Korvetten, Drohnen, Raketen: Alles muss rein (m. Korrektur)
(Korrektur beim Posten Bekleidungswesen)
Im Bundestag haben am (heutigen) Montag die letzten zwei Sitzungswochen vor der Sommerpause begonnen – und wegen der Bundestagswahl im September damit auch voraussichtlich die letzten Sitzungswochen, in denen noch planmäßig Entscheidungen in der zu Ende gehenden Legislaturperiode getroffen werden können. Das hat für die Rüstungsprojekte der Bundeswehr einen echten Endspurt-Charakter: Was nicht in der Sitzung des Bundestags-Haushaltsausschusses am kommenden Mittwoch (oder, als letzte Reserve, eine Woche später am 28. Juni) von den Parlamentariern gebilligt wird, dürfte faktisch in diesem Jahr nicht mehr beschlossen werden.
Und das Parlamentsgremium hat für den Mittwoch eine sehr lange Liste so genannter 25-Millionen-Euro-Vorlagen auf der Tagesordnung. Beschaffungsprojekte mit einem Finanzvolumen von insgesamt rund 15 Milliarden Euro haben sich angesammelt, so hat es der Grünen-Haushälter Tobias Lindner, als Oppositionspolitiker naturgemäß mit einem besonders sorgfältigen Blick auf die Zahlen, ausgerechnet. Dass die Abgeordneten so viel auf den letzten Metern vor der Wahl entscheiden sollen, hängt mit dem Hickhack um die geplanten fünf neuen Korvetten für die Deutsche Marine zusammen – und mit den koalitionsinternen Streitigkeiten als Folge dieser Beschaffung, die zunächst gescheitert schien.
Aber die Korvetten sollen nun, nachdem die auch gerichtlichen Auseinandersetzungen um die Beschaffung dieser Kriegsschiffe beigelegt scheinen, endgültig die parlamentarische Billigung bekommen. Ebenso das politisch umstrittene Projekt, erstmals für die Bundeswehr Drohnen mit Bewaffnungsmöglichkeit aus Israel zu leasen. Und noch einiges andere. Eine Übersicht:
• Korvetten: Das Projekt, angeschoben aus dem Bundestag von den Abgeordneten Johannes Kahrs (SPD) und Eckart Rehberg (CDU) sah nach einem schnellen Selbstläufer aus: Um die langwierigen Ausschreibungsprozesse und die Entwicklung eines neuen Kriegsschiffs zu umgehen, sollten, so die Vorstellung, zu den bereits vorhanden fünf Korvetten K130 der Deutschen Marine fünf weitere bestellt werden, quasi als Nachbauten. Da dieser Auftrag an ein Werftenkonsortium unter Führung der Lürssen-Werft gehen sollte, fühlten sich die German Naval Yards (GNYK) in Kiel ausgeschlossen und monierten nicht nur das Vergabeverfahren, sondern klagten auch dagegen vor dem Oberlandesgericht Düsseldorf.
Dieses Problem scheint jetzt durch die Einbeziehung von GNY in das Werftenkonsortium beigelegt: Parallel zum laufenden Nachprüfungsverfahren beim OL Düsseldorf haben sich die Industrieparteien vorläufig geeignet, die GNYK in die ARGE [Arbeitsgemeinschaft] K130 aufzunehmen. Dieses Vorhaben wird zunächst noch einer kartellrechtlichen Prüfung unterzogen. (…) Für den Fall, dass die kartellrechtliche Zulässigkeit des Vorhabens bestätigt wird, hat sich die GNYK bereit erklärt, den Nachprüfungsantrag zurückzunehmen, heißt es in der Vorlage für den Haushaltsausschuss.
Allerdings ist das Projekt inzwischen doch deutlich teurer als die 1,5 Milliarden Euro, die Kahrs und Rehberg bei ihren ersten Vorstößen (die dann sehr schnell die Zustimmung von Marine und Verteidigungsministerium fanden) genannt hatten: Der Vertrag über die Konstruktion, den Bau und die Lieferung von fünf weiteren Korvetten soll ein Volumen von 1,989 Milliarden Euro umfassen. Zusätzlich sind weitere 470 Millionen Euro vorgesehen, die die Funktionalität des Gesamtsystems der Boote 6 bis 10 sicherstellen und mit Beistellungen der Bundeswehr geleistet werden sollen. Die neuen Kriegsschiffe sollen in den Jahren 2022 bis 2025 ausgeliefert werden.
