Die fliegenden Kameras haben ausgedient
Seit 2007 sind deutsche Kampfjets in Afghanistan im Einsatz. Obwohl der Begriff Kampfjet in diesem Fall nur halb zutrifft: Die sechs deutschen Aufklärungstornados, die in Masar-i-Scharif stationiert sind, dürfen nach dem Willen der deutschen Politik zwar über ganz Afghanistan eingesetzt werden – aber ausschließlich für die Aufklärung. Im Klartext: als fliegende Kameras sind die Maschinen genehmigt, von ihrer Bordkanone dürfen sie aber höchstens zur Selbstverteidigung Gebrauch machen (wobei es recht klar sein dürfte, dass so ein Jet über dem Hindukusch kaum in die Situation kommen dürfte, sich gegen ein Jagdflugzeug verteidigen zu müssen.)
FILE PHOTO: MAZAR-E-SHARIF, Afghanistan–A German PA-200 Tornado gets ready to take off while another one soars in the sky at Mazar-e-Sharif. Photo: ISAFmedia via flickr
Diese Einschränkung scheint inzwischen auch ISAF nicht mehr so recht zu sein. In einem Brief an den deutschen Generalinspekteur ließ ISAF-Kommandeur David Petraeus wissen, dass die fliegenden Kameras nicht mehr gebraucht würden. Die Deutsche Luftwaffe könne sie doch abziehen.
Nun ist es ja nicht so, dass die internationale Schutztruppe mal eben so auf Kampfjets über Afghanistan verzichten möchte. Aber die deutschen Tornados, auf den Foto-Auftrag beschränkt, nutzen den internationalen Truppen nicht mehr so viel wie noch vor ein paar Jahren – allein die Zahl der unbemannten Drohnen, die Echtzeit-Bilder vom Hindukusch liefern, hat drastisch zugenommen (allein die Bundeswehr hat inzwischen fünf Drohnen-Typen im Einsatz: Heron, Kleinfluggerät Zielortung (KZO), Luna, Aladin und Mikado, wenn auch die letztgenannten was für den taktischen Führer vor Ort sind). Dabei sind die Tornado-Piloten fleißig, schon im September 2007 konnten sie ihren 500. Einsatzflug melden.
Doch schießen dürfen sie eben nicht. Und zugleich klagen Verbündete darüber, dass es im (deutsch kommandierten) Nordbereich Afghanistans, wie auch im Westen, keine eigene Jagdbomber-Kapazität gibt, die für die Unterstützung am Boden bereitsteht. Close Air Support, die so genannte Luftnahunterstützung, wird vor allem von U.S.-Airforce-Fliegern, aber auch Briten, Franzosen und Belgiern geflogen. Deshalb dauert es auch schon mal eine halbe Stunde, bis der von Truppen unter Beschuss angeforderte Schutz aus der Luft eintrifft. Wenn schon ein Jet, so die unausgesprochene Forderung in Petraeus‘ Brief, dann bitte auch mit der Möglichkeit zum Waffeneinsatz.
Also statt der Recce- (steht für Reconnaissance, Aufklärung)-Tornados Jagdbomber an den Hindukusch? Technisch kein so großes Problem. Zumal die Luftwaffe ja schon die Bodenunterstützung übt – wenn auch formal nur mit dem Ziel, die Forward Air Controller des Heeres zu trainieren.
Politisch allerdings ist das ein ganz heißes Eisen. Bundeswehr und Verteidigungsministerium hätten massive Probleme, den Abgeordneten im Bundestag statt der vermeintlich harmlosen Aufklärungs-Tornados die Jagdbomber als deutschen ISAF-Beitrag zu präsentieren – war doch schon 2007 der Verzicht auf den Kampfeinsatz der Jets politisch gewollt. Da könnte es schon eher darauf hinauslaufen, die doch offensichtlich nicht mehr benötigten Aufklärer abzuziehen – und das so eingesparte Personal, Piloten und Techniker, durch die für Kundus und Baghlan dringend benötigten Infanteriekräfte zu ersetzen. Weil ja immer die vom Parlament genehmigte Personalobergrenze ein Problem ist (worunter dann auch schon mal ein ausgedünntes PRT leidet).
Doch selbst das könnte nach hinten losgehen. Werden die Recce-Tornados abgezogen, werden unter Garantie Abgeordnete verlangen, dann bitteschön gleich die Personalobergrenze zu senken. Denn das, sagt ein Oppositionsabgeordneter, wäre doch ein tolles Signal: weniger Jets, weniger Leute am Hindukusch. Sozusagen schon mal der Beginn des Abzugs, der manchen nicht schnell genug gehen kann.
Solche Sätze am Antikriegstag…Wie soll das denn auf unsere Abgeordneten wirken? ;)
Die Luftwaffe dürfte derzeit selbst kaum ein Interesse am Abzug der RECCEs haben. Die RECCE-Lite Pods wurden eben erst beschafft und in Laufe der Strukturreform kann man zeigen wie wichtig die Tornados sind.
…schließlich stellt die Luftwaffe ja so tolle Fähigkeiten für ISAF bereit.
Ein Abzug hat darüber hinaus einen Verlust in der ISAF-Befehlskette zur Folge. Die Tornados bringen schließlich etliche Punkte beim FLAG-TO-POST.
pi
Werter Herr Wiegold – leicht OT – ein Lesetip.
Prof. William R. Polk, er war 1962 das erste Mal in Kabul, war kürzlich wieder in Afghanistan und hat einen ausführliche Stimmungsbericht besonders zur politischen Ebene verfasst: Impressions of Afghanistan
Interessant sind seine Anmerkungen zu den Special Forces Einsätzen (schlecht) aber auch die Anmerkung das der deutsche Botschafter beim (ex-?)Taliban Mullah Abdul Salam Zaeef vorspricht. Hmm – Verhandlungsvorbereitungen?
Na endlich wird diese Verschwendung von Steuergeldern und Kontingentplätzen auch als solche entlarvt!
Hoffentlich erscheint diese Meldung nicht nur bei Ihnen im Blog.
Wenn ich mich recht erinnere war der tatsächliche Nutzen unserer „Nassfilmer“ für ISAF schon immer sehr umstritten. Mit dem Recce-Pod light hat man nachgebessert… letztlich ohne damit die Fähigkeiten amerikanischer Drohnen zu übertreffen/erreichen.
Insgesamt war doch von Anfang an klar, dass dieser „wichtige Beitrag“ für ISAF vor allem erfolgte, um dem Druck der Alliierten zu Begegnen, auch im Süden des Landes Kräfte zu stellen.
Geboren wurde – zur Gesichtswahrung im Bündnis – der Recce Tornado als „Theatre Asset“ für ganz Afghanistan. Garantiert ohne Gefahr sich die Finger schmutzig zu machen, da mann jede Menge caveats in den Auftrag (im Bundestagsmandat wörtlich: „kein CAS“) einbaute.
Die Verlogenheit dieser deutschen Politik wiegt umso schwerer, als in den letzten Jahren die Luftnahunterstützung (CAS) immer häufiger von Deutschen Truppen in Bedrängnis angefordert werden musste.
-> Aber selber will man keine pöhsen Bomber einsetzen…
Ich zitiere mal einen meiner alten Beiträge auf Sondereinheiten.de:
„A.
Eigene Luftnahunterstützung (CAS) für Notfälle, durch kostengünstige Zweitrollen-Verwendung der Aufklärungs-Tornados wird nicht durchgeführt/eingeplant, auch wenn das aktuelle Bundestagsmandat diesbezüglich keinen ausdrücklichen „Caveat“ mehr enthält.
Der letzte Kommandeur RC North hatte dies zum Ende seiner Amtszeit öffentlich gefordert.
http://www.rp-online.de/politik/ausland … 67352.html
Dazu passt dieser Vorfall – denn wer keine eigene CAS hat, hängt von den Prioritäten der Amis ab:
23. Juli 2010
Taliban erbeuten Waffen und Munition
Von Stefan Nitschke –
Jane‘ Defence Weekly berichtete am 9. Juni 2010 über zwei Feuergefechte zwischen einer norwegischen ISAF-Einheit und Taliban-Kämpfern in der Nähe der Ortschaft Tutak in der Provinz Ghowrmach (Nordafghanistan), infolgedessen mehrere Fahrzeuge und Waffen zurückgelassen werden mussten.
Nachdem der norwegische Verbandsführer Luftunterstützung angefordert hatte und diese erst nach sechs Stunden bereitgestellt werden konnte, bestand nach Aussage von Oberstleutnant John E. Lien, Direktor Kommunikation und Öffentlichkeitsarbeit im norwegischen ISAF-Hauptquartier, die unbedingte Maßgabe, die eingesetzten Kräfte schnellstmöglich aus der Kampfszene zu evakuieren. Dafür musste in Kauf genommen werden, dass vier Fahrzeuge und bedeutende Mengen an Ausrüstungsmaterial möglicherweise in die Hände der Taliban geraten. Nach inoffiziellen Angaben der norwegischen ISAF-Schutztruppe gingen zwei Gewehre Barret M82A1 im Kaliber 12.7mm und eine leichte Panzerabwehrhandwaffe Carl Gustav 84mm, jeweils mit bedeutenden Mengen an Munition, sowie zwei leichte Maschinengewehre FN Minimi im Kaliber 5.56mm und zwei Maschinengewehre HK G3 im Kaliber 7.62mm verloren. Die Ausrüstung, die sich zum Zeitpunkt der Evakuierung der Kräfte in vier geländegängigen Fahrzeugen (All-Terrain Vehicles oder kurz ATVs) befand, konnte nicht mehr rechtzeitig zerstört werden, weil sich Zivilisten am Ort des Kampfgeschehens aufhielten.
Link: http://www.geopowers.com/ausruestung-de … r-weg.html
„
Jetzt habe ich per „copy und paste“ prompt die zitierten Links verhunzt:
http://www.rp-online.de/politik/ausland/Tornados-auch-gegen-Taliban-einsetzen_aid_867352.html
http://www.geopowers.com/ausruestung-der-norweger-weg.html
Ich bitte um Entschuldigung.
Letztlich stellt sich die Frage, ob es angesichts knapper CAS Fähigkeiten nicht zu Engpässen im Norden kommen kann/muss.
Wenn es im Süden bei den Amis heiß her geht kriegen die eben erst einmal was verfügbar ist. Die Leute im ruhigen Norden kommen eben dran wenn jemand nicht dringender gebraucht wird.
-> Die reine Flugzeit aus dem Süden dürfte da gar nicht immer das Hauptproblem sein, wofür auch die Erfahrung der Norweger sprechen dürfte…
6 (!) Stunden kein CAS ….
Drohnen können heute kostengünstiger und länger für Aufklärungsmissionen eingesetzten werden. Die durch den Abzug der Tornados und deren nicht unerhebliche Logistik und Instandhaltung freiwerdenden personelle Kapazitäten im Einsatzkontingent können dann durch andere Kräfte besser genutzt werden.
Auch wenn der Afghanistan-Einsatz ein asymmetrischer Krieg ist, erfordert er dennoch das gesamte Fähigkeitsspektrum einer modernen Armee. Nur eben mit anderer Schwerpunktsetzung.
Es ist wieder ähnlich wie bei der Panzerdiskussion. Niemand will ein komplettes Panzerbataillon im Breitkeil durch Baghlan düsen lassen.
Aber der Kontingentsführer vor Ort kann einen ins Infanteriebataillon eingegliederten Panzerzug hier und da garantiert gut gebrauchen. Und wenn da einer der „gefürchteten“ Bewässerungsgräben auftaucht, dann legt man zur Not ne Brücke drüber… Ich will nicht abschweifen.
Ja, Jagdbomber würden dem Führer vor Ort den Job mit Sicherheit einfacher machen…
Als Aufklärungsmittel ist der Tornado vermutlich nicht mehr ganz passend für das Szenario. Wenn es nach dem Bundestag geht, verlieren wir diesen Krieg.
Der Tornado-Einsatz war ohnehin von vorneherein Show und wurde sorgfältig so geplant, dass er möglichst wenig Wirkung gegen die Aufständischen erzielte. Show war allerdings auch, was man dem deutschen Wähler über die angebliche Verwendung bzw. Nichtverwendung der Aufnahmen weismachen wollte.
OT: Die Herren mit den knappen Pseudonymen: bisschen mehr Kreativität bitte! Irgendwann haben wir alle Buchstaben bis Z durch, dann fangen die ersten mit aa, ab usw. an…
(Übrigens: die angegebenen Mailadressen sehe nur ich, sonst keiner.)
@c
Es kam übrigens in Baghlan zum ersten echten Gefechtseinsatz einer Panzerschnellbrücke… Aber das hört man ja auch nur so hintenrum.
@TW
„Es kam übrigens in Baghlan zum ersten echten Gefechtseinsatz einer Panzerschnellbrücke“
Über sowas lese ich gerne auch mehr als nur einen Satz in den Kommentaren.
pi
@T.Wiegold und OT bzgl Panzerschnellbrücke:
Das ist ja interessant! Können Sie dazu mehr sagen? Sollten sogar die Deutschen eine solche Brücke vor Ort haben, oder war es eine von den Verbündeten?
@pi
Kommt noch.
@Thelamon,
ich teile Ihren Zorn über die Verlogenheit deutscher Afghanistan-Politik ausdrücklich.
Luftunterstützung für den Norden kommt i.d.R. nicht aus Südafghanistan, sondern aus Bagram, welches nördlich von Kabul liegt. Angenommen es wird gleich genehmigt und ist nicht schon Flugzeuge vor Ort, liegt die Flugzeit bei etwa 20-30 Minuten.
Fakt ist, dass heutzutage jedes Flugzeug eine ISR-Plattform ist und dass ist sehr gezielt so gewollt. Mit modernen Targeting-Pods braucht man keine dedizierte Aufklärung mehr. Und wie gesagt, gibt es heute in AFG sehr viele Drohnen. Vor allem Predator/Reaper leisten den Großteil der Luftaufklärung.
Ein Problem bei CAS durch die deutsche Luftwaffe ist das Hauptbewaffnung 2000 Pfund GBU-24 sind. Das ist für Offensiven gegen Bunker interessant, aber für CAS in den meisten Fällen überdimensioniert. Offiziell gibt es keine gelenkten 500 Pfund Bomben im Inventar, obwohl die LJDAM inzwischen (oder bald) im Zulauf sein sollte. Eine Alternative wäre eventuell, sich die Bomben kurzfristig bei anderen Nationen zu besorgen.
Okay. Name geändert (Ex „C“) :)
Die kämpfende Panzerschnellbrücke ist in der Tat interessant.
On Topic: Die deutsche Afghanistan Politik, ja die gesamte deutsche Sicherheitspolitik ist halt ein Flickenteppich. Das ist ja nicht neu. Alleine die Gliederung der Bundeswehr ist so ein Mysterium. Man versteckt sich gerne hinter einem „das kann ich nicht“ oder eben der Geschichte. Dumm nur, dass die Welt nicht stehengeblieben ist.
In anderen Ländern beäugt man diese Vorgänge nur verwundert.
Umso mehr Respekt habe ich vor unseren Soldaten/-innen, die ja nicht nur im Einsatz zurückstecken, sondern permanent gegängelt werden.
@Thelamon
Die Embraer EMB 314 Super Tucano / ALX für die Luftnahunterstützung könnte die Fähigkeitslücke der BW preiswert (nur ca. 10 Millionen / Stück) schließen. Steht wohl bei den USA bereits mit in der engeren Wahl (siehe Strategie & Technik, Ausgabe August 2010 S. 40).
http://flights.com.br/rwx_gallery/super-tucano.jpg
http://de.wikipedia.org/wiki/Embraer_EMB_314
@ Stefan
Wenn überhaupt, wird sich in den USA die AT-6B Texan II als COIN-Flieger durchsetzen (auch wenn die Super Tucano die bessrere Mühle ist).
Haben wir überhaupt genug infanteriekräfte, um die freiwerdenden Plätze zu besetzen?
Es ist interessant, dass keiner der Kommentatoren bisher die Absichten der deutschen Lw bei der Entsendung der Aufklärungstornados angesprochen hat.
Es war natürlich meiner Meinung nach ein ausgesprochener Wunsch der Luftwaffenführung in AFG mit eingesetzt zu werden. Die Marine hat Atalanta und UNIFIL, die Lw war seit Piacenca weitgehend außen vor. Es geht natürlich auch um die Verteilung der Geldmittel innerhalb der Bw zwischen den Teilstreitkräften.
Und natürlich kann die deutsche Lw Close Air Support Einsätze mit den vorhandenen Mitteln ausführen. Früher waren dafür ganze Geschwader mit Alpha-Jet und vorher der Fiat G 91 vorhanden für diesen Einsatzzweck. Ein Angriff mit der 27 mm Bordkanone der Tornados ist zielgenau und mit der richtigen Mischung der Munitionsarten für alle Ziele anwendbar.
Wenn größere Ziele zu bekämpfen sind gibt es auch noch Abwurfmunition wie MK 82, zwar nicht so zielgenau wie gelenkte Bomben, aber wenn es am Boden wirklich eng wird für die eigenen Truppen können diese Waffen schon die Wende bewirken.
Vorher muss sich die Politik allerdings eingestehen, dass sie die deutschen Soldaten in einen Bürgerkrieg geschickt haben und ihnen bisher nicht die notwendigen Mittel zur Verteidigung gewährt haben. Des weiteren hat sie die Bevölkerung nicht auf diesen Kriegseinsatz der deutschen Bw eingestimmt und für Zustimmung geworben. Und zum letzten muss man auch Verluste in der gegnerischen Bevölkerung akzeptieren und öffentlich rechtfertigen, wenn man Soldaten in den Krieg schickt !
@Stefan
Es ist leider völlig unerheblich welche technische Lösung/ welches Flugzeugmuster für CAS am besten geeignet wäre. (Vermutlich könnten wir A-10 auf dem Hof stehen haben und sie würden nicht eingesetzt.)
Es fehlt der politische Wille, überhaupt Bodenangriffe durchzuführen! (Weil man die Verabtwortung und den politischen Kolateralschaden beim Wort „Jagdbomber“ fürchtet.)
Wie Georg schon sagt, könnten die Tornados durchaus einiges bewirken, wenn sie dürften.
Mit „Eisenbomben“ verschiedener Typen, die den Vorteil haben, dass sie deutlich günstiger sind als gelenkte Munition (in der Regel durch Steuersätze, die aus der Eisenbombe eine „Smart-Bomb“ machen) und eingeschränkt auch mit der Bordkanone.
-> Abgesehen davon war schon vor einem Jahr die Rede davon, dass die LJDAM im Zulauf sei (müsste inzwischen vorhanden sein?!).
Letztlich könnte man sich geignete Munition sicher auch von den Verbündeten beschaffen…
Man ist aber vermutlich froh über jede Ausrede kein CAS stellen zu müssen.
Sollen sich doch die anderen die Finger schmutzig machen.
PS
Ein neues Bundestagsmandat bräuchte es nur, wenn man in ganz Afghanistan CAS fliegen wollte. Im Norden ginge es m.E. auch mit dem bestehenden Mandat.
(Nur die Umfragewerte… und demnächst sind Kommunalwahlen in Posemuckel…)
-> Fazit: Schickt die Tornados heim (Es sei denn die Heron setzen ihre Pechsträhne fort…)
>“Mit “Eisenbomben” verschiedener Typen, die den Vorteil haben, dass sie deutlich günstiger sind als gelenkte Munition (in der Regel durch Steuersätze, die aus der Eisenbombe eine “Smart-Bomb” machen)“
Was meinst du was JDAMs sind? Mk82 + GPS Guidance Kit = GBU-38. Diese sind aber auch nicht vorhanden und müssten erst beschafft werden. Dazu kommt dann die Integration und eventuelle Software Updates. So einfach ist das nicht unbedingt.
Die Niederlande setzen übrigens RecceLite Pods und F-16s in AFG ein:
http://www.defensie.nl/missies/nieuws/isaf/2010/08/26/46171531/Vernieuwde_verkenningsapparatuur_voor_F_16_s_Afghanistan_video
Ist halt für die ISAF flexibler wenn Flugzeuge sowohl für Aufklärung als auch zum Kampf eingesetzt werden können, weshalb man da auch locker in die Luftwaffe auskommt.
@Stefan
Joint Direct Attack Munition, kurz JDAM (deutsch etwa gemeinsame Direkt-Angriffs-Munition)
http://de.wikipedia.org/wiki/Joint_Direct_Attack_Munition
@RauscheBART
Für die BW nur das Beste! Das Leben und die Gesundheit unserer Soldaten ist zu wertvoll.
Bei den erheblichen Fortschritten im Bereich der drohnengestützten Gefechtsfeldaufklärung in den letzten Jahren und dem zu erwartenden Fähigkeitsaufwuchs etwa durch den Einsatz von Heron stellt sich natürlich schon die Frage, ob man die Tornados dann noch als Aufklärungskomponente in Afghanistan benötigt. Über die Vor- und Nachteile drohnengestützter Aufklärung muss man sicher nicht diskutieren, die Ergebnisse sprechen da für sich.
Natürlich wäre es für die Durchhaltefähigkeit und vorallem für den Eigenschutz der eingesetzten Infantriekräfte wünschenswert, wenn die Tornados als eigene, zeitnah abrufbare CAS Komponente verfügbar wären, aber dieser Wunsch wird (so bin ich mir ziemlich sicher) an den politischen Realitäten in Deutschland scheitern – insbesondere vor dem Hintergrund des Bombardements im vorigen Jahr.
Der IBuK mag mich gerne eines besseren belehren, aber ich kann mir schwerlich vorstellen, dass man die Politiker und vorallem die (mediale) Öffentlichkeit für ein solches Vorhaben gewinnen kann – auch wenn wir uns inzwischen in einem nichtinternationalen bewaffneten Konflikt befinden und daher der Einsatz einer eigenen CAS Komponente nach der Verlegung der Haubitzen nur der nächste logische Schritt wäre, um irgendwann mal eine realistische Abzugsperspektive schaffen zu können. Aber das in Deutschland die Einsatzrealität bestenfalls verzerrt wahrgenommen wird, ist leider auch eine Tatsache.
@Ben
Die Annahme, dass Tornados irgendwie zu einer Abzugsperspektive beitragen ist doch die Verzerrung der Einsatzrealität. Das Versagen der Bundeswehr ist doch nicht durch fehlendes Gerät bedingt (Hubschrauber vielleicht ausgenommen).
Den Aufständischen kann das egal sein. Die operieren in Motorradbanden, terrorisieren die Bevölkerung in den Dörfern und kontrollieren die Straßen, und bevor die Bundeswehr überhaupt aus dem Feldlager raus ist sind die schon wieder weg. Und kein Schützenpanzer, keine Panzerhaubitze und auch kein Jagdbomber wird sie davon abhalten.
Die Bundeswehr hat für diese Bedrohung derzeit kein Konzept, vermutlich die falschen Soldaten, kaum Kontakt zur Bevölkerung und den anderen Akteuren, keine Strategie. Da sind die Ausrüstungsdebatten doch nur Nebelkerzen um das ganze Elend nicht anschauen zu müssen.
Glaubt wirklich wer, dass neue Waffensysteme diese Defizite ausgleichen?
Glaubt wirklich wer, wenn die Bundeswehr sich nur lange genug auf Eigenschutz konzentrierte, würden die Taliban irgendwann von sich aus die Bevölkerung in Ruhe lassen? Oder gar, dass Bundeswehr/Regierung/deutsche Bevölkerung im Vergleich zu den Aufständischen den längeren Atem haben?
Das deutsche Dilemma ist doch, dass wir versagt haben den Frieden zu stabilisieren als er da war. Wir waren eitel, haben gerade mal Pfennigbeträge investiert und uns trotzdem ob der Ruhe den anderen RCs moralisch überlegen gefühlt.
Und jetzt ob der immer schlechteren Ausgangslage hören wir auf zu denken und machen alle Fehler nach, die unsere Verbündeten vor mehr als fünf Jahren schon gemacht haben. Immerhin versuchen die mittlerweile diese abzustellen, während die deutsche Debatte sich auf das Mantra „Je kinetischer desto besser“ verrannt hat.
Es steht außer Frage, dass Fehler gemacht und Chancen nicht genutzt wurden, um den Auftrag in Afghanistan erfolgreich und vorallem nachhaltig absolvieren zu können. Aber dennoch bin ich der Meinung, dass die Bundeswehr zuerst sich selbst hinreichend schützen muss, bevor man im Verbund mit den Afghanen in den Raum gehen kann – alles andere wäre auch gegen mein persönliches Verständnis der Fürsorgepflicht gegenüber den eingesetzten Soldaten.
Es geht mir nicht um ein mehr an Waffen(systemen) in Afghanistan, sondern um eine bessere Ausnutzung dessen, was bereits vor Ort ist und da sehe ich eher die Notwendigkeit des Einsatzes der Tornados als CAS denn als Aufklärungskomponente. Dies umso mehr, wenn die Deutschen im Verbund mit Afghanen in den Raum gehen und einzelne Distrikte wieder unter Kontrolle der Regierung stellen wollen. Der mit diesem veränderten Ansatz verbundenen erhöhten Gefährung der ausserhalb der Feldlager eingesetzten Soldaten muss auch mit einer Diskussion über die Ausrüstung und natürlich auch mit einer Diskussion über die Struktur der Einsatzkontingente Rechnung getragen werden, damit dieser Ansatz überhaupt die Chance hat, (geringe) Erfolge zu generieren.
Wenn eine Perspektive für einen Abzug aus Aghanistan geschaffen werden soll, dann wird gerade Deutschland mehr investieren müssen als bisher und sich auch der Möglichkeit stellen müssen, dass ein Mehr an Einsatz auch ein Mehr an Kosten und vorallem ein Mehr an Verlust von Menschenleben bedeutet – neben einem veränderten Ansatz der Bekämpfung der Aufständischen, wie z.B. durch O i.G. Klein erfolgt.
@Stephan
Ich dachteaus meinem Post sei klar ersichtlich, dass ich weiß was JDAM sind… ;)
Ich hatte lediglich versucht die Abkürzung umgangssprachlich mit Leben zu füllen.
Der Hinweis auf die Eisenbombe erfolgte vor dem Hintergrund dessen, was sofort und ohne Ausreden in Bezug auf die (noch) fehlendeTechnik möglich wäre.
(Nicht toll aber besser als nichts…)
Ander Nationen haben durchaus auch jede Menge ungelenkte Bomben verwendet – auch aus Kostengründen. Wenn ich mich recht erinnere wurden die Engländer dafür dann stark kritisiert, weshalb sie ihre Harrier durch Tornados (mit diesbezüglich besseren Fähigkeiten – auch als die deutschen Tornados) ersetzten.
@J.R.
Die Tornadofrage ist einfach nur ein typisches Symptom für die bizzare Lage, dass unsere Soldaten sich im Krieg befinden, aber unsere politische Führung und die Gesellschaft nicht bereit ist daraus die nötigen Konsequenzen zu ziehen.
Die Soldaten baden diese halbgare Haltung derzeit täglich aus.
Bezüglich der Defizite/Durchsetzungsfähigkeit kann ich Ihnen aber nicht zustimmen.
Es ist nach allen öffentlichen Berichten des letzten Jahres keineswegs so, dass der Feind sich nicht stellt, zu mobil und damit nicht fassbar ist, weil er immer rechtzeitig ausweicht.
Diesen Luxus (der Stärke) hat die Bundeswehr aufgrund des bescheiden Kräfteansatzes nicht.
Im Raum Kunduz konnte er es sich offenbar immer wieder leisten sich Stundenlangen Gefechten zu stellen, ohne dass es zu nachhaltigen Konsequenzen führte.
Im Gegenteil – die Erfolgsmeldung der Bundeswehr war dann, dass man sich „erfolgreich“ aus dem Gefecht gelöst habe bzw. „erfolgreich“ ausgewíchen sei.
-> Von Nachsetzen, oder gar Werfen des Feindes war bisher äußerst selten die Rede…
Und vor wenigen Wochen erklärte ein deutscher Kompanieschef vor laufender Kamera, dass das Nachbardorf (in Chahar Darra) vom Feind sehr stark befestigt sei und nur unter Verlusten zu nehmen, die nicht zu rechtfertigen seien, da man das Dorf nachher aus Kräftemangel nicht halten könne.
Deshalb sitz mann dort im „Stellungskrieg“ auf den Höhen 431 und 432 und überlässt den Taliban ganz offen aus Schwäche „ihre“ Dörfer. Welches Signal das an die örtliche Bevölkerung sendet ist klar.
Hier der Link (ab Minute 14):
http://www.tagesschau.de/multimedia/video/sendungsbeitrag62076_bcId-_ply-internal_res-flash256_vChoice-sendungsbeitrag62076.html
Es wird interessant, ob man das Thema Isa Khel irgendwann anpackt, oder ob es dann die Amerikaner machen (müssen).
Auch wenn ein Einsatz der deutschen Tornados als CAS militärisch sinnvoll wäre, sehe ich momentan die politische Bereitschaft noch nicht – zumal wir uns dem Jahrestag des „Tanklasterbombardements“ nähern. Und nicht zu vergessen: Wir Deutschen haben nun mal eine Geschichte, über die wir uns bestimmten Themen nur sehr vorsichtig annähern können.
Aber, wer hätte vor einem Jahr gedacht, dass wir in Afghanistan 155mm Geschütze stationieren? Deshalb hoffe ich, dass sich die Politik auf die versteckte Forderung des Herrn Patraeus einlässt und die momentane Fähigkeitseinschränkung mittelfristig schließt. Und dies möglichst, ohne wieder den Tod von Bundeswehrsoldaten als Anlass zu nehmen.