Verteidigungshaushalt 2021: 120 Mio mehr, jetzt 46,93 Milliarden Euro
Der Verteidigungshaushalt soll im kommenden Jahr auf 46,93 Milliarden Euro steigen, rund 120 Millionen Euro mehr als bislang im Haushaltsentwurf der Bundesregierung vorgesehen. In der so genannten Bereinigungssitzung des Haushaltsausschusses beschlossen die Abgeordneten der Koalitionsmehrheit vergleichsweise geringe Änderungen am Entwurf des, wie er heißt, Einzelplans 14, der noch vom Parlament insgesamt gebilligt werden muss. In diesem Jahr sieht der Verteidigungshaushalt 45,2 Milliarden Euro an Ausgaben vor.
Die Bereinigungssitzung für den gesamten Bundeshaushalt 2021 [KORREKTUR, nicht 2020] am (gestrigen) Donnerstag war grundsätzlich natürlich von den finanziellen Auswirkungen der Coronavirus-Pandemie geprägt – und mittelbar wirkte sich das auch auf den Verteidigungshaushalt aus. So gab es nicht wie oft in den Vorjahren noch überraschende Nachträge bei den Ausgaben. Die grobe Linie hatte Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer ja schon Mitte der Woche skizziert – folgerichtig gab es auch nicht kurzfristig beschlossene neue Mittel zum Beispiel für ein zweites Los des Schützenpanzers Puma. Für das Taktische Luftverteidigungssystem (TLVS), über dessen Beschaffung auch erst im kommenden Jahr entschieden werden soll, wurden eher symbolisch zwei Millionen Euro zusätzlich eingestellt.
Die zusätzlichen Ausgaben von 120 Millionen Euro sind vor allem für die weitere Beschaffung von Munition für die Streitkräfte vorgesehen, dafür wurden weitere rund 114 Millionen Euro eingeplant. Größere Verschiebungen gab es beim Eurofighter, von denen die Beschaffung von 38 neuen Maschinen bereits beschlossen ist, und bei der so genannten Eurodrohne: Für die Kampfflugzeuge wurden für kommendes Jahr 248 Millionen, für die Entwicklung des unbemannten Waffensystems MALE UAS 232 Millionen Euro zusätzlich vorgesehen.
Ein Teil des zusätzlichen Geldes für die Eurodrohne kommt, das wiederum ist eine Pandemie-Auswirkung, aus dem Personalhaushalt des Verteidigungsministeriums. Hier wurde der Ansatz für die Bezüge und Nebenleistungen der Soldaten um 145 Millionen Euro gekürzt; der Minderbedarf bei diesem Titel dient dem Ausgleich von Mehrbedarf bei Beschaffung Waffensystem MALE UAS.
Das bedeutet nun nicht, dass einem Soldaten der Sold zur Finanzierung der Eurodrohne gekürzt würde, was auch rechtlich gar nicht möglich ist: Die Einsparungen in diesem Bereich wurden möglich, weil es – wie es heißt, corona-bedingt – weniger Neueinstellungen gab als geplant. Diesen Trend bestätigt auch der Blick auf die Entwicklung der Personalstärke in den vergangenen Monaten – die ist nach einem Zwischenhoch im August wieder deutlich zurückgegangen.
Die Ergebnisse im Überblick (Veränderungen unter 50 Millionen Euro sind nicht aufgelistet; die erste Spalte ist die Veränderung bei den Ausgaben, die zweite die bei den Verpflichtungsermächtigungen für die nächsten Jahre):
(Archivbild: Modell der Eurodrohne auf der ILA 2018 in Berlin – Foto Airbus/Schwarzbild Medienproduktion/Max Thum)
Die Bereinigungssitzung für den gesamten Bundeshaushalt 2020
Sie meinen 21?
Und verstehe ich das richtig: die großen Minuszahlen in der Liste für 2021 beruhen darauf dass die 31 Helis und 38 EF noch ins Budget 2020 einfliessen und daher für 2021 entfallen?
[1. Ups ja 2. Nein – was im Haushalt 2021 als Ausgabe vorgezogen wird, kann bei den Verpflichtungsermächtigungen abgerechnet werden. T.W.]
Die Steigerung von 2020 auf 2021 ist ja schon ok…
der Haushalt wächst auch in Krisenzeiten weiter… und das um knapp 5%!?
hiervon wird auch ein größerer Anteil in neue Beschaffungen fließen… da die sonstigen Rahmenbedingungen (Personal, Einsätze, usw.) gleich bleibt
interessant wäre mal ein Gesamtüberblick bzgl der bereits eingegangen Verpflichtungsermächtigen und der anstehenden noch nicht im Haushalt abgebildeten in den nächsten 10 Jahren…
daraus könnte man ja dann das mögliche Delta berechnen… und auch vorausberechnen wie der Haushalt steigen müsste um alle, oder einen Teil der Wünsche, abbilden zu können.
allgemein ist es bei den Beschaffungen so dass in den letzten Jahren ein paar Großprojekte ausgelaufen sind, bzw. aktuell am auslaufen sind… und hier Gelder für neue Projekte frei werden (A400M, Eurofighter, Puma, NH90, Tiger usw) … da sind viele der Kosten bereits bezahlt und ein Großteil des Geräts auch bereits zugelaufen… bei Eurofighter, NH90, Puma… könnte man da dann einfach weitere Lose (Ef Tranche 4, NH90=SeaTiger, Puma 2. Los) dranhängen und die Ausgaben würden dann quasi konstant bleiben…
@obiber: Was die Großprojekte anbelangt, so kommt für das Ende der Serie in 2020 nur der Puma in Frage. Eigentlich sollte das die Lieferung schon beendet sein, habe davon aber noch nichts gelesen. Tiger (2018) und Eurofighter (2019) waren schon vorher durch. NH90 TTH (2021), Boxer 2. Los (2021), A400M (2026) laufen noch. Relativ neue Lieferungen sind die Sea Lions, die A350 der Flugbereitschaft sowie NATO-Zuläufe AGS und A330 MRTT. Dies sind aber in der Tat kleiner Serien. Nächstes Jahr anlaufen sollte die Serienlieferung der Leopard 2 7AV.
Was neue Verträge anbelangt, so sollte man nicht vergessen, dass 2020 die MKS180, die Tranche 4 der Eurofighter und die Sea Lions unter Dach und Fach gebracht wurden. Mit TLVS, dem STH und später der Tornado-Nachfolge liegen ja weitere große Brocken auf dem Tisch, deren vertragliche Umsetzung leicht und locker viele Milliarden bis zum Ende des Jahrzehntes bindet.
Die 80 IFV-Boxer wären auch noch beachtenswert – im Sinne der Investition und im Sinne der Aufrechterhaltung der Lieferketten hier im Lande. Insgesamt sehe ich beim Boxer sowieso die größten Chancen für weitere neue Produkte (z.B. Nahbereichsverteidigung, Artillerie). Aber das werde ich hier nicht weiter ausführen.
Interessant!
Ich glaube übrigens nach wie vor nicht, dass die SARS-2-Pandemie sich in den nächsten zwei bis drei Jahren auf den Verteidigungsetat auswirken wird. Nicht nur sind die Rahmenbedingungen nicht mit früheren Rezessionen vergleichbar, und entsprechende Rückblicke bieten uns heute keinen Anhalt.
Viel wichtiger, der Staat kann sich heute zu besten Konditionen mit frischem Geld versorgen. Doch die werden perspektivisch nur solange vorhalten, wie die Regierung das Vertrauen der Märkte behält – nicht zuletzt, indem sie das psychologisch Richtige tut und das Geld mit vollen Händen wieder ausgibt.
Auf den Einzelplan 14 bezogen wird dies allerdings wohl eine Aufweichung der Kramp-Karrenbauer’schen Leitlinie bedeuten, Wirtschaftsförderung in der Beschaffungspolitik künftig hintanzustellen. Unter den aktuellen Gegebenheiten erwarte bzw. befürchte ich bspw., dass der Tornado-Ersatz aus Manching kommen wird.
