14 Prozent der Bundeswehr-Drohnen abgestürzt

Die Bundeswehr hat nach eigenen Angaben bislang 14 Prozent ihrer Drohnen durch Flugunfälle verloren. Von 871 in allen Teilstreitkräften betriebenen unbemannten Flugsystemen seien 124 auf diese Weise verloren gegangen, berichtet die Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung (FAS) vorab unter Hinweis auf die bislang unveröffentlichte Antwort zu einer Anfrage des Linkspartei-Abgeordneten Andrej Hunko. Damit habe, schreibt das Blatt, das Verteidigungsministerium seine früheren Angaben berichtigt: Im März 2011 seien lediglich zwölf Abstürze, im Februar 2012 dann 17 Abstürze berichtet worden – obwohl die Zahl schon damals deutlich über 100 gelegen habe. Gegenüber der FAS habe das Ministerium Fragen zu den unterschiedlichen Zahlen nicht beantwortet.

Den Link zu dem FAS-Vorabbericht im Netz Jede siebte Bundeswehr-Drohne ist abgestürzt gibt es aus bekannten Gründen nicht; ich bemühe mich um das Antwortpapier.

Der genaue Zeitraum, auf den sich die Zahlen beziehen, wird in dem FAS-Artikel nicht genannt.  Bei den meisten Abstürzen, berichtet die Zeitung unter Berufung auf die Ministeriumsangaben, sei die Aufklärungsdrohne LUNA (Luftgestützte unbemannte Aufklärungsausstattung; s. Foto oben) betroffen gewesen: Von den rund 150 beschafften Exemplaren seien 52 seit 2004 abgestürzt, also etwa ein Drittel – der Großteil in Afghanistan.

Der Linkspartei-Abgeordnete Hunko geht laut FAS davon aus, dass das Ministerium die Abgeordneten mit den bislang genannten niedrigeren Zahlen wissentlich belogen habe. Die Informationspolitik beim Thema Drohnen müsse deshalb auch Bestandteil des Untersuchungsausschusses zum EuroHawk werden, der am kommenden Mittwoch eingesetzt werden soll.

Nachtrag: Hohe Verlustraten bei Drohnen sind nicht ungewöhnlich, auch bei anderen Nationen nicht. Das zeigt schon ein erster Blick auf die Drone Crash Database von Drone Wars UK, die nur die aus öffentlichen Quellen erfasste Abstürze auflistet.

Die L.A.Times berichtete 2010:

Thirty-eight Predator and Reaper drones have crashed during combat missions in Afghanistan and Iraq, and nine more during training on bases in the U.S. — with each crash costing between $3.7 million and $5 million. Altogether, the Air Force says there have been 79 drone accidents costing at least $1 million each.

Die britische Mail on Sunday berichtete im Dezember 2012:

Nearly half of Britain’s top-secret military drones deployed in Afghanistan have crashed – many because of pilot error.
The alarming loss rate has raised concerns about British forces’ capability to wage a successful war against the Taliban.
The Mail on Sunday has discovered that since drones were fully deployed in Afghanistan in 2007, 12 have been lost, costing the British taxpayer more than £30 million.

Nachtrag 2: Dazu gibt es jetzt eine so genannte Sprechererklärung des Verteidigungsministeriums:

