Jetzt offiziell: (Langes) Ende für den Kampfhubschrauber Tiger, Nachfolgeentscheidung dieses Jahr
Fürs Protokoll: Das Verteidigungsministerium hat die Entscheidung getroffen, innerhalb der nächsten 15 Jahre aus der Nutzung des Kampfhubschraubers Tiger auszusteigen und damit die Weiterentwicklung im Projekt Tiger Mark III gemeinsam mit Frankreich und Spanien nicht weiter zu verfolgen. Ein Nachfolgemodell, das vermutlich kein klassischer Kampfhubschrauber sein wird, soll noch in diesem Jahr auf den Weg gebracht werden.
Ein Ausstieg aus dem System Kampfhubschrauber Tiger war schon seit einiger Zeit erwartet worden. Eine Sprecherin des Verteidigungsministeriums bestätigte am (heutigen) Samstag im Wesentlichen einen Bericht der Süddeutschen Zeitung; im März hatte bereits das Portal Business Insider ähnliches berichtet (Links aus bekannten Gründen nicht): Die Kampfhubschrauber der Bundeswehr sollen bis 2038 ausgemustert werden.
Noch vor einer Woche hatte die Bundesregierung sich nicht öffentlich zu dem Austieg bekennen wollen. Die Bundesregierung wird die notwendige Entscheidung zeitgerecht treffen. Die Voraussetzungen werden noch im Jahr 2023 geschaffen hieß es in der Antwort auf eine Kleine Anfrage der Unionsfraktion zu der Frage Bis wann ist nach Bewertung der Bundesregierung eine Entscheidung zum Fähigkeitserhalt und zur Fähigkeitserweiterung des Kampfes im bodennahen Luftraum und speziell des Fähigkeitsträgers Kampfhubschrauber nötig, und wann ist die Entscheidung geplant?
Allerdings war da schon klar, dass das Verteidigungsministerium die Weiterentwicklung des Tiger nicht für sinnvoll hält. Die Weiterentwicklung zu TIGER Mark III wird die Komplexität des Systems nicht maßgeblich verringern. Die Ursachen der Defizite bei der materiellen
Einsatzbereitschaft können damit nicht beseitigt werden, heißt es in der Antwort. Im vergangenen Jahr hatte die damalige Ministerin Christine Lambrecht den Klarstand des Kampfhubschraubers schlaglichtartig mit der Aussage beschrieben, von den 51 Helikoptern seien nur neun einsatzbereit.
Die möglichen Folgen hatte die Stiftung Wissenschaft und Politik (SWP) bereits Anfang vergangenen Jahres aufgelistet und beschrieben, welche Optionen Verteidigungsministerium und Bundeswehr haben, oder besser hatten: Eine Beteiligung am Projekt Tiger Mark III, ein Ersatz des von Airbus gebauten europäischen Kampfhubschraubers durch das US-Modell Apache oder den Verzicht auf einen solchen Kampfhubschrauber und den Ersatz durch ein kleineres Modell, gegebenenfalls als Übergangslösung. Allerdings sei ein Verzicht auf die Tiger-Weitentwicklung nicht ohne Risiko: Sollte sich Berlin aus dem Vorhaben zurückziehen wollen, könnte dies Auswirkungen auf die gesamte deutsch-französische Rüstungskooperation haben, warnte der Think Tank, der die Bundesregierung berät.
Diese Entscheidung scheint getroffen, und es zeichnet sich ab, was an die Stelle des Tiger treten könnte: Der deutlich kleinere Hubschrauber H145M, ebenfalls ein Produkt von Airbus Helicopters, wird nicht nur in der Bundeswehr sowohl von den Spezialkräften als auch als Rettungshubschrauber genutzt. Er wird auch bereits in einer schwerer bewaffneten Version an andere Länder geliefert, zum Beispiel an Ungarn.