Irgendwie habe ich den Entwurf der Bereinigungssitzung nicht finden/googlen können.
Aber ich vermute mal beim Personalhaushalt hat sich zum letzten Entwuf, den ich fand, nichts dramatisches mehr gändert.
Ich habe mir mal den Personalhaushalt/Stellenplan angesehen. Und es bleibt auch dieses Jahr bei einer Verschiebung der Stellen in die „höheren Gefilde“.
329 neue Stellen für Stabsoffiziere = +2%
239 neue Stellen für Offzizere = +1%
184 neue OSF/OSB = +3,7%
1704 neue HF/HB = +7,6%
1988 neue F/B = + 12,2%
-3.488 St(Uffz)/O(Maat) = -17,8%
-1.001 OSG = -3,7& ==> Das sind die neuen (St)Korp-Stelle
-1.600 OG => + 1.600 HG-Stellen
Hier mal in Bildern und Balken ausgedrückt, was sich wie verändert:
https://postimg.cc/gallery/xqVjC0H
Spannend ist auch der eine (1!) StKorp-Posten. Wer den wohl besetzen darf? Dann gibt es immerhin 3 mal so viele B10 (Gen/Adm) wie StKorp. Fast schon sowas wie „kritische Infrastruktur“ :-)
@Nachhaltig…
genau das meine ich ja… Tiger ist durch, Eurofighter wurde der letzte der Tranche 3 auch geliefert, NH90 ist so gut wie durch (es fehlt noch eine handvoll Maschinen), Boxer ist so gut wie durch, Puma 1. Los ist so gut wie durch…. A400M sind auch bereits knapp 2/3 der Maschinen da… der Rest wird zeitlich gestreckt… F125 ist auch größtenteils bezahlt…
diese Vorhaben haben in den letzten 5-10 Jahren knapp 70%-80% der Ausgaben für neue Beschaffungen gebunden
falls hierauf keine weiteren Lose oder Beschaffungen folgen würden hätte man im Jahr 4-5 Mrd € frei für neue Projekte… aber es macht natürlich Sinn die Mittel gleich weiter zu verplanen…
auf Puma 1. Los könnte Puma 2. Los folgen
ein 3. Los Boxer (IFV, Shorad, usw.) wäre auch Nett
auf NH90TTH folgt MH90 SeaTiger
auf Eurofighter Tranche 3 folgt die Tranche 4
auf F125 folgt 2. Los K130 -> darauf folgt dann MKS180
usw…
das lässt sich in den nächsten Jahren alles beschaffen ohne dass der Haushalt wachsen müsste…
ich will damit sagen dass im bestehenden Haushalt für Neubeschaffungen schon gewisse Mittel da sind… die man nicht nochmal OnTop auf den bestehenden Haushalt packen müsste.. damit diese neuen Projekte überhaupt bezahlt werden könnten…
46.93 Milliarden Euro, ein guter Ausblick m. M. n.
Ich würde mir aber wünschen dass in Zukunft eine Verpflichtung eingegangen wird dass aus dem Haushalt der Bundeswehr 25% in die Ausrüstung und Ablösung / Neuerwerb gehen – sonst läuft immer die Gefahr dass man das viele Geld ausgibt und dann nichts dastehen hat.
[Eigentlich gibt es ja, zusammen mit dem 2%-Ziel, die Vereinbarung in der NATO, 20 Prozent in Verteidigungsinvestitionen zu stecken… T.W.]
Was für eine Katastrophe für das Deutsche Heer. Kein einziges Großprojekt abgesichert. Noch nicht einmal die Nachrüstung des 1. Loses PUMA ist durchfinanziert. Kein 2. Los wegen fadenscheiniger Begründung (die Einsatzbereitschaftslage hat sich durch die Zielvereinbarung zwischen allen! Beteiligten inkl. HIL mehr als deutlich verbessert, trotz weiterhin fehlender Hochwertersatzteile die immer noch nicht beschafft wurden).
Nichts zu den offenen ~120 LEOPARD die bisher noch nicht einmal die Obsoleszenzbeseitigung A6A3 bekommen oder gar auf einen wirklich modernen Standard gerüstet werden.
Keine BOXER, die Beschaffungsreif gewesen wären. Keine weiteren FUCHS, weder als Ersatz für die in großer Stückzahl vorhandenen leichtgepanzerten und vor dem Nutzungsende stehenden Fz, noch neue Fz für vorhandene Fähigkeitslücken.
Stattdessen wurden im absoluten Hauruckverfahren, in der Bundeswehr Mittelfristplanung bisher nicht finanzierte, Deutsch-Französische Vorhaben durchgeprügelt (Eurofighter QUADRIGA, NH90 Sea Lion) oder stehen kurz davor (Eurodrohne). Alles um die dahinsiechende AIRBUS zu stützen, die damals en masse Ingenieure vom A400M auf den A380 gesetzt haben. Diese machen, wie schon mehrfach erwähnt den Planungshorizont und die notwendigen Verpflichtungsermächtigungen auf Jahre zu.
Nächstes Jahr folgen dann noch weitere Luftwaffen und Marine Großprojekte. Halleluja, Deutschland natürliche Luft und Seemacht und stütze für die französische Industrie.
So wird es weder eine VJTF Brigade 2023 noch eine VJTF Division 2027 geben, die annähernd aus sich selbst heraus die zugesagten(!) NATO Fähigkeiten bereitstellen kann. Kein Wunder das uns all unsere Verbündeten schon lange nicht mehr für voll nehmen.
Selbst Ungarn schafft es eine komplete MechBrigade aus deutscher Produktion vom feinsten zu beschaffen, um Ihre Zusagen einzuhalten. Allerdings EU Rechtskonform ohne Ausschreibung und ohne inzwischen tausenden von Seiten zur Vorbereitung einer Parlamentsvorlage (Nichts gegen die Budgethoheit des Parlaments, aber früher waren 25 Mio Vorlagen mit massiv weniger bundeswehrinterner selbstauferlegter Bürokratisierung vorzubereiten und durchzubringen).
@Herrn Wiegold: Vielleicht können Sie ja mal in Straußberg zu deren Einschätzung nachfragen, besonders wie jetzt VJTF 23 und 27 funktionieren soll, aber da kommt wahrscheinlich wieder nur eine inhaltslose Schönwetterantwort.
„Tranche 4 der Eurofighter“
Darf man an dieser Stelle nachfragen? Ich habe bisher auch einige Male von der Tranche 3b in Bezug auf die besagten 38 Machinen gelesen. Deshalb jetzt Verunsicherung meinerseits. Was ist offiziell?
[Let me google that for you…
https://augengeradeaus.net/2020/11/luftwaffe-bekommt-neue-eurofighter-als-ersatz-fuer-erste-generation/
T.W.]
@Ghost Bear
„Kein 2. Los wegen fadenscheiniger Begründung (die Einsatzbereitschaftslage hat sich durch die Zielvereinbarung zwischen allen! Beteiligten inkl. HIL mehr als deutlich verbessert, trotz weiterhin fehlender Hochwertersatzteile die immer noch nicht beschafft wurden).“
Ich mag mich täuschen, aber dafür gibt es meines Wissens schon eine bestehende Verpflichtungsermächtigung. Wenn die entsprechend formuliert ist, sollte die bis zum Ende der Legislaturperiode noch gelten. Dh wenn der Test im Februar die 50% erreicht, kann das BMVg die 220 Puma einfach so bestellen. Dann noch ein Nachtragshaushalt um das Erste Los auf gleichen Stand zu bringen …
Hins der 120 übrigen Leos – da war das Ziel, noch 80 weitere (A4 oder Neubauten) zu beschaffen . Ich würde denken, die werden dann alle zusammen so um um 2027 auf AX/8 (mit RM 130mm?) gebracht, so dass man dann insg 200 A7V und 200 A8 haben würde … Dann kann man später die A7 wiederum auf A9 modernisieren, falls sich das mit dem MGCS verzögert …
Aber keine neuen Boxer und Fuchs, das ist ein echtes Problem …
Very attentive from you! Thank you very much!
[;-)
T.W.]
@Obiber
Die Absicht zum Boxer als SHORAD Basisfahrzeug steht seit 2018 schon einigermaßen sicher, allerdings aus dem Bestand durch Umwidmung zu gewinnen.
https://www.hartpunkt.de/ehrgeiziger-zeitplan-erfordert-2018-umfassende-tests/
„Die Überlegungen im Heer gehen offenbar dahin, pro Kampftruppenbataillon einen Zug mit Fahrzeugen zur qualifizierten Fliegerabwehr vorzuhalten. Dabei würde dann womöglich ein Panzer-, Panzergrenadier- oder Jägerzug seine Fahrzeuge in die Umlaufreserve geben und gegen die neuen „Flak-Boxer“ tauschen“.
Folge dieses Verfahrens ist, dass dem Kernauftrag des Verbandes ein Zug fehlen wird, also eine der Kampfkompanien in der Grundgliederung bereits (-) antritt.
Der „FlakZg“ wird sicherlich ein Btl-Asset werden und aufbauorganisatorisch der VersUstgKp zugeordnet sein. Für die PzGrenBtl, träumen ist erlaubt, böte sich die Chance einer „Schwere PzGrenKp“ bei erforderlicher Rückbesinnung auf die Panzermörserei. Nun gut.
Bei 22 aktiven und vier nicht-aktiven (na) Kampftruppenbataillonen plus zwei Fallschirmjägerregimentern im Organigramm des Heeres folgt daraus ein Fehl an Kampfkraft von 28 Zügen, was etwa 9 Kampfkompanien also 3 Bataillonen entspricht. Ist das hinnehmbar? Wohl kaum.
@obiber, Nachhaltig und KPK:
Mich erinnert die Diskussion an sehr ähnliche Ideen und Diskussionen in den letzten Jahren:
https://augengeradeaus.net/2018/11/aufgestockter-verteidigungshaushalt-soll-grosse-ruestungsprojekte-ermoeglichen/
Egal ob STH, SHORAD, PzMrs, etc es ist kein Geld dafür vorgesehen also kann es nicht einfach so gekauft werden.
Der Haushalt gibt den Takt vor, alles weitere sind Ideen oder Träume.
Insbesondere die Landstreitkräfte (also nicht nur das Heer!) werden die materielle Lage bis ca. 2025 nicht wirklich weiter verbessern können, obwohl es bis dahin erhebliche Zuwächse an Material bedarf um die Zusagen im Rahmen des NDPP (Division2027) auch nur ansatzweise erfüllen zu können.
Die Grundsatzrede des Inspekteurs des Heeres gibt für 2023 und 2027 schon einen recht guten Ausblick:
https://www.bundeswehr.de/de/organisation/heer/aktuelles/landesverteidigung-ist-mehr-als-nur-abschreckung-4158574
Das Fähigkeitsprofil ist an der unzureichenden Trendwende Finanzen gescheitert.
@Positroll:
Verpflichtungsermächtigungen, die im Haushaltsjahr nicht durch Vertragsschluss im jeweiligen Haushaltsjahr genutzt werden verfallen.
Dies ist das Problem bei STH und Puma. Die zusätzlichen Leoparden hatten gar keine VE:
https://augengeradeaus.net/2019/11/haushaltsausschuss-ohne-ueberraschung-bisschen-mehr-geld-fuer-die-bundeswehr/
@Positroll
Die 130mm Panzerkanone braucht einen Autolader. Der Leopard müsste einen neuen Turm bekommen, was dann der dritte wäre. Der zweite kam mit dem A5, die zweite Kanone kam dann mit dem A6.
Rheinmetall hat das schon beim Challenger II geübt, ob der so gekauft wird weiß aber auch keiner, ist halt alles sehr teuer.
Das wird sich wohl so nie im Haushalt abbilden. Rheinmetall wird sich so einen Leopard bauen, wie das schon beim Revolution und beim Evolution der Fall war und die Autobild macht dann eine Fotoserie…
Ein Leopard 2 Evolution wäre schon phenomenal, die 130mm passt halt so garnicht ins Budget.
Man muss sich mal klar machen, was die Umrüstung, alleine von A6 auf A7V, kostet. Dafür kann man fast neue Panzer kaufen. Und das sollte man dann auch tun, weil der A6, von einigen Teilen die nicht mehr hergestellt werden mal abgesehen, noch brauchbar ist. Dann lieber etwas mehr bezahlen und die A6 auch noch haben. Die könnte man auch gen Osteuropa verkaufen.
@Memoria
Beim Puma würde ich die aber auch verfallen lassen, bevor ich da eine Unterschrift für hunderte von Schützenpanzern leiste, die einfach nicht richtig funktionieren und veraltete Komponenten an Bord haben. Diese Probleme später zu beseitigen bleibt dann wieder am Verteidigungshaushalt hängen und das wird extrem teuer, wie man bei der Nachrüstung für die VJTF sieht.
Beim Hubschrauber kamen ja die zusätzlichen Anforderungen aus dem Bundestag…
@SVD
Die Steigerung L44 => L55 => L55A1 kam nicht von ungefähr, sondern weil man sicher sein wollte, die jeweilige russische Panzerung zu durchschlagen.
Wenn wir für den Zweck mal ne 130mm brauchen, dann ist 2027 dafür auch Geld da.
Nachdem was ich gelesen habe, passt das Ding aber noch in den ggw Leo Turm, mit geringen Anpassungen für den autoloader – anders als die frz 140mm Kanone …
U.a. Stern berichtete damals bei Vorstellung der 130mm:
„Die 130mm-Waffenanlage L/51 soll diese zeitliche Lücke von mindestens zehn Jahren schließen, weil auch ältere Panzer wie der Leopard II mit ihr aufgerüstet werden können … Die bisherigen Panzerkanonen von Rheinmetall nutzten das Kaliber 120 Millimeter. Die Entwicklung einer Kanone von 140 Millimetern wurde gestoppt, weil sie sich nicht in die bestehenden Türme integrieren ließ.“
***
„Dafür kann man fast neue Panzer kaufen. Und das sollte man dann auch tun, “
Sehe ich grundsätzlich auch so. Die Dänen und Ungarn machen es vor. Die Norweger denken darüber nach.
Für nen Leo IIA9 oder Leo III könnte man dann auch ne neue maschine rein packen die bei gleicher oder mehr leistung nur 2/3 der Masse und des Raums braucht. Und sparsamer im Betrieb ist, was eine Verkleinerung des Tanks ermöglicht.
Dann wären einige Reserven für einen Generator vorhanden, der nen Laser zur Drohnenabwehr powern könnte … plus ADS … MUSS 2.0 …
So, der Club der Panzerfreunde verlegt seinen Stammtisch zur Diskussion der Details langer Rohre jetzt woanders hin.
@Positroll: Nein die seitens BMVg geplanten Mittel für das 2. Los von 3+ Mrd. €, die eigentlich in den HH Entwurf als VE für nächstes Jahr eingeplant worden wären, wurden kurzfristig in die AIRBUS Projekte umgeleitet. Die Aussage zu EBL ist damit schlicht vorgeschoben.
Das zivilie AIRBUS Geschäft ist durch die Corona Krise massiv geschädigt und über den Verteidigungshaushalt ist halt eine schnelle Stützung möglich. Man beachte die Zahlen aus dem aktuellen Griephan. Ein Vorhaben, bei dem Anfang des Jahres gar kein Vertragsschluss in 2020 vorgesehen war, sorgt jetzt für einen Mittelabfluss(!) von 660 Mio. noch in 2020 an AIRBUS und das wenige Monate nach Vertragsschluss. Das ist schon eine tolle Lieferleistung (Wer Ironie findet kann Sie behalten). Positiver Nebeneffekt für das BMVg endlich eine unerhoffte Vollausgabe in 2020.
