Nach den Anschlägen von Paris: Frankreich will Europas Beistand (Update: EU-Pressekonferenz)
(Update: Video der Pressekonferenz nach den Beratungen der EU-Verteidigungsminister unten)
Am (gestrigen) Montag hat Frankreichs Präsident François Hollande angekündigt, dass er nach den Terrorangriffen von Paris nicht nur eine weltweite Allianz gegen ISIS – unter Einbeziehung auch Russlands – suchen will, sondern auch ganz konkret den Beistand der anderen EU-Länder. Damit will das Land erstmals eine Klausel im EU-Vertrag nutzen – und scheint damit die anderen Europäer überrascht zu haben, die offensichtlich eher von einer möglichen Beistandsverpflichtung im Rahmen der NATO ausgegangen waren. Jedenfalls sind am (heutigen) Dienstagmorgen praktisch keine politischen Reaktionen auf diesen EU-Vorstoß zu sehen, den der französische Verteidigungsminister Jean-Yves Le Drian beim heutigen Treffen mit seinen europäischen Ressortkollegen in Brüssel präsentieren soll.
Hollande hatte die Berufung auf Artikel 42 Absatz 7 des EU-Vertrages in seiner Rede vor französischen Abgeordneten angekündigt:
Ich habe den Verteidigungsminister angewiesen, morgen beim Treffen mit seinen europäischen Kollegen den Artikel 42 (7) des EU-Vertrages anzurufen, der vorsieht, dass, wenn ein Staat angegriffen wird, alle Mitgliedsstaaten solidarisch mit ihm gegen diese Aggression vorgehen. Denn der Feind ist nicht ein Feind Frankreichs, es ist ein Feind Europas.
(Im Original: J’ai demandé au ministre de la Défense de saisir dès demain ses homologues européens au titre de l’article 42-7 du traité de l’Union qui prévoit que lorsqu’un Etat est agressé, tous les Etats membres doivent lui apporter solidarité face à cette agression car l’ennemi n’est pas un ennemi de la France, c’est un ennemi de l’Europe.)
Der entsprechende Passus des EU-Vertrags im Wortlaut:
Im Falle eines bewaffneten Angriffs auf das Hoheitsgebiet eines Mitgliedstaats schulden die anderen Mitgliedstaaten ihm alle in ihrer Macht stehende Hilfe und Unterstützung, im Einklang mit Artikel 51 der Charta der Vereinten Nationen. Dies lässt den besonderen Charakter der Sicherheits- und Verteidigungspolitik bestimmter Mitgliedstaaten unberührt.
Die Verpflichtungen und die Zusammenarbeit in diesem Bereich bleiben im Einklang mit den im Rahmen der Nordatlantikvertrags-Organisation eingegangenen Verpflichtungen, die für die ihr angehörenden Staaten weiterhin das Fundament ihrer kollektiven Verteidigung und das Instrument für deren Verwirklichung ist.
Allerdings: Was das konkret bedeutet, scheint noch recht unklar. Bislang ist diese Beistandsverpflichtung in der EU noch nie gefordert worden – im Unterschied zur kollektiven Verteidigung in der NATO, dem so genannten Bündnisfall, den die NATO nach den Angriffen des 11. September 2001 auf New York und Washington ausgerufen hatte. Die EU-Formulierung ist weiter gehender als der Artikel 5 des NATO-Vertrags: Im Nordatlantischen Bündnis trifft jeder Mitgliedsstaat die Maßnahmen, die er für erforderlich erachtet. Dagegen wird von den Europäern alle in ihrer Macht stehende Hilfe und Unterstützung erwartet.
Vermutlich deshalb gibt es vorerst auch keine politischen Aussagen dazu. Das dürfte sich ändern, nachdem Frankreich im Kreis der EU-Verteidigungsminister seine Vorstellungen präzisiert hat.
