Deutsche Litauen-Brigade als neue Panzerbrigade 45 formal in Dienst gestellt

Die geplante deutsche Kampfbrigade in Litauen ist, formal, in Dienst gestellt: Die Panzerbrigade 45 ist seit dem (heutigen) 1. April als neuer Großverband des Deutschen Heeres aufgestellt. Vorerst besteht sie allerdings weiterhin vor allem aus dem Stab, der wie der bisherige Aufstellungsstab von Brigadegeneral Christoph Huber befehligt wird. Die Brigade führt in ihrem ebenfalls neuen Wappen (s. oben) ein Wahrzeichen der litauischen Hauptstadt Vilnius.

Die neue Brigade als dauerhaft in Litauen und damit an der Nordostflanke der NATO stationierten Verband hatte Verteidigungsminister Boris Pistorius im Sommer 2023 überraschend dem baltischen Land zugesagt. Eine Brigade zur Unterstützung hatten der damalige Bundeskanzler Olaf Scholz und der litauische Präsident Gitanas Nausėda zwar bereits im Sommer 2022 vereinbart (KORREKTUR: nicht 2020), allerdings keine volle Stationierung. Geplant war, ein Führungselement in Litauen zu stationieren und die Truppen bei Bedarf innerhalb von zehn Tagen aus Deutschland zu verlegen. Auf Drängen der Litauer erklärte sich Deutschland jedoch zur unmittelbaren Stationierung bereit.

Die rechtlichen Hürden hatte der Bundestag noch schnell vor der Neuwahl im Februar dieses Jahres beseite geräumt: Ende Januar billigten die Abgeordneten eine Regierungsvereinbarung der beiden Länder als legale Voraussetzung für die Stationierung. Litauen, das für die Infrastruktur zuständig ist, kam dabei in vielen Details Deutschland entgegen – ein Beleg dafür, wie wichtig dem Land angesichts der Bedrohung aus Russland und ebenso des unmittelbar angrenzenden Belarus die Anwesenheit von NATO-Truppen ist.

Die neue schwere Brigade soll im Kern aus dem Panzerbataillon 203 aus Augustdorf und dem Panzergrenadierbataillon 122 aus Oberviechtach bestehen. Die nötigen Unterstützungseinheiten, von den Versorgern über Informationstechnik bis zur Sanität, müssen jedoch neu aufgestellt werden. Die Panzerbrigade soll 2027 mit rund 4.800 Soldaten und Soldatinnen komplett sein; für die mehrjährige Stationierung sollen auch Familienangehörige mit nach Litauen ziehen.

Zusammen mit dem in Vilnius beheimateten Brigadestab wurden am (heutigen) Dienstag auch das Sanitätszentrum der Brigade in in Rokantiskés östlich von Vilnius sowie in Nemenciné nordöstlich der Hauptstadt eine Stabsunterstützung- und eine Fernmeldekompanie in Dienst gestellt, wie das Heer mitteilte. Als eigentliche Stationierungsorte sind das neue Übungsgelände in Rūdninkai und die Garnison in Rukla vorgesehen. In Rukla ist bereits die zu einem großen Teil von der Bundeswehr gestellte Multinationale Battlegroup der NATO stationiert.

Für den Kommandeur des Aufstellungsstabs und damit jetzt auch formal ersten Kommandeur der Panzerbrigade 45, Christoph Huber, schließt sich damit ein Kreis: Huber war 2017 als Oberstleutnant der erste Kommandeur dieser NATO-Battlegroup, die damals noch unter enhanced Forward Presence (eFP) Litauen firmierte. (Randbemerkung: die damalige Befürchtung, eine russische Großübung könne in einen Angriff münden, ist heute fast noch aktueller als vor acht Jahren.)

Gediminas-Turm, Vilnius, im Mai 2021<br /> BigHead, Gedimino pilis by Augustas Didzgalvis, CC BY-SA 4.0

Das Brigadewappen nimmt mit deutscher wie litauischer Heraldik die Verbindung beider Länder auf. Der Stauferlöwe links im Wappen ist gemäß der Wappenbegründung dem Verbandsabzeichen der 10. Panzerdivision entlehnt, der die Panzerbrigade 45 zukünftig unterstellt sein wird. Er steht damit zugleich für die Zugehörigkeit der Panzerbrigade 45 zum Heer und zur Bundeswehr. Auf der rechten Seite steht der achteckige Gediminas-Turm, der einzig erhaltene Turm der Burg von Vilnius und das Wahrzeichen der litauischen Hauptstadt (Foto oben). Der Turm steht zugleich für die dauerhafte Stationierung der Panzerbrigade 45 in Litauen und für die zukünftige enge Verbindung der Panzerbrigade 45 zu den litauischen Streitkräften, heißt es in der Wappenbegründung.

(Grafik: Wappen der Panzerbrigade 45; Foto: Gediminas-Turm im Mai 2021, BigHead, Gedimino pilis by Augustas Didzgalvis, CC BY-SA 4.0)