H145M könnten als »Einstiegsmodell« zur Schulung für den Kampfhubschrauberbetrieb dienen. Sie würden damit geringere Flugstundenkosten produzieren. Die Fähigkeiten des Unterstützungshubschraubers könnten komplementär zu denen eines Kampfhubschraubers sein und wären im Zweifel geeignet, eine Lücke zu überbrücken und einem Fähigkeitsverlust vorzubeugen. Würde die Tiger-Nutzung bis 2035 gestreckt, würde sich diese Übergangslösung anbieten, weil die marktverfügbaren Maschinen schneller geliefert und in die Truppe integriert werden könnten.
hatte die SWP als mögliche Option vorgeschlagen. (Fun Fact: Der Tiger wurde auch über Jahre als Unterstützungshubschrauber bezeichnet, ehe die Bundeswehr dann doch offiziell den Begriff Kampfhubschrauber benutzte.)
Es zeichnet sich ab, dass die Bundeswehr diesen Weg wählt. Am (heutigen) Samstag wollte die Ministeriumssprecherin zwar keine Einzelheiten nennen – aber eine Beschaffungsvorlage für einen anderen Hubschrauber soll es nach ihren Worten noch 2023 geben.
(Archivbild: Kampfhubschrauber Tiger bei der Informationslehrübung Landoperationen 2016 auf dem Truppenübungsplatz Munster/Bergen – Marco Dorow/Bundeswehr)
@ Rufus
Die Ka-52 wurden für denselben Zweck entwickelt wie die Apache und können auch was der Apache kann. Im Irak-Krieg mussten es Übrigens letztendlich die Warthogs richten, weil es in der Wüste einfach an Deckungsmöglichkeiten für den Apache mangelte. Die Hubschrauber wurden eine zu leichte Beite für die irakischen Shilkas. Natürlich ist es schön, wenn man auch Hubschrauber mit besseren Abwehrmaßnahmen gegen Lenkraketen ausrüsten kann, aber das macht die Dinger wieder schwerer und größer und es ist nur eine Frage der Zeit wann auch diese Systeme veralten. Egal wie teuer ein fliegendes Waffensystem auch wird, letztendlich ist es ersetzbar. Am schwersten zu ersetzen sind fähige Piloten. Die Qualität der Sensorik und Übertragungstechnik ist in den letzten Jahren so enorm gesteigert worden, dass es da einfach keinen Sinn macht das Leben von Piloten zu riskieren.
Dazu kommt, Kampfhubschrauber, wie der Tiger sind furchtbar komplex und anfällig. Man braucht nicht nur Piloten, die sie fliegen, sondern auch Techniker, die sie warten. Geschultes Personal zu bekommen ist aber auch hier zunehmend schwieriger. Die Piloten die in Mali um Leben gekommen waren starben durch einen Wartungsfehler. Hätte es sich um eine fliegende Drone gehandelt, wäre der Verlust deutlich eher zu verschmerzen gewesen.
Die Massen an Panzern, zu deren Abwehr der Tiger mal entwickelt wurde, kann sich heute keine Nation mehr leisten. Die Russen lassen ihre ja gerade von den Ukrainern verschrotten. Die Ukrainer schaffen das ganz ohne Kamphubschrauber.
Aber auch diese Entwicklung ist noch im Fluss. Über die türkischen Bayraktar Dronen hört man nichts mehr. Anfangs waren die sehr erfolgreich aber die russische Flak hat halt auch aufgeholt. Für reine Kampfhubschrauber gibt es keine Existenzberechtigung mehr. Mehrzweckhubschrauber dagegen wird man immer brauchen.
Ich denke, die Entscheidung der Regierung ist richtig. Der Abgang des Tiger ist so langestreckt, dass man sich die Entwicklung in Ruhe anschauen kann und dann nach Bedarf neu entscheiden kann.
@ML-Rebell
„Dazu braucht es dann noch nicht einmal besonders fortschrittliche Raketenabwehr – Maschienenkanonen reichen vollkommen aus.“
Maschinenkanonen (ZSU-23-4 & Co) haben eine geringe Reichweite und sind eher Opfer für einen Apache…
„Das Netz ist voll mit Videos von Marschflugkörpern die im Tiefstflug abgefangen werden oder Hubschraubern die sich im Schwebeflug“
Wir haben von Hubschraubern geredet, die sich *hinter* Objekten im Schwebeflug befinden und nicht offen am Himmel herumfliegen, wie die Russen es praktizieren. Die Hauptgefährdung für westliche Kampfhubschrauber sind nunmal MANPADS (Strela, Igla), weil man sie so leicht übersieht im Gegensatz zu irgendwelchen radaremittierenden Systemen. Allgemein werden in Zukunft weiterhin Systeme russischer und chinesischer Herkunft der überwiegende Gegner sein und keine westliche Technik. Das sollte man bei der Betrachtung nicht vergessen.
