Das neue Sturmgewehr der Bundeswehr kommt aus Suhl – Zusammenfassung
Die künftige Standardwaffe der deutschen Streitkräfte soll aus Suhl in Thüringen kommen. Das Verteidigungsministerium teilte den Verteidigungsexperten im Bundestag mit, dass die Firma C.G. Haenel als Lieferant für das neue System Sturmgewehr als Nachfolger des G36 von Heckler&Koch ausgewählt wurde, berichtete die Deutsche Presse-Agentur. Eine offizielle Bestätigung des Ministeriums gab es zunächst nicht.
Die Bundeswehr hatte 2017 den Auftrag für ein neues System Sturmgewehr mit bis zu 120.000 Waffen ausgeschrieben, nachdem die frühere Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen nach Berichten über heißgeschossene und verzogene Gewehre des Typs G36 die Suche nach einem Nachfolgemodell angeordnet hatte.
Das Thüringer Unternehmen habe in dem 2017 eingeleiteten Bieterverfahren eine Waffe vorgelegt, die sich in umfangreichen Tests als etwas besser auf die Anforderungen des Militärs zugeschnitten und auch als wirtschaftlich vorteilhaft erwiesen hat, wie die dpa aus Militärkreisen erfuhr.
berichtete dpa am (heutigen) Montagabend.
Um den Auftrag hatten sich zuletzt nur Haenel und Heckler&Koch beworben, nachdem andere Bieter wie ein Gemeinschaftsprojekt von Rheinmetall und der österreichischen Firma Steyr-Mannlicher sowie das Eckernförder Unternehmen SigSauer auf ein Angebot verzichtet oder es zurückgezogen hatten.
Bei dem Angebot von Haenel für das System Sturmgewehr handelt es sich nach Medienberichten um den MK556 (Maschinenkarabiner im Kaliber 5,56mm). Die Waffe ist in der halbautomatischen Version als CR223 unter anderem bereits bei der Polizei in Sachsen im Einsatz. Für die Bundeswehr liefert das Unternehmen aus Suhl, traditionell ein Sitz der deutschen Handwaffenindustrie, bereits das Scharfschützengewehr G29.
Für Heckler&Koch, bislang Hersteller fast aller Handwaffen der Bundeswehr, ist die Entscheidung wahrscheinlich ein Reputationsverlust – aber nicht zwingend mit wirtschaftlichen Auswirkungen verbunden. Das Unternehmen aus Oberndorf hat die Streitkräfte Norwegens mit seinem Sturmgewehr HK416 ausgestattet und liefert derzeit diese Waffe an die französische Armee aus, etliche Staaten zum Beispiel in Baltikum kaufen weiterhin das G36, ebenso der deutsche Zoll; hinzu kommen Pistolen für die Polizei. Außerdem bleibt Heckler&Koch in großem Umfang weiterhin Lieferant der Bundeswehr: So werden unter anderem die Maschinengewehre MG4 und MG5, die Maschinenpistole MP7 und die Granatmaschinenwaffe 40mm in Oberndorf produziert.
(Mehr dazu voraussichtlich am morgigen Dienstag)
(Archivbild: Haenel CR223, die halbautomatische Version des MK556, im Mai 2019 bei einer Waffenmesse in Tschechien – Wikimedia Commons User Reise Reise unter CC-BY-SA-Lizenz)
Ich sehe da im Großen und Ganzen ein M4. Schade, daß man das G 36 nicht ganz einfach evolutionär weiterentwickelt hat. Potential wäre sicherlich vorhanden gewesen. Die zweite Frage ist natürlich, ob man zukünftig wie die Amerikaner auf ein anderes Kaliber wechseln kann / wird.
Das Haenel Produkt ist eng mit dem Caracal 816 verwandt, welches seinerseits von einem Mitentwickler des HK 416 mitkonstruiert wurde.
https://en.wikipedia.org/wiki/CAR_816
Es sich also niemand Sorgen machen, dass das Haenel schlecht sein könnte, gegenüber dem HK 416 ;-)
[Andersrum: Auf den social media heißt es schon, es sei doch nur eine Kopie des HK416. Das wird noch eine lustige Debatte. T.W.]
Ich kann diese AR15 Derivate von der Bedienung her auch nicht leiden – zumal das G36 vermutlich das beste Griffstückkonzept der Welt hatte – aber wenn jetzt Menschen aufhellen, das ganze Schießausbildungskonzept sei beim Teufel, denen sei gesagt, dass dieses Konzept eben „kurz vorm Klo in die Hose gek…. ist. Sonst gäbe es keine Probleme mit einer neuen Waffe. Interessant wäre die genaue Ausstattung mit Zubehör, da hier ja ausbildungsmäßig viel zu tun sein wird!