Nachtrag: Der französische Verteidigungsminister hat die Solidarität der EU-Partner eingefordert:
A Bruxelles, je viens d’invoquer à l’instant l’article 42.7 au nom de la France #UE pic.twitter.com/w1ygZ7KaPW
— Jean-Yves Le Drian (@JY_LeDrian) November 17, 2015
Und nach wie vor bin ich gespannt auf die Reaktionen. Nachtrag 2: Konkret scheint es allerdings nicht geworden zu sein, wie ein ZDF-Kollege berichtet:
Von der Leyen: „Frankreich hat an Deutschland keine konkreten Forderungen gestellt. Werden unser Engagement im Irak verstetigen.“ — Stefan Leifert (@StefanLeifert) November 17, 2015
Von der Leyen in Brüssel: „Dass wir uns mehr engagieren werden, ist sicher.“ pic.twitter.com/714eAFCOKG
— Stefan Leifert (@StefanLeifert) November 17, 2015
Und hier das Update: Nach den Beratungen der Verteidigungsminister hat die EU-Außenbeauftragte Federica Mogherini bei einer Pressekonferenz zwei Dinge deutlich gemacht: Die französische Anfrage führt nicht zu einer gemeinsamen EU-Aktion; und die jeweiligen Unterstützungs- und Hilfeleistungen bespricht Frankreich bilateral mit den anderen Mitgliedsländern:
(Foto 16. November Minute de silence en hommage aux victimes des attentas du vendredi 13 novembre, Sorbonne – Presidence de la Republique)
@Hart Steuerbord:
Dann klären sie doch mal auf was ein sinnvoller Beitrag wäre.
@KPK:
Motivlage ist mir bekannt, muss man halt in der Situation mit berücksichtigen und ändert nichts daran, dass man mit kühlem Kopf vorgehen sollte.
Rado schrieb: „Das ist ja nicht so neu in der Geschichte. Gabrilo Princip und die anderen Attentäter von 1914 waren auch Buerger der Österreichisch ungarischen Monarchie. Die Drahtzieher sassen bekanntlich in Belgrad.“
Im Gegensatz zu IS war Serbien ein Staat, den man im Prinzip militärisch treffen konnte.
Glaubst du, dass nach einem Einmarsch in Syrien/Irak und einer Zerschlagung der dortigen Strukturen ein sinnvoller Zusatnd erreicht ist?
Oder könnte es sein, dass danach die logistische Unterstützung der „heimischen“ Terroristen aus einem anderen Nordafrikanischen Land kommt?
Bitt erst einmal das Ziel definieren, dann können wir über Werkzeuge reden.
@ Daniel S. | 17. November 2015 – 9:34
Die deutsche Aufklärungs Technik wird nicht benötigt und wir besitzen überhaupt kein Tankflugzeug dass Europäische NATO Standard Flugzeuge wie F-16, F-15 oder amerikanische A-10, B-1, B-2 oder B-52 auftanken kann.
Wir treten der von Frankreich Angestrebten Internationalen Kollektion bei und verlegen umgehende Tornado IDS auf den Flughafen Latakia. Von dort führen wir gemeinsam mit dem Su-34 Fullback Missionen durch. Die Missionen werden dann mit der Internationalen Kollektion auf die Logistik des Terrors in Irak, Afghanistan und wo sonst noch Terroristen ein Bedrohung darstellen ausgedehnt. Natürlich werden auch die Geldfüße und die Kommutation der Terroristen unterbrochen. Es wird quasi ein Schlinge / Kessel um die Terroristen gebildet, die dann mit einer Bodenoffensive zugezogen wird.
Bis zum Start der Bodenoffensive haben die Diplomaten noch Zeit, das wenigstes ein Teil der Terroristen die Waffen niederlegt. Und wir müssen in der Zwischenzeit möglichst viele Leopard auf den „MBT Revolution“ Standard bringen und uns ein paar echte Kampfhubschrauber zulegen.
So. Die Debatten über den OT Umfragewerte der AfD werden hier nicht fortgeführt; ich lassen mir nicht alles aufzwingen.
„Nachtrag: Der französische Verteidigungsminister hat die Solidarität der EU-Partner eingefordert:“
Hoffentlich war er laut genug, man hört so schlecht in Warschau.
@Milliway
es gibt sehr wohl Adapter damit man mit unserem Probe-and-drogue auch Flugzeuge die für Boom ausgelegt sind betanken kann.
@Milliway
A310-300 MRT wird von CDN, FRA, GBR , ESP geflogen.
http://www.bundeswehr-journal.de/tag/a310-mrtt/ A310 MRTT beim Betanken NLD F-16 nahe Eindhoven(?)
Bin zwar mit Lw nicht vertraut, unterstelle aber standardisierte Verfahren, …!
Weiß jemand seriös bescheid?
