Korvetten, Drohnen, Raketen: Alles muss rein (m. Korrektur)
(Korrektur beim Posten Bekleidungswesen)
Im Bundestag haben am (heutigen) Montag die letzten zwei Sitzungswochen vor der Sommerpause begonnen – und wegen der Bundestagswahl im September damit auch voraussichtlich die letzten Sitzungswochen, in denen noch planmäßig Entscheidungen in der zu Ende gehenden Legislaturperiode getroffen werden können. Das hat für die Rüstungsprojekte der Bundeswehr einen echten Endspurt-Charakter: Was nicht in der Sitzung des Bundestags-Haushaltsausschusses am kommenden Mittwoch (oder, als letzte Reserve, eine Woche später am 28. Juni) von den Parlamentariern gebilligt wird, dürfte faktisch in diesem Jahr nicht mehr beschlossen werden.
Und das Parlamentsgremium hat für den Mittwoch eine sehr lange Liste so genannter 25-Millionen-Euro-Vorlagen auf der Tagesordnung. Beschaffungsprojekte mit einem Finanzvolumen von insgesamt rund 15 Milliarden Euro haben sich angesammelt, so hat es der Grünen-Haushälter Tobias Lindner, als Oppositionspolitiker naturgemäß mit einem besonders sorgfältigen Blick auf die Zahlen, ausgerechnet. Dass die Abgeordneten so viel auf den letzten Metern vor der Wahl entscheiden sollen, hängt mit dem Hickhack um die geplanten fünf neuen Korvetten für die Deutsche Marine zusammen – und mit den koalitionsinternen Streitigkeiten als Folge dieser Beschaffung, die zunächst gescheitert schien.
Aber die Korvetten sollen nun, nachdem die auch gerichtlichen Auseinandersetzungen um die Beschaffung dieser Kriegsschiffe beigelegt scheinen, endgültig die parlamentarische Billigung bekommen. Ebenso das politisch umstrittene Projekt, erstmals für die Bundeswehr Drohnen mit Bewaffnungsmöglichkeit aus Israel zu leasen. Und noch einiges andere. Eine Übersicht:
• Korvetten: Das Projekt, angeschoben aus dem Bundestag von den Abgeordneten Johannes Kahrs (SPD) und Eckart Rehberg (CDU) sah nach einem schnellen Selbstläufer aus: Um die langwierigen Ausschreibungsprozesse und die Entwicklung eines neuen Kriegsschiffs zu umgehen, sollten, so die Vorstellung, zu den bereits vorhanden fünf Korvetten K130 der Deutschen Marine fünf weitere bestellt werden, quasi als Nachbauten. Da dieser Auftrag an ein Werftenkonsortium unter Führung der Lürssen-Werft gehen sollte, fühlten sich die German Naval Yards (GNYK) in Kiel ausgeschlossen und monierten nicht nur das Vergabeverfahren, sondern klagten auch dagegen vor dem Oberlandesgericht Düsseldorf.
Dieses Problem scheint jetzt durch die Einbeziehung von GNY in das Werftenkonsortium beigelegt: Parallel zum laufenden Nachprüfungsverfahren beim OL Düsseldorf haben sich die Industrieparteien vorläufig geeignet, die GNYK in die ARGE [Arbeitsgemeinschaft] K130 aufzunehmen. Dieses Vorhaben wird zunächst noch einer kartellrechtlichen Prüfung unterzogen. (…) Für den Fall, dass die kartellrechtliche Zulässigkeit des Vorhabens bestätigt wird, hat sich die GNYK bereit erklärt, den Nachprüfungsantrag zurückzunehmen, heißt es in der Vorlage für den Haushaltsausschuss.
Allerdings ist das Projekt inzwischen doch deutlich teurer als die 1,5 Milliarden Euro, die Kahrs und Rehberg bei ihren ersten Vorstößen (die dann sehr schnell die Zustimmung von Marine und Verteidigungsministerium fanden) genannt hatten: Der Vertrag über die Konstruktion, den Bau und die Lieferung von fünf weiteren Korvetten soll ein Volumen von 1,989 Milliarden Euro umfassen. Zusätzlich sind weitere 470 Millionen Euro vorgesehen, die die Funktionalität des Gesamtsystems der Boote 6 bis 10 sicherstellen und mit Beistellungen der Bundeswehr geleistet werden sollen. Die neuen Kriegsschiffe sollen in den Jahren 2022 bis 2025 ausgeliefert werden.
Interessant wird noch, ob und in welcher Form die am Wochenende bekannt gewordene Kritik des Bundesrechnungshofs an diesem Projekt im Haushaltsausschuss eine Rolle spielen wird. In den Vorlagen von Bundesfinanz- und Verteidigungsministerium ist diese Kritik noch nicht aufgenommen: Es liegen bislang keine Bemerkungen des Bundesrechnungshofs vor, heißt es in dem Papier aus dem Verteidigungsministerium.
• Drohnen: Die Bundeswehr soll ihre ersten bewaffnungsfähigen unbemannten Flugsysteme bekommen (der Begriff Kampfdrohnen ist zwar politisch griffig, angesichts der unbemannten Motorsegler mit vergleichsweise leichter Bewaffnung aber irreführend). Die Bundeswehr hatte sich bereits im Januar vergangenen Jahres entschieden, Drohnen des Typs Heron TP von der israelischen Firma Israel Aircraft Industries (IAI) zu leasen; und damit gegen eine Beschaffung von Predator-Drohnen des US-Herstellers General Atomics. Bestandteil des Pakets ist außerdem nicht nur die Ausbildung der Piloten, sondern vor allem die Stationierung der Fluggeräte in Israel – damit wird das Problem einer luftfahrtrechtlichen Zulassung in Deutschland und Europa umgangen.
Für die zunächst geplanten fünf Systeme sind 1,024 Milliarden Euro veranschlagt, einschließlich Stationierung und Ausbildung. Bei der Bundeswehr firmiert das Projekt als SAATEG MALE Überbrückungslösung – aufgedröselt: SAATEG steht für System zur abbildenden Aufklärung in der Tiefe des Einsatzgebietes; MALE für Medium Altitude Long Endurance – also Drohnen mittlerer Größe, die als so genannte Überbrückungslösung bis zur Entwicklung einer europäischen Drohne genutzt werden sollen.
Wie bei den Korvetten wurde auch diese Beschaffung von dem unterlegenen Unternehmen angegangen: General Atomics hatte zunächst das Vergabeverfahren gerügt und dann dagegen ebenfalls vor dem Oberlandesgericht Düsseldorf geklagt. Die juristische Auseinandersetzung ist noch nicht abgeschlossen: Das US-Unternehmen war zwar vor Gericht unterlegen, reichte aber in der vergangenen Woche eine Anhörungsrüge gegen das Urteil ein. Nach Ansicht des Verteidigungsministeriums ist aber mit diesem Schritt ein Vertragsabschluss ebenso wie die parlamentarische Behandlung möglich.
