Mali? Unübersichtlich.


Ein Leutnant der malischen Streitkräfte und ein französischer Soldat in der Region Markala (Foto: Französische Armee/EMA/ECPAD)

Die Lage in Mali bleibt unübersichtlich – und gegen die militärischen Operationen der Franzosen und der malischen Armee war der Einmarsch der Amerikaner im Irak eine öffentliche Veranstaltung. Ganz offensichtlich werden (die meisten) Journalisten von malischen und/oder französischen Soldaten von der Frontlinie ferngehalten. Eine öffentliche Wahrnehmung dessen, was am Boden passiert, kann nicht stattfinden (mir ist bewusst, dass manche meiner Leser das für gerechtfertigt halten; ich halte das bei einem militärischen Einsatz einer Demokratie für ein Problem).

Die Organisation Reporter ohne Grenzen hat auch bereits dagegen protestiert, dass Journalisten mehr als 100 Kilometer von der Kampfzone entfernt gestoppt werden. Übrigens nicht nur Reporter – auch der Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen wird der Zugang zu der zeitweise umkämpften Stadt Konna verweigert.

Vor diesem Hintergrund ist es kaum möglich einzuschätzen, was in Mali derzeit tatsächlich passiert. Zwar gibt es offensichtlich, wie einem Bericht der Nachrichtenagentur Associated Press zu entnehmen ist, auch embedded Journalists bei den französischen Truppen: David Bache, a freelance journalist embedded with the French marines, said that around 100 soldiers had taken positions at the bridge, setting up a camp, where they have parked 18 armoured vehicles, mounted with artillery including 90mm cannons. Die Nachrichten werden dennoch dominiert von den offiziellen Mitteilungen der französischen Streitkräfte und den spärlichen Informationen, die Journalisten von Telefonkontakten in den umkämpften oder von den islamistischen Rebellen gehaltenen Regionen erhalten. Tatsächlich berichten lässt sich derzeit offensichtlich nur aus der Hauptstadt Bamako, wo Korrespondenten immerhin das Eintreffen zusätzlicher Truppen aus Frankreich oder anderen afrikanischen Staaten beobachten können.

Unterm Strich: eine saubere Einschätzung der Lage in dem westafrikanischen Land ist derzeit kaum möglich. Und alle Meldungen über Kämpfe, über die Operation Serval insgesamt sind vorerst mit Vorsicht zu betrachten. Seit meinem ersten Eindruck am vergangenen Montag hat sich da kaum etwas geändert.

Die Luftwaffe hat unterdessen übrigens ihren Mali-Einsatz begonnen – und die Transall, die für den Transport afrikanischer Truppen nach Bamako zur Verfügung stehen sollen, bringen bei der Anreise natürlich auch etwas für die Franzosen mit: Bei Paris sollen sie, teilte die Luftwaffe mit, Sanitätsmaterial für die französischen Truppen laden. Nicht dass jemand auf die Idee käme, damit käme Deutschland einer Bitte Frankreichs um Unterstützung nach. Vorsorglich steht die Erklärung dabei:

Um den verfügbaren Transportraum zu nutzen, wird auf den Verlegeflügen nach Afrika auf Anfrage des European Air Transport Command (EATC) Sanitätsmaterial der französischen Streitkräfte transportiert. Wie alle Lufttransporteinsätze aus Deutschland heraus wird auch dieser Flug durch das EATC im niederländischen Eindhoven koordiniert. Das am 1. September 2010 aufgestellte EATC ist eine multinationale Kommandobehörde der belgischen französischen, niederländischen, und deutschen Luftstreitkräfte. Seine Hauptaufgabe ist die Führung der Transport- und Tankflugzeuge der beteiligten Nationen. Das EATC basiert auf einer deutsch-französischen Initiative und ist ein erfolgreiches Beispiel für „pooling and sharing“ innerhalb der Europäischen Union. Es erlaubt nationale Fähigkeitslücken zu kompensieren und Kapazitätsengpässe aufzufangen. Deutschland hat alle Transportflugzeuge dem EATC unterstellt.

Nun gut. Hauptsache, soll das wohl heißen, es kann uns keiner Unterstützung der Franzosen unterstellen.

Ich hätte noch eine Bitte: An diesem Wochenende bin ich viel unterwegs, und, da die Deutsche Bahn immer noch keinen regulären Internetzugang anbietet (schon gar nicht auf den Strecken ab Berlin), nur sehr punktuell online. Für Hinweise auf wichtige Entwicklungen in den Kommentaren bin ich dankbar.