„weil die Ukrainer Gepard, Iris-t SLM, Avenger“
Avenger, Gepard mangelt es an Reichweite. Iris-T SLM ist kein System, um während der Bewegung Bedrohungen abzuwehren. Eine vergleichbare Situation hat wir im Yom-Kippur-Krieg, wo die Ägypter den Schutz ihrer nicht mobilen Flugabwehr verlassen haben und vorgerückt sind. Die Ägypter haben dadurch den Krieg verloren.
„Umgekehrt können die Ukrainer aber auch nicht ihre eigenen Kampfhubschrauber effektiv nutzen, weil dies eben durch die russische Flugabwehr unterbunden wird.“
Das Problem der Ukraine ist, dass sie keine oder kaum moderne LFK für ihre Hubschrauber haben.
„Also: 100% LV/BV oder eben doch noch etwas Expedition/Intervention?“
Flexibel muss man bleiben, weil man nie weiß, was kommen wird. Afrika ist sicherlich weiterhin ein konfliktreiches Gebiet in der Zukunft…
„Die Ka-52 wurden für denselben Zweck entwickelt wie die Apache und können auch was der Apache kann.“
Der KA-52 sollte ursprünglich überhaupt nicht die Aufgabe als Allzweck-Kampfhubschrauber übernehmen, sondern der einsitzige KA-50 sollte dies. Und im Gegensatz zu Mi-28 und Apache haben die beiden Kamov keinen Radar auf dem Dach. Weitere Unterschiede erspare ich mir…
„mussten es Übrigens letztendlich die Warthogs richten,“
Apaches arbeitet im Team mit der A-10. Auch in der Dimension Luft gibt es das Gefecht der verbundenen Waffen.
Wenn man also ein Äquivalent zur Mobilität (schnelle Schwerpunkt-Bildung) und Kampfkraft der Kampfhubschrauber haben möchte, ohne welche einzusetzen fällt mir nur folgendes Szenario ein: Die Verbringung von luftbeweglichen Waffenträgern per STH. Transport per Hubschrauber in die Region. Absetzen in sicherer Entfernung von der Frontlinie und dann Eigenverlegung der Waffenträger ins Kampfgebiet. Komplizierter als ein Einsatz der Kampfhubschrauber. Aber während der Waffenträger sich an die Front begibt, kann der Transporthubschrauber bereits den Nachschub heranbringen. Für diese Waffenträger benötigt man dann voraussichtlich wie beim Wiesel SPIKE, Kanonen und FlaRak- Varianten. Man könnte im Rahmen der Überlegungen zum Ersatz der 45 Tiger ja mal durchdenken und -rechnen, was man für das gleiche Geld mit diesem Konzept bekommen könnte.
@all
Hinweis: Dumpfbackiges Parteienbashing mit rassistischen Untertönen schmeiße ich raus.
Wir haben jetzt zwei Lager. Die einen sehen noch eine Zukunft für den Kampfhubschrauber, die anderen nicht. Wo sich aber alle einig sind, ist, dass nur ein hochgezüchter, sehr moderner Kampfhubschrauber mit den neuesten Technologien überhaupt eine Chance hätte.
Vielleicht muss man sich jetzt wirklich mal von dem Gedanken verabschieden von allem das tollste Gerät zu haben. Denn wir alle wissen, die letzten 5% Leistung sind die teuersten. Wir wollen mit jedem einzelnen unsere Euros die Bundeswehr möglichst stark machen. Und zur Zeit muss man sagen, wir können uns eben nicht mehr die tollen Goldrandlösungen leisten. Beim Kampfhubschrauber bedeutet es, dass wir eben zwei Schritte zurück machen müssen. Einen bewaffneten Allzweckhunschrauber, keinen Kampfhubschrauber, kaufen und das überproportional eingeparte Geld in andere Ausrüstung stecken. Z.B. SHORAD
@Jo
oh je, da sehe ich das nächste Problem:
Was machen die Apaches, wenn die Warthogs ausgemustert sind.