Dafür wird halt das Heer und die deutsche Landsystemindustrie geopfert und das bei einem Sts Ausrüstung aus den Panzertruppen des Heeres.
Trennung
@KPK: Die „qualifizierte Fliegerabwehr“ ist ein Skandal in the making, durch die Festlegung auf die Kongsberg/Hensoldt Lösung und gegen die KMW/Rheinmetall Lösung kann mit vier Fahrzeugen nur ein Bereich von 300m statisch(!) geschützt werden, da Kongsberg/Hensoldt nur eine 120° Radar Überwachung angeboten hat und eine Bekämpfung aus der Fahrt ist bei beiden Modellen unmöglich. Nicht dass das andere Angebot Leistungsmäßig wesentlich besser war was die Bekämpfungsreichweite angeht (+50-100m) aber zumindest war eine 360° Radarabdeckung gegeben. Für die Roundabout 50 Mio die der Mist mit den 10 Fz am Ende mindestens kosten wird hätte man locker 2-4 Skyranger inkl. Fertigentwicklung beschaffen können, auch wenn diese wahrscheinlich erst für die VJTF 2027 bereitgestanden hätten. Aber laut Aussage InspH in seiner letzten Rede wird auch die jetztige Lösung nunmehr zu spät für die VJTF23 kommen.
Geiz ist halt nicht immer Geil und Offsetüberlegungen für den U-Boot Deal der Marine an die norwegische Staatsindustrie sind auch nicht hilfreich.
Die eigentlich hier oft diskutierte und auf der Hand liegende Lösung Skyranger BOXER wurde durch eine unheilige Allianz aus Luftwaffe, BAAINbw und anderen erfolgreich verhindert und findet in der AWE NNBS wohl keine Berücksichtigung, stattdessen IRIS-T vs. alles inkl. 1000€ Drohnen. Da hilft auch kein Berg Karabach Fanal, da das System unfähig ist Fehler zuzugeben und umzusteuern. Von der Entscheidungsmatrix der Ministerin im nächsten Jahr erhoffe ich mir da, außer weiterer Verzögerungen notwendiger Beschaffungen nichts.
Für den Gesamtüberblick hier noch ein Hinweis:
https://www.cducsu.de/presse/pressemitteilungen/bundeshaushalt-im-zeichen-der-corona-pandemie
Die Bundespolizei hat übrigens 1,2 Mrd Verpflichtungsermächtigungen für neue Transporthubschrauber erhalten.
Der Verteidigungshaushalt wurde auf die Unterstützung von Airbus ausgerichtet. Es fehlt schlichtweg der politische Wille alle anderen relevanten Vorhaben zur Erreichung des Fähigkeitsprofils zu finanzieren.
Vor Corona versteckte man sich hinter der Schuldenbremse. Nun werden in erheblichem Umfang neue Schulden aufgenommen, aber eben mit anderen Prioritäten.
Das BMVg kann aber deutlich weniger als andere Ressorts „auf Sicht“ fahren.
Die gesamte Planung basiert auf einer mehrjährigen Finanzierung über Verpflichtungsermächtigungen.
Da diese nicht zur Verfügung gestellt werden (s.o.), müssen Vorhaben gestrichen, geschoben und gekürzt werden.
Deswegen brachte die Ministerin ja auch eine Art Programmgesetz in die Diskussion. Dieser Vorschlag soll jedoch nur davon ablenken, dass die Union der Bundeswehr – entgegen aller Beteuerungen – nicht wirklich eine Priorität einräumt.
Auch ohne Programmgesetz können die Koalitionsspitzen entsprechende Prioritäten setzen und haushalterisch absichern. Das muss man aber wirklich wollen und die Konsequenzen politisch aushalten. Das ist aber offenbar zu unangenehm.
Im Ergebnis wird die Bundeswehr in den kommenden 5 Jahren weitere Fähigkeiten verlieren und die Zusagen an die NATO (NDPP) noch weniger erfüllen können. Die Aktivitäten in der EU sind da nur eine weitere Nebelkerze:
https://www.eu2020.de/eu2020-de/aktuelles/pressemitteilungen/akk-strategischer-kompass-videokonferenz-bedrohungsanalyse/2418888
Die hier stets beliebten Debatten über einzelne Systeme und deren mögliche Ausprägung à la „Wünsch-Dir-was“ helfen da nicht weiter, sondern ignorieren das dahinter liegende Problem.
Wenn die Schuldenbremse ab 2022 wieder schrittweise angewandt werden soll, dann ist die logische Konsequenz zur Reduzierung der Neuverschuldung und Tilgung der Schulden die massive Begrenzung der Verpflichtungsermächtigungen.
Genau dies trifft dann erneut das BMVg besonders hart. Eine ähnliche Phase vor 10 Jahren bezeichneten sogar die politischen Verantwortlichen in der Rückschau als „kaputt sparen“.
Nun droht sehr Ähnliches – in erheblich größerer Dimension.
@Ghost Bear
Sie schrieben: „ So wird es weder eine VJTF Brigade 2023 noch eine VJTF Division 2027 geben, die annähernd aus sich selbst heraus die zugesagten(!) NATO Fähigkeiten bereitstellen kann. Kein Wunder das uns all unsere Verbündeten schon lange nicht mehr für voll nehmen.“
Hat der InspH am 04.11. beim digitalen Förderkreis des Heeres ja auch schon eingeräumt. 2023 wird es keine aus sich selbst heraus aufgestellte VJTF Brigade geben.
Quelle ESUT vom 06.11.20
@Memoria: Klasse Kommentar, danke!
@Memoria:
„ Die Bundespolizei hat übrigens 1,2 Mrd Verpflichtungsermächtigungen für neue Transporthubschrauber erhalten.“
laut ihrem link sind es sogar 1,6 Mrd €
dafür bekommt man aber eine Menge Helikopter…ich würde mal behaupten man könnte die ganze Flotte der Bundespolizei erneuern…
ein neuer H215 kostet ca 20 mio…eine neuer h145m ca 10 mio
dh man könnte 50 neue h215 und 60 neue h145m von dem Geld kaufen :-)
vllt leiht die Bundespolizei der Bundeswehr dann ja ein paar Maschinen aus ;-)
Hallo @ all!
Was verbirgt sich hinter den Maritimen Beschaffungen ?
Betriebswasser…. ?
Waren nicht neue Betriebsstofftanker, Flottendienstboote ect. geplant ?
Kann man da eine geneuere Aufsellung erhalten ?
@Gorgon Stare
Das die VJTF 2023 nicht wirklich ausgestattet werden kann, ist natürlich schon länger bekannt.
Aber es gibt deswegen keinen Kurswechsel.
Stattdessen immer neue Ankündigungen:
https://augengeradeaus.net/2020/11/sicherheitspolitische-grundsatzrede-von-akk-new-deal-mit-den-usa-verzicht-auf-grosse-ruestungsprojekte/
Auf was nun wirklich verzichtet werden soll, fehlt erneut die Antwort.
Aber es scheint ja noch nichtmal in der Fachwelt zu stören, dass die Zusagen an Verbündete und die eigene Truppe wiederholt (!) nicht erfüllt werden.
Die Rechnung dafür wird es aber eines Tages geben. Da so extern und intern erheblich Vertrauen zerstört wird.
@Michael Roleff
Laufende/Anlaufende Marinebeschaffungen sind so weit ich weiß nur MKS180 und 2. Los K130.
@Memoria Klasse Kommentar. So hab ich die Sache bisher nicht betrachtet. Insbesondere der Airbus-Part. Sehr aufschlussreich.
F125, Sea Lion und Sea Tiger sind ebenfalls laufende Beschaffungen der Marine.
@Ghost Bear
Ich verstehe nicht, wie Sie in einem Atemzug die Regierung dafür kritisieren können, Airbus Geld für halbgare Produkte in den Rachen zu werfen, aber zugleich ein zweites Los SPz Puma fordern, nachdem das System wieder einmal seine Einsatzreife nicht unter Beweis stellen konnte.