Bei den Drohnen gibt es allerdings, im Unterschied zu praktisch allen anderen Rüstungsprojekten, ein interessantes und politisch heikles Detail: Wie die Bewaffnung der dann deutschen Fluggeräte mit dem Eisernen Kreuz am Rumpf aussehen wird, bleibt geheim – auf Wunsch der liefernden Israelis. Damit beschafft die Bundeswehr erstmals ein Waffensystem, bei dem es keine öffentliche Auskunft über die Waffen gibt. Ob das angesichts der politischen Debatte über bewaffnete Drohnen sinnvoll oder auch nur durchhaltbar ist, bleibt abzuwarten.
Die weiteren Projekte auf der langen Liste sind seit längerem bekannt und keine große Überraschung, vor allem, wenn man die Planung vom März anschaut:
• unbewaffnete Drohnen: Das Leasing der bereits in Afghanistan und in Mali eingesetzten unbemannten Systeme des (ebenfalls israelischen) Typs Heron 1 wird verlängert, insbesondere für den Einsatz in Mali bis 2019. Dafür sind 35,55 Millionen Euro vorgesehen. Von den Nahbereichs-Aufklärungsdrohnen des Typs LUNA NG, das Nachfolgesystem der schon lange genutzten LUNA werden für 74,30 Millionen Euro neue Fluggeräte angeschafft, die Systeme sollen so bis 2025 (Korrektur) eingesetzt werden können.
• Munition: Die Bundeswehr unternimmt schon länger fällige Schritte, die Munitionsvorräte wieder aufzustocken. So sollen für das Artillerie-Raketensystem MARS (Foto oben) für 95,70 Millionen Euro Lenkraketen bestellt werden. Deutschland ist damit größter Einzelkunde für die Raketenbestellung der U.S. Army beim Hersteller Lockheed Martin; rein rechnerisch macht die Summe der deutschen Beschaffung fast ein Viertel des 472 Millionen US-Dollar schweren Pakets aus. Die Bundeswehr wird dabei vor allem die Guided Multiple Launch Rocket System-Flugkörper mit dem Unitary-Gefechtskopf bestellen.
Für weitere 45 Millionen Euro werden Patronen 120mmx570 DM 11 für den Kampfpanzer Leopard 2 bestellt.
• Digitalfunk: Zur Ausstattung der Bundeswehr mit neuen digitalen Funkgeräten im Truppeneinsatz soll der Auftakt für das System MoTaKo (mobile taktische Kommunikation) beschlossen werden. Zunächst geht es dabei nur um die Einrüstung dieser neuen Systeme in 50 Führungsfahrzeuge der Typen Schützenpanzer Puma und Transportpanzer Boxer. Zunächst sind dafür 81 Millionen Euro vorgesehen.
• Schützenpanzer Puma: Für den Schützenpanzer sind mehrere Projekte vorgesehen, die die Nutzungsmöglichkeiten des modernsten Schützenpanzers der westlichen Welt (Verteidigungsministerium) verbessern sollen oder schlicht Versäumtes nachholen:
Die Serienintegration der Sichtmittelverbesserung Turm steht mit 26,25 Millionen Euro auf der Liste. Die Integration der Turmunabhängigen Sekundärwaffenanlage soll knapp 93 Millionen Euro kosten. (Die Beschaffung des Waffensystems selbst, des Mehrrollenfähigen Leichten Lenkflugkörpersystem ,MELLS, der Firma Eurospike, an der die deutschen Unternehmen Diehl und Rheinmetall sowie die israelischen Firma Rafael beteiligt sind, hatte der Haushaltsausschuss bereits im März gebilligt.) Die Peripherie des Abstandswirksamen Schutzsystems für den Puma ist mit 56,6 Millionen Euro, die Beschaffung von Ausbildungsanlagen für den Turm des Schützenpanzers mit 83,70 Millionen Euro vorgesehen.
• Neue Tankflugzeuge: Mitte Februar hatte Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen eine Vereinbarung für den gemeinsamen Betrieb neuer Tankflugzeuge mit anderen europäischen Nationen unterzeichnet; Deutschland will dem von den Niederlanden und Luxemburg gestarteten Projekt formell bis zum Sommer beitreten. Dem Haushaltsausschuß liegt dazu eine Vorlage mit einem Volumen von 1,4 Milliarden Euro vor.
• Transportflugzeug A400M: Bei den so genannten Einsatzsichernden Maßnahmen geht es um die Bestellung von zehn dringend benötigten Ersatztriebwerken. Das Vorhaben muss noch vor der Sommerpause durch den Ausschuss, weil laut BMVg das Bestellfenster dafür am 30. Juni endet. Vorgesehen sind 303,80 Millionen Euro.
• Kampfhubschrauber Tiger: Das Vorhaben Serialisierung Ausrüstungspakete Afghanistan Stabilization German Army Rapid Deployment (ASGARD) für den Kampfhubschrauber trägt zwar Afghanistan im Namen – aber es geht, für 102,5 Millionen Euro, um Ausrüstungspakete wie Sandfilter und andere Ausstattungsmerkmale für den Einsatz in heißen und staubigen Gebieten – zum Beispiel aktuell in Mali.
• Infanterist der Zukunft: Die Beschaffung weiterer Ausstattungssätze dieser High-Tech-Ausstattung für Infanteristen hatte sich verzögert, weil es Probleme mit der Zulassung der Verschlüsselung beim Funkgerät gab. Für das Projekt sind jetzt 369 Millionen Euro vorgesehen.
• Bildverstärkerbrille leicht: Die Beschaffung dieser in der Truppe dringend benötigten Nachtsichtbrillen ist weit hinter dem Zeitplan: Auch in diesem Fall hatte das Vorgehen eines bei der Auswahl unterlegenen Lieferanten den Beschaffungsvertrag verzögert. Dafür sind nun 39,04 Millionen Euro vorgesehen.
• Neue U-Boote: Dabei geht es (noch) nicht um eine Beschaffung, sondern um die Umsetzung der mit Norwegen vereinbarten Kooperation zum Bau neuer U-Boote auf deutschen Werften und damit verbunden die Entwicklung und Beschaffung von zwei neuen U-Booten für die Deutsche Marine. Dem Haushaltsausschuss soll der Plan für ein Memorandum of Understanding für den deutschen Anteil mit einer Kostenobergrenze von 1,85 Milliarden Euro vorgelegt werden. Der Bauvertrag soll dagegen erst 2019 dem Parlament zur Billigung vorliegen.
• Aufklärungssensor Flugfunk: Der Punkt tauchte etwas überraschend auf der Liste auf, zumal er mit 4,9 Millionen Euro weit unter der Schwelle von 25 Millionen liegt, für die eine Befassung des Haushaltsausschusses erforderlich ist. Der Grund dafür ist, dass diese Ausgaben zunächst nicht eingeplant waren und dafür andere Mittel umgewidmet werden. Es geht um einen Sensor zur Überwachung des Flugfunks im Einsatz – und weil das bisherige System von 1993 erst nach 2020 durch ein neues ersetzt werden soll, muss der alte Sensor am Leben erhalten werden. Vor allem im Hinblick auf den Einsatz der Luftwaffe im Baltic Air Policing in Estland.
Und die übrigen Tagesordnungspunkte für den Endspurt als kursorische Übersicht:
• Umrüstung aller GTK Boxer-Varianten 1. Los auf aktuellen Konstruktionsstand – 112,4 Millionen Euro
• Lkw-Familie UTF mil ZLK 5t und 15 t – 224,30 Millionen Euro
• Mehrbedarf im Betrieb des Bekleidungswesens – 252,7 Millionen Euro (KORREKTUR; nicht 845,5 Millionen)
• Anteil der Bundeswehr am Satellit Heinrich Hertz – 148 Millionen Euro
• Folgelösung Heeresinstandsetzungslogistik (HIL) – 5,388 Milliarden (!) Euro
• Folgeprojekt Herkules/Zusätzliche Leistungsanteile – 518,52 Millionen Euro
• Geschützter Mobilkran, 38 Fahrzeuge – 86,8 Millionen Euro
• Bundeswehr Fuhrpark Service – Beteiligung an Gesellschaften – 70,08 Millionen Euro
• Logistik ZEBEL (Zentrales Bundeseigenes Lager) – 122,60 Millionen Euro.
Was fehlt und vor der Wahl, damit vermutlich auch in diesem Jahr, nicht mehr kommt, war bereits vorher absehbar: Für das Großprojekt Taktisches Luftverteidigungssystem (TLVS) gibt es ebensowenig eine entscheidungsreife Vorlage wie für das Aufklärungssystem Signalerfassende luftgestützte weiträumige Überwachung und Aufklärung (SLWÜA), die Nachfolge des gescheiterten EuroHawk-Systems. Auch zum geplanten Mehrzweckkampfschiff 180 (MKS180) war in dieser Legislaturperiode keine Entscheidung zu erwarten. Geplant, aber von der Liste verschwunden ist ein Nachfolger des Leichten SAR-Hubschraubers.
Und ehe jemand fragt: Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen hat sich zwar sehr öffentlichkeitswirksam dafür stark gemacht, dass die Bundeswehr Abschied vom Sturmgewehr G36 nimmt. Der Auftrag ist zwar bereits ausgeschrieben, die Entscheidung über eine neue Standardwaffe der Bundeswehr wird aber weit nach der Bundestagswahl fallen.
(Falls mir bei der Vielzahl der Daten und Zahlen was durcheinandergeraten sein sollte, bitte ich um Nachsicht und einen Hinweis.)
(Foto: Mittleres Artillerieraketensystem MARS bei der Informations- und Lehrübung 2016)
Luna NG bis „2015“ ??
[sorry. 2025 natürlich. Ist korrigiert. T.W.]
An diesen „Posten“
„Mehrbedarf im Betrieb des Bekleidungswesens – 845,5 Millionen Euro
…..
Folgelösung Heeresinstandsetzungslogistik (HIL) – 5,388 Milliarden (!) Euro
Folgeprojekt Herkules/Zusätzliche Leistungsanteile – 518,52 Millionen Euro“
………kann man sehen, was „PPP“ wirklich heißt: Pleiten, Pech und Pannen
Man kann nur hoffen, dass alle Ausrüstungs- und Nachrüstungs-Vorlagen (insbesondere die für das Heer wichtigen) „ducrhgewunken“ werden, denn da besteht m.A.n in der Tat der größte Nachholbedarf.
Es ist bezeichnend für die Nicht-Qualität der meisten Fachpolitiker und für die Machtorientierung einiger anderer, was hier sich abspielt.
Das BMVg und seine Verfahrensgangverfechter arbeiten jahrelang an und in ihren Verfahren, schreiben sorgfältigst Vorlagen, die BAAIN-Juristen denken sich neueste Klauseln und Haftungsregelungen aus und dann geht ein riesengroßes Paket mit teils fragwürdigsten Projekten in einem last-Minute Rutsch durchs Parlament. Respekt!
Viele Vorhaben sind sicher nötig und auch angemessen. Warum dann aber nicht in aller Ruhe und Gründlichkeit über die Legislaturperiode verteilt diese sauber abarbeiten? Nein, im Stau steht es sich schöner und wenn er sich auflöst sind alle erleichtert, alle Sieger und die Unkenrufe längst verhallt.
Pfui – dass sich die Politiker aller Fraktionen das so bieten lassen, könnte einen fast wahlmüde machen.
@T.W.
Sind in den „Folgelösung Heeresinstandsetzungslogistik (HIL) – 5,388 Milliarden (!) Euro“ eigentlich auch die zusätzlichen „Leoparden“ abgedeckt ? Falls nein, was ist denn dann aus diesem angeblich verhandelten Vertrag mit der Industrie geworden ?
Bevor alle wieder am mäkeln sind: Etwas mehr als nichts, ist besser als gar nichts. Den Eindruck machen auch die Beschaffungsvorhaben, die oben aufgelistet sind. Ich persönlich bin eher für Schwerpunktsetzung bei der Beschaffung, als diese vielen heißen Tropfen auf die Platten einer Großküche. Dennoch, wichtige Vorhaben sind nicht auf Eis, sondern werden ganz langsam nach vorn gebracht.
Interesse halber: Die 800 Mio € + für die LHBw etc. – Hat das was mit den jüngsten Verlusten des Unternehmens zu tun? War das die Geschichte mit Spekulationen, die nach hinten losgingen?
@Schwermetaller | 19. Juni 2017 – 13:31
„und dann geht ein riesengroßes Paket mit teils fragwürdigsten Projekten in einem last-Minute Rutsch durchs Parlament. Respekt!“
Fragwürdigste Projekte? Könnten Sie das bitte etwas weiter ausführen?
„Warum dann aber nicht in aller Ruhe und Gründlichkeit über die Legislaturperiode verteilt diese sauber abarbeiten? Nein, im Stau steht es sich schöner und wenn er sich auflöst sind alle erleichtert, alle Sieger und die Unkenrufe längst verhallt.“
Naja, das es in allerletzter Minute läuft ist ja (wie der Hausherr in seinem Artikel bemerkt) ein Ausfluss des parteipolitischen Streits zwischen CDU und SPD.
Das aber viel am Ende der Legislaturperiode notwendig war möchte ich positiv formuliert dem Drängen der IBuK und ihrer Rüstungsstaatssekretärin zurechnen.
Da wir in DEU ja (leider) nicht wirklich planmäßige und langfristige Rüstung betreiben ging die Uhr (in vielen Fällen) halt erst nach der letzten BT-Wahl wieder von vorne los und dann dauert es ja eine Weile bis ein Vorhaben beschaffungsreif ist…
„Pfui – dass sich die Politiker aller Fraktionen das so bieten lassen, könnte einen fast wahlmüde machen.“
Naja, die aktuelle Situation ist sicherlich zu einem nicht unwesentlichen Teil eben den Politikern zuzuschreiben.