Die nötigen Voraussetzungen für eine zügige Auslieferung waren mW Bestandteil der Ausschreibung, diesbezüglich sollte es also eher keine Probleme geben. Insgesamt bin ich aber ehrlich überrascht – ich hätte eher auf das HK433 als Nachfolgerin getippt.
Spontan fällt mir beim Lesen der Wirtschaftlichkeitsbegründung in der dpa-Meldung dann aber noch eine der Military Laws von Murphy ein: „Always remember your rifle was made by the lowest bidder.“ ;-)
Etwas schade finde ich, dass das HK433 nicht zum Zug gekommen ist. Vereint es doch die Ergonomie des G3, G36 und eines AR15 in einem zukunftsfähigen Design. Ein AR15 ist super cool bezûglich Magazinauswurf und Bolt Release aber die Position des Ladehebels ist einfach dämlich.
Wen es in den nächsten 30 Jahren zum Krieg kommt wird man diese Entscheidung bitter bereuen.
Der Kaliber ist veraltet und vieeel zu schwach für moderne Körperpanzerung. 7.62 oder noch besser 6.5 Creedmore heisst die Zukunft Wie HK angeboten hatte wäre das MR308/Hk 417 die richtige Waffe im gewesen die auch Zukunftsweisend gewesen wäre. G28 in Kurz ohne Optik.
Zudem die auch den Anforderungen der Bundeswehr ausser zum Gewicht gepasst hätte. Den Erfüllt hat der Anforderungskatalog niemand wenn ich mich errinnern kann.
Das Warten hat ein Ende und es ist ein Paukenschlag. Die BW wird für die nächsten Dekaden den Bund der Ehe mit einem AR15 System eingehen. Ich wünsche der BW und Haenel viel Fortune mit der neuen Beziehung und hoffe, dass die bekannten AR15 Beziehungskiller ausbleiben. Die neu entwickelte Braut wusste offensichlich, trotz besserer Eigenschaften auf dem Papier ( Klappschaft, seitlicher Ladehebel, monolithische Picatinny Rail, modularer Aufbau, G36 Bedienkonzept), nicht zu überzeugen. Vielleicht war man in der Beschaffungsbehörde auch einfach die ewigen Streiterreien mit H&K (Causa G36, Beschwerde über die Ausschreibungsparameter) und Lieferverzögerungen (G95K, MG5) leid. Eine Diversifizierung kann deshalb strategisch durchaus sinnvoll sein. Weiterhin ergeben sich durch die Abstützung auf ein AR15 Derivat operative Vorteile bei gemeinsamen Operationen mit FRA.
Bernd, der Ladehebel sitzt doch ideal, er ist dort wo die nicht-dominante Hand positioniert ist und ist darüberhinaus beidseitigbedienbar/wechselbar, zudem nicht fest mit dem Verschluss verbunden.
Wie viele andere finde auch ich es schade, dass jetzt das „deutsche“ Design mehr oder weniger einfach fallengelassen wird. Selbstverständlich ist es nicht die Aufgabe der Bundeswehr oder des Beschafffungsamtes, für einen ausgewogenen und vielfältigen Waffenmarkt zu sorgen, schade ist es dennoch, denn über den Zivilmarkt wird sich vermutlich das G36/ das HK243 nicht derart verkaufen, um noch großartig weiterentwickelt zu werden.
Mit einem Eintreffen des HK433 auf dem Zivilmarkt rechne ich, erfahrungsgemäß, erst in 5-10 Jahren.
Interessante Entscheidung. Nach dem Gerichtsurteil zugunsten Heckler & Kochs war ich fast sicher, die Oberndorfer würden den Auftrag als Wiedergutmachung erhalten.
Aber so wenig Zweifel ich an der Qualität von Produkten aus dem Hause H & K hege – ich hoffe, diese zweifellos überraschende Entscheidung darf so verstanden werden, dass es der Ministerin ernst war, als sie ankündigte, künftig weniger Industriepolitik zu machen und pragmatischere Lösungen anzustreben.
Bei Haenel knallen heute die Sektkorken, aber es stehen der Firma große Aufgaben bevor. Selbst wenn man nur wenige zehntausend Stück pro Jahr abnimmt, dürfte das die jetzigen Kapazitäten übersteigen.
Unabhängig davon, ob das einen Einfluss auf die Entscheidung hatte, ging es bei HK die letzten Monate auch ordentlich rund… Übernahme durch CDE, Rücktritt von Kujat und jetzt kam auch noch frisch heraus, dass der Firmenmitgründer Heckler in NS-Verbrechen verstrickt war, was bisher von HK vertuscht wurde. Jetzt auch noch mit in der Ausschreibung gescheitert zu sein und seinen wichtigsten Kunden zu verlieren, was die Ordonnanzwaffe angeht, muss für die Verantwortlichen und Mitarbeiter übel sein. Nach den ganzen Skandalen der letzten Jahre wird das hoffentlich zu einem Umdenken und Aufräumen bei HK führen, man hat dafür ja jetzt erstmal bis 2050 Zeit…
Nur logische Konsequenz :
– wenn man sich das Verhältnis der Regierung zu H&K anschaut….
– wenn man sich das Verhältnis der Regierung zu Tradition anschaut
– wenn man sich das Verhältnis der Regierung zu den Belangen der Betroffenen anschaut
Dass Haenel indirekt über den arabischen Waffenhersteller Caracal International zum Staatskonzern Tawazun aus den Vereinigten Arabischen Emiraten gehört macht es nicht besser.
Ja, das Haenel ist eine gute Wahl. Ich persönlich finde es schade, dass keine russischen Sturmgewehre wie die AK 107, 108 oder AK 12 in Frage kommen, die quasi rückstossfrei arbeiten, aber aus politischen Gründen nicht in Betracht kommen.
Die Entscheidung für so eine Gurke mit fester Schulterstütze kann ich nicht wirklich nachvollziehen. Das wird jeden Schützentrupp oder die Fallschirmspringer so sehr freuen… Bei den Jägern auf dem Wiesel kommt das sicher auch super an. Und dann diese gruselige Ergonomie mit dem Ladegriff. Ein Hebel ist das ja nicht wirklich.
Gegenüber dem aktuellen G36 quasi keine Verbesserung, gegenüber dem HK433 seh ich auch nur noch mehr Rails um mehr Plunder dranzufummeln und dann halt das Totschlagargument: „wirtschaftlich vorteilhaft“.
Die Frage ist aber, sieht das auch noch so aus wenn die Lieferung sich massiv verzögert? Die Produktionskapazitäten existieren gar nicht, der Aufbau ist nicht so einfach. Fachkräftemangel in vielen Bereichen; war da was? Es geht halt nicht um ein paar Scharfschützengewehre.
Das Webarchiv hat die Produktseite übrigens archiviert:
http://web.archive.org/web/20180601032910/http://www.cg-haenel.de/defence_de/produkte/vollautomat/mk556
@Adrian Sonntag
Richtig formuliert müsste es heißen, dass sowohl 7,62 als auch 5,56mm Nato veraltet sind. Das macht auch deutlich wo das Problem liegt. Neue Kaliber sind teurer. Man muss die Lager neu füllen und die Produktionskapazitäten sind dafür wohl kaum da. Daneben hat man dann in der Nato inkompatible Ordonnanzwaffenmunition.
Dieses Problem besteht natürlich auch beim MG4 und dem MG5, die ebenfalls wieder in den alten Kalibern zulaufen.
Eine perfekte Fusion der positiven Eigenschaften der beiden Kalibern wäre 6,5 oder 6,8mm. Ein Aufwuchs von 7,62 nach oben wäre .338 Norma Magnum.
Mit der MP7 hat die Truppe schon ein Einhorn, weil man sich damals nicht auf ein neues MP Kaliber einigen konnte. Ich sehe aber nicht das irgendjemand Geld in die Hand nimmt um neue Kaliber einzuführen. In den USA ist da zwar momentan etwas Druck dahinter aber diese Programme verlaufen meist im Sande.
Guck an. Damit hätte ich nun auch gar nicht gerechnet. Mein Favorit wäre ebenso das 433 gewesen.
Schon weil es das modernere Konzept darstellt. Leider habe ich persönlich nur AK-47 und G3 in den Händen halten dürfen. Bin kein aktiver Reservist oder Vereinsmitglied.
Daher ist mein Wissen über das Bedienkonzept von G36 und AR15-Derivaten nur theoretisch. Kann das nicht wirklich vergleichen. Aber wie auch @Bernd sagt, ist das Ergebnis eindeutig.
Auf der anderen Seite freue ich mich natürlich für Haenel. Die Entscheidung ist auch irgendwie erfrischend.
Dann hei0t es jetzt also; „Ich zeig Euch meine kleine Freundin!“
P.S. @T.W.
Ich mag die neue Sdhriftart schon, weil die Zahlen so herrlich tanzen!
Haenel als Hersteller ist natürlich eine große Unbekannte bei der man nur Ahnen kann was man bekommt. Wir können aber sicherlich davon ausgehen dass Kollegen der WTD mit entsprechenden Sachverstand ausgiebig getestet haben. Über die neueren Jagdwaffen aus dem Konzern habe ich bisher noch keine Klagen gehört. Ich führe zwei Büchsen von Merkel jagdlich und kann im Vergleich zu den „Premiumherstellern“ Sauer und Blaser absolut nichts schlechtes über die Waffen sagen.
@SvD Das nächsten Kaliber oberhalb der 7,62 × 51 wäre .300 WinMag – welches auch schon in der NATO eingeführt ist. Allerdings ist das – ebenso wie das .338 für die Truppe doch ein bisschen arg Oversized. Die zivil durchaus weit verbreiteten Standardkaliber in der Klasse wären (statt der 6,5 Creedmoor) eher 7 x 64 und .270 Winchester.
Haenel liefert bereits das G29, und hat amuesanterweise das StG44 entwickelt. Die Kompetenz steht fuer mich nicht in Frage. Haupt-Herausforderung wird es sein, das Auftragsvolumen stoerungsfrei zu liefern. Das war auch fuer fuer LMT in Neuseeland mit dem Smart-L das wesentliche Problem. Und natuerlich werden sich einige Medien mit Gier auf jedes kleinste Problem in der Angelegenheit stuerzen.
Anyhow, was den Entwurf angeht, don’t reinvent the wheel. Der Wunschkandidat fuer viele, das Hk416, war im Prinzip auch kein anderes System. Wenn die Leistung stimmt, ist es mir ziemlich schnurz. Und ein Fan von Monopolisten bin ich auch nicht, insofern ist ein non HK-Produkt nicht die schlechteste Wahl, auch wenn ich die G36-Probleme stets als uebertrieben betrachtete.
Ich weiß gar nicht wo Haenel die Kapazitäten hernehmen will. Wahrscheinlich wird ein Großteil beim Mutterkonzern in den VAE hergestellt.
Außerdem gab es in jüngster Vergangenheit auch Probleme mit der Waffe bei verschiedenen Polizeieinheiten.
Wenn man den Preis als wichtigstes Kriterium nimmt, kommt halt so was raus.
Die Franzosen haben sich anders entschieden.
Außerdem ist bei der Firma Haenel nur noch der Name Deutsch. Die Firma gehört zu 100% einem Staatskonzern der VAE.
Warum wird das Gewehr eigentlich so oft als AR15/M4 Derivat bezeichnet?
Es arbeitet doch mit indirekter Gasentnahme, nicht mit direkter wie die Konstruktion von Stoner.
Mich wundert die Stückzahl etwas: Wenn man so die üblichen Umlaufreserven für Depotreserven etc. mit einrechnet, wird es viele Soldatinnen und Soldaten geben, für die keine Standardwaffe vorgesehen ist. Ganz zu schweigen von Reservisten. Vielleicht kann der Hausherr da etwas Licht ins dunkle bringen, ob da eine zweite Tranche geplant ist?
@Thomas Wiegold
Sie schrieben: „Das wird noch eine lustige Debatte.“
— Wohl wahr, und ich finde sie bereits jetzt lustig.
Erstens: die Tagespresse. Selbst als militärisch interessierter Leser wunderte ich mich, bei ‚Welt Online‘, ‚Spiegel‘ und Konsorten die Auswahlentscheidung als Top-Schlagzeile vorzufinden.
Das Auftragsvolumen rechtfertigt doch kaum eine solche Aufmerksamkeit. Allein der Bund gibt tagtäglich beinahe das Fünffache dieser rund 250 Mio. Euro aus. Auch kann man nicht behaupten, der Durchschnittsleser interessiere sich für die Bundeswehr.
Aber die Schlagzeilen verraten die Intention, denn viele deutsche Journalisten haben eine geradezu voyeuristische Lust am Skandal entwickelt, und speziell in Wirtschaftsfragen wird gern der Teufel an die Wand gemalt.
Nun steht da etwas von einem „Paukenschlag“, einer „Blamage“ für die Firma Heckler & Koch, die angeblich am Ende sei.
Von einem „Ausverkauf“ ist plötzlich die Rede, Haenel selbst wird zum „arabischen Unternehmen“ umetikettiert; die Auswahlentscheidung gefährde Deutschlands Sicherheit, stelle ein „Menetekel“ für den Wirtschaftsstandort Deutschland dar.
Dahin gehen denn auch die Leserkommentare (wie immer funktioniere gar nichts in der Bundeswehr, und auf der Hardthöhe würden nur unsinnige Entscheidungen getroffen); manche schaffen es sogar, ob der Geldgeber rassistische Ausfälle in ihre Kommentare einzuflechten.
Sehr seltsam, das alles.
Und dann, zwotens, die Stimmen jener mit (tatsächlich oder vermeintlich) überdurchschnittlicher Expertise.
Die Leser des ‚Firearms Blog‘ frohlocken, dass H & K jetzt Sig Sauer folgen und in die USA übersiedeln werde. ‚Defence News‘ sieht die Entscheidung gegen H & K als Beweis für Deutschlands ungenügenden Verteidigungsetat, und auch viele deutsche Foristen blicken scheel auf das Preisschild.
Warum? Hat der Fiskus nicht die Pflicht, mit Steuergeldern schonend umzugehen und die billigste die Anforderungen noch erfüllende Lösung zu wählen?
In den 1990ern schimpfte alles über das futuristische „Lego-Gewehr“, jetzt kritisieren viele das Okay für das angeblich obsolete, hemdsärmelige AR.
Und dann die seltsame Kaliber-Diskussion, als habe die Einführung einer nicht-standardisierten Mittelkaliber-Patrone jemals zur Debatte gestanden.
Wie gesagt, sehr seltsam!
Die These, dass diese Entscheidung „nicht zwingend mit wirtschaftlichen Auswirkungen verbunden“ sei, wage ich zu bezweifeln. Auch wenn H&K deutlich größer ist als C.G. Haenel, ist das schon ein sehr großer Auftrag, den man verloren hat – insbesondere auch mit Blick auf mögliche Folgeaufträge nach abgeschlossener Erstausstattung der BW. Zum Vergleich: Der aktuelle Fertigungsauftrag aus Norwegen ist mit 11.000 HK416 = 22 Mio Euro erheblich kleiner.
Dennoch: Wenn mit diesem Auftrag Haenel zu einen echten heimischen Konkurrenten für H&K heranwächst, kann das für den Bedarfsträger nur gut sein. Es sei denn, die Oberndorfer würden wegen ihrer Altschulden in die Insolvenz schlittern.
Als Steuerzahler sehe ich: Ein wohl funktionierendes und in der Truppe nicht unbeliebtes Gewehr wird ohne echte Not (außer man bezeichnet den Geltungsdrang einer einzelnen, nunmehr außer Lande arbeitenden Dame als solche) für viel Geld durch ein anderes (hoffentlich ebenso funktionierendes) ersetzt. Fortschritt stelle ich mir anders vor.
[Ich nehme das zum Anlass, auch hier darauf hinzuweisen, dass über Sinn und Unsinn der Ablösung des G36 über die Jahre in hunderten von Kommentaren schon engagiert gestritten wurde. Eine Debatte ab Null führen wir hier bitte nicht. T.W.]
@Felix D.
Sie haben Recht. Es geht bei der AR15 Bezeichnung eben meist um das Bedienkonzept, da der Kram innen drin ja dann ein anderes Thema ist.
Und „deutsches Bedienkonzept“ meint meist: seitlicher Ladenbesitzer, d.h. Schießhand bleibt immer am Griffstück.
@ Navales:
Der Auftrag aus Frankreich ist mit bummelig 120.000 Sturmgewehren ungleich größer als der aus Norwegen, nur mal so am Rande bemerkt.
Aber womöglich verhält es sich ja auch hier so ähnlich wie mit der Debatte um gegenderte Dienstgrade:
Die aktive Truppe kann den Willen des great commandment zwar nicht so recht nachvollziehen, aber es ist ja vielleicht eine Reminiszenz an den künftigen Nachwuchs, der ja (angeblich) gegenderte Dienstgrade wünscht und AR-15 Derivate aus allerlei online-Spielen bestens kennt. Man muss eben mit der Zeit gehen, sonst geht man mit der Zeit…
Interessante Entscheidung, obwohl ich diese unter dem Gesichtspunkt der Bedienergonomie für Sichern/Entsichern und Fertigladen ebenfalls nicht nachvollziehen kann: Ich hatte während meines Wehrdienstes Gelegenheit, sowohl G36 als auch (NL) AR15 (damals Diemaco C7) sowie später das G3 intensiv kennenzulernen: Das links- wie rechtshändig mögliche Fertigladen im Anschlag und – noch mehr – das einhändige Entsichern (Daumen) und Sichern (Zeigefinger), egal mit welcher Hand, beim G36 ist unschlagbar, nicht zu vergleichen mit dem „fisseligen“ AR15 Sicherungshebel und dem im Anschlag nicht bedienbaren Durchladegriff. Auch wenn das System ansonsten gut ist, verstehe ich nicht, warum so viele Streitkräfte auf AR15-Systeme setzen – vermutlich ein Formatkrieg wie bei Gleichstrom v Wechselstrom und VHS v Betamax, bei dem ab einer gewissen Marktdurchdringung das weiter verbreitete (wenn auch nicht zwingend bessere) System dominiert…
Na dann mal viel Spaß mit dem vielleicht behindertsten Ladehebel der Welt!
Selbst das alte G3 war ergonomisch weiter als das 60 Jahre alte AR-15, das Haenel hier kopiert hat!
@all
Gibt jetzt einen neuen Thread mit der offiziellen Bestätigung des Verteidigungsministeriums.
Völlig unverständlich, wie man 2020 einen AR-15 Klon beschaffen kann. An Führigkeit, Präzision und Handhabung reicht das nicht annähernd an ein Steyr AUG heran. Wenigstens wurde kein Kaliber festgelegt, denn die .223 ist eine – mäßige – Rehpatrone die militärisch eine Fehlentscheidung war.
