Militärische Personalstärke Juni 2017: Wieder unter 178.000 Soldaten
Die Zahl der aktiven Soldatinnen und Soldaten der Bundeswehr ist im Juni erstmals seit Januar dieses Jahres wieder unter 178.000 gefallen. Nach den am (heutigen) Montag – wie üblich unter dem immer gleichbleibenden Link – veröffentlichten Zahlen gab es Ende Juni 177.900 Soldaten insgesamt, etwas weniger als die 178.304 im Mai. Die Zahl der Zeit- und Berufssoldaten stieg dabei leicht auf 168.446, im Monat zuvor waren es noch 168.186 gewesen. Dagegen sank die Zahl der Freiwillig Wehrdienst Leistenden (FWDL) von 10.118 im Mai auf 9.454 zum Ende des ersten Halbjahres. Das vorläufige Ziel von 170.000 Berufs- und Zeitsoldaten wird weiterhin nicht erreicht.
Die Zahlen im einzelnen, wie von der Bundeswehr veröffentlicht:
177.900 aktive Soldaten und Soldatinnen umfasst die Bundeswehr insgesamt. Sie verteilen sich wie folgt:
Bundesministerium der Verteidigung: 1.002
diesem unmittelbar nachgeordnete Dienststellen: 2.011
Streitkräftebasis: 40.669
Zentraler Sanitätsdienst: 19.709
Heer: 60.474
Luftwaffe: 28.188
Marine: 16.045
CIR: 201
Bereich Infrastruktur, Umweltschutz, Dienstleistungen: 971
Bereich Ausrüstung, Informationstechnik, Nutzung: 1.549
Bereich Personal: 7.081, davon 4.258 Studierende an den Bw-Universitäten
Die Bundeswehr umfasst aktuell 168.446 Berufs- und Zeitsoldaten und 9.454 Freiwillig Wehrdienstleistende (Durchschnitt Januar bis Juni: 9.983).
Zur Bundeswehr gehören 20.376 Soldatinnen.
Stand: 30. Juni 2017
Interessanterweise sind beim Kommando Cyber- und Informationsraum (CIR) die eigentlich zur Verschiebung von der Streitkräftebasis vorgesehenen Dienstposten da noch nicht in die Statistik eingeflossen, obwohl es am 30. Juni einen entsprechenden Unterstellungsappell gegeben hatte – aber wirksam wurde das wohl erst am 1. Juli.
Der Service von Augen geradeaus!, die Vergleichszahlen:
(Foto: Bei der Übung Red Griffin im Mai 2017 in Schleswig-Holstein üben Feldjäger die Evakuierung von Zivilisten – Bundeswehr/Jane Schmidt)
@Koffer:
„Unabhängig davon, dass wir also anscheinend die gleiche Situationsbeschreibung haben, ergibt sich damit aber noch nicht, warum Ihrer Meinung nach ein dramatischer, struktureller Bedarf an 65jährigen IT-StOffzen besteht…“
+Dramatischer Bedarf an 65jährigen IT-StOffz+ war nicht meine Wortwahl. Ich habe nur die Rolle und Bedeutung von IT-StOffz im Rüstungsgeschäft unterstrichen. Wir sollten den Fokus dieses Blogs (Personalstärke Bw) nicht aus den Augen verlieren. Und derartige Diskussionen sollten sich m.E. nicht nur an erforderliche Truppenstärken für den Einsatz orientieren, sondern auch den Rüstungsbereich mit betrachten. Die Ausrüstung der Bw fällt nicht einfach so vom Himmel, sondern wird über eine Vielzahl von Projekten beschafft. Sind wir dort nach dem langjährigen Reduzierung der Bw (ohne derzeit sichtbare Verbesserung) überhaupt hinreichend gut aufgestellt? Merke: Berliner Flughafen ist überall, – und nicht alles ist so trivial wie die Beschaffung eines zuverlässig geradeaus schießenden Sturmgewehrs oder einer Drohne. Selbst wenn wir den Wehretat signifikant erhöhen würden, könnten wir mit dem derzeit dort eingesetzten Personal überhaupt ein Vielzahl von Projekten zur zeitnahen Beschaffung von Ausrüstung stemmen? Ich hab da meine Zweifel. Also abschließend, ich sehe die Notwendigkeit für die Bw sich in diesem Geschäft strukturell adäquat und robust aufzustellen, – und dazu gehört eben auch die Frage nach Qualifikation und Verwendungsdauer des eingesetzten Personals. Mal sehen, was die Trendwende Personal da so bringt….
@Wa-Ge
…und da der Abschluss eines Studiums keine zwingende Voraussetzung ist um Truppenoffizier zu werden, ist auch für die Zukunft der Stellenbesetzung in diesem Bereich gesorgt.
@Seeadler 7:50
Bei ihrer Argumentation für den Rüstungsbereich stellt sich mir doch die Frage, warum ich für dessen komplexe (und teils langjährige) Prozesse nun unbedingt Soldaten mit (z.B. „IT-StOffz“) bräuchte?
Wären hierfür nicht Beamte (in einer Art „Rüstungsagentur“) viel praktischer? Mit Vorzug solche, die zuvor als SaZ 13 – 25 in den Streitkräften waren und von dort militärisches Hintergrundwissen mitbringen? Diese werden deutlich seltener versetzt (Stehzeit / Begleitung des Projektes), unterliegen nicht den militärischen „IGF / DSA / BFT usw.“-Anforderungen und sie würden auch nicht den Wasserkopf an irgendwo unterzubringenden BS fördern.
@Seeadler | 26. Juli 2017 – 7:50
„Und derartige Diskussionen sollten sich m.E. nicht nur an erforderliche Truppenstärken für den Einsatz orientieren, sondern auch den Rüstungsbereich mit betrachten.“
Und da bin ich absolut bei Ihnen. Es geht nicht nur um Kämpfer (so sehr ich an anderer Stelle für mehr und jüngere Kämpfer plädiere), sondern um ein ausgewogenes „Gesamtpaket“.
Aber dazu gehören nun einmal nur in außerordentlichen Einzelfällen 65jährige IT-StOffze.
@ Koffer:
Gut, 12.500 – ändert aber nichts an der grundsätzlichen Kritik meinerseits. Wen meinen Sie denn mit „wir“? Wenn die politische Leitung sagt, sie will bis zu 12.500 FWD (sie will ja auch bis zu 185.000 Soldaten, wenn ich mich recht entsinne), dann kann doch nicht ein popliger nachgeordneter Bereich einfach so bestimmen „bruch ich nit, mache mer nit, futt domit!“. Wie gesagt, ich mache Ihnen persönlich da keinen Vorwurf, aber allein schon die Aussage „bis zu“ im Zusammenhang mit Truppenstärke erinnert mich an den alten Witz „Wetten, ich schaffe BIS ZU 100 Liegestütz?“, man macht einen und sagt dann freudestrahlend „hab ich doch gesagt, BIS ZU 100“. Eine Weichspüler-Phrase par Excellence. Tut mir leid, wir sind bei vielem einer Meinung, aber diese Widersprüchlichkeit in Bezug auf Planungsgröße FWD können Sie mir nicht verkaufen :-).
Aber da Sie ja vom Fach sind: Mich würde interessieren, ob es bereits zumindest eine ganz grobe Idee gibt, wie die Vorstellung des „Bühler-Papiers“ personell umgesetzt werden sollen. Ich meine, wir haben ja, was „Führung“ angeht, dickste Reserven, selbst Einheiten und Verbände sind ja in der „Führungsschiene“ derart angefettet, dass man daraus mindestens zwei neue Stäbe bilden könnte. Also: Quo imus?
Ich will hier gar nicht um die „Grenzzahlendiskussion“ mitdebattieren, die ist mEn nicht entscheidend.
Desweiteren ist die Abschlussnote/Schule vmtl auch eher weniger geeignet, den „gut geeigneten“ Soldaten, speziell Fw/(St)Offz zu identifizieren. Da halte ich es genauso, wie bei der Messlatte fuers Medizin- oder andere Studiengaenge. DIESE Bewerber haben allerdings bewiesen, dass sie in einem „Lernumfeld“ mit anschliessender Abpruefung besonders gut zurecht kommen.
Ob das die herausragende Qualitaet des spaeteren Sdt/mil Fhr kennzeichent???
Ok, ich geb’s auch zu, ICH war schon vor langer Zeit einer, der als W15, dann SaZ 2 (ROA) als Fhj an der OPZ TROTZ des „schwachen“ Abis dann ein Ergebnis ablieferte, dass immerhin in eine BS-Zusage muendete und dazu noch einen TrGtg-Wechsel, den „P“ eigentlich gar nicht wollte. Meine Alternative waere allerdings „Zivilist“ gewesen.
Interessant finde ich den Ansatz, einmal auf die Notwendigkeiten fuer die Einsaetze abseits Landes/Buendnisvtdg zu schauen. Auchwenn das als „reine Lehre“ unmoeglich ist, konten wir doch in der Vergangenheit immer wieder feststellen, dass auch die Bw mit deutlich mehr als 17×000 Sdt eklatante Probleme hatte, die EinsKtgt RICHTIG zu bestezen!
Selbst unter der Beruecksichtigung der grosszuegigen (aber auch nur allgemein, nicht fuer besonders spezialisierte Sdt gueltige) Einsatz-Heimat-StO Regelungen (vgl mit anderen StrKr oder „Gewerben“) und der immer vorgeschalteten Ausbildung, ist es doch nicht vermittelbar, dass aus 17×000 (und es waren ja zu „Einsatzspitzenzeiten“ deutlich mehr) Sdt nicht staendig gut 10000 Sdt nach dem Motto: Der richtige an der passenden Stelle generierbar waren!
Aus meinem Erleben muss ich leider berichten, dass der „Soll-Ist“ Vergleich im Bereich Personal ein noch schlimmeres Bild darstellt, als das beim Thema „Geraet/Material“ anerkanntermassen ist.
Auch in sog (K)RK-Verbaenden konnte mitnichten davon ausgegangen warden, „alle“ oder sagen wir 80% der Soldaten seien „stets“ einsatzbereit.
Und schlimmer noch: Selbst diejenigen, die einsatzfaehig und -WILLIG waren, wurden oftmals durch „Mauern“ nicht weggelassen, obwohl dringend benoetigt und kurz vor Verlegung im letzten Hilferuf abgefragt!
Auf den schlichten Kommentar, ein DivKdo sei doch dem BrigKdo und dies widerum dem BtlKdo VORGESETZT und brauche die Abstellung lediglich anzuordnen (militaerisch: DivKdr BEFIEHLT BrigKdr und dieser BEFIEHLT dem BtlKdr die entsprechende Abstellung) kommt dann nur: ja sowas machen wir ja nicht! Aber ueber alle FhrgEbenen hinweg unmittelbar beim „Kandidaten“ anrufen und ihm „Wegducken“ vorwerfen, DAS geht schon…
Aber auch da zeigt sich natuerlich, dass die heruntergewirtschafteten Strukturen mit „ueberalterten H2O-Koepfen“ eben NICHT in der Lage sind, das schwerpunktmaessig auch in den Einsaetzen benoetigte Personal zu generieren: Mehrheitlich „richtige“ Truppe, „boots on the ground“ oder wie immer bezeichnet, die fuer die Konfliktparteien oder den Feind SICHTBAR eine ernstzunehmende Bedrohung darstellt!
Und das sind nun einmal in erster Linie KAMPFtruppen, dann KpfUstg. Alles andere sind zwar auch NOTWENDIGE aber eben ganz anders „wirkende“ Kapazitaeten, die auch voellig andere Voraussetzungen erfuellen muessen.
Aber da wurde ja „maximal“ gestrichen und gespart.
Den Gipfel markieren dann noch Aussagen aus dem fuer die „Verwaltung des personellen Elends“ zustaendigen Amtes wie „Einsatz, interessiert mich nicht, ich bin hier im Amt und gehe nicht in den Einsatz“ eines zustaendigen auf die Nachfrage nach der Begruendung seiner Ablehnung einer konkret angefragten, einsatzbezogenen Spezialweiterbildung!
Ich schliesse mich der Forderung nach Abschaffung dergestalt an, dass die tatsaechliche „Leistung“ angesichts eines doch nicht unerheblichen Anteils am Bundeshaushalt absolut „unverhaeltnismaessig“ ist!
Dass dies einem Staat wie der Bundesrepublik D ein hoechstpeinliches Armutszeugnis ausstellte, ist trautige Wahrheit aber ebenso bittere Realitaet!
Da nuetzt auch alles Schoengerede nichts!
Vor Jahren hielt ein damaliger Bundespraesident eine sog. „Ruck-Rede“, und solange dieser „Ruck“ immer wieder im Keime durch „Oberbedenkentraegertum“ (in dieser Disziplin haben „wir“ tatsaechlich den „alltime“ Weltmeistertitel erworben und besetzt) verhindert wird, wird sich nichts zum Positiven aendern.
Wenn einer der Nachfolger auf seine schlichte Anmerkung, Streitkraefte seien heutzutage auch dazu da, Handelswege gangbar zu machen und zu sichern, von „den Medien“ nach Hause geschickt“ wird, zeigt das auch, was „wir“ wirklich wollen…
Schade und traurig, da D angesichts des Potentials sicher „mehr“ zu bieten haette und zu leisten im Stande WAERE!
@ Zimdarsen | 26. Juli 2017 – 9:05
Es gibt nur wenige Einstellungen für OAs ohne Studium.
Der größte Teil wird mit Studium eingestellt, wer dort durchs Studium fliegt, dessen Dienstzeit wird automatisch verkürzt.
@Fux | 26. Juli 2017 – 10:25
„Bei ihrer Argumentation für den Rüstungsbereich stellt sich mir doch die Frage, warum ich für dessen komplexe (und teils langjährige) Prozesse nun unbedingt Soldaten mit (z.B. „IT-StOffz“) bräuchte?“
Sicherlich benötigt man beides. Die Beamten aufgrund der langjährigen Stehzeit und die Offiziere aufgrund des besseren Verständnisses für die Forderungen des Bedarfsträgers.
„Mit Vorzug solche, die zuvor als SaZ 13 – 25 in den Streitkräften waren und von dort militärisches Hintergrundwissen mitbringen?“
Sehr guter Hinweis, aber die Beamtenschaft weigert sich beharrlich ehemalige SaZ bevorzugt einzustellen. Dies wurde wiederholt von militärischer Seite (und sogar Seiten der politischen Leitungen mehrerer Minister) gefordert, aber alles was bisher geschehen ist, sind lediglich Lippenbekenntnisse und bessere Informationsbereitstellung. Wenn es zum Schwur kommt (tatsächlich Auswahl), dann spielt eine Vordienstzeit bestenfalls (!) eine marginal Rolle bei der Auswahlentscheidung :(
@Hans Dampf | 26. Juli 2017 – 10:53
„Wen meinen Sie denn mit „wir“?“
Die Bundeswehr und BMVg.
„Wenn die politische Leitung sagt, sie will bis zu 12.500 FWD (sie will ja auch bis zu 185.000 Soldaten, wenn ich mich recht entsinne), dann kann doch nicht ein popliger nachgeordneter Bereich einfach so bestimmen „bruch ich nit, mache mer nit, futt domit!“.“
Die politische Leitung will genauso wenig wie der „poplige, nachgeordnete Bereich“ (der übrigens im Gegensatz zu den Politikern aus Menschen besteht, die ihr ganzes Leben in den Dienst Deutschlands stellen – nur mal so zum nachdenken hinsichtlich des Begriffs „poplig“) 12.500 FWD oder 185.000 Soldaten. Beides sind lediglich politische Zahlen. Betrachten Sie es als „PR“. 185.000 sieht halt besser aus als 178.500 (Die Zahl ohne FWDflex und RDL).
Daher handelt der nachgeordnete Bereich nicht im Gegensatz zu den Wünschen der Leitung, sondern im Gleichklang.
Und bevor Sie fragen: Ja, auch die 198.000 für in 6-7 Jahren sind lediglich eine politische Zahl. Tatsächlich angepeilt sind eher 191.000 (denn die 4.000 FWDflex müssen Sie für eine realistische Zahl genauso abziehen wie die 4.000 RDL). Aber es macht für die Außenwirkung halt mehr her, wenn man sagen kann „Die Bundeswehr wächst auf fast 200.000“, als wenn man sagen müsste „Wir haben knapp über 190.000 Soldaten“…
„Aber da Sie ja vom Fach sind: Mich würde interessieren, ob es bereits zumindest eine ganz grobe Idee gibt, wie die Vorstellung des „Bühler-Papiers“ personell umgesetzt werden sollen. “
Ich habe keine Ahnung ;) Sorry.
@Arty1986 | 26. Juli 2017 – 11:07
„Selbst unter der Beruecksichtigung der grosszuegigen […] Einsatz-Heimat-StO Regelungen […] und der immer vorgeschalteten Ausbildung, ist es doch nicht vermittelbar, dass aus 17×000 […] Sdt nicht staendig gut 10000 Sdt nach dem Motto: Der richtige an der passenden Stelle generierbar waren!“
In der Tat ein Armutszeugnis :(
Hier kommen m.E.n. gleich mehrere Faktoren zusammen:
1. Eine kopflastige und vor allem überalterte Struktur (wir könnten Oberstlt u. StFw-Btl aufstellen bis zum jüngsten Tag, aber kämpfen um durchhaltefähige vier Infanteriekompanien im Einsatz).
Dies wird noch dramatisch verschlimmert durch:
2. Eine ÄUSSERST großzügige ärztliche Begutachtungspraxis (in Verbindung mit der zähneknirschenden Toleranz und teilweise sogar Akzeptanz des Vorrangs der Gutachter vor dem der Truppenführer).
3. Eine ÄUSSERST soziale Entlassungspraxis.
Faktisch führt das dazu, dass jeder selbst entscheiden kann ob und wenn ja wann er in welchen Einsatz mitgeht. Damit wird dann die bereits zu schwache „Truppenebene“ (viel zu wenige Kompanien in Relation zur Gesamtstärke) noch weiter geschwächt…
@Wa-Ge | 26. Juli 2017 – 11:21
„Es gibt nur wenige Einstellungen für OAs ohne Studium.“
In dieser Absolutheit ist das (nicht) mehr korrekt.