Man hört ja, dass die schon längst weg wären, wenn im Kongress nicht ein paar Fanboys sitzen würden.
Zitat: „Maschinenkanonen (ZSU-23-4 & Co) haben eine geringe Reichweite und sind eher Opfer für einen Apache…“
Das haben die ca. 30 Apache Piloten im zweiten Golfkrieg sicher nicht mehr so stramm behauptet als sie geschlossen in das Abwehrfeuer eben dieser Systeme geflogen sind und danach erst mal die Unterhosen wechseln mussten. Danach war eben Licht aus für die Apache und die US Army hat den Job mit ihren Kampfpanzern erledigt. Und hier reden wir tatsächlich noch nicht einmal von irgendeiner kompetenten Armee mit halbwegs modernen Systemen.
Zitat:“Avenger, Gepard mangelt es an Reichweite. Iris-T SLM ist kein System, um während der Bewegung Bedrohungen abzuwehren.“
Das müssen sie mal den Gepard Besatzungen erklären. Die haben das nämlich noch nicht gewusst und einfach die KA-52 vom Himmel geholt ;-)
Btw. Iris-t SLM ist ein taktisches System welches eben genau dafür konstruiert wurde mobile Verbände vor genau diesen Bedrohungen in einem Bereich von ca 40km zu schützen. Nur weil es nicht gleichzeitig fahren und schießen kann, bedeutet das nicht, dass man das System nicht überschlagend einsetzen kann.
Zitat:“Eine vergleichbare Situation hat wir im Yom-Kippur-Krieg, wo die Ägypter den Schutz ihrer nicht mobilen Flugabwehr verlassen haben und vorgerückt sind. Die Ägypter haben dadurch den Krieg verloren.“
Schön, dass wir uns über den Wert von Flugabwehr nun einig sind. Damit können wir das Thema nun auch schließen.
Vielen Dank für alle Anregungen und Beiträge!
Zwei, drei Überlegungen aus meiner Sicht:
Wenn die BW ein Waffensystem abschafft – siehe Gepard – dann ist erfahrungsgemäß erst einmal 20-30 Jahre nichts mehr….. Da doch noch intensiv über dass für und wieder von Kampfhubschraubern diskutiert wird, erscheint es mir etwas verfrüht bereits jetzt die Flinte ins Korn zu werfen.
Für mich als Außenstehender klingen die Berichte zur Verfügbarkeit dramatisch – das System scheint quasi nicht zu existieren für den Einsatz. Somit muss wohl schnell ein Ersatz her. Wie weit sind wir mit den STH? Wann sollen die kommen wobei man sich da ja schon für ein System entschieden hat….
Praktisch heißt das für mich: H145 als bereits eingeführtes System (SAP etc) oder nichts. Kein H160, kein Apache, keine Viper, … würde es zeitmäßig schaffen.
Zur Frage der zukünftigen Kampfhubschrauber und sein es nur als Spezialeinheit a la Scharfschüze: warum ist das nicht Teil von FCAS?
Und dann – bitte nicht lachen – unter deutscher Führung. Dabei dachte ich eher an so etwas wie der Gripen der Hubschrauber. Man müsste sich mit Frankreich halt „nur“ mal auf ein realistisches Anforderungsprofil einigen.
MGCS kann dafür dann eingestellt werden ;-)
@ Schlammstapfer sagt (16.05.2023 um 15:47 Uhr):
„Ich denke, die Entscheidung der Regierung ist richtig. Der Abgang des Tiger ist so langestreckt, dass man sich die Entwicklung in Ruhe anschauen kann und dann nach Bedarf neu entscheiden kann.“
Zustimmung. Und mit einer ausreichenden Anzahl H145M könnte das schon irgendwie funktionieren.
Allerdings sollte man sich schon frühzeitig Gedanken machen wie zukünftig die bereits genannte Begleitung (Eskorte) von Transporthubschraubern (Ch47, NH90) in Einsatzgebieten funktionieren soll. Beim H145M sind z.B. bislang keine Luft-Luft-Lenkflugkörper (z.B. Stinger) integriert. Und die geringere Reichweite der H145M wäre dabei ein schwerwiegende Einschränkung. Mal abwarten.