Die Vorwürfe, dass das Verteidigungsministerium den Bundestag jahrelang über das Ausmaß von Drohnen-Unfällen bei der Bundeswehr im Unklaren gelassen hätte und Abgeordnete falsch informiert hätte, sind konstruiert und falsch.
In der im Artikel zitierten Antwort auf eine parlamentarische Anfrage der Linksfraktion, die in der FAS und in der Kritik der Opposition verkürzt dargestellt wird, ist Folgendes ausgeführt:
„Von den in der Bundeswehr betriebenen UAS sind in den Jahren 2012 und 2013 acht taktische UAV des Heeres verloren gegangen. Insgesamt gingen in der Bundeswehr von 871 betriebenen UAV aller Teilstreitkräfte 124 durch Flugunfälle verloren. Dies schließt auch alle Fälle mit ein, in denen UAV bei der systemkonformen Landung so beschädigt wurden, dass eine Reparatur nicht mehr wirtschaftlich war.“
In den genannten Zahlen waren nicht nur – wie bei Antworten auf vergangene Anfragen – Abstürze im engeren Sinne, sondern auch sog. „systemkonforme Landungen“ enthalten, die aus Sicherheitsgründen ausgelöst werden, sobald eine Störung, wie zum Beispiel ein Bedienfehler oder Funkübertragungsfehler, auftritt. In solchen Fällen löst automatisch ein Fallschirm aus und das Fluggerät kommt kontrolliert zur Landung.
Die überwiegende Anzahl der in der parlamentarischen Antwort genannten Fälle bezieht sich im Übrigen auf kleine Systeme, wie zum Beispiel die LUNA.
Den Vorwurf, dass das Verteidigungsministerium den Bundestag im Unklaren gelassen bzw. Abgeordnete falsch informiert hätte, weise ich deutlich zurück.

Tja. Leider fehlt auch hier die Angabe, von welchem Zeitraum die Rede ist. Aber grundsätzlich steht da ja die Bestätigung, dass 124 von 871 Drohnen durch Flugunfälle verloren gingen. Auch wenn da offen bleibt, bei wie vielen systemkonformen Landungen dann ein wirtschaftlicher Totalschaden eingetreten ist.

Nachtrag: zu dem Thema der stellvertretende Sprecher des Verteidigungsministeriums, Kpt.z.S. Christian Dienst, und Regierungssprecher Steffen Seibert am 24. Juni vor der Bundespressekonferenz:

FRAGE  (zu bei Flugunfällen verlorenen Drohnen der Bundeswehr): Herr Dienst, hat man sich in Ihrem Hause einmal Gedanken darüber gemacht, ob es Zufall ist, dass sich in den letzten Wochen die Einschläge hinsichtlich Ihres Ministers in den Medien im Hinblick auf Reaktionen und Vorwürfe, worauf dann mit diversen Sprechererklärungen reagiert wurde, gehäuft haben? Ist das Zufall, oder vermutet man in Ihrem Hause dahinter eine Absicht, sprich eine gewisse Art von Kampagne?

DIENST: Wollen Sie als alter Ritter einen alten Recken aufs Glatteis führen? Journalisten fahren mit dir im Fahrstuhl hoch, und sie fahren mit dir auch im Fahrstuhl wieder herunter. Ich glaube, das ist ein Bild aus Ihren Reihen.

ZUSATZFRAGE: Können Sie mir das übersetzen? Ich habe nicht gedient.

DIENST: Es gehört zum politischen Geschäft dazu, dass die Situation so ist, wie sie ist.

ZUSATZFRAGE: Nehmen der Minister und auch sein Pressesprecher den Medien das, was sie tun, gar nicht übel, wie es andere tun? Andere grollen dann oder sind dann patzig.

DIENST: Ich meine, manches aus unserem Haus mag zurzeit nicht ganz so professionell herüberkommen. Aber in dieser Frage sind wir wirkliche Profis. Wir lassen jeden seine Arbeit machen, und zwar so gut, wie er meint, es tun zu können und können zu müssen, und wir tun unsere Arbeit so gut, wie wir meinen, es tun zu können und können zu müssen.

FRAGE: Herr Dienst, Piloten bezeichnen Landungen gerne als kontrollierte Abstürze. Ist der Begriff einer systemkonformen Landung eine kreative Weiterentwicklung dieses Begriffs?

DIENST: Nun haben Sie in aller Bescheidenheit den Vorteil, dass Sie an dieser Stelle mit einem Piloten sprechen. Insofern weiß ich relativ gut, wie in dieser Frage zu differenzieren ist. Ein Absturz ist natürlich immer ein Absturz. Wenn mit einem Absturz ein Totalverlust einhergeht, dann ist es ein Totalverlust. Das ist das, was landläufig darunter zu verstehen ist, wenn man mit Lufthansa, easyJet oder Luftfahrzeugen sonstiger Gesellschaften unterwegs ist.

Dann kommen wir in den Bereich der technischen Geräte, zu denen nun einmal Drohnen in allen Größenordnungen gehören. Dabei ist es durchaus so, dass sie Abstürze im erstgenannten Sinne erfahren können. Außerdem können sie Systemfehler erfahren, bei denen der Systemfehler dann mit einer sogenannten kontrollierten Landung erst einmal behoben wird. Wenn zum Beispiel das System LUNA nicht mehr funktioniert, dann ist es so, dass es sich, wenn es einen Abbruch der Funkverbindung „verspürt“, auf den Rücken dreht, den Fallschirm auslöst und dann eben am Fallschirm kontrolliert zu Boden geht. Dann lauten die Fragen: Kann man das Gerät überhaupt noch dort bergen, wo es zu Boden gegangen ist? Wenn man es geborgen hat, lohnt es sich dann, das Gerät zu reparieren, oder schreibt man es im Zweifelsfall ab?

Ich kann Ihnen ein anderes Beispiel aus dem Bereich der Meteorologie geben: Es steigen jeden Tag Dutzende von Wetterballons mit entsprechenden Sonden darunter über Deutschland auf. Jetzt könnten Sie sagen: Diese Wetterballons können natürlich auch wieder kontrolliert zur Landung gebracht werden. Das werden sie aber nicht, weil es einfach wirtschaftlicher und technisch einfacher ist, diese Wetterballons aufsteigen zu lassen, und irgendwo oben zerplatzen sie, nachdem sie diese Messstrecke von zigtausend Metern durchlaufen haben. Die Sonde fällt dann am Fallschirm herab. Wenn Sie diese Sonde dann irgendwo im Wald finden daran hängt ein kleiner Zettel mit den Worten „Schicken Sie das bitte an diese und jene Adresse zurück“ , dann wird das Gerät eben geborgen, und ansonsten geht es eben verloren.

Damit will ich einfach nur beschreiben, dass es in diesem Bereich eben verschiedene Verfahren in Bezug darauf gibt, wie man den Flug systemkonform durchführen oder wie man ihn im Zweifelsfall systemkonform abbrechen kann.

ZUSATZFRAGE: Ich wusste ja, dass Sie Pilot sind, und deswegen finde ich es schön, dass wir hier Ihre Fachkompetenz erleben. Jetzt bin ich, wenn ich das sagen darf, Germanist. Darf ich vor dem Hintergrund dieses Kompetenzaustausches dann etwas fragen? Bedeutet der Begriff „Landung“ im Zusammenhang mit dem Begriff „systemkonform“, dass das Teil in irgendeiner Weise Land erreicht, was, den Gesetzen der Schwerkraft folgend, dann eben auch passiert? Ist es richtig, dass in diesem Fall der systemkonformen Landung die Auswirkungen im Sinne eines Totalschadens mit denen eines Absturzes vergleichbar wären oder gleichzusetzen wären?

DIENST: Wie ich Ihnen eben sagte, bedeutet ein Absturz in der Regel eigentlich immer einen Totalverlust. Bei einer systemkonformen Landung wie gesagt: bei einem Flugabbruch aufgrund einer Systemstörung kann man Glück haben man findet das Gerät wieder, es ist auch noch in dem Zustand, in dem es sein sollte, man kann es reparieren und hat es dann , oder man findet es im Zweifelsfall irgendwo im Meer dann versinkt es einfach, und das war es; man findet es also gar nicht mehr , oder man findet es so demoliert, dass es sich nicht lohnt, das Gerät zu reparieren, sondern man kauft sich einfach ein neues.

Im Übrigen muss ich noch darauf hinweisen, dass das System LUNA, wenn es denn zur Landung kommt das gilt neben LUNA auch für andere Systeme , auch nicht auf einer Landebahn landet, sondern landet, indem es über ein bestimmtes Gebiet gesteuert wird, wo die Bergemannschaft steht. Dann wird die Landung einfach ausgelöst. Das heißt, der Fallschirm wird ausgelöst, und das Gerät geht auf diesem definierten Gebiet nieder. Es wird dann geborgen und für den nächsten Einsatz klargemacht. Das Verfahren mit diesem Fallschirm ist ein völlig normales Landeverfahren. Mit easyJet oder Lufthansa landen Sie in der Regel nicht mit einem Fallschirm.