Harald Kujat selbst geht in einem Interview davon aus, das es derzeit keine Notwendigkeit gibt, dass Deutschland sich in Syrien engagiere, noch sehe er keine Bereitschaft der Bundesregierung dazu….zudem fehle es an Ausrüstung und Soldaten dank der Reduzierung auf einen Kernbestand von 177000 Soldaten.
fällt nicht nicht ATLAS auch unter den Artikel 42 (7) des EU-Vertrages?
meines Wissens wurde ATLAS am Samstag morgen bereits ausgerufen, bzw ist in Kraft getretten
@KPK
Falls Sie sich auf das Bild beziehen – A310-300 MRT und FRA Rafale.
Ich denke Milliway bezig sich nicht auf das Verfahren, sondern die beiden technischen Standards – Boom (v.a USAF) oder Sonde/ Fangtrichter (Tornado/ EF/ USN/etc)
@Milliway: Da sich aber die Franzosen und nicht die USA auf den Artikel 42 Absatz 7 berufen, werden wir auch diese unterstützen. Und daher haben wir sehr wohl die Kapazität Mirage 2000, Rafale und Super Etendard in der Luft zu betanken. Dies wird vor allem notwendig, wenn die Franzosen wie angekündigt ihren Flugzeugträger ins östliche Mittelmeer verlegen.
Doch die Franzosen brauchen Deutsche Aufklärungstechnik und zwar nutzen die Franzosen schon längere Zeit die deutsche SAR- Lupe.
@ari127mm
Ist der Kernbestand der Bundeswehr auf 177.000 Soldaten aber nicht ein „Versehen“ aufgrund von Personalmangel, weil mehr gegangen sind als gekommen sind und nicht durch die Neustrukturierung? Der eigentliche Stand sollte doch bei 185.000 liegen?
> Wir sollten eine Tatsache nicht vergessen: Der sog. IS hat nicht nur Frankreich, sondern uns allen den Krieg erklärt. Die Pflicht zur bzw. das Recht auf Initiative liegt also bei allen europäischen Ländern, Deutschland eingeschlossen
Ja, aber was wäre wenn das nicht so sehr bedeuten würde, dass man irgendwas in Syrien zu bombardieren hätte, sondern dass man den Finanzierer des Terrors – Assad und den Iran – angehen müsste. Also ganz ehrlich: Es ist ca. 1 -2 Jahre her, da hatte ich die Presseberichterstattung so verstanden, dass der Kampf gegen den Terror nichts anderes sei als der Kampf gegen die Finanzierer des Terrors. Nur da könnte man sie treffen.Mit Bombardements erreicht man nur das Gegenteil. Was hat sich in den letzten 2 Jahren geändert? Was ist anders geworden? Wieso sollen nun ein paar Bomben in der Wüste was ändern?
Ich möchte diejenigen, welche eine militärische Unterstützung befürworten, gern fragen was denn dass Ziel ist, was soll erreicht werden, in welchen Zeiträumen. Besonders stelle ich mir die Frage, wenn Bodentruppen, also Landstreitkräfte eingesetzt werden. Wo ist denn das Operationsgebiet Syrien und der Irak? Nur Syrien? Wer unterstützt dort die westliche Intervention, welche Bevölkerungsanteile unterstützen dauerhaft? z.B. Kurden, jetzt die Trumpfkarte. Doch was ist, wenn die kurdischen Interessen nicht mehr mit denen des Westens übereinstimmen?
Wie lange glaubt der Westen wird so ein Feldzug dauern? Wieder ein vermeintlich schneller Sieg?
Fragen, so viele Fragen? Aber was zeigen uns die Kriege in Afghanistan, im Irak, in Libyen. Was werden wir anwenden, aus den gelernten Lektionen? Militärisch und politisch:
Wie ordne sich diese militärischen Ziele in die politischen Ziele ein? Welche Gesellschaft soll dann dort unterstützt oder gefördert werden. Welches Staatsgebiet soll denn genommen und geschützt werden. Welches Staatsgebiet dann in Folge „wieder“ errichtet werden, Syrien oder ein Kunststaat oder 3 Gebilde aus Kuristan, Sunnitistan, Schiitistan.
Ist es nicht gut aus Sicht des IS, wenn sie uns, den Westen, in einen lang anhaltenden, verlustreichen Bodenkrieg ziehen? Sie werden von Kreuzzügen gegen den heiligen Islam reden. Für Verbrecher des IS zählen dauerhafte, große Verluste nichts, für unsere Demokratien sehr wohl. Jetzt setzen wir auf Rache, was ist wenn in 5 Jahren in einer solchen Operation die Verluste nicht aufhören? Wenn die eigenen Opfer zahlreich sind und wieder die Zivilbevölkerung leidet, sich möglicherweise gegen den Westen wendet. Was dann? Weitermachen, wie in Afghanistan? Da sind wir ja offiziell auf der Gewinnerseite, nach all den Jahren.
