Kampfhubschrauber Tiger wird sechs Jahre eher ausgemustert als bisher geplant
Die Rüstungsberichte, die das Verteidigungsministerium in mehr oder weniger regelmäßigen Abständen veröffentlicht, sollte ich doch etwas genauer lesen: Erst durch den Tweet eines britischen Luftfahrtkollegen bin ich drauf aufmerksam geworden, dass die Bundeswehr ihren Kampfhubschrauber Tiger bereits 2032 ausmustern will – ganze sechs Jahre eher als bislang geplant.
Die Änderung steht, ganz offen, im 18. Rüstungsbericht, den das Verteidigungsministerium am (gestrigen) Dienstag veröffentlichte:
Wesentliche Änderung seit der letzten Berichterstattung
Der KH TIGER wird in 2032 aus der operativen Nutzung genommen. Bis zu diesem Zeitpunkt wird die Flotte schrittweise bis 2028 auf 33 reduziert, wovon bis 2032 mindestens 24 Luftfahrzeuge im Bauzustand „Afghanistan Stabilisation German Army Rapid Deployment (ASGARD)“ erhalten bleiben. Auf diesen Bauzustand sind bis Ende Oktober 2023 bisher insgesamt 13 Luftfahrzeuge umgerüstet (…)
Die Flottenreduktion TIGER ermöglicht die anteilige Übernahme der Fähigkeitsbeiträge KH TIGER durch Aufnahme und Betrieb der Brückenlösung LKH [Leichter Kampfhubschrauber]. Bei der Ausplanung des Fähigkeitstransfers TIGER-LKH ist neben der Ausbildungs-/Professionalisierungskonzeption LKH ebenfalls die bestehende deutsch-französische Ausbildungskooperation zu berücksichtigen.
Nach dem vorangegangenen 17. Rüstungsbericht vom Juni vergangenen Jahres war die Ausmusterung noch für das Jahr 2038 vorgesehen:
Im Fokus liegt weiter die Verbesserung der Verfügbarkeit des Waffensystems mit dem Ziel, die materielle Einsatzbereitschaft zu erhöhen. Dazu wird auch die Herstellung des einheitlichen Bauzustandes ASGARD beitragen. Im Rahmen dieses Vertrags wurden bisher 13 umgerüstete Hubschrauber ausgeliefert.
Entscheidungen zu einer Anpassung der vorgesehenen Nutzungsdauer (aktuell Ausphasung des letzten Hubschraubers im Jahr 2038) und zum Umfang von Weiterentwicklungsmaßnahmen stehen aus.
Das Ende des Tiger, da noch mit dem Zieljahr 2038, hatte sich bereits im Mai vergangenen Jahres abgezeichnet – und kam nicht überrraschend. Dass das Ende jetzt um sechs Jahre vorgezogen wird, ist offensichtlich einer beschleunigten Planung für die Einführung des Leichten Kampfhubschraubers geschuldet.
Den Einstieg in eine Beschaffung des Airbus-Helikopters H145M als LKH und damit als zumindest zeitweisen Ersatz für den Tiger hatte der Haushaltsausschuss des Bundestages im Dezember vergangenen Jahres gebilligt. Die Abgeordneten gaben 2,1 Milliarden Euro für zunächst 62 Hubschrauber frei. Allerdings sind für die 62 Helikopter – und weitere 20 als Option – bislang nur 24 Rüstsätze Kampf vorgesehen. Der Rechnungshof hatte bemängelt, damit werde ein Hubschrauber beschafft, der zwar fliegen, aber nicht kämpfen könne.
(Archivbild Februar 2013: Kampfhubschrauber Tiger im ISAF-Einsatz in Afghanistan beim Start in Mazar-e Sharif – Sebastian Wilke/Bundeswehr)
Ich könnte mir vorstellen, dass ein KH – sofern er eine Bordkanone hat – sich auch als Drohnenjäger eignen würde. Vielleicht nicht ganz vorne aufgrund der Gefahr von ManPads aber sonst. Relativ schnell verlegbar, nicht durch Minenfelder beschränkt.
Was mich aber letztlich immer wieder überrascht ist, dass man solche Projekte wie den Tiger anstößt und nachdem der erste Schritt getan ist, lässt man es wieder sein. Warum dann überhaupt der ersten Schritt?