Also Leute, wenn der AH tot ist, dann braucht es doch wirklich keine neuen M145er mehr und auch keinen ewigen Auslaufbetrieb mit dem „Tiger“!!!
Und wenn diese Thesen allen stimmen sollten, warum dann keine Nachfolger für Gepard (35mm reicht weiter als 30mm, 40 mm (Sgt. York selig) noch weiter. Granaten sind billiger als Stinger & Co. Die Fla-Muni ist seither auch deutlich verbessert worden) und warum kein Roland 3.0? Kein „Panzir West“?)
Dafür sollen die Euronen in stinkteuere neue Leo 2, Puma IVF etc. fließen? Aber noch immer keine hochmobile Shorad und keine flotte Ari???
@Schlammstapfer
Das ist schlicht falsch.
Mi-28 hat AH-64 als Vorbild.
Ka-52 folgt einem komplett anderem Konzept, ist ähnliche Idee wie die MiG-29 ursprünglich, ein Fluggerät einer „nicht-autonomen“ Einheit, also ohne viel Sensoren, abhängig von Zielvorgabe von außen. Fliegt schnell hin, feuert direkt (line of sight). Der Apache ist das genaue Gegenteil davon, hoch-autonom mit absoluten high-tech Sensoren. Feuert gerne ohne line-of-sight. Habe ich aber alles schon in meinem vorherigen Beitrag beschrieben.
Warum Russland die Mi-28 nicht richtig einsetzen kann? Entweder ist (Überraschung, Überraschung) das System nicht so toll wie es im Prospekt erscheint, oder nicht genügend gut ausgebildete Piloten, die Terrain Hugging fliegen können. Witzigerweise sieht man alle russischen Hubschrauber nur ungelenkte Waffen abfeuern. Was haben die mit ihren ATGMs gemacht? Auf dem Schwarzmarkt verkauft? Ich denke, es kommt alles zusammen: schlecht gewartete veraltete Technik ohne genügend trainierte Piloten, die dann bei der Selektion der Ordonanz vor der Mission einen Heulanfall bekommen, denn es gibt heute mal wieder nur Ungelenktes.
Bzgl. MANPADS als Bedrohung für Kampfhubschrauber….
Das ist doch völlig einsatzabhängig. In der Ukraine gibt es relativ klare Frontlinien, und ich habe noch nicht gehört, dass russische Spezialeinheiten auf ukrainisch kontrolliertem Boden mit MANPADS operieren.
In einem solchen Szenario kann der Apache mit seinen Sensoren und LFKs aus 10km Entfernung auf und hinter die Frontlinie wirken. Oder einfach nur Zielauswahl betreiben und die Artillerie mit Koordinaten füttern (Ukraine-Szenario). Warum braucht man dazu einen Apache? Weil er eben hochmobil (300 km/h) und hoch stealthy (nap of the earth) ist und effektiv nicht gejammed werden kann. Kann also relativ gefahrlos und schnell überall dorthin verlegt werden, wo er gerade gebraucht wird. Größere Drohnen sind halt doch eher abschussgefährdet und kleinere Drohnen können nicht schnell verlegt werden. Die UCAR Hubschrauberdrohnen mit Bewaffnung und vollautonom gibt es bis heute nicht.
Wenn man die Amerikaner anschaut, entwickeln diese Ihre Systeme über Jahrzehnte weiter und bekommen sie so einsatzreif. In Europa steckt man viel Geld in die anfängliche Entwicklung und unterlässt es dann, das System zur Reife zu bringen. Ein moderner Kampfhubschrauber ist einfach ein komplexes System und kann nicht so ohne weiteres von einem „einfachen“ System ersetzt werden.
Hängt die Zukunft eines Kampfhubschraubers nicht sehr davon ab inwieweit Deutschland bereit ist bewaffnete Drohnen und Loitering Munitions direkt oder aber auch in Verbindung mit KI Einzusetzen.
Die Drohnen können als Trägersysteme für die gleichen Raketen genutz werden wie bei Hubschraubern ? Aufklärung ist sicherer mit Drohnen. Vorallem könnten weit mehr Trägersysteme beschafft werden.
Knackpunkt ist sichere Kommunikation mit den Drohnen und sichere Navigation ?