Gewiss hat es Verbesserungen gegeben (wie übrigens auch bei den Airbus-Drehflüglern); aber die reichen eben nicht aus. Und obwohl ein größeres Investitionsvolumen zugunsten des Heeres zweifellos wünschenswert gewesen wäre, sind die gesetzten Prioritäten doch auch in der Sache nicht krass falsch.
Der Bedarf des Heeres muss zu einem Gutteil nicht mehr ausentwickelt werden. So muss man einen Boxer mit Lance-Turm einfach nur bestellen. Sind Produktionskapazitäten frei, stehen die ersten Fahrzeuge achtzehn Monate später auf dem Kasernenhof. Ein Projekt wie FCAS hingegen nimmt gut und gerne drei Jahrzehnte in Anspruch.
Was unsere Verbündeten angeht … die nehmen uns in der Tat nicht ernst, aber keineswegs unserer Ausrüstungslage wegen. Wenn man etwa der hier von mir schon einmal zitierten RAND-Studie Glauben schenken darf, sieht es z.B. bei der British Army noch übler aus als beim Deutschen Heer.
Deutschlands Achillesferse in seinen internationalen Beziehungen ist vielmehr das Fehlen einer kohärenten geopolitischen Strategie und der Wille, diese Strategie nötigenfalls auch gegen innenpolitische Widerstände durchzusetzen.
@Michael Roleff:
Die Marine plant eine umfassende Modernisierung:
https://www.dmkn.de/marineruestung-2/
Abgesehen von den vertraglich gesicherten Themen, ist auch hier die Finanzierung unklar und steht in natürlicher Konkurrenz zu anderen milOrgBer.
@muck: gutes Kommentar….die meisten Dinge die für die Division 2027 und 2032 benötigt werden sind fertig entwickelt… abgesehen von Shorad… oder gewissen Digitalisierungs/Vernetzungskomponenten…
was man braucht ist einfach weitere Lose von bestimmten Produkten…. und rechtzeitiger Zulauf, so dass noch Ausbildung damit stattfinden kann…
vom Puma würde ich auch erst das 2. Los beauftragen wenn der Nachweis der Tauglichkeit zu 100% erbracht worden ist… so viel Zeit muss sein…
viele Bestandteile der Division 2027 wurden auch schon beauftragt… u.a. viele, viele LKW für die Logistik, Brückenlege- und Bergepanzer, KWS für Leopard 2, KWS für 44 PUMAs inkl Integration MELLS…. zur Zeit werden die Munitionsbestände gefüllt…ausreichend Fuchs 1A8 und Boxer sind auch da Hubschrauber (Tiger und NH90 sollten auch ausreichend vorhanden sein) … hier fehlen nur noch kleine Stellschrauben … die Integration und die Ausbildung/Übung mit dem neuen Gerät….
für die Division 2027 ist auch alles in ausreichender Stückzahl da… wobei weitere 44 Puma eine KWS erfahren müssen…
für die 3 Divisionen 2032 sieht das natürlich noch anders aus… da müssen noch ein paar Lose nachgelegt werden… außerdem muss SHORAD fertig entwickelt werden und vollumfänglich zulaufen…
allgemein sollte die BW mal darüber nachdenken ob man für die TSK fixe Beschaffungsbudgets pro Jahr vergibt?!
die Marine bekommt 2 Mrd € für Neuanschaffungen (Schiffe und Fluggerät)
die Luftwaffe bekommt 3 Mrd € (für Flugzeuge, Luftabwehr)
das Heer bekommt 3 Mrd € (für Kampfahrzeuge, Helis, usw)
Logistik und Sanitäter bekommen 1 Mrd
wenn die Budgets nicht ausgeschöpft werden kommt alles in einen gemeinsamen Topf
@obibiber:
„für die Division 2027 ist auch alles in ausreichender Stückzahl da…“
Diese Behauptung widerspricht den Aussagen des Inspekteurs des Heeres bei seiner FKH-Grundsatzrede.
Vielleicht sollten sie ihre (erneut) auf Teilaspekten beruhenden Bewertungen mal in Frage stellen?
Egal ob Führung, Logistik, Fahrzeuge, etc die Division ist eine große Aufgabe – zumal die VJTF 2023 nicht wie versprochen funktioniert.
Aber auch da hatten wir ja bereits vor 2 Jahren unterschiedliche Ansichten.
Siehe link weiter oben.
@obibiber
Sie schrieben: „allgemein sollte die BW mal darüber nachdenken ob man für die TSK fixe Beschaffungsbudgets pro Jahr vergibt?!“
– Zustimmung. Aber dazu wird es schwerlich kommen, denn dafür müsste das Verhältnis zwischen Teilstreitkräften und Organisationsbereichen erst einmal ernsthaft austariert werden … und überhaupt: Wie könnte man entscheiden, welche TSK Priorität erhalten soll, ohne eine kohärente Sicherheitsstrategie formuliert zu haben?
Bislang (und leider auch auf absehbare Zeit) gibt es lediglich technische Bedarfspläne, die diese Frage nicht beantworten können, und ein Weißbuch, das sich ein bisschen wie das Gebet von jemandem ausnimmt, der bloß alle Jubeljahre in die Kirche geht: Es stehen lauter wunderbar wolkige Absichtserklärungen drin, aber verinnerlicht hat den Inhalt selbst der Autor nicht.
Darf ich zwei Fragen zur Haushaltssystematik stellen?
1. Aus obigem Post:
„Die Ergebnisse im Überblick (Veränderungen unter 50 Millionen Euro sind nicht aufgelistet; die erste Spalte ist die Veränderung bei den Ausgaben, die zweite die bei den Verpflichtungsermächtigungen für die nächsten Jahre):“
Was heißt das bei „Beschaffung NATO-Hubschrauber 90 – 1.548“?
Im Haushaltsgesetzentwurf waren noch 1,5 Mrd Euro mehr Verpflichtungsermächtigungen enthalten? Und die wurden erst in der Bereinigungssitzung kassiert? D.h. es gibt in den kommenden Jahren weniger Geld für NH90 als geplant?
Oder bezieht sich das auf ältere Planungen und die 1,5 Mrd Euro werden in 2021 fest verbucht, so dass die Gelder aus den Verpflichtungsermächtigungen (VE) herausfallen?
2. Eine etwas kompliziertere Frage bezogen auf den Entwurf des Haushaltsgesetzes (S. 2360):
http://dipbt.bundestag.de/dip21/btd/19/226/1922600.pdf
Dort ist eine Übersicht der VEs gegeben. Allerdings verstehe ich in der 3. Spalte nicht die Zeilen a), b) und c).
So steht bei Zeile „551 19 – Taktisches Luftverteidigungssystem“ nichts in den Zeilen a) und c), in Zeile b) stehen aber locker 7 Mrd. Euro als VE. Könnte das jemand (vielleicht @Memoria :-) ) erklären?
Danke!
@K.B.:
Danke für die Nachfrage.
Es freut mich immer, wenn man hier über Fakten sprechen kann.
Beide Themen beruhen auf einem Thema. Verpflichtungsermächtigungen (VE) sind ja ein Hilfskonstrukt zur Realisierung überjähriger Ausgaben.
Im ersten Fall findet der Vertragsschluss früher statt als geplant und somit sinken auch die Bedarfe für VE im Folgejahr. Ähnliches gilt übrigens bei Quadriga.
Bei TLVS wurde für 2020 ein Vertragsschluss vorgesehen (unter b) VE 2020). Die VE verfallen jedoch im laufenden Haushaltsjahr bei Nichtverwendung und müssten für 2021 unter c) neu angemeldet werden.
Die Kategorie b) ist also nur informativ zu verstehen.
Lange Rede kurzer Sinn:
TLVS hat kein Geld.
Auch nicht nach den Haushaltsberatungen.
Bin daher gespannt wie die Diskussion um Luftverteidigung bald weiter gehen soll.
Ohne Moos nix los.