Interessant wird noch, ob und in welcher Form die am Wochenende bekannt gewordene Kritik des Bundesrechnungshofs an diesem Projekt im Haushaltsausschuss eine Rolle spielen wird. In den Vorlagen von Bundesfinanz- und Verteidigungsministerium ist diese Kritik noch nicht aufgenommen: Es liegen bislang keine Bemerkungen des Bundesrechnungshofs vor, heißt es in dem Papier aus dem Verteidigungsministerium.
• Drohnen: Die Bundeswehr soll ihre ersten bewaffnungsfähigen unbemannten Flugsysteme bekommen (der Begriff Kampfdrohnen ist zwar politisch griffig, angesichts der unbemannten Motorsegler mit vergleichsweise leichter Bewaffnung aber irreführend). Die Bundeswehr hatte sich bereits im Januar vergangenen Jahres entschieden, Drohnen des Typs Heron TP von der israelischen Firma Israel Aircraft Industries (IAI) zu leasen; und damit gegen eine Beschaffung von Predator-Drohnen des US-Herstellers General Atomics. Bestandteil des Pakets ist außerdem nicht nur die Ausbildung der Piloten, sondern vor allem die Stationierung der Fluggeräte in Israel – damit wird das Problem einer luftfahrtrechtlichen Zulassung in Deutschland und Europa umgangen.
Für die zunächst geplanten fünf Systeme sind 1,024 Milliarden Euro veranschlagt, einschließlich Stationierung und Ausbildung. Bei der Bundeswehr firmiert das Projekt als SAATEG MALE Überbrückungslösung – aufgedröselt: SAATEG steht für System zur abbildenden Aufklärung in der Tiefe des Einsatzgebietes; MALE für Medium Altitude Long Endurance – also Drohnen mittlerer Größe, die als so genannte Überbrückungslösung bis zur Entwicklung einer europäischen Drohne genutzt werden sollen.
Wie bei den Korvetten wurde auch diese Beschaffung von dem unterlegenen Unternehmen angegangen: General Atomics hatte zunächst das Vergabeverfahren gerügt und dann dagegen ebenfalls vor dem Oberlandesgericht Düsseldorf geklagt. Die juristische Auseinandersetzung ist noch nicht abgeschlossen: Das US-Unternehmen war zwar vor Gericht unterlegen, reichte aber in der vergangenen Woche eine Anhörungsrüge gegen das Urteil ein. Nach Ansicht des Verteidigungsministeriums ist aber mit diesem Schritt ein Vertragsabschluss ebenso wie die parlamentarische Behandlung möglich.
Bei den Drohnen gibt es allerdings, im Unterschied zu praktisch allen anderen Rüstungsprojekten, ein interessantes und politisch heikles Detail: Wie die Bewaffnung der dann deutschen Fluggeräte mit dem Eisernen Kreuz am Rumpf aussehen wird, bleibt geheim – auf Wunsch der liefernden Israelis. Damit beschafft die Bundeswehr erstmals ein Waffensystem, bei dem es keine öffentliche Auskunft über die Waffen gibt. Ob das angesichts der politischen Debatte über bewaffnete Drohnen sinnvoll oder auch nur durchhaltbar ist, bleibt abzuwarten.
Die weiteren Projekte auf der langen Liste sind seit längerem bekannt und keine große Überraschung, vor allem, wenn man die Planung vom März anschaut:
• unbewaffnete Drohnen: Das Leasing der bereits in Afghanistan und in Mali eingesetzten unbemannten Systeme des (ebenfalls israelischen) Typs Heron 1 wird verlängert, insbesondere für den Einsatz in Mali bis 2019. Dafür sind 35,55 Millionen Euro vorgesehen. Von den Nahbereichs-Aufklärungsdrohnen des Typs LUNA NG, das Nachfolgesystem der schon lange genutzten LUNA werden für 74,30 Millionen Euro neue Fluggeräte angeschafft, die Systeme sollen so bis 2025 (Korrektur) eingesetzt werden können.
• Munition: Die Bundeswehr unternimmt schon länger fällige Schritte, die Munitionsvorräte wieder aufzustocken. So sollen für das Artillerie-Raketensystem MARS (Foto oben) für 95,70 Millionen Euro Lenkraketen bestellt werden. Deutschland ist damit größter Einzelkunde für die Raketenbestellung der U.S. Army beim Hersteller Lockheed Martin; rein rechnerisch macht die Summe der deutschen Beschaffung fast ein Viertel des 472 Millionen US-Dollar schweren Pakets aus. Die Bundeswehr wird dabei vor allem die Guided Multiple Launch Rocket System-Flugkörper mit dem Unitary-Gefechtskopf bestellen.