Wäre es nicht sinnvoll gewesen den Tiger-Nachfolger mit in FCAS aufzunehmen?
@ORR
Zitat:“Zumindest gab es bereits 1990 rund 50 Maschinen, die Fähigkeiten waren bekannt, ebenso die Schwächen.“
Da wiederspreche ich Ihnen auch gar nicht. Vielleicht hätte ich bei meinem Kommentar klarer das „damals“ und das „heute“ trennen sollen.
Zum Zeitpunkt der Wiedervereinigung gab es die Pläne für die Anschaffung des Tigers bereits. Gleichzeitig war mit dem Zusammenbruch der Sowjetunion auch das Bedrohungsszenario, einer gigantischen Zahl von sowjetischen Panzern, die quasi unmittelbar hinter der deutsch-deutschen Grenze auf ihren Einsatz warten, weg.
Vor allem letzteres war Gift für alle militärischen Beschaffungspläne, die offenbar ohne ein Bedrohungsszenario nicht realisiert werden können.
Das ist heute ja auch noch so. Manche Dinge ändern sich halt nicht.
Die Tiger-Lobbyisten hätten, mit dem Hind im Bundeswehr-Arsenal, einen noch schwereren Stand gehabt. Der Hind musste also weg, um den Tiger doch noch irgendwie beschaffen zu können. Ich kann mir richtig vorstellen wie die damaligen Lobbyisten der Rüstungsindustrie die Parlamentarier bearbeitet haben.
Ähnlich erging es dann ja auch der Mig-29. Die Mig war als Kampfflugzeug viel moderner, als die Phantom. Mit der Mig-29 im Arsenal, bei gleichzeitiger Implosion der Bedrohung durch sowjetische Luftstreitkräfte, hätte es keinerlei besondere Dringlichkeit für die Entwicklung des Eurofighters mehr gegeben. Also wurden die Mig abgegeben.
Wir dürfen auch nicht vergessen, dass die Beziehungen zu Russland nie besser waren, als während der Gorbatschow Ära. Damals glaubten wir doch alle an Entspannung und gute Beziehungen. Und in den Folgejahren gab es das alles ja auch. Das Argument negativer Folgen einer Abhängigkeit von Russland bei Ersatzteilen war zumindest damals völlig substanzlos. Es war also der Druck unserer Rüstungs-Lobbyisten und keine militärischen Überlegungen, die der Karriere des Hind ein schnelles Ende bereiteten. Die Liste von weiteren, verkorksten Rüstungprojekten aus jener Zeit setze ich als bekannt voraus.
Die Situation heute ist eine völlig andere. Der Krieg in der Ukraine zeigt uns die besondere Verwundbarkeit von Kampfhubschraubern. Vor allem, wenn sie so eingesetzt werden, wie sie zu Anfang des Krieges, der sowjetischen Militärdoktrin folgend, eingesetzt wurden. Ich erinnere mich an die Videos von russischen Piloten. Die Kampfhubschrauber wurden praktisch wie Erdkampfflugzeuge über vom Gegner kontrollierten Gebiet eingesetzt und sie wurden reihenweise mit MANPAD vom Himmel geholt.
Heute sind russische Kampfhubschrauber deshalb so erfolgreich, weil sie, so wie die Bundeswehr das mit Bo-105 und Tiger geplant hatte, eingesetzt werden. Sie halten sich hinter der Frontlinie, in der Deckung hinter Baumreihen und Gebäuden und setzen weitreichende Panzerabwehr LFK zur Bekämpfung ukrainischer Panzer ein. Das hat, neben den Minenfeldern und der Artillerie, die ukrainische Sommeroffensive abrupt gestoppt.
Der Hind wäre für diese Art des Kampfes weniger gut zu gebrauchen als der Tiger. Der Hind hat nämlich weder ein Dach- noch ein Mastvisier. Die Sensoren hängen am „Kinn“ und der gesamte große Hubschrauber muss zur Zielerfassung über die Deckung aufsteigen. Was für ein groooßes Ziel.
Die Bo-105 war vor allem für einen Abwehrkampf konstruiert und der Tiger sollte primär diese Rolle übernehmen. Nur das er dafür leider over-engineered und zu Fehler-anfällg war und dass die Wartung und Instandhaltung, neben dem Anschaffungspreis, zu teuer war.
Peter Eberl hat mit seinem Hinweis recht. Ursächlich für den stark gestiegenen Anschaffungspreis war natürlich auch die verringerte Zahl an beschafften Hubschraubern. Die hohen Kosten für Wartung und Instandsetzung und die dadurch kurzen Nutzungsintervalle stehen aber nicht in Zusammenhang mit der geringeren Zahl an gekauften Hubschraubern.
Jetzt könnte man, das aktuelle russische Beispiel als Argument dafür heranziehen, dass die ursprüngliche Einsatzidee für einen Panzerabwehrhubschrauber der Bundewehr ja völlig richtig war und es deshalb Blödsinn wäre in Zukunft darauf zu verzichten. Das Problem ist dabei nur, dass, so wie es jetzt läuft, es so nicht weitergehen wird. Meine These dazu ist, dass die Russen ihre Kampfhubschrauber nur deshalb noch einsetzen, weil sie verfügbar sind und weil ein Abzug der Helikopter noch nicht durch mehr Dronen und Artillerie kompensiert werden kann. Die Ka-52 sind auch deshalb noch wenig gefährdet, weil aktuelle Loitering Amunitions noch nicht gegen Kampfhubschrauber eingesetzt werden können. Aber das ist nur noch eine Frage der Zeit.
Helikopter wird es natürlich auch in Zukunft geben. Gerade für SpecOps und Medevac werden sie auch in Zukunft unverzichtbar sein. Aber als Kampfhubschrauber haben sie erst mal ausgedient.
Ich denke, dass die Beschaffung der bewaffneten H-145 eigentlich nur ein Feigenblatt ist, um NATO-Anforderungen zu erfüllen, die eigentlich ebenfalls überarbeitungsbedürftig sind.
Die Entscheidung der Bundeswehrführung, zukünftig auf einen reinen Kampfhubschrauber zu verzichten, zu wollen halte ich aus den dargelegten Gründen für vernünftig. Die Piloten, die die Bundeswehr hat, werden deshalb bestimmt nicht arbeitslos.
@ Schlammstapfer:
„Die Piloten, die die Bundeswehr hat, werden deshalb bestimmt nicht arbeitslos.“
Anläßlich der Ausmusterung des UH-1D SAR gab es eine ausführliche Dokumentation auf einem der Spartenkanäle. Die Mehrheit der Piloten musste gehen weil weniger Ersatzmaschinen beschafft wurden (?) und/oder weil ihnen auf Grund ihres Alters keine Umschulung auf den H145 LUH SAR angeboten wurde. Bei der Ausmusterung des PAH-1 sollen noch weit mehr Piloten gegangen sein.
Kann das hier jemand verifizieren?
PS.: Hatte einige Zeit Kontakt zu einem ehemaligen Alpha-Jet Flugzeumechaniker der auf Altenpfleger umsatteln musste und inzwischen darin sogar aufgeht.
Ob fliegendes oder Bodenpersonal, was ist bei dem derzeitigen Systemwechsel in dieser Hinsicht zu erwarten?
@Force B
Wenn dem so war, wie sie schreiben, kann man nur auf einen Umdenkprozess hoffen.
Alle Unternehmen der Witschaft geben sich aktuell, trotz wirtschaftlicher Probleme, Mühe ihr Fachpersonal zu halten. Aber bei der Bundeswehr scheint dies, das lese ich aus den Posts über die Einstellungspraxis immer wieder raus, noch nicht angekommen zu sein. Oder es ist den verbeamteten Bürohengsten in der Bundeswehrverwaltung einfach egal.
Eigentlich dauert es ja auch deutlich weniger lang, einen Hubschrauber zu kaufen, als den Piloten dafür auszubilden. Jedenfalls in der realen Welt. Für die Blase, in der die Bundeswehr heute zu existieren scheint, gelten aber wohl andere Regeln.
@Schlammstapfer
Die russischen Kampfhelikopter konnten das was Sie konnten, schlicht weil die Reichweite ihrer Panzerabwehrraketen größer ist als Manpads bzw. der deutlich hinter der Panzerspitze möglichen Systeme, selbst zb eine Iris T SLS wäre wohl machtlos UND die Ukraine über keine modernen Kampfflugzeuge verfügte. Deckung hinter Baumreihen brauchten die gar nicht und würde gegen F16 mit weitreichenden Luft-Luft-Rajeten oder Gripen mit Meteor wohl auch nicht helfen.
Dazu dann noch kurze Wege, da Stützpunkt bei Berdjansk. Warum man nicht vorher mal die paar ATACMS liefern konnte.
könnte man nicht relativ ungestört eine größere Helikopterdrohne genauso etwa 10 km hinter den Kampfhandlungen entsprechende Wirkmittel verschießen lassen? Kein Pilot ist der beste Schutz für die Piloten. Wendigkeit, Panzerung kann man sich dann alles sparen.
@Force B ,06.02.2024 um 23:04 Uhr
„Anläßlich der Ausmusterung des UH-1D SAR gab es eine ausführliche Dokumentation auf einem der Spartenkanäle. Die Mehrheit der Piloten musste gehen weil weniger Ersatzmaschinen beschafft wurden (?) und/oder weil ihnen auf Grund ihres Alters keine Umschulung auf den H145 LUH SAR angeboten wurde. Bei der Ausmusterung des PAH-1 sollen noch weit mehr Piloten gegangen sein.
Kann das hier jemand verifizieren?“
Mit der Einführung der beiden neuen Hubschrauber NH 90 und TIGER ging einher eine Reduzierung der Stückzahl, was hier bereits mehrfach erwähnt wurde. Gründe wurden viele genannt. Ich vermute, am Ende waren es finazielle Gründe. Mit der geringeren Anzahl an Cockpits mußten auch Piloten reduziert werden. Die erste „Runde“ wurde etwa 2012/2013 durchgeführt, als viele ältere Piloten (kein Zukunftspersonal, das hieß wirklich so) „entpflichtet“ wurden, also Ihre Lizenz einfach nicht mehr verlängert wurde. Pikanter Aspekt am Rande: Wenige Wochen vor der Hochwasserkatastrophe 2013 waren erst viele erfahren Piloten entpflichtet worden, so daß jüngere und z.T. sogar „Scheinerhalter“ (mit weniger Erfahrung) die Aufgabe übernehmen mußten/durften.
Die zweite „Runde“ erfolgte dann mit der Außerdienststellung der Lfz Bo 105 (Ende 2016) und UH 1-D. Da auf den neuen Lfz nicht genügend Flugstunden verfügbar waren, um alle noch lizensierten Piloten fliegen zu lassen, wurde priorosiert. Bereits auf den neuen Mustern ausgebildetes Personal durfte weiterfliegen. „Jüngere“ Piloten (hier gab es eine Definition) wurden auf den neuen Mustern geschult, ältere Piloten wurden in Ämter, Stäbe usw. versetzt (da wo halt Bedarf an Personal war) und flogen nicht mehr. Getroffen hat dies ältere Offz FD und ältere StOffz (bis A 14) mit viel fliegerischer Erfahrung. Weniger betroffen waren hochrangige StOffz (A15 +). Am Brunnen saß der Knabe….Glücklich war, wer ein Cockpit ergattert hatte.
Parallel zu diesen beiden „Runden“ wurde Pilotenanwärtern, die noch an den UniBw studierten deutlich empfohlen, das Studium erfolgreich zu beenden und dann die Bw zu verlassen. Sie brauchten auch die Studienkosten nicht zurückzuzahlen. Man brauchte sie einfach nicht mehr.
Das führte in der Folge zu einem „Shitstorm“, mit dem Resultat, dass die Heeresflieger seit Jahren deutlich weniger Pilotennachwuchs bekommen, als sie eigentlich brauchen. Genaue Zahlen kann ich aber nicht nennen.
Dies ist die Kurzfassung. Wer mehr Details haben möchte, gibt bei der Internetsuche „Entpflichtung Heeresflieger“ ein und wird reichlich fündig.
@ OOR:
Danke für die Erläuterung! Und nache „Entpflichtung“ zu suchen wäre ich auch nie gekommen.
Gelächter – der Tiger wird mindestens noch bis 2040 in Dienst gehalten werden – jedenfalls von uns Deutschen. Schlichtweg, weil vorher keine Alternativlösung feldverwendungsfähig sein wird (aus deutscher Sicht und Anschauung). Ursächlich hierfür werden u.a. fehlende Geldmittel und unsere Beschaffungsbürokratie sein. Natürlich kann ich mit meiner Einschätzung auch daneben liegen. Z.B. wenn der Tiger in diesem Jahrzehnt tatsächlich ersatzlos ausgephast werden sollte. Dann könnte man es ja wie bei der Heeresflugabwehr machen: Man reißt sich a) in den Übungsgliederungen einfach die Fähigkeiten der Verbündeten unter den Nagel (die braucht man dabei ja nicht mal zu fragen); und/oder b) man verlässt sich für den Ernstfall auf die Verbündeten (die werden uns schon nicht hängen lassen).
@ Hans Schommer
Heeresflieger: Tiger bis 2040 – keine Vorstellung die Mut macht. Da lobe ich mir Australien. Klarer Schnitt beim Tiger ARH, klarer Schnitt auch beim NH-90. Der (in der Version MRH-90) wird ja im wahrsten Sinn des Wortes gerade beerdigt:
https://www.twz.com/australia-literally-burying-its-doomed-nh90-helicopter-fleet
@ORR
Das mit dem Looping und fast leerem Tank sollten Sie sich nochmals durch den Kopf gehen lassen.
Das ist nämlich absolut nicht der Fall.
Auch dass er ein solches Manöver nur ohne Aussenlasten fliegen kann ist schlichtweg falsch.
Ein Gewichtsvergleich mit der BO105 is genauso, als würden sie Äpfel mit Birnen vergleichen.
Der Tiger spielt in einer TOW Klasse von 6t aufwärts.
@ Iceman
Nun, der Tiger weist ein Leistung-Gewicht-Leistungsverhältnis von rund 0,27 kw/kg auf. Die Bo 105 rund 0,25. Durchaus vergleichbar, finde ich.
Wie oft sind Sie die Manöver (Looping) denn vollgetankt und mit vollen Wings (keine dummies) geflogen?
@ TW: Entschuldigung für OT.
@ORR
Looping hin und her – dazu braucht‘s keine Bundeswehr! Sollten das alle Maßstäbe sein? Dann gute Nacht!
Laut Breakingdefens.com plant die US Army, das Future Attack Reconnaissance Aircraft (FARA) Programm, dh die hier auch angesprochenen Bell 360 Invictus und Sikorsky Raider-X, zu streichen und dieses Aufgaben durch UAS abzudecken.
Link ist ok?
https://breakingdefense.com/2024/02/army-cancels-fara-helicopter-program-makes-other-cuts-in-major-aviation-shakeup/
[Link ok, dann aber auch als Link… habe ich ergänzt. T.W.]
Mit dem quasi-Aus des FARA ist dann wohl auch besiegelt, dass es auch nach dem „Übergangsmuster“ LAH keinen Kampfhubschrauber mehr in der Bw geben wird, sondern auch hier auf Artillerie und/oder Drohne umgeschwenkt wird.
@ER: Wundert mich nicht – und halte ich auch für richtig. Die bereits heute erkennbare Leistungsfähigkeit von Drohnen wird in den nächsten Jahren noch erheblich zunehmen, viel schneller und günstiger als Hubschrauber es jemals können. Ob sich dies nun in Reichweite oder Waffenträgerstationen ausdrückt ist unerheblich, sie werden schlicht leistungsfähiger. Für den Preis eines Hubschraubers und zweier Piloten kann ich ganz schön viele Wegwerfdrohnen kaufen und in den Einsatz bringen. Und seit es, diese Luftgestützt aus aus einem „Übergangsmuster“ LAH nahe der Front ausgesetzt.
Ich vermute, man hat in der US Army erkannt, dass der reine Kampfhubschrauber zwar noch eine Bedeutung hat, man diese Missionen aber mit dem Apache noch lange wird wahrnehmen können. Als Begleitung wird lieber massiv in Drohnen investiert und dafür ein teures, von der Wirklichkeit überholtes Projekt eingestellt. Stichwort Disruptive Technologie. Die Bundeswehr hat meiner Ansicht nach hier die gleichen Schlüsse gezogen.
Werden wir auch noch auf See und an Land sehen.
Hierzu auch relevant:
Die US Army hat letzte Woche das Future Attack Reconnaissance Aircraft (FARA) gecancelt, für das schon zwei Prototypen gebaut worden waren, mit der Begründung unter anderem daß der Ukrainekrieg gezeigt hätte, wie verwundbar Hubschrauber heute sind und daß die Aufklärungsrolle heute durch Drohnen erfüllt werden kann.
[Hatten wir schon mit Link, s. weiter oben… T.W.]
@Dominik
Zitat: „Die russischen Kampfhelikopter konnten das was Sie konnten, schlicht weil die Reichweite ihrer Panzerabwehrraketen größer ist als Manpads bzw. der deutlich hinter der Panzerspitze möglichen Systeme…“
Korrekt. Das war im Fall der HOT oder TOW Raketen an der Bo-105 oder dem Tiger aber auch nicht anders. Auch deren Reichweite war einfach größer als die Reichweite der im selben Zeitraum eingesetzten, bodengestützter Abwehrsysteme. Jedenfalls, was die Reichweite von Rohrwaffen und MANPADs anbetrifft. Sich hinter Hindernissen verbergende Hubschrauber sind auch im Vorteil, weil der Erfolg von bodengestützten Flugabwehrraketen mit größerer Reichweite nur ab einer Mindestflughöhe gegeben war. Für Iris-T ist keine Mindestflughöhe angegeben. Aber da dürfte das am Boden stationierte Zielsuchradar der limitierende Faktor sein. Auch eine Iris-T braucht eine gewisse Zeit, bis sie das Ziel erreicht und kann von Sensoren des Ziels erfasst werden. Ein Pilot, der rechtzeitig z.B. hinter einem Gebäude in Deckung geht, wird dann auch nicht getroffen.
Ein Einsatz von Kamphubschraubern setzt auch auf unserer Seite Lufthoheit oder zumindest -überlegenheit voraus, weil auch die modernen russischen Kampfflugzeuge über Radargeräte und LFK mit der Fähigkeit zum Look down – Shot down verfügen.
Deshalb habe ich meinen Kommentar ja auch eingeschränkt. Solange die Ukraine nicht zumindest die Luftüberlegenheit hat und solange entsprechende smartere Dronen für die ukrainischen Streitkräfte noch nicht entwickelt wurden, solange können die Russen ihre Ka-52 noch
ungefährdet einsetzen.
Ich denke, dass es solche Überlegungen sind, die dazugeführt haben, dass die Führung der Bundeswehr in Zukunft ganz auf einen reinen KH / PAH verzichten will.
Zitat:“..könnte man nicht relativ ungestört eine größere Helikopterdrohne genauso etwa 10 km hinter den Kampfhandlungen … “
Dronen mit entsprechend hoher Zuladung gibt es schon. Zum Beispile in China. Die Sprühdrone EFT Z50 50L kann 50 kg tragen.
https://www.arrishobby.com/products/eft-z50-50l-heavy-payload-agriculture-spraying-drone?VariantsId=16934
Das reicht für einen Panzerabwehr Lfk. Angeblich basteln die Russen an einer entsprechenden Kombination. „Russland montiert Panzerabwehrrakete auf zivile Drohne“
Die US-Streitkräfte hatten in den Sechzigern ihr DASH Program mit Dronen für die Marine zur U-Boot Jagd. Reichweite: 132 km, Beladung: 1 Mk 66 Torpedo. Damals waren die technischen Probleme noch nicht behrrschbar. Die QH-50 Dronen hatten eine Zuladung von 500 kg. also 10 x vom dem was die chinesische Landwirtschaftsdrone kann.
https://de.wikipedia.org/wiki/Gyrodyne_QH-50
Es ist nur eine Frage der Zeit, wann entsprechende professionelle Anwendungen auf dem Markt erscheinen werden. Aber auch die werden immer noch einen Piloten brauchen, der sie steuert.