Ob das allerdings zur Wahlmüdigkeit ausreichend sollte, überlasse ich Ihnen ;)
@klabautermann
Die zusätzlichen Leos waren im April durchgegangen:
http://augengeradeaus.net/2017/04/bundestags-haushaltsausschuss-billigt-zusaetzliche-kampfpanzer-fuer-die-truppe/
„Die 800 Mio € + für die LHBw etc. – Hat das was mit den jüngsten Verlusten des Unternehmens zu tun?)
Bestimmt auch aber Nachbeschaffung von Einsatzbekleidung und Bordbekleidung (damit die nicht immer bei anderen Marineangehörigen eingesammelt werden muss) und Einführung des neuen Stiefel Konzepts kostet eben auch Geld.
Wobei solche tatsächlich wichtige Beschaffungen bei unseren homöopathischen Mengen wohl den kleinsten Teil ausmachen.
@T.W.
Sorry und danke, hab ich glatt verdrängt – um so verwunderlicher allerdings für mich diese Summe von 5,388 Milliarden. Dein „(!)“ drückt wohl die gleiche Verwunderung aus ;-)
Hoffentlich kommt ein Großteil der Summe endlich der Einsatzlogistik Heer zu gute. Bei Herkules sind es zumindest diese 50 Digitalfunksysteme für die Führungsfahrzeuge
PPP-Basisbetriebskosten fressen Einsatzbeschaffungs und -betriebsmittel auf ;-(
@T.W.: …die neuen Korvetten sollen erst in den Jahren 2022 bis 2025 ausgeliefert werden ?
Das Ziel sollte doch sein, das bereits 2019 zwei und bis 2023 die restlichen Korvetten in Dienst gestellt werden, da die dringende
Notwendigkeit besteht , die Überschneidung bzw. die Gleichzeitigkeit
der Beschaffungsvorhaben K130, 2. Los und MKS 180 zu vermeiden.
Laut Vizeadmiral Andreas Krause braucht die die Marine angesichts ihrer gewachsenen Aufgaben die neuen Korvetten schnell….und nicht in 5-8 Jahren.
„Geplant, aber von der Liste verschwunden ist ein Nachfolger des Leichten SAR-Hubschraubers.“
Offensichtlich funktioniert die „Niederstettener Lösung“ für kleines Geld so gut, dass angesichts der übrigen drängenden Probleme keine akute Notwendigkeit für eine Entscheidung mehr gesehen wird. Der 2019er Vertrag wäre ja schnell verlängert…
Phillip Runge | 19. Juni 2017 – 14:17
@T.W.: …die neuen Korvetten sollen erst in den Jahren 2022 bis 2025 ausgeliefert werden ?
Das Ziel sollte doch sein, das bereits 2019 zwei und bis 2023 die restlichen Korvetten in Dienst gestellt werden, da die dringende
Notwendigkeit besteht , die Überschneidung bzw. die Gleichzeitigkeit
der Beschaffungsvorhaben K130, 2. Los und MKS 180 zu vermeiden.
Laut Vizeadmiral Andreas Krause braucht die die Marine angesichts ihrer gewachsenen Aufgaben die neuen Korvetten schnell….und nicht in 5-8 Jahren.
… ja… damit wäre der gewünschte schnelle Effekt ja verpufft…. und meiner Meinung nach auch der einzige Grund der den aktuellen hohen Mehrpreis rechtfertigt.
Der Mehrpreis aktuell sprechen wir von gestiegen Stückkosten zwischen 1. und 2. Los von 220 auf 400 Mio € … also eine Verdoppelung!!! dies lässt sich nur rechtfertigen wenn hier schnell adhoc gefertigt und geliefert werden kann inkl. dazugehörigem Risikoaufschlag… eine Lieferung ab 2022 beginnend hat keinen wesentliche Mehrwert
Phillip Runge | 19. Juni 2017 – 14:17
Werftenkapa und Kontinuität Schiffbautitel. Bitte die „norwegischen“ Uboote nicht vergessen und die Umrüstung F-124 auf ein neues Radar sowie das noch immer laufende F-125 Programm. Und eine neue Gorch Fock soll es ja auch irgendwann geben. Ich persönlich bin der Auffassung, dass das MKS still und heimlich beerdigt worden ist wg. konzeptioneller „Überfrachtung“ einerseits und andererseits wegen demographischer Realitäten.
Stellen sie sich einmal das Gejaule vor, wenn irgendwann zwei bestimmt nicht billige MKS für eine real existierende Besatzung in WHV an der Pier liegen würden.
Nun gut, die Korvetten werden angeschoben. Obwohl ich es vom rein Technischen Standpunkt (soll ein nachbau sein und sämtliche Unterlagen sind vorhanden) nicht verstehe warum es so lange dauern soll. Dass mit den austauschtriebwerken für den a400 ist sicherlich richtig um in Rotation arbeiten zu können. Aber ich denke es dürfte einer massiven Kraftanstrengung um überhaupt von den jetzt vorhandenen, 2 stk durchgängig und 24/7 am Himmel zu halten.
allgemein fehlt mir noch:
Der Forschungsauftrag bzgl. Anpassung Erweiterung von Patriot inkl. Prüfung Integration Iris-T SL?
VTOL Drohne für K130?
Beschaffung VULCANO Munition für Heer und Marine?
===== kleiner Ausflug wo man sinnvoll hätte Zeichen setzen können, aber dies erst realistisch in 1-2 Jahre kommen könnte =============
Beschaffung weitere Lose H145M -> haben sich sehr bewährt und hohe Verfügbarkeit. Verwendung als leichter Unterstützungsschrauber und für Spezialkräfte, sehr leicht verlegbar
eine Aussage wie es mit dem STH weitergehen soll… hier hätte Frau vdL ja auch schnell Nägel mit Köpfen machen können und die Beschaffung von 60 Stück CH47F Block2 ab 2020 beauftragen können…
mit einer Beschaffung von weiteren Losen von PUMA oder Boxer hätte Frau vdL auch punkten können… aber ich denke hier fehlen aktuell noch die Konzepte wie es in der BW weitergehen wird…. hier muss man sich nach der Wahl dann erstmal wieder finden und ein weiteres Jahr ins Land ziehen lassen…
da man jetzt mit Frankreich ja viel mehr machen und auch Sicherheitspolitisch voran gehen will…. könnte man ja die DF Brigade zu einer DF Division aufbohren!!!
Zielsetzung mittelschwere Brigaden mit VBCI und Boxer (evtl IFV Variante) als Hauptfahrzeugen… Einsatzgebiete in Afrika und Europa…
zusätzliche Pumas hätte man statt der KWS für 200 Stück Marder ordern können und so auch ein Signal sende können… hier hätte man dann die Integration mit Tschechien vorantreiben können…
========================
@all
wg. Korvetten: tut mir ja leid, aber ich habe nur in die Vorlage geguckt… Da steht wörtlich drin: „Der Zulauf der Korvetten soll in den Jahren 2022 bis 2025 erfolgen.“
Und wurde eventuell auch der Brandschutz erwähnt? Wir warten.schon ewigkeiten auf geschütze Fahrzeuge.