Ich verstehe es einfach nicht. Welche Art von solchen Kriegen hat der Westen gewonnen, in den letzten Jahrzehnten keinen, oder?
Bernd Fißwald | 17. November 2015 – 14:28
Man wird die Logistik der Daesh ausschalten müssen… 50 Jahre mit State und Nationbuilding. Ohne letzteres gewinnt Daesh…
@Bernd Fißwald
Alle Ihre Fragen sind sehr berechtigt, bedürften einer intensiven Erörterung hinsichtlich pro und contra, die hier m.E. aber nicht leistbar ist.
Eine Kurzfassung sei daher erlaubt: Niemand außer Daesh selbst will westliche Bodentruppen im „Kalifat“ kämpfen sehen.
Das Interesse der Terrorgruppe ist dabei auch allein auf die europäische öffentliche Meinung ausgerichtet: Möglichst viele gefallene Europäer/Amerikaner, die veröffentlichte und öffentliche Meinungen zum Kippen bringen sollen mit dem Ziel, eine Bekämpfung des Kalifats generell zu unterlassen.
Dessen sind sich alle westlichen Regierungen bewusst, Obama hatte das gestern zum Abschluss G-20 verklausuliert herausgestellt.
Ein „boots on the ground“, von SOF abgesehen, findet nicht statt, Ihre Fragen so nachdenkenswert sie auch sind, bedürfen zwingend keiner nachdrücklichen Beantwortung.
@AoR:
Schon mal den „Aktionsradius“ von IS auf der Karte angeschaut und den Maßstab gesehen und verstanden? Wie groß war doch gleich mal das potentielle Gebiet und über wie viele involvierte Staaten reden wir?
Und die (Rest-)Bevölkerung ist sicher wieder dankbar über einen, der von aussen erklärt, wie ein Staat auszusehen hat.
Dann mal viel Erfolg …
@AoR:
Militärische Aktionen für die nächsten 50 Jahre zu planen ist in einer Demokratie unmöglich.
@Bernd Fißwald:
„solche Kriege“ ist recht schwammig, jedes Einsatzszenario ist anders. In Syrien zB haben staatliche Strukturen vor dem Krieg existiert und existieren in den vom Regime kontrollierten Gebieten immer noch. (Wobei ich jetzt weder für noch gegen Assad argumentieren möchte.) Afghanistan hingegen war die ganze Zeit über dezentraler als man gerne gehabt hätte. Vielleicht hätte man weniger Widerstand erfahren, wenn man sich auf die lokalen Machthaber gestützt und sofort nach 2001 in die Fläche gegangen wäre, anstatt Jahre lang in Kabul zu sitzen und zu glauben, das wärs jetzt gewesen.
Entmachtet waren die Taliban schnell, das Problem war, dass man sich nachhaltiges Nation building vorgenommen hatte und das dauert lange ist angreifbar. Und in wiefern die Zivilbevölkerung darunter gelitten und sich gegen den Westen gewandt hat, wüsste ich gerne etwas genauer. Vor allem die Frauen und Mädchen. Nach der Wahlbeteiligung zu den Präsidentschaftswahlen letztes Jahr, die etwa so hoch wie die bei den hiesigen EU-Wahlen war, kann man darauf wohl eher nicht schließen. Der erste friedliche Machtwechsel in der Geschichte des Landes seit dem Putsch von 1973, das ist durchaus eine Leistung und ein Zeichen für Interesse an der Demokratie.
In Syrien müsste man nicht unbedingt im großen Stil Strukturen schaffen. Sie zu reaktivieren könnte reichen.
Stützen würde ich mich tatsächlich hauptsächlich auf die Kurden, was die militärische Kooperation angeht. Ihre Erfolge und noch am ehesten pro westliche Mentalität sprechen dafür. Der Vorteil, und damit wären wir bei der Frage der Verluste, wäre, dass man auf eigene Infanterie weitestgehend verzichten könnte. Schon ein paar wenige moderne Kampfpanzer dürften eine nicht unerhebliche (psychologische) Wirkung haben. Oder auch Panzerhaubitzen. Oder JTACs / JFSTs, die gezielt Luftschläge anfordern können.
Alle Fragen kann ich nicht beantworten und ich behaupte auch nicht, ein strategisches Mastermind zu sein. Aber ich denke schon, dass man sich mehr gegen den IS engagieren kann, ohne alte Fehler zu wiederholen. Es muss ja nicht der massenhafte Einmarsch von Infanterie sein. Die Aufgabe wäre auch nicht, den Nahen Osten zu demokratisieren oder für alle Zeit zu befrieden. Die Strukturen des IS und damit dessen Herrschaft zu brechen müsste möglich sein, selbst wenn sein Terror damit noch lange nicht beendet ist.
@AoR
Oder Parkplatz daraus machen und Homeland Security massiv stärken.
Bitte immer in Optionen denken.
pi
[Nichts gegen das Denken in Optionen, aber es gibt Formulierungen, die sind so menschenverachtend, dass ich sie hier nicht sehen will. T.W.]
@ AoR | 17. November 2015 – 14:45
Das halte ich inzwischen für eine dumme Idee. Ich war mal Anhänger der Nation-Building These. Halte diese auch nach wie vor für richtig, wenn wir in der Lage wären, sie der reinen Lehre folgend umzusetzen.
An diesem Punkt muss man feststellen: Wir sind wir eine Demokratie, aber an dieser Stelle rächen sich Mechanismen der Demokratie. Startet man einen Nation-Building Einsatz und bricht ihn vorzeitig ab, hat man eher mehr Schaden angerichtet, als Nutzen gestiftet. In einer Demokratie wird aber alle 4-5 Jahre gewählt und das sollte auch so bleiben. Gewinnen tut der populärste Politiker. Ein Politiker, der einen Nation-Bulilding Einsatz verteidigt, wird aber schnell unpopulär und wird abgewählt. Sobald es eine Aufstandsbewegung gegen die Besatzungsmächte gibt, Leichensäcke nach Hause kommen und Bilder von Fehlern wie toten Kindern, bombardierten Krankenhäusern o.ä. in unsere Wohnzimmer gesendet werden, bricht bei uns die Willenskraft zusammen und der Nation-Building-Einsatz wird abgebrochen. Realistisch muss man leider feststellen: Eine Demokratie ist nicht in der Lage, ein anderes Land über Jahrzehnte zu besetzen und der dortigen Bevölkerung unseren Willen aufzuzwingen (nichts anderes ist Nation-Building).
Damit hat man dann durch Nation-Building mehr Schaden angerichtet, als durch nichts tun, damit ist unter Beachtung der Realitäten dieser Welt nichts tun besser als Nation-Building, auch wenn es mir beim Scheiben dieser Zeilen in der Seele wehtut.
Damit werden SOF-orientierte Strafaktionen und indirekt praktisch durchaus willkürliche Unterstützungen der „Guten“ und Bestrafungen der „Bösen“ zur dominanten Strategie.
Wir müssen einen Weg finden, Islamisten das Wasser abzugraben, ohne längerfristig tätig werden zu müssen. Eine Operation, die nicht innerhalb von 2-3 Jahren abgeschlossen ist und eine belastbare Exit-Strategie unter Erfolg hat, kann von Streitkräften einer Demokratie nicht geleistet werden, solange die eigene Existenz nicht unmittelbar als bedroht wahrgenommen wird.
Zusätzlich muss man das Thema ressourcenökonomisch betrachten. Unsere freiheitlich demokratische Grundordnung hat aufgrund ihrer systemimmanent höheren Produktivität (im Vergleich zu totalitären Systemen) eine höhere Bindungskraft mit ihrer Wohlstandsökonomie. Wenn nun ein relevanter Teil unsere Wohlstands in einen Nation-Building-Einsatz abfließt, sinkt unsere Bindungskraft und steigt die Bindungskraft im Zielland durch unsere Transferleistung. Im Zielland wird der entstehende Wohlstand aber nicht/selten unserem Gesellschaftsmodell und Wertekonzept zugeordnet, sondern schlimmstenfalls schreiben sich IS-Kämpfer die von uns finanzierten Wohlstandsgüter auf ihre ideologische Fahne. Aus freien Stücken schwächen wir also unser Werte-Koordinatensystem und stärken unsere Feinde, weil wir nativ Nation-Building propagieren.
Wir sollten also lieber über eine andere Strategie nachdenken.
3rd time is the charm….
Irak – versagt.
Afghanistan – versagt.
Syrien – jetzt wird’s aber….
