Stationierungsorte und Zeitplan für deutsche Brigade in Litauen vereinbart (m. Ergänzung)
Die Stationierungsorte der geplanten deutschen Brigade in Litauen stehen fest. Verteidigungsminister Boris Pistorius und sein litauischer Kollege Arvydas Anušauskas vereinbarten, dass zwei Kampftruppenbataillone in Rūdninkai südlich der Hauptstadt Vilnius und in Rukla östlich von Kaunas stationiert werden sollen. Die bereits in Rukla eingesetzte NATO-Battlegroup soll als zusätzliches Bataillon hinzukommen. Außerdem ist ein Logistik-Standort in Siauliai vorgesehen.
Die beiden Minister unterschrieben am (heutigen) Montag in Vilnius eine Roadmap für die dauerhafte Stationierung der Brigade, die Pistorius im Juni dem baltischen Land zugesagt hatte. Aus dem Papier:
The brigade will be stationed in Lithuania in Rūdninkai and Rukla. At these locations, barracks and accommodations for Bundeswehr personnel will be built in accordance with German requirements in coordination with Lithuania as agreed to by both sides. As very good
training conditions are necessary, German training and exercise infrastructure requirements will be taken into account when the training areas of Rūdninkai and Rukla are upgraded or new infrastructure is erected. Logistic sites of the “Brigade Lithuania” will be developed in the vicinity of Siauliai and other agreed locations.
Vorgesehen sei dabei, dass deutsche Soldaten und Soldatinnen mit ihren Familien in den beiden Großstädten Vilnius und Kaunas leben könnten, sicherte das litautische Verteidigungsministerium zu. Die Vereinbarung sieht vor, dass für die Unterbringung sowohl der zivile Wohnungsmarkt genutzt werden soll als auch gesonderte Wohnsiedlungen geschaffen würden. Die Verlegung der deutschen Truppen nach Litauen werde zusammen mit dem Ausbau der militärischen wie zivilen Infrastruktur schrittweise erfolgen.
Nach dem Zeitplan in der Roadmap soll ein Vorauskommando der Litauen-Brigade im zweiten Quartal 2024 seine Arbeit in Vilnius aufnehmen und zum Brigadestab aufwachsen. Bereits Anfang 2024 sollen in einer gesonderten technischen Vereinbarungen die Voraussetzungen für die Infrastruktur festgelegt werden. Die offizielle Aufstellung der Brigade ist für das Jahr 2025 geplant, gefolgt von der eigentlichen Stationieriung bis spätestens Ende 2027.
Pistorius hatte Anfang November entschieden, dass die bereits bestehenden Kampftruppenbataillone, Panzerbataillon 203 aus Augustdorf und Panzergrenadierbataillon 122 aus Oberviechtach, als Kern der neuen Brigade nach Litauen verlegt werden. Hinzu kommen vor allem Versorgungs- und Logistikeinheiten, Artillerie und Sanitätseinheiten. Insgesamt soll die Brigade am Ende knapp 5.000 Soldaten und Soldatinnen umfassen.
Die Roadmap zum Nachlesen:
20231218_Roadmap_Brig_LTU
Ergänzung: Die Pressekonferenz der beiden Minister in Vilnius zum Nachhören. Darin auch die Angabe zu den erwarteten laufenden Kosten: Pistorius nennt für eine Brigade in Deutschland monatliche Betriebskosten von 25 bis 30 Millionen Euro, die im Einsatz im Ausland entsprechend höher ausfallen würden.
Der vorgesehene Stationierungsort Rūdninkai, recht nahe an der Grenze zu Belarus, ist in mehrfacher Hinsicht interessant: Das waldreiche Gebiet mit einem ehemaligen sowjetischen Bombenabwurfplatz und Schießbahnen – inzwischen nach NATO-Standard – wird zu einem der größten Übungsgebiete Litauens ausgebaut.
(Grafik: Die Stationierungsorte in Litauen – OpenStreetMap; Foto: Einfahrt zum Übungsgelände Rūdninkai – privat)
Ich hoffe doch sehr stark, dass sich die Bundeswehr von Nationen die jahrzehntelange Erfahrung mit der dauerhaften Stationierung von Soldaten und deren Familien im Ausland haben beraten lässt. Aus meiner Erfahrung heraus in Grafenwöhr und Umgebung sind mir die 3 Ansätze der Amerikaner geläufig:
1. Unterbringung der Alleinstehenden in Unterkünften in der Training Area die per sé bewacht werden.
2. Mehr oder weniger geschlossene Housing Areas, die sich mit einem überschaubaren Aufwand überwachen lassen.
3. Unterbringung in der normalen Landesinfrastruktur.
Das wird alles sein Vor- und Nachteile mit sich bringen. Weiter oben wurde bereits angemerkt, dass es auch negative Auswirkungen auf den Wohnungsmarkt vor Ort haben wird. Das ist hier rund um Grafenwöhr auch so.
Die amerikanischen Kinder gehen in amerikanische Kindergärten, Schulen, die Highschool. Wer Kontakt nach außen aufnehmen will tut das, wer nicht bleibt unter sich. Wer die Sprache lernen will lernt sie, wer nicht der nicht. Das sind alles Herausforderungen die für uns neu sind aber wir werden das im Laufe der Zeit alles hinbekommen. Das es vor allem am Anfang nicht so sein wird muss auch allen klar sein.
@ Heiko Kania Das wurde nach meiner Erinnerung aber auch finanziell ordentlich versüßt.
Für Singles natürlich attraktiver, würde mich auch locken.
Aber bei Paaren gibt es viele Schwierigkeiten.
Verschiebung des Lebensmittelpunktes für Jahre fernab von Familie und Freunden,
Jobsuche für den Partner im ausgebildeten Beruf auf einem Markt dessen Sprache man nicht kann,
soziale Probleme bei Kindern (für 3 Jahre in eine fremde Schule mit einem fremden Sozialgefüge, danach wieder genauso abrupt wieder weg).
Nach 3 Jahren dann wieder in Deutschland versuchen eine Wohnung und Arbeit sowie Schule zu finden,
das alles wirkt erstmal problematisch auf Partner.
@Flo Wenn ich es richtig verstanden habe, ist der Standort Litauen doch ein Novum, weil es den Daueraufenthalt eines Soldaten mitsamt Familie, Arbeit, Wohnen, Schule, Infrastruktur, über Jahre hinweg voraussetzt, also eben doch kein Standort wie jeder andere, wo man mal ein paar Monate im Rotationsverfahren verbringt, seine Ausbildung absolviert, oder seine Dienstzeit in der Nähe des eigentlichen Wohnortes verbringt.
Daher sehe ich es als problematisch an, so viele Freiwillige oder per Langzeitbefehl Versetzte zu finden, die ein paar Jahre in einem fremden Land verbringen möchten.
Litauen hat sicherlich seine Vorzüge und nette Menschen, trotz der stetig sinkenden Einwohneranzahl, aber ob diese Kriterien als ausreichend erachtet werden, wage ich zu bezweifeln.
Irgendwie könnte man sich bei gewissen Kommentaren fragen, wie DEU denn die Erwartungshaltung haben kann, dass die Nato es im Fall des Falles verteidigt, wenn nun schon diese Litauen-Stationierungsentscheidung so viele Schmerzen verursacht.
Kann mich auch irgendwie nicht erinnern, dass z.B. NLD damals in Seedorf oder GBR in Bergen oder so absolute Traumstandorte für Expats hatten, bei denen es den ganzen „Luxus“ der heutigen US-Garnisonen gab.
Litauen ist ein modernes Land, das BIP pro Kopf liegt kaufkraftbereinigt ähnlich wie in Ostdeutschland. Was brauch man einen PX, wenn man nun wirklich ziemlich alle gewohnten Produkte in Kaunas und Vilnius kaufen kann – auch bei Lidl. Und das sind tolle Städte mit spannender Kultur und Wirtschaft, in denen auch viele DEU Unternehmen vertreten sind, bei denen wohl schon der eine oder andere „Anhang“ einen Arbeitsplatz finden wird. (Manchmal ist diese BW-Bubble-Diskussion echt ulkig. Wie wohl diese DEU Unternehmen ihre Mitarbeiter nach LT bekommen…?)
@Pio-Fritz, lukan, JK, Pham Nuwen, Grundwehrdienst, Hans-Joachim Zierke, SanHG93
+1
Jetzt aber auch mal die Kirche im Dorf lassen…
Wenn mein Lebensmittelpunkt München ist und ich werde nach Schwerin kommandiert, dann ist das technisch dasselbe, wie irgendwo in Litauen.
Auch in sonst eher ländlichen deutschen (!) Gegenden ist die Findung neuer Jobs für den Lebenspartner (m/w/d) schwierig und das Gehaltsgefüge in Neubrandenburg entspricht auch nicht dem von Berlin oder München.
Isso.
Wo ein Wille ist, wäre ein Weg und ob ich von Vilnius nach München fliege oder von Veitshöchheim nach Wilhelmshaven mit dem Auto gurke, ist auch kein Unterschied. Im Zweifel wird schon der ein oder andere „Billigflieger“ sein Geschäft wittern und die „Wochenend-Logistik“ sicherstellen.
Soldat sein heißt halt auch eher Provinz statt Großstadt – egal in welcher Armee, egal in welchem Land.
Die Auslandszulage wird’s im Zweifel schon richten und da sitze ich lieber in Litauen und kann abends ein (teures) Bier trinken, als mir – für das gleiche Geld – in irgendeinem Wüstenland den Sand um die Ohren jagen zu lassen. Und minütlich mit IED zu rechnen, wenn ich das „Kasernegelände“/Camp verlasse.
Wenn alle zwar Sicherheit wollen, aber keine Sicherheit „produzieren“ will, dann haben wir gesellschaftlich eh ein Problem. Egal ob in Rūdninkai, Odenburg, Berlin oder Mendig.
Viel wichtiger finde ich, dass die Kaneraden (m/w/d) dort eine sinnvolle Aufgabe haben und nicht – wie man aktuell oftmals hört – mangels Übungsbetriebs, Mun und Kapazitäten in TrpÜbPz auf Stube rumgammelt und die Playstation zum glühen bringen.
Auch wenn die Menge an Soldaten natürlich eine andere ist, aber eine Stationierung für mehrere Jahre an NATO HQs oder auch anderen Standorten wie Holloman Air Force Base oder Fort Bliss im Süden der USA.
Auch mit deutscher Schule.
so neu ist die Stationierung im Ausland für längere Zeit in der Bundeswehr also nicht.
Gibt es eigentlich eine Aussage der Politik darüber, wie lange die Brigade in Litauen bleiben wird? Also z.B. 5 oder 10 Jahre? Oder soll das eine dauerhafte Stationierung „baw“ werden?
@Voodoo
Das AA wird wofür sicherlich Sorge tragen? Rechtzeitige Evakuierung bei Lageverschärfung, so wie in der Nacht vom 23/23feb22 in Kiew, in gesamter Ukraine?
Klappte bestens bei Evakuierung BND Präsident Kahl im Schutzkonvoi am 25feb22 aus Kiew heraus, der BND Präsident wohlgemerkt!
Gehen Sie getrost davon aus, ein AA leistet im Zusammenhang mit an der Ostflanke provoziertem Kriegsbeginn gar nichts.
Kriegen im 20. Jahrhundert auf staatlicher Ebene ist seit den 30er Jahre zu eigen, sie werden vom Angreifer überraschend begonnen, unabhängig von jeweiliger Krisenlage im Vorfeld. Ein 1. September 1939 darf als Hinweis genügen; ein 22.Juni 1941 nach großem Deutsch-Sowjetischem Nichtangriffspakt zeigt die Überraschung auch ganz ohne Krise.
Wer ernsthaft eine Evakuierung der Familien zur Bedingung der Dislozierung erhebt, lasse sie besser zuhause.
Litauen ist in vielen Dingen einfach schon an Deutschland vorbei. Ich kenne Vilnius ganz gut. Das ist ne europäische Hauptstadt und keine postsowjetische Provinz. Das ist da ganz normales europäisches Durchschnittsniveau.
Und ganz ehrlich: Lieber in Litauen leben, als in der deutschen Provinz.
Auslandsstationierungen und -Verwendungen sind nun wirklich nicht sooo neu. Wie läuft das eigentlich in Illkirch(Frankreich), besonders auch mit Blick auf die Familien der dort stationierten Soldaten? Also Arbeit für die Partnerinnen bzw. Partner, Schule und Kindergarten für den Nachwuchs und alles was hier so gerade an (Schein)Argumenten angeführt wird um zu begründen warum is in Litauen nun gar nicht funktionieren wird? Das dortige Jägerbataillon ist ja auch nicht erst seit gestern dort stationiert.
@ KlausP Das kann ich Ihnen nicht sagen. Aber nach Deutschland können Sie da mit dem Fahrrad fahren. Da kann der Partner / die Partnerin zur Not wohl auch in Deutschland arbeiten.
@Torsten Angerer, da wurde doch schon früher zu dem Thema und auch in anderen Antworten hingewiesen das es schon früher Dienstposten gab (und immer noch gibt) die einen mehrjährigen Auslandsaufenthalt ggf inkl Familie erfordern.
Sicher war es da mit der Besetzung etwas einfacher weil entweder klar war das der Auslandsaufenthalt kommen muss oder es waren nur wenige Dienstposten für die es mehrere mögliche Besetzungen gab. Einzig die Dimension mit einer kompletten Brigade ist was neues.
Mich würde ja brennenden interessieren, ob diejenigen die hier jegliche Kritik an der „geplanten“ (weil so toll aus geplant ist da bis jetzt noch nix) Stationierung als Gejammer, Schwarzsehen etc. abtun zu den potentiell Betroffenen gehören. Mit Ü50 vom heimischen Ohrensessel aus über die verweichlichten Soldaten die berechtigte Fragen/Kritik äußern zu schimpfen ist schon ziemlich bequem. Kann sich ja jeder mal an die eigene Nase fassen ob er wirklich seine Ehe, Familie, Haus usw. so leichtfertig aufs Spiel setzen würde wie er es hier von anderen verlangt. Ich kenne das wenn die Politik einen wohin schickt ohne Parameter vorher zu klären, war echt toll in den Einsatz zu gehen OHNE zu wissen für wie lange, oder ob AVZ gezahlt wird wenn ja wie viel.
Fool me once, shame on you; fool me twice, shame on me.
@Istegal: Ohne jemanden beschimpfen zu wollen: Ich habe im zivilen Leben mehrere Jahre mit meiner Familie im Ausland gelebt. Ja – das ist zunächst mit vielen Herausforderungen verbunden. Rückwirkend betrachtet war es aber eine Bereicherung. Zur Unterstützung hatte ich neben finanziellen Vorteilen auch zusätzlichen Urlaub. Hilfreich waren auch die Starthilfen bei den administrativen Vorgängen, der vorübergehenden Bereitstellung einer Wohnung, den kostenlosen Sprachkursen, etc.. Den Wunsch in eine deutsche Enklave zu ziehen hatten wir nie. Natürlich haben wir auch deutsche Kontakte vor Ort gesucht und gepflegt. Wichtig war aber die Entscheidung, sich dort in die Gesellschaft integrieren zu wollen.
Mehrjährige Aufenthalte deutscher Familien im Ausland aus beruflichen Gründen sind in der Zivilgesellschaft seit Jahrzehnten keine Seltenheit. Soweit ich das richtig sehe, ist doch die Bundeswehr in Evreux bei der binationalen Staffel da auch schon einen Schritt weiter. Natürlich keine ganze Brigade – aber immerhin.
@IstEgal: Zustimmung. Nach der Zentralisierung anno 2012 agiert gerade die Personalverwaltung (-management kann man das beim besten Willen nicht bezeichnen) „nach Aktenlage“ und lässt jegliche Dienstleistungsmentalität missen. Die Gefahr, mit Problemen allein gelassen zu werden oder Nachteile zu erleiden, ist nicht von der Hand zu weisen.
Zudem ist die Politik in Deutschland seit ca. 2005 weniger von strategischem Denken (Zeiträume > 1 Wahlperiode) als viel mehr von reflexartigen Zuckungen, Schockstarren und sehenden-Auges-ins-Verderben-rennen geprägt.
Hier gilt es, Vertrauen aufzubauen. Nichts tötet Loyalität schneller als der Eindruck, verheizt zu werden. Schütze Arsch marsch marsch hilft da nicht.
@IstEgal: Ich weiss ja nicht ob ich das falsch verstehe. aber so wie ich das sehe handelt es sich bei der Stationierung der Brigade 42 in Litauen um eine dauerhafte Stationierung und nicht um einen Einsatz. So wie schon seit Jahrzehnten Bundeswehrsoldaten dauerhaft in Holloman (USA), bis in die 90er-Jahre in Beja/ Portugal, in verschiedenen NATO-Stäben, bei der Dt./Frz. Luftransportstaffel in Frankreich stationiert sind und werden. Nun alles etwas größer und auch dauerhaft. Und ja, das wird für einzelne Soldaten Härten bringen, aber noch geht man ja davon aus, dass man genügend Freiwillige findet.
Oder werden bei den o.g. Verwendungen alle Soldanten gegen ihren Willen dorthin befohlen?
Ich erkenne durchaus an, dass die Versetzung nach Litauen schwierig sein kann, aber mich wundert schon, wenn in einer sicherheitspolitischen Lage wie gerade als Erstes über Zuschläge, Vergünstigungen etc. diskutiert wird. Kernaufgabe der Bundeswehr ist doch Landes- und Bündnisverteidigung, dann sollten die Truppen doch auch dort stationiert sein, wo man das Bündnis am ehesten verteidigen muss.
Und ja, auch in der freien Wirtschaft gibt es durchaus Verlagerungen bei denen plötzlich Jobs in Regionen angeboten werden, in dei man eher nicht wollte. Da bleibt dann am Ende auch nur die Wahl zwischen mitgehen oder kündigen.
So schnell wird es wohl nichts werden mit der Infrastruktur vor Ort. Der SPON meldet heute (leider Zahlschranke):
„Vertraulicher Kabelbericht
Geplante Stationierung deutscher Brigade stellt Litauen vor »gewaltiges finanzielles Problem«
Litauen hat lange auf die Stationierung einer deutschen Kampfbrigade im Land gepocht. Doch nun stellt das Projekt die Regierung in Vilnius nach SPIEGEL-Informationen vor erhebliche Schwierigkeiten. Es geht vor allem ums Geld.“
Vielleicht bleibt dann doch b.a.w. die Rotation ? Ich sehe nicht, warum wir LTU auch noch die Infrastruktur bezahlen sollen, Kostenteilung war doch sicher ausgemacht. Hätte LTU ‚mal vorher in die Lastenhefte für Infra geschaut 😎
[Ich besorge mir mal den zugrunde liegenden Bericht aus Vilnius, auf den sich Spiegel bezieht, und schaue mal rein… T.W.]
@IstEgal Ich bin Ü50 und für 3 Jahre in Frankreich stationiert. Die Grenze ist nah und die Kinder gehen auf deutscher Seite zur Schule. Allerdings nur halbtags und meine Frau musste ihr vorherige Arbeit aufgeben. Finanziell macht man kein Minus, aber wenn ich noch mal vor der Entscheidung stehen würde, würde ich auch für mehr Geld ablehnen. Der Aufwand steht in keinem Zusammenhang zum Benefit. Ausufernde deutsche Bürokratie aufgrund des Umzugs (600 km+), schlechtere Schulen als am vorherigen Wohnort, Ärger mit dem französischen Vermieter (keine Heizung seit 4 Wochen im Winter), Einbruch in das leer stehende Haus in Deutschland, kaum vorhandene Fremdsprachenkenntnisse bei den Franzosen, was den Alltag noch mal erschwert. Nebenbei muss man sich in den neuen Dienstposten einarbeiten, weil die Arbeit nicht zum Stellenprofil und den Vorverwendungen passt. Ja, Jammern auf hohem Niveau, aber mir ist die Lust auf Auslandsverwendungen gehörig vergangen. Als Single sofort, aber mit Familie: No way. Einziger Vorteil: Die Stadt und die Gegend ist schön. Frau ist halbwegs zufrieden. Wir haben vorher auf dem Land gelebt.
@IstEgal: Gelegentlich scheint ein Name auch Programm zu sein. Natürlich gibt es soziale Gründe, die eine Heranziehung zu einer Auslandsverwendung verhindern. Ich erinnere da an 1991-1994. Z.B. das Elbe-Weser-Dreieck, hier der LK Stade wurde von ca. 5.000 DP auf 3 (= Wehrdienst Berater) reduziert. ALLE hier stationierte Soldaten mussten örtlich verändert werden. Der Regionalkoordinator, Kdr x7 musste „Härtefälle“ identifizieren, um diese heimatnah auf möglichst nahe gelegenen DP „unterzubringen“. Eine schwierige, aber lösbar Aufgabe. Als Zuständiger für die Umsetzung des Auftrages bedeutete das – neben Normalauftrag, AAPs von ehem. NVA-Soldaten – ein enormer Zusatzauftrag mit – so von mir empfunden – historischer Dimension. Er wurde durch das Personalführungs-System der BW in enger Abstimmung Betroffene-Disziplinarvorgesetzte-S1 Pers-PST bewältigt. Unter wachsamen Augen des Wehrbeauftragten. Und auch der historische Auftrag für die Brig LIT wird gelingen. Dabei geht es um den Aufbau von etwas Neuem. Nicht um Abbau. Gibt es eigentlich etwas schöneres als einen solchen Auftrag?
@all
Zum Thema „Litauen fehlt das Geld für Infrastruktur für deutsche Brigade“ gibt es jetzt einen neuen Thread; evtl. Debatte dazu bitte dort.
Ich kann nur für meine Familie sprechen. Meine beiden Jungs haben die Offizierslaufbahn bei der Bundeswehr eingeschlagen. Und die wissen sehr genau, dass diese Entscheidung auch familiäre und persönliche Härten gerade im Zusammenhang mit Auslandseinsätzen oder Stationierungen beinhalten kann. Trotzdem werde ich sie immer bestärken, ihren Auftrag mit persönlichem Einsatz und Engagement zu erfüllen und zuerst die Chancen solcher Verwendungen zu sehen und diese auch zu nutzen. Ehrlich gesagt geht mir die in der Bundeswehr weit verbreitete „Jammer-Mentalität“ sogar ziemlich auf den Senkel!
@ Grundwehrdienst
Nichts für ungut, aber Ihre Einlassung ist wenig glaubwürdig. Das Thema Stationierung im Ausland ist derart neu, dass es nicht handlungsleitend für die Berufswahl Ihrer Söhne gewesen sein kann – zumindest nichts fürs Heer. Und darum geht es hier. Nicht um die Ausbildung zum Jetpiloten, die schon seit 50 Jahren in den USA stattfindet.
@Hans Dampf
Sowohl Auslandseinsätze als auch Stationierungen im Ausland sind nun wirklich auch für die Bundeswehr nicht neu. Selbst hier im Strang finden sich etliche Beispiele. Und auch wenn der Standort und der Umfang in Litauen neu und für das Heer eine große Herausforderung sind, mir ging es vor allem um die persönliche Einstellung, wie man mit solchen Herausforderungen als Soldat möglichst positiv umgehen sollte. Und zwar ganz unabhängig davon, dass meine Jungs tatsächlich bei der Luftwaffe dienen. :-)
Ich denke es gibt Alternative. Gerade Neuzugang Finland. Grenze mit Russland mehr als 1300km. Da bestimmt auch Bedarf an Unterstützung. Was wäre da lieber? Tundra bei – 30 grad? ;)
Ich habe beruflich ab und zu mit BW zu tun, das wegen denke das ist ein Riese mit Steinfüsse. Es ist auch klar das war auch Interesse das das so bleibt. Das wegen meine erste ehrliche Reaktion nach der Entscheidung wegen Brigade war „Oh nein, kann man nicht Militär anderen Land ansprechen?“ Diese Diskussionen einfach macht kein großes Vertrauen dass im Not wird auch richtig reagiert. Es tut mir leid für die alle die wirklich bei BW arbeiten aber bei heutige Situation wäre statt Ukraina Deutschland als Ziel gewählt – wäre schon Rote Fahne am Brandenburger Tor…
Das Haus, der Hof kann verkauft, vermietet, verpachtet werden. Schwierig wird‘s offensichtlich erst, wenn der Gartenzwerg aus dem Vorgarten fehlt.
Freunde, Bekannte und entsprechenden Anschluss findet man weltweit. Schwierig wird‘s erst, wenn die Aufgeschlossenheit gegenüber anderen Völkern und eine gewisse Weltläüfigkeit völlig verloren gegangen ist, und nur noch nackte Arroganz, Besserwisserei und Piefigkeit zum Vorschein kommt.
Der Kontakt zu Eltern, Schwiegereltern ist dank hervorragender Technik au Litauen bedeutend einfacher als im deutschen Entwicklungsland.
Frech ist es allerdings, nicht auf sein Reitpferd, die Hollywoodschaukel, die Sauna oder den eigenen Pool verzichten zu wollen/können. Sarc.
Dummdreist ist es, den Steuerzahler, die Aldi-Kassiererin, den Amazon-Paketknecht die eigene Vollkaskomentalität bezahlen zu lassen.
Ganz, ganz schwierig wird es für diejenigen, die offensichtlich den Beruf verfehlt haben, aus ihrer Komfortzone den Ausgang nicht finden wollen und das Dienen mit Nine to Five an lediglich vier Tagen die Woche verwechseln.
Und für so manchen dieser „Salonkrieger „ soll sich die Steuerzahlerin Putzfrau Frieda und Krankenschwester Mareike noch mehr krummlegen für noch mehr Work-Life-Balance, für noch mehr Material/Ausrüstung?
Ich hoffe doch, dieser eklatante Widerspruch zwischen dem Wunsch nach Aufwuchs, dem Wunsch nach Equipment und eigenem Verhalten, eigener Einstellung ist überdeutlich geworden. Hoffentlich hat ja vielleicht so mancher bei dem Gedanken an Litauen seinen Kopf ausgeschaltet, sonst wäre das abgrundtief schämenswert diesem hochmotivierten litauischen Völkchen gegenüber. Die Hoffnung stirbt zuletzt.
Jetzt aber ganz schnell ab nach Litauen oder sofort die Uniform ausziehen!
@Nicolo15, also bei. Thema Material muss ich ihnen ganz klar wiedersprechen. Ja das kostet, aber ist auch im Falle eines Falles nötig. Dann braucht jede Einheit der Bundeswehr Vollausstattung und in irgendwelchen Hallen steht hoffentlich noch etwas mehr das man als Ersatz rausgeben kann.
Bei der Feuerwehr kommt man ja auch nicht auf die Idee das sich mehrere Wehren ein Löschfahrzeug teilen. Das mag vielleicht zum üben klappen, aber nicht im gemeinsamen Einsatz. Da kann man schlecht alle 5 Minuten das Material der Wehr geben in deren Abschnitt das Feuer gerade besonders intensiv brennt.
Weiß jemand, ob die „German training and exercise infrastructure requirements“ ein Simulationszentrum umfassen?
@ KPK
Grundsätzlich ja. Von der Panzerei kennen Sie ja sicher ASPT und AGPT – da Containerlösung auch nicht sonderlich schwer umsetzbar, ersterer sollte also in jedem Fall machbar sein. Handwaffensimulator AGSHP wäre prinzipiell auch kein Hexenwerk, man bräuchte nur eine passende Halle. Allerdings kann ich nicht beantworten, ob derzeit überhaupt genügend Simulatoren im Heer zur Verfügung stehen, ich hörte von einer anstehenden Erneuerung.