Fürs Protokoll: Eurofighter nach Polen
Die Luftwaffe wird – erneut – Eurofighter nach Polen verlegen, um zu einer sichtbaren Präsenz an der NATO-Ostflanke beizutragen. Verteidigungsminister Boris Pistorius kündigte an, dass dazu Maschinen der Alarmrotte, der so genannten Quick Reaction Alert (QRA) vom bisherigen Standort Laage bei Rostock auf dem polnischen Fliegerhorst Malbork stationiert werden.
Die Flugzeuge werden wie bisher Teil der NATO-Mission Eastern Sentry (Wächter des Ostens) sein. Dafür hatte die Bundesregierung im September eine Alarmrotte eigens für den Einsatz über dem östlichen Nachbarland angewiesen, zunächst allerdings von Laage aus. Von Malbork aus sollen die Eurofighter nicht nur für den Einsatz als QRA, sondern auch für Patrouillenflüge zur Verfügung stehen.
Die Aussagen dazu von Pistorius am (heutigen) Mittwoch am Rande des NATO-Ministertreffens in Brüssel:
(Karte: Die Luftwaffenstützpunkte Laage bei Rostock, blaue Markierung, und Malbork in Polen, rote Markierung – Karte Open Street Map)
Es geht also wieder los.
Man sollte an dieser Stelle erwähnen das es zwar NATO-Einsatzregeln gibt die für alle gelten.
Es gelten aber auch ( weiterhin ) bei einem möglichen Abschuss die Regeln des jeweiligen Landes zu denen die Jets der Alarmrotte gehören. Und die sind von Land zu Land unterschiedlich.
Alles jeweils mindestens als GEHEIM eingestuft.
Anschauliches Beispiel:
Gibt es eine Luftraumverletzung über der Ostsee und polnische Jets steigen auf ist die Wahrscheinlichkeit eines Abschusses natürlich deutlich höher als bei deutschen Abfangjägern. Alleine durch die Rethorik der polnischen Regierung zu Luftraumverletzungen in der letzten Zeit ist das zu vermuten.
Ich denke mal die Russen wissen das auch und planen entsprechend…
Neben dem notwendigen Einsatz zur Abschreckung Russlands hat es auch wirtschaftliche Aspekte.
Polen entscheidet sich gerade zwischen weiteren F-35A, der F-15EX oder dem Eurofighter.
@Apollo 11
Ihr Kommentar macht schon Sinn.
=> Die Nato verlegt deutsche Eurofighter an die Grenze, weil die, nach nationalem Recht, vermutlich niemals ein russisches Flugzeug vom Himmel holen würden. Alternativ würde man im ACC, nach politischer Maßgabe, erstmal alles ausdiskutieren. Eine robuste Antwort gäbe es dann erst beim Verlust von mind. 50% der Jets. Deeskalation quasi. Ironie off. Ich denke nicht, dass wir im absoluten Ernstfall unseren Bündnisverpflichtungen nachkommen würden. Denn dazu bedarf es einer politischen Führung, die bereit ist echte Verantwortung zu übernehmen.
Ich erinnere daran, dass die niederländische Luftwaffe in Polen die Drohnen abgeschossen hat. Das macht den Abschuss durch einen deutschen Eurofighter dort ebenfalls wahrscheinlicher. In diesem Sinne wäre es gut die entsprechende Einrichtung von günstigen Waffen für diesen Verwendungszweck zügig voran zu treiben.
Die deutschen Eurofighter werden weiterhin vom CAOC UD geführt egal ob sie in Rostock Lage liegen oder auf einem polnischen Fliegerhorst.
Und wie in Deutschland ist es auch in Polen geregelt. Militärische Verletzungen des NATO Luftraums werden auch von der NATO gehandhabt. Nationale regeln kommen erst zum tragen wenn die NATO feststellt das es sich nicht um einen Militärischen Renegate handelt (#entführtes Zivilflugzeug, oder Zivilflugzeug das nicht mehr kommuniziert).
Eine mutmaßliche russische Drohne oder ein russischer Kampfjet der den Luftraum verletzt ist Sache der NATO Gefechtsstände.
Ob Abschuss mit FlaRak, Anfangrotte… abdrengen oder zur Landung zwingen ist dann den Dienstvorschriften der NATO geschuldet. Das BMV’g wird da vorher nicht angerufen.
Die entscheidende Frage ist aber, darf die Luftwaffe, wie die Niederlande, russische Drohen oder russische Kampfflugzeuge, die in den NATO Luftraum eindringen, tatsächlich abschießen oder ist dies Mal wieder nur Show & die tatsächlichen Regelungen nehmen falsche Rücksicht auf die Kosten oder die Moskau Connection in den dt. Parteien?
@wiegold: Ihr Text klingt für mich so, als würden nur Maschinen der Alarmrotte von 4 Maschinen von Laage nach Polen verlegt. Aber der O Ton vom Verteidigungsminister klingt so, als würde zusätzlich eine Alarmrotte von Polen aus betrieben. Verstehe ich Ihren Text falsch oder hat der Minister sich falsch ausgedrückt?
[Hm, der Minister hat sich hinreichend vage ausgedrückt und das eigentlich offengelassen… T.W.]
Ca. 100km von Kaliningrad entfernt wäre die Vorwarnzeit bei einem tatsächlichen Angriff allerdings ziemlich gering.
Ist das Präsenzzeigen nur ein politisches Instrument?
@Closius
In der Regierungspressekonferenz, am 15.10.2025,hab ich die Aussage von Oberst Müller so verstanden, dass das zusätzliche Kräfte sind. Und Deutschland der NATO jetzt mehr Alarmrotten stellt als zuvor.
@T.W.
Ich habe gerade das Interview gesehen, dass sie auf Welt Nachrichten gegeben haben.
„PUTINS KRIEG: Tomahawks für Ukraine? Trump trifft Selenskyj! Russland in Rage“
(Ohne Link googelt selber)
Ihre Einschätzung was die Entsendung der Eurofighter anbetrifft teile ich. Wenn die russischen Drohnen im polnischen Luftraum eines bewiesen haben, dann das die Luftraumüberwachung verbesserungswürdig ist. Die Verlegung der Jets kann aber nur ein Anfang sein. Vor allem wenn nicht, wie beim letzten Mal, ein polnisches Haus neu gedeckt werden muss, nur weil ein LFK daneben geht.
Ich frage mich, wie lange wir noch auf ein eigenes AWACS warten müssen, denn
bodengestützte Radarstationen allein reichen nicht, um tieffliegene Flugkörper aus Sperrholz und Styropor rechtzeitig zu entdecken.
Ihre Zurückhaltung hinsichtlich der Möglichkeit der Lieferung von Tomahawk Raketen war angebracht. Es brauchte nur einen Anruf von Putin bei Trump und die Idee war vom Tisch. Das Argument der nuklearen Bedrohung mag ja in der Tat Propaganda sein, Schwerer aber dürfte ein anderes Argument gewogen haben. Miltärexperten, darunter ehemalige Offiziere der US Streitkräfte, argumentieren, seit die Möglichkeit einer Lieferung durch die Medien ging, vor allem zwei Probleme, das Problem der verfügbaren Startsysteme und das Problem des Einsatzes. Tomahawks wurden ursprünglich für den Einsatz von Flugzeugen und Schiffen entwickelt. Die Entwicklung eines landgestützten Startsystemen für die Army wurde nach technischen Problemen zeitweilig eingestellt. Erst seit 2023 wurde mit dem Typhoon Launch System ein funktionierendes landgestütztes System eingeführt.
Immer vorausgesetzt, ich interpretiere die Quellen korreckt, dann verfügten die USA im Jahr 2024 über zwei Batterien davon.
Was die Experten besonders gestört hat, das ist die Verfügbarkeit angesichts der langen Herstellungsdauer. Da die USA nur so wenige haben, hätte eine schnelle Lieferung aus dem Bestand erfolgen müssen und eine entsprechende Schwächung der US-Streitkräfte wurde als nicht akzeptabel angesehen.
Der zweite Punkt betrifft den Einsatz. Die Experten waren sich einig, dass die Tomahawks nur mit Hilfe US-amerikanischer Spezialisten vor Ort zum Einsatz gebracht werden können. Von der Missionsplanung über die Programmierung mit den Geo-Daten bis zum Abschuss. Selbst wenn ein Ukrainer den Startknopf drückt, wäre dies eine direkte Kriegsbeteiligung der USA. Offenbar hat Putin bei seinem Telefonat Trump deutlich zu verstehen gegeben, welche Konsequenzen das für die USA hätte und Trump ist eingeknickt.
[Bei der Gelegenheit der Hinweis: in diesem TV-Interview ist mir der Lapsus unterlaufen, von „Laage bei Rostock in Schleswig-Holstein“ zu sprechen. Ich weiß schon, dass Laage in Mecklenburg-Vorpommern liegt… so was kann bei einer Live-Schalte passieren. Ärgert mich selbst am meisten. T.W.]
@Logo Deutschland würde natürlich der Bündnis Verpflichtung nachkommen. Das haben wir jedes Mal getan wo Allierte angefragt haben, und das auxh robust gemacht. Bitte schauen sie sich die Auslandseinsätze der BW an. Besonnen und deskalativ zu agieren ist keine Schwäche sondern sinnvoll und eine eigene stärke. Ich verstehe das in letzter Zeit mit der gesamten Revolverhelden Rethorik das gerne falsch verstanden wird, und insb auch in Deutschland daher einige, insb populistische Politiker, sich gezwungen sehen gleich zu ziehen, was aber nicht unbedingt sinnvoll ist.
Ich empfehle in diesem Kontext sich mit dem Thema Spieltheorie und Vertrauen auf ner theoretischen Ebene zu befassen (https://ncase.me/trust/) hier mal als Beispiel. Ich denke das kann helfen dabei, wie wir reagieren. Ich bin dafür dass wir robust reagieren und auch agieren ich denke aber auch, dass es oft sinnvoll ist, nicht unkontrolliert zu eskalieren.
Die russischen Reaktionen sprechen doch Bände. Man ist stets höchst indigniert über jedes Gerücht, dass Tomahawks geliefert werden könnten und droht natürlich wieder umgehend mit der atomaren Vergeltung, man lügt sich selbst (und der Welt) fröhlich in die Tasche, dass die Tomahawks ihrerseits ja „Atomraketen“ seien, weil irgendwann mal eine Variante atomar bestückt werden konnte, usw.
Dass die Ukraine keine Sprengköpfe hat und auch keine bekommen wird? Geschenkt.
Im Kreml geht den Verantwortlichen gerade offensichtlich hochgradig der Stift. Angesichts der aktuellen Rückschläge am Boden in der Ukraine und der vom Nachschub abgeschnittenen Truppenkonzentrationen, gepaart mit den doch eher erfolgreichen Angriffen auf die russische Raffinerielandschaft und Depots kaum ein Wunder.
Deutsche Eurofighter in Polen sind daher wohl nur eine geringe Zusatzbelastung für die in Sorgenfalten gelegte, russische Stirn. Dass die Russen aktuell versuchen, einen bewaffneten Konflikt mit der NATO bewusst anzuzetteln, halte ich nicht für ausgeschlossen. Das kann dann aber auch nur die Ouvertüre zum endgültigen Mummenschanz für die eigene Bevölkerung sein, dass man in der Ukraine nur deshalb nicht gewonnen habe, weil die böse NATO im entscheidenden Moment „angegriffen“ hat, usw. usw.
Und so ein „Angriff“ kann dann vermutlich auch schon der Abschuss eines Flugzeugs im
polnischeninternationalen Luftraum sein. „Мы ведем ответный огонь с 5:45 утра.“…Bleibt nur, zu hoffen, dass in den Streitkräften genügend Leute nicht ihr Hirn vollständig abgegeben haben und dort noch genügend Überlebenswille herrscht, um nicht die komplette Eskalation zu durchlaufen.
Drohnenjagd
Als Nachtrag zur Diskussion über die Nutzung von Propellermaschinen zur Jagd auf Drohnen.
Die Ukraine macht das schon und jetzt haben offenbar auch hier die Russen nachgezogen.
Der Kiev Independent von heute meldet:
„Ukraine war latest: SBU destroys 2 Russian drone-hunting aircraft, releases video.“
Natürlich wären bewaffnete einmotorige Chessnas vermutlich unter der „Würde“ für unsere Bundeswehr. Aber man könnte zumindest mal darüber nachdenken, die Pilotenausbildung, die ja ohnehin auf einmotorigen Propellerflugzeugen beginnt, hinsichtlich Drohnenabwehr zu erweitern.
Drohnen mit Eurofightern und F-35 jagen zu wollen wird auf Dauer auch zu teuer.