Grüße aus Mali
Auch wenn die Ballung kurz vor Toresschluss befremdlich ist (kann eigentlich eine neue Bundesregierung diese Zustimmung einfach kassieren? Vertragstechnisch dürfte sich ja bis zur Wahl nicht viel mehr drehen?!), so begrüße ich es trotzdem, denn wenig hat sich in der ablaufenden Legislaturperiode getan.
Bemerkenswert ist, wie teuer die Triebwerke mit 30 Mio. pro Stück sind. Liegt es daran, dass es nur einen Hersteller dafür gibt? Dies wird sicherlich das Budget auf Dauer ausbluten lassen. Zahlt man letztendlich dafür, dass womöglich die Spezifkationen und die versprochene Lebensdauer nicht eingehalten wird?
@ TW
Mir wurde gesagt am TdoT Füssen 2017
Lunna NG löst erst KZO ab
Lunna hat Verlängerung bis 2023 und soll auf 2025 verlängert werden
HIL wird eher Aufarbeitung von Fahrzeuge sein welche da leider Unbekannt sind
Boxer werden alle von A1 auf A2 Umgerüstet mehr Schutz und mehr Gewicht Tragen kann
UTF sind schon beschlossen worden vor 2 Wochen es sei den es wurde Verschoben steht dieses mal nicht mehr drauf
es werden Mobilkran das wird eher der Lieberher sein ????
und ein Bergefahrzeug ????steht Extra darauf ( Firma unbekannt )
Wenn der Zulauf der Korvetten tatsächlich in den Jahren 2022 bis 2025 erfolgen soll, dann ist die Bschaffung überflüssig, bei dem späten Zulauf wird der Marine dadurch nicht geholfen. Doch Infostand ist wie o.g. 2019-2023.
Die zusätzlichen Korvetten soll zudem ja auch nicht die MKS180 ersetzen, sondern sind als Ergänzung der vorhandenen Korvetten für den Einsatz in sogenannten Randmeeren und Küstengewässern vorgesehen. Die MKS180 werden, falls beschafft, einmal die Fregatten der Klasse 123 ablösen, die aber auch noch gut über 10 Jahre auf den Weltmeeren unterwegs sein werden. Die Fregatte Schleswig-Holstein wurde beim derzeitigen Werftaufenthalt in Wilhelmshaven mit Harpoon-Startern ausgerüstet als Ersatz für die MM38 Flugkörper.
Die MKS180 werden kommen..da stellt sich eher die Frage, wann…zu welchem Preis und mit welchen Fähigkeiten.
Ich bin sehr gespannt, und hoffe das die Ersatzbeschaffungen der Minenjagd-Nachfolgeeinheiten, Tender, Doppelhüllentanker, Flottendienstboote, Landungsboote in den nächsten Jahren bzw. Jahrzehnt besser verlaufen wird.
Ach…bezüglich der gestiegenen Kosten für die Konstruktion, den Bau und die Lieferung von fünf weiteren Korvetten…solche Kostenexplosion kennt man doch von der Beschaffung des dritten Einsatzgruppenversorgers…welcher im Dezember 2008 bewilligt wurde…mit ca. 350 Millionen Euro etwa dreimal so hoch wie die Berlin und Frankfurt am Main…mit einem großerem Leistungspaket und technischen Verbesserungen….doch wenn die neuen Korvetten baugleichen folgen sollten, ist der Preis überhaupt nicht nachvollziehbar….für den Preis erhält man in anderen Ländern schon voll ausgestattete Fregatten.
@ P. Runge
@ kosten
Der Fachkräftemarkt ist quasi leer. die vollausgebildeten Schlosser, schweißer und Ingenieure können nahzu jeden lohn fordern, und den kriegen sie auch. Und es ist mehr als 8,5€
Zitat von @ Klaubautermann
„Sorry und danke, hab ich glatt verdrängt – um so verwunderlicher allerdings für mich diese Summe von 5,388 Milliarden. Dein „(!)“ drückt wohl die gleiche Verwunderung aus ;-)
Hoffentlich kommt ein Großteil der Summe endlich der Einsatzlogistik Heer zu gute. Bei Herkules sind es zumindest diese 50 Digitalfunksysteme für die Führungsfahrzeuge
und Zitat aus dem obigen Text von @ T.W. :
“ Folgelösung Heeresinstandsetzungslogistik (HIL) – 5,388 Milliarden (!) Euro“
Was ist denn in der HIL Folgelösung für knapp 5,4 Mrd Euro enthalten ?
– ein 10 Jahresvertrag für die HIL ?
– Bezahlung auch des beigestellten Bw-Personals (ehemaliges Zivilpersonal der Heeresinstandsetzungswerke und das Zivilpersonal von aufgelösten Inst-Bataillone ?) oder wird dieses Presonal weiter aus dem extra Personaltitel der Bw bezahlt ?
– Beschaffung der benötigten Ersatzteile für die Waffen und Fahrzeuge oder müssen die von der Bw extra beschafft und bezahlt werden und dann der Industrie beigestellt werden ?
„• Folgeprojekt Herkules/Zusätzliche Leistungsanteile – 518,52 Millionen Euro“
Ist die BWI jetzt auch in der „grünen“ IT aktiv ?
Also werden daraus auch Funkgeräte für die Einsatzfahrzeuge beschafft oder sind die oben genannten 50 neuen Digitalfunksysteme nur „Beistellsysteme“, die die Bw beschafft und bezahlt hat und lediglich von der BWI in die Fahrzeuge eingebaut und in das IT-Systeme der Bw integriert werden ?
„• Bundeswehr Fuhrpark Service – Beteiligung an Gesellschaften – 70,08 Millionen Euro“
Was muss man sich unter diesem Posten vorstellen ?
„• Logistik ZEBEL (Zentrales Bundeseigenes Lager) – 122,60 Millionen Euro.“
Früher gab es Bundeseigene Lager (BEL) bei verschiedenen Industriebetrieben, die Instandsetzungsarbeiten für die Bw gemacht haben. Dort wurden von der BW gekaufte Ersatzteile für Flugzeuge, Waffen, Fahrzeuge usw gelagert, damit die Industrie bei Instandsetzungarbeiten direkt darauf zugreifen konnte. Die Bw hat also Ersatzteile beim Hersteller der Waffensysteme gekauft und beim Instandsetzer der Waffensysteme vor Ort „vorrätig“ gelagert.
Bei den ganzen ÖPP-Projekten bzw. PPP-Projekten der letzten 10 Jahre wollte man diese Ersatzteilbeschaffung auf die Industrie verlagern. Dies hat aber nicht funktioniert, weil die Industrie sich nicht totes Kapital ins Lager legen wollte. Ist dieses ZEBEL, Zentrale Bundeseigene Lager jetzt die Rolle rückwärts und die Bw macht wieder eine eigene Ersatzteilbevorratung für die HIL, Airbus usw. ?
Zitat „PPP-Basisbetriebskosten fressen Einsatzbeschaffungs und -betriebsmittel auf ;-(“
Ja, und die Summe der frei verfügbaren HH-Mittel im EP 14 wird mit jedem neuen dauerhaften Kooperationsprojekt mit der Industrie geringer.
