Bundeswehr soll HK416 von Heckler&Koch als neues Sturmgewehr bekommen (Nachtrag: Haenel)
Das Sturmgewehr HK416 des Oberndorfer Herstellers Heckler&Koch soll die neue Standardwaffe der Bundeswehr werden. Nachdem zunächst der Zuschlag für eine Waffe der Thüringer Firma C.G.Haenel vorgesehen war, führten Patentrechtsprobleme zu einem Ausschluss aus dem Vergabeverfahren, wie das Verteidigungsministerium offiziell mitteilte. Heckler&Koch hatte sich unter anderem mit dem HK416 um die Nachfolge der bisherigen Standardwaffe G36 beworben.
Der Ausschluss Haenels war bereits am (gestrigen) Montagabend bekannt geworden; am (heutigen) Dienstag teilte das Ministerium die Entscheidung dem Verteidigungsausschuss des Bundestages offiziell mit und nahm auch zu den Gründen Stellung:
Nach der Feststellung, dass einer der Bieter möglicherweise Patente (u. a. eines anderen Bieters) verletzt hat, wurde das Verfahren wieder in den Stand der Angebotswertung zurückversetzt.
Daraufhin erfolgte eine patentrechtliche Bewertung durch eine externe Patentanwaltskanzlei. Diese patentanwaltlichen Gutachten zur Beurteilung möglicher Patentrechtsverletzungen stehen in der Geheimschutzstelle des Deutschen Bundestages seit dem 12. Januar 2021 zur Einsichtnahme zur Verfügung. Im Ergebnis liegen nach der Feststellung der Gutachter Patentverletzungen bezüglich der Over-the-beach-Fähigkeit des Waffenverschlusssystems und bezüglich des Magazins vor. Gegen eines der Patente hat der Bieter eine sog. Nichtigkeitsklage beim Bundespatentgericht eingereicht. Diese Nichtigkeitsklage hat nach Einschätzung der beauftragten Patentanwaltskanzlei Aussicht auf Erfolg. Da es sich aber um ein europäisches Patent handelt und das Bundespatentgericht die Nichtigkeit des Patents nur für Deutschland feststellen könnte, würde das Patent in den anderen europäischen Ländern weiter gelten, bis es auch dort für nichtig erklärt wird.
Die vergaberechtliche Bewertung kam zum Ergebnis, dass das Angebot dieses Bieters wegen der Patentverletzungen auszuschließen ist.
Um dem Grundsatz des rechtlichen Gehörs zu entsprechen, wurde der betroffene Bieter vor einer endgültigen Entscheidung gebeten, zu den Vorwürfen Stellung zu nehmen. Die Stellungnahme des Bieters wurde eingehend geprüft. Im Ergebnis ändern sich die patentrechtliche und die vergaberechtliche Bewertung jedoch nicht. Das Angebot des Bieters ist daher vom weiteren Verfahren auszuschließen. Der Auftraggeber wird den Bieter über diese Entscheidung in Kürze informieren.
Die Wiederholung der Angebotswertung ist damit abgeschlossen. Es ist beabsichtigt, den Zuschlag auf das Angebot des Unternehmens Heckler & Koch GmbH bezüglich des Gewehrs HK 416 zu erteilen.
Die Vergabe eines neuen Sturmgewehrs für die Bundeswehr war im April 2017 ausgeschrieben worden, nachdem die damalige Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen nach Berichten zu Problemen mit dem G36 von Heckler&Koch auf die Beschaffung eines neuen Gewehrs gedrungen hatte. Im September 2020 hatte die Vergabestelle des Bundesamtes für Ausrüstung, Informationstechnik und Nutzung der Bundeswehr (BAAINBw) den Maschinenkarabiner 556 (MK556) von Haenel als künftige Standardwaffe ausgewählt; ein entscheidendes Kriterium war dabei die höchste Wirtschaftlichkeit aller Angebote.
Allerdings wurde das Verfahren bereits im Oktober vergangenen Jahres wieder gestoppt: Der unterlegene Konkurrent Heckler&Koch hatte bemängelt, bei der Waffe von Haenel werde eines seiner Patente verletzt; dazu ist auch eine Klage von Heckler&Koch beim Landgericht Düsseldorf anhängig. Das Verteidigungsministerium beauftragte daraufhin einen Patentanwalt mit der Bewertung des Sachverhalts. Der kam zu dem Ergebnis, den das Ministerium in seinem Schreiben an den Bundestag darlegte.
Mit der Entscheidung für das HK416 folgt das Verteidigungsministerium den Beschaffungen anderer europäischer Länder wie Frankreich und Norwegen (Foto oben). Diese Waffe ist auch in der Bundeswehr bereits eingeführt; 2017 wurde Heckler&Koch beauftragt, 1.745 Sturmgewehre HK416A7 für das Kommando Spezialkräfte (KSK) und die Kampfschwimmer der Marine zu liefern.
Allerdings gilt ja weiterhin, dass offen bleibt, ob Haenel gegen diese Entscheidung gerichtlich vorgeht. Das Unternehmen aus Suhl hatte bereits im Februar einen drohenden Ausschluss vom Vergabeverfahren als unzulässig bewertet. Nach den bisherigen Planungen des Ministeriums sollen dem Haushaltsausschuss die Vorlagen zur Beschaffung des neuen Sturmgewehrs bis zur Sommerpause zur Entscheidung vorgelegt werden.
Nachtrag 3. März (nicht Februar!): Einen Tag nach Bekanntgabe der Entscheidung hat Haenel eine Pressemitteilung dazu veröffentlicht:
Wir sind sehr enttäuscht über die Entscheidung des BAAINBw, C.G. Haenel vom Vergabeverfahren auszuschließen und den Auftrag an H&K zu vergeben. Während des gesamten Vergabeverfahrens hat sich C.G. Haenel professionell verhalten und sich bemüht, alle Fragen in Bezug auf das Angebot auf der Grundlage von Fakten und abseits des medialen Rampenlichts transparent zu beantworten. Zuletzt haben wir umfassende Antworten auf die gegen unser Unternehmen erhobenen Vorwürfe vorgelegt, die durch ein von einer der führenden Kanzleien in Deutschland erstelltes Expertengutachten gestützt wurden. Unsere Antworten und das Gutachten lassen keinen Zweifel daran, dass alle gegen Haenel erhobenen Vorwürfe, einschließlich des Vorwurfs der Patentverletzung, unbegründet sind und dass der Ausschluss unseres Unternehmens vom Vergabeverfahren auf der Grundlage dieser Vorwürfe rechtswidrig ist. Wir überprüfen die Entscheidung des BAAINBw und werden alle notwendigen rechtlichen Schritte einleiten, um unsere Interessen zu wahren.
(Archivbild September 2020: Soldat der norwegischen Heimwehr mit dem HK416 bei einer Übung – Karoline Lillemo/Norwegische Streitkräfte)
Holla, was wurde aus dem HK 433, das ursprünglich im Rennen war?
@Trevor Faith
Sie schrieben: „Holla, was wurde aus dem HK 433, das ursprünglich im Rennen war?“
—Jetzt tun mir auch Heckler&Koch leid!
@Trevor Faith
H&K hatte beide Modelle angeboten. Somit ist das HK416 Bestandteil der original Ausschreibung und kann bestellt werden.
-TRENNUNG-
Gut ist das man das Vergabeverfahren nicht neu aufrollt sondern nur einen Anbieter disqualifiziert, jetzt ist nur noch die Frage ob man das Beschaffungsverfahren jetzt beginnt oder wieder abwartet was die Gerichte zu den Suhlern sagen.
Gut finde ich das man sich im Nachhinein dann auf das bewährte 416 eingelassen hat anstatt dem 433.
@Trevor Faith Das 416 schnitt wohl besser ab als das 433. Finde ich auch nicht verwunderlich, das 416 wird seit den frühen 2000ern vermarktet, da dürften die üblichen Kinderkrankheiten beseitigt sein.
Bin gespannt, wie lange sich diese Saga noch hinzieht. Nächster Akt dürfte eine Klage von Haenel sein. Bis das entschieden ist, haben wir vielleicht schon ein neues Standardkaliber in der NATO.
Das ist ja fast zu schön, um wahr zu sein! Jetzt darf man gespannt bleiben wie lange es dauern wird, bis 200.000 Hk416 inkl. Optiken und Magazine in der Truppe angekommen sind. Ich tippe auf mindestens 6 Jahre.
@Falli
Von 200.000 Gewehren war nie die Rede. Sie würden auch selbst dann nicht benötigt, wenn es zu einem moderaten Personalaufwuchs käme, weil neuere Baulose und Rüststände des G36 weiter verwendet werden sollen.
Der Beginn der Ausschreibung ist zu lange her, als dass ich mich noch der Quelle für diese Zahl entsinnen könnte, aber ich meine, es sei von mindestens 40.000 G36 die Rede gewesen, die mindestens bis 2030 verwendet werden sollen.
Hieran sieht man gut das ganze Dilemma des deutschen Beschaffungswesens. Seit 4 Jahren ist man nicht wirklich weiter, um ein Gewehr zu beschaffen, dass bereits in Teilbereichen der Streitkräfte eingeführt ist.
Und dabei geht es lediglich um ein Sturmgewehr……
Das ist einfach unglaublich, völlig unbefriedigend und gehört dringenst reformiert.
Was passiert bei Neubeschaffung mit den G36?
Bin ich der einzige, der die Handhabung von M4 inkl. aller Derivate als den HK Waffen unterlegen erachtet?
Die Bedienung der Sicherung, das Fertigladen benötigt bei erstgenannten mehr Aufwand als bei den HK Waffen, was ich als nachteilig empfinden würde.
Na hoffentlich legt man noch 25.000 HK417 mit dazu. So zum Abrunden des Pakets.
Wann kann man denn mit einer vernünftigen Pistole rechnen? Ist da noch was in der Mache?
@ falli Erstmal sollen es wohl 120000 sein und zweitens ist 16 jahre eher realistisch. Und ich glaube dass die BW da auch keinen wirklichen Druck hat.
Kann mir jemand diesen Sachverhalt noch etwas aufdröseln?
„Gegen eines der Patente hat der Bieter eine sog. Nichtigkeitsklage beim Bundespatentgericht eingereicht. Diese Nichtigkeitsklage hat nach Einschätzung der beauftragten Patentanwaltskanzlei Aussicht auf Erfolg. Da es sich aber um ein europäisches Patent handelt und das Bundespatentgericht die Nichtigkeit des Patents nur für Deutschland feststellen könnte, würde das Patent in den anderen europäischen Ländern weiter gelten, bis es auch dort für nichtig erklärt wird.“
Das klingt doch für mich, dass das Gewehr nur außerhalb Deutschlands Patente verletzt. Das wäre doch ne super Begründung, dass man sich mit der Waffe nur in der direkten Landesverteidigung engagiert und niemals nie nimmer außerhalb der eigenen Grenzen militärisch aktiv wird.. ;-)
Ne, mal ehrlich: Die Waffe wird in Deutschland gebaut, gekauft und genutzt. Muss man da dann trotzdem europäischen Patentrechten entsprechen? Und falls ja, wozu hat man dann noch ein nationales „Patentrecht“ und ein Bundespatentgericht, wenn dessen Aussagen und Urteile keinerlei Wirkung entfachen?
@Falli
„Ich tippe auf mindestens 6 Jahre“. … Zumal die Franzosen ja sicher Liefervorrecht besitzen, da früher bestellt. Es sei denn, die wären bereits komplett ausgestattet, was ich nicht annehme.
@Fußgänger
Wir sind in der EU, natürlich müssen wir europäisches Patentrecht einhalten. Was uns gelegen kommt, denn so müssen es ausländische Firmen ebenfalls einhalten. Was ich nicht verstehe, ist die Angelegenheit mit den Patenten. Übersehe ich etwas?
Die Eintragung für das strittige Patent erfolgte im Mai 2006, mithin ist es ausgelaufen: https://depatisnet.dpma.de/DepatisNet/depatisnet?window=1&space=menu&content=treffer&action=bibdat&docid=DE202006007925U1 Und wurde das MK556 nicht nach 2016 entwickelt?
Die Geschichte mit Magpul verstehe ich noch weniger. Wir reden hier von einem standardisierten Magazinschacht, oder nicht? Warum müssen es also ausgerechnet Magpul-Magazine sein?
Der bisherige Zeitplan wurde hier bereits mehrmals durchgekaut und ist noch immer öffentlich einsehbar (siehe beispielsweise die alten Fäden hier zum Thema oder EsuT):
Abschließende Tests aller Varianten, dann ca. zwei Jahre nach Vertragsabschluss Beginn der Auslieferung, bis zu 20.000 Gewehre sollen pro Jahr übergeben werden bei einer (bisherigen) Stückzahl von 118.718.
Naja, das wird noch spannend. Wenn sogar der BW-Patentanwalt eigentlich davon ausgeht, dass das Patent gar nicht gültig ist, kann die BW Haenel auch nur schwer rechtssicher ausschließen.
Selbst wenn das durchkommt könnte es „lustig“ werden, wenn dann ein Rechtsstreit HK und Haenel folgt, da HK mit einem nicht-gültigen Patent den Auftrag ergattert hat. Der Schadensersatz dürfte recht hoch ausfallen
@Klaus-Peter Kaikowsky (KPK) sagt: 02.03.2021 um 13:19 Uhr
Die Franzosen haben nicht die volle Menge bestellt, sie bestellen jährlich nach.
Ist auch vollkommen irrelevant, bis die Serienproduktion des H416A8, beginnt werden noch einige Jahre vergehen. (Klagen, Truppenerprobung,…)
https://soldat-und-technik.de/2021/03/bewaffnung/26072/hk416-a8-wird-system-sturmgewehr-bundeswehr-bmvg-will-auftrag-an-heckler-koch-vergeben/
[Ich bin schon immer wieder gerührt, wenn hier Links zu anderen Medien in die Kommentare gestellt werden, die eigentlich das gleiche melden wie das, was ich oben geschrieben habe. Klar, geht um den Erkenntnisgewinn der zusätzlichen Details… T.W.]
Was ich in dem Zusammenhang nicht verstehe, die Polen haben 546 mk556 bestellt um damit hk416 zu ersetzten, die sächsische und die Hamburger Polizei haben des cr223 im Einsatz was ja die halbautomatische Variante des mk556 ist…
Ist HK erst jetzt bei der Ausschreibung aufgefallen, das die Waffe die bekanntlich von 2 Ingenieuren die ehemalige HK Angestellte sind mitentwickelt wurde, gegen eins oder mehrere Patente von HK verstößt oder hat man sich erst jetzt dafür interessiert weil hier ein substanzieller Auftrag nicht gewonnen wurde?
@T.W.
Es ging da weniger um die technischen Details der Waffe, als um den zu erwartenden Zufluss der Waffe (Zeitpunkt und Anzahl) in die Truppe. Dies lässt sich aus Ihrem Beitrag leider nicht herauslesen wurde aber hier durch einige Kommentatoren diskutiert.
Das HK 416 ist im Einsatz denkbar ungeeignet,weil dieses
Spielzeugkaliberr .556 keine ausreichende Zerstoerungs und Mannstopkräfte aufweist.
Das HK 417 im Kaliber 7.62 mal 51 ist das einzig wahre Kaliber im Kampfeinsatz. Und ich weiß,wovon ich da rede.
[Schön, dass Sie das wissen – aber die Kaliberdiskussion haben wir in den vergangenen Jahren hier zur Genüge geführt. Bitte nachlesen. An dieser Stelle ist das nicht das Thema. T.W.]
@Fußbus
Zitat: „Ist HK erst jetzt bei der Ausschreibung aufgefallen, das die Waffe […] gegen eins oder mehrere Patente von HK verstößt oder hat man sich erst jetzt dafür interessiert weil hier ein substanzieller Auftrag nicht gewonnen wurde?
— Die Antwort dürfte auf der Hand liegen, nicht wahr? Freilich muss sich ein Rechteinhaber für die Ausübung seiner Rechte nicht rechtfertigen. Aber Haenels Anwälte werden mit Sicherheit zur Sprache bringen, dass H&K, wären sie von einer Patentverletzung überzeugt, schon früher gegen Haenel vorgegangen wären.
Allerdings muss gesagt werden: Es könnte sich auch erst im Verlauf der jüngsten Ausschreibung der Verdacht ergeben haben, dass Haenel falsche Angaben gemacht habe. Ich denke hier insbesondere an die Frage, wann mit der Entwicklung des MK556 begonnen wurde.
@Thomas Wiegold
Zitat: „Schön, dass Sie das wissen – aber die Kaliberdiskussion haben wir in den vergangenen Jahren hier zur Genüge geführt“
— Obacht, gleich geht’s wieder mit den niemals eingeführten Kalibern á la 6.8 mm los …
@Fußbus
Patentrechtsprozesse sind lang und teuer. Wenn eine Landespolizei ein paar Dutzend Waffen für SEK/MEK beschafft lohnt es nicht sich da zu kloppen. Bis zur BW Ausschreibung hat sich HK dafür wohl nur leidlich wenig interessiert. Jetzt ging es darum einen BIGFISH Auftrag und den NIMBUS als Haus-& Hoflieferant zu verlieren was sich bestimmt auch auf zukünftige Aufträge nachteilig auswirken hätte können…. und ja dann muss man auch jedes Geschütz gegen den Konkurrenten auffahren…. man kann sich auch ziemlich sicher sein das HK im Falle eines Sieges in der ersten Auswahlrunde nie den Konkurrenten verklagt hätte… das lohnt dann eben nicht bei einem kleinen Zwerg.
Und man weiss auch nicht wie die Landesbehörden ausgeschrieben haben? Als Kunde kann es mir eigentlich egal sein ob ein Hersteller auch die Patente für sein Produkt besitzt. Vielleicht haben die Landesbehörden da gar nicht nach gefragt.
Man kann gar nicht oft genug betonen, dass eine bundeswehreigene Untersuchung zu dem Ergebnis kam, dass Schüsse, die Soldaten aus Sturmgewehren abgeben, sich, in Bezug auf die Treffergenauigkeit, nur stochastisch modellieren lassen. Zum Verständnis für die grüne Truppe: die schießen grob in eine Richtung und hoffen, was zu treffen, je mehr sie schießen, desto höher ist die Wahrschienlichkeit, dass sie treffen. Deshalb sind Sturmgewehre immer Schnellfeuergewehre. Man kann mit Sturmgewehren also nicht genau schießen und solle s auch nicht, Treffer ergeben sich bei Sturmgewehren, auch bei MP, MG und MK, nicht aus genauem Zielen, oder der fähigkeit des Gewehrs zur Zielhaltigkeit, sondern aus der Wahrscheinlichkeit aufgrund der Kadenz. Und genau so müssen Sturmgewehre auch funktionieren, schnell feuern, hohe Durchschlagskraft, hohe Mannstoppwirkung aber Genauigkeit ist egal, weil sie, Achtung, da hätte man drauf kommen können, im Sturm, also im Laufschritt, eingesetzt werden, weshalb sie Sturmgewehr heißen. Ein Sturmgewehr wegen angeblicher Ungenauigkeit auszumustern ist so, als ob man eine Banane ausmustert, weil sie nicht gerade ist.
Aber davon mal ab. Eine Patenrechtskanzlei kann nicht Recht sprechen. Sie ist somit nicht befugt, und auch ihr Auftraggeber nicht, sofern dieser kein Patengericht ist, eine Entschiedung zu treffen. Das Recht auf rechtliches Gehör, das zur Verwirrung der Propaganda-Empfänger eingestreut wird, bindet Gerichte, nicht Kanzleien und nicht das Beschaffungsamt, und hat mit dem Sachverhalt demnach überhaupt nichts zu tun. Zuständig wäre, in Bezug auf die Patenrechtsverletzung, ein Patengericht gewesen und, in Bezug auf das Vergabeverfahren, ein Verwaltungsgericht.
So mustert man voll funktionsfähige Sturmgewehre, mit Millionschaden, unnötig aus und beschafft, wieder mit Millionenschaden, wieder unnötig, neue, fast baugleiche Sturmgewehre des selben Herstellers, die, vgl. ersten Absatz, keinerlei Vorteil bieten. Wie auch das Haenel-Sturmgewehr keinerlei Vorteil geboten hätte. Unterschied zu vorher: riesen Trara gemacht und hunderte Millionen Euro in den Sand gesetzt.
Qui bono?
@Roter Milan
Die gegen nach Ägypten an die Muslimbruderschaft, nach Afghanistan an den Islamischen Staat usw., was die USA und somit auch die EU halt so unterstützen, die benutzen die sowieso schon. War das nicht HK, die in Ägypten eine Waffenfabrik gebaut haben, nachdem sie keine Ausfuhrgenehmigung für neue Waffen bekamen?
Eine andere Frage ist doch was es alles kosten wird. Ist es denn tatsächlich notwendig Und würde es nicht reichen die ältesten g36 gegen die neusten auszutauschen? Ist der Unterschied bei gleichem Kaliber so groß dass es dass rechtfertigt? Sorry TW.
Immerhin hat der lange Leidensweg überhaupt einen neuen Knallstock für die Bundeswehr zu beschaffen endlich ein Ende.
@Stochastiker
Die Treffaussicht einer Vorderladerwaffe des 19. Jahrhunderts mit gezogenem oder glattem Lauf haben Sie präzise beschrieben. (sarc.off)
Zu Sturmgewehren behaupten Sie recht viel Merkwürdiges. Mit Schießlehre der Infanterie hat das nichts zu tun.
@Sommerbiwak:
Der Leidensweg hat nur dann jetzt ein Ende, wenn die Firma Haenel nicht rügt und ggf. keinen Nachprüfungsantrag stellt.
Siehe auch:
https://www.bmvg.de/de/aktuelles/beschaffung-bundeswehr-beispiel-sturmgewehr-2966666
Als Mitarbeiter im Bereich AIN kann ich dazu nur noch eins sagen:
Der Lobbyismus hat mal wieder gesiegt und die Mehrkosten trägt der Steuerzahler.
Diese ganze Geschichte wirkt (nicht nur auf mich) ziemlich fragwürdig und hat auch ein deutliches „Geschmäckle“.
Weiß jemand, ob wir das Gewehr tatsächlich mal von der Stange kaufen oder müssen da noch Sonderlocken dran, die sich irgendwer gewünscht hat?
@ Otto
Hallo, ich stimme voll uns ganz zu, die Ergonomie des G36 bleibt unübertroffen. Aber ich denke, dass das nicht unbedingt Gegenstand der Diskussion hier ist…
Bravo, richtige Entscheidung für die beste Waffe.
Grundsätzlich hätte ich das 433 auch als richtig empfunden, Hk 416 ist aber ebenfalls eine gute Wahl.
Die Ergonomie passt, diverse AR 15 Schützen werden das bestätigen können.
Weiss jemand welche Optik jetzt eingeführt wird?
Eotech würde mir gefallen.
Die „Konkurrenz“ liefert ja noch das Detail „A8“. Und eine exklusive Abbildung. Von @Wa-Ge bereits verlinkt.
Man muss jetzt aber trotzdem noch vorsichtig sein, mit dem Besprechen.
Kann ja in zwei Monaten schon wieder anders aussehen.
Selbst beim G95k (HK416A7) hatte sich ja nochmal der Look geändert.
https://soldat-und-technik.de/wp-content/uploads/2020/12/G95K-03_DSC_3313-2.jpg
Auf jeden Fall fällt mir als neues „Trostpflaster“ für die 433 Fans -ich gehöre ja dazu- der neue Pistolengriff auf.
Und ja, bei mir funktioniert es also.
@stochastiker Bitte einmal mit Infanterietaktik beschäftigen, bevor man irgendwelche Behauptungen aufstellt. Hier gilt das Prinzip Feuer und Bewegung. Eine Teileinheit hält den Feind nieder, damit eine andere Teileinheit manöverieren kann. Dazu benötigt man präzises aber nicht zwingend durchschlagkräftiges Feuer. Die Munitionsmenge am Mann bedeutet in diesem Kontext vor allem Zeit und Durchhaltefähigkeit. Wenn man sich dann mal auf eine gewisse Entfernung herangearbeitet hat, kommt es vielleicht zum Sturmschießen. Der Anteil Feuer und Bewegung davor ist aber bei allen Operationsarten erforderlich und hat deutlich mehr Gewicht. In der US Literatur gibt es da unzählige Publikationen. Kann ich zum lesen empfehlen.
@ Georg
Es ist schon wenigstens seltsam, wenn spanische Infanteriekräfte in Mail mit dem deutschen G36 herumlaufen.
Kämpft die spanische Infanterie nach anderen Grundsätzen?
Eine Weiterentwicklung des G36 wäre das Gebot der Stunde gewesen. In einigen Jahren wird man erkennen, dass das Schlechtmachen des G36 zu den großen Skandalen der Bundeswehr zählt.
Das neuerliche Beschaffungstheater kann nur als desolat bezeichnet werden.
@Stochastiker
Zitat: „Ein Sturmgewehr wegen angeblicher Ungenauigkeit auszumustern ist so, als ob man eine Banane ausmustert, weil sie nicht gerade ist.“
—Die Relevanz Ihres Einwands schwindet vor dem Hintergrund der Tatsache, dass zumindest die älteren Baulose des G36 das Ende ihrer Lebensdauer erreicht haben und der Hersteller nur für zwanzig Jahre zur Nutzerbetreuung verpflichtet war. An der Einführung einer neuen Ordonnanzwaffe ist daher nichts auszusetzen, trotz der Farce, die ihr voranging.
@memoria:
Oh nein. Ich hole dann schon mal den Antrag A38 wie aus Asterix Erobert Rom….
—————————————————————-
@Muck: Eben. Das erste Bualos erreichte so oder das geplante Ende der Lebensdauer und dann stand so oder so die Wiederbeschaffung oder Beschaffung eines neuen Musters an. Stattdessen wurde jahrelang ein Eiertanz aufgeführt hin und her und Heckler & koch ist böse und schuld und so weiter. Anstatt einfach festzustellen, daß das Nach-Kalter-Kriegs-Friedesngewehr eben nicht mehr den neuen Anforderungen der globalen Eingreifsbundeswehr genügt. Ausschreibung mit Anforderungen erstellen und gut wäre es gewesen. Die G36 mussten so oder ersetzt werden. Stattdessen wurde erst mal vor Gericht geklagt und großes Theater gemacht. Hätte man sich viele Kopfschmerzen und graue Haare sparen können und hätte jetzt schon längst neue Gewehre ausgeben können.
@muck @Stochastiker
Anzumerken wäre noch das, auch wenn man am G36 festhalten würde, Nachbeschaffungen auch an aktuelle Gegebenheiten anzupassen wären: Die Visiereinrichtung des G36 ist total veraltet.
Schade, dass mit dieser Entscheidung der Haus- und Hoflieferant den Auftrag bekommt.
Lese ich das richtig, daß nur 5.56 angeboten wurde seitens HK oder war da auch mal 7.62 im Angebot?
Auch auf die Gefahr eines leichten Off-Topic hin:
Kann jemand „vom Fach“ kurz und knapp einmal beschreiben, was am jetzt gewählten HK416 ggü. dem G36 technisch anders ist, so dass die dort festgestellten Probleme (die ja vor allem hitzebedingt auftraten) nicht mehr auftreten? Wird eine andere ganz andere Technik / Lauflänge / Rohrdicke..genutzt oder was ist der entscheidende Unterschied?
Das Rohr ist deutlich freischwingend und dicker, somit wandert die Trefferlage bei Hitze nicht so schnell und stark.
Auch kann man, ohne Adapter, Stanag Magazine nutzen.
Das Gewehr an sich ist eine Weiterentwicklung eines US Modells der 60er Jahre.
@all
Am heutigen Mittwoch kam eine Pressemitteilung von Haenel dazu; ist oben nachgetragen.
@Stoerfang
Vorteile gibt es viele.
Die Frage ist ob Sie sich auf die angebliche G36 Problematik beziehen oder auf grundsätzliche Vorteile gegenüber G36A3 (wie kürzere Bauform des receivers, geringeres Gewicht, durchgehende 12 Uhr Schiene, optimierte Position für Verschlussfanghebel/bolt release). keine veränderte Treffpunktlage durch Druck auf Magazinboden/monopoding auf dem Magazin)
@Paden, danke für die Erläuterung.
@Chris: ich bezog mich rein auf die thematisierten Probleme mit dem G36, die die ganze Debatte und das anschließende Vergabeverfahren ja angestoßen hatten, nicht auf generelle Themen, die bei einer neuen Ordonanzwaffe als (weitere) Vorteile zum tragen kommen (können).
Und ein Hinweis an den Hausherren: die Firma Hänel besitzt mEn keine Zeitmaschine (zumindest würde sie ansonsten keine Gewehre verkaufen müssen), d.h. der Nachtrag ist vom 2.3. nicht 3.2. ;-)
[Danke für den Hinweis – noch schlimmer: der ist vom heutigen 3.3. … T.W.]
Hier ein paar Infos und Fragen zu technische Aspekten HK416, G36, Pro und Contra:
1)
Die Spanier sind nicht vergeichbar mit der BW:
95% der spanischen G36 sind G36 A0/A1 somit Konstruktionsstand 2000….auch bei den Kampfeinheiten im Ausland.
Bei der BW sind diese alten A0/A1 nur noch Querschnittwaffenn für untergeordnete Truppen-Teile und Ausbildung.
Im Einsatz (insbesondere IdZ) ist das G36 A1.1, A3 und KA3 im Einsatz , mit deutlichen Verbessergen zum Basismodell.
2)
In einem andere dt. Militärforum wurde behauptet, das HK416 (und auch das G36) sei kein „echtes Sturmgewehr“ sonder nur „automatische Karabiner“. Ein „echtes Sturmgewehr , so wurde da behauptet, müsse auch zeitweise MG Feuerstöße aushaten können und entsprechend gehärtet sein.
Wie lautet die Meinung hier ?
Ich sehe das nicht so, da ALLE heutigen 5.56er / AK74 Derivate Ist jemanden hier bekannt, ob HK für das HK416″A8“ der Ausschreibung auch extra gehärtetet Läufe verwendet ? (Um dem angeblichen G36 Feuerstoß Hitze Verformungs Desaster (Afg) zu entgehen ?)
3)
Ergonomie:
Das G36 hat nach meiner Praxis-Auffassung eine perfekte Lade -und Spann Ergonomie (beideitiger Spanngriff am Lauf, beideitiger Sicherungshebel, Entspannknopf mit 1 Finger der Schusshand bedienbar, Klappschaft)
Alle AR15 Derivate sind da deulich unterlegen.
Zudem ist das G36 im entspannten Zustand entladbar, die AR Derivate laden, soweit ich weiß, immer gespannt nach.
Das G36 ist somit auch als sicherer zu betrachten.
Der Verschlussmeachnismus des G36 ist technisch hervorragend und anerkannt zuverlässig.
Der einzige mir auffallend bekannte Nachteil des G36:
Die Visierlinie baut durch die teilweise recht hoch über dem Handschutz liegende
Picvatinny ebenfalls ungewohnt hoch und bei Anbau von größerer (Metall) Nachtsichtoptik und größeren EO Visieren wird es leicht „toplastig“ (da aben auch der gesamte untere Teil der Waffe nur leichter Kunststoff ist)
In liegender Position auf Sack oder Erdhügel aufgelegt etc. ist daher ein AR15 Schütze gedeckter und sein HK416 kippstabiler als ein G36 Schütze.
Dadurch dass beim HK416 kauf und Gehäuse besser ineinander übergehen (Receiver einheit, Pistolengriff)
wirkt eine HK416 sehr kompakt und das Gweicht ist bei 10 Zoll Lauf subjektiv handlicher als eien G36.
(obwohl objektiv ein G36K leichter ist)
4)
Soweit ich weiß darf die KSK relativ frei im Rahmen Ihrer Möglichkeiten ein Waffensystem auswählen.
Wenn also das HK416 dort bevorzugt wurde, muss das wohl nicht nur Kostengründe oder Einheitlichkeit mit anderen Streitkräften sein, sondern die HK416 muss im Einsatz mir unbekannte Vorteile bieten, sonst hätte das KSK diese Waffe sicher nicht eingeführt.
Fazit:
HK416 und G36A3 sind allemal zuverlässige und (normal gewartet) auch treffsichere Infantriewaffen bis 400m (ein Drittwelt AK74 schiesst da um die Ecke !)
Es wird sicher noch viele Jahre dauern, bis die letzten (gerade neu beschafften) G36 KA3 etc. außer Dienst sind.
Zumal gerade dort die IdZ System Integration erst begonnen hat.
Ich mache mir also aktuell um die STG Kampfkraft der Truppe keine Sorgen.
P.
Die USA ist ja derzeit auch auf der Suche nach einem neuen Gewehr für ihre Truppen im Rahmen des Next Generation Squad Weapon Prorogram, Das sich das Kaliber ändern wird steht fest, derzeitiger Stand wird es wohl eine 6,8 mm Patrone werden. Damit wird sich sicherlich auch das Nato Standartkaliber ändern in den nächsten Jahren nehm ich an. Da auch die Bundeswehr nicht die besten Erfahrungen gemacht hat mit kaliber 5,56 mm ist es für mich nicht verständlich das man mehr als zehn Jahre nach diesen Erfahrungen keine Konsequenzen zieht
Ich finde das Ministerium sollte noch etwas warten bis das neue Sturmgewehr eingeführt wird und das G36 weiter verwenden bis die U.S. Armee ihre Entscheidung bezüglich ihrer neuen Sturmgewehre getroffen haben. Sie haben ja das Projekt „Next Generation Squad Weapon“ gestartet. Da geht es um ein neues Sturmgewehr im Kaliber 6.8mm und um ein Maschinengewehr im selben Kaliber. Wenn das U.S. Militär die Waffen als M4 Ersatz beschaft wäre das HK 416 wieder veraltet. Also besser abwarten und evtl eine Waffe im neuen Kaliber beschaffen.
„Wir überprüfen die Entscheidung des BAAINBw und werden alle notwendigen rechtlichen Schritte einleiten, um unsere Interessen zu wahren.“
Es bleibt also spannend…
Würde ich jetzt mal die Prozessfähigkeit der Bundeswehr aus der Vergangenheit (z.B. zum G36 und HK) in Bezug zu einem möglichen zukünftigen Prozessausgang setzen, so halte ich es für wahrscheinlicher, dass Haenel teure Entschädigungszahlungen zugesprochen werden, als dass die Bundeswehr Recht bekommt.
Es ist aber auch irgendwo alles egal, egal ob man sich durch die Medien einfach mal in eine unnötige gerichtliche Schlammschlacht mit HK treiben lässt oder ob vielleicht bei der Auftragsvergabe irgendwo etwas nicht ganz koscher verlaufen ist, der Steuerzahler hat ja eh klaglos zu zahlen und weitere Konsequenzen wird es vermutlich eh nicht haben…
Die 6,8mm ist aber noch weit weg von einem Natostandard. Dieses wird noch einige Jahre dauern. Aufgrund des Nutzungsende der ersten G36 Gewehr brauchten wir eigentlich schon vorgestern einen Nachfolger. Die Zeit also auf die Entscheidung der US Armee zu warten und dann ein entsprechendes Gewehr zu entwickeln ist nicht da.
Abgesehen davon, dass das US Marine Corp und die Französische Armee mit den Entscheidungen für das HK416 oder die Briten mit dem Upgrade des SA80 weiterhin auf 5,56mm setzen
@Stoerfang
„Kann jemand „vom Fach“ kurz und knapp einmal beschreiben, was am jetzt gewählten HK416 ggü. dem G36 technisch anders ist, so dass die dort festgestellten Probleme (die ja vor allem hitzebedingt auftraten) nicht mehr auftreten?“
Der entscheidende Unterschied liegt meines Wissens im Verschlussgehäuse. Das G36 ist aus faserverstärktem Polymer mit Metalleinsätzen für die Komponenten die es unbedingt brauchen (Z.B. der Lauf). Man erzählt sich das es teilweise Qualitätsprobleme in der Fertigung gab und der Kunststoff nicht homogen war. Aber auch ohne solche Einflüsse leitet der Kunststoff Wärme nicht so gut wie ein Gehäuse aus Metall. Einseitiger Temperatureinfluss (Sonne) könnte ungleiche Längenausdehnung in der kritische Verbindung von Lauf zur Visiereinrichtung zur Folge haben.