7 greift das Prozedere nicht.
Ich lasse mich ja gerne belehren, sehe aber im Moment nicht, wo der von Ihnen erwähnte Abs 7 gezogen wurde.
[Hier:
https://augengeradeaus.net/2015/11/nach-den-anschlaegen-von-paris-frankreich-will-europas-beistand/
T.W.]
@Pio_Fritz:
Man weiß ja bei all den Konflikten nie, wie weit man in der Geschichte zurück gehen muss, um die Ereignisse, politische Entscheidungen der Parteien wie auch die Strukturation von Sprache und politische Agitation ganzheitlich zusammen zu fassen, um ein erkenntnisbringendes Bild zu erstellen. Bis Kain und Abel ist etwas weit.
Für mich ausschlaggebend sind die Entwicklungen um den Sturz Gaddhafis um 2011-2012 und die Rolle der Tuareg. Diese haben in der Zeit diese wahnsinnige Entscheidung getroffen, sich mit Al-Kaida einzulassen. Das Gemenge führte dann zum Tuaregaufstand in Mali unter der Flagge der MNLA. In der Bugwelle der Tuaregorganisation segelten die Djihadisten aller Art. Der Niederschlagung des Aufstandes auf Anfrage der Malischen Regierung führte zur Operation Serval.
Frankreich war sowohl am Sturz Gaddhafis an der Niederschlagung des Tuaregaufstandes beteiligt. Die Anschläge von Paris im November 2015 haben dann das Fass zum überlaufen gebracht. Es war ja DAESH, welche den Anschlag verübten.
Nun haben wir (mal wieder) diese unendliche Geschichte „Endless War“, weil man sich in FRA an die Ursachen, also eine Frage der gründlichen Analyse, entweder nicht herantrauen will, kann oder gar kein Interesse daran hat. Die Tuareg sind der Schlüssel und wir unterstützen Frankreich. Welche Fähigkeiten und Eigenschaften haben wir Deutschen, welche wir einbringen können?
@T.W.
Danke. Den zwischenzeitlichen Aufruf des französischen Präsidenten hatte ich nicht mehr auf dem Schirm. Allerdings war da die Bundeswehr schon längst in Mali, denn die beiden aktuellen Einsätze wurden 2013 beschlossen. Und die Bundeswehr ist bereits seit 2005 vor Ort. Hier ein Artikel aus 2013.
http://www.dw.com/de/bundeswehr-bereits-seit-jahren-in-mali/a-16632668
@AoR sagt: 11.06.2021 um 18:03 Uhr
Auch dieser Konflikt läuft für den Westen unter dem Motto „die Geister die ich rief“ und ist ein großes Stück weit selbstgemachtes Leid. Anscheinend gibt es in allen Ländern des MENA-Raumes genügend Sympathisanten für islamistische Radikale. Und offensichtlich hat der islamistische Terror auch noch andere nicht versiegende Geldquellen. Vielleicht sogar welche, die von den USA und anderen westlichen Staaten hofiert werden? Wofür schicken wir die Kameraden in diese Gefahr, wenn man nicht bereit ist, diesen Sumpf trocken zu legen?
[Äh, nein. Jetzt alle Beratergruppen der Bundeswehr im Ausland, die es in mehreren afrikanischen Ländern gibt, mit einem mandatierten Auslandseinsatz gleichzusetzen – diesen Trick sparen wir uns und machen nicht auf dem Niveau weiter. T.W.]
Leseempfehlung zu Marokko und der Westsahara. Kolonialismus, Dekolonisierung, Territotiale Ansprüche, Völkerrecht und Konfliktmediation. Implikationen für Nordmali und die Tuareg? Die EU als Broker.
Free to choose: A new plan for peace in Western Sahara
https://ecfr.eu/publication/free-to-choose-a-new-plan-for-peace-in-western-sahara/
[Ja, danke, aber wir weiten diesen Thread jetzt nicht auf das Thema Westsahara aus. T.W.]
@Pio-Fritz: Interessant ist hier die Debatte um Failed States und Terrorismus. „Die Geister die ich rief“ ist da etwas zu einfach gegriffen. Man kann den Zusammenhang auch vom Kopf auf die Beine stellen und erkennen, dass viele Staaten keine Staaten in unserem Kulturverständnis sind, bzw. den von der UN Charta ins Lastenheft geschriebene Verpflichtungen unzureichend nachgekommen sind.
Das Phänomen Terrorismus, vor dem Hintergrund von Bevölkerungswachstum, globalisierung der Kommunikation wie auch Ressourcenkonflikte zu betrachten erscheint mir eher hilfreich. Die Erkenntnis über die Ursachen von Konflikten erlöst uns aber nicht von selbigen. Wie schwierig es ist den „Djihadisten-Sumpf um die Tuareg trocken zu legen“ verdeutlicht folgende Karte: https://de.wikipedia.org/wiki/Datei:Tuareg_area.png
Eingeständnisse eines Staates gegenüber der Volksgruppe Tuareg würde eine zornige Raktion eines weiteren Staates nach sich ziehen, da schnell auch Begehrlichkeiten unter der jener Volksgruppe zugehörigen Minderheit im eigenen Land wecken könnte. Egal ob Westsahara, Tuareg oder Kurden.
@T.W: Sorry, war kein Versuch zum OT, sondern Deutschuss in Richtung Konfliktdynamiken.
„Einladung“ für Takuba?
@gyude_moore
France invites US, South Africa to join West African counter-terrorism effort.
https://t.co/BF8bgavVW7?amp=1
Entlastung.
@soldat_technik
Die @NSPA_NATO
hat mit dem FRA Verteidigungsministerium eine technische Rahmenvereinbarung über die Bereitstellung von Dienstleistungen in Mali zur Unterstützung der von Frankreich angeführten Takuba Task Force unterzeichnet.
Das Besondere, „NSPA unterstützt zum ersten Mal einen Einsatz, der nicht von der NATO mandatiert ist“.
Da BARKHANE nicht komplett aufgelöst wird, sondern sich in Richtung TAA entwickelt, wird sicher auch von der „NATO Support and Procurement Agency Nutzen“ gezogen werden können.