Von der Leyen feuert Heeres-Ausbildungschef (Update)
Als Folge der Skandale in Ausbildungseinrichtungen der Bundeswehr greift Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen erneut durch und setzt den Ausbildungschef des Deutschen Heeres ab. Vor dem Verteidigungsausschuss des Bundestages kündigte Generalinspekteur Volker Wieker im Beisein der Ministerin am (heutigen) Mittwoch an, dass der Kommandeur des Ausbildungskommandos des Heeres in Leipzig, Generalmajor Walter Spindler (Foto oben), von seinem Posten entbunden werde, wie ein Ministeriumssprecher bestätigte. Zu den Gründen gab es, wie in Personalangelegenheiten üblich, offiziell keine Angaben.
Die Absetzung Spindlers, der bis zu seiner regulären Pensionierung im August auf einen anderen Dienstposten versetzt werden soll, war nach Informationen von Augen geradeaus! nicht allein die Folge eines einzelnen bekanntgewordenen Skandals, zum Beispiel im Ausbildungszentrum Spezielle Operationen in Pfullendorf, der zur Absetzung des dortigen Kommandeurs geführt hatte. Auch wird dem Generalmajor kein Dienstvergehen vorgeworfen.
Aus dem Ministerium wird Spindler und seinem Kommando aber angelastet, nach dem Bekanntwerden mehrerer Missstände in Ausbildungseinrichtungen nicht gründlich genug ermittelt und Fehlverhalten nicht konsequent verfolgt zu haben. So habe das übergeordnete Kommando Heer in Einzelfällen Nachermittlungen angeordnet. Bereits im Februar in einem Bericht bemängelt worden, dass Meldungen zu den Vorfällen in Pfullendorf auf dem Dienstweg steckengeblieben seien.
Nach Informationen von Spiegel Online soll auch bei einem bislang öffentlich nicht bekannten Fall die Aufklärung des Leipziger Kommandos unzureichend gewesen sein, was die Entscheidung zur Absetzung Spindlers letztendlich ausgelöst habe:
Generalmajor Walter Spindler wird vorgeworfen, in einem bisher noch nicht bekannten Fall von Verfehlungen durch Heeresausbilder im thüringischen Sondershausen erneut nicht energisch genug ermittelt zu haben. Möglicherweise bremsten Spindler und seine Rechtsberater vom Ausbildungskommando die Nachforschungen sogar. Jedenfalls wurden die beiden beschuldigten Hauptfeldwebel erst kürzlich von ihren Posten versetzt, obwohl schon seit Mai 2016 Beschwerden wegen verbaler Entgleisungen und unnötiger Härte bei der Ausbildung von Unteroffiziersanwärtern gegen sie eingegangen waren.
In den vergangenen Monaten hatten Ministerin und militärische Spitze der Bundeswehr mehrere Folgen aus verschiedenen Meldungen über entwürdigende Behandlung von Untergebenen vor allem in der Ausbildung gezogen und unter anderem eine neue Meldekultur und eine zentrale Auswertung der Daten dazu angekündigt.
Nachfolger Spindlers soll Brigadegeneral Norbert Wagner werden, bislang Kommandeur des Ausbildungszentrums in Munster.
Die militärische Vita von Spindler von der Bundeswehr-Webseite hier (da so was mitunter recht schnell verschwindet).
(Archivbild Januar 2015: Spindler bei der Übung Allied Spirit I auf dem US-Truppenübungsplatz in Hohenfels – U.S. Army Photo by Sgt. William Tanner/2nd Cavalry Regiment)
Eine Nachbemerkung, die mir derzeit unter jedem Eintrag nötig scheint: Augen geradeaus! ist ein journalistisches Projekt, das durch die freiwilligen Zuwendungen von Leserinnen und Lesern ermöglicht wird. Viele von ihnen beteiligen sich bereits finanziell, wofür ich sehr dankbar bin – doch nach wie vor reicht es nicht wirklich, die zeitaufwändige Arbeit zu finanzieren. Ich freue mich deshalb über jede Zuwendung: nicht viel, aber regelmäßig, das hilft. Wie ihr die Arbeit an diesem Blog unterstützen könnt, steht hier.
@closius:
„Hier geht es diesmal nicht um sexuellen Mißbrauch, als erhebliches Delikt, sondern nur um verbale Erniedrigung und Dauerläufe.“
Bei den Vorfällen in Pfullendorf haben interne Ermittlungen ergeben, dass bei der Ausbildung von Sanitätern („Combat First Responder“), offenbar sexuell-sadistische Praktiken an der Tagesordnung waren.
„Einen General öffentlichkeitswirksam zu feuern, der in 4 Monaten sowieso in den Ruhestand gehen soll, ist ein Bauernopfer und ein schlechter Witz in Sachen innerer Führung.“
„Das Entlassen von Generalen ohne Angabe von Gründe sollte auf den GI und den stv. GI begrenzt werden und für alle anderen eine öffentliche Begründung notwendig sein.“
Generalmajor Walter Spindler wurde nicht entlassen oder gefeuert, sondern er wurde von seinem Dienstposten entbunden (also aus der Funktion herausgenommen) und wird bis zu seiner regulären Pensionierung im August 2017 auf einen anderen Dienstposten versetzt.
@Pete | 27. April 2017 – 0:39
„Das versuchte „Zeichen der Stärke“ der Ministerin hat in Wirklichkeit ihre Schwäche gezeigt. Führen mit solchen reinen Symbolen macht nichts besser, zerstört aber das Vertrauen in die Zuverlässigkeit und Loyalität der Ministerin gegenüber den ihr unterstellten Vorgesetzten.“
+1
Aber um das zu verstehen und zu bedauern müsste man ja ein Interesse an der Bundeswehr haben :(
Hptm u KpChef Spindler war schon ein „harter Hund“, da kann ich aus eigenem Erleben berichten.
Das ist (sehr) lange her, und vieles dessen, was damals mindestens heeres- wenn nicht bwweit (Teile Lw vielleicht auch schon damals ausgenommen…) „üblich“ war, galt auch schon in den 90ern als „nicht zeitgemäß“.
Der Spagat zwischen „lebensversichernder“ Ausbildung (wir sprechen hier im Extremfall von „denkfreier“ Handlungssicherheit während der Kamerad zur linken grad verblutet, zur rechten ein bereits Gefallener „mitkämpft“ und mir selbst jede Menge „Metall“ um die Ohren fliegt) in Zeiten, wo das Wort „Erziehung“ in nicht eben kleinen Teilen der durch die Politik an „ewigen Frieden“ in der „von Freunden umzingelten“ Gesellschaft schon mindestens für „Naserümpfen“ sorgt, ist eine wahrlich nicht einfache Gratwanderung!