Wir werden es nicht einmal schaffen die Mehrheit der Flüchtlinge die hier her gekommen sind in den nächsten 3-5 Jahren in Lohn, Brot und Wohnungen zu bringen.
Wir schaffen es seit Jahren nicht Griechenland und andere, uns „naheliegenden“ EU Mitglieder welche wirtschaftlich ins straucheln gekommen sind, wieder auf die Beine zu bringen.
Frankreich / Belgien schafft es nicht seine eigenen Banlieus zu befrieden und den dort massenhaft perspektivlos herumsitzenden jungen Menschen (und den davon zahlreichen Muslimen) eine Zukunft in Frankreich oder der EU zu bieten.
Auch hier in DE gibt es haufenweise Leute die sich nicht mehr eine wirtschaftlich bessere Zukunft ausmalen, sondern eher das Gegenteil befürchten. Es besteht durchaus ein zusammenhang zwischen wirtschaftlicher Desillusion und dem Hang zu Extremismus. Es is dabei nahezu schnurz ob das religiös oder nationalistisch ist. Im Prinzip kommt der Zuspruch für Pegida aus den selben Quellen wie der Zuspruch für den radikalen Islam.
Aber wir (Europa/Nordamerika) besiegen DAESH und bauen Syrien wieder auf?
Wer soll denn das glauben?
Unsere Granden spielen nur Krieg um von all den Dingen abzulenken, die bei uns zu Hause (wirtschaftlich) schief laufen. Gerade Hollande dürfte in dieser Hinsicht gerade einen 6er im Lotto gewonnen haben, so makaber und traurig das ist.
Hollande unterstützt seit 2012 die Aufständischen in Syrien mit Waffen, Geld und Ausbildung. Diese Unterstützung dauert an.
Ein Großteil des Materials, Geldes und Personals wanderte von den Aufständischen zu AQ und IS. Das ist auch seit 2012 bekannt. Die erst vor kurzem an Aufständische gelieferten Apilas sind inzwischen nachweislich in der Hand der IS.
Frankreich bombardiert die IS. IS verübt daraufhin Anschlag in Paris.
Inwieweit kann man dann jetzt von einer „Verteidigung Frankreichs“ sprechen?
Welche Lösungen schweben Hollande vor? Wie kann er seine Ziele zusammenbringen?
IS vernichten ohne zuverlässige Fußtruppe?
Assad stürzen und damit effektiv den syrischen Staat vernichten? Wer wird dann auf dem Boden die Macht übernehmen wenn nicht IS?
Oder kommt man endlich zur Vernunft, stellt die Unterstützung der Aufständischen ein und macht Frieden mit der sekularen syrischen Regierung (einschließlich Assad) und der Regierung in Irak. Dann hat man zuverlässige Bodentruppen als Partner und kann IS wirksam bekämpfen.
Die wahhabitischen IS und AQ Geldgeber in Saudi Arabien und Qatar werden das natürlich nicht gerne sehen. Ob die dann die Rafale Flieger wieder abbestellen? Das wäre ein recht großer Verlust für Hollande.
@Daniel S.
Woher haben Sie das mit SARLupe durch FRA genutzt?
Haben die nicht HELIOS?
Ähm: Ich muss noch ergänzen: Natürlich hat sich der Finanzier des Terrors geändert, das ist mir schon klar. Aber das Prinzip sollte das gleiche sein. Man muss den Finanzier ausschalten.
@Les Grossmann: Das ist völlig richtig was Sie sagen…Frankreich nutzt HELIOS II. Jedoch gibt es ein Abkommen zwischen Frankreich und Deutschland, das besagt dass beide Staaten auf das jeweils andere System zugreifen können. Nachzulesen ist das auf der Homepage des DLR. Artikel: „Deutscher Aufklärungssatellit SAR-Lupe erfolgreich gestartet“.
@ Mufflon | 17. November 2015 – 15:24
Danke. Hoffe, das in den Führungsetagen auch solche Gedanken bestehen.
Während man in Deutschland und andernorts in der EU noch sorgfältig über den französischen Hilferuf berät, hat Rußland anscheinend seinen Marinekräften vor Syrien die Kooperation mit dem anrückenden französischen Trägerverband befohlen und wird seinerseits 25 Langstreckenbomber und zusätzliche 37 Kampfflugzeuge gegen die Islamisten zum Einsatz bringen.
https://www.rt.com/news/322436-russia-strikes-syria-putin/
Ist RT, Bestätigung durch das russische Verteidigungsministerium steht noch aus.
