Kategorie: Afghanistan

„Die zivilen Einrichtungen gehen wenig koordiniert vor“ (update: Transkript des Interviews)

In der NATO haben wenige so lange und so intensiv den ISAF-Einsatz am Hindukusch begleitet wie Egon Ramms. Der deutsche Heeresgeneral ist Kommandeur des NATO Joint Forces Command in Brunssum und damit der Chef von ISAF-Kommandeur David Petraeus – was in Deutschland wie in Afghanistan und auch bei den U.S.-Truppen meist nicht so recht bekannt ist. Fünf ISAF-Kommandeure, sagt Ramms, der Ende September in den Ruhestand geht, habe er in seiner Dienstzeit in Brunssum erlebt. Der General hat sich vergangene

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RC N Watch: Tote Wahlkämpfer nach Luftschlag?, Polio bei Kundus

Die aktuellen Nachrichten aus dem (deutsch kommandierten) ISAF-Regionalkommando Nord in Afghanistan klingen nicht gut: – Mehrere Wahlkämpfer für die bevorstehenden Parlamentswahlen sollen bei einem Helikopter-Luftangriff der ISAF ums Leben gekommen sein – einige Meldungen sprechen von sechs, andere von zehn Toten bei Rustak in der Provinz Takhar. – Vier Angehörige einer regierungsnahen Miliz kamen in der Provinz Kundus bei einem IED-Anschlag ums Leben. – Im Problemdistrikt Imam Sahib in der Provinz Kundus wurde erstmals nach über zehn Jahren ein Fall

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Die fliegenden Kameras haben ausgedient

Seit 2007 sind deutsche Kampfjets in Afghanistan im Einsatz. Obwohl der Begriff Kampfjet in diesem Fall nur halb zutrifft: Die sechs deutschen Aufklärungstornados, die in Masar-i-Scharif stationiert sind, dürfen nach dem Willen der deutschen Politik zwar über ganz Afghanistan eingesetzt werden – aber ausschließlich für die Aufklärung. Im Klartext: als fliegende Kameras sind die Maschinen genehmigt, von ihrer Bordkanone dürfen sie aber höchstens zur Selbstverteidigung Gebrauch machen (wobei es recht klar sein dürfte, dass so ein Jet über dem Hindukusch

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Taliban-Propaganda zum Nachlesen

Improvisierte, selbstgebaute Sprengfallen, im militärischen Jargon Improvised Explosive Devices (IED) genannt, sind die größte Gefahr für die internationalen Truppen am Hindukusch – und mittlerweile auch die größte Gefahr für afghanische Zivilisten. Im Blog Views from the Occident hat ein Islamwissenschaftler ein Interview mit einem Taliban-Anführer zum Einsatz von IED übersetzt. The Role of IED’s in the Current Conflict sollte man gelesen haben. Über die Authentizität dieses Interviews müssen andere urteilen – auf jeden Fall ist es ein Stück feinster Taliban-Propaganda.

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Die Vergessenen von Faisabad

Es ist schade, dass Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg bei seinem Afghanistan-Blitzbesuch am vergangenen Wochenende zuletzt in das Provincial Reconstruction Team (PRT) Faisabad reiste. Da waren meine Kollegen damit beschäftigt, seine vorangegangenen Besuche in Kundus und vor allem im Kampfgebiet, am Observation Point North, für die Montagsausgaben zu vermelden. (Das ist durchaus verständlich, mir wäre es genau so gegangen.) Bei den 90 Minuten Aufenthalt des Ministers in Faisabad ging damit auch unter, was in diesem PRT los ist. Nämlich eigentlich nichts.

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Rundreise beendet…

Melde mich zurück aus Afghanistan – von einer Reise, die mich nicht in die Kampfgebiete führte (im Unterschied zum Verteidigungsminister heute), dafür aber in fast alle ISAF-Regionalkommandos (nur RC Southwest musste wg. Sandsturm in Camp Bastion ausfallen…). Die Eindrücke und Erkenntnisse muss ich erst mal aufarbeiten, und vieles wird in Geschichten der nächsten Zeit einfließen. Auch das, was einem durch den Kopf geht, wenn man innerhalb einer Woche zwei Mal vor den Särgen Gefallener steht – erst vor denen der

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Kundus-Luftangriff: Kein Disziplinarverfahren, keine Gegenüberstellung

Fast ein Jahr nach dem Luftangriff bei Kundus sind heute zwei wichtige Entscheidungen zur Aufarbeitung des tödlichen Luftschlags bekannt geworden: Dem damaligen deutschen Kommandeur des PRT Kundus, Oberst Georg Klein, wird kein Dienstvergehen vorgeworfen. Und der Bundesgerichtshof hat den Antrag der Oppositionsfraktionen im Bundestag abgelehnt, im so genannten Kundus-Untersuchungsausschuss eine Gegenüberstellung des Verteidigungsministers Karl-Theodor zu Guttenberg und der von ihm entlassenen Spitzenleute Wolfgang Schneiderhan, damals Generalinspekteur, und Peter Wichert, damals Staatssekretär, anzuordnen. (Oberst Georg Klein in Kundus – Foto Andrea

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