@muck: Es ging jetzt ja gar nicht nicht um eine Entscheidung pro oder contra PUMA, sondern die Ermöglichung einer solchen Entscheidung im nächsten Jahr. Ohne VE´s ist aber keine Entscheidung pro PUMA möglich, sondern nur contra, egal ob der PUMA seine Ziele erreicht oder nicht. Daher ist die Einlasung der Ministerin hierüber werde man im Februar sprechen meiner Einschätzung nach eine Nebelkerze, da es kein Geld on top geben wird, nachdem der Haushalt nunmehr verabschiedet wird.
Zu letzterem, der MARDER ist inzwischen 50 Jahre alt (älter als der TORNADO und die LW flog Starfighter) und seit ca. 30 Jahren veraltet da notwendige Kampfwertsteigerungen (insb. stabilisierter 30 mm KUKA Turm) aus Gründen der Friedensdividene nie gerüstet worden sind. Es ist absolut unverantwortlich das nunmehr mindestens bis in die tief in die neue Legislatur 4 Bataillone weiterhin hiermit ausgerüstet seien werden, während bei der Luftwaffe 14 Jahre alte Kampfflugzeuge ausgetauscht werden, weil angeblich der Prozessor obsolet ist. Dies obwohl die Luftwaffe im Bereich Jagdflugzeug wohl das einzige Waffensystem in den TSKs hat, das in größerer Stückzahl als für den Auftrag benötigt werden zur Verfügung steht.
Zu guter letzt hat der VJTF PUMA dem Vernehmen nach inzwischen alle Hürden zur Erteilung einer vollumfänglichen GeNu genommen, die Verkündung wurde aber geflissentlich auf nach dem Ende der Haushaltsberatungen geschoben.
Man kann ja gerne deutsch französische Industriepolitik betreiben, dass ist der Primat der Politik, aber dann soll man sich doch bitte ehrlich machen und keine vorgeschobenen Argumente präsentieren. Die Konsequenz ist allerdings, dass das Heer nicht in der Lage ist seinen Verfassungsauftrag der Landes- und Bündnisverteidigung zu erfüllen. Nicht nur aber auch wegen den fehlenden Entscheidungen zum PUMA (siehe meinen ersten Post, es gibt noch andere Großbaustellen aber die Panzergrenadiertruppe ist wohl z.Z. die größte).
@obibiber: Ohne VE´s kann aber nichts von den beschaffungsreifen Heeressystemen bestellt werden und bzgl. der Neusysteme: Von der Stange hat die Bw noch nie gekauft, da mindestens die Anpassung an DEU Normen zwingend ist, siehe Katastrophen im Bereich unbemannt fliegendes Gerät.
Leider kein wirklicher Fortschritt im Verteidigungshaushalt.
Dafür ist einfach zu viel offen, das nun nicht eingeplant wurde.
Stützung der Wirtschaft schön und gut, solange beide Seiten davon profitieren.
Wenn es aber zu Lasten anderer Beschaffungsvorhaben geht, führt das mittelfristig nur zu neuen Problemen – wovon man wahrlich genug hat.
Sinn macht eine Stützung der Wirtschaft deshalb nur mit separat zur Verfügung gestellten Mitteln.
Man sollte sich vielleicht auch mal die Frage stellen, warum es Airbus so schlecht geht.
Die Antwort ist offensichtlich.
Die Menschen reisen nicht mehr und deshalb werden auch keine entsprechenden neuen Reisemitteln mehr benötigt.
Doch man sollte auch bedenken, wen das sonst noch betrifft.
Besonders der deutsche Schiffbau hat sich in der Vergangenheit stark auf Kreuzfahrtschiffe spezialisiert und das sehr erfolgreich.
Doch in der Branche sieht es ähnlich aus, die Auftragsbücher sind leer.
Nach dem was alles bei der Marine zur Erneuerung ansteht, sowie man ja eigentlich überall einsieht, dass die heutige Marine in ihrer Größe nicht mehr für die gewünschten Aufgaben ausreicht, wäre hier eine wirklich sinnvolle Stützung der Wirtschaft möglich.
Fatal finde ich allerdings die Außenwirkung dieser Haushaltspolitik.
Sie zeigt unseren Partner, wir nehmen Sicherheit nicht ernst.
Besonders für unsere östlichen Partner ein denkbar schlechtes Zeichen, ist deren Bedürfnis nach Sicherheit doch elementar.
Noch dazu gibt es hier für verschiedene Nationen immer einen Vorwand, bei anderen europäischen Vorhaben nicht mitzumachen.
Deutschland hält sich ja auch nicht an NATO oder EU Absprachen (so kreativ die Ausreden auch sind), so gibt es doch einen Vorwand bei Themen wie z.B. der Aufnahme von Flüchtlingen oder dem Umweltschutz selbst nicht mit zu machen.
Ich möchte das wahrlich nicht zu einer übergreifenden politischen Diskussion werden lassen.
Doch Sicherheitspolitik ist auch nur ein Element von vielen aus dem politischen Spektrum.
Es gibt viele gute Konzepte seitens des BMVg, aber diese müssen auch mit Leben gefüllt werden.
Und dazu brauch es entsprechende Mittel im Haushalt (am besten planbar, das ist eine andere Debatte).
Siehe Framework Nation Concept – doch wo nichts ist, kann sich auch niemand anlehnen.
Bestes Beispiel ist hier das Lieblingsthema des Hausherrn, TLVS.
[Also, von meinem „Lieblingsthema“ würde ich da nicht sprechen – es ist nur von den Dingen, die in der Betrachtung sind, finanziell zunächst mal der dickste Brocken… T.W.]
@Memoria: „„für die Division 2027 ist auch alles in ausreichender Stückzahl da…“
Diese Behauptung widerspricht den Aussagen des Inspekteurs des Heeres bei seiner FKH-Grundsatzrede.
Vielleicht sollten sie ihre (erneut) auf Teilaspekten beruhenden Bewertungen mal in Frage stellen?
Egal ob Führung, Logistik, Fahrzeuge, etc die Division ist eine große Aufgabe – zumal die VJTF 2023 nicht wie versprochen funktioniert. “
was fehlt Ihnen denn noch konkret zur VJTF 2023? bzw zur Division 2027?
klar… der Puma hat seine Einsatzreife angeblich noch nicht zu 100% nachgewiesen… aber das ist denke ich nur noch eine Frage der Zeit… falls nicht stehen ausreichend modernisierte Marder parat…
für Shorad wird es zunächst für VJTF2023 eine Übergangslösung auf Basis Boxer mit 10 Fahrzeugen geben… die richtige Lösung muss für die Division 2027 noch beschafft werden…
welche Systeme fehlen sonst noch? bitte nennen Sie doch mal 5 große offene Baustellen diesbezüglich? was noch nicht irgendwie in der Pipeline ist?
meiner Meinung nach bekommen wir für die Division ausreichend moderne Systeme zusammen…
für die 3 Divisionen 2032 laut Planung sieht es natürlich anders aus… da fehlt schlicht Masse… da man letztendlich alles der Division 2027 mal 3 benötigt… das wird Geld Kosten und auch gewisse Weichenstellungen in den nächsten 2-3 Jahren erfordern…
bei den Landsystemen kann man aber auch deutlich schneller, ohne viel Vorlaufzeit, Planung und riesen Budget neue Systeme beschaffen… selbst bei neu-entwickelten Systemen ist das so… 80-90% der Systeme für die Division 2027 oder die 3 Divisionen 2032 sind aber schon fertig entwickelt und teilweise schon im Zulauf… hier bedarf es „nur“ weiteren Losen an Fahrzeugen… abgesehen von SHORAD…
bei Marine oder Lufteinheiten ist dies nicht so einfach möglich… Neuentwicklungen dauern hier deutlich länger … und bedürfen erheblich mehr finanzielle Mittel und Vorlaufzeit…
schwierig ist es auch bei internationalen/europäischen Beschaffungsvorhaben… hier bedarf es zwecks Planbarkeit entsprechenden VEs … bei rein nationalen Vorhaben kann man da etwas spontaner und nicht mit 10 Jahre im Voraus planen…
@obibiber:
„bitte nennen Sie doch mal 5 große offene Baustellen diesbezüglich?“
1. Gefechtsstände, Funk, BMS
2. Divisionstruppen (Art, Pi, Fm, Log)
3. Qualitativ ausreichende Unterstützung durch andere OrgBer
4. Munition
5. Ausbildungsmöglichkeiten
Eine Division ist halt mehr als die Ansammlung von Fahrzeugen.