Nachdem vor einigen Jahren die Quote drastisch gesenkt wurde, sind wir jetzt wieder bei 10-15%.
„wer dort durchs Studium fliegt, dessen Dienstzeit wird automatisch verkürzt.“
Auch das ist nicht mehr richtig. Wer durchs Studium fliegt und einigermaßen (!) brauchbar ist, darf seine 13 Jahre beenden.
Was aber (noch) unverändert der Fall ist, ist die äußerst geringe Übernahmewahrscheinlichkeit zum Berufsoffizier für Offz ohne (und erst recht mit abgebrochenem) Studium.
So, jetzt ist gut. Diese Debatte „dumme, unfähige Politiker geben exzellenten Beamten und Soldaten unsinnige Dinge vor“, die hier sehr merkwürdig läuft, stellen wir jetzt mal ein. Wenn einem die „politischen Zahlen“ nicht passen, nützt es auch nix, immer wieder zu behaupten, die seien ja gar nicht ernstgemeint, haha, und der Apparat weiß es schon besser. Da wünsche ich mir ein bisschen mehr Niveau in der Diskussion.
/edit: Sorry für die Schärfe, habe das mal rausgenommen. Aber die Debatte ist wirklich kreisförmig.
@Koffer
„Was aber (noch) unverändert der Fall ist, ist die äußerst geringe Übernahmewahrscheinlichkeit zum Berufsoffizier für Offz ohne (und erst recht mit abgebrochenem) Studium.“
Prinzipiell richtig aber in der Praxis bekommen die Offz ohne Studium wenn sie BS werden sollen einfach als Oberleutnant oder Hauptmann noch ein Geschichtsstudium.
@T.Wiegold | 26. Juli 2017 – 12:20
„Diese Debatte „dumme, unfähige Politiker geben exzellenten Beamten und Soldaten unsinnige Dinge vor“, die hier sehr merkwürdig läuft, stellen wir jetzt mal ein. Wenn einem die „politischen Zahlen“ nicht passen, nützt es auch nix, immer wieder zu behaupten, die seien ja gar nicht ernstgemeint, haha, und der Apparat weiß es schon besser.“
Ich hoffe dieser Rüffel bezog sich nur zum geringen Teil auf mich.
Ich lehne es ab Politiker grundsätzlich als „dumm“ oder „unfähig“ zu bezeichnen. Und habe das auch in keinem meiner Kommentare jemals getan.
Ganz im Gegenteil übrigens. Ich halte die meisten Spitzenpolitiker für sehr intelligent und auch für fleißig.
Allerdings sehe ich durchaus die Wage innerhalb der Politik leider zu häufig zu Lasten der Militär- und Sicherheitspolitik (so zum Beispiel zwischen den wichtigen Ausschüssen Haushalt und Äußeres und dem weniger wichtigen Ausschuss Verteidigung).
Aber auch dies berücksichtigten würde ich keinesfalls alle Verteidiungspolitiker als dumm oder unfähig bezeichnen.
Häufig kritisiere ich allerdings den m.E.n. mangelnden „Blick auf das Ganze“ und die zu hohe Berücksichtigung von Partikularinteressen.
Darüber hinaus würde ich keineswegs alle Soldaten oder Beamte als „exzellent“ bezeichnen (wiewohl ich sehr wohl von der hohen Qualität unserer Staatsdiener zutiefst überzeugt bin).
Was ich allerdings kritisiere, ist die mangelnde Berücksichtigung von Fachkompetenz bei politischen Entscheidungen und die m.E.n. häufig zu beklagende Geringschätzung mancher Berufspolitiker ggü. Staatsdienern (insbesondere der Spitzenämter und hier insbesondere ggü. den Generalen in herausgehobener Verantwortung).
Bei allem sind dies aber immer Grautöne und von daher gibt es hier m.E.n. kein „schwarz oder weiß“…
In Bezug auf die Zahl 12.500 und 8.500 hingegen muss ich Ihnen NACHDRÜCKLICH widersprechen werter Herr Wiegold (zumindest wenn sich der Rüffel auf nicht bezog ;) ).
Sie können mir wirklich glauben, dass die Zahl von 12.500 lediglich eine politische Absichtserklärung ist und weder politische Leitung noch nachgeordneter Bereich (egal ob zivil oder militärische) ernsthafte Anstrengungen unternehmen die Zahl wirklich jemals zu erreichen.
Und um das (nochmals) klar zu stellen, die „mangelnde“ Aufwendung von Ressourcen zum Schließen der Lücke zwischen den 8.500 und den 12.500 ist nicht das Hintertreiben des politischen Willens durch den „bösen“ nachgeordneten Bereich, sondern das Handeln im gemeinsamen Einvernehmen.
Die Zahl der FWD „flex“ wurde seit 2013 immer (von allen Seiten) als theoretische Obergrenze bezeichnet. Auch ganz öffentlich. Es wurden auch immer entsprechende Formulierungen gewählt wie „bis zu“ oder „maximal“ etc.
@Koffer
Ist der Truppenführer Arzt – Dr Med?
@ Koffer:
Das eine sagen (bis zu 12.500/185.000/198.000), aber das andere machen (8.500/178.000/191.000) bzw. systemisch erst gar nicht vorsehen, ist nicht aufrichtig und in meinen Augen sogar bewusste Irreführung. Wer daran en Detail „Schuld“ ist und dies zu verantworten hat, interessiert mich persönlich nicht, aber ich nehme mir die Freiheit heraus, diese Verfahrensart als dilettantisch zu bezeichnen. Warum Sie o.g., fragwürdiges Vorgehen so vehement verteidigen, kann ich beim besten Willen nicht verstehen. Dass Sie und Ihre Kameraden es „handhabbar“ machen und den Begebenheiten anpassen, vollkommen in Ordnung. Aber Ihr Hang, die avisierten Zahlen (und das sind und bleiben 12.500 FWD und 185.000 Soldaten, mit oder ohne „bis zu“) mit dem Hinweis ad absurdum führen zu wollen, dass dies ja nur gaaaaaaaaanz lose/vage Vorstellungen sind, die ja nieeeeeeee ernsthaft ins Auge gefasst wurden, dann muss ich Ihnen schlichtweg sagen, dass mich das in keiner Weise überzeugen kann. Es ist vielleicht aus der Zeit gefallen, aber ich merke mir noch, was gesagt wurde und nehme die „Leitung“ dann in die Pflicht. Insbesondere dann, wenn wir von fast zwei Dutzend neuen Verbänden sprechen, aber den Status Quo nicht mal gehalten bekommen, ohne Taschenspielerei.
@ T.W.
Ich habe meines Wissens nach hier nichts von unfähigen Politikern und dem spitzenmäßigen nachgeordneten Bereich geschrieben, falls Sie mich meinten. Sollte dies so verstanden worden sein, so war dies nicht meine Absicht. Meine Einschätzung, dass das beschriebene Vorgehen dilettantisch ist, bleibt davon unberührt.
@chris | 26. Juli 2017 – 12:33
„Prinzipiell richtig aber in der Praxis bekommen die Offz ohne Studium wenn sie BS werden sollen einfach als Oberleutnant oder Hauptmann noch ein Geschichtsstudium.“
Hm, ganz ehrlich, dass ist das erste mal, dass ich so etwas höre.
Nun kann ich mir durchaus vorstellen, dass im Einzelfall mal so eine Entscheidung getroffen wurde, aber grundsätzlich muss ich Ihnen ehrlich gesagt sagen, dass ich das bezweifele.
Warum:
1. Geschichte ist einer der kleineren Studiengänge bei gleichzeitig hoher Beliebtheit. D.h. es ist relativ schwer vom ACFü hier eine Einplanung zu bekommen.
2. Für Geschichte benötigt man grundsätzlich Latein um zugelassen zu werden.
Wenn es also eine solche Praxis geben sollte (wie gesagt, es ist das erste mal, dass ich von so etwas höre).
Warum sollte man ausgerechnet Geschichte wählen?
Zudem ist es ja nicht unmöglich ohne Studium BO zu werden. Die wirklich guten, also diejenigen die entweder Überflieger sind oder Spezialkenntnisse haben, werden ja auch genommen.
@ThoDan | 26. Juli 2017 – 13:48
„Ist der Truppenführer Arzt – Dr Med?“
Nein. Aber, was soll mir diese Frage sagen?
@Hans Dampf | 26. Juli 2017 – 14:32
„Das eine sagen (bis zu 12.500/185.000/198.000), aber das andere machen (8.500/178.000/191.000) bzw. systemisch erst gar nicht vorsehen, ist nicht aufrichtig und in meinen Augen sogar bewusste Irreführung. Wer daran en Detail „Schuld“ ist und dies zu verantworten hat, interessiert mich persönlich nicht, aber ich nehme mir die Freiheit heraus, diese Verfahrensart als dilettantisch zu bezeichnen.“
Ich verstehe Sie nicht.
Sowohl TdM, als auch vdL und ihre StS haben immer von „bis zu“ bzw. „maximal“ o.ä. gesprochen. Man kann also der politischen Leitung wirklich nicht vorwerfen, dass sie hier etwas „verschleiert“ hätte.