Und natürlich ist es die PFLICHT, auch die zur FÜRSORGE, aller Vorgesetzten, die Ausbildung maximal „lebensversichernd“ zu gestalten. Und die dabei geht es nicht nur um die Verfügbarmachung geeigneter und genügender Menge von Gerät, sondern eben auch die stumpf-drillmäßige Einprägung von handwerklichen Abläufen! Wenn der Soldat unter Extremstreß erst anfangen muß, etwaige Vorgehensweisen zu diskutieren oder durch komplizierte Gedankenspiele – im Ergebnis auch noch so guter und richtiger – Lösungen zu erarbeiten, ist das lebensgefährlich. Im Falle von Führern, egal welcher Ebene (und die „Führer im Einsatz-Gefecht“ sind ja eher nicht GenStOffz…)
sie dann auch noch nicht allein, sondern nehmen Untergebene mit.
Das DARF NICHT unter dem „Deckmantel moderne Ausbildung“, „zeitgemäße Menschenfhrg“ etc geopfert werden.
Der steten Gefahr der „Verselbstständigung“ hierarchischer Strukturen, besonders auch auf „niedriger“ Ebene, ist durch entsprechende Dienstaufsicht zuvor zu kommen! Nur wie, angesichts „mündiger“ Staatsbürger in Uniform, familienfreundlichen Dienst, 41-h-Woche usw?
Eigenartigerweise hat sich an der Art und Weise des Sterbens in „bewaffneten Konflikten“ nicht und wenn, dann eher in „schlechter“ Art verändert.
Ich will hier keinesfalls abartigen Praktiken das Wort reden, diese so sie vorgekommen sind relativieren o.ä, ABER:
Soldat, und eben insbesondere KAMPFtruppe (zu der man alle „Spezial-“ und „spezialisierten“ Kräfte sicher zählen darf) ist eben KEIN Beruf, wie jeder andere, geht es doch in letzter Konsequenz u. TÖTEN und STERBEN!
Und ich ERWARTE von den pol. „Entscheidungsträgern“, daß sie VOR Entsendung von Soldaten „irgendwohin“ mit „irgendeinem“ Auftrag dies dem „Wahlvolk“ ganz deutlich erklären!
Und genauso erwarte ich von mil. Vorgesetzten jeder Ebene entsprechende Beratung auch und besonders der ziv-pol „Leitungsebene“ wie die Durchsetzung und Ermöglichung entsprechender Ausbildung der Truppe!
Daß ein GenMaj Spindler, man betrachte seinen Werdegang, dabei durchaus „realistischere“ Maßstäbe ansetzt, als „wir“, was mir leider auch als Erfahrung in einem kürzlich absolvierten EUTM-Mali-Einsatz berichtet wurde, KANN dazu geführt haben, manche Vorgänge nicht „im Sinne der Leitung“ verfolgt zu haben.
Mangels Detailkenntnis will ich hier nicht werten, was da wie „falsch“ gemacht hat wurde.
Andererseits hält sich mein Mitleid angesichts der „drohenden“ Zurruhesetzung mit „B7“ auch in Grenzen.
JEDER „B6+“ Muß schließlich damit rechnen, allein bei Änderungen der pol. „Großwetterlage“ von der weiteren Dienstleistung ausgeschlossen zu werden.
Ein „sub-B6“ muß da ganz anderes ertragen…
Man muss ab einer bestimmten Ebene trennen zwischen persönlicher Schuld und Verantwortung für einen bestimmten Bereich. Führungskräfte sind dabei immer abhängig von der Performance Ihrer Untergebenen- im Guten wie im Schlechten! Vermutlich wird der hochdekorierte Zweisterner auch die ein oder andere Auszeichnung erhalten habe, weil sein nachgeordneter Bereich brillante Arbeit abgeliefert hat.
Je höher man steigt, desto größer wird das Risiko, dass man Verantwortung übernehmen muss für etwas, was man nicht selbst getan hat.
Soweit so normal- das geht jedem Bundesliga-Fußballtrainer so und eine Menge Minister (vor allem Verteidigung) sind für Dinge zurückgetreten, an denen sie überhaupt nicht persönlich beteiligt waren- im Zweifel genau deswegen!
Wenn man wiederum Kenntnis von mehreren Einzelfällen in seinem Zuständigkeitsbereich hat, die der unbestrittenen Unternehmensphilosophie eklatant widersprechen, da kann man sich darauf zurückziehen, dass diese Einzelfälle in der lokalen Zuständigkeit abgearbeitet werden und sich nie vermeiden lassen werden ODER man kann im Rahmen seiner Gesamtverantwortung etwas unternehmen, damit solche Einzelfälle in Zukunft noch seltener auftreten und JEDEM klar wird, dass man bei derartigen Verhalten künftig nicht mehr mit einem blauen Auge davonkommt…
Ich weiß nicht, wie sich GM Spindler hier positioniert hat- sollte er aber (und danach klingen doch die Meldungen, dass Ermittungen eher zurückhaltend betrieben wurden und dass es eben keine Programme zur Sensibilisierung des Ausbildungspersonals gegeben hat) Business as usual vertreten haben, habe ich großes Verständnis für die ergriffene Maßnahme.
Und um das auch noch einmal deutlich zu machen: die beschriebenen verbalen Äußerungen der Ausbilder sind absolut indiskutabel und haben nichts, aber auch gar nichts mit erforderlicher Härte bei der Ausbildung zu tun. Wer das im Jahr 2017 noch für in Ordnung oder „nicht so schlimm“ hält, hat in dieser Bundeswehr nichts verloren!
Ich kann Menschen ohne Schwierigkeiten an ihre Grenzen und darüber hinaus führen- auch mental- ohne sie zu beleidigen. Wenn „beleidigt werden“ Ausbildungsziel sein sollte (um tatsächlich bestimmte Einsatzszenarien auszubilden), geht das natürlich auch- aber dann eben in einer bestimmten, definierten Lage und sicher nicht während des morgendlichen Antretens oder in der Raucherpause oder im U-Raum
re: klabautermann
Habe überlegt an beiden teilzunehmen,- hat aber nicht geholfen!- Bin weiterhin der Meinung: „Wer politische Verantwortung übernimmt, muss sich auch persönlich am Ergebnis des Erreichten oder Nicht-Erreichten messen lassen!“
Wir als Bürger haben einen Anspruch auf politische „high performer“ in allen politischen Ämtern!- Politische „low performer“ gehören schlichtweg aussortiert …
re: Pete
Ist v.d.L. jemals eine starke Bundesministerin gewesen?- Ich denke nicht!- So gesehen hat sich im jetzigen politischen Amt nur das in aller deutlich gezeigt, was eigentlich schon vorher offensichtlich war: „Wer sich „gut verkaufen kann“ ist noch längst nicht mit den Managementfähigkeiten ausgestattet, die (auch) ein politisches Amt üblicherweise abfordert!“
So gesehen waren die 4 Jahre BMVg unter der Ministerin v.d.L – nach meiner persönlichen Bewertung- verschenkte Jahre für die Bw.
Vermutlich läßt sich auch diese Hinterlassenschaft aus der „Ära v.d.L.“ in Geld bewerten!- Oder als offene Frage formuliert: „Was werden die 4 Jahre v.d.L. dem Steuerzahler u.U. zusätzlich in Sachen Bw kosten?“
Man kann davon ausgehen, dass aufgrund der verteidigungspolitischen Schwerpunktsetzung von UvdL – und das ist nun einmal „Personal“ in all seinen Facetten – jedwedes „Personalereignis“, Personalmaßnahme etc. von den Medien durch das öffentliche Dorf getrieben wird. Sollte deswegen UvdL „zurück“ stecken und auf Personalmaßnahmen verzichten ? Im konkreten Fall kommt hinzu, dass diese Personalie den Vorwahl-/Wahlkampf ganz bestimmt belastet hätte, allein schon deswegen, weil politisch interessierte und engagierte Insider (Stichwort „Haifischbecken“) diese Personalie wahrscheinlich politisch instrumentalisiert hätten. Das kann auch nicht im Interesse von Schindler sein, dass u.U. solche Schlagzeilen auftauchen: „UvdL stärkt umstrittenen General den Rücken“. Der Mann (und seine Familie) hat in den letzten Monaten seiner Dienstzeit solche Schlagzeilen ganz bestimmt nicht verdient.
Eine „geräuschlose“ und „faire“ Behandlung dieser Personalie seitens BMVg ist natürlich geboten, allein die Presse hat keinerlei Interesse an Geräuschlosigkeit und Fairness. Von daher ist es Von daher ist es imho auch möglich, diese Personalmaßnahme unter dem Aspekt zu sehen, dass hier ein General auf seine letzten Tage aus der Schußlinie genommen worden ist – vermutlich sogar mit seinem Einverständnis aus für mich absolut nachvollziehbaren persönlichen Gründen. Ich denke @KeLaBe wird mir da nicht widersprechen.
Zum Thema Beleidigung. Wenn ein Vorgesetzter mit besonderer Vorbildfunktion (Ausbilder) heutzutage einen Unteroffiziersanwärter vor „versammelter Mannschaft“ als „genetischen Abfall“ bezeichnet, der „aussortiert“ werden sollte, dann ist das keine einfache „Beleidigung“ mehr sondern eine verbale, öffentliche Mißhandlung. Dieser Ausbilder sollte imho auf der Stelle „aussortiert“ werden und nicht Monate später und nicht nur mit einer lächerlichen Geldbuße in Höhe von 1500 €.. Und besonders lächerlich empfinde ich dann Kommentare, die auf die soziale Trähnendrüse drücken insofern, dass diese 1500 € die Familie des Herrn HFw vermutlich in die Nähe zur Privatinsolvenz gebracht hätten.
@Harry
Meine vollste Zustimmung. Sie haben den Vorgang ganz hervorragend auf den Punkt gebracht.
Wenn man die Verantwortlichkeiten für das konkrete, unbestrittene Fehlverhalten eines Ausbilders in der Ausbildungsorganisation durchdekliniert, dann kommt man normalerweise vom Inspektionschef als unmittelbaren Disziplinarvorgesetzten über den Lehrgruppenkommandeur auf den Schulkommandeur und erst dann auf den Kommandeur Ausbildungskommando.
Nachdem in Pfullendorf schon der Schulkommandeur gewechselt hat/wurde, muss nun auch General Spindler seinen Hut bzw. sein grünes Barett nehmen, weil er seiner Verantwortung zur Dienst-/Fachaufsicht offenbar nicht nachgekommen ist bzw. sein soll, ohne dass man ihm jedoch eine Pflichtverletzung vorwirft.
Ich hatte die Wehrdisziplinarordnung (WDO) bisher immer so verstanden, dass höhere (Disziplinar-) Vorgesetzte, auch im Zusammenwirken mit den Rechtsberatern, die Ausübung der Disziplinargewalt durch die unmittelbaren Disziplinarvorgesetzten prüfen und nur da, wo durch diese gegen die WDO verstoßen wurde oder deren Disziplinargewalt nicht ausreicht, selbst disziplinar tätig werden.
Wenn der unmittelbare Disziplinarvorgesetzte also eine WDO-konforme Disziplinarmaßnahme verhängt hat, diese also nicht aufgehoben werden kann/muss, dann bleibt dem nächsthöheren Vorgesetzten doch nur die Bewertung der Befähigung des unmittelbaren Disziplinarvorgesetzten zur Ausübung der Disziplinargewalt im Rahmen der nächsten Beurteilung.
Keiner der Vorgesetzten zwischen dem unmittelbaren Disziplinarvorgesetzten und General Spindler hat anscheinend einen Grund zur Aufhebung der verhängten Disziplinarmaßnahme gesehen. Inwieweit ist da zu erwarten, dass ein solcher Grund durch General Spindler gesehen wird?
Wirf man ihm nun Versäumnisse vor, dann würde dieser Vorwurf doch auch dem Inspekteur des Heeres oder dem Generalinspekteur zu machen sein. Inwieweit sind diese denn ihrer jeweiligen Verantwortung nachgekommen???
Nun aber entsteht der Eindruck mit der gezeigten Konsequenz wird durch die Ministerin nur gegen eine mehr oder weniger willkürlich gewählte Ebene vorgegangen.
Abschließend sei mir noch eine persönliche Anmerkung gestattet: ich habe in insgesamt drei unterschiedlichen Verwendungen unter General Spindler gedient und bin keineswegs uneingeschränkt begeistert von seinen fachlichen Entscheidungen oder gar seinem Führungsstil, aber was hier mit ihm gemacht wird, das hat mit „wertschätzendem Umgang miteinander“ und „Fehlerkultur“ nichts zu tun… DAS hat er einfach nicht verdient!
KeLaBe | 27. April 2017 – 0:16
„1. Ein General muss in seiner Aufgabe das Vertrauen der politischen Leitung besitzen. Anders lässt sich die Bundeswehr nicht führen.“
Ich will dies verstaerken: Streiche General setze „Offizier“ – streiche politische Leitung setze „Vorgesetzte“ – von wegen Innere Fuehrung. Sonst landen wir – wie offenbar zur Zeit eingetreten – im micromanagament..
@Harry
„Das einzige, was mich wirklich wundert, ist, dass UvDL diese ganzen Dinge an sich zieht – …“
„Wenn diese Art von Führungsverständnis nicht ein Problem für die obersten Soldaten darstellt, dann weiß ich es wirklich nicht. Zumindest bei öffentlicher Relevanz (=Interesse/ Skandalisierung) müssten diese eigentlich Maßnahmen ergreifen und nicht die politische Leitung.“
Mit den obigen Aussagen treffen Sie die wesenlichen Punkte der Debatte:
1. Warum kümmert sich die Ministerin um Einzelfälle in der Truppe?
2. Fühlen sich die Inspkteure/der GI nicht überflüssig wenn dies zur Regel wird?
Und noch eine wichtige Frage gilt es zu beantworten:
Waren dies Einzelfälle oder hat das Heer generell (im System verankert) ein Problem mit Innerer Führung?
Wenn dies der Fall wäre sind das Eingreifen der Ministerin und die Beauftragung des Professors Pfeifer absolut nachvollziehbar.
Allerdings hätte dann dem GI in seiner langen Amtszeit schon voher etwas auffallen müssen. Es bleibt bei mir der Eindruck von öffentlichkeitswirksamen Aktionismus um „Stärke“ zu beweisen. Da ich die wahren Hintergründe nicht kenne ist das natürlich nur meine Wahrnehmung.
Bei einer Beleidigung wie „genetischer Abfall“ würde ich im Zivilleben die Fristlose Kündigung erwarten.
Wie die Angemessenheit zu begründen ist und wie diese überprüft wurde?
Desweiteren ob ggf. angemessene Reaktionen gegen den verantwortlichen Vorgesetzten eingeleitet wurden?
Schon faszinierend wie hier versucht wird, den Inneren Führungsprozess unter Ausgrenzung des BMVg/IBUK allein auf die Handhabung der WDO seitens der Disziplinarvorgesetzen in den Streitkräften zu reduzieren. Wer so agumentiert hat nun überhaupt nichts verstanden in Sachen Innere Führung. Das ist im Kern das US-Modell:
Streitkräfte als Staat im Staat inklusive eigener Justiz. Man könnte natürlich auch andere historische Parallelen ziehen, aber dann geht hier wieder „die Post“ ab, also lasse ich das lieber im Interesse des Hausfriedens.
@Pete: genau, das isses: und ich habe nicht wahrgenommen, dass die Ebene GenInsp oder Insp sich mit diesen Fragen ernsthaft auseinandersetzt oder gesetzt hat….
Dazu haben wir ja ein ZInFü und einen BEA GenInsp und nach jedem Skandal gibt es dort einen Lehrgang mehr: auf diese Weise gestaltet man Führungskultur nicht, sondern verwaltet sie.
Der Kdr ZInFü hat diese Tage übrigens die Insp angeschrieben und beklagt, dass die Lehrgänge InFü für Kdr, EinhFhr und KpFw derzeit mangels Beteiligung ausfallen…
klar! Können wir ja auch alles mit der Inneren Führung!
@Harry
Wenn, nicht erst heutzutage, sondern schon immer, Lehrgänge mangels Personalverfügbarkeit und/oder Zeit in Konkurrenz zu Laufbahnlehrgängen oder Einsatzverpflichtungen zu beschicken waren, wurden solche am ZInFü abgesagt.
Richtige Entscheidung.
@Klabautermann
„Schon faszinierend wie hier versucht wird, den Inneren Führungsprozess unter Ausgrenzung des BMVg/IBUK allein auf die Handhabung der WDO seitens der Disziplinarvorgesetzen in den Streitkräften zu reduzieren. “
Die WDO ist ein wesentlicher Bestandteil des Prozesses Innere Führung. Sie stellt sicher, dass Soldaten nicht willkürlich disziplinar bestraft werden, sondern nur nach klar definierten rechtlichen Zuständigkeiten und Verfahren. Die gesamte Exekutive -einschliesslich der höchsten Ebene- ist zur Beachtung dieses Gesetzes verpflichtet. Zur Erinnerung:
&35 (1)WDO
Der zuständige Disziplinarvorgesetzte entscheidet allein verantwortlich; ihm kann nicht befohlen werden ob und wie er ahnden soll.
& 45 (1)
Über den Antrag auf Aufhebung oder Änderung einer Disziplinarmaßnahme entscheidet das Wehrdienstgericht durch Beschluss.
& 46 (1)
Die höheren Disziplinarvorgesetzten überwachen die ihnen unterstellten Disziplinarvorgesetzten in der Ausübung der Diziplinarbefugnis.
Eigentlich alles geregelt. Vielleicht hat ja der General & 46 (1) nicht beachtet. Dann hätte es aber seinen Vorgesetzten eigentlich auffallen müssen bevor es der Ministerin auffällt.
MfG
@Harry
Einverstanden!
MfG
@Pete
Schönen Dank für ihre „Erinnerung“ ;-) Q.E.D. ………..
Vorab: Ich bin ein „geborener Grenadier“, der 1973 mitten aus dem Studium heraus in die Truppe eingetreten ist, dort zwei Jahre aktiv gedient hat, zuletzt als Ausbilder von Unteroffizieren. Bis heute diene ich als Reserveoffizier, aktuell in einem der Kommandos des neuen KdoCIR. Mein ziviler Werdegang hat durch mehrere Unternehmen der Privatwirtschaft geführt; derzeit arbeite ich in einer bundeseigenen GmbH.
Wenn ich meine Erfahrungen gegen das halte, was ich derzeit über die Fehlleistungen der Bundeswehrführung im Allgemeinen und die Missbrauchsfälle im Besonderen lese, fällt mir ein „Kontinuum“ auf: Das Handeln von Menschen ist und bleibt stark von wenigen Elementen bestimmt, darunter dem Opportunismus, der Lust an der Macht und der (Un-)freiheit bei der Auswahl der Schwerpunkte des eigenen Handelns.
Ein Blog ist sicher nicht der Ort dies in seinen praktischen Konsequenzen auszudiskutieren; solche Debatten haben wir früher mit Gewinn geführt, als es noch Offiziersheime gab, in denen man sich nach Dienst getroffen hat. Ich vermisse diese erstaunlich „angstfreien“ Räume, in denen Alle vom Leutnant bis zum Oberst (und manchmal sogar General) miteinander gesprochen haben. Letzte Überreste dieser Gesprächskultur finde ich manchmal noch auf Lehrgängen (und bestimmt nicht in den traurigen Überresten der Betreuungseinrichtungen auf der Hardthöhe).
Als ich anfing gab es in der Truppe ein paar Regelungen zum Umgang miteinander, die den Sinn hatten, die Einhaltung von Respekt und die Fürsorgepflicht zu „ritualisieren“, z.B. die verpflichtende Frage „Darf ich Sie anfassen?“ vor – notwendigen – Maßnahmen, zur Korrektur der Bekleidung, die Forderung „drei Schritt Abstand“ und die Regel „Der Dienstgradhöchste isst zuletzt“. Meine Ausbildung in Menschenführung war sicherlich im Vergleich zum heutigen BW-internen Kursangebot „bescheiden“; allerdings habe ich – wie damals alle Unteroffizier- und Offiziersanwärter – meine Dienstzeit zusammen mit den anderen Mannschaften begonnen und bis zum Schluss meiner Dienstzeit im selben Gebäude gewohnt; mein Verständnis für das Miteinander war von daher sehr praktisch geprägt. Davon ist in den Zeiten der „sortenrein“ getrennten Ausbildung der einzelnen Laufbahngruppen wenig übriggeblieben.
Wenn es darum ging herauszufinden, „was Sache ist“, habe ich natürlich einerseits auch fleißig „an den Türken“ mitgebaut, mit denen wir uns positiv darstellen wollten. Da ich die Tricks dann kannte, wusste ich allerdings auch wie ich vorgehen musste, wenn ich selbst Dienstaufsicht durchgeführt habe. Und mein KpChef und mein Btl- bzw. Brigadekommandeur konnten das noch viel besser (und standen dann manchmal morgens schon um 8 Uhr plötzlich in unserer Ausbildung). Damals war allerdings der Papierkrieg noch nicht so ausgeprägt wie heute und ließ die nötigen Freiräume für dieses „Führen von Vorn“. Wer in den Zeiten der Regelungswut als Vorgesetzter durch eine ständig steigende Flut von Regelungen, Email usw. an seinen Bürostuhl gefesselt wird, findet dann nicht mehr die Freiräume zur Präsenz „vor Ort“. Und ich habe in neuerer Zeit Kommandobehörden erlebt, in denen die Abteilungsleiter mit ihrem Chef des Stabs faktisch die „Gefangenenwärter“ ihrer Kommandeure und die „Zensoren“ seiner Informationskanäle sind.
Ich bin inzwischen ein „altes Schlachtross“ geworden, das sicher selbst keinen physischen Schikanen mehr ausgesetzt ist. Aber ich kenne natürlich auch aus dem Zivilbereich Probleme wie das der sexuellen Belästigung (von Frauen). In Gesprächen mit Frauenbeauftragten höre ich hier dann das spezielle Problem opportunistischen Verhaltens der Opfer: Man sagt nichts, weil man befürchten muss doch nur in der „Lähmschicht“ stecken zu bleiben und dazu noch mit Karrierenachteilen abgestraft zu werden. Ich denke, viele Leser des Blogs könnten zu diesem Problem eigene Erlebnisse beitragen. Und hier geht es nicht nur um Probleme in der Truppe; die „alten Männer“ in den Kommandobehörden strafen nicht opportunistisches Verhalten per se häufig sehr effizient ab. Hier geht es dann allerdings nicht mehr um physische Aspekte, sondern um Maßnahmen wie das „Totstellen“ Missliebiger. Hier müssten natürlich die Disziplinarvorgesetzten gegensteuern. Allein: Mir z.B. ist es seit über einem Jahr nicht gelungen meinen Disziplinarvorgesetzten überhaupt zu Gesicht zu bekommen, geschweige denn den nächsthöheren Disziplinarvorgesetzten.
Zu all meinen Anmerkungen könnte ich natürlich eine „zweite zivile Strophe“ schreiben, denn die Bundeswehr war und ist nur ein Spiegelbild der sich wandelnden Gesellschaft, wobei positive wie negative Aspekte manchmal prägnanter hervortreten.
Mein Fazit: Das allfällige Darbringen von „Bauernopfern“ nach bekannt gewordenen Zwischenfällen nutzt wenig. Wir müssen vielmehr den Verantwortlichen wieder Freiräume für das Führen von Vorn frei räumen. Hier muss die Ministerin ihren „Risk appetite“ reflektieren: Setzt sie darauf, dass sie die Führungskultur und das Führungsverhalten wieder so nachhaltig ändern kann, dass sie mit einem reduzierten / effizienteren Kontroll- Instrumentarium führen kann, oder sieht sie Ihr Heil in einem weiteren Ausbau formaler Instrumente und verstärkt entsprechend die Unterstützungsdienstleistungen, die die Vorgesetzten entlastet?
Jenseits kriminologischer Untersuchungen müsste sie – so gesehen – in ihren Lösungsbaukasten in jedem Fall auch ein handwerklich tragfähiges Ressourcenmanagement packen, mit dem dann der Fokus der Handelnden so gesteuert wird, dass deren Leistungsgrenzen berücksichtigt werden. Sich hier „in die Tasche zu lügen“ rächt sich nicht nur in Bezug auf Fehler in der Menschenführung.
@Klabautermann
Gerne, was heisst Q.E.D?
MfG
@Pete
Auch wenn ich nicht Klabautermann bin,
die Wendung „quod erat demonstrandum“ (lat. „was zu zeigen war“), im Deutschen meist gleichgestellt mit „was zu beweisen war“ …“
@ Pete | 27. April 2017 – 10:18
QED – quod erat demonstrandum = ‚was zu beweisen war‘
Eine Abschlussformel in der Philosophie/Mathematik (Logistik) nachdem eine Postulat oder ein Satz durch einen logischen und schluessigen Beweis als ‚wahr‘ oder zutreffend begruendet wurde.
@ThoDan | 27. April 2017 – 9:32
Bei einer Beleidigung wie „genetischer Abfall“ würde ich im Zivilleben die Fristlose Kündigung erwarten.
Diese Aussage mag für die private Wirtschaft gelten, aber sicherlich nicht für den öffentlichen Dienst und schon gar nicht für den Staatsdienst (Beamtentum).
Um jemanden aus dem Staatsdienst entfernen zu können sind GANZ hohe rechtliche Hürden zu nehmen.
@klabautermann | 27. April 2017 – 8:56
„Zum Thema Beleidigung. Wenn ein Vorgesetzter mit besonderer Vorbildfunktion (Ausbilder) heutzutage einen Unteroffiziersanwärter vor „versammelter Mannschaft“ als „genetischen Abfall“ bezeichnet, der „aussortiert“ werden sollte, dann ist das keine einfache „Beleidigung“ mehr sondern eine verbale, öffentliche Mißhandlung.“
Aha und Faustschlag ist dann automatisch ein Mordversuch? Jetzt mal Butter bei die Fische, es ist eine Beleidigung, die nicht hätte fallen dürfen. Beleidigende Äußerungen von Ausbildern (insbesondere solche, die auch zur Herabwürdigung des Untergebenen explizit vorgesehen sind) zeugen für die Unfähigkeit des Ausbilders sein Ziel mit anderen Mitteln zu erreichen. Dies zeugt von charakterlicher und fachlicher Schwäche. Solche Vorfälle sind disziplinar zu ahnden und in den zukünftigen Beurteilungen zu „würdigen“.
Die gerade aktuelle Meldung über den Bundeswehroffzier der als Asylbewerber registriert wurde und wegen Terrorverdacht festgenommen wurde, ist ein herausragendes Beispiel wo massives staatliches Versagen vorliegt und unbedingt abgestellt werden muss.
Solche Fälle machen mir wirklich Angst und sind eindeutig Leitungsrelevant. Ist ja nicht so als hätte die Leitungsebene nicht auch eine Aufgabe zu erfüllen :-))
MfG
[Welche „aktuelle Meldung“ meinen Sie? Eine Google-News-Suche mit den Begriffen „Bundeswehr Asyl Terror“ fördert nichts zutage… abgesehen davon, dass das in diesem Zusammenhang schon OT ist, wüsste ich gerne, ob es eine belastbare Quellenlage dafür gibt oder ob das nur eine Behauptung aus trüber Quelle ist. T.W.]
@ Pete
Sie verwechseln hier etwas. Es geht in diesem Fall nicht um „Bestrafung“ oder sonstwas. Es handelt sich um eine personelle Entscheidung zur Besetzung einer Spitzenposition in den Streitkräften. Und wenn der/die IBuK zu der Auffassung kommt, ein Wechsel sei im Sinne der Sache angezeigt, dann muss er/sie das auch vollziehen. Das hat mit zurechenbarer Schuld oder nachweisbarem Fehlverhalten überhaupt nichts zu tun. Daher ist diese Maßnahme von Frau von der Leyen formal nicht zu beanstanden.
@Klaus Peter Klaikowski@MikeMolto
Danke, ich hatte es schon öfter gehört, jetzt mit Ihrer Erklärung wirklich verstanden und verinnerlicht!
MfG
@T.W. @Pete
Sieh Twitter:
@FlorianFlade „Falscher Syrer“: #Bundeswehr-Soldat unter Terrorverdacht festgenommen, war als Flüchtling registriert @welt https://www.welt.de/politik/deutschland/article164057632/Bundeswehr-Soldat-unter-Terrorverdacht-festgenommen.html …
[Ah, jetzt wird’s klarer: Bundeswehrsoldat behauptet, er wäre syrischer Flüchtling und beantragt Asyl… Hat aber wenig mit der Bundeswehr zu tun. Eigentlich gar nix. Außer dass der Typ im Bw-Apparat erfolgreich unauffällig blieb… T.W.]
@KeLaBe
Danke für den Hinweis. Ist mir schon klar, dass Generäle ohne Angabe von Begründungen entlassen werden können. In dem vorliegenden Fall kommt das aber nicht zur Anwendung, sondern der General wird kurz vor der Pensionierung versetzt und es wurde eben angeführt wegen der in diesem Blog diskutierten Mängel in seinem Verantwortungsbereich.
Aber ich glaube inzwischen ist auch Alles gesagt worden zu dem Thema. Zumindest für mich bleibt dennoch ein schaler Beigeschmack. Aber damit will ich es auch bewenden lassen.
MfG
@TW
Bei Welt Online:
Bundeswehrsoldat unter Terrorverdacht festgenommen….
MfG
PS:
Das ist ein ernstes Thema wenn das so stimmt…
@Pete
In der Tat, hat aber mit dem Thema dieses Threads nur indirekt zu tun, oder?
@all
War mir gestern durchgegangen; BMVg zur geplanten Untersuchung des Kriminologen Christian Pfeiffer:
Reagiert: Übergriffe in der Bundeswehr werden ab Mai untersucht
@TW
Ich glaube das hat viel mit der Bundeswehr zu tun. Aber das wäre jetzt ein zu umfangreiches Thema. Im Kern geht es um das Thema: Binnentäter. Kannte man bislang nur aus den Einsatzgebieten. Kann aber auch zu Hause aktuell werden zunehmed geringere Sicherheitsstandards bei der Rekrutierung von Personal (auch zivile Hilfskräfte, FWDL usw.) Angewandt werden.
Aber wie gesagt….ein Riesenthema…
MfG
@Pete
Ich habe nicht gesagt, dass es nichts mit der Bundeswehr zu tun hat – bitte mal lesen, was ich schreibe. Und es ist in der Tat ein Riesenthema. Aber eben nicht eine Frage von Ausbildungspraktiken, oder wollten Sie das zum Ausdruck bringen?
@Wa-Ge
War ein Kommentar von mir auf die „schwere“ Geldstrafe von 1500 €.
Wobei ich vermute das diese Beleidigung die Charakter, FDGO Punkte berühren könnte.
@T.W. 10:54 .. zu Pete’s Verteidigung: bei einem geöffneten Bällebad könnte man solche OT Hinweise dort gezielt abladen.. so jedoch bleibt für wohlgemeinte Leserhinweise meist nur der aktuellste laufende Faden (Aufmerksamkeit) oder einer, welcher zumindest halbwegs einen konstruierbaren Bezug anbietet ;-) … just to promote the Bällebad re-opening.
@closius
„Hier geht es diesmal nicht um sexuellen Mißbrauch, als erhebliches Delikt, sondern nur um verbale Erniedrigung und Dauerläufe. Dafür feuert man keinen General, es sei denn die Ausbildung der BW soll nur noch lasch sein……“
Mir persönlich sträuben sich bei einer solchen Bewertung die Haare!
Mit meinem Kommentar zu 40 Jahren meinte ich nicht die Entschuldigung zu etwas. Es war vielmehr als Erwiderung zu einem vorherigen Beitrag als Kriterium zur Beurteilung der Konsequenz gemeint.
Eine Forderung zu Konsequenzen in der Spitze habe ich nicht gestellt. Ich habe lediglich die Maßnahme als üblich klassifiziert. Ich maße mir auch nicht an, wo das Ende der Spitze zu sehen ist. Die Organisationsstruktur mit entsprechenden Verantwortlichkeiten ist dafür maßgeblich.
@Wa-Ge
Nice try, den Vorgang wieder einmal zu „verniedlichen“. Wie sehen sie denn diese „Beleidigung“ im Zusammenhang mit den im Soldatengesetz aufgelisteten Vorgesetztenpflichten, Pflicht zur Kameradschaft…..bis hin zum Thema Ansehensschädigung der BW in der Öffentlichkeit ? 1500 Euronen „Buße“, Schwamm drüber und Case Closed ? Solange die Herren DV menschenverachtende und diskriminierende, ja fast schon rassistische Beleidigungen wie „genetischer Abfall“ nicht als Straftat behandeln sondern quasi als Kavalier-in-Uniform-Bagatelldelikt, solange wird sich ein bestimmter „mind-set“ in den SK nicht ändern.
Hier hat die „Rechtspflege der Streitkräfte“ völlig versagt und dafür ist nun einmal in erster Linie diie fachlich und truppendienstlich zuständige Kommandobehörde verantwortlich zu machen und das ist in diesem Fall das Ausbildungskommando des Heeres. Da muß wohl noch kräftig an der Eigensensibilisierung gearbeitet werden.
§ 22 Soldatengesetz läßt grüßen.
@all
bzgl. der Geschichte mit dem Bw-Oberleutnant, der sich als syrischer Flüchtling ausgab: Neuer Eintrag ist in Arbeit, dann die Debatte dort (ist nicht so einfach, weil die StA Frankfurt/Main ihre Pressemitteilungen nicht online stellt, dafür aber dauerbesetzt ist… Recherche dauert manchmal.)
@ThoDan | 27. April 2017 – 10:59
„War ein Kommentar von mir auf die „schwere“ Geldstrafe von 1500 €.“
1.500 € ist für Höhen von Diszis im Inland schon eine vergleichsmäßig hohe Summe. Von außen kann man auch nicht beurteilen ob die Summe hoch oder niedrig war, da wir keine Einblicke in die Disziplinarakte des Soldaten haben und auch nicht wissen was ihm im Endeffekt alles vorgeworfen wurde.
„Wobei ich vermute das diese Beleidigung die Charakter, FDGO Punkte berühren könnte.“
Naja im Grunde verstößt jede Beleidigung gegen den Charakter der FDGO, da sie ja die Würde des Beleidigten angreift. Wenn ich mir dann aber die Gesellschaft anschaue, dann ist Beleidigung im Grunde Salonfähig. In unserem privaten Bildungsfernsehen werden einem schon am Vormittag Begriffe um die Ohren gehauen für die es im Dienst saftliche Diszis gibt. Auf Demos von links und rechts werden Parolen skandiert die jenseits von Gut und Böse sind. In der Jugendsprache ist es mittlerweile wohl selbstverständlich das Begriffe wie „Hurensohn“ und was weiß ich nicht noch alles zum alltäglichen Gebrauch gehören und keine Konversation mehr betrieben wird, ohne das der Gegenüber ordentlich durchbeleidigt wird. Von der Sprache in den Social Media will ich da gar nicht erst sprechen.
Ich denke da sinkt die Tolleranzschwelle auch auf dem Kasernenhof sehr schnell und der ein oder andere Ausbilder will dann wohl durch solche „pseudocoolen“ Beleidigungen irgendeinen Eindruck schinden.
Ohne jetzt Verfehlungen schönzureden die nicht schönzureden sind muss immer folgender Sachverhalt im Auge behalten werden. Auch Ausbilder stehen in einem Spannungsverhältnis zwischen dem Willen gute und fähige Soldaten zu formen und der objektiven Uneignung von einzelnen und subjektiv immer größer werdenden Anzahl von Rekruten/Bewerbern/Lehrgangsteilnehmern. Es gibt Momente da fragte man sich (und fragt sich sicherlich heute immer noch) ob man nicht im falschen Film ist. Bei dem ein oder anderen Brennen dann auch die Sicherungen da oben durch, weil er wohl dem Trugschluss unterliegt, dass er sich ohne auf Beleidigungen zurückzugreifen nicht mehr „zu helfen“ weiß.
@TW
1. Ich habe diesen Blog erst vor Kurzem entdeckt. Bitte daher um Nachsicht bei Fehlverhalten.
2. Ich habe den Tagesbefehl der Ministerin gelesen und ich bin sehr erschrocken. Es muss ja katastrophal um die Innere Lage in der Bundeswehr bestellt sein. Ich kenne das Lagebild der Ministerin natürlich nicht, aber ihre Worte lassen Abgründe vermuten.
3. Was ich nicht verstehe ist Folgendes:
Wie kann ein großes „Unternehmen“ das über so viele Kontrollinstrumente verfügt offensichtlich (ich lese den Tagesbefehl so) so katastrophal dastehen? Welches andere Unternehmen hat einen Beirat Innere Führung, ein Zentrum Innere Führung, eine Führungsakademie, einen Wehrbeauftragten, ein Sozialwissenschaftliches Institut, zwei Universitäten, einen Sozialdienst, Militärpfarrer, eigene Truppenpsychologen, eigene Kliniken mit Psychologen und Psychiaternusw. Usw…….
Haben die denn Alle geschlafen, nie etwas gemeldet, weggesehen? Wenn das so ist, warum?
Und kann die Bundeswehr sich nicht selbst helfen mit diesem riesigen Apparat?
Der Beirat Innere Führung ist ja bereits ein Gremium das gesamtgesellschaftlich aufgestellt ist und regelmäßig tagt. Ja was haben die denn bis jetzt gemacht?
MfG
@klabautermann | 27. April 2017 – 11:29
Nichts Verniedlichung, es ist eine Beleidigung punkt aus.
Und da weder Sie noch Ich Zugang zu den Vernehmungs- und Disziplinarakten haben könne auch weder Sie noch ich beurteilen ob die 1.500€ angemessen, zu viel oder zu gering sind.
„bis hin zum Thema Ansehensschädigung der BW in der Öffentlichkeit ?“
Man kann dem HFw vieles vorwerfen, aber dieser Vorwurf kann nur von juristischen Anfängern getätigt werden. Wenn eine Äußerung nur im Kameradenkreis und nicht in der Öffentlichkeit getätigt wird, kann Sie ans Ansehen der Bw in der Öffentlichkeit auch nicht beschädigen. Erst derjenige der diesen Vorfall in die Öffentlichkeit trägt führt dazu bei, dass es zu dem Thema dann überhaupt eine öffentliche Meinung gibt. (Die Lehrmeinung meines Rechtslehrers an der OSH war, dass es überhaupt sehr umstritten ist, ob die Öffentliche Meinung durch das Verhalten eines Soldaten unterhalb eines Oberstleutnants geschädigt werden kann.)
@Wa-Ge
Ach, diese armen, armen Ausbilder des Heeres. Die sind wohl in ihrer Ausbildung zu wenig abgehärtet worden, um sich gegenüber diesem AzuBi-Mob mit korrekten Mitteln zur Wehr sezen zu können…..und dann wissen die sich nicht zu helfen ? Na, dann sollte man solche „Schwächlinge“ doch einfach ganz fürsorglich aus der Ausbilderpflicht nehmen und möglichst auch aus dem Dienst, damit sie nicht irgendwann unter der Last ihrer Dienstgradabzeichen weinend zusammen brechen.
http://www.spiegel.de/fotostrecke/cartoon-des-tages-fotostrecke-142907-2.html
Na ja, U/OffzAnwärter sind halt Edelsteine, die muß man zurecht schneiden, schleifen und polieren und wenn sie dann immer noch nicht passgenau als Schmucktück des Hosengummi-Heeres glänzen, dann sortiert man die eben aus – gelle ?
@Wa-Ge
Wie gesagt, 1500 € sind wieviel Tagessatze vs fristlose Kündigung.
Woran erinnert Sie genetischen Abfall auszusortieren?
Mich eindeutig an einen der schlimmsten Abgründe des Rassismus, die NS Zeit.
Nazi Newspeak.
Vergessen Sie bitte nicht, das Beleidigungen auch im Militär eine langanhaltende Tradition haben.
Bei der BW sind aber unter 18jaehrige die Minderheit, ist das Problem eher das die heute 20jaehrigen angemessen zivilisierte Verhaltensformen erwarten und einfordern, kommt mir irgendwie bekannt vor.
Ich finde es bezeichnend , das Probleme immer die Schuld der Rekruten in der Ausbildung sind.
Seltsamerweise habe ich diese Probleme in meiner Beruflichen Erfahrung nur bei einer sehr geringen Zahl gemacht, also liegt das Problem vielleicht wo anders.
There are no bad recruits only bad Instructors.
@Pete:
Kontrollinstrumente sind nur dann gut, wenn sie konsequent genutzt werden. Bei der Bundeswehr gibt es einen eklatanten Bruch zwischen Anspruch und Wirklichkeit. Der Wehrbeauftragte ist effektiv ein toter Briefkasten des BMVg was Eingaben angeht, spricht er befasst sich regelmäßig nur mit Stellungnahmen, die das BMVg für ihn verfasst, ohne die Güte/den Wahrheitsgehalt dieser sinnvoll prüfen zu können.
Wenn der Wehrbeauftragte vor Ort ist, dann sieht die Welt anders aus, aber in den meisten Fällen ist das nunmal nicht der Fall.
Selbst wenn eine Stellungnahme bewiesenermaßen falsch ist, dann passiert regelmäßig nichts.
Wenn das BMVg einen Vorfall beerdigen will, dann kneift der WB auch schonmal, auch wenn es da potentiell um die Vertuschung von Straftaten geht.
Beirat/Zentrum ‚Innere Führung‘ – produzieren Dokumente, die in der Truppe einen fraglichen Mehrwert haben.
Das Institut? Hat ohnehin außer einer gelegentloichen Betrachtung von Teilaspekten keinen wirklichen Beitrag zu leisten.
Die Universitäten haben einen Zweck: Universitäre Ausbildung. Was innere Führung oder militärische Aspekte wie ‚Menschenführung‘ angeht, könnten die zwei Univeritäten von der Truppenwelt kaum weiter entfernt sein.
Sozialdienst und Militärpfarrer sind je nach Standort ein rares Gut und werden recht selten eingeschaltet. Psychologen und Psychiater wiederum produzieren, wenn überhaupt, dokumente, die Disziplinarvorgesetzte regelmäßig nicht zu sehen bekommen.
Die Bundeswehr kann sich nicht selber helfen, weil sie keine Fehlerkultur hat. Man redet viel darüber – aber das war es auch schon…
Irgendwie wird hier abgesehen von wenigen wieder viel spekuliert. Bin gespannt, was da an näherer Info für die Truppe noch kommt. Leider erhält man ja nur vereinzelt Bruchstücke aus den Medien. Diesbezüglich teile ich übrigens die Auffassung des DBwV: weder verharmlosen noch übertreiben – einfach mal den Ball flach halten ;-)
http://bit.ly/2oONULv
@Wa-Ge
Na ja, da hat der Rechtslehrer ja vielleicht sogar recht…..und das ist ja das „Prickelnde“ an diesem Fall. Die Beleidigung an sich ist natürlich nicht geeignet das Ansehen der BW etc.
Die Unterlassung ener rechtlich vollumfänglichen Behandlung dieses Dienstvergehens gem. Soldatengesetz ist allerdings – wie man ja nun sieht – in der Tat geeignet das Ansehen usw. pp.
Merke:auch Unterlassungstäter sind Täter. Und bei mir sind Versuche, Täter zu Opfern zu machen völlig fehl am Platze.
@klabautermann | 27. April 2017 – 12:24
„Die Unterlassung ener rechtlich vollumfänglichen Behandlung dieses Dienstvergehens gem. Soldatengesetz ist allerdings – wie man ja nun sieht – in der Tat geeignet das Ansehen usw. pp.“
Das ist eine Behauptung Ihrerseits, wenn dies stimmen sollte, müsste dann der General Spindler in letzter Konsequenz auch disziplinar gewürdigt worden sein. Davon ist aber nichts bekannt.
Die Vermutung liegt näher, dass die komplette Kette der Disziplinargewalt (wo spätestens ab Leipzig auch ein Volljurist involviert war) formaljuristisch sauber gearbeitet hat. Somit wurde vollumfänglich ermittelt.
Was aber moniert wird, ist dass wohl ein zu „mildes“ Maß angelegt wurde.
„Merke:auch Unterlassungstäter sind Täter. Und bei mir sind Versuche, Täter zu Opfern zu machen völlig fehl am Platze.“
Wo nehmen Sie her, dass da unterlassen wurde? Wie gesagt ich lese nur, dass ermittelt wurde, aber bloß nicht gemäß den Vorgaben von oben!
@ThoDan | 27. April 2017 – 12:11
„Woran erinnert Sie genetischen Abfall auszusortieren?
Mich eindeutig an einen der schlimmsten Abgründe des Rassismus, die NS Zeit.
Nazi Newspeak.“
Sie sollten in die Aussage nichts falsches hineininterprätieren, wenn die Aussage eine rassistischen Hintergrund hätte, da würde dies auch deutlich durch die Presse gehen. Da dies nicht der Fall ist, kann man wohl davon ausgehen, dass sich da auf die körperliche Leistungsfähigkeit des Soldaten bezogen wurde und nicht explizit auf seine Abstammung, oder jegliche Orientierung.
„There are no bad recruits only bad Instructors.“
Da beisst sich die Katze in den Schwanz, da keine Ausbilder vom Himmel fallen, sondern immer als Rekruten beginnen, muss man Schlussfolgern, das schlechte Ausbilder, schlecht in der Ausbildung aufgepasst haben und daher in letzter Konsequenz schlechte Rekruten waren.
oder das Opfer/den Missstände Meldenden zum Täter und Netzbeschmutzer
Das auch. Vorzugsweise werden dann auch gerne mal Zeugen bedroht oder unter Druck gesetzt.
Auch sehr schön: Vorschlag eines Rechtsberaters an den Disziplinarvorgesetzten, doch Unterlagen zu fälschen…
@Wa-Ge
Stimmt, das war nicht unbedingt rassistisch, es gab aber auch andere Varianten zu der Sache in der NS Zeit. Rassenhygiene, Euthanasie an Behinderten.
Nur wer hat den schlechten Rekruten ausgebildet, als Ausbilder ausgewählt – dafür ausgebildet und den Ausbildung sinhalt festgelegt, geprüft usw.und ihm dann auf Rekruten anvertraut?
Ei oder Henne, was war zuerst da?
Warum habe ich dieses Problem nicht ?
Es erinnert mich langsam schon an einen Fall von Stockholm-Syndrom…
Wenn ich mir hier einige Rechtfertigungen für das Verhalten der IBuK als „angemessen“ oder „normal“ betrachte, dann scheinen hier einige vergessen zu haben, dass nicht nur die „Opfer“ der beiden HptFw schutzbefohlene Soldaten mit Würde und Ehre sind, sondern auch Offiziere mit A16+ (und daher auch ein GM).
Es scheint auch verdrängt zu werden, dass Innere Führung nicht nur menschenwürdige Behandlung bedeutet, sondern auch Auftragstaktik und Unabhängigkeit der Diszplinarvorgesetzten.