Auch wenn diese weitgehend fertig entwickelt sein mögen, diese müssen in der notwendigen Stückzahl mit ausreichend Vorlauf vorhanden sein.
Wenn sie es mir schon nicht glauben, dann vielleicht dem Inspekteur des Heeres?
Die Division 2027 ist alles andere als ein Selbstläufer, ebenso wie die VJTF 2019 und 2023.
Uch empfehle einfach mal den Fokus mal auf einen Systemverbund zu legen und weniger auf einzelne Fahrzeuge.
@Memoria
Stehen bei der Div2027 denn überhaupt schon Gliederung und Stationierungsorte fest? Und woher soll das Personal (insb. das mit Mangel-ATN) kommen?
@Thomas Melber:
Noch sind wohl noch nicht alle Vorbereitungen abgeschlossen.
Etwas Hintergrund findet sich bei ESuT.de („Ausblick auf die Division 2027“).
Die strukturellen Grundlagen wird man jedoch bald schaffen müssen.
Im Kern handelt es sich aber um die 1. PzDiv, die aber bspw. auf die ganze Artillerie der Bundeswehr zurückgreifen müsste.
So viel zum Handlungsbedarf.
Wo dann wer stationiert wird, ist aus meiner Sicht nachrangig.
40 Beiträge und noch kein Kommentar dazu, dass der Verteidigungsetat mit 47 Milliarden Euro der zweitgrößte Posten im gesamten Haushalt ist und es trotzdem nicht reicht, um eine Armee zu unterhalten und die LV/BV zu gewährleisten. Der Steuerzahler gibt für Verteidigung alleine so viel aus wie für Gesundheit, Bildung und Forschung zusammen. Und trotzdem reicht es nicht.
Und da muss ich mich fragen, warum wir für 6 Milliarden Euro nur lächerliche 350 Schützenpanzer bekommen, die nicht rollen. 17 Millionen EUR pro SPz. Das sieht gut aus, wenn man einen Puma vor die 17(!) Villen stellt, die man dafür hätte bauen können. 17 Ferraries für die Generäle der BW. Ein Puma oder eine neue vollausgestatte Schulen für unsere Kinder (nur ein paar plakative Beispiele). Für EINEN SPz.
Beim Tiger (30 Mio pro Stück) und beim EF (100 Mio – so viel wie für die F35, die wenigstens für den Preis einzigartig ist) kann man die gleiche Rechnung aufmachen. Noch solche Milliardengräber. Oder Sturmgewehre die über 10k(!) EUR pro Stück kosten sollen.
Was ist da seit 1990 passiert? Da warens noch umgerechnet 30 Mrd Euro für 350Tsd. Soldaten und Waffensysteme ohne Ende. Die Wehrpflicht alleine kanns nicht gewesen sein.
Für mich als Laien sieht das schwer danach aus, dass da gewisse Firmen einen wahnsnnigen Reibach machen und den Steuerzahler und die Soldaten dafür bluten lassen. Digitalisierung hin oder her. Life Cycle cost hin oder her, Eine Vervielfachung der Preise für Systeme ist für mich kaum erklärbar. Sieht eher – man verzeihe mir die Phrase – nach Vergemeinschaftung der Risiken und Privatisierung der Gewinne aus.
Die Bundeswehr wird auf absehbare Zeit weniger Geld bekommen. Wer in der Verantwortung ist, muss jetzt dafür sorgen, dass wir aus weniger mehr machen. Und dazu gehört dann auch die Strukturen aufzubrechen, die dafür sorgen, dass da Milliarden systematisch verbrannt werden. Mehr Geld in das Schwarze Loch kippen kanns nicht sein.
@Memoria: Die verlinkten Artikel „Ausblick auf die Division 2027“ und „Grundsatzrede des Inspektors des Heeres“ beschreiben bereits gut die Themenfelder, die es zu bearbeiten gibt. Das stützt aber noch nicht Ihre Aussage: „Im Ergebnis wird die Bundeswehr in den kommenden 5 Jahren weitere Fähigkeiten verlieren und die Zusagen an die NATO (NDPP) noch weniger erfüllen können.“ Es mag sein, dass bestimmte Ausrüstungen nicht rechtzeitig kommen werden, aber bei seit fünf Jahren stetig und überproportional steigendem Budget (nominell, real, relativ zum BIP, was immer sie wollen) davon zu reden, dass die Bundeswehr weitere Fähigkeiten verliert, ist auf jeden Fall zu einseitig. Das Zielprofil der Division 2027 liegt deutlich über dem, was das Heer heute kann. Meinen Sie allen Ernstes, dass das Heer 2027 über weniger Fähigkeiten verfügen wird, als heute? Wo sind denn heute die Divisionsstände, die einsatzfähigen Schützenpanzer, die 325 Leos? Über wieviel Artillerie verfügen wir heute?
Allerdings fände ich es auch sinnvoll, wenn jetzt mal die Shopping List für die Division klar auf den Tisch gelegt würde und man somit eine echte Referenz für die Diskussionen hier hätte.
Welche und wieviel Artilleriesysteme für die Divisionsartillerie?
Welche und wieviele Light Recce/Attack Helikopter?
Welche und wieviele Aufklärungsmittel?
@D.F.
Ohne jetzt das Budget, die Geldverschwendung, oder das Bmvg verteidigen zu wollen:
Es macht natürlich einen Unterschied ob ich 2000 oder 350 Schützenpanzer bestelle. Auf den Stückpreis werden die Entwicklungskosten gelegt, die beträchtlich sind.
Auch darf man nicht vergessen, dass wir 1990 noch eine Wehrpflichtarmee hatten.
Fakt ist: Es muss etwas passieren. Mit fast 50 Mrd € muss man Streitkräfte aufstellen (können), die voll ausgerüstet sind, und in der Lage sind Deutschland zu verteidigen.
Projekte wie der Boxer stimmen zuversichtlich. Hier gibt es hohe Stückzahlen, da es mehrere Käufer gibt. Das wurde beim Puma verpasst. Aus welchen Gründen auch immer.
@Nachhaltig:
Der Aufwuchs des Haushaltes bedeutet nicht gleichzeitig, dass damit alle Probleme gelöst sind.
Es ist weiterhin zu wenig Geld für alle Ideen vorgesehen:
https://augengeradeaus.net/2020/10/sicherheitshalber-der-podcast-folge-34-militaerische-nutzung-von-neurotechnologie-die-nato-2-oder-wieviel-prozent-haetten-sie-denn-gern/#comment-351237
Mit dem Entscheidungen zum HH 2021 und dem Finanzplan bis 2024 kommt weiterer Druck auf das System.
Mit Blick auf die Fähigkeiten und dem drohenden Verlust:
Es gibt einen erheblichen Bedarf für den Erhalt von Fähigkeiten.
Diese sind zahlreich und kosten Geld.
Die Division 2027 enthält eigentlich alle der bestehenden oder aufkommenden Obsoleszenzen in der Dimension Land (Funk, Gefechtsstände, Nachtsicht, Nachtkampf, Handwaffen, Panzerabwehr, Bekleidung, Mobilität, Elektronik von Fahrzeugen, Sensorik aller Art, etc).
Für die bereits jetzt längst überfällige Modernisierung dieser Systeme wird in der Breite nicht ausreichend Geld vorhanden sein und die Fähigkeiten werden entsprechend verloren gehen.
In einer Zeit in der eigentlich wieder auf Divisonsebene ausgebildet werden soll. Wenn jedoch schon auf Einheitsebene erhebliche Lücken sind, dann wird es eben immer schwieriger zielgerichtet auszubilden.
Die Diskussion hier zeigt mir einmal mehr, dass die Komplexität der Landstreitkräfte oftmals nicht verständlich ist. Es geht um mehr als die Anzahl von SPz und KPz.
Ich würde es daher auch befürworten, wenn es zur Division2027 eine deutlichere Kommunikation geben würde. Jedoch scheint das BMVg hieran kein echtes Interesse zu haben.
Hier mal noch ein Versuch verschiedene parallele Diskussionen zu verknüpfen:
https://augengeradeaus.net/2020/11/sicherheitspolitische-grundsatzrede-von-akk-new-deal-mit-den-usa-verzicht-auf-grosse-ruestungsprojekte/comment-page-2/#comment-354373
Grundsätzlich will man halt weiter „mehr Verantwortung“ übernehmen, im Rahmen der NATO und der EU.
Wobei die damit verbundenen Kosten nicht mitgetragen werden.
Die Union und die SPD wollen dabei jedoch an einer Arbeitsteilung festhalten, die das Kämpfen anderen überlässt. Diese Arbeitsteilung kennen nur leider die Verbündeten nicht.
Die Grünen wiederum wollen sich an robusten Einsätzen mit Frankreich beteiligen und in die Bundeswehr gezielt investieren.
Im Ergebnis helfen all die vielen Ideen nicht, wenn es an einem klaren Ziel, einem Plan zur Umsetzung und den notwendigen Finanzen und dem Personal fehlt.
Die Division 2027 könnte hier ein echter „Ruck“ sein. Außen-, sicherheits- und verteidigungspolitisch also ein klares Signal. Solange diese Fragen nur sehr zurück haltend kommuniziert werden, kann es auch keinen Ruck geben.
Stattdessen geht dann alles seinen bürokratischen Gang – Misserfolg vorprogrammiert.
@TW
Ich wollte ihnen keine Affinität unterstellen, auch wenn meine Aussage auf außenstehende diese Wirkung haben mag ;-)
Es war mir eher, aufgrund ihrer bisherigen sehr interessanten Berichte zu diesem Thema, ein passendes Beispiel.
Die Gründe dafür sind nachvollziehbar.
Hab mal die Verteidigungshaushalte 2016-2021 verglichen. Was auffällig ist, dass für Betrieb/Erhalt/Personal/Versorgung jeweils um die 70% des EP14 vorgesehen waren/sind, während für RüInvest/Beschaffung zwischen 13-15% vorgesehen waren/sind.
Ok, dass ist jetzt keine neue oder überraschende Info, aber wie sollen bei einer solchen Verteilung bei erwartbar ähnlicher Entwicklung des HH wichtige Projekte des nächsten Jahrzehnts gestemmt werden (STH, Nachfolge Tornado, TLVS, FCAS Anschub, MGCS Anschub, DIV 2027, Puma 2.0, Nachfolger Flottendienstboote/MPA/Betriebsstofftanker, U212 CD, Battle Management Sys, MKS, Eurodrohne, und und und und) ???
Der Eckwertebeschluss der Bundesregierung zum Regierungsentwurf des Bundeshaushalts 2021 und zum Finanzplan 2020 bis 2024 spricht von einem nahezu gleichbleibenden EP 14 bis 2024.
Wie soll die Bundeswehr die dringend notwendigen Beschaffungen damit stemmen? Bleibt es dabei, wird es ein bitteres Erwachen geben.
Klingt mir also nach einem ganz gewaltigen Kassensturz, der vor der Haustür steht.
@Gorgon Stare:
Gute Zusammenfassung der Situation.
Hier noch ein paar Fakten dazu:
https://augengeradeaus.net/2020/10/sicherheitshalber-der-podcast-folge-34-militaerische-nutzung-von-neurotechnologie-die-nato-2-oder-wieviel-prozent-haetten-sie-denn-gern/#comment-351254
Man kann sich natürlich fortlaufend über Einzelthemen empören (in Politik und Medien sehr beliebt) oder man macht mal einen Schritt zurück, um den Wald vor den einzelnen Bäumen zu sehen.
Dann sieht man – wie sie es anmerken:
So kann das nicht funktionieren.
Jedoch schafft es besonders die Union sehr gut vom dieser naheliegenden Bewertung abzulenken.
ich denke hier wird wie immer zu viel Schwarzmalerei betrieben… ein bisschen Optimismus tut auch manchmal gut ;-)
klar ist… die VJTF2023 wird die eine oder andere Lücke aufweisen… oder Gerät von anderen Einheiten einsetzen müssen… letztendlich wird sie doch trainiert und einsatzbereit sein… und das mit >90% moderner Ausrüstung…
gleiches gilt auch für die Division 2027… klar sind hier in den nächsten 6 Jahren noch ein paar Kraftakte nötig… aber es ist auch echt schon viel auf den Weg gebracht… und 6 Jahre sind noch ziemlich lang um den Rest hinzubekommen… klar müssen die Mittel hierfür noch etwas ansteigen… 2-3 Mrd € mehr pro Jahr für die Beschaffung reicht da aber aus
bzgl des Vergleichs der V-Haushalte 2016-2021 … wenn die Steigerung sich in den nächsten 5-6 Jahren so fortsetzt dann reicht das Dicke… schauen sie mal was hier an zusätzlichen Mitteln dazugekommen ist… und die Eckwertbeschlüsse der letzten Jahre sah IMMER so aus dass eine Steigerung nicht vorgesehen war… und trotzdem gab es immer ein paar Milliarden mehr… wenn ich die Steigerung bis 2026 weiter zeichne dann sind wir bis dahin locker über 55 Mrd
klar wird es am Ende nicht für jedes Großprojekt reichen… aber für mehr als 90% davon schon…
wenn das Geld jetzt an der einen oder anderen Stelle noch intelligenter ausgegeben wird… dann reicht es auch für 100% der Vorhaben
„dringend notwendigen Beschaffungen“
ist alles relativ
Dass „Betrieb/Erhalt/Personal/Versorgung“ ca 70 % des Haushaltsvolumen ausmacht, finde ich konsequenterweise logisch und vernünftig, so sind doch gerade die Personalausgaben bei einem Industrieland aus den TOP 10 immer hoch.
Ob dann die Betriebskosten vielleicht zu hoch sind (zum Beispiel Eurofighter), ist eine andere Frage – aber zumindest wird nicht einfach gekauft und dann beim Betrieb (weniger Übung/Ausbildung) und Erhalt gespart und die Sachen stehen sich kaputt.
Vielleicht sollte man sich mal fragen wieso die 13-15% nicht ausreichen. Stichwort Goldrandlösungen und Extrawürste.
@obibiber:
Sie nennen es Optimismus, man kann es auch fehlenden Realismus oder Anpruchslosigkeit nennen.
Ihr andauernder Hinweis man könne ja auch bei anderen Einheiten Material leihen zeigt mir, dass sie weiterhin den Gesamtansatz (Vollaustattung) nicht verstehen wollen:
https://augengeradeaus.net/2018/11/aufgestockter-verteidigungshaushalt-soll-grosse-ruestungsprojekte-ermoeglichen/comment-page-2/#comment-302764
Ja natürlich gibt es auch positive Entwicklungen (z.B. LKW), aber das ist eben nicht das Gesamtbild.
Bei der Division 2027 wird es mit dem Ringtausch dann noch schwieriger.
Zudem hat man dafür auch kaum mehr 6 Jahre Zeit, da die nächsten 2 Jahre keine neuen Impulse möglich sind.
Danach hat man noch 2022/2023 um wirklich etwas zu bewegen.
Genau in der Zeit werden auch die Finanzmittel nicht wie bisher wachsen können (Corona-Kosten).
Ihr Optimismus in allen Ehren, aber entweder haben sie von außen sehr wenig Einblick in die echten Probleme oder sie sitzen irgendwo ganz weit oben. Anders kann ich mir diesen anhaltenden Zweckoptimismus (trotz vieler Hinweise aus der Praxis) nicht erklären.