Natürlich wurden aus „PR-Gründen“ abhängig von der konkreten Frage jeweils die „besser“ erscheinende höhere Zahl (FWD fix+flex) oder die „realistisch erreichbare“ niedrigere Zahl (FWD fix) genannt. Aber soweit ich mich erinnern kann (und ich habe gerade zur Sicherheit auch nochmals bei google nachrecherchiert) wurde immer wenn die Frage konkret gestellt wurde eine ehrliche Antwort gegeben.
Auch in der „Fachpresse“ wurde darüber zutreffend berichtet (ich bezeichne diesen blog jetzt mal als Teil der Fachpresse ;) )!
So hat der Hausherr schon bei Vorstellung der neuen Struktur in 2011 eine entsprechende Formulierung benützt und von „möglicherweise 10.000 weiteren…“ gesprochen:
http://augengeradeaus.net/2011/09/die-grobstruktur-steht
„…5.000 Freiwillig Wehrdienstleistenden (in den Tabellen als FWD fix bezeichnet) und möglicherweise 10.000 weiteren Freiwillig Wehrdienstleistenden (FWD flex).“
Auch 2012 wurde hier im Blog so berichtet:
Nämlich mit einem Zitat aus einer Erklärung des BMVg
„Um das Ziel zu erreichen, dass 5.000 FWDL im Jahresdurchschnitt ihren Dienstleisten,“
http://augengeradeaus.net/2012/06/mehr-bufdis-als-fwdler/
Die politische Leitung sagt also offen, was sie möchte. Der nachgeordnete Bereich setzt es entsprechend um.
Alle sind glücklich… wo ist jetzt das Problem?
@Koffer
Ich habe da keine Vermutung geäußert sondern eine Beobachtung. Sicher ist jeder Soldat für sich ein Einzelfall aber bedenkt man wie wenige Offz ohne Studium es gibt und legt man nun die in diesem Fall wohl zu hohe 20% BS Quote an, dann hat man ja nur Einzelne Personen übrig.
Warum Geschichte?
Es steht nun mal in der Hackordnung ganz unten mit der höchsten Quote an erfolgreichen Abschlüssen (die die es nicht bestehen verlassen meist aus anderen Gründen vorher die Streitkräfte) und es ist der einzige Studiengang der keine Mathekenntnisse voraussetzt.
Weiter braucht man KEIN Latein um zugelassen zu werden sondern kann es im Studium machen.
Es ist also ein sicherer Weg für einen erfolgreichen Laufbahnwechsel hin zum Offz mit Studium und BS. Damit ist dann die Sonderfallbetrachtung für BS ohne Studium umgangen und das Ziel das Stabsoffiziere studiert haben sollen erreicht.
Und woraus sehen Sie das Geschichte besonders beliebt ist?
Guter Bericht des BR zur Persinalgewinnung:
http://www.br.de/nachrichten/bundeswehr-probleme-nachwuchs-102.html
Auch wenn ich mich über gewisse Grundannahmen der Persinalgewinnung einmal mehr sehr wundere:
„Ich brauche hier Leute mit klarem Verstand, die sehr sensibel sind im Umgang mit der Waffe und wissen, wann sie die Waffe einzusetzen haben – nämlich nur im absoluten Notfall, wenn ich selber mit Leib und Leben bedroht bin.“
Wohl eine etwas stark begrenztes Verständnis von der Bedeutung der Gewaltanwendung von Streitkräften.
Am Ende des Artikels zeigt auch der Autor, dass er wenig von der Bundeswehr versteht (Security beaufsichtigt Soldaten? Wohl einiges durcheinander gebracht).
@Memoria
Security Services meinen wohl die (zivile) Wache. Da hat wohl jemand Wache und UvD verwechselt…
@Koffer @ Hans Dampf
Es gibt für die FWD eine Zahl die erreicht werden soll (5.000 bzw. 8.500). Und bis zu ist eine Obergrenze dessen, was haushalterisch möglich wäre. Meiner Einschätzung nach geht es vor allem darum, da es ja ein Freiwilligendienst ist, niemanden der tauglich ist abweisen zu müssen (im Gegensatz zu SaZ, welche Planstellen besetzen). Und mit diesen Stellen, die keine sind, beginnen dann eben auch die Probleme dass man sie eig auch gar nicht braucht, zumindest die zwischen dem min und max Bedarf.
@Hans:
Genau das dachte ich mir auch – und noch nie was von Unteroffizieren gehört.
Zeigt dadurch wie intensiv der Autor selbst mit dem Thema befasst hat.
@chris | 26. Juli 2017 – 16:46
„Ich habe da keine Vermutung geäußert sondern eine Beobachtung.“
Sorry, aber wenn Sie mir nicht sagen, dass Sie ein PersFhr sind, dann klassifiziere ich Ihre Aussage weiterhin als nicht gesichert ein ;)
„Sicher ist jeder Soldat für sich ein Einzelfall aber bedenkt man wie wenige Offz ohne Studium es gibt“
ca. 150-200 pro Jahrgang würde ich jetzt nicht gerade als wenig bezeichnen.
„Weiter braucht man KEIN Latein um zugelassen zu werden sondern kann es im Studium machen.“
Nur, wenn man eine zweite (moderne) Fremdsprache vorweisen kann.
„Es ist also ein sicherer Weg für einen erfolgreichen Laufbahnwechsel hin zum Offz mit Studium und BS.“
Es gibt keine eigene Laubahn für Offiziere „mit Studium“.
„Und woraus sehen Sie das Geschichte besonders beliebt ist?“
Weil ich aufgrund einer früheren Tätigkeit häufiger mit dem ACFü zu tun hatte…
@Memoria | 26. Juli 2017 – 17:02
„Am Ende des Artikels zeigt auch der Autor, dass er wenig von der Bundeswehr versteht (Security beaufsichtigt Soldaten? Wohl einiges durcheinander gebracht).“
Ganz falsch ist es ja nicht…
Zwar ist die Aussage „Statt erfahrene Offiziere übernehmen Security-Services die Aufsicht,“
Natürlich falsch, denn der OvWa wird ja weiterhin durch Soldaten gestellt, aber rechtlich gesehen sind die Wachen ja nicht nur für die militärische Sicherheit, sondern auch für die militärische Ordnung zuständig.
Dass diese Aufgabe faktisch früher weitgehend durch die UvD/FvW sicher gestellt wurde, tut an der rechtlichen Situation keinen Abbruch.
@Hans | 26. Juli 2017 – 17:46
„Es gibt für die FWD eine Zahl die erreicht werden soll (5.000 bzw. 8.500). Und bis zu ist eine Obergrenze dessen, was haushalterisch möglich wäre.“
Zustimmung.
„Meiner Einschätzung nach geht es vor allem darum, da es ja ein Freiwilligendienst ist, niemanden der tauglich ist abweisen zu müssen (im Gegensatz zu SaZ, welche Planstellen besetzen).“
Das könnte in der Tat eine der Gründe gewesen sein, warum diese Unterteilung geschaffen wurde.
Zudem schwanken die Zahlen über das Jahr durchaus nicht unerheblich (liegt an den unterschiedlich starken Anfangsmonaten und der hohen Flexiblität 7-23 Monate). Das verschärft das durch Sie geschilderte Problem noch weiter.
Zum Thema Nachwuchsgewinnung läuft heute seit 22:00 bis 22:45h im Bayrischen Fernsehen ein Beitrag aus der Reihe DokThema.
Auch wenn der Tiger-Absturz heute alles überschattet, so gab es doch heute noch eine unschöne Meldung über die BW, wonach nach dem Hamburger Abendblatt bereits am 19. Juli bei einem Ausbildungsmarsch eines Offiziersausbilungsbataillons vier junge Männer kollabiert seien und in einem kritischen Zustand ins Krankenhaus eingeliefert worden seien.
Es sei ein Eingewöhungsmarsch gewesen bei 26-27 Grad.. Polizei und Staatsanwaltschaft wurden eingeschaltet und ermitteln, ob jemand sich strafbar gemacht haben könnte.
Dies ist jedenfalls keine positive Werbung für mehr Soldaten der BW.
Leider geht aus dem Artikel nicht klar hervor, ob es den Soldaten mittlerweile wieder gut geht.
@closius
„Es sei ein Eingewöhnungsmarsch gewesen bei 26-27 Grad … Polizei und Staatsanwaltschaft“
Jetzt wird’s peinlich. Das kann passieren, ja und? Zu wenig getrunken, zu schwach auf der Brust, ungeeignet?
Gleich Staatsanwaltschaft, geht’s noch!!!
Vllt. „Marsch in klimatisierter Halle“ (?), speziell für OA, die demnächst VON VORN FÜHREN sollten!
Bei solchem Maßstab wäre pro Kampfkompanie zu Wehrpflichtzeiten eine Schwerpunktstaatsanwaltschaft ausgelastet gewesen!
Das ITStOffz bis zum 65 Lebensjahr dienen sollten, wäre so als ob ein ITStOffz sagen würde: „Die IT-Anwender sollten bis zum 65 Lebensjahr dienen.“
Aus IT-Sicht ist der IT-Anwender nur ein Bediener und muss sich nicht so fachlich fit halten wie unser IT-Fachpersonal (nur bezogen auf IT).