Für weitere 45 Millionen Euro werden Patronen 120mmx570 DM 11 für den Kampfpanzer Leopard 2 bestellt.
• Digitalfunk: Zur Ausstattung der Bundeswehr mit neuen digitalen Funkgeräten im Truppeneinsatz soll der Auftakt für das System MoTaKo (mobile taktische Kommunikation) beschlossen werden. Zunächst geht es dabei nur um die Einrüstung dieser neuen Systeme in 50 Führungsfahrzeuge der Typen Schützenpanzer Puma und Transportpanzer Boxer. Zunächst sind dafür 81 Millionen Euro vorgesehen.
• Schützenpanzer Puma: Für den Schützenpanzer sind mehrere Projekte vorgesehen, die die Nutzungsmöglichkeiten des modernsten Schützenpanzers der westlichen Welt (Verteidigungsministerium) verbessern sollen oder schlicht Versäumtes nachholen:
Die Serienintegration der Sichtmittelverbesserung Turm steht mit 26,25 Millionen Euro auf der Liste. Die Integration der Turmunabhängigen Sekundärwaffenanlage soll knapp 93 Millionen Euro kosten. (Die Beschaffung des Waffensystems selbst, des Mehrrollenfähigen Leichten Lenkflugkörpersystem ,MELLS, der Firma Eurospike, an der die deutschen Unternehmen Diehl und Rheinmetall sowie die israelischen Firma Rafael beteiligt sind, hatte der Haushaltsausschuss bereits im März gebilligt.) Die Peripherie des Abstandswirksamen Schutzsystems für den Puma ist mit 56,6 Millionen Euro, die Beschaffung von Ausbildungsanlagen für den Turm des Schützenpanzers mit 83,70 Millionen Euro vorgesehen.
• Neue Tankflugzeuge: Mitte Februar hatte Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen eine Vereinbarung für den gemeinsamen Betrieb neuer Tankflugzeuge mit anderen europäischen Nationen unterzeichnet; Deutschland will dem von den Niederlanden und Luxemburg gestarteten Projekt formell bis zum Sommer beitreten. Dem Haushaltsausschuß liegt dazu eine Vorlage mit einem Volumen von 1,4 Milliarden Euro vor.
• Transportflugzeug A400M: Bei den so genannten Einsatzsichernden Maßnahmen geht es um die Bestellung von zehn dringend benötigten Ersatztriebwerken. Das Vorhaben muss noch vor der Sommerpause durch den Ausschuss, weil laut BMVg das Bestellfenster dafür am 30. Juni endet. Vorgesehen sind 303,80 Millionen Euro.
• Kampfhubschrauber Tiger: Das Vorhaben Serialisierung Ausrüstungspakete Afghanistan Stabilization German Army Rapid Deployment (ASGARD) für den Kampfhubschrauber trägt zwar Afghanistan im Namen – aber es geht, für 102,5 Millionen Euro, um Ausrüstungspakete wie Sandfilter und andere Ausstattungsmerkmale für den Einsatz in heißen und staubigen Gebieten – zum Beispiel aktuell in Mali.
• Infanterist der Zukunft: Die Beschaffung weiterer Ausstattungssätze dieser High-Tech-Ausstattung für Infanteristen hatte sich verzögert, weil es Probleme mit der Zulassung der Verschlüsselung beim Funkgerät gab. Für das Projekt sind jetzt 369 Millionen Euro vorgesehen.
• Bildverstärkerbrille leicht: Die Beschaffung dieser in der Truppe dringend benötigten Nachtsichtbrillen ist weit hinter dem Zeitplan: Auch in diesem Fall hatte das Vorgehen eines bei der Auswahl unterlegenen Lieferanten den Beschaffungsvertrag verzögert. Dafür sind nun 39,04 Millionen Euro vorgesehen.
• Neue U-Boote: Dabei geht es (noch) nicht um eine Beschaffung, sondern um die Umsetzung der mit Norwegen vereinbarten Kooperation zum Bau neuer U-Boote auf deutschen Werften und damit verbunden die Entwicklung und Beschaffung von zwei neuen U-Booten für die Deutsche Marine. Dem Haushaltsausschuss soll der Plan für ein Memorandum of Understanding für den deutschen Anteil mit einer Kostenobergrenze von 1,85 Milliarden Euro vorgelegt werden. Der Bauvertrag soll dagegen erst 2019 dem Parlament zur Billigung vorliegen.