Die Ausmusterung des TIGER ist sinnvoll, überfällig und richtig. Auch diese Deutsch/Französische Kopfgeburt hat es nie geschafft, seine Anforderungen zu erfüllen.
Zu teuer, zu anfällig, zu wartungsintensiv und damit nicht ausreichend einsatzfähig.
Die Zwischenlösung mit H145M ist sinnvoll, auch wenn klar ist, dass es sich hier nicht um einen AH (Attack Helicopter), sondern nur um einen waschechten UH (Utility Helicopter) handelt, den man mit ein paar Waffenanlagern militarisiert“ hat. Halt: „The Return of the BO105 PAH“.
Das System hat damals zur LV getaugt und da auch die AH64 immer mehr OTH-Bewaffnung bekommen, ist die bessere Panzerung eines AH gegenüber eeines UH m.E. verzichtbar.
In den nächsten 20 Jahren sehe ich den Helikopter als aktives Kampfmittel sowieso als Auslaufmodel. CSAR & Co. kann nicht ersetzt werden, aber die PAH-Rolle, Aufklärung und Feuerunterstützung wird absehbar durch UAS ersetzt werden.
Durch diese Massnahme bestünde (theoretisch, nur theoretisch) die Möglichkeit, dass die BW bei den UAS dann eine Führungsrolle einnehmen könnte.
In der der Hessische\Niedersächsischen Allgemeine is heute (Stand 17.05.2023) ein neuer Artikel über das Aus des Tigers verfasst worden und was es bedeutet, für den Standort in Fritzlar. Eines ist anzumerken, der H145M ist mit Sicherheit nicht die favorisierte Lösung der Soldaten vor Ort. Welches aus meiner Sicht, ein wichtiger Aspekt wäre.
Es bleibt doch am Ende die Frage welche Einsatzszenarien erwartet man und was will man erreichen¿?
In einem Szenario des IKM, bei dem man sich wenig bis gar keiner Flugabwehr gegenübersieht und CAS für Patrouillen fliegen muss braucht man einen Kampfhubschrauber der gehärtet ist bis 7,62mm oder .50 Kal.
In einem Szenario der LV/BV wo wir über klare Frontlinien verfügen und gegen einen symmetrischen Gegner/Feind antreten, da will man ja in erster Linie die Kampfpanzer des Gegners in einem Hagel aus ATGM’s verglühen lassen und dessen Offensivfähigkeit brechen. Muss man in der Lage sein die Trägersysteme für die ATGM’s sehr schnell hinter der Eigenen Front in Stellung zu bringen. Das ist dann der klassische Job des PAH’s, der in Deckung hinter der eigen Frontline operiert und durch weitreichende LFK der Gefährdung der gegnerischen Flugabwehr entgeht.
Da kann man einen Kampfhubschrauber nehmen um auch CAS anzubieten oder sich evtl. auch Dichter an den Feind zu wagen, es tut aber auch jeder Konventioneller Hubschrauber der als PAH quasi aufgerüstet wurde.
Richten wir den Blick nach vorne, geht es wohl ehr in Richtung das Drohnensysteme wie z.b. MQ-8 Firescout die „Drecksarbeit“ am Feind ausführen und man dann weiter zurück geschoben einen Fliegenden Drohnengefechts-/ Leitstand braucht, wofür wiederum ein H145M ganz brauchbar wäre da in der Zelle noch genug Platz für zusätzliche Operatoren wär.
Am Ende geht es aber heute darum ersteinmal wieder eine Glaubhafte LV/BV Befähigung aufzubauen und da bedarf es einfach einer großen Anzahl, marktverfügbaren Systemen die ein geringes Entwicklungsrisiko haben und mit hohem Klarstand betrieben werden können, die man zu einem guten Preis beschaffen kann.
Da ist man bei einer Heimischen Beschaffung ganz schnell bei der Airbus H145M…
@Rufus – Der Apache ist eben nicht hoch stealthy, sonder wie jeder Hubschrauber ein regelrechter Leuchtturm im elektromagnetischen Spektrum.
Die mehre 1000KW Antriebsleistung erzeugen einfach eine gewaltiger Menge heißer Abgase die man sehr leicht im infraroten Spektrum auffassen kann. Wer das nicht glaubt, kann sich ja mal die Infