Kampfhubschrauber Tiger wird sechs Jahre eher ausgemustert als bisher geplant
Die Rüstungsberichte, die das Verteidigungsministerium in mehr oder weniger regelmäßigen Abständen veröffentlicht, sollte ich doch etwas genauer lesen: Erst durch den Tweet eines britischen Luftfahrtkollegen bin ich drauf aufmerksam geworden, dass die Bundeswehr ihren Kampfhubschrauber Tiger bereits 2032 ausmustern will – ganze sechs Jahre eher als bislang geplant.
Die Änderung steht, ganz offen, im 18. Rüstungsbericht, den das Verteidigungsministerium am (gestrigen) Dienstag veröffentlichte:
Wesentliche Änderung seit der letzten Berichterstattung
Der KH TIGER wird in 2032 aus der operativen Nutzung genommen. Bis zu diesem Zeitpunkt wird die Flotte schrittweise bis 2028 auf 33 reduziert, wovon bis 2032 mindestens 24 Luftfahrzeuge im Bauzustand „Afghanistan Stabilisation German Army Rapid Deployment (ASGARD)“ erhalten bleiben. Auf diesen Bauzustand sind bis Ende Oktober 2023 bisher insgesamt 13 Luftfahrzeuge umgerüstet (…)
Die Flottenreduktion TIGER ermöglicht die anteilige Übernahme der Fähigkeitsbeiträge KH TIGER durch Aufnahme und Betrieb der Brückenlösung LKH [Leichter Kampfhubschrauber]. Bei der Ausplanung des Fähigkeitstransfers TIGER-LKH ist neben der Ausbildungs-/Professionalisierungskonzeption LKH ebenfalls die bestehende deutsch-französische Ausbildungskooperation zu berücksichtigen.
Nach dem vorangegangenen 17. Rüstungsbericht vom Juni vergangenen Jahres war die Ausmusterung noch für das Jahr 2038 vorgesehen:
Im Fokus liegt weiter die Verbesserung der Verfügbarkeit des Waffensystems mit dem Ziel, die materielle Einsatzbereitschaft zu erhöhen. Dazu wird auch die Herstellung des einheitlichen Bauzustandes ASGARD beitragen. Im Rahmen dieses Vertrags wurden bisher 13 umgerüstete Hubschrauber ausgeliefert.
Entscheidungen zu einer Anpassung der vorgesehenen Nutzungsdauer (aktuell Ausphasung des letzten Hubschraubers im Jahr 2038) und zum Umfang von Weiterentwicklungsmaßnahmen stehen aus.
Das Ende des Tiger, da noch mit dem Zieljahr 2038, hatte sich bereits im Mai vergangenen Jahres abgezeichnet – und kam nicht überrraschend. Dass das Ende jetzt um sechs Jahre vorgezogen wird, ist offensichtlich einer beschleunigten Planung für die Einführung des Leichten Kampfhubschraubers geschuldet.
Den Einstieg in eine Beschaffung des Airbus-Helikopters H145M als LKH und damit als zumindest zeitweisen Ersatz für den Tiger hatte der Haushaltsausschuss des Bundestages im Dezember vergangenen Jahres gebilligt. Die Abgeordneten gaben 2,1 Milliarden Euro für zunächst 62 Hubschrauber frei. Allerdings sind für die 62 Helikopter – und weitere 20 als Option – bislang nur 24 Rüstsätze Kampf vorgesehen. Der Rechnungshof hatte bemängelt, damit werde ein Hubschrauber beschafft, der zwar fliegen, aber nicht kämpfen könne.
(Archivbild Februar 2013: Kampfhubschrauber Tiger im ISAF-Einsatz in Afghanistan beim Start in Mazar-e Sharif – Sebastian Wilke/Bundeswehr)
Im letzten Rüstungsbericht ist vom „operationellen Ende“ die Rede und in dem 17.ten von der „Ausphasung. Das wiederspricht sich nicht, lediglich sagt es, dass ab 2032 nicht mehr operationelle mit dem Tiger geplant wird, er aber bis 2038 fliegt und dann abgerüstet/verschrottet/ausgephast wird.
MfG
Ja…hatte es auch gelesen…
ich vermute mal stark wirtschaftliche Gründe hinter dieser Entscheidung!
Außerdem hat man wohl wenig Hoffnung aus den verbliebenen Tigern noch für bezahlbares Geld einen guten, verfügbaren und zuverlässigen Kampfhubschrauber zu machen. Aber der Tiger ist aktuell einfach schlecht verfügbar. Der wichtige einheitliche Umbau auf ASGARD scheint nicht stattgefunden zu haben.
Neue Effektoren (wie Spike) fehlen auch… und die alten Effektoren sind nicht mehr verfügbar oder einsetzbar.
Gleichzeitig werden die bestellten H145M zuverlässig und schnell zulaufen…
letztendlich kann man mit dieser Lösung das Minimum an 48 an die NATO gemeldeten Kampfhelikopter stellen (24 Tiger und 24 H145M)
spannend ist was danach kommt…
wenn man einen richtigen Ersatz für den Tiger anstreben sollte…dann muss man hier zeitnahe in eine Evaluation einsteigen…
oder man stellt ab 2032 dann einfach 48 H145M mit HForce bereit!?
und kann gemütlich Mitte der 2030er sich bzgl Zukunft Gedanken machen.
Das kommt jetzt nicht so überraschend. Da kommen halt zwei Dinge zusammen die beide gegen den Tiger sprechen. In einem Bundeswehrvideo wurde gesagt, dass Kampfhubschrauber allgemein in zukünftigen Gefechtszenarien in der Panzerabwehrrolle keine Rolle mehr spielen. Diese Rolle sollen zukünftig Dronen übernehmen. Der zweite Faktor dürften die dauernden technischen Probleme und die damit verbundenen Kosten sein.
Ja, das war zu erwarten, dass der Tiger bei dieser Großbestellung des H145M früher gehen muss.
Den Kritikern sei gesagt, dass es zwar erstmal nur 24 Rüstsätze für den Einsatz als „Kampfhubschrauber“ geben wird, aber mindestens 48 Helikopter dafür vorbereitet sind und einfach nachgerüstet werden können.
Denn die NATO-Zusage lautet 48 Helikopter.
Lieber ein Ende mit Schrecken als ein Schrecken …
Ach, lassen wir das, was für ein Armutszeugnis: Tiger, NH-90 fliegen – in erster Linie raus, bei mehreren Ländern.
Das letzte Projekt im militärischen Luftfahrtbereich, was gut in Kooperation mit Frankreich lief war vielleicht noch der Alpha Jet, aber da war auch Dornier dabei.
Sollte man für aktuelle zukünftige Projekte im Hinterkopf halten. Auch außerhalb des Luftfahrtbereichs.
Erinnere ich mich richtig, sollten nicht schon länger mehr Umrüstungen auf ASGARD stattgefunden haben?
Aufgeschoben ist nicht aufgehoben. Da wird hier in Midgard doch noch Kohle fällig.
Nicht so befriedigend.
Wozu noch teuer umrüsten? Das erhöht den Klarstand auch nicht. Dann lieber beschleunigt die „Brückenlösung“ beschaffen und den Tiger ausphasen. Dieser Tod auf Raten hilft doch niemanden.
Ich bin gespannt auf die Kommentare mit Forderungen ala „Deutschland braucht einen schweren Kampfhelikopter, alles Mist…“.
Vielleicht kann man den technischen Fortschritt einfach anerkennen und endlich das Geld in Drohnen aller Art mit KI (eigentlich nur etwas ala SMART 155mm Submunition) stecken. Ist deutlich günstiger und ohne Menschen als Piloten einfacher ersetzbar als ein großer Kampfhubschrauber.
Und immer dran denken, Monatsvorrat an Drohnen samt passender Munition bitte einlagern ;D. Verbrauchsschätzung bitte in der Ukraine anfragen.
Dass man den TIGER früher ausmustert ist nur folgerichtig.
Auch wenn valide Informationen in der Öffentlichkeit rar gesäät sind, ergibt sich das Bild, dass der TIGER teuer, wartungsintensiv und als PAH weder zeitgemäß bewaffnet noch in einer anderen Rolle (CAS) sinnvoll nutzbar ist (keine ordentliche Bordkanone für den Nahbereich, abgesehn von den PODs).
Da die Bedeutung der „fliegenden Kavellerie“ ja momentan sehr kontrovers diskutiert wird und die Tendenz eher zu einem „Befehlshelikopter/Flugzeug“ geht, das die Aufklärung/Gefechtsfeldbeobachtung selbst erfüllt und viele, viele Effektor-Drohnen befehligt, erscheint mir im ersten Moment der Fähigkeitenverlust verkraftbar. (wobei mir gerade nicht wirklich eine Fähigkeit einfällt, die verloren geht – man möge mich hierzu gerne berichtigen)
Im Prinzip gehen wir wieder den konzeptionellen Schritt zurück zur „BO105 2.0“
Vielleicht ist das der eine Fall unter tausend, wo sich Zögerlichkeit auszahlt…
Der erste Gedanke beim lesen der Überschrift. Dann gehen die bestimmt in die Ukraine, aber dann hab ich 2032 gelesen.
Im Grunde wird der H145M doch durch den entsprechenden Rüstsatz zum Nachfolger des Tiger und praktisch zum Rebuild des einstigen PAH auf Basis der BO-105, oder?
Mal abgesehen von der für die NATO-Anforderung notwendigen Menge: Kann der H145M denn auch das gleiche Aufgabenspektrum wie der Tiger erfüllen? Bei Panzerabwehr sehe ich kein Problem. Aber wie steht es mit Luftnahunterstützung und Selbstverteidigung gegen andere Hubschrauber? Und wenn dies in Rüstsätzen stattfindet: kann der H145M wie der Tiger mehrere verschiedene Waffensysteme gleichzeitig tragen oder immer nur eine der drei Rollen wahrnehmen?
Zudem stellt sich mir die Frage, ob die 48 Hubschrauber (unabhängig von der Art des Systems) ausreichend sind für die zukünftigen Verpflichtungen in der NATO: Wenn eine Brigade der BW in Litauen stationiert wird, erhält diese die Luftunterstützung durch andere NATO-Staaten oder werden ihr deutsche Hubschrauber zugeordnet? Denn die restlichen Verbände der Bundeswehr sollten nach meinem Verständnis ja ebenfalls auf diese Systeme zurückgreifen können. Dazu kommen noch die Systeme, die sich turnusmäßig in der Instandsetzung befinden.
Großer Vorteil des H145 ist natürlich, dass die Basisausbildung der Piloten eh auf diesem System stattfindet.
Letztendlich sollte man froh sein, dass das Thema Tiger für die Bundeswehr frühzeitig geschlossen wird. Das die Bundeswehr reine Kampfhubschrauber benötigt ist unzweifelhaft . Oft genug hat der Einsatz der schlanken Kampfflugzeuge ein Gamechanger in vielen Übungen gespielt .
Unterm Strich ist es jedoch ein verkorkstes und nur mit viel Geld und Schweiß bestehendes System . Politisch gewollt und nicht gekonnt !
Dem gegenüber ist der Apache z.B. ein perfektes System. Die USA entwickelten Ihn aus einer langen Erfahrung mit Kampfhubschrauber und einer über tausendfachen Vita. Auch bei den noch zwei übrig geblieben Deutsch-Französischen Zukunftsprojekten ( Panzer und Jet ) sollte Vernunft herrschen . Ein wenig Marktwirtschaft wäre angebracht .
Sehen Sie es Mal andersrum. So kriegt Deu 30 Mehrzweckhubschsrauber die im Zweifel auch zivil eingesetzt werden werden können. Sandäcke fliegen. Und Löschsäcke fliegen bei Waldbränden und Rettungseisätze fliegen, mit Winde. Kann nicht verkehrt sein für einen Staat überhaupt etwas zu haben.
Stand 2024 noch nicht mal voll eingeführt/einsatzbereit (zuletzt 9 von 51) und soll schon ausgemustert werden und mit mehrfach nach oben korrigierter Geschwindigkeit so unfähig ist man, einen Hubschrauber ans Fliegen zu bekommen.
Nicht, dass sie mich gleich vor ein Erschießungskommando gestellt hätte, als ich darauf bestand, dass die Bo-105 durch einen vergleichbaren Hubschrauber (ziviles Modell, angebaute Waffen) ersetzt wird. Jetzt macht man genau das.
Besser wird es dadurch nicht. Man macht es nämlich nur vorübergehend, dann kommen die Ersatzkampfhubschrauber. Woher? Vom Herrn und Meister aus den USA. Genau, was mit Tiger, H145M, dem Verbot an Airbus die Militärsparte an BAE zu verkaufen und den USA-free Klauseln in Rüstungsausschreibungen verhindert werden sollte.
Schlammstapfer:
In einem Bundeswehrvideo wurde gesagt, dass Kampfhubschrauber allgemein in zukünftigen Gefechtszenarien in der Panzerabwehrrolle keine Rolle mehr spielen. Diese Rolle sollen zukünftig Dronen übernehmen.
Genau. Und weil zukünftig Drohnen eingesetzt werden sollen, deren Wirkung glaubte man mir auch nicht, bevor man es in der Ukraine sah, beschafft man jetzt, statt Drohnen, H145M mit Waffenrüstsätzen.
Alles nur Idioten! Kommt der Krieg, sind wir mit solchen Politikern dun Soldaten am Arsch!
Das es mit den Kampfhubschrauber Tiger kommen würde bei all den Problemen der Tiger hat war abzusehen stadt den H145M als Nachfolger für den Tiger sollten der Verteidigungsminister mit den Americaern sprechen sollte sich den AH 64 neuste Ausführung Zeigen lassen.
Mfg.
vielleicht kann Deutschland/Europa ja als 50% Partner beim Future Attack Reconnaissance Aircraft (FARA) Programm der US Amerikaner einsteigen. Dann mit einer Produktionslinie in Europa und einer in den USA.
wichtiger scheint es aber offenbar, dass man evakuiert, welche Fähigkeiten man in 15/20 Jahren überhaupt benötigt und wie diese am wirtschaftlichsten bereitstellen kann.
@Jürgen König und Dietrich, Willkommen im Krieg der Vergangenheit.
Warum weiter für viele Millionen eine komplexe, nur durch entsprechend ausgebildetes Fachpersonal bedienbare, fliegende Waffenplattform kaufen, wenn ich für einen Bruchteil des Geldes auch „Rüstsätze“ kaufen kann mit der die einzelne Rakete / Bombe fliegen und minimal zielen lernt und für deren Bedienung jeder zivile Drohnenpilot in wenigen Stunden „umgeschult“ werden kann?
Ich sehe es so, wie einige Andere hier.
Das Konzept reiner Kampfhubschrauber ist tot in seiner jetzigen Form. Besser, man nimmt angepasste Standard-Helikopter, die man auch anderweitig nutzen kann.
Dass ich kein Freund es H145M in dieser Rolle bin, sondern des H160M, habe ich oft gesagt. Aber die Zukunft wird zeigen, ob das H-Force Paket nicht noch den Weg in andere Helikoptertypen der Bundeswehr findet, denn aktuell wird neben fast jedem Helikopter von Airbus sogar der NH90 evaluiert.
Frage an den Hausherren: wie steht man denn in FR zum Tigre?
Hoffentlich machen wir es nicht wie mit der Heeresflugabwehr und stehen hinterher wieder blank da.
Ansonsten war die Mühle ja für eh‘ für nix gut. Warum behalten die Amerikaner eigentlich ihr „Apaches“?
Die sind ja im Vergleich ja schon „uralt“.
Ex-ex sagte am 01.02.2024 um 21:21 Uhr:
„Alles nur Idioten! Kommt der Krieg, sind wir mit solchen Politikern dun Soldaten am Arsch!“
@TW: Lieber Hausherr, ich finde die Sprache des Kommentators unangemessen – und hoffe, dass solche Kommentare/Passagen künftig der Moderation zum Opfer fallen.
Der H145M ist kein direkter Nachfolger bzw. kann den Tiger in der Aufgabe nicht voll ersetzen, das sollten langsam alle zur Kenntnis nehmen. Es ist eine Übergangslösung, bis entschieden ist, was danach kommt.
Aber da die Milliarden, die der Tiger noch kosten würde, nicht sinnlos ausgegeben werden sollen, sind sie bei fliegenden (nicht stehenden) H145, die teilweise de Tiger ersetzen, deutlich besser aufgehoben.
Ab 2030/32 muß dann neu geschaut werden, bis dahin sind die Mrd. für die großen Ersatz-Anschaffungen der deutlich notwendigeren Systeme (für CH-53, P-3C, Tornado. Sea Lynx, die mehr als 40-50 Jahre im Einsatz sind), wie CH-47, P-8A, F-35, Sea Tiger, ausgegeben.
@ Dietrich
Statt AH64 sollten sie sich lieber den Raider X zeigen lassen passt besser.
Über die generelle Nutzlosigkeit menschengesteuerter Kampfhubschrauber wäre ich mir nicht so sicher. Solange die Drohnen nicht vollautonom agieren, bleibt das Restrisiko der elektromagnetischen Störung bei gleichzeitig eher geringer Waffenreichweite der Drohnen. Und wie die Drohnen das Feuern aus der Deckung wie ein guter Kampfhubschrauber beherrschen, ist bisher auch nicht belegt.
Dass der H145 als eigentlicher Kampfhubschrauber untauglich ist, dürfte jedem klar sein, der den Tiger im Flug gesehen hat, welche Wendigkeit bis zum ansatzlos geflogenen Looping er aufweist. Außerdem vergleiche man die Silhouette, die beim H145 die RPG geradezu einlädt. Grundproblem des deutschen Tigers ist doch, dass er bei hervorragender Avionik waffentechnisch bescheuert konfiguiert wurde. Der Verzicht auf eine helmgesteuerte leistungsfähige Bordkanone konnte ja nur hierzulande einigen merkwürdigen Fachleuten eingefallen sein, die wieder einmal alles anders haben mussten (als z,B. Spanien und Frankreich). Und dass die lächerliche Stückzahl die Wartungs- und Weiterentwicklungskosten pro Heli natürlich in irrwitzige Höhen treiben würde, musste auch klar sein.
Weiß hier jemand, ob Spanien und Frankreich die Tiger auch ausmustert?
Mal ganz off topic: Jetzt fangen wir beim HK416 (Made in Germany) auch schon wieder an, alles anders als die Verbündeten zu konfigurieren und die Kompatibilität im Ernstfall zu zerstören. Ist das eine typisch deutsche Marotte? Ich denke, die Invasion Italiens im 2. Weltkrieg hat gezeigt, welche Verluste waffentechnische Inkompatibilitäten unter verbündeten Streitkräften hervorrufen können.
Wann kommen wir ENDLICH einmal weg davon, jedes System umschnitzen zu müssen?
@Dominik
Zitat: „Und immer dran denken, Monatsvorrat an Drohnen samt passender Munition bitte einlagern ;D. Verbrauchsschätzung bitte in der Ukraine anfragen.“
Sehr schön. Aber ich wette, genau dass werden die Beschaffer wieder „vergessen“ zu beschaffen.
Die Frage ist allerdings, was genau man „einlagern“ soll. Die technische Entwicklung schreitet so rasend voran, dass heute beschaffte Dronen schon in einem Jahr obsolete sein könnten. Denken Sie mal an Bayrakter TB 2 und Switchblade. Die galten noch vor 1-1,5 Jahren als Renner. Heute sind sie praktisch vergessen.
Die H145 als „Aushilfs“-Panzerkiller verschaffen Zeit zum Nachdenken aber irgendwann werden die Beschaffer auch beschaffen müssen.
Im 18. Rüstungsbericht steht ja noch mehr drin als nur der Tiger.
Hier der Versuch einer (kommentierten) Zusammenfassung:
Der vielleicht langweiligste Rüstungsbericht, den es je gab. Und das ist ein gutes Zeichen. Denn wer interessiert sich schon für eine Materiallage, die sich schrittweise kontinuierlich verbessert? „Langsam ernährt sich das Eichhörnchen“ – so der Tenor bei vielen Projekten.
Kernpunkte:
„Habemus 2% BIP!“ Dank Sondervermögen können z.B. die Ausgaben für Materialerhaltung in 2024 um 30% gesteigert werden. Der 18. ist der erste Rüstungsbericht seit langem, der hier nicht Alarm schlägt, und der sich auch sonst zufrieden zeigt mit der aktuellen Finanzsituation.
In den nächsten Jahren wird sich jedoch zeigen, ob das gerade nur die Party auf der Titanic ist, die mit voller Fahrt auf den Eisberg zusteuert. Ende 2027 wird das Sondervermögen aufgebraucht sein. In jenem Jahr werden aber nur 114 Millionen Euro an Beschaffungen aus dem regulären Einzelplan 14 finanziert, was eine auskömmliche Finanzierung der Bundeswehr in allen anderen Bereichen ermöglicht. Wo dann 2028 die > 20 Mrd. Euro für Beschaffungen herkommen sollen, steht in den Sternen.
[Die grundsätzliche Frage, ob die Fortschritte vor dem Hintergrund der Weltlage schnell genug sind, kann dieser Bericht ohnehin nicht beantworten.]
Zu einzelnen Rüstungsprojekten: Tiger werden 2032 ausgemustert, Patriot-Systeme werden neu beschafft, es gibt Probleme bei der Eurodrohne zwischen Airbus und Dassault. (Und es sollen zusätzliche Heron TP genutzt werden, wenn ich das richtig sehe.)
Zum Rüstungswesen:
– Die Besetzungsquote der Dienststellen im BAAINBw liegt bei 88,53%. In Zahlen fehlen 1451 Vollzeitäquivalente. Qualitative Aussagen (d.h. welche Funktionen/Qualifikationen fehlen) gibt es keine
– Die Bedeutung des NATO Defence Planning Process [NDPP] wird betont.
[Nur warum dann als eines der schnellsten Projekte von allen ARROW III durchgedrückt wird, das dem Vernehmen nach gar nicht von der NATO gefordert wird, erschließt sich auch aus dem 18. RB nicht.]
Haushalt:
Alles schick dank Sondervermögen.
Das heißt: Alles schick bis 2027.
Militärische Beschaffungen steigen von 8,9 Mrd in 2022 auf 22,0 Mrd in 2024. Das Niveau bleibt auch in den Folgejahren konstant hoch, jedoch mit einem SV-Anteil, der auf > 99% anwächst.
Die Planungen für Betreiberlösungen und Materialerhaltung zeigen den Aufwuchs, den das Verschieben der Beschaffungen in das Sondervermögen ermöglicht:
Betreiberlösungen:
Finanzansatz 2024 zu 2023: + 24%
Deutlich auch der Unterschied im Vergleich zu den Planungen Anfang 2023 (16. RB):
+ 450 Mio Euro mehr für 2024 (jetzt 4,8 Mrd Euro)
+ 1 Mrd Euro mehr für 2025ff (jetzt 5,3 Mrd Euro)
Darunter: „Mehrausgaben […] für den German HERON TP, da zusätzliche Luftfahrzeuge bereitgestellt und eine Erprobung in Deutschland durchgeführt werden sollen.“
[Letzteres wurde schon angekündigt, die zusätzlichen Lfz sind mir neu.]
Materialerhaltung:
Finanzansatz 2024 zu 2023: + 29%
Planung Anfang 2023: Stagnation bei +/- 5,5 Mrd Euro bis 2026
Planung Anfang 2024: 6,9 Mrd Euro in 2024 und weiterer Anstieg bis 7,8 Mrd Euro in 2027
Kleiner Wermutstropfen: „Ursächlich für die steigenden Mehrbedarfe sind u. a. die stark gestiegenen Lohn- und Materialkosten für alle genannten Bereiche.“ Von daher darf man die Frage stellen, wie viel von der Erhöhung als reales Plus in der Truppe ankommt.
Zu den Großprojekten:
Es gab keine Änderung bei den betrachteten Großprojekten zum 17. RB.
Unverändert offene Fragen bei den nicht mehr aufgeführten Projekten:
– C-130J Hercules
Wie geht es weiter mit der „zeitlich sehr ambitionierten“ Entwicklung zur FOC inkl. der im 16. RB schon als verspätet beschriebenen DIRCM-Installation?
– F125:
Hat die BaWü im Juli 2023 ihre technische Einsatzreife erreicht?
Laufen die Instandsetzungsphasen ab wie geplant, so dass die Einheiten von der Marine für Ausbildung und Einsatz genutzt werden können?
Wurde die IT akkreditiert und die Versorgungsreife hergestellt?
Hier wäre es schön, wenn die Berichterstattung fortgesetzt werden würde.
Die Projekte im 18. RB:
– NH90:
Leicht positive Tendenzen lassen sich erahnen:
„Die Verfügbarkeit des Systems hat sich zwar stabilisiert, jedoch auf nicht befriedigendem Niveau.“
[Wir sind bei ausreichend angelangt.]
Seit Januar 2024 gilt jetzt der Performance Based Logistics (PBL)-Vertrages zur Leistungserbringung durch die Industrie (Schwerpunkt Ersatz- und Austauschteile) im vollen Umfang. Ob er die Lage deutlich verbessern kann, werden wir in den nächsten Berichten lesen.
Es bleibt bei 20 Vorserien-Huschraubern, die in Frankreich bis Ende 2024 einem Retrofit unterzogen werden (bis jetzt 9 fertig, d.h. +3 seit 17. RB, +2 seit 16. RB) und 8 Hubschraubern, die in Deutschland bis Anfang 2024 ihr Retrofit bekommen sollen (bisher 6 fertig, d.h. +3 seit 17. RB, +1 seit 16. RB).
[Bleiben 13 Hubschrauber für 12 Monate. Man darf gespannt sein.]
Vertragsschluss für das Software Release 3 (im Rahmen des Upgrade-Programms THOR – EloKa, SATCOM, Obsoleszenzbeseitigung, Verbesserungen für Spezialkräfte) soll im ersten Halbjahr 2024 sein (statt Ende 2023 (17. RB), statt Mitte 2023 (16. RB), statt Anfang 2023 (15. RB)).
Dennoch unverändert: „Nach derzeitiger Planung kann die Musterintegration SWR3 Mitte 2029 abgeschlossen sein.“
„Für den überwiegenden Teil der [THOR-] Maßnahmen ist die Musterintegration in den NH90 TTH bereits beauftragt und bei der Industrie in der Ausführung.“
15. RB: Unklar, ob genug HH-Mittel für das Upgrade der gesamten TTH-Flotte (mit SWR3, SATCOM, Eloka) zu Verfügung stehen.
16. RB: Keine Aussage, ob Reduzierung oder vollumfängliches Upgrade.
17. RB = 18. RB: SWR3 sollen alle Hubschrauber bekommen. Keine Aussage zu den anderen Upgrade-Punkten.
– NH90 Sea Lion:
Langsam ernährt sich das Eichhörnchen – auch und gerade hier.
Unverändert:
„Die Auslieferung der 18 Lfz NTH SEA LION wurde Anfang 2023 abgeschlossen.“
Davon wurden 6 in Step 2 Konfiguration geliefert, d.h. 12 müssen noch nachgerüstet werden.
Ausgelieferte Nachrüstungen auf Step 2 (geplant 2022-2025):
1. Maschine Mai 2023, 2. Maschine bis Ende 2023
[Wie viele Maschinen wohl gerade bei Airbus zur Umrüstung stehen?]
Der Full Mission Simulator (FMS) ist „Ready-for-Training“ seit der 50. KW 2023 (nachdem erste Abnahmetests Anfang 2023 nicht bestanden wurden.). Nicht zuletzt deswegen lag „der Ausbildungsstand der Lfz-Besatzungen […] weiterhin unter den Erwartungen.“
Exemplarisch für den NH90:
„Der Flugbetrieb hat sich zwar stabilisiert, aber auf unbefriedigendem Niveau. Erste Erfolge der eingeleiteten Maßnahmen zur Verbesserung der Ersatzteilversorgung und des Instandhaltungsystems sind erkennbar.“
Positiv: Anteilige Übernahme der Aufgaben vom SEA KING seit Juli 2023 erfolgt (wie im 17. RB angestrebt). „Die vollständige Übernahme der Aufgaben wird spätestens Mitte 2024 erfolgen.“
[Heißt für mich zwischen den Zeilen: Die Sea King müssen ein paar Monate länger durchhalten (statt Nutzungsdauerende 2023), die Marineflieger können im Übergangszeitraum vielleicht nicht alle Leistungen erbringen, aber ab Mitte 2024 soll dann alles stehen.]
– NH90 MRFH:
Unverändert:
Auslieferungen November 2025 – April 2030
Erreichen Anfangsbefähigung (Unter- und Überwasserseekriegsführung) bis 2027
Erstflug ist am 30.11.23 erfolgt (statt Mitte 2023 (17. RB)).
– KH Tiger:
Jetzt geht es schneller zu Ende, als man denkt.
„Der KH TIGER wird in 2032 aus der operativen Nutzung genommen.“
Reduzierung der Flotte bis 2028 auf 33 Hubschrauber, bis 2032 auf mind. 24 ASGARD-Hubschrauber.
Doch auch bei den ASGARD-Umrüstungen geht es nicht voran. 33 ASGARD-Hubschrauber sollen bis 2026 ausgeliefert werden (zusätzlich zu den vorhandenen 12 Stück). Bis jetzt sind seit September 2020 13 umgerüstete Hubschrauber ausgeliefert, aber kein einziger seit dem 17. RB (vorher: +3 im 17. RB, +4 im 16. RB, +6 im 15. RB)!
Von einer zusätzlichen Wartungsstaffel ist schon gar nicht mehr die Rede, man will sich nur noch mit „Hochwertteilgewinnung“ und „Obsoleszenzbeseitigung […] zum Erhalt der Flugtauglichkeit […]“ ins Jahr 2032 retten. Welch ein Desaster.
[Womit klar ist: Auch der Tiger-Ersatz kann nicht mehr auf den Sankt-Nimmerleins-Tag verschoben werden.]
– STH (nahezu unverändert):
60 CH-47F Block II werden beschafft (weiterhin ohne Erwähnung der Luftbetankungsfähigkeit).
25 Mio Euro-Vorlage (05.07.23) und Vertragsschluss (11.07.23) wie geplant „vor der parlamentarischen Sommerpause“ erfolgt. (Auch wenn das eigentlich schon Ende 2022 erfolgen sollte (14. RB).)
Unverändert: Erste Auslieferung Mitte 2027
Neu: Letzte Auslieferung 2032
Nicht mehr im 18. RB erwähnt:
Beschreibung des umfangreichen Logistik-Paketes, inklusive Initial In Service Support: Die ersten 18 Monate Betreuung komplett durch die Industrie, die folgenden 18 Monate noch Logistik und Instandhaltung.
– Eurofighter (inkl. AESA):
Unverändert: Probleme mit (Software-) Entwicklung und Zulassung des ESCAN-Radars
Der Meilenstein „AESA Ende der Entwicklung“ bleibt bei +19 Monate und 2026 (statt 2024).
Neu: Dafür sind diverse Vertragsänderungen notwendig, aber einen Durchbruch bei den technischen und vor allem zulassungsrechtlichen Fragen kann man dem 18. RB nicht entnehmen.
(Hintergrund: Neuer Mehrkern-Mikroprozessoren erfordern neue Nachweismethoden sowie Zulassungskriterien.)
Tranche 4-Maschinen (zur Ablösung der Tranche 1) sollen weiterhin ab 2025 ausgeliefert werden. Nur ohne Zulassung des Radars (und damit des gesamten Flugzeugs?) bringt das keinen operativen Mehrwert.
Zum EF EK:
Alt: Die Erstbefähigung EK soll mit 15 Bestands-Lfz erreicht werden. [Umbau statt Neubau.]
Neu: 25 Mio. Euro-Vorlage für EUROFIGHTER EK Stufe 1 (System Definition Phase) wurde am 29. November 2023 beschlossen (für das Produkt AREXIS des Unternehmens SAAB).
Weitere Punkte in Arbeit:
– „Aktuell wird der Luft-Boden-LFK Brimstone 3 integriert.“ [Gut.]
– „Die Integration des derzeit mit dem WaSys TORNADO verwendeten LFK TAURUS befindet sich in der Planung.“ [Das heißt alles und nichts.]
Was nicht mehr auftaucht:
– Der Viernationale Radar 1+ Entwicklungsvertrag
– Das Nationale Test- und Entwicklungszentrums EUROFIGHTER (NaTE EF):
Erstbefähigung 2023 war das Ziel und Mitte 2023 sollte eine Entscheidung dazu erfolgen.
– Die angemahnten „Verbesserungen […] der Nachtsichtfähigkeit sowie der Fähigkeit zur verschlüsselten und störresistenten Kommunikation für das WaSys“
Weiterhin unverändert und positiv erwähnenswert die gute materielle Einsatzbereitschaft.
– F-35A Lightning II
Unverändert:
Aktueller Schwerpunkt: „Planungsprozess für die Infrastruktur als auch für die Aufnahme eines Flugbetriebes.“ Beides befindet sich „gegenwärtig im geplanten Zeitrahmen.“
Lieferung ab 2026
Neu: Rumpfmittelteile für F-35 werden von Rheinmetall in Weeze gefertigt.
[Doch noch ein kleiner nationaler Wertschöpfungsanteil.]
Nicht mehr im 18. RB erwähnt, aber dennoch weiter von Relevanz:
„Eine vollständige quantitative Übernahme der Fähigkeiten vom WaSys TORNADO einzig durch die F-35A ist auch auf Grund der Stückzahl von lediglich 35 Luftfahrzeugen nicht möglich.“
– A400M:
Einige Sachen kommen voran, neue Verzögerungen werden keine beschrieben.
Unverändert:
Der finale Bauzustand SOC 3.0 Standard Operating Clearance verspätet sich und soll jetzt erst Ende 2025 mit dem finalen „Certificate of Design“ (CoD) abgeschlossen werden. Die Anerkennung durch die Kunden wird dann im II. Quartal 2026 erwartet.
Neu: Daraus folgen Retrofit-Liegezeiten bis 2032 (!)
Auch die DIRCM-Integration bleibt stabil:
Nachweisflüge sind im ersten Halbjahr 2024 (ab März) geplant.
Abschluss der DIRCM-Qualifikation für II. Quartal 2025 geplant.
Wo es vorangeht:
– „Der Beitritt Deutschlands zum Engine Support Contract Step 2 [logistische Unterstützung der Triebwerke] ist am 4. Dezember 2023 erfolgt.“
Der Vorgängervertrag war bereits Mitte 2022 ausgelaufen und sollte durch einen Nachfolgevertrag abgelöst werden. Sowas dauert dann halt schonmal anderthalb Jahre…
– „Die Genehmigung zur Nutzung der Folgebefähigung 5 (GeNu FB 5) wurde im August 2023 erteilt, wodurch dem Nutzer weitere wichtige Fähigkeiten zur Verfügung gestellt werden.“
[Gut. Wie angekündigt. Nur welche Fähigkeiten das sind?]
Zusammenfassend:
„Der Fähigkeitsaufwuchs beim A400M verläuft stetig. Technische Probleme schränken auch weiterhin die Verfügbarkeit ein. Verbesserungen hat der Auftragnehmer zugesichert und werden schrittweise umgesetzt.“
Die Auslieferungen laufen und sollen unverändert bis 2026 abgeschlossen sein.
(Stand 31.10.2023: 43 von 53, d.h. +2 zu April 2023)
– Pegasus (unverändert):
Nach der Verschiebung der Grundbefähigung von 2025 auf 2027 im 16. RB geht es jetzt planmäßig weiter.
Angaben zum Erreichen der „vollständigen Fähigkeit“ (im 15. RB geplant für Mitte 2027) gibt es weiterhin keine.
– U212 CD:
„Gegenüber dem 17. Rüstungsbericht haben sich keine wesentlichen Änderungen ergeben.“
Wichtige Schritte:
Fertigungsbeginn des ersten Bootes (wie angekündigt) im September 2023 erfolgt
Critical Design Review“ 2024
Auslieferung: 2029
-K130, 2. Los:
Unverändert:
„Aufgrund von Minder- und Schlechtleistungen des Unterauftragnehmers (UAN) der Arbeitsgemeinschaft (ARGE) K130 für das Führungs- und Waffeneinsatzsystems (FüWES) kommt es zu Verzögerungen…“:
+ 2 Jahre für die Boote 6 bis 9,
+ 12 Monate für Boot 10 (statt + 10 Monaten im 17. RB)
„Eine weitere Verzögerung im Rahmenterminplan durch das Einsatzsystem ist möglich.“
Aktuell geplanter Auslieferungsbeginn: 2025
„Das zeitgerechte Herstellen der Versorgungsreife sowie das Umsetzen aller erforderlichen Maßnahmen zur Akkreditierung der IT-Systeme sind wesentliche Voraussetzungen für den bestimmungsgemäßen Betrieb der Klasse K130.“
Neu:
– Die (bereits für 2023 geplante) Nutzung von Boot 6 durch die Marine zu Ausbildungszwecken soll jetzt „ab Januar 2024“ stattfinden.
– Die ARGE K130 wurde zu einem Angebot für eine weitere Korvette (Boot 11) zu Ende Juni 2023 aufgefordert. Die ARGE K130 hat um Fristverlängerung zur Angebotsabgabe bis Dezember2023 gebeten.
(Ergänzender Beschaffungs-Gossip auf Basis von hartpunkt: Es wurde kein Angebot eingereicht und es soll auch kein weiteres Boot der Klasse in Auftrag gegeben werden. Dann könnte man die 800 Mio Euro Verpflichtungsermächtigung auch anderweitig verplanen.)
– F126:
„Die Baubegleitung hat sich inzwischen vor Ort in Vlissingen und Hengelo etabliert und wird künftig auch an den weiteren Orten der Wertschöpfung ihre Arbeit aufnehmen.
Am 5. Dezember 2023 wurde in Wolgast planmäßig mit dem Bau der ersten Fregatte der Klasse F126
begonnen.“
„Das Projekt befindet sich weiterhin in der Konstruktionsphase. Ein Großteil der Critical Design Reviews wurde erfolgreich abgeschlossen.“
Was nicht mehr auftaucht (aus dem 17. RB):
„Mit dem Auftragnehmer wurde die Bereitstellung einer Interimslösung für die Infrastruktur des Erprobungszentrums vereinbart.“ [Was auch immer das bedeutet?]
„Schiff 1 wird jedoch zunächst mit einer sogenannten Initial Operational Capability geliefert [unverändert 2028] und 18 Monate später mit der Full Operational Capability ausgestattet.“
Die Auslösung der Optionen für die Schiffe 5 und 6 ist weiterhin offen, müsste aber bis spätestens Juni 2024 erfolgen.
– Eurodrohne:
Wie hat man sie vermisst, die Nickeligkeiten bei kollaborativen Rüstungsprojekten.
Das Preliminary Design Review sollte eigentlich im September 2023 erfolgen, war dann im November geplant (17. RB), ist aber immer noch offen.
Grund: Abstimmungsprobleme zwischen Airbus D&S und DASSAULT…
„Der Hauptauftragnehmer Airbus D&S versucht die bestehenden Probleme bezüglich der Zuarbeiten von DASSAULT umfänglich und zeitnah zu lösen.“
Die Konsequenzen (inkl. Exit-Option):
„Dies könnte auch Auswirkungen auf das Critical Design Review (CDR) haben, welches derzeit immer noch unverändert für September 2024 vertraglich vereinbart ist. Bei dem CDR handelt es sich um
den ersten Abbruchmeilenstein des Vertrages.“
Unverändert:
Auslieferung: April 2030
Erstflug: Januar 2027
Und weil das Projekt so lange dauert, schlägt auch die Inflation voll zu mit +1,3 Mrd Euro (> +35%).
(Hinweis: In den Verträgen sind „Preisgleitklauseln“ vereinbart. D.h. die Firmen dürfen Preise für erbrachte Leistungen entsprechend der Inflation erhöhen. Die Inflation der letzten Jahre trägt – in Verbindung mit der langen Projektdauer – erheblich zu den Kostensteigerungen bei. Und weil das Projekt aus dem SV finanziert wird, muss dieser Inflationsausgleich schon jetzt einbezogen werden. [Kein Schönrechnen mehr.])
Abschließend zu den nationalen Anteilen:
Neben der „“Demonstratorstudie für einen Signalerfassenden Aufklärungsbehälter“ (im Dez. 2022) konnte [neu] die „Machbarkeitsstudie und Risikomitigation Detect-And-Avoid-Radar“ (im Juni 2023) vertraglich vereinbart werden.“
– GTK BOXER Schwerer Waffenträger Infanterie
Da hatte das BMVg vielleicht gedacht, mit diesem Projekt hätte es einen Selbstläufer im Rüstungsbericht – Pustekuchen.
Ein Fall von „Die Rechnung ohne den Wirt gemacht“. Wobei der Wirt hier die australische Regierung ist, die ihre Schützenpanzer doch nicht bei Rheinmetall kauft, sondern bei Hanwha in Südkorea.
Unverändert:
„Es ist beabsichtigt, bis zu 123 Fahrzeuge sowie bis zu 10 Fahrschulfahrzeuge inklusive Logistik […] und Munition zu beschaffen.“
Neu:
Die Parlamentarische Billigung ist jetzt für Januar 2024, der Abschluss des australisch-deutschen G2G-Vertrages für das erste Quartal 2024 geplant, statt beides im vierten Quartal 2023 (17. RB).
– Schützenpanzer Puma:
Eine gewisse Stabilität stellt sich ein.
„Die vollständige Neuplanung zur Herstellung der Versorgungsreife wurde für die drei Konstruktionsstände des SPz PUMA (S0, VJTF und NRM [Nachrüstmaßnahme] S1) abgeschlossen. Die entsprechenden Maßnahmen befinden sich derzeit in der Umsetzung.
Die Nachrüstung der Härtungsmaßnahmen gemäß des Eckpunktepapiers vom 7. Februar 2023 wurde für die vollständige VJTF-Flotte durchgeführt.“
Als außenstehender Beobachter fragt man sich, ob das nicht ein wenig viel Konstruktionsstände auf einmal sind, aber die sollen ja nachgerüstet (und damit vereinheitlicht?) werden.
Man scheint auch zufrieden zu sein mit der eingeleiteten Beschaffung des 2. Loses (50 fest für Zulauf 2025-2027 + 179 Optionen) sowie weiteren IdZ-ES-Systemen, so dass es mit dem „System Panzergrenadier“ vorangeht.
Nicht mehr im Bericht, aber trotzdem vormerken:
„Eine weitere taktische Erprobung soll im zweiten Quartal 2024 die Eignung des SPz PUMA im K-Stand „S1“ nachweisen.“
– Waffensystem territoriale Flugkörperabwehr (ARROW)
Geht zügig voran (wie geplant):
Abschluss der Vertragsverhandlungen: Juli 2023
25 Mio. Euro-Vorlage im Haushaltsausschuss: 18.10.23
Zustimmung der US-Seite zum Kauf: 17.08.23
Vertragsunterzeichnung: 23.11.23
Die Papierlage läuft bei diesem Projekt.
Weitere Planungen unverändert:
Anfangsbefähigung mit erster Sensorik: 2025
Vollbefähigung für einen Schutz vor Bedrohungen aus 360°: 2030
Einschätzung zur Zeitlinie: „ambitioniert“
– Fähigkeitserhalt PATRIOT (statt PATRIOT 2. Teilanpassung)
Es gibt Neuigkeiten.
Im 17. RB wurde die Patriot-Nutzung bis 2048 (statt 2030) und die damit verbundenen Maßnahmen dargestellt (z.B. Ersatz von Funkgeräten und obsoleten Baugruppen in den Radargeräten).
Der damalige Zeitplan:
Erstellung und Verhandlung der Vertragsunterlagen: bis Oktober 2023
25 Mio. Euro-Vorlage im Haushaltsausschuss: IV. Quartal 2023
Die aktuelle Planung:
Schnelle, risikoarme Wiederbeschaffung der abgegebenen Geräte bei Verbesserung der Interoperabilität und Reduzierung des Personal- und Materialansatzes
Dafür: „Beschaffung von neuem Gerät in einer durch die US-Army […] betriebenen Standard-Konfiguration“
Das führt dazu, dass die vertraglichen Grundlagen neu zu erstellen sind. Die parlamentarische Behandlung ist im ersten Halbjahr 2024 vorgesehen.
„Die weiterhin erforderlichen Maßnahmen am Bestandsgerät richten sich an dieser [neuen Standard-] Konfiguration aus und werden für eine Umsetzung ab dem Jahr 2026 neu ausgeplant.“
D.h. erst Eintreffen der neuen Geräte, dann Abgabe der Bestandsgeräte zur Umrüstung an die Industrie
Nachbrenner:
Bei der weiteren Kampfwertanpassung (KWA 3) ab ca. 2030 wurde die „360 Grad Fähigkeit durch den Lower Tier Air and Missile Defense Sensor (LTAMDS)“ gestrichen. [Macht jetzt alles IRIS-T?]
– MGCS:
Unverändert:
Abschluss der Systemarchitekturdefinitionsstudie (SADS) Teil 1 im April 2023. Derzeit in der Auswertung durch das Projektteam.
Neu:
„Im Zuge des deutsch-französischen Verteidigungsministertreffens vom 21. September 2023 wurde einvernehmlich entschieden, die Strukturen des Next Generation Weapon Sytem (NGWS)/Future Combat Air System (FCAS) auf MGCS zu übertragen. Hierzu sollen gemeinsam die entsprechenden Pillar definiert werden und bis Ende des Jahres die Verteilung dieser Pillar zwischen Deutschland und Frankreich konsensual erfolgen.“
[Wird da ein Erfolgsmodell kopiert? Ich habe Zweifel. Die Pillars hätten ihre Berechtigung, wenn sie Wettbewerb in das Projekt brächten. Aber den scheuen internationale Vorhaben wie der Teufel das Weihwasser – entgegen aller wissenschaftlichen Erkenntnisse.]
– FCAS:
Unverändert: Phase 1B (Technologiereifmachung und -demonstration) ist gestartet. Die Arbeiten in
allen Technologiefeldern haben begonnen.
Neu: „Belgien soll zunächst als Beobachter in das Programm aufgenommen werden, die Modalitäten
des Beobachterstatus werden aktuell festgelegt.“
Ausblick:
„Aktuell werden zudem Bewertungskriterien erarbeitet, die Mitte 2025 eine Entscheidung über die Fortsetzung des Programms in Phase 2 ermöglichen sollen.“
[These: Ein Jahr Ruhe, bevor die Diskussion wieder eskaliert.]
Zum Vergleich die Links zu den alten Kommentaren:
11. Rüstungsbericht: https://augengeradeaus.net/2020/06/materiallage-der-bundeswehr-leichte-besserung-aber-auch-systeme-nur-zu-einem-viertel-einsatzbereit/#comment-345521
12. Rüstungsbericht: https://augengeradeaus.net/2020/12/materiallage-der-bundeswehr-wenig-verbesserung-gegenueber-dem-sommer/#comment-355288
13. Rüstungsbericht
https://augengeradeaus.net/2021/05/materiallage-der-bundeswehr-einsatzbereitschaft-im-durchschnitt-leicht-gestiegen-aber-ein-drittel-steht-bei-der-industrie/comment-page-1/#comment-363630
14. Rüstungsbericht
https://augengeradeaus.net/2022/01/materiallage-der-bundeswehr-ganz-leichte-verbesserung/comment-page-2/#comment-373215
15. Rüstungsbericht
https://augengeradeaus.net/2022/07/der-15-ruestungsbericht-ein-detaillierter-blick/
16. Rüstungsbericht
https://twitter.com/Kpunkt_Bpunkt/status/1626608416213827586
17. Rüstungsbericht
https://twitter.com/Kpunkt_Bpunkt/status/1682713416169865217
[Danke sehr! Ggf. koppele ich das noch als gesonderten Eintrag aus. T.W.]
@Schlammstapfer:
Um ein Modewort zu nutzen sollte die Drohnenfertigung sowieso agil sein. Ja ich weiß ist grundsätzlich inkompatibel mit der BW, aber grundsätzlich wäre es schon gut, jedes Jahr ein verbessertes Modell zu produzieren. Immer die ältesten könnte man dann immer noch für Übungen „verbrauchen“.
Klar ist auch, dass man ein Mittelding würde finden müssen, was die Qualität der Steuerelektronik etc. angeht, aber ich sehe schon die ultraspeziellen Sonderanfertigungs-Bundeswehrdrohnen gold glänzend am Himmel fliegen ;)
Sinngem.: Tolles WaSys, dass leider viel zu oft in der Instandhaltung steht und auf teure Ersatzteile wartet.
Man kauft MkIII vor allem, damit es der beteiligten Industrie wirtschaftlich etwas besser gehen wird.
Der Tiger war von Anfang an ein ungeliebtes Kind im Heer, entsprach er doch nicht den eigenen Vorstellungen, die sich damals eher an der Gewichtsklasse einer Mi24Hind orientierten. Gegen alle Empfehlungen hatte ihn Helmut Kohl im Alleingang mit FRA zum Wohle der deutsch-französischen Freundschaft vereinbart und mit den Worten „was ist schon eine Mrd für die dt-fr Freundschaft“. Verteidigt.
Um den hier propagierten alternativen Fakten entgegen zu treten:
Bei der Umsteuerung vom PAH2 auf einen mehrrollenfähigen Unterstützunshubschrauber wurde die fr. Maschinenkanone verworfen, weil in der Entwicklung nach jedem Schießen Risse im Rumpfmittelteil gefunden wurden. Stattdessen sollte die RMK30 (Rückstoßarme Maschinenkanone 30 mm) integriert werden. Die dafür von Eurocopter veranschlagten Kosten lagen um den Faktor 10 oberhalb des vorhandenen Budgets. Deshalb hat man sich für den Gunpod am Stubwing entschieden. Design to Budget. Nie aufgeklärt wurde die These, das der Preis nur deshalb so hoch war um DEU zum Kauf der fr Kanone zu bewegen. In der Bewaffnung gab es noch einen weiteren Streit: 68mm Raketen aus fr oder 70mm aus US Produktion. Hier hat das damalige Heeresamt seine Vorstellung gegen die fr Position durchgesetzt. Leider wurden diese Waffen nie richtig in den Tiger integriert.
Man ist auch bei der Grundkonzeption mit Mastvisier geblieben, entgegen aller fr Wünsche zum HAP mit Dachvisier zu wechseln. Alles Dinge die dazu geführt haben, das weder die Industrie (zu geringe Stückzahl und zu viele Varianten) noch das Heer noch Interesse an diesem System haben Hat man daraus was gelernt?
@Q et al:
Das Waffensystem UHT steht exemplarisch für das erstaunliche Verhältnis von militärischen Käufern zum Herstellerkonsortium Airbus: einerseits wurden die erwähnten speziell deutschen, technisch durchaus machbaren Extrawürste gebraten und andererseits, und das sind wohl die entscheidenden Mängel des Beschaffungsvorganges, hat der Käufer sowohl aufgrund von Nachlässigkeit als auch von Sparsamkeit Verträge abgeschlossen, die weder dem Gebot von Zweckmäßigkeit und Wirtschaftlichkeit noch den Notwendigkeiten eines zuverlässigen Betreibens eines Waffensystems gerecht werden. Beispiel: „Ersatzteile kaufen wir dann, wenn wir sie brauchen“ (Thomas d.M.). Dazu kommt, was auch die Beispiele Norwegen, Schweden und Australien zeigen, einen offensichtlichen Unwillen, oder auch die Unfähigkeit des Herstellers, Ersatzteile in ausreichendem Umfang herzustellen (weshalb der Hersteller, der einschlägigen Fachliteratur zufolge, die Hochwertteile der ausgeschlachteten australischen NH 90 zur Verbesserung der Ersatzteilversorgung anderer Nutzer verwendet!). Hinzu kommt, dass auch bei einer halbwegs gesicherten Unterstützung durch den Hersteller, die den Australiern nach mühevollen Jahren gelungen ist, der laufende Betrieb unverhältnismäßig viel Geld verschlingt. Akzeptiert man hohe Anschaffungs- und Unterhaltskosten, so läuft letztendlich das Systemversagen des UHT auf ein wirtschaftlich asymmetrisches Verhältnis zwischen dem Käufer und dem Herstellerkonsortium hinaus, das offensichtlich letzteres im Übermaß begünstigt. Alternative Hersteller, davon gibt es einen in Europa (Leonardo), werden dabei gar nicht erst in Erwägung gezogen, vielmehr „belohnt“ man den Hersteller des UHT mit einem neuen, milliardenschweren Auftrag.
@K.B.
Danke für Ihren ausführlichen Beitrag. Da waren, für meinen Geschmack, nur zu viele Abkürzungen drin (z.B.: „Entwicklung zur FOC“).
Zur F-35 (nicht mehr enthalten): „Eine vollständige quantitative Übernahme der Fähigkeiten vom WaSys TORNADO einzig durch die F-35A ist auch auf Grund der Stückzahl von lediglich 35 Luftfahrzeugen nicht möglich.“
Keine große Überraschung. Die Recce Rolle soll doch auch vom EF übernommen werden und aufgrund der (vorgesehenen) Mehr-Rollen-Fähigkeit des EF reicht es doch, wenn die F-35 die nukleare Teilhabe sicherstellen.
Zur A400-M: „Die Auslieferungen laufen und sollen unverändert bis 2026 abgeschlossen sein.“
Produktionsende ist doch für das Jahr 2030 vorgesehen. Bis dahin sollen auch alle Nachrüstungen abgeschlossen sein. Ich schätze mal, dass wird sich entweder nach hinten schieben oder man wird auf die eine oder andere Nachrüstung verzichten.
Zur Eurodrone: Zitat:“Wie hat man sie vermisst, die Nickeligkeiten bei kollaborativen Rüstungsprojekten.“
Übersetzt: Man sollte doch lieber selber bauen.
Zum GTK Boxer. Zitat:“…der Abschluss des australisch-deutschen G2G-Vertrages für das erste Quartal 2024 geplant,…“
Verstehe ich nicht. Wenn die Aussies den Boxer nicht wollen, wozu braucht es dann einen Vertrag?
Zu ARROW 3. Zitat: „Arrow– Waffensystem territoriale Flugkörperabwehr (ARROW)
Geht zügig voran (wie geplant)“
Lustig. Das einzige Waffensystem, dessen Beschaffung zügig vorankommt, ist jenes, welches gar nicht gebraucht wird. Ich frage mich, was wohl aus dem Deal wird, sollten die Israelis tatsächlich wegen Kriegsverbrechen verknackt werden?
bzgl Zukunft Kampheli / aka Tiger Nachfolger:
Man könnte ja auch einfach mal Alternativen evaluieren…
1) Loitering Munition (HERO Reihe) testen… 1.000 Stück beschaffen
2) Aufklärungsdrohnen + weitreichende präzise artillerie (Vulcano, RakArt)
3) neueste Apache Variante (bei den Niederländern anschauen, ggf zusätzliche 4 für die NL beschaffen)
4) AW249 (2-3 Test Exemplare mit Italien beschaffen)
5) FARA Programm (2-3 Test Exemplare mit USA)
Alle Varianten bzgl Leistung, Kosten, Verfügbarkeit, Vor- Nachteile bewerten
@Obibiber:
Fara muss erstmal fliegen und gerade bei Schubmotor-Variante von Sikorsky wird Airbus stinksauer, war man doch in den USA systematisch benachteiligt worden.
@Schlammstapfer sagt: 03.02.2024 um 15:53 Uhr
„Da waren, für meinen Geschmack, nur zu viele Abkürzungen drin (z.B.: „Entwicklung zur FOC“).“
Stimmt. :-)
FOC = Full Operating Capability
DIRCM = Directed Infra Red Counter Measures
…
„Zur A400-M:
Produktionsende ist doch für das Jahr 2030 vorgesehen. Bis dahin sollen auch alle Nachrüstungen abgeschlossen sein. Ich schätze mal, dass wird sich entweder nach hinten schieben oder man wird auf die eine oder andere Nachrüstung verzichten.“
Laut RB wie oben beschrieben Retrofit-Liegezeiten bis 2032.
Die kann man ja auch problemlos nach Ende der Serienfertigung machen.
„Zum GTK Boxer: Wenn die Aussies den Boxer nicht wollen, wozu braucht es dann einen Vertrag?“
Der Boxer selbst ist in Australien für den dortigen Bedarf schon in Produktion.
Nur die Aussicht auf den Export von Boxern nach Deutschland war als Anreiz gedacht, damit die Australier auch den Rheinmetall Lynx als Schützenpanzer kaufen. Aber dieser Schützenpanzer-Deal ging an Südkorea (mit dem Hanwha Redback).
Als Alternativen Ersatz könnte man auch den Bell AH-1Z Viper beschaffen, wie es z.B. die Slowakei vorhat.
Der Preis ist niedrig, das System erprobt und man hätte damit einen Fähigkeitserhalt.
Einige Aufgaben übernimmt zum Teil die weitreichende Artillerie, zum Beispiel Euro-Puls.
@K.B.
Man konnte aber auch schon vorher hören, dass die Australier eben maximal diversifizieren wollen.
@Nurso
Bells Angebot der Verlagerung nach Deutschland war wohl zu gut, um wahr zu sein.
Wenn der Invictus das FARA Programm noch gewinnt, wäre das wohl super gewesen.
Bell hat aber in Europa schlicht keine Lobby bzw. sogar Antilobby als direkter Airbus Hauptkonkurrent im zivilen Helikopter Segment.
@K.B.
Danke für die Klarstellung.
@Nurso: die Slowakei verzichtet wohl auf die Viper (neue Regierung) und will lieber Patriot beschaffen…
dafür überlegt Tschechien die Viper abzunehmen…
bzgl FARA Programm… das ist ja nur eine Option von vielen… und wenn dann wäre tatsächlich BELL V360 der Favorit …
ansonsten denke ich dass man mit
+H145M mit HForce
+Loitering Munition
+Aufklärungsdrohnen + Präzise Artillerie
+Kampfdrohnen
ca. 90% der klassischen Kampfheli Aufgaben abdecken kann
@ Q: Besten Dank für die Richtigstellung einiger „Geschichten“, wie z.B. zur Maschinenkanone, oder den ungelenkten Raketen. Dies könnte man wahrscheinlich endlos fortsetzen. Es soll ja auch Menschen geben, die glauben, dass der TIGER die Kunststücke aus dem Vorführprogramm auch vollgetankt und bewaffnet geschafft hätte. Weit gefehlt. Der Tiger war bei diesem Programm genauso leer und damit leicht, wie eine Bo 105. Und wenn jemand glaubt, der Gegener eines Kampfhubschraubers in einem LV/BV Szenar sei der RPG-Schütze, irrt auch dieser.
Achtung Ironie: Der Tiger kann kein schlechter Hubschrauber sein, denn viele hochrangige Heeresflieger (z.T. noch im Dienst) haben das Projekt aus verantwortlichen Positionen (General der Heeresflieger, Leiter Bereich Weiterentwicklung, …) vorangetrieben und wurden ge- und befördert. Das wäre ja unmöglich gewesen, wenn sie einen schlechten Hubschrauber „gepusht“ hätten. Ironie Ende.
Zur HIND: Mit Auflösung der NVA hat die Bw rund 50 HIND übernommen. Dazu ein umfangreiches Ersatzteilpaket sowie Flieger, Fluglehrer und Techniker für viele Jahre Flugbetrieb. Man hat sich aber seiner Zeit gegen den Weiterbetrieb entschieden, da man eine langfristige Abhängigkeit von Rußland nicht eingehen wollte. Außerdem hätte es das AUS für den TIGER bedeutet, mit allem was daran hängt, wie z.B. D/F Rüstungsprestigeprojekt, Stützung der europ. Luftfahrtindustrie, persönliche Interessen,… usw.
Es wäre schon Ironisch wenn der Apache wie die Hercules oder die F-35 mit Jahrzehnten Verspätung bei der Bundeswehr eintrudeln würde….
Aber wie gesagt, die Grundsatzdebatte was Helicopter Gunships in einem „heißen“ konflikt mit einem gleichwertigen Gegner können oder nicht ist gerade am laufen und lange nicht entschieden.
Wie gesagt, die Japaner z.B. gehen den radikalen Weg und schaffen Kampfhubschrauber ganz ab und ersetzen sie durch Drohnen. Auch Apaches. Deutschland ist in gewisser Weise in einer ähnlichen Lage wie Japan, nur halt keine Insel.
Schlammstapfer sagte am 02.02.2024 um 14:10 Uhr:
„[…] Sehr schön. Aber ich wette, genau dass werden die Beschaffer wieder „vergessen“ zu beschaffen.“
Die Beschaffer beschaffen das, was die Truppe bzw. das Planungsamt bei ihnen bestellt und wofür das Parlament Haushaltsmittel bereit gestellt hat.
Das „dran denken“ / nicht vergessen ist anderen auferlegt als den Beschaffern. Und manchmal hören sie auf den Rat der Beschaffer, und manchmal nicht bzw. haben andere, gute Gründe.
@Peter Eberl: Der Tiger und auch der Triebwerksentwicklungsvertrag waren erstmals Fixpreisverträge. Sehr schnell wurde klar, das die harte Obergrenze nicht auskömmlich war. Insofern ist es nicht verwunderlich, das die Industrie versucht im Nachhinein das Geld wieder hereinzuholen.. Wenn der GI letzte Woche ein partnerschaftliches Verhältnis, statt eine Kunden Lieferanten Beziehung zwischen Bundeswehr und gewerblicher Wirtschaft anmahnt, mag er das gemeint haben.
Mit Hinblick auf zukünftige Szenare scheint mir ein KH Tiger wenig überlebensfähig, insbesondere dann, wenn man weiß, gegen welche Bedrohungen er ausgelegt wurde. Das Grundkonzept, Kampf aus einer Waldlichtung heraus gegen große Panzerverbände mit einem Fire and Forget FK. Dürfte überholt sein. Insofern verwundert es mich nicht, das die UKR nicht danach fragt. Wir haben ja noch 30 eingemottet.
@ ORR: Ein KH muss keine Loopings können, aber es wurde sehr viel Aufwand betrieben, um ihn sehr agil zu machen, sehr zum Leidwesen der Getriebebauer bei ECF.
Das Problem beim Tiger ist daß man keine HOT mehr hat und anscheinend die Einsatzbereitschaft von PARS 3 LR zweifelhaft bis nicht gegeben ist. Ich weiß gar nicht mehr wann ich das letzte mal ein aktuelles Foto von einem Tiger mit Pars 3 Startern gesehen habe.
Und nur mit Gunpod und Raketen bietet er nichts wirklich weltbewegendes.
@ORR
Zitat:“Zur HIND: Mit Auflösung der NVA…“
Der Hind war ein Kompromiss zwischen einem Kampfhubschrauber und einem Transporthubschrauber. Die Auslegung des Hind war eigentlich eher für die Air Cavalry Rolle, wie sie von von der US-Army in Vietnam angewendet wurde, gedacht. Ein schwer bewaffneter Hubschrauber, der in feindlichen Luftraum eindringen kann, eine LZ vom Gegner säubern und danach Truppen absetzen kann. Zum Beispiel für SpecOps, wie die Jagd auf Bin Laden. Natürlich ist es praktisch, wenn man einen Hubschauber hat, der angegriffenen Bodentruppen mit CAS zur Hilfe kommen kann und der über den Laderaum verfügt, um die Truppe am Boden danach mit Nachschub zu versorgen und um Verwundete evakuieren zu könen.
Spätestens mit dem Eintreffen der Stinger bei den Mujahedin war der Einsatz für die Hind Helikopter in Afghanistan zu gefährlich geworden. Der Schwachpunkt aller Hubschrauber ist nun mal der Rotor. Da ist es dann egal wie gut die Zelle gepanzert ist.
Sicher, in Low Level Konflikten mit z.B. Aufständischen, die keine SAM / MANPAD haben, gibt es immer noch Einsatzmöglichkeiten für den Hind. Deshalb sind diese Helikopter auch bei afrikanischen Streitkräften immer noch so beliebt.
Für uns wäre das nichts gewesen. Vielleicht hätte man ja einen Marine-Helikopter daraus machen können. Aber die Sowjets werden ihre Gründe gehabt haben, warum sie den Hind dafür nicht eingesetzt haben. Auch im aktuellen Konflikt zwischen Russland und der Ukraine spielen die Hind keine Rolle. Obwohl beide Seiten davon welche haben bzw. gehabt haben.
Vielleicht stellen wir uns auch einfach nur die falschen Fragen. Für mich stellt sich z.B. gerade die Frage: Welche Aufgaben kann ein Kampfhubschrauber im LV/BV exklusiv, die nicht durch weitreichende Artillerie, Drohnen oder Kampfflugzeuge abgebildet werden kann?
Ich sehe da gerade nichts, lasse mich aber gerne belehren. Für SOF gelten da vielleicht andere Grundsätze, die sollten aber mit dem H 145 M abgebildet sein.
@ Schlammstapfer: „… Für uns wäre das nichts gewesen.…“ Naja, das ist Ansichtssache. Zumindest gab es bereits 1990 rund 50 Maschinen, die Fähigkeiten waren bekannt, ebenso die Schwächen. Auf „böse Überraschungen“ brauchte man nicht warten, sie waren bereits bekannt. Von daher wäre die Hind zumindest eine ernst zu nehmende Alternative gewesen. Und ihr Argument mit den Manpads gilt, sie haben es selbst gesagt, für alle Hubschrauber, also auch für TIGER.
Die Beschaffung der LKH (und der 24 Rüstsätze Bewaffnung) als Ergänzung zum Tiger und / oder als Brückenlösung finde ich sehr gut.
Mit LKH kann man sich angesichts der aktuellen Erfahrungen im Ukrainekrieg auch ausreichend Zeit für eine Neuorientierung z.B. hinsichtlich der Notwendigkeit von Kampfhubschraubern (KH) verschaffen. Und bis zur Tiger-Außerdienststellung dürfte auch der in den USA in Entwicklung befindliche, neue bewaffnete Aufklärungshubschrauber in der Produktion und somit verfügbar sein.
Der Ukrainekrieg hat zwar recht eindrucksvoll aufgezeigt wie verwundbar modernere KH sind und welche neuen, günstigeren Möglichkeiten es in der der Panzerabwehr gibt (z.B. Drohnen).
Allerdings vermag ich noch nicht zu erkennen, dass sich ein KH VOLLSTÄNDIG durch LKH, Drohnen, Loitering-Muntion, NLOS-Waffensysteme usw. ersetzen lassen und KH absehbar vollkommen überflüssig werden.
Der LKH kann keinen vollwertigen KH ersetzen. Unter anderem ist die Waffenpalette, Waffenzuladung und Reichweite des LKH zu gering. Auch dürften die und Sensoren und Selbstschutzsysteme unterlegen sein.
Der LKH verfügt im Gegensatz zu Tiger und Apache bislang über keine Luft-Luft-Bewaffnung und keine weitreichenderen Panzerabwehrraketen (JAGM, Spike NLOS). Und ich bezweifle auch, dass der LKH diese Bewaffnung erhält. Der LKH kann bislang auch keine Drohnen steuern oder Loitering-Munition verschießen? Der Apache Guardian kann bereits Drohnen (Predator) steuern sowie Luft-Luft-Bewaffnung sowie weitreichende JAGM und Spike NLOS verschießen.
Der Bo105 PAH hatte ein Dachvisier auf dem Kabinendach (wenn ich mich recht entsinne). Der Tiger hat sogar ein Mastvisier oberhalb vom Rotor. Der LKH hingegen verfügt nur über eine Optik am Bug unter (!) dem Rumpf. Während Bo105 PAH und Tiger aus der Deckung (z.B. Bäume, Hügel, Infrastruktur) heraus aufklären und Ziele anvisieren konnten / können, muss der LKH dafür vollständig über die Deckung hinaus aufsteigen und wird dadurch zum leichten Ziel für den Gegner. Der LKH kann zwar Panzer bekämpfen, ist aber kein Panzerabwehrhubschrauber.
Ich erkenne bislang auch keine Abkehr von der deutschen Forderung nach man-in-the-loop (der Mensch wählt das Ziel aus, gibt den Feuerbefehl und kann die Mission jederzeit abbrechen). Das bedeutet keine weitgehende Autonomie von Drohnen. Das bedeutet der Gegner kann leicht mit starken Störsendern die Kommunikation mit der Drohne (z.B. den Satellitenfunk) stören / unterbrechen. Dieses Problem lässt sich m.E. nur wie bei Apache und Predators-Drohne lösen, indem der bemannte Hubschrauber (man-in-the-loop) im Tiefflug in direkter Sichtverbindung und mit sicherer Datenlinkverbindung zu den vorausfliegenden Drohnen bleiben muss. Das kann theoretisch ein LKH übernehmen. Besser geeignet ist hierfür wohl ein KH.
Die Apaches üben hier in Deutschland regelmäßig Eskorte / Geleitschutz. Auch Tiger sind (wenn ich es richtig verstanden habe) u.a. als Eskorte / Geleitschutz für Transporthubschrauber (Ch53 und NH90) vorgesehen. Der LKH kann eben diese Aufgabe bestenfalls nur mit erheblichen Einschränkungen wahrnehmen. Und Drohnen werden das absehbar auch nicht mit der erforderlichen Wirksamkeit / Reaktionsgeschwindigkeit / Autonomie übernehmen können.
Um zukünftig in allen oder möglichst vielen Szenarien durchsetzungsfähig zu sein, erscheint mir immer mehr eine bunte Mischung aus verschiedenen Systemen (ausgewachsene KH und LKH, bewaffnete Kampfdrohnen, Maned/Unmaned-Teaming, Loyal-Wingmen, Drohnen-Schwärme, LoiteringMunitions, NLOS-Panzerabwehrraketen usw.) die beste Lösung zu sein.
@Q:
Die Verteuerung der Beschaffung des KH Tiger ist in erster Linie auf die Reduktion der Stückzahl von 80 auf 68 Exemplare (sog. German Deal) zurückzuführen (Stückpreis urspr. rund 45 Mio zu rund 67 Mio). Weitere Kostentreiber sind zum einen die hohen Wartungskosten sowie der parallele Betrieb unterschiedlicher Baumuster (Step-1, -2, ASGARD) mit den damit verbundenen laufenden Anpassungsarbeiten. Klar verdient das Herstellerkonsortium an der ganzen Geschichte, was in vernünftigen Dimensionen ja in Ordnung ginge, aber grundsätzlich liegen die Probleme in einem miserablen Management der Beschaffung, während die sog. Politik in erster Linie mit dem Einstecken der Friedensdividende beschäftigt war.
„– Die Besetzungsquote der Dienststellen im BAAINBw liegt bei 88,53%. In Zahlen fehlen 1451 Vollzeitäquivalente. “
Wieso fehlen? Mir scheint, es würde helfen den Apparat ordentlich zu verschlanken, dann müssten sie sich um die wirklich wichtigen Dinge kümmern.
@Peter Eberl: Genau genommen waren ursprünglich 212 PAH2 geplant, die dann in einem ersten Schritt auf 80+2 UH Tiger reduziert worden. Ursprünglich war auch UK mit im Boot. Nachdem bereits Masseprobleme dazu führten dass das Design um einen Spant verkürzt wurde, stiegen die Briten aus und beschafften Apaches. Es hätte in UK nicht genügend Piloten gegeben, die noch in das Cockpit gepasst hätten.
Aber grundsätzlich haben sie recht, die Flotte ist zu klein, um sie wirtschaftlich zu betreiben. Das heißt aber nicht das der KH Tiger schlecht wäre. Z. B. Ist er der erste europäische Hubschrauber der Crashworthy ist Diesem Umstand verdankt der eine oder andere sein Leben. Dafür war eine einzige Person verantwortlich. Einen Dank hat er dafür nie bekommen.