• Aufklärungssensor Flugfunk: Der Punkt tauchte etwas überraschend auf der Liste auf, zumal er mit 4,9 Millionen Euro weit unter der Schwelle von 25 Millionen liegt, für die eine Befassung des Haushaltsausschusses erforderlich ist. Der Grund dafür ist, dass diese Ausgaben zunächst nicht eingeplant waren und dafür andere Mittel umgewidmet werden. Es geht um einen Sensor zur Überwachung des Flugfunks im Einsatz – und weil das bisherige System von 1993 erst nach 2020 durch ein neues ersetzt werden soll, muss der alte Sensor am Leben erhalten werden. Vor allem im Hinblick auf den Einsatz der Luftwaffe im Baltic Air Policing in Estland.
Und die übrigen Tagesordnungspunkte für den Endspurt als kursorische Übersicht:
• Umrüstung aller GTK Boxer-Varianten 1. Los auf aktuellen Konstruktionsstand – 112,4 Millionen Euro
• Lkw-Familie UTF mil ZLK 5t und 15 t – 224,30 Millionen Euro
• Mehrbedarf im Betrieb des Bekleidungswesens – 252,7 Millionen Euro (KORREKTUR; nicht 845,5 Millionen)
• Anteil der Bundeswehr am Satellit Heinrich Hertz – 148 Millionen Euro
• Folgelösung Heeresinstandsetzungslogistik (HIL) – 5,388 Milliarden (!) Euro
• Folgeprojekt Herkules/Zusätzliche Leistungsanteile – 518,52 Millionen Euro
• Geschützter Mobilkran, 38 Fahrzeuge – 86,8 Millionen Euro
• Bundeswehr Fuhrpark Service – Beteiligung an Gesellschaften – 70,08 Millionen Euro
• Logistik ZEBEL (Zentrales Bundeseigenes Lager) – 122,60 Millionen Euro.
Was fehlt und vor der Wahl, damit vermutlich auch in diesem Jahr, nicht mehr kommt, war bereits vorher absehbar: Für das Großprojekt Taktisches Luftverteidigungssystem (TLVS) gibt es ebensowenig eine entscheidungsreife Vorlage wie für das Aufklärungssystem Signalerfassende luftgestützte weiträumige Überwachung und Aufklärung (SLWÜA), die Nachfolge des gescheiterten EuroHawk-Systems. Auch zum geplanten Mehrzweckkampfschiff 180 (MKS180) war in dieser Legislaturperiode keine Entscheidung zu erwarten. Geplant, aber von der Liste verschwunden ist ein Nachfolger des Leichten SAR-Hubschraubers.
Und ehe jemand fragt: Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen hat sich zwar sehr öffentlichkeitswirksam dafür stark gemacht, dass die Bundeswehr Abschied vom Sturmgewehr G36 nimmt. Der Auftrag ist zwar bereits ausgeschrieben, die Entscheidung über eine neue Standardwaffe der Bundeswehr wird aber weit nach der Bundestagswahl fallen.
(Falls mir bei der Vielzahl der Daten und Zahlen was durcheinandergeraten sein sollte, bitte ich um Nachsicht und einen Hinweis.)
(Foto: Mittleres Artillerieraketensystem MARS bei der Informations- und Lehrübung 2016)
Danke – damit ist ein Fehler in der Vorlage auszuschliessen.
@ Koffer
„Handapparate und Entwicklungskosten“
Naja, die Handapparate,Sprechsätze Helm etc. und bitte auch die „Verlängerungskabel“ dazu sollten ja hoffentlich dabei sein. Wundern würde mich aber dabei nichts mehr.
EBS Kfz,FuGer, Zubehörausstattung FuGer, Satz im Satz im Satz und Zusatzausstattung „taktisch“ sollte wenn, von Anfang an verfügbar sein.
Ich hoffe die Materialkosten schließen Entwicklung, Beschaffung der 50SE sowie Lagerung von Ersatzteilen derer mit ein.
Aber seit ja alles „out-ge-sourced“ liegt ja (so vermute ich) fast nichts mehr in den Logistischen Einrichtungen der Bw. Früher war das mal so…da konnte auch der EloInstler im Btl noch schnell etwas reparieren…gerade Handapparate und sonstige unkomplizierte Teile…
Wenn ich mir die Laufzeiten der Instandsetzung derzeit anschaue schwant mir was.
Bisweilen siegt der Eindruck, die Bw dient einigen nur zur Wirstchaftlichen Sanierung/Ertragssteigerung. Halbfertiger Krempel ausliefern und gegen Bezahlung nachlegen. Kaufe ja kein Auto ohne Scheibenwischergestänge und Fensterheber :-/
Egal wo man nachbohrt, so richtig „schlüssige“ Aussagen sind zum Thema SVFuA / MoTaKo und TIV nirgends zu finden. Aber jede Menge gerede von Herausforderung und Zukunftsspitzentechnologie. Die aktuelle Technologie wäre schon genug!
Allen die der Meinung sind, dass bei der K130 1. Los = 2.Los ist, sollte bekannt sein, dass sicher eine Herstellung des ersten Loses heute garnicht mehr bewerkstelligen lässt.
Als erstes muss dazu geklärt werden, welches Boot das erste Los darstellt. Das konstruierte oder das, was von der Bundeswehr übernommen wurde, welches wie wir ja alle erinnern durch die MACK Getriebe Problematik schon die erste Abweichung zu Plan abweicht.
Da es die Firma Mack garnicht mehr gibt, lässt sich also ein Ur-K130 nicht mehr fertigen.
Als nächstes und viel entscheidenderes „Problem“ ist die Elektronik. Da dort alle zwei Jahre neue Generationen auf dem Markt kommen, gibt es gar keine Fertigungsstraßen mehr um bspw. 16 Jahre alte Chips oder Monitore herzustellen. Was also bedeutet, dass ein Großteil des „Interiors“ vermutlich auch nicht mehr gemäß Plan beschafft werden kann.
Wenn wir dann noch von der Technik weggehen und rein die BWL Perspektive betrachten:
Kostentreiber bei einem Produkte sind, Entwicklungskosten, Arbeitskosten, Rohstoffe etc.
Das heißt wenn man rein die Inflation betrachtet, vergisst man dass die Arbeit vor 16 Jahren deutlich anders bezahlt wurde als heute (wir erinnern uns Inflation = Preisänderung eines Warenkorbes), das gleiche gilt für Rohstoffe. Es kann also durchaus sein dass die Inflation in den letzten 5 Jahren um 10% gestiegen ist, die Lohnkostenvorteil jedoch um 11 % und die Kosten fürs Blech um 200%. Je nachdem welchen Anteil sowas dann am Gessmtpreis hat, kann sich der endgültige Preis also ganz wo anders einpendeln, ohne dass die Industrie auch nur einen realen Cent mehr Gewinn macht.
Da das 2.Los nicht dem ersten entsprechen kann, können auch die Entwicklungskostrn nicht komplett vernachlässigt werden, da die ganze neue Hard-/Software natürlich auch erstmal mit dem Gesamtsystem austariert werden muss.
Als letzter Punkt kommen dann auch noch die Währungsschwankungen, die Waffensoftware kommt von L3 Mapps aus Canada, daher muss jetzt also auch noch die Entwicklung Dollar/CanDollar zu Euro in dem Zeitraum mit berücksichtigt werden.
Energiekosten sind in dem Zeitraum auch deutlich überhalb der Inflation gestiegen.
Am Ende können sich alle diese Faktoren aufaddieren oder gegenseitig neutralisieren.
Von daher, wenn jemand der Meinung ist, dass das zweite Boot günstig oder teuer, sollte Zugang Zufall diesen Informationen haben und diese in seine Begründung mit einfließen lassen. Einfach nur Inflation reicht nicht aus.
Das Auftragsvolumen für den Korvettenbau soll nach diversen Meldungen 2,5 Mrd. kosten.
Ich bezweifel das die Bildung einer ARGE vergaberechtlich so einfach klappt. Eine ARGE muss eigentlich plausibel erklären können, dass kein Mitglied der ARGE den Auftrag alleine stemmen kann und daher die Bildung einer ARGE notwendig ist. So soll der Wettbewerb gesichert werden bzw. die Monopolstellung einer ARGE im Keim erstickt werden. Weil bisher auch Angebote ohne Bildung einer ARGE vorlagen, ist das schlicht widerlegt.
Weil die Kosten vermutlich/anscheined von bisher 1,5 Mrd. auf vieleicht sogar 2,5 Mrd gestiegen sind, kann man dem BRH ja gar nicht böse sein, wenn er auf Wettbewerb pocht.
Herr im Himmel, warum hat man sich nicht einfach die Zeit genommen und gleich eine Ausschreibung durchgeführt?
Ergänzungsbeschaffung K130
Verfügbarkeit erhöhen – Fähigkeiten verbessern http://bit.ly/2rAF8lu
samy | 20. Juni 2017 – 22:14
Sie argumentieren:
„…………….die Monopolstellung einer ARGE im Keim erstickt werden. Weil bisher auch Angebote ohne Bildung einer ARGE vorlagen, ist das schlicht widerlegt.
Weil die Kosten vermutlich/anscheined von bisher 1,5 Mrd. auf vieleicht sogar 2,5 Mrd gestiegen sind, kann man dem BRH ja gar nicht böse sein, wenn er auf Wettbewerb pocht“
Na dann nennen sie mir doch bitte einmal ein „Komplettangebot“ für ein Marinesystemschiff einer oder mehrerer Werften auf eine „Ausschreibung im Wettbewerb“ – sagen wir einmal – in den letzten 25 Jahren. Sie werden keines finden. Es gibt in Deutschland keine Werft mehr, die bereit ist die unternehmerischen Risiken für ein Marinesystemschiffbauprojekt bei einer Losgröße von weniger als ca. 10 Einheiten alleine zu tragen.
Keine Werft hat heutzutage „im eigenen Hause“ alle notwendigen Entwicklungs-/Konstruktions-/Fertigungskompetenzen für ein schwimmendes, integriertes Plattform-/Waffeneinsatzsystem so wie z.Bsp Airbus im zivilen Flugzeugbau.
Es kommt immer zur Bildung einer Projekt-ARGE, schon allein deswegen, weil die Werften-/Systemhaus-Unternehmensgeographie ständig unternehmerischen Veränderungen unterworfen ist.
Das Kartellamt und der BRH leben in einer marinesystemindustriellen Welt, die es einfach nicht (mehr) gibt. Der unternehmerische“ Umbau“ der deutschen Werften-/Marineindustrie begann 1992 – also vor ca. 25 Jahren, und an der BW kann man ja sehen wie viel man in 25 Jahren so unternehmerisch um- und abbauen kann.
Der ganze Vorstoß von German Naval Yards mit BAE-Systems im Rücken war von Anfang an ein „Fake“ und hatte nur zum Ziel in die ARGE K-130 aufgenommen zu werden und zwar als „Monopol“-Partner und nicht nur als Unterauftragnehmer für den Plattformbau. Deswegen ja auch immer noch diese fake“Monopol“-Diskussion, denn die wollen mehr als 15% Anteil am Stahplattenbiegen – die wollen wieder in den harten Kern des deutschen „distributed engineering&production“ MarineSYSTEMbau zurück und aus der Exportsystem-Ecke raus.
Noch ein Wort zum BSR: glaubt hier wirklich jemand, dass der BSR mehr Kostenkalkulationskompetenz und Kosten-und Leistungsprüfkompetenz hat gerade bei K-130 als die „Abteilung See“ des BWB(nov) in Zusammenarbeit mit dem MUKdo ? Also wirklich, Gelächter. Und das Kartellamt sollte einmal auf den Kalender schauen und feststellen, dass da mittlerweile 2017 angezeigt wird.
„Aber gerne. Vergleichen Sie nur mal diese Drohne mit einem bemannten Kampfflugzeug. Die unbemannten Systeme sind geeignet für Gebiete, in denen der Betreiber die Lufthoheit hat. Wenn es Flugabwehr vom Boden oder Luftverteidigung mit Flugzeugen gibt, haben sie keine Chance. Kampfdrohnen wären dann so was wie Tarannis. Also Modelle, die dann auch durchsetzungs- und überlebensfähig gegenüber bemannten Kampfjets wären.
Auch ein Transporthubschrauber mit Bewaffnung ist kein Kampfhubschrauber.“
Offengesagt ist das eine haarstraeubende Interpretation, die ich so von Ihen nicht wirklich erwartet haette. Nochmals: Reaper und Heron TP sind die schwersten einsatzklaren UCAV, unmanned combat aerial vehicles. Wenn Sie dem widersprechen, dann muessten sie mir auch erklaeren koennen, warum die Amerikaner und Briten, die solche Systeme bewaffnet einsetzen, ganz deutlich von UCAV sprechen oder warum, wenn man die Definition auch nur oberflaechlichst recherchiert, die genannten Systeme klar darunterfallen und bisher immer in der einschlaegigen Literatur als solche bezeichnet worden waren.
Das Beispiel mit den Hubschraubern ist uebrigens in der Hinsicht wunderbar, denn zeigen Sie mir mal einen Kampfhubschrauber, der ueberlebensfaehig ist in Gebieten, wo der Gegner Lufthoheit hat. Ist Ihnen dieser Widerspruch nicht schon beim Tippen aufgefallen? Uebrigens schleppt der Tiger auch nicht mehr Waffenlast als ein Heron TP, ist der nun also auch „leicht bewaffnet“. Nennen Sie ab sofort in jedem Artikel bzgl Tiger diesen nun einen „bewaffnungsfaehigen Mehrzweckhubschrauber“?“
Das „Motorsegler mit leichter Bewaffnung“ ist evident absurd und riecht sehr stark nach politischer Faerbung, so wie sich das gerade die gegenwaertige Bundeswehr sicher sehr wuenscht. Bedenklich, wenn Ihr Blog nun mit solchen Formulierungen daherkommt.
Die Grenze verläuft durch das Design ist allerdings fließend:
„Weaponized UAV“ wurden für Aufklärungsaufgaben entwickelt und sind nachträglich bewaffnet worden (Predator). „UCAV’s“ wurden für einen Kampfeinsatz entwickelt, wobei Reaper und Heron-TP als Weiterentwicklungen ihrer Vorgänger eher Waffenplattformen ohne wirkliche Überlebensfähigkeit in einem Konflikt ohne Luftüberlegenheit sind.
„Kampfdrohne“ ist umgangssprachlich richtig, aber nicht die von der Bundeswehr genutzte Formulierung, da „Drohne“ inzwischen stark negativ belastet.
Schon haatsträubend genug, dass in einem Fach-blog überhaupt der Allerwelts-Stammtisch-Begriff „Drohne“ in Verwendung steht.
UAS, UAV, UCAV, RMPV etc. Gibt hinreichend Termini an denen sich abzuarbeiten ist, je nach TSK, nationaler Präferenz.
@para
Ich wüsste nicht, dass Predator/Reaper als UCAV bezeichnet würden.
Die von Ihnen so kritisierte Definition habe ich schon vor zwei Jahren in meinem Buch so verwendet – wenn Sie schon „einschlägige Literatur“ anführen wollen.
Nur weil sie Ihnen politisch nicht passt, müssen Sie nicht ausfällig werden. Sie können ja gerne weiter Kampfdrohne sagen – übrigens ein Begriff, der genau so als politischer Kampfbegriff verwendet wird.
@para
Ich gehe mal davon aus, dass sie mich meinten.
Meine Einschätzung zum Thema Drohnen RPAS im Bereich MALE als Motorsegler bezieht sich auf die konstruktive Auslegung einschl der Flugparameter und da liegen diese Lfz ganz klar bei einem Motorsegler (die gibt es auch mit hoher Zuladung).
Zum Rest hatte T.W. alles geschrieben.
Ich verstehe ja, dass man Journalisten gerne Begriffe um die Ohren haut, die einem nicht passen – aber hier ist zu diesem OT inzwischen alles gesagt. Und hier wird auch weiter Drohne stehen.
@Klauspeterkaikowsky
Sprache/Schrift wird in Deutschland, außer im amtlichen Bereich, durch die Sprecher und Leser definiert, nicht durch Vorschriften…….und das ist gut so.
@Beschaffung LUNA NG als Nachfolger für LUNA:
Ist damit HUSAR nur geschoben oder ganz gestorben?
Ist es eine kostenbewusste Maßnahme, die Bodenstationen weiter zu nutzen und nur die UAV auszutauschen oder ist es der Versuch, eine offene Ausschreibung zu umgehen, damit EMT als deutscher Anbieter den Auftrag erhält. (Erinnert ein wenig an HERON TP, à la „es ändern sich nur die Fluggeräte, der Rest bleibt gleich“.)
„In der Gewichtsklasse bis 150 kg ist geplant, drei Gesamtsysteme mittlerer Reichweite HUSAR als Nachfolgesystem für das System LUNA zu beschaffen.“
http://augengeradeaus.net/2016/09/dronewatch-die-aktuelle-drohnen-liste-und-planung-der-bundeswehr/
@ Münchhausen | 19. Juni 2017 – 14:25
Lassen Sie uns daran teilhaben, was man unter der „Niederstettener Lösung“ versteht?
@Heron TP:
„Für die zunächst geplanten fünf Systeme sind 1,024 Milliarden Euro veranschlagt, einschließlich Stationierung und Ausbildung.“
Da es sich um eine Leasing-Lösung handelt: Auf welchen Zeitraum beziehen sich die 1,024 Mrd €?
@Lkw-Familie UTF mil ZLK 5t und 15 t:
Ist dort schon die Auswahlentscheidung getroffen?
Was mich zum Teil jedes mal erstaunt sind die hohen Kosten bzw. Kostensteigerungen.
Ein Vorredner hat z.B. die Getriebe bei den Korvetten erwähnt. Ein Getriebe in der Leistungsklasse 20MW, wenn für die Industrie oder Kraftwerke geliefert kostet so 400T€. Also bei 5 Korvetten 2Mio.€.
Bei diesem Thema Getriebe verstehe ich auch nicht warum die Korvetten 2-3 jahre im Dock wegen Getriebeschaden lag. Lieferzeiten in der Industrie sind doch wirklich max. 6Monate.
Auch finde ich die Lieferzeiten der neuen Korvetten krass 2017-2022. das sind 5 Jahre.
Wenn ich da mal wieder in die freie Wirtschaft schaue, finde ich das peinlich.
Es werden Kreuzfahrtschiffe gebaut, die die Größe eines Flugzeugträgers haben, 5.000 Passagiere beherbergen und über richtig hochwertige Elektronik verfügen. Bauzeit 1Jahr (Kiellegung-Abnahme)
https://de.wikipedia.org/wiki/Ovation_of_the_Seas
@ Hr. Wiegold:
Wie ist die Beschaffungsstelle der Bundeswehr aufgestellt? Sind dies alles Beamten + Ingenieure, die außer der Bundeswehr Universität nichts gesehen haben oder sind dort auch Mitarbeiter die z.B. bei Werften, bei Reedereien, bei der Lufthansa gearbeitet haben?
Es erstaunt mich einfach, dass für mich aus der Industrie stammend solche Kosten und Lieferzeiten einfach auf den ersten Blick als unplausibel auffallen aber die Bundeswehr dieses akzeptiert. Ich kann mir nicht vorstellen, dass ein Ingenieur, der ein Kreuzfahrtprojekt in einem Jahr abgewickelt hat von Werften 5Jahre Lieferzeit einsieht für ein Schiff welches nur 1/20 Verdrängung hat.
Bitte einmal klären wie die Beschaffungsabteilung qualifiziert und aufgestellt ist.
Vielleicht macht es Ihnen Spaß (ich fände es interessant, wenn Sie einige Projekte mal überprüfen. 400Mio.€ für 10 Ersatztriebwerke zum Beispiel. fragen Sie mal bei der Lufthansa oder Herstellen an, was 1 Propellertriebwerk mit ähnlicher kW-Leistung in zivil kostet
Rheinmetall MAN hat sich bei den ungeschützten Transportfahrzeugen (UTF) wohl durchgesetzt:
https://www.hartpunkt.de/rmmv-setzt-sich-gegen-wettbewerber-iveco-durch/#more-2689
@Wa-Ge:
So ein Getriebe kostet doch nur ein halbe Mio.
Bei einem Mrd. Projekt das kleinste Übel.
Es sei denn die Marine lässt sich von den Werften das Getriebe für 100Mio.€ aufschwatzen
@ Basti B.
Ihre Erfahrung in zivilen Projekten in allen Ehren, aber ich denke sie unterschätzen die Komplexität und die Anforderungen bei militärischen Projekten
Zitat:
“ fragen Sie mal bei der Lufthansa oder Herstellen an, was 1 Propellertriebwerk mit ähnlicher kW-Leistung in zivil kostet.“
Es gibt kein ähnliches Triebwerk für ein ziviles Flugzeug mit ca. 11000 Wellen PS ! Ttrotzdem dürften die 10 Mio pro Triebwerk überteuert sein und die neuerlichen Entwicklungskosten für das schadhafte Propelleruntersetzungsgetriebe zumindestens anteilig mit berechnet worden sein.
Zitat:
“ Ich kann mir nicht vorstellen, dass ein Ingenieur, der ein Kreuzfahrtprojekt in einem Jahr abgewickelt hat von Werften 5Jahre Lieferzeit einsieht für ein Schiff welches nur 1/20 Verdrängung hat.“
Manchmal kommt es eben nicht auf die Verdrängung an, sondern auf den technischen Inhalt und die Komplexität des zu bauenden Schiffes. Zum Beispiel war das Führungswaffeneinsatzsystem für die Fregatte 124 das damals größte Softwareprojekt in ganz Deutschland !
Davon unabhängig ist gerade beim Bau der Korvette 130 einiges schief gelaufen, weil man meinte man kann die Projektverantwortung komplett der Industrie übertragen und muss kein militärisches Fachpersonal in der Bauphase beistellen. Dies wird diesmal hoffentlich besser gemacht werden.