FRAGE: Herr Dienst, hat Ihr Haus inzwischen eine Zwischenbilanz im Hinblick auf die Drohnen und die abgängigen Drohnen gezogen? Würden Sie im Nachhinein sagen, dass Ihr Haus die parlamentarische Öffentlichkeit im Hinblick auf diese Anfragen zu 100 Prozent korrekt unterrichtet hat, oder hätte man im Nachhinein mit dem Wissen von heute und der Sensibilität der öffentlichen Reaktionen vielleicht auf das eine oder andere zusätzliche Problem aufmerksam machen können?

DIENST: Um diesen Vorgang noch einmal aufzunehmen: Zuerst einmal weise ich auf die Worte von Herrn Paris in der entsprechenden Sprechererklärung hin, in der, wie Sie es teilweise auch aufgenommen haben, scharf daran herangegangen wird. Wir sagen, dass diese Vorwürfe der Opposition schlichtweg konstruiert und falsch sind.

Es geht hierbei jetzt um vier Parlamentarische Anfragen eine aus dem Jahr 2011, eine aus dem Jahr 2012 und zwei aus diesem Frühjahr , die sich alle irgendwie mit der Thematik der Drohnen befassen. Der Teufel liegt einfach im Detail. Sie müssen sich immer sehr genau die Fragestellung anschauen und dann sehen, welche Antwort auf die Frage gegeben worden ist. Sie können nicht die Frage, die heute gestellt worden ist, einfach einmal so pauschalisieren, sie mit der Fragestellung aus 2011 vergleichen, die eine ganz andere gewesen ist, und dann die Zahlen miteinander vergleichen.

ZUSATZFRAGE: Aber deswegen habe ich ja gefragt, ob es im Lichte der heutigen Diskussion besser gewesen wäre, wenn bestimmte Antworten auf die vier zurückliegenden Anfragen vielleicht etwas erweiterter ausgefallen wären.

DIENST: In der Regel sind unsere Bearbeiter gehalten, Parlamentarische Anfragen im Sinne der Frage sauber und genau zu beantworten, nicht mehr und nicht weniger. Wir sind nicht gehalten, zu antizipieren, was der eine oder der andere daraus herauslesen könnte.

Wenn ich heute lese, dass es bestimmte Repräsentanten der Opposition gibt, die sagen, das sei alles genau so von Minister de Maizière hingebogen worden, damit die Drohnendebatte im Hintergrund weiterlaufen kann und nicht gestört wird, kann ich Ihnen einfach sagen: Das ist völlig lächerlich. Erstens ist die Drohnendebatte nämlich von Minister de Maizière höchstpersönlich angestoßen worden, und zwar ziemlich genau vor einem Jahr. Die Antwort aus dem Jahr 2011 ich habe sie hier stammt vom 22. März 2011, und der Dienstbeginn von Minister de Maizière im Ministerium war Anfang März 2011. Insofern überlasse ich es Ihnen, das jetzt alles in Bezug darauf übereinander zu schieben, wie viel davon konstruiert ist und wie viel davon wahr ist.

Um jetzt aber letztendlich alle zufriedenzustellen, sind wir im Haus zurzeit dabei, eine große Tabelle darüber aufzustellen, welche Drohnenarten es gibt und welche Arten von Absturz und Verlust kontrolliert oder unkontrolliert es gibt. Diese Matrix wird Ihnen dann, sobald sie fertig ist, über den Verteiler der Bundespressekonferenz zur Verfügung gestellt werden, und dann können Sie sich damit alle Ihre Fragen selbst beantworten, die sich Ihnen gestellt haben oder noch nicht einmal gestellt haben.

ZUSATZFRAGE: Darf ich das als eine gewisse Nachbesserung der Information des Ministeriums oder als eine freiwillige Dienstleistung, die eigentlich gar nicht nötig gewesen wäre, bezeichnen?

DIENST: Sie ist anscheinend nötig, sonst würden Sie ja nicht so intensiv fragen. Sie ist einfach eine Maßnahme ausgewiesener Transparenz, um diesen Komplex, der anscheinend mit einfachen Worten und auch mit meinen Worten nicht ganz zu erhellen ist, dann entsprechend darzulegen. Das ist einfach eine Transparenzinitiative aus gegebenem Anlass und eben nicht, um etwas nachzubessern. Warum sollten wir die Antworten auf die Fragen aus dem Jahr 2011 auch nachbessern? Dazu haben wir überhaupt keinen Anlass.

FRAGE: Zu der Aufstellung, wenn es sie gibt: Gibt es die schon? Stellen Sie uns die dann zeitnah zur Verfügung?

Zweite Frage: Über was für einen Gesamtzeitraum reden wir jetzt? Aus Ihrer Sprechererklärung geht ja hervor, dass es zum Teil, wenn es um die größeren Geräte geht, um die letzten zwei oder drei Jahre geht, wenn ich das richtig sehe. Wenn es jetzt um all die „LUNA“-Drohnen und all die anderen kleineren Aufklärungsgeräte geht, wie weit geht das dann zurück? Kann man das schon sagen?

Noch einmal zu dem Vorwurf, über den Verlust dieser Systeme sei nicht akkurat berichtet worden: Wenn ich Sie richtig verstehe, dann ist der Verlust der Systeme ja in gewisser Weise auch systemkonform. Das heißt, beim Betrieb dieses Systems ist der Verlust einer gewissen Zahl dieser Geräte sozusagen schon einkalkuliert. Oder kann man das so nicht sagen?

DIENST: Genau so würde ich es sagen. Das ist genau das Beispiel, das ich Ihnen mit dem Wetterballon und der entsprechenden Sonde geben wollte. Es gibt Systeme, die vor allem aus Kostengründen und weil die technische Entwicklung heute noch gar nicht so weit ist letztendlich einfach auf Verlust setzen. Letztendlich setzt jede Rakete auf Verlust, weil es einfach zu teuer ist, sie wieder zurückzuführen. Dann betreibt man einen ungleich höheren Aufwand, und über den Effekt, den man dadurch gewinnt, kann man sich dann Gedanken machen.

Es ist in der Tat so, wie Sie danach fragten. Diese Matrix, hatte ich eben gesagt, werden wir Ihnen allen über den Verteiler der Bundespressekonferenz zur Verfügung stellen, wenn sie denn hoffentlich heute Abend fertiggestellt sein wird.

Zu den Zeiträumen: In all diesen vier Parlamentarischen Anfragen ist auch nach verschiedenen Zeiträumen gefragt worden. Zum Beispiel ist durch den Abgeordneten Schäfer nach dem Zeitraum hinsichtlich des Verlustes des Systems LUNA bis in das Jahr 2003 zurück gefragt worden. Andere Fragen bezogen sich nur auf die Jahre 2012 und 2013. Um welchen Zeitraum, der mit „insgesamt“ bezeichnet ist, es in den Angaben in der Kleinen Anfrage der Linken geht diese 800er-Zahl und die entsprechenden, in die Hunderte gehenden Verluste, „kontrolliert abgestürzt“ oder wie auch immer , werden wir bis heute Abend dann wirklich juristisch und wasserdicht geprüft haben. Aber mit Sicherheit betrifft das nicht die letzten 18 Monate, wie es manche Kollegen von Ihnen heute in der Überschrift tituliert haben, sondern einen wesentlich längeren Zeitraum.

ZUSATZFRAGE: Können Sie sagen, wie viele von den Dingern Sie aktuell überhaupt betreiben? Wenn man diese Zahl von 871 sieht, sind das dann 871, die jetzt im Betrieb sind, abzüglich der verlorenen, oder sind vielleicht 200 pro Jahr im Betrieb, während die anderen längst außer Dienst gestellt sind? Um was für Größenordnungen geht es im aktuellen Betrieb eigentlich?

