Stationierungsorte und Zeitplan für deutsche Brigade in Litauen vereinbart (m. Ergänzung)

Die Stationierungsorte der geplanten deutschen Brigade in Litauen stehen fest. Verteidigungsminister Boris Pistorius und sein litauischer Kollege Arvydas Anušauskas vereinbarten, dass zwei Kampftruppenbataillone in Rūdninkai südlich der Hauptstadt Vilnius und in Rukla östlich von Kaunas stationiert werden sollen. Die bereits in Rukla eingesetzte NATO-Battlegroup soll als zusätzliches Bataillon hinzukommen. Außerdem ist ein Logistik-Standort in Siauliai vorgesehen.

Die beiden Minister unterschrieben am (heutigen) Montag in Vilnius eine Roadmap für die dauerhafte Stationierung der Brigade, die Pistorius im Juni dem baltischen Land zugesagt hatte. Aus dem Papier:

The brigade will be stationed in Lithuania in Rūdninkai and Rukla. At these locations, barracks and accommodations for Bundeswehr personnel will be built in accordance with German requirements in coordination with Lithuania as agreed to by both sides. As very good
training conditions are necessary, German training and exercise infrastructure requirements will be taken into account when the training areas of Rūdninkai and Rukla are upgraded or new infrastructure is erected. Logistic sites of the “Brigade Lithuania” will be developed in the vicinity of Siauliai and other agreed locations.

Vorgesehen sei dabei, dass deutsche Soldaten und Soldatinnen mit ihren Familien in den beiden Großstädten Vilnius und Kaunas leben könnten, sicherte das litautische Verteidigungsministerium zu. Die Vereinbarung sieht vor, dass für die Unterbringung sowohl der zivile Wohnungsmarkt genutzt werden soll als auch gesonderte Wohnsiedlungen geschaffen würden. Die Verlegung der deutschen Truppen nach Litauen werde zusammen mit dem Ausbau der militärischen wie zivilen Infrastruktur schrittweise erfolgen.

Nach dem Zeitplan in der Roadmap soll ein Vorauskommando der Litauen-Brigade im zweiten Quartal 2024 seine Arbeit in Vilnius aufnehmen und zum Brigadestab aufwachsen. Bereits Anfang 2024 sollen in einer gesonderten technischen Vereinbarungen die Voraussetzungen für die Infrastruktur festgelegt werden. Die offizielle Aufstellung der Brigade ist für das Jahr 2025 geplant, gefolgt von der eigentlichen Stationieriung bis spätestens Ende 2027.

Pistorius hatte Anfang November entschieden, dass die bereits bestehenden Kampftruppenbataillone, Panzerbataillon 203 aus Augustdorf und Panzergrenadierbataillon 122 aus Oberviechtach, als Kern der neuen Brigade nach Litauen verlegt werden. Hinzu kommen vor allem Versorgungs- und Logistikeinheiten, Artillerie und Sanitätseinheiten. Insgesamt soll die Brigade am Ende knapp 5.000 Soldaten und Soldatinnen umfassen.

Die Roadmap zum Nachlesen:
20231218_Roadmap_Brig_LTU

Ergänzung: Die Pressekonferenz der beiden Minister in Vilnius zum Nachhören. Darin auch die Angabe zu den erwarteten laufenden Kosten: Pistorius nennt für eine Brigade in Deutschland monatliche Betriebskosten von 25 bis 30 Millionen Euro, die im Einsatz im Ausland entsprechend höher ausfallen würden.

20231218_Pressekonferenz_Litauen_Pistorius_Anusauskas     

 

Der vorgesehene Stationierungsort Rūdninkai, recht nahe an der Grenze zu Belarus, ist in mehrfacher Hinsicht interessant: Das waldreiche Gebiet mit einem ehemaligen sowjetischen Bombenabwurfplatz und Schießbahnen – inzwischen nach NATO-Standard – wird zu einem der größten Übungsgebiete Litauens ausgebaut.

(Grafik: Die Stationierungsorte in Litauen – OpenStreetMap; Foto: Einfahrt zum Übungsgelände Rūdninkai – privat)