@KPK
Die Bw hat nicht die Möglichkeit mit einem „Boom“ (steuerbarer Ausleger), die den Treibstoff durch ein Teleskoprohr in das Empfängerflugzeug übertragen werden zu betanlen. Wir haben mit dem Airbus A310 MRTT und dem Buddy/Buddy-Pod nur das System „Hose and Drogue“ (Schlauch und Korb).
@all
Die einzigartige Fähigkeit der Recce/Telelense Pods haben wir leider abgeschafft und den jetzigen Recce-Lite- Pod haben die anderen auch. Den Rafael Unveiling Litening 5, RecceLite XR haben wir doch nicht und werden wir wohl nie bekommen……….oder dann, um ihn unter ein RPA zu hängen ?
Wenn man jetzt so mitbekommt wie oft die Attentäter in Polizei und Grenzkontrollen waren, dann sollte man sich wirklich überlegen wo man bei der Sicherheit und dem Schutz der EU Bürger ansetzen muss. Aber diese Erkenntnis hatten wir ja schon nach 9/11 und griffen trotzdem AFG an.
@Ralf Gabriel
Leider Zustimmung, unser Molenbeek muss irgendwo bei Dresden liegen und ist auch ein Nährboden für Terror. Auch musste Frankreich schon öfters gegen eigene Waffen kämpfen.
Mann kann nur hoffen, dass unsere beiden Damen (IBuK und IBuK im V-Fall) klüger sind als der Rest des Bomber-Fanclubs.
Was treffen denn die Bomben so?
Gibt es da igendwo eine Übersicht?
Leben im IS Staat noch Menschen welche nicht IS Gefolgsleute sind?
Nun bombt man schon seit Monaten und die Anschläge werden immer schlimmer….ob es da einen Zusammenhang gibt?
@Mitleser
Richtig, mehr dazu, wie und wie schnell RUS handelt:
http://augengeradeaus.net/2015/11/nach-den-anschlaegen-von-paris-neuer-sammelthread/#comments
ab 27 November 16:13 Uhr.
@Zimdarsen:
Einige Politiker vertraten dieser Tage ja auch wieder die Meinung wir wären bei Aufklärung besonders gut.
Hat mit der Realität nichts mehr zu tun.
Der als ReccePod ist weg und GB und insbesondere FRA haben weitaus leistungsfähigeres im Bestand (RAPTOR bzw. Recco NG).
Aber Realität stört ja nur beim Selbstbetrug.
Ich sehe genügend Ansätze in denen eine begrenzte Militäraktion den Islamisten richtig weh tun kann, z.B. Einsatz von Panzern, CAS, Artillerie. Die Peshmerga haben mehrmals konkret formuliert „mit einer einzigen Panzerhaubitze 2000 können wir das Umland Mosuls in der halben Zeit einnehmen“.
Jetzt stellen wir uns mal vor im Rahmen einer westlichen materiel umfangreichen aber zeitlich begrenzten Operation werden die Versorungswege des IS überrannt. Natürlich tut das dem IS weh, besonders wenn nach ein paar Wochen der Westen süffisant verkündet „so das wars, ihr habt jetzt durch uns nach unserem Willen Nachteile erlitten, wenn ihr sowas nochmal macht kommen wir wieder“. Das muss so einfach formuliert sein dass es vom einfachen Soldaten bis zum Bagdad-Al jeder versteht.
Der IS wünscht sich keine Niederlagen gegen den Westen sondern Siege. Dass der IS sehr wohl anfällig ist sieht man an mehreren überstürzten Fluchtaktionen im Rahmen der kürdischen Operationen in denen der IS hastig und überstürzt Stellungen aufgibt, Material zurücklässt und IS Soldaten dauerhaft desertieren. Ganz zu schweigen von der moralischen Niederlage der sunnitischen Verbündeten des IS die anschliessend nämlich die Kurden im Haus haben, sowas spricht sich unter Nachbarn herum.
„Jetzt stellen wir uns mal vor im Rahmen einer westlichen materiel umfangreichen aber zeitlich begrenzten Operation werden die Versorungswege des IS überrannt.“
Ja, hört sich gut an. Schon ein Vorstellung wieviele Truppen und Material dafür notwendig sein werden. Schon die Pressemitteilungen fertig, um unserer Bevölkerung die Verlustzahlen zu erklären. Wann schwindet deren Rückhalt, 100, oder 1.000 Gefallene. Und dann die Frage aller Fragen:
Warum sollte es diesmal klappen?
Laut RT D will Moskau seine strategischen Bomber gegen IS einsetzen.
Natürlich wünscht sich niemand westliche Bodentruppen bei der Bekämpfung des sog IS. Überhaupt keine Frage. Aber möglicherweise bleibt das eben Wunschdenken. In Wirklichkeit stellt sich das doch – sehr verkürzt – so dar:
1. Dem IS lässt sich nicht mit Überreden oder Überzeugen, sondern nur mit hard power begegnen. Ist wohl unstrittig.
2. Luftangriffe alleine reichen nicht aus. Damit lässt sich der IS vielleicht beeindrucken, aber nicht in die Knie zwingen. Und die Wirkung auf die sunnitische Bevölkerung ist eher kontraproduktiv.
3. Ob die regionalen Gegner des IS zu erfolgreichen Bodenoperationen in der Lage und wirklich willens sind, bleibt offen. Schön wär’s, aber darauf zu setzen, kommt schon wieder einem Wunschdenken gleich.
4. Entscheidende Voraussetzung für jeden westlichen militärischen Erfolg ist aber, den Sunnis vor Ort das berechtigte Gefühl zu geben, eine tragbare Perspektive im Irak und in Syrien zu haben. Dazu braucht man unabdingbar ehrliche Versöhnungssignale in der gesamten Region. Ohne ihn bleibt jedes militärische Eingreifen auf Sand gebaut. Das haben wir eigentlich zur Genüge gelernt in den letzten 15 Jahren.
@Wurst
Nicht nur „will“, Moskau ist seit gestern kräftig dabei:
http://augengeradeaus.net/2015/11/nach-den-anschlaegen-von-paris-neuer-sammelthread/#comments
ab 16:13 ff Uhr lesen.
In der betreffenden Fotounterschrift zur TU-95 etc steht zwar „november 26“, dürfte natürlich Schreibfehler sein.
Also RUS setzt cruise missile ein und diverse TU!
@ Klaus-Peter Kaikowsky | 17. November 2015 – 14:06
@ chris | 17. November 2015 – 14:05
Nein
Aus Physikalischen Gründen Unmöglich, aber die Ausleger ( Boom ) Tanker können mit einen Fangtrichter ausgestattet werden oder können von Haus aus beide Luftbetankungs Varianten.
Konnte dieses Jahr sogar Beobachten wie die niederländischen F-16 Maschinen bei der Übung „EART 2015“ aufgetankt wurden.
http://www.flugzeugforum.de/threads/80876-Flugbetrieb-in-Leeuwarden-EHLW-2015/page13
Klaus-Peter schau bitte meinen Betrag #124 ( Die Eventuelle Anmeldung ist frei )
@Milliway
Danke, und ich glaubte immer, in der Luft sei alles super standardisiert, da ohnehin U.S.-driven.
Wenigstens in der Panzerei läuft nichts ohne deutsche Kanone und deutsche 120mm Mun.
Seit wie vielen Jahren treiben wir Standardisierung innerhalb NATO, seit 60 Jahren?
@KPK:
Die unterschiedlichen Systeme zur Luftbetankung entstanden aus unterschiedlichen Anforderungen:
„Hose and Drogue“ (Schlauch und Sonde) ermöglicht sogenanntes Buddy-Buddy-Betanken, d.h. ein Kampfflugzeug mit entsprechender Zusatzausstattung kann ein anderes im Flug betanken. Das wird z.B. von der US-Navy genutzt, und die deutschen A310MRTT können damit alle mit Sonde ausgestatteten Flugzeuge betanken. Allerdings ist die Durchflussmenge bei diesem Konzept begrenzt.
Das „Boom“-Verfahren wurde von der US-Air Force entwickelt, um die B52 zu Zeiten des Kalten Kriegs in der Luft zu halten und ihnen die benötigte Reichweite zu verleihen. Die dafür nötige Durchflussmenge erfordert ein dickes Rohr, das von einem Operator an Bord des Tankflugzeugs gesteuert wird – nur ein großes Flugzeug kann die nötigen Tonnen an Treibstoff transportieren. Die Jets der USAF nutzen natürlich ebenfalls dieses Konzept.
…. und wenn Hollande schon spekulieren konnte………die/der Drahtzieher sitzt wohl in Frankreich.