DIENST: In Betrieb selbst sind mehrere Hundert, von der 5-Kilo-Größe bis zur Größe von mehr als 1 Tonne. Das ist auch schon mehrfach gesagt worden. Die genaue Zahl müssten Sie jetzt bitte bei den Fachsprechern in meinem Haus abfragen, weil es ja auch immer wieder um unterschiedliche Konfigurationen geht, also darum, ob es um MIKADO, LUNA, KZO, „Heron“ oder sozusagen sonst etwas geht. Das muss man dann ganz genau herausfinden.

Ich sage jetzt aber bewusst bis heute Abend: Diese Gesamtziffer, die hier aufgeführt ist, beinhaltet die Drohnen, die wir bis heute überhaupt gehabt haben. Nur daraus kann man dann auch die Verluste bis heute berechnen.

FRAGE: Herr Seibert, geht die Bundeskanzlerin noch von einer systemkonformen Landung ihres Ministers bis zur Wahl aus?

STS SEIBERT: Ich muss zugeben, dass ich Ihre Frage nicht verstehe.

ZUSATZFRAGE : Glauben Sie, dass er bis zur Bundestagswahl und vielleicht sogar darüber hinaus im Amt bleiben wird?

STS SEIBERT: Ich habe für die Bundeskanzlerin gar keinen Grund, daran zu zweifeln.

ZUSATZFRAGE: Auch für die Zeit darüber hinaus?

STS SEIBERT: Wir haben eine Bundestagswahl vor uns. Deshalb werden wir über künftige Kabinette nach einer aus Sicht dieser Regierung hoffentlich gewonnenen Bundestagswahl sprechen.

FRAGE: Noch einmal zur Systemkonformität des Verlusts dieser Systeme: Schaffen Sie diese Dinger jetzt an KZO oder LUNA und sagen „Wir haben 100, und wir müssen damit rechnen, dass wir im Einsatz jährlich so und so viele von denen verlieren“? Gab es, bevor die Dinger in Betrieb genommen wurden oder als die Dinger in Betrieb genommen wurden, eine Kalkulation über die Höhe der Verluste? Sie müssen ja sozusagen Pläne für die Nachbeschaffung usw. machen. Wenn es sozusagen systemkonform ist, dass man im Betrieb immer die Hälfte von den Dingern irgendwie abschreiben muss, dann muss man sich also sozusagen auch darauf einstellen, im nächsten Jahr die Hälfte von denen nachzubeschaffen oder so etwas. Gibt es irgend so eine Kalkulation vorher und bei Inbetriebnahme dieser Systeme, sodass man im Nachhinein sagen kann „Ja, die Verlustrate hat unsere Erwartungen erfüllt“ oder „Nein, die Verlustrate ist viel größer oder viel kleiner, als wir gedacht haben“?

DIENST: Es ist so: Bei den Systemen, die eben diesen kontrollierten Systemabbruch vorsehen, kalkuliert man natürlich auch eine bestimmte Verlustrate mit ein und bestellt gleich entsprechend mehr. Dann gibt es Systeme, die, sagen wir einfach einmal, günstiger sind von denen kalkuliert man naturgemäß im Zweifelsfall vielleicht ein bisschen mehr ein , und dann gibt es Systeme, die eben sehr teuer sind und hinsichtlich derer man sich nachher letztendlich auch scheut, schon im Vorwegabzug mit hohen Verlustraten daran heranzugehen. Das System KZO ist beispielsweise in den Einsatz eingeführt worden, und man hat überhaupt keine Erfahrungswerte in Bezug darauf gehabt, wie hoch die Verluste sind. Man muss dann im Zweifelsfalle nachjustieren. Bei dem System „Heron“, welches ja das teuerste und größte System ist, das wir betreiben, haben wir dann auch zwei Verluste gehabt einen im Flug und einen am Boden , und wir haben dann von der Firma, obwohl das so vorher nicht bestellt worden war, ein Gerät ich sage: zum Glück – nachgeliefert bekommen können, sodass wir die Einsatzkonfiguration in Afghanistan dann auch weiterhin planmäßig durchführen konnten.

Wenn die angekündigte Liste kommt, erfahren die Leser von Augen geradeaus! das natürlich.

(Foto: LUNA in Afghanistan – ISAFmedia via Flickr unter CC-BY-Lizenz)