Das G36 wart absolut bewährt. Die Schießleistungen der Soldaten waren erheblich besser als beim G3 und es war störungsfreier. Außerdem schoss sich auch das G3 heiß, der Lauf verzog sich und die Trefferquote nahm ab. Das selbe galt beim MG3, wo man den Lauf nach 1000 Schuss auch tauschen sollte.
Eine nicht abklappbare Schulterstütze empfinde ich als NoGo.
Das Witzige ist, dass man mit den 120.000 Stück noch nicht mal 1/3 der benötigen Waffen einkauft. Vermutlich will man sie erst einmal im Einsatz laufen lassen, bevor man den ganzen Laden damit austattet. Ob dann die noch vorhandenen G36 Bestände die stehenden Verbände in Deutschland sowie die Reservisten komplett abdecken können? Ich glaube es nicht. Ursprünglich waren das wohl 250.000 Stück. Davon ist einiges an die Kurden gewandert…
Mit den neuen Waffen (MK 556) kommt man auf knapp über 300.000 verfügbare Stück. Jedem muss klar sein, dass die immer noch eingelagerten G3 weiterhin als Mobilmachungswaffe herhalten müssen. Allerdings ist das Gros der Reservisten mittlerweile vermutlich nicht mehr auf dieser alles andere als einfach zu schießenden Waffe ausgebildet, die zudem noch ein anderes Kaliber hat.
Alles nicht besonders glücklich, es ließt sich nach Stückwerk.
[Von welchen Reservistenzahlen gehen Sie aus, und wie passt das mit der tatsächlichen Zahl zusammen? Da wird offensichtlich der Stand von vor xx Jahren angenommen? Einen Bedarf von 360.000 Sturmgewehren haben Sie woher? T.W.]
@
Stefan H. sagt:
15.09.2020 um 7:36 Uhr
“
Mich wundert die Stückzahl etwas: Wenn man so die üblichen Umlaufreserven für Depotreserven etc. mit einrechnet, wird es viele Soldatinnen und Soldaten geben, für die keine Standardwaffe vorgesehen ist. Ganz zu schweigen von Reservisten. Vielleicht kann der Hausherr da etwas Licht ins dunkle bringen, ob da eine zweite Tranche geplant ist?
“
Da man die Schulterstütze (zumindest bei den bisher bekannten Versionen) nicht klappen kann, kommen vielleicht mehr MP7 für Besatzungen aller Art ins Spiel?
Das Gewehr ist ein emotionales Thema, aber für die Kampfkraft irrelevant. Wenn es zu einem Peer-Konflikt kommt, wird man vielmehr bereuen, dass die Heeresstruktur eine Katastrophe ist (fehlende Logistik, Artillerie, Panzer etc.), es zu wenig Luftabwehr und keine Vorräte mehr gibt.
Mir stellt sich die Frage, ob einige sich auch so abwertend über das Bedienkonzept äußern würden, wenn das HK 416 zum Zuge gekommen wäre, welches ja bereits für die SpezKr der BW der Sieger der Ausschreibung geworden ist.
Aber vermutlich war das 416 dort auch einfach das allerbilligste von allen Mitbewerbern…
FN Scar-H hätte möglicherweise sogar als 7,62 noch in das Gewichtslimit gepasst, aber von FN hat man in Sachen Teilnahme nicht viel bzw. nichts gehört. Aber dann wäre es ja auch wieder kein HK gewesen. Schwierig…
Die Entscheidung, welches Gewehr bei der Bundeswehr in Zukunft eingesetzt wird, ist getroffen. Die Waffe wird sowohl Vor- als auch Nachteile haben. Wer in zwei, drei Jahren beurteilen kann, ob die Entscheidung für den MK 556 zweckmäßig oder unzweckmäßig war, dass sind diejenigen, die sowohl das G36 als auch den MK556 kennen. Da sollte man dann mal eine Befragung durchführen. Und selbst da wird man entgegengesetzte Meinungen hören. Meines Wissens nach wollten die Gebirgsjäger ja auch statt des G36 das AUG, weil man da besser mit Handschuhen schießen kann. Man kann es nie allen recht machen. Und zum Thema Handhabung sage ich nur: Üben übt! Für alle, die den Film „Air America“ nicht kennen, einfach mal anschauen und auf den Reisbauern achte.
@Stefan H., @Alpha November
120.000 für knapp 185.000 Bundeswehrangehörige kommt doch ganz gut hin, wenn man sich mal überlegt, wer alles nicht unbedingt eins pro Soldaten (oder gar keins) braucht: Fliegendes Personal, Studis an der BW-Uni (immerhin 5.000), Schiffsbesatzungen, CIR, Zentraler Sanitätsbasis und dann noch die ganzen Kampftruppen, die anders bewaffnet sind, vom Kraftfahrer mit der MP7 über den Zielfernrohrschützen hin zu den Spezialkräften. Die Franzosen haben für ihre 240.000 Mann starke Armee auch rund 120.000 Sturmgewehre gekauft, so abwegig scheint mir die deutsche Zahl da nicht.
@Tw Sie habe vollkomen recht an der Kritik der Debatte. Aber sie ist berechtigt. Das g 36 ist in neueren Varianten für 90% der Einsätze völlig OK. Die Soldaten sind zufrieden. Der support ist gegeben. Wie wollen Sie denn die rausgeschmissen Millionen erklären Frau Von der Leyen?
[Noch ein allerletzes Mal: Ich habe nicht die Debatte an sich kritisiert, sondern darauf hingewiesen, dass sie seit Jahren hier immer wieder geführt wurde und es schlicht nicht sehr zielführend ist, anderen zuzumuten, die wieder aufgewärmten Argumente von vor fünf Jahren jetzt noch mal durchzuhecheln. Deutlich genug? T.W.]
Das Gewehr an sich – ich denke, da wurde schon viel zu gesagt. Ich lasse mal die Dinge hier, die ich noch nicht gesehen habe.
Sicherungshebelergonomie – naja. Theoretisch nachrüstbar auf 45°-Schritte.
Durchladehebel – war schon bei der Konzeptionierung des AR15 eine Notlösung, da der ursprüngliche AR10-Hebel zu heiß wurde.
Gewicht: Wiegt so viel wie ein G36 mit Optiken(zugegeben, das ist das alte HKV) und knapp 19″ Lauf, kommt aber mit kürzerem Lauf und ohne Optiken. Irgendwie suboptimal.
Spannend wäre noch zu sehen, was an Optiken dazukommen soll. Bekommt der Schütze noch eine vergrößernde Optik zusätzlich zum vermutlich bereitgestellten, weil eh schon in kleineren Mengen beschafften RSA-S, oder wird dahinter etwas vergrößerndes montiert, was die Soldaten wegklappen können, mit dem das RSA-S auf größere Distanzen noch hilfreich ist?
Das der Dienstherr da Narrenfreiheit gewährt und die Visierschiene leer lässt, auf das die Soldaten da selbst entsprechendes Material beschaffen, halte ich doch für unwahrscheinlich. Auch wenn das, wenn es dezentral über Versorger auf Kompanieebene laufen würde, natürlich durchaus spannend wäre und deutlich individuellere und schneller mit der Zeit gehende Lösungen zulassen würde.
Sorgen macht mir der Handschutz- das System scheint geklemmt zu werden, und die werden über kurz oder lang bei der deutlich härteren Belastung im militärischen Alltag über Jahre hinweg lose werden. Moderne Nachtkampfausrüstung mit IR-Laser (sollte die Truppe soetwas in der Breite bis zum nächsten Gewehr sehen) wird dann mangels Platz neben der/den Optik/en auf dem Gehäuse der Waffe schwierig zu montieren sein.
Das ist natürlich nölen auf hohem Niveau, bisher haben fast alle Handschutze mit Zielbeleuchtung einen wandernden Haltepunkt in der Praxis in irgendeiner Form, sobald ein bischen Kraft (beispielsweise der Schütze, der die Waffe in die Schulter presst stattt drückt) auf den Handschutz wirkt. Bei den schwereren Varianten ohne MLOK oder Keymod sind es meist nur ein paar Zentimeter, aber es wäre durchaus interessant zu sehen ob das auch zu öffentlichen Problemen führen wird.
Großer Vorteil ist das billige Zubehör, beispielsweise PMAGs, die Soldaten nun für Appel und Ei selbst beschaffen werden, völlig irrelevant, was der Dienstherr liefert.
@Zahnbauer
Na, da bin ich dann mal gespannt, wie sie legal an Magazine mit mehr als 10 Schuss Fassungsvermögen kommen möchten.
Hallo,
also wenn man hier so die Kommentare liest, kann ich mich nicht dem Eindruck erwehren, dass es ausgesprochen schade ist die Kommentatoren dieses Forums nicht mit in die Auswahlentscheidung einbezogen zu haben. Sie hätten es mit Sicherheit besser gewusst. Und natürlich sind diejenigen vom Beschaffungsamt auch total unfähig. Auch wenn man bedenkt das öffentliche Beschaffungen immer das Ergebnis vieler Faktoren ist, kann und will ich mir nicht vorstellen das für die Soldaten eine unpraktikable Waffe beschafft wird. Einige diskutieren hier als würden sie die Ausschreibungskriterien im Detail kennen und natürlich auch heute schon wissen wie die Waffe am Ende genau konfiguriert sein wird.
Da sind hier viele nicht anders als die liebe Presse, die auch hier wieder zu übertriebener Berichterstattung neigt.
Ich bin mir sicher, dass es auch einen Wert hat wenn ein neuer Player auf der Bildfläche erscheint. Ich glaube nicht das sich Suhl hier solche Eskapaden leisten kann wie H&K. Sie wollen in den Markt, haben jetzt eine Fuss in der Tür und werden alles tun gut zu sein. Haben wir doch ein wenig Vertrauen.
@Alex
„Haenel liefert bereits das G29, und hat amuesanterweise das StG44 entwickelt. Die Kompetenz steht fuer mich nicht in Frage.“
Echt jetzt? Das vor 80 Jahren, von einer anderen Firma entwicckelte Sturmgewehr der Wehrmacht ist jetzt ein Kompetenzbeweis? Das ist nicht nur lange her, da lagen 2 große Unternehmsumstrukturierungen dazwischen.
@Titus von Unhold
„Das nächsten Kaliber oberhalb der 7,62 × 51 wäre .300 WinMag – welches auch schon in der NATO eingeführt ist. Allerdings ist das – ebenso wie das .338 für die Truppe doch ein bisschen arg Oversized.“
Das sieht man in den USA offenbar anders. Dort wird eben mit .338 (L)MGs experimentiert, weil 7,62 oft nicht reicht und ein .50 BMG zu schwer und unhandlich ist.
1)
https://www.thedrive.com/the-war-zone/10271/u-s-special-operators-and-marines-want-a-new-long-range-machine-gun
2)
https://www.thedrive.com/the-war-zone/20770/special-operators-getting-a-new-round-for-their-precision-rifles-and-an-assault-machine-gun
3)
https://www.thedrive.com/the-war-zone/31855/special-operators-are-eying-this-machine-gun-to-solve-a-number-of-problems
mh jeder mäkelt an der durchschlagsleistung und jetzt holt man einen kurzen Karabiner als standart , mit noch weniger leistung ? echt jetzt ? verschlussfang nur von rechts , magazinlösung nur von links …. kein klapbarer schaft. kein griffstück das man einfach mal wechseln kann ? und im grunde eine schlichte kopie eines uralten systems …. von einer firma die nicht eimal wirklich in deutschland produziert sondern fast ALLES aus dem ausland zukauft – somit kann es auf die 9 euro billiger nicht ankommen – den die würden über löhne und gehälter an arbeiter in deutschland mehrfach wieder als steuern zurückfließen – tun sie so nicht.wenn ich es nicht besser wüßte, würde ich sagen “ lack gesoffen „
Haenel hat das Stg44 enwickelt? Hä, da dürfte wohl niemand mehr leben, das ist eine neue 2008 aus dem Boden gestampfte saudische Unternehmung, die einfach den Markennamen gekauft hat und en ein oder anderen ausländischen Waffentwickler (via Caracal) mit ins Boot geholt hat. So sieht es doch aus….
im grunde ist haenel nur ein büro mit einer handvoll mitarbeitern ohne eigene produktionstätte , im grunde eine art briefkastenfirma für carcal …. die den guten namen nutzt.
Es ist schlicht Fragwürdig warum Norwegen Frankreich und weitere Staaten auf das hk zurückgreifen und die Bundeswehr nicht obwohl die Ausschreibung ähnlich ist. Noch dazu kommt es in Elite Einheiten vor. Nur weil haenel mit dem G28 vertreten ist heißt das nicht das sie Dturmgewehre bauen können
Wie gesagt, überhaupt nicht mein Kaliber. Darin liegt der Hauptgrund für das Versagen der Waffe. Mangelnde Kraft durch höhere Geschwindigkeit zu ersetzen ist eine verdammt schlechte Entscheidung.
[Die Kaliberdiskussion hatten wir in den vergangenen Jahren zu Genüge, und nur weil etwas „überhaupt nicht Ihr Kaliber“ ist, ist es ja noch kein „Versagen der Waffe“. Diese Debatte hätten wir nun wirklich abgeschlossen. T.W.]
@Kilian Dittrich
Vertrauen wir doch einfach der Begründung.
„in umfangreichen Tests als etwas besser auf die Anforderungen des Militärs zugeschnitten und auch als wirtschaftlich vorteilhaft erwiesen hat, …“
Also, das Haenel-Paket hat das Podium ganz oben geholt, weil es besser ist.
Haenel hat traditionell sogar hervorragende Kenntnisse in der Sturmgewehrproduktion.
Die Suhler bauten das Sturmgewehr (StuG) 44 für die Wehrmacht sowie für die NVA der ehemaligen „DDR“ als die Kalaschnikow in Lizenz.
Noch mehr Tradition? Mauser Modell 98 bis 1918. Waffenbau können die Thüringer.