Beides ist zu kurz und zu stumpf gedacht.
Aus meiner persönlichen Sicht wäre beides Verfassungswidrig (Altersdiskriminierung).
Warum darf ein Soldat früher in die Pension und der andere nicht.
Das gibt es selbst bei der Rente nicht. Schließlich muss in der Wirtschaft der Dachdecker genausolang arbeiten wie ein IT-Manager.
Abgesehen davon ist der ITStOffz ein Soldat und kann z.B. als Disziplinarvorgesetzter usw. eingesetzt werden und muss natürlich auch seinen IGF Leistungen (bis zum 65 Lebensjahr erbringen.
Durch eine Verlängerung der Dienstzeit bei ITlern würde man nur erreichen, dass eher weniger IT-Personal zur Bundeswehr bewegen, keinen BS-Antrag stellen bzw. warum sollte man dann noch Soldat werden, wenn man IT-Beamter werden könnte.
Interessant finde ich, dass bei solchen Debatten häufig die Verlängerung der Dienstzeit bis zur Pension für IT-Personal vorgeschlagen wird, aber selten für z.B. PersStOffz LogStOffz.
@Koffer
Das ich es für nicht vertretbar und akzeptabel halte, wenn Vorgesetzte sich über ärztliche Gutachten hinwegsetzen dürften.
@Wa-Ge
„Es gibt nur wenige Einstellungen für OAs ohne Studium.“
Ja, sollen jetzt aber mehr werden, auch als FD.
„Der größte Teil wird mit Studium eingestellt, wer dort durchs Studium fliegt, dessen Dienstzeit wird automatisch verkürzt.“
Das war bis vor wenigen Monaten so, ich schrie von der Praxis jetzt.
@ITOffz | 27. Juli 2017 – 3:08
„Aus meiner persönlichen Sicht wäre beides Verfassungswidrig (Altersdiskriminierung).
Warum darf ein Soldat früher in die Pension und der andere nicht.“
Wie Sie weiter oben erkennen können, bin ich auch gegen eine Verlängerung. Allerdings wegen mangelndem Bedarfs.
„Altersdiskriminierung“ liegt nicht vor, denn zum einen betrifft der Begriff rechtlich einen ganz anderen Tatbestand und zum anderen hat der Dienstherr nun einmal das Recht abhängig vom dienstlichen Bedarf Berufssoldaten früher in die Pension zu schicken oder länger dienen zu lassen.
@ThoDan | 27. Juli 2017 – 6:59
@Koffer
Das ich es für nicht vertretbar und akzeptabel halte, wenn Vorgesetzte sich über ärztliche Gutachten hinwegsetzen dürften.
@Zimdarsen | 27. Juli 2017 – 7:25
„Ja, sollen jetzt aber mehr werden, auch als FD.“
Jepp. Wieder mehr um genau zu sein ;) Ich glaube es sollen ab diesem Jahr irgendetwas zwischen 10 und 15% sein. Also soviel wie auch schon „früher“…
>>„Der größte Teil wird mit Studium eingestellt, wer dort durchs Studium fliegt, dessen Dienstzeit wird automatisch verkürzt.“
>“Das war bis vor wenigen Monaten so, ich schrie von der Praxis jetzt.“
Genau genommen ist dies seit über einem Jahr so.
@ThoDan | 27. Juli 2017 – 6:59
„Das ich es für nicht vertretbar und akzeptabel halte, wenn Vorgesetzte sich über ärztliche Gutachten hinwegsetzen dürften.“
Tja, dann sollten die SanOffz vielleicht auch ihrer kritischen Beurteilungspflicht besser nach kommen und nicht Blankoschecks wegen „aber ich will nicht in den Einsatz“ ausstellen…
Oder ärztliche Maßnahmen (Einsatzuntauglichkeitsschreibung) wegen sozialen Fragen ergreifen.
Ich habe kein Problem damit den Ärzten ihr Feld zu überlassen, wenn sie es ordnungsgemäß beackern würden…
@ Dante | 25. Juli 2017 – 13:25:
„zynisch könnte man ja auch 160000 anpeilen und hätte dann das Soll übererfüllt.“
Meines Erachtens würden uns auch 150.000* Soldatinnen und Soldaten genügen, wären die denn allesamt einsatzbereit. Klar, Landesverteidigung könnte man mit einer solchen Mannstärke getrost vergessen, aber daran würden auch 370.000 Uniformträger nichts ändern.
(*Mehr oder weniger willkürlich gewählte Zahl, ich bin kein Personalplaner.)
@Koffer | 27. Juli 2017 – 11:05
@ThoDan | 27. Juli 2017 – 6:59
„Das ich es für nicht vertretbar und akzeptabel halte, wenn Vorgesetzte sich über ärztliche Gutachten hinwegsetzen dürften.“
„Tja, dann sollten die SanOffz vielleicht auch ihrer kritischen Beurteilungspflicht besser nach kommen und nicht Blankoschecks wegen „aber ich will nicht in den Einsatz“ ausstellen…“
Das Soldatsein impliziert doch einen entsprechenden körperlichen Anspruch. Ist mit IGF usw weiter gesetzt. In dieser aktuellen Einsatz-Bundeswehr gilt eben auch die Einsatztauglichkeit als Baustein.
Wenn nun z.B. eine Beförderung oder Versetzung auf einen höherwertigen DP im Grundsatz (!) daran gekoppelt wäre, würden wohl schon eine Menge dieser 90/5 verschwinden. Wenn man das dann weiterspinnt gäbe es im Soldatengesetz auch einen §, der die Entlassung aus dem Dienst beinhaltet, wenn eine Einsatztauglichkeit über eine entsprechende Zeitstrecke ( z.B. 3 Jahre ) nicht mehr gegeben ist und nicht mehr hergestellt werden kann und ein weiterer Verbleib im Dienst aus dienstlichen Gründen nicht gegeben ist (so könnten nicht einsatztaugliche Spezialisten Log/IT/Verw bleiben).
Entscheidend wäre einzig der dienstl. Bedarf.
Wäre das so falsch??
Ein Dachdecker, der nicht mehr aufs Dach kann, muss auch seinen Job (und i.d.R. damit auch den Arbeitgeber) wechseln, wenn der Betrieb ihn nicht im Innendienst verwenden kann.
@Koffer
Wenn der Vorgesetzte glaubt das dies der Fall ist, warum geht er dann nicht zum Arzt und danach zu seinem Vorgesetzten um das prüfen zu lassen?
Andererseits finde ich die Einstellung Mannschaften sind prinzipiell Drückeberger und ich passe meine Diagnose/Behandlung/Atteste irgendwelchen unfundierten Meinungen von DV an, extrem besorgniserregend.
@Klaus-Peter Kaikowsky
Ohne irgendwas zum Fall zu sagen!
Falls der Verdacht besteht die Fürsorgepflicht wäre (schwer fahrlässig?) verletzt worden, ist eine solche Untersuchung natürlich erforderlich alles andere wäre selbst eine Straftat.
Mir ist z.B. ein Fall bekannt wo der Hauptmann seinen Untergebenen auf dem Marsch als Kollektivstrafe befohlen hat die Feldflaschen auszukippen(von der Tatsache abgesehen – die sind nur für einen längeren Spaziergang ausreichend).
Er wurde mkn nur entlassen.
Dann war da der Fall Gerd Trimborn und ähnliches kommt immer noch vor.
@Flieger
Wenn nachgewiesen wird, das der Soldat angemessene Zeit und Möglichkeit hatte die IGF Fähigkeiten zu erwerben und zu halten, Ja.
@Flieger | 27. Juli 2017 – 15:38
Guter Ansatz.
Ich wäre mit einem der beiden Vorgehensweisen zufrieden, ENTWEDER schreiben die Ärzte weiterhin krank „auf eigenen Wunsch“, aber dafür hängen dann deutlich strengere Maßstäbe Beförderung/Karriere/Entlassung dran ODER die Bw ist weiterhin so großzügig/sozial hinsichtlich Diensttauglichkeit/Förderungswürdigkeit/Nicht-Entlassung, aber dafür prüfen die Ärzte strenger.
Sie haben vermutlich Recht, dass Ihr Vorschlag leichter umzusetzen wäre, denn an das Tabu der ärztlichen Unfehlbarkeit wird wahrscheinlich niemand heran gehen, von daher wäre die engere Befolgung, der ja eigentlich schon vorhandenen Bestimmungen im Soldatengesetz etc. vermutlich wesentlich leichter…
@ThoDan | 27. Juli 2017 – 15:58
„Wenn der Vorgesetzte glaubt das dies der Fall ist, warum geht er dann nicht zum Arzt und danach zu seinem Vorgesetzten um das prüfen zu lassen?“
Die ärztliche Unfehlbarkeit ist ein Tabu.
„Andererseits finde ich die Einstellung Mannschaften sind prinzipiell Drückeberger und ich passe meine Diagnose/Behandlung/Atteste irgendwelchen unfundierten Meinungen von DV an, extrem besorgniserregend.“
Wo haben ich hier den ausschließlich von Landsern gesprochen?! Mal ganz ehrlich, Sie sollten aufhören Ihre eigenen Erfahrungen von vor Jahrzehnten mit dem hier und heute zu verwechseln.
Es geht doch nicht (nur) um Landser! Bei Feldwebel und Offizieren ist es doch genauso. Und wenn sich der eine oder andere Landser auch in der Tat hin und wieder vor einer unangenehmen 48h drückt, so ist doch der 35jährige HptFw oder Maj, der sich dauerhaft vor Auslandseinsätzen drückt wesentlich problematischer…
Dem Problem der sich drückenden Landser kann ich sehr leicht mit einer stufenweisen Festsetzung SaZ 4/8/12/15 entgegenwirken. Aber diese Möglichkeit habe ich bei Uffz/Offz und erst Recht bei BS/BO nicht (mehr).
@Koffer und Flieger
Es wird in so einer großen Organisation wie der BW immer Drückeberger oder Leute geben, die das System ausnutzen.
Letztendlich wird es sich das System aber auch in Zukunft nicht ändern, wenn die Soldaten dann noch älter sein werden. Im Alter werden die kleinen Gebrechen eben mehr und die Einsatztauglichkeit ist dann auch ganz schnell mal weg. Bin ich als 45+ Soldat im Stab mit Bandscheibenvorfall nicht mehr dienstfähig? Woher soll denn da ein DU Verfahren kommen?Diesem Rechtsstreit würde ich gelassen entgegensehen. Und selbst aus der Leitung kommen doch Stimmen, die für manche Dienstposten (z.B. Cyber) die grundsätzliche körperliche Leistungsfähigkeit als zweitrangig ansehen.
Soldat ist doch ein Job wie jeder andere (Ironie off)
Ein weiteres Problem ist, das selbst in der Ebene Ämter und KdoBeh die Soldaten häufig als nicht abkömmlich für Einsätze erklärt werden. Selbst wenn sie gehen würden. Wenn ich an meinen eigenen DP denke, da kommt eine Einsatzabfrage überhaupt nicht einmal an.
@Insider | 27. Juli 2017 – 22:32
„Letztendlich wird es sich das System aber auch in Zukunft nicht ändern, wenn die Soldaten dann noch älter sein werden. Im Alter werden die kleinen Gebrechen eben mehr und die Einsatztauglichkeit ist dann auch ganz schnell mal weg.“
Das meine ich nicht (auch wenn das ein gutes Argument für ein Gegensteuern gegen die weitere Ausdehnung des Wasserkopfs und die Erhöhung des Durchschnittsalters ist ;) ).
Ich stelle mir die Frage, warum man heutzutage faktisch eine Wahlmöglichkeit ob man in den Einsatz möchte oder nicht.
„Bin ich als 45+ Soldat im Stab mit Bandscheibenvorfall nicht mehr dienstfähig?“
Das hängt vom Stab, der eigenen Aufgabe und dem Grad der Einschränkung ab. Also möglicherweise ja, möglicherweise auch nein ;)
Wobei ein DU-Verfahren bei einem BS ja sowieso erst bei einer langfristigen/dauerhaften Dienstuntauglichkeit in Frage kommt. Und das halte ich auch für richtig. Wir können (mal ganz abgesehen von der Frage der Sozialverträglichkeit) einen 45jährigen nicht pensionieren nur weil er vielleicht sechs oder 12 Monate mal keinen Rucksack tragen kann…
„Ein weiteres Problem ist, das selbst in der Ebene Ämter und KdoBeh die Soldaten häufig als nicht abkömmlich für Einsätze erklärt werden.“
Natürlich. So groß wie unser Wasserkopf ist, muss er sich ja gegenseitig bespaßen und nichts ist so wichtig wie wenn zwischen zwei Drei-Sterne Behörden/Ämtern/Kommandos Revierstreitigkeiten ausgetragen werden müssen. Oder internes Papier-Ping-Pong gespielt wird. Oder Mitzeichnungskämme den zweistelligen Bereich erreichen :(
„Selbst wenn sie gehen würden. Wenn ich an meinen eigenen DP denke, da kommt eine Einsatzabfrage überhaupt nicht einmal an.“
Genau DAS ist doch das Problem. Die Bundeswehr hat sich daran gewöhnt, dass es faktisch der Soldat selbst ist, der entscheidet ob er geht oder nicht.
Wieso diskutieren wir über 170.000 SaZ/BS oder mehr, wenn davon ein Großteil sowieso keine soldatischen Auftrag hat bzw. nicht mehr einsatztauglich/einsatzwillig ist (egal jetzt ob Auslandseinsatz oder Landes-/Bündnisverteidigung)?!
@Koffer
Diese Erfahrung habe ich gar nicht in meiner Wehrdienstzeit gemacht, diese Aussagen und Verhalten hat ein Arzt(und Offizier) d.R. IIRC in den letzten 2 oder 3 Jahren getätigt und mEn war dieser Offizier mindestens bis vor 5 Jahren noch im aktiven Dienst.
Was immer ich der Sanität zu meiner Zeit vorwerfen kann, dieser Vorwurf ist es definitiv nicht.
Bei „Krank auf eigenen Wunsch“ ist es nehme ich an so ähnlich – wie eine Krankmeldung ohne Attest oder es beruht auf den Aussagen des Kranken.
Der Beruf des Soldaten, Fluglotsen etc. erfordert eine gewisse Leistungsfähigkeit, ansonsten wird es gefährlich – u.a. deswegen würde ich vom DV harte Beweise fordern
Wo ist denn in dieser Personalaufstellung jeweils die Anzahl der beorderten Reservisten?
Diese leisten ja einen nicht unerheblichen Beitrag dazu, die akute Personalnot in Mangelbereichen auszugleichen, gehen teilweise auch in Kampfeinsätze sind aber nicht gesondert aufgeführt.
Hier wäre auch das Anzahlverhältnis zu den FWDLs interessant, zumal beorderte Reservisten ja häufig höhere Dienstgrade bekleiden und der Truppe eher weniger zusätzlichen Ausbildungsaufwand einbringen.
@ThoDan | 27. Juli 2017 – 23:01
„Diese Erfahrung habe ich gar nicht in meiner Wehrdienstzeit gemacht“
Welche Erfahrungen? Ich habe generell von Drückebergern und der ärztlichen Tendenz diesen nicht entgehen zu treten gesprochen.
Sie persönlich haben das auf Landser bezogen und sind zu deren (unnötiger) Verteidigung angetreten…
„Bei „Krank auf eigenen Wunsch“ ist es nehme ich an so ähnlich – wie eine Krankmeldung ohne Attest oder es beruht auf den Aussagen des Kranken.“
Nein. Damit ist die (schon selbst und von Kameraden erlebte) Tendenz von SanOffz gemeint eine Befreiuungsentscheidung nicht von der eigenen ärztlichen Diagnose abhängig zu machen, sondern von den Befreiuungswünschen des nach eigener Aussage erkrankten. Oder ander formuliert „Was hätten Sie denn gerne für einen Status?“…
„Der Beruf des Soldaten, Fluglotsen etc. erfordert eine gewisse Leistungsfähigkeit, ansonsten wird es gefährlich – u.a. deswegen würde ich vom DV harte Beweise fordern“
Der DV muss hier gar nicht Beweisen. SanOffze haben eine (gesetzlich normierte) Pflicht differenzierte Entscheidungen zu treffen und in jedem Einzelfall im Spannungsfeld zwischen persönlicher Gesundheit und dienstlicher Notwendigkeit zu entscheiden. Sich diesem Spannungsfeld zu entziehen, indem man dem Soldaten selbst die Entscheidung überlässt ist eine Verkehrung der Situation.
Und das führt dann (neben anderen Faktoren) dazu, dass wir schon bei zwei „größeren“ Einsätzen sehr schnell an die grenze der Durchhaltefähigkeit kommen.
Ich erinnere da mal an die Hochzeit von ISAF. Wir waren gerade einmal mit 5.000 Soldaten dort vor Ort und das Heer (und die SKB) waren komplett lahmgelegt. Zwei OrgBer, die zusammen über 100.000 Soldaten auf die Matte brachten…
Und deswegen sage ich, die Überschreitung der 170.000 SaZ/BS-Grenze ist nur ein kleiner, kleiner Schritt zu mehr Einsatzbereitschaft. VIEL wichtiger wäre eine Erhöhung der persönlichen Einsatzbereitschaft!
Das muss nicht bei den Handlungen der SanOffz anfangen. Gerne auch an anderer Stelle. Hauptsache es fängt ENDLICH an!
@Koffer
Ich habe das ja schon mal gesagt, dass ich Ihrer Offenheit und vorgetragene Aufrichtigkeit auch ohne inhaltliche Bewertung, Respekt zolle. Was mich in diesem Themenkomplex ein wenig wundert, dass Sie über alle Ebenen (Schlammzone,Kdo,Amt) ja eher über ein „Bauchgefühl“ sprechen, wohingegen Sie bei den „Bauchgefühlen“ Anderer, stets hartnäckig Grundlagen etc. fordern. Mit Ihrer Schelte gegen die Truppenärzte packen Sie ja ein Eisen an, bei dem ja erstmal Ihre ärztliche Qualifikation in Frage zu stellen ist. Auf welcher Grundlage bezweifeln Sie (oder DV allgemein) denn, dass die ärztliche Herausnahme aus dem Dienst oder die Feststellung „nicht tauglich“ aufgrund von z.Bsp. psychischen Problemen zu Teilen auf Wunsch des Patienten erfolgt? Frage Sie den Piloten, der sich heute entschieden hat, Sie nicht zu fliegen auch, ob es der Wunsch des Co-Piloten ist? Wo ist die Grenze / was ist Ihr Gradmesser in einem fachfremden Bereich, um einen Profi (in diesem Fall Arzt) zu akzeptieren?
Mir ist auch hier bewußt, dass Sie in Ihren Pers-Verwendungen sicherlich in den vergangenen Jahren eine zunehmende Häufigkeit festgestellt haben, dass der Truppenarzt häufiger auf „nicht tauglich“ entscheidet und die Fälle von „kann nur noch heimatnah seinen Dienst versehen“ sich mehren. Vielleicht liegt es aber u.a. daran, dass neue Krankheitsbilder (PTBS, BurnOut etc) hinzugekommen sind, die früher einfach mit „nicht belastbar“ abgetan wurden.
@Jörg Backhaus
Bitte den ersten Satz lesen.
@Mentor | 28. Juli 2017 – 13:03
„Was mich in diesem Themenkomplex ein wenig wundert, dass Sie über alle Ebenen (Schlammzone,Kdo,Amt) ja eher über ein „Bauchgefühl“ sprechen, wohingegen Sie bei den „Bauchgefühlen“ Anderer, stets hartnäckig Grundlagen etc. fordern.“
Wenngleich ich meine Bewertung nicht auf einem „Bauchgefühl“, sondern auf persönlicher Erfahrung aufbaue, so haben Sie aber mit dem Vorwurf an sich nicht ganz unrecht.
Ich schließe vom „Einzelfall“ auf das Ganze. Das ist wissenschaftlich gesehen eigentlich eine unzulässige Induktion ;)
Dennoch bitte ich um Nachsicht. Nach vier Jahren als Kompaniechef und zwei zusätzlichen Jahren in der Führerausbildung (Offz/Fw) zuzüglich den Einblicken, die ich zwischenzeitlich im Personalmanagement gewonnen habe, glaube ich zwar durchaus mehr als nur von mir persönlich bekannten Einzelfällen sprechen zu müssen.
Zudem liegt m.W.n. die Gesamtzahl der Krankschreibungen in den Streitkräften über dem der Zivilwirtschaft.
Und das Faktum der „Überdehnung“ der Streitkräfte bereits bei einem größeren Einsatz trotz nominell vorhandener massiver Personalreserven kann glaube ich als nachgewiesen betrachtet werden.
Alles zusammen: Auch wenn ich den Tadel hinsichtlich der (wissenschaftlichen) Mängel an meiner Beweisführung akzeptiere, so glaube ich dennoch genügend Indizien präsentiert zu haben um eine zumindest glaubwürdige, aber vermutlich sogar wahrscheinliche Problemschilderung geliefert zu haben.
„Mit Ihrer Schelte gegen die Truppenärzte packen Sie ja ein Eisen an, bei dem ja erstmal Ihre ärztliche Qualifikation in Frage zu stellen ist.“
Nein! Wenn ich diesen Eindruck erweckt habe, dann muss ich mich entschuldigen! Ich halte den Sanitätsdienst der Bundeswehr (und da schließe ich die SanOffz ausdrücklich ein) für deutlich qualifiziert. Zumindest wenn es um die medizinische Qualifikation geht!
Ich sehe allerdings erhebliche Mängel in der Ausübung des „anderen“ Hutes. Nämlich der militärischen Pflichten. Damit ich hier nicht falsch verstanden werde, ich fordere keineswegs, dass SanOffz die Gesundheit von Soldaten gefährden nur um „Quoten“ zu erfüllen.
Ich fordere aber, dass SanOffze sich weniger der (gesetzlich übertragenen!) Abwägungspflicht entziehen. Es geht nicht darum, was die (möglicherweise) kranken Soldaten WOLLEN, es geht darum, was sie (in Abwägung zwischen Gesundheit und Dienst) BRAUCHEN. Und diese Abwägung qualifiziert nur durch SanOffze getroffen werden kann, dürfen die SanOffze sich dieser Abwägung auch nicht mehr so häufig wie in der Vergangenheit entziehen.
Wenn wir eine solche „härtere“ Abwägungspraxis nicht einführen wollen (oder können), dann müssten wir zumindest am anderen Ende bei der Förderungswürdigkeit/Diensttauglichkeit deutlicher Ansetzen. Die gesetzlichen Möglichkeiten wären hierzu da…
„Vielleicht liegt es aber u.a. daran, dass neue Krankheitsbilder (PTBS, BurnOut etc) hinzugekommen sind, die früher einfach mit „nicht belastbar“ abgetan wurden.“
Hmm, hier muss man m.E.n. unterscheiden, in der Tat muss einem betroffenen Kameraden ärztlich ohne Einschränkungen geholfen werden. Aber wenn jemand über längere (!) Zeit objektiv „nicht belastbar“ ist, dann muss er seinen Dienstposten vielleicht jemandem überlassen, der „belastbar“ ist.
Die Armee ist kein Selbstzweck, sondern sie dient einem klaren Verfassungsauftrag. 170.000 Dienstposten sind nicht einfach nur zu befüllen, sondern sie sind so zu befüllen, dass die Bundeswehr ihrem Auftrag nachkommen kann…
@Koffer
„Koffer | 27. Juli 2017 – 22:55
…Mal ganz ehrlich, Sie sollten aufhören Ihre eigenen Erfahrungen von vor Jahrzehnten mit dem hier und heute zu verwechseln….“
Warum ich das persönlich auf Landser bezogen habe:
Vielleicht
weil ich selber einer war
Vorwürfe/Verdächtigungen/Unterstellungen spez. auf diese bezogen öfter auftauchen, auch hier.
Vorgesetzte die Landsern die Inanspruchnahme medizinischer Versorgung verweigert haben, verteidigt wurden.
Dieser was hätten´s denn gerne liegt nicht daran, das der Arzt so vernünftig ist dem Patienten zuzutrauen, der kann eher abschätzen was er braucht?
Oder sich für schlecht ausgebildet hält(die Klagen habe ich von Sanoffizieren Dr Med)
Oder er verletzt auf diese Art genauso seine Pflicht als Arzt und Soldat wie obiges Beispiel und ich würde auch in diesem Fall besagtem Arzt das Vertrauen aus Zweifel an Berufsethik entziehen.
Das gesetzliche Spannungsfeld, kann ich zur Zeit nicht nachvollziehen(wenn zimbabwische Panzer unter den Linden durchfahren vielleicht?), wenn jemand krank und arbeits/dienstunfäg ist oder dies für seine Genesung erforderlich ist, dann ist das so und damit ist die Pflicht von Arzt, Patient und DV klar.
Eine Anekdote aus meiner AGA, auch da hat sich ein UoP dagegen gewehrt in die Neuen Länder versetzt zu werden.
@Mentor/Koffer ein kleiner Seitenblick ins zivile Leben: Ende 80er/Anfang 90er Jahre sind die psychischen/psychiatrischen Probleme zu den häufigsten Anlässen für den vorzeitigen Rentenbezug (Berufs- bzw. Erwerbsunfähigkeit) geworden, mittlerweile weit vor Skelett („Rücken“), Krebs oder Herz-Kreislauf. Für 2016 haben psychische Probleme ohne Suchtproblematik allein ziemlich exakt 30% aller vorzeitigen Rentenzugänge verursacht. Nimmt man Sucht (Alkohol/Drogen) und Nervenkrankenheiten dazu, kommen wir mittlerweile auf 43%.
Zudem meine ich mich erinnern zu können, dass die von Berufs wegen Flecktarngewandeten durchaus auch schon in Friedenszeiten besondere persönliche Belastungen (Häufigkeit der Umzüge, Lebensqualität an den Standorten) hinnehmen müssen. Die Beobachtung, dass sich etwas geändert hat über die letzten 30 Jahre (Anstieg der aus gesundheitlichen/insbesondere psychischen Gründen ausscheidenden Kameraden) ist sicher richtig. Aber die Ursachen liegen wohl eher bei den Bedingungen, unter denen wir alle leben (müssen).
Nachtrag: Die Zahlen sind aus der Statistik der Träger der gesetzlichen Rentenversicherung
@Jörg Backhaus: Wie der Hausherr schon sagte, veröffentlicht die BW nur die Zahlen der aktiven Soldaten, aber keine konkreten Zahlen, wieviele Reservisten in einem Monat oder generell beordert werden.
Das einzige was die BW zu Reservisten mitveröffentlicht, auch im Vergleich zu FWDL ist die Anzahl der Reservisten im Auslandseinsatz:
https://goo.gl/uvs7U7
Warum muss jemand der nicht die körperlichen Voraussetzungen hat um Soldat zu werden bei der Bw zwingend als Soldat eingestellt und beschäftigt werden?
Wer muss zwingend Kombattant sein, wer muss zwingend einen Dienstgrad tragen?
@ThoDan | 28. Juli 2017 – 14:19
Ja, ich verstehe sehr wohl, warum Sie (absolut menschlich) regelmäßig in eine Verteidigungshaltung ggü. tatsächlichen oder vermeintlichen Angriffen auf Mannschaftssoldaten gehen.
Manchmal stimme ich Ihnen dabei zu, manchmal auch nicht. Liegt vermutlich daran, dass ich aufgrund meines Dienstgrades, meiner dienstlichen Erfahrung und meines Status als aktiver Soldat einen besseren Überblick habe als Sie. Damit bin ich sicherlich nicht unfehlbar, aber ich verstehe die Zusammenhänge einfach etwas besser als Sie (hoffentlich zumindest, sonst hätte der Dienstherr in den letzten 20 Jahren viel Geld umsonst in mich investiert ;) ).
In der konkreten Frage allerdings ist das vollkommen irrelevant, weil Sie einen Angriff auf Mannschaftssoldaten glaubten verteidigen zu müssen, wo gar keiner war. Bzw. nicht mehr als auch auf Uffz/Offz. Eigentlich sogar weniger…
„Dieser was hätten´s denn gerne liegt nicht daran, das der Arzt so vernünftig ist dem Patienten zuzutrauen, der kann eher abschätzen was er braucht?“
Aha, und damit erfüllt er also seine Pflicht als Arzt und Offizier dem Soldaten die gesundheitliche Betreuung zukommen zu lassen, die der Soldat BRAUCHT oder eher die er WILL? Und erfüllt er damit auch seine „Gutachter“-Aufgabe hinsichtlich im Auftrag des Dienstherren hinsichtlich der TATSÄCHLICHEN „Diensttauglichkeit“ (sowohl der Begriff „Gutachter“, als auch der Begriff „Diensttauglichkeit“ sind hierbei weit zu verstehen und nicht im juristischen Sinne gemeint)?!?!
Nein, tut er natürlich nicht… Aber weil die ärztliche Unfehlbarkeit ein Tabu ist, wird es halt hingenommen. Selbst von SanOffzen unter einander. Denn hier wäre ja eigentlich eine verstärkte Fachaufsicht durch andere SanOffz angebracht…
„Das gesetzliche Spannungsfeld, kann ich zur Zeit nicht nachvollziehen(wenn zimbabwische Panzer unter den Linden durchfahren vielleicht?),“
Einsätze in AFG, MLI und sonst wo auf der Welt?!?!?!
„wenn jemand krank und arbeits/dienstunfäg ist oder dies für seine Genesung erforderlich ist, dann ist das so und damit ist die Pflicht von Arzt, Patient und DV klar.“
Ja, in der Tat. WENN das so ist. Und eigentlich ist auch die Pflicht von Arzt und Vorgesetzten Entlassungen, Versetzungen einzuleiten und ggf. „nicht-förderliche“ Maßnahmen zu ergreifen.
Hätte, hätte Fahradkette.
Jetzt mal ganz ehrlich. Ist es für Sie als Steuerzahler i.O., dass Sie für 170.000 SaZ/BS zahlen, aber nur Leistung für 150.000 (grobe Schätzung meinerseits) bekommen?
Ist es für Sie als Steuerzahler i.O., dass wir mit unseren 185.000 (gesamt) auch noch komplett kopflastig sind und wir weniger DEUTLICH Soldaten in die Einsätze bringen können als z.B. Briten mit ihren 190.000?
@Elahan | 28. Juli 2017 – 15:50
„Warum muss jemand der nicht die körperlichen Voraussetzungen hat um Soldat zu werden bei der Bw zwingend als Soldat eingestellt und beschäftigt werden?“
Absolute Zustimmung! Eine der Kernfragen zur Lösung unseren aktuellen Dillemas…
@Koffer | 28. Juli 2017 – 14:01
„Die Armee ist kein Selbstzweck, sondern sie dient einem klaren Verfassungsauftrag. 170.000 Dienstposten sind nicht einfach nur zu befüllen, sondern sie sind so zu befüllen, dass die Bundeswehr ihrem Auftrag nachkommen kann…“
dazu +1
Leider muss ich auch ihre Wahrnehmung vermehrt teilen was den lapidaren Umgang (tlw) mit KzH oder sonstigen „Befreiungen“ angeht!
Was hörte ich kürzlich aus dem Kameradenkreise „Manche Leute waren schon mehr Tage „krank“ als ich bis heute Urlaub hatte“…
Es scheint ja der Trend zu sein, die achso schwere Schutzweste als Grund für „Rücken“ anzugeben, anstelle vernünftig Sport zu betreiben ;)
Tja, Arbeitgebermarke halt…
@Klaus-Peter Kaikowsky | 27. Juli 2017 – 0:34
Absolut richtig! Lächerlich & Peinlich…und wer schon einmal einen Tag der Anreise beim OA-Btl (als Aussenstehender)erlebt hat, weis vmtl.auch warum….
In Teilen kann ich Koffer durchaus zustimmen, es gibt durchaus Ärzte (wobei die meisten zivile Vertragsärzte sind) welche bekannt dafür sind bei einer Erkältung eine Woche „Urlaub“ zu verschreiben.
Kleine Anekdote dazu: Unterhielten sich zwei Kameraden beim Rauchen darüber welcher Arzt anwesend ist und ob es sich nicht lohnen würde noch zu warten bis Dr. XY wieder da ist um ein wenig zu Hause zu chillen.
Es sind nicht alle so aber es gibt definitiv schwarze Schafe.
@ T.W.: Es ist mir klar, dass Sie über „aktive Soldaten“ geschrieben haben, nur meine ich dass die Reservisten aus journalistischer Sicht nicht fehlen sollten, gerade wenn man über die dünne Personaldecke oder über Multiplikatoren bei der Personalgewinnung diskutieren will.
@closius: Danke für den Link. Nach ihren Zahlen sind also von 3605 Soldaten im Auslandseinsatz 214 Reservisten und damit knapp 6%.
Nach den Zahlen meines Landesvorsitzenden im Reservistenverband (BaWü)
gibt es 3000 RDL-Tage pro Jahr in 2017. Also 3.000 x 365 Tage/Jahr. Die werden für das Jahr 2017 nicht ausreichen, daher sind für 2018 schon 3.500 Tage geplant. Es dienen also jeden Tag (statistisch) 3.000 Reservisten an jedem einzelnen Tag im Jahr.
Gemessen an der Gesamtzahl von 178 000 machen die beorderten Reservisten also 1,6 % aus. Auch wenn das vergleichsweise wenig ist, sollte es IMHO doch nicht unter den Tisch fallen.
@Koffer
Ich hoffe und erwarte, das Sie einen besseren Überblick haben als ich und es ist für meine Objektivität bestimmt nicht förderlich das die BW Zeit bei mir was Machtmissbrauch, bzw. des Dulden desselben angeht ziemlich weit oben steht bzw. Befehlsgewalt kombiniert mit Ignoranz bzw. Institutioneller Inkompetenz.
Ein Arzt der seinen Patienten als Behandlungsobjekt betrachtet und nicht mit ihm kooperiert erfüllt jedenfalls nicht seine Pflicht als Arzt, und würde von mir nicht als Arzt als akzeptabel betrachtet werden. Der Gedanke das der Kranke vielleicht die Symptome seines Körpers besser deuten kann und auch eher weiß welche Behandlung/Medikamente er verträgt, die Grippe noch nicht auskuriert ist etc.
Ich finde es eine interessante Unterstellung von ihnen, das ein Soldat prinzipiell eine Behandlung will die er NICHT braucht.
Einsätze in … wofür wieviele der 170.000 Soldaten geeignet sind?
Und nein, das ist für mich kein Argument jemand der nicht gesund ist dort einzusetzen und es ist für mich noch weniger ein Argument solche Entscheidungen nach Vorurteilen und vermeintlich GMV trifft zu überlassen.
Aber vielleicht sollten wir die Luftwaffe und Panzertruppe abschaffen, weil wir sie in dort nicht brauchen?
Diese Pflicht zur Entlassung besteht , wenn die DU voraussichtlich lange genug dauert, ansonsten ist es auch eine DV Pflicht zu Prüfen ob die Umstände des Dienstes für die gesundheitlichen Probleme des Soldaten verantwortlich sind und wenn irgend möglich dafür Abhilfe zu schaffen.
Ich bin eher bereit für ein Paar Tausend mehr zu bezahlen, als Soldaten die krank sind in den Dienst zu pressen, aber nicht für Ausrüstung zu bezahlen die unnötig gesundheitsschädlich ist oder gar für Vorgesetzte die ihrer Fürsorgepflicht nicht nachkommen – noch für Ärzte die ihre Pflicht als Ärzte vernachlässigen.
Spez. wenn das Ärztliche Unfehlbarkeitstabu zum Missbrauch am Patienten führt.
Den sich selbst bespassenden BS Wasserkopf, nun wenn ich Treue und Loyalität mir gegenüber verlange – kann ich mich schlecht weigern meinen Teil dieser Verpflichtung einzuhalten.
P.S.
Ich hatte diese Fragen eigentlich nur zur Sicherheit um alle Zweifel für den Angeklagten auszuräumen gestellt.