@Georg | 19. Juni 2017 – 17:49
„Bei den ganzen ÖPP-Projekten bzw. PPP-Projekten der letzten 10 Jahre wollte man diese Ersatzteilbeschaffung auf die Industrie verlagern. Dies hat aber nicht funktioniert, weil die Industrie sich nicht totes Kapital ins Lager legen wollte. Ist dieses ZEBEL, Zentrale Bundeseigene Lager jetzt die Rolle rückwärts und die Bw macht wieder eine eigene Ersatzteilbevorratung für die HIL, Airbus usw. ?“
Da ich von Logistik keine Ahnung habe, kann ich hierzu keine inhaltliche Aussage treffen, aber ein kurzes googeln hat folgende drei Links (mit Presseerklärungen und vergleichbar) ergeben, aus denen hervorgeht, dass es sich um ein seit 2004 privat, aber im Auftrag der Bundeswehr betriebenes Lager handelt, welches Stück für Stück weiter entwickelt wurde/wird.
http://www.verkehrsrundschau.de/esg-betreibt-zentrales-ersatzteillager-fuer-das-deutsche-heer-258392.html (2004)
https://www.esg.de/presse/pressemeldungen/pressemeldung/esg-aktiviert-zebel-6-124/ (2014)
https://www.esg.de/fileadmin/downloads/Kooperationsprojekt_ZEBEL.pdf (vmtl. 2015/2016)
Wofür nun genau die 122 Mio gedacht sind, weiß ich natürlich nicht, aber vermutlich entweder für eine weitere „Ausbaustufe“ oder für die Verlängerung des Vertrages mit ESG und DB-Schlenker…
Da es am ehesten hier passt (und ich kein Bällebad finden kann): Die neue französische Regierung scheint stärker auf eine gemeinsame Beschffung/Rüstung auf europäischer Ebene zu setzen. Die neue Ministerin Sylvie Goulard hat offenbar explizit davon geredet, dass F nicht alle vorhandenen industriellen Kapazitäten halten kann und davon einiges aufgegeben (sie spricht von „casser“, d.i. zerschlagen) müsse.
eine ganze Reihe von Hinweisen bei
http://www.lopinion.fr/blog/secret-defense
Ob dahinter tatsächlich eine praktische Neuorientierung steckt, müssten andere hier sicher besser beurteilen können. Aber nach meiner Beobachtung ist das zumindest eine deutliche Änderung der Rhetorik („wording“). Allerdings ist der Status von Goulard als Nachfolgerin von Le Drian unklar, sie wurde protokollarisch abgestuft und nicht mehr zur Verteidigungsministerin (Min. de Défense) sondern Armee-Ministerin (Min. des Armées) ernannt, was es so wohl zuletzt zu de Gaulles Zeiten mit Pierre Messmer gab.
[Dieses „da es hier am ehesten passt“ oder auch „weil es sonst nirgendwo passt“ hat in letzer Zeit doch wieder ziemlich zugenommen. In gewissem Maße kommt man um einen OT nicht herum, ansonsten aber bin ich gerne bereit, noch mal grundsätzlich den Unterschied zwischen einem Blog und einem klassischen Forum zu erläutern. T.W.]
@Obibiber
Die Bauzeit lag doch beim ersten Los 3-7 Jahre. Wieso sollte es jetzt deutlich schneller gehen? Die Werften und Zulieferer werden den Bau erst einmal einplanen müssen.
HAZ (Hannoversche Allgemeine Zeitung)
Kartellamt kritisiert Korvetten-Auftrag für die Bundeswehr.
Von oben: „… fühlten sich die German Naval Yards (GNYK) in Kiel ausgeschlossen und monierten nicht nur das Vergabeverfahren, sondern klagten auch dagegen vor dem Oberlandesgericht Düsseldorf“.
Das hat sich jetzt offenbar geändert, denn jetzt hat das Bundeskartellamt wohl Bedenken.
„Das Bundeskartellamt droht nach einem Bericht des RedaktionsNetzwerks Deutschland (RND), das umkämpfte Rüstungsprojekt erneut zu stoppen.
Hintergrund ist die Aufnahme der Kieler German Naval Yards in das bestehende Konsortium der Werften Lürssen und Thyssen-Krupp. Der Verdacht: die gezielte Umgehung des Monopolrechts“.
@ T.W.
Wie immer super gut recheriert und aufbereitet.
Der von der Liste „verschwundene Nachfolger des leichten SAR-Hubschraubers“ ist nichts anderes als die Nacholge der betagten Bell UH-1D. Dazu gab es einen im Frühjahr einen vom Beschaffungsamt in Koblenz zwischen Airbus Helicopters und Bell Textron durchgeführten Wettbwerb (es war ein „Kopf an Kopf-Rennen“), der längst „durch“ ist. Der abschließend erhandelte Vertragsentwurf liegt seit einiger Zeit im Verteidigungsministerium vor und wurde dort nicht rechtzeitig geprüft und mitgezeichnet sowie ans Finanzministerium übersandt. Frage ist nun, wer von den beiden Wettbewerbern „gewonnen“ hat, was passiert, wenn der Vertrag durch das Beschaffungsamt aufgrund der dann dieses Jahr nicht mehr erfolgenden Freigabe des Parlamentsgremiums gar nicht mehr geschlossen werden kann (neuer Wettbewerb „nur deswegen“?, Angebotserstellungskosten der beiden Anbieter?) und wie die Bundeswehr bei Eintreten dieser Situation (in 2019 wird die Bell UH-1D aus Altersgründen nach über 45 Jahren außer Dienst gestellt) zukünftig die Aufgabe Search & Rescue erbringen will.
@ Koffer
Danke für die Links zum Projekt ZEBEL.
Zugegeben, ich hätte auch selber auf die Idee kommen können und das Projekt mal googlen.
Es ist also ein bundeseigenes Lager für Ersatzteile, von der Fa. ESG und DB-Schenker betrieben, die die ca. 66000 Ersatzteile für 210 zivile und militärische Instandsetzer bewirtschaftet.
Interessant ist der mehrfache Hinweis auf die eigens entwickelte Materialbewirtschaftungs- und Steuerungssoftware MDN für die Ersatzteillogistik von 2004, die man 2014 mit SAP-Schnittstelle erweitert hat, damit man mit der Bw-Logistik wieder kompatibel ist.
Also die Industrie bevorzugt proprietäre Lösungen, auch bei Airbus ist dies so und für die Bw entwickelt man Schnittstellen auf den „Industriestandard SAP, bzw. SASPF-Software“. Ist schon komisch diese Softwarepolitik der Bundeswehr !
Die Ersatzteile werden vom BAAINBw eingekauft und zentral in Kaufingen gelagert, also insgesamt wie früher bei der Eigenbewirtschaftung durch die Bw, nur dass jetzt die Lagerung, die Disposition und die Auslieferung von einem Industriebetrieb erfolgt.
