Sanitätsdienst-Inspekteur Baumgärtner: Abschied am 2. Mai
Der Inspekteur des Sanitätsdienstes der Bundeswehr, Generaloberstabsarzt Ulrich Baumgärtner, wird am 2. Mai sein Amt abgeben. Die Übergabe an einen faktischen Interims-Inspekteur ist wie beim Inspekteur der Streitkräftebasis (SKB), der ebenfalls im Mai ausscheidet, eine Folge der Umstrukturierung der Bundeswehr. Neuer Sanitätsinspekteur wird der bisherige Chef des Stabes, Generalstabsarzt Ralf Hoffmann.
Verteidigungsminister Boris Pistorius hatte Anfang April die neue Struktur einer Bundeswehr der Zeitenwende angekündigt. Kern der Veränderung wird neben einem einheitlichen operativen Führungskommando und der Konzentration auf die vier Teilstreitkräfte ein neuer Unterstützungsbereich, in dem die SKB und der zentrale Sanitätsdienst aufgehen sollen. Damit hätten alle Teilstreitkräfte auf alle Fähigkeiten Zugriff, je nach Bedarf, hatte Pistorius erläutert. Die Unterstützer werden dem stellvertretenden Generalinspekteur der Bundeswehr unterstellt, der bei Konflikten über die Nutzung dieser Ressourcen entscheiden soll.
SKB-Inspekteur Martin Schelleis hatte vergangene Woche seinen Abschieds- und Übergabeappell für den 14. Mai angekündigt. Baumgärtners Abschied war schon für Anfang Mai erwartet worden; zunächst war allerdings unklar, ob Hoffmann oder der Kommandeur der Sanitätsakademie, Generalstabsarzt Hans-Ulrich Holtherm, sein Nachfolger als Inspekteur wird. Die Übergabe ist am Sitz des Kommandos Sanitätsdienst in Koblenz vorgesehen.
(Archivbild März 2023: Baumgärtner als Inspekteur des Sanitätsdienstes – Thomas Imo/photothek.de)
Es wird weder für den ZSanDst noch für die SKB einen „neuen“ Inspekteur geben. In beiden Fällen wird lediglich die die Führung des OrgBer auf einen anderen übertragen. Die Dienstposten der Insp werden nicht nachbesetzt.
[Sie werden Gründe haben, warum Sie der – oben verlinkten – Pressemitteilung des Sanitätsdienstes widersprechen. T.W.]
Aber wie ist das dann? Werden beide auch befördert (OF-8)? Die neue Struktur soll doch innerhalb eines Jahres sogar final eingenommen werden!? Was mache ich dann mit den Inspekteuren? Ich hatte ähnliches wie Forist RITTER vermutet, die Presseerklärung ist aber in der Tat sehr eindeutig.
Sehr schade ein integrer Mann der auch die Sorgen seiner unterstellten Soldaten und Mitarbeiter verstand. Ich hatte ihn auch als Kdr im Einsatz sowie während der Flüchtlingskrise und in der COVID-19 Ausnahmesituation vor Ort erlebt. Ein Verfechter des ZSanDst und dessen Erfolge, deswegen natürlich auch von Ministeriumsseite nachvollziehbar ihn zukünftig zu entbinden aber nicht auf diese Art und Weise!
Aus meiner Sicht ist die jetzt gewählte Umstrukturierung keine Verbesserung. Wenn schon, dann zurück in die TSK‘s.
Auf Grund meiner Erfahrungen als betroffener RettAss in den Auslandseinsätzen und anschließend in Planungen von Abstellungen des SanPers involviert, wäre die Implementierung in die TSK’s absolut folgerichtig und überfällig gewesen.
Ja es gab Vorteile durch die Zentralisierung, wie hoher fachlicher Standard mit neuen Ausbildungen und besseren Materialausstattungen. Nutzt aber nichts wenn man sich damit nicht im Gefecht mit der Truppe bewegen kann, weil man dies mit „Couleur“ und „Cohäsions“ Lehrgängen nicht erreichen kann. Ich kann dies als ehemaliger SanGrpFhr, vor ZSanDstBw, eines Btl auch vergleichen. Ich sage immer schon Train as you fight.
@Stefan Forster: Ihre Erfahrungen als SanGrpFhr werden sicher Sie erinnern lassen, dass die Mittel und folgend Fähigkeiten des SanDst seinerzeit meilenweit entfernt waren von der „Goldenen Stunde“ und Verfügbarkeit folgender fachärztlicher Behandlungsmöglichkeiten im Niveau eines Kreiskrankenhauses. Diese Fähigkeiten, einschl. Lufttransport Verwundeter, hatte der SanDst der Gegenwart in den AuslEins. Für die nun anstehende LV/BV werden diese Standards m.E. flächendeckend nicht mehr haltbar sein. Der SanDst wird schnellstmöglich angepasste Konzepte entwickeln und erproben müssen. Dazu werden sicher neue Ideen (= „Köpfe“) erforderlich sein.
Die Mobilen Einsatzverbände gehören fest ins Heer integriert. Die Ortsfesten Sanitätseinrichtungen können dann als Streitkräfte gemeinsame Einrichtungen durch den Unterstützungsbereich geführt werden. Fachliche Aus-& Fortbildung kann dann auch weiter Zentral organisiert werden.
@Küstengang01 ist das innerhalb der nun gefundenen Struktur umsetzbar, oder schwebt Ihnen eine erneute Umstrukturierung vor?
@Ritter
Das ist auch mein Kenntnisstand. Beide Inspekteure werden nicht nachbesetzt. Die Generale Hoffmann und Lüth werden mit der Führung beauftragt. Eine Förderung auf B9 würde 1,5 Jahre vor Auflösung der beiden OrgBer auch keinen Sinn machen. Es ist dazu noch nicht klar, wie die Führung des UstgBer dotiert wird, auch wenn aus meiner Sicht aufgrund der Größe des OrgBer und der Anzahl der unterstellten Dienststellen, einige B7 geführt, nur eine Führung auf Ebene B9 geben mit mindestens einem Stv B9. Man vergleiche auch die Dotierungen in den anderen OrgBer.
Welche Einsatzkräfte sollen dem Heer zugeordnet werden?
So weit ich weiß ist das Kommando schnelle Einsatzkräfte San dem KSK zugeordnet, die Sanitätsregimenter unterstützen das jeweilige Bundeswehrkrankenhaus, das Sanitätslehrregiment unterstützt die Sanitätsakedemie und die Sanitätseinsatzstaffeln sind den Standortsanitätszentren zur Unterstützung zugeordnet.
Dank der freundlichen Unterstützung des Bundesrechnungshofes ist der Sanitätsdienst bereits im Friedensgrundbetrieb nahezu zu 100% ausgelastet.
Den scheidenden Inspekteuren wünsche ich alles Gute.
Der Sanitätsdienst beobachtet die Situation in der Ukraine genau, und wird seine Schlüsse ziehen. Der Krieg zwingt zu einer Organisationsform welche an die Möglichkeiten zur Hilfe angepaßt sein muß. Dazu ist es m.M.n. hilfreich , sich die „Bundeswehr nachgefragt “ Sendung vom 8.3.24 eventuell zwei mal anzusehen, in der Oberstarzt Dr. Schmidt erklärt, wie die Ukraine Ihre Verwundeten versorgt;- bzw. versorgen muß !
Herrn Generaloberstabsarzt Baumgärtner kann man zu Seinem neuen Lebensabschnitt nur das Beste wünschen.
„Der Sanitätsdienst beobachtet die Situation in der Ukraine genau, und wird seine Schlüsse ziehen.“
Na hoffentlich erlebe ich das schon bald.
Die aktuelle Entkopplung von Tätigkeit in DE & Tätigkeit im Einsatz ist mehr als unglücklich. Der Fokus auf Ärzte ist zwar typisch deutsch, aber vollkommen überholt wie man an der Ukraine sieht. Und Konzepte wie Massentransport von Patienten oder Analgesie durch Laien stecken in den Kinderschuhen.
Auf mich wirkte der ZSanD immer behäbig und Status Quo sichernd. Nicht modern und innovativ.
Dem General wünsche ich eine angenehme Pension.
Sepp sagt:
28.04.2024 um 12:09 Uhr
„So weit ich weiß ist…“
Ich denke Sie wissen zuwenig. Das Kdo Schnelle Einsatzkräfte San war niemals dem KSK „zugeordnet“. Es stellt Fähigkeiten bereit, welche u.a. vom KSK nachgefragt worden sind und wohl auch weiterhin werden. Die SanRgt haben niemals die BwK „unterstützt“,
@mikefox
Es bleibt abzuwarten, inwieweit sich die DSK das KdO SES als Parallelstruktur erhält oder ggfs Kompanien den Luftlandern und Calw direkt zuordnet. Bisher war Leer eher im Sinne einer Einsatzarmee konzipiert bzw. MilEvacops.
Bin gespannt.
MikeFox
Ich bin schon eine Weile nicht mehr im Dienst…
Beim Kdo SES habe ich mich unklar ausgedrückt, dottore (Danke) hat es präzisiert.
Das die Regimenter die BwK niemals unterstützt haben sollen, kenne ich anders, Stichwort „in Übung halten “, aber dann ist ja alles gut und die können ins Heer.
Wir lehnen uns entspannt zurück und schauen was dann in den Krankenhäusern passiert…
Nach meiner Kenntnis sind die SanRgt aZa mit den BwKrankenhäusern, weil nur so bislang die (Nach-)zertifizierungen von Rettungssanitätern (etc.) handhabbar und so auch die Auslandseinsätze vernünftig zu besetzen waren.
Das kann/sollte sich bei BV/LV gründlich ändern – und man könnte (wieder) an Reservekomponenten denken. Hatten wir schon ;-) …
Ich empfehle allen Interessierten den folgenden exzellenten Artikel zur Struktur und Entwicklung des SanD der Bw.:
https://wmm.pic-mediaserver.de/index.php?f=artikel&a=202105_wmm202005_Vollmuth_Supplement
Der Artikel trägt den Titel „Der „Zentrale Sanitätsdienst der Bundeswehr“
als eigenständiger Organisationsbereich
Zur Geschichte einer konsequenten Entwicklung“ und ist von OTA Prof. Dr. Ralf Vollmuth verfasst.
Der Autor geht auf die Entwicklung der Strukturen seit der Gründung der BW ein.
Sehr interessant sind u. a. die Gedanken von Bundeskanzler Konrad Adenauer, der in einem Telegramm an das Auswärtige Amt und den Staatssekretär im Verteidigungsministerium Josef Rust vom 17. August 1956 Folgendes sagt::
„Bei mir werden Bedenken laut, nach dortiger Absicht nicht mehr Gesundheits- und Sanitätswesen in der Bundeswehr in die Spitzengliederung des BMVtdg einzuordnen. Soviel ich weiß, bestand bis vor einiger Zeit diese Absicht. Ich halte gerade für modernen Krieg und bei der Reserve, die unsere Bevölkerung gegenüber der Wehrhaftmachung beobachtet, Bevorzugung des Gesundheits- und Sanitätswesens für dringend notwendig. Ich weiß, daß früher in der deutschen Wehrmacht dies nicht der Fall war. Diese Tradition darf unter den veränderten Verhältnissen nicht fortgesetzt werden. Erbitte darüber schleunigst Bericht, da ja Organisationsgesetz bald vorgelegt wird. Mit bestem Gruß, gez. Adenauer.“
Aufgrund der bitteren Erfahrungen des Zweiten Weltkrieges kam Adenauer zu dem Schluss, dass der Sanitätsdienst mehr Gewicht haben müsse – was zu einem hohen Stellenwert in der militärischen Hierarchie und der Spitzengliederung des Bundesministeriums für Verteidigung führte.
Hoffentlich wird dieser Stellenwerts durch die kommenden Umstrukturierungen durch BM nicht aufs Spiel gesetzt.
Um die Verwirrung zu komplettieren: Sind die BwKrhs nicht dazu vorgesehen, im V-Fall die Regimenter mit Leben zu füllen? Sonst fehlt es dort massiv an Personal.
(Lacher am Rande: Die Krhs werden dann durch „Kommandoärzte“ betrieben, die mit Glück seit 20 Jahren nicht mehr kurativ tätig waren.)
Die Rotkreuzorganisationen haben in dem Konzept auch noch eine ruhmvolle Rolle, von der sie nichts wissen wollen.
@Staunender Zuschauer: Die Sanität der Bundeswehr hat es bis Oktober 2000 geschafft, ihre Aufgabe zu erfüllen, auch ohne ein eigener OrgBereich zu sein. Sie wird das zweifellos auch wieder schaffen, möchte ich meinen.