Ach ja, und der stolze Hinweis bei der Produktbeschreibung der Fa. ESG, dass man auch Austauschteile und rücklieferungspflichtige Baugruppe überwachen kann führt schon zu einem kleinen Schmunzeln.
Im Nachschubsystem der Luftwaffe mit Anforderungsbeleg LogForm 4750 als T4 / T5-Beleg konnte man dies schon seit 1990 oder noch früher erledigen.
Insgesamt nach der Privatisierung der Instandsetzung innerhalb der Bw auch der Schritt der Privatisierung der Ersatzteilbevorratung und Auslieferung der wichtigen Teile zur Instandsetzung von militärischen Gerät (auch für Hubschrauber und Lfz !)
Und die Fa. ESG, ein in der Lw bekannter Dienstleister für Airbus und andere Bw-nahen Firmen, gehört jetzt u.a. zur Fa. Oetker, Backwaren und Albrecht Fürst zu Oettingen-Spielberg. Anscheinend sind diese Geschäfte mit der Bw eine lukrative Geldanlage für vermögende Familien in Deutschland.
@ Phillip Runge | 19. Juni 2017 – 16:17
Das erste Los der Korvetten K130 wurde in 2001 geordert. Mittlerweile sind 16 Jahre ins Land gegangen.
Ihre „Kostenexplosion“ beträgt also 33% in 16 Jahren. Auch ohne zur Hilfenahme eines Taschenrechners kann ich Ihnen sagen, dass ihre Kostenexplosion bei überschlägig 1,8% pro Jahr liegt. Das entspricht ziemlich genau der langjährigen Inflationsrate. Die Pötte kosten also real genauso viel wie in 2001.
Also kein Grund von einer Kostenexplosion zu reden – ganz im Gegenteil! Ich finde es begrüßenswert, dass Industrie und Politik Wort gehalten haben!
Was verbirgt sich hinter
„Zusätzlich sind weitere 470 Millionen Euro vorgesehen, die die Funktionalität des Gesamtsystems der Boote 6 bis 10 sicherstellen und mit Beistellungen der Bundeswehr geleistet werden sollen“?
Sind da möglicherweise VTOL Drohne und Schleppsonar COTAS drin zu finden?
@Ottone | 20. Juni 2017 – 1:13
Ich tippe einmal auf das Einsatzsystem (hard&software), das war schon beim 1. Los eine „Beistellung“ um den von Sts Stützle gedeckelten „Preis“ halten zu können. Und dann vermutlich RAM-Starter etc von den S-Booten.
Die Flugkörperbestellung wird man wohl in den nächsten HH’en in den Munitionstitel Marine stecken.
@KPK: Daß kommte eben davon, wenn die Politik Probleme nicht an der Wurzel anpackt und das Beschaffungsrecht ändert und Klagemöglichkeiten und Einmischungen des Kartellamtes per Gesetz nicht ausschließt, aber gleichzeitig von der Politik seit Jahrzehnten die Monopolisierung der Rüstungsindustrie gefordert und gefördert wird. Durch zu geringe Beschaffungen der BW, Rüstungsexportkontrollen und Forderungen der Politik nach Zusammenschluß von Rüstungsbetrieben, wurde schon längst eine Monopolsituation gerade bei den Werften geschaffen. Nur sollte die Politik dies mal auch dem Kartellamt deutlich machen oder den Arsch in der Hose habe und die Leitung des Kartellamtes austauschen, wenn die weiter Ärger machen, statt Rüstungsprojekte in den Sand zu setzen…..
Und jede Werft, die bei einen neuen Kriegsschiffprojekt nicht beteiligt wird, könnte pleite gehen, so daß es beim nächsten Kriegsschiff noch weniger Wettbewerber gibt.
Von den vielen Werften, die es noch zu Zeiten der F 122 Klasse gab, existieren viele nicht mehr……
Und Folge der von der Politik betriebenen Monopolisierung der Rüstungsindustrie sind eben überhöhte Preise.
FüMi: Es hakt an allen fast allen Ecken und Kanten.
Wenn in dem Bericht von 50 Sätzen für GTK und Puma gesprochen/geplant wird ist und bleibt dies ein Tropfen auf den heißen Stein.
Sollte es sich bei den 50 EBS um das Projekt SVFuA handeln so frage ich mich ob dies schon so weit fortgeschritten ist, das eine Serienreife erreicht wurde. Um nochmals auf den Bericht in der Zeit, vom November letzten Jahren einzugehen ist bisweilen absehbar das der Plan zur Einführung bedroht ist.
Nicht nachvollziehbar wie mit dem Thema Führungsmittel umgegangen wird wenn jetzt von 50 SE gesprochen wird aber insgesamt mehr als 25.000 Fzg-Geräte und „Handheld“ Geräte für 50.000 Soldaten bis 2020/2025 benötigt werden.
Worin der Sinn besteht, 50 SE „Digitalfunk“ einzurüsten während der Rest noch mit analoger „Steintafel“ arbeitet entzieht sich der Kenntnis. Eine Katastrophe bahnt sich an wenn dieses Vorhaben genauso läuft wie einige der letzten „halbfertigen“ Großgeräte.
@closius
Aha, man soll das Kartellamt für eigene Fehler bestrafen und dann noch die erhöhte Rechnung für die Systemhäuser und Zusammenschlüsse zahlen?
Rüstungsexport der Werften? Sie meinen die teuren U-Boot-Deals mit Israel?
@ 0815
Zitat: „Worin der Sinn besteht, 50 SE „Digitalfunk“ einzurüsten während der Rest noch mit analoger „Steintafel“ arbeitet entzieht sich der Kenntnis. “
Vielleicht sollen die Führungsfahrzeuge als Schnittstelle zu der „digitalen Welt“ der Behörden mit Sicherheitsaufgaben (BOS), also Feuerwehr, Polizei, THW usw, arbeiten ?
@closius
Flender, Evers, Vulcan wurden geschlossen, die anderen Werften, die sich mit grauer Masse beschäftigen, gibt es aber noch.
Das Problem sind aber in der Tat die Schiffbauer, die wurden nach der Wende in den Vorruhestand geschickt, das ist solange her, da ist auch nichts mehr zu holen.
Gleichzeitig, macht jede Werft, Graues nur im Nebenerwerb, solange es andere Aufträge gibt. Z:B. FSG, hat FD Boote gebaut, macht jetzt in RoRo, für vielleicht 1-3 Boote, werden die im Leben keine anderen Aufträge weglassen.
Und zum Besatzungsproblem, äh Herausforderung, ist auch alles gesagt, da wird sich der eine oder andere „Amiral“ noch umgucken.
@Georg | 20. Juni 2017 – 9:46
Könnte Sinn machen wenn beide den selben digitalen Standard verwenden. M.e. nutzen aber BOS Dienste vorzugsweise TETRA (nicht mit Tetrapol zu verwechseln).
Dann würde eine entsprechende Ausrüstung vmtl auch nur bei den FjgKr Sinn machen.
Denke nicht das SVFuA mit TETRA ohne weiteres kompatibel ist. Und Boxer/Puma sehe ich bei den FjgKr eher auch nicht…bleibt letztendlich wieder ein „Schnittstellendebakel“ übrig.
Das Kartellamt scheint der Auffassung zu sein, dass Kriegsschiffbau=Schiffbau ist.
Das ist natürlich völliger Blödsinn. Wenn also der staatliche Gewaltmonopol-Kunde ein 2. Los von einem Kriegsschiff haben will, an dem er durch Beistellungen nicht nur als Kunde, sondern auch als „Entwickler und Lieferant“ beteiligt war, dann kann man wohl kaum vom staatlichen Kunden erwarten, dass er eine völlig neue Ausschreibung im freien, privaten Wettbewerb vornimmt, gegen seine eigenen Haushalts-Shares an diesem „Monopolprodukt“.
Bei K-130 ist der Bund sowohl Monopolkunde als auch Monopollieferant um es mal so zu formulieren. Von daher ist das nun Kartellamts-Pfeifen im Medienwald zumal die Kieler Werft ja nun sich bereit erklärt hat bei der ARGE gegen 15% Anteil einzusteigen.
Es geht doch hier nicht nur um Schiffbau, es geht um Waffensystembau in extrem kompakter Form, was bedeutet, dass hier eine technisch extrem anspruchsvolle, sehr produktspezifische Integrationskompetenz von einem Anbieter erwartet wird. Und diese hatte die Kieler Werft mit ihrem Einsatzsystemhäuslebauer BAE nun keinesfalls.
„• Anteil der Bundeswehr am Satellit Heinrich Hertz – 148 Millionen Euro“
Interessanter Beitrag auf der Webseite der DLR (Ein Kleintransporter im Weltall)
Klang im ersten Moment schwer nur nach „Forschungsgeldern“…anscheinend ist aber auch eine Art Nutzlast für „unabhängige“ mil. Kommunikation eingeplant.
Der Vergleich auf der Seite von DLR und OHB-System AG lohnt. Während die eine vom Start Ende 2018 sprechen, spricht die andere vom 2021…
Insgesamt sind die 148Mio verständlicher als das einpumpen von Geld in die HIL, Bekleidung und Herkules. Aber auch das wird schon jemand geplant haben ;-)
Be aware of my rant: Warum nur artet das hier alles in Rätselraten aus? Mich beschleicht der Gedanke, dass die Mitglieder im Verteidigungsausschuss nicht signifikant klüger sind, und sowieso mit dem Umfang der Entscheidungen überfordert sind – sein müssen. In den USA oder Australien wäre das schwer vorstellbar.
„der Begriff Kampfdrohnen ist zwar politisch griffig, angesichts der unbemannten Motorsegler mit vergleichsweise leichter Bewaffnung aber irreführend“
Interessante Sichtweise. Heron TP ist die Konkurrenzentwiclung zum Reaper aka MQ-9 (nicht Predator MQ-1) und zusammen mit diesem mit ca zwei Tonnen Nutzlast das schwerste taktische System, das sich derzeit im Einsatz befindet (abgesehen von was auch immer vielleicht geheim geflogen wird). Was genau dann eine richtige „Kampfdrohne“ waere und wie sich diese definiert, wuerde mich schon sehr interessieren.
@para
Aber gerne. Vergleichen Sie nur mal diese Drohne mit einem bemannten Kampfflugzeug. Die unbemannten Systeme sind geeignet für Gebiete, in denen der Betreiber die Lufthoheit hat. Wenn es Flugabwehr vom Boden oder Luftverteidigung mit Flugzeugen gibt, haben sie keine Chance. Kampfdrohnen wären dann so was wie Tarannis. Also Modelle, die dann auch durchsetzungs- und überlebensfähig gegenüber bemannten Kampfjets wären.
Auch ein Transporthubschrauber mit Bewaffnung ist kein Kampfhubschrauber.
@Klabauter
+1
Leider haben die “Fachpolitiker“ davon null Plan, gern werden ja auch mal Nord- und Ostsee verwechselt.Kieler Woche ist ja auch auf Sylt.
@para
Kampfdrohne
https://fas.org/man/dod-101/sys/ac/ucav.htm
hartpunkt.de hat eine andere Interpretation für die 470 Mio bei den Korvetten:
Falls korrekt (und es ergibt auf den ersten Blick durchaus Sinn bzgl. Obsoleszenzen und Radar), dann wären die Formulierung oben „Boote 6 bis 10“ in „1 bis 5“ zu ändern.
Vielen Dank für die ausführliche Auflistung. Gar nicht so einfach da den Überblick zu behalten.
@agendasetter | 19. Juni 2017 – 23:12
„Das erste Los der Korvetten K130 wurde in 2001 geordert. Mittlerweile sind 16 Jahre ins Land gegangen.
Ihre „Kostenexplosion“ beträgt also 33% in 16 Jahren. Auch ohne zur Hilfenahme eines Taschenrechners kann ich Ihnen sagen, dass ihre Kostenexplosion bei überschlägig 1,8% pro Jahr liegt. Das entspricht ziemlich genau der langjährigen Inflationsrate. Die Pötte kosten also real genauso viel wie in 2001.“
Ich denke, da unterliegen Sie einem (doppelten) Rechen- und Denkfehler.
1. Die Kostensteigerung ermittelt sich m.E.n. nicht nach dem ursprünglichen Planungsansatz (von vor 16 Jahren), sondern nach dem tatsächlichen Rechnungsbetrag und der war ja vor 5-10 Jahren fällig.
2. Da es sich beim 2. Los im wesentlichen um einen Nachbau handelt, dürfen eigentlich die signifikanten Entwicklungskosten nicht mehr eingepreist werden, die im 1. Los anfielen.
Trotzdem stimmt ich Ihnen zu, bei Berücksichtigung des Zeitablaufs relativiert sich die Kostensteigerung etwas…
@0815 | 20. Juni 2017 – 8:02
„Wenn in dem Bericht von 50 Sätzen für GTK und Puma gesprochen/geplant wird ist und bleibt dies ein Tropfen auf den heißen Stein.“
In der Tat! Die Lage im Bereich der Einführung des digitalen (taktischen) Funks ist dramatisch :(
Wobei sich mir für die 50 SE die Frage stellt, ob es nur um die Funkmittel für die 50 Fahrzeuge an sich geht oder ob wenigstens auch die „Handapparate“ der Führer und Soldaten mit dabei sind…
81 Mio EUR für 50 „einzelne“ Fhzg-System erscheint mir sehr viel. Es sei denn, hierbei wären die Entwicklungskosten für die ganze Serie mit dabei. Dann erscheint es mir fast etwas wenig ;)
@Ottone
Nein, ich habe ja aus der Vorlage zitiert. Da geht es schon um die neuen Boote. Zur Verdeutlichung noch eine Passage aus der Vorlage:
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Für die Umrüstung der Boote 1 bis 5 auf den Bauzustand der Boote 6 bis 10 wird es bis Ende 2022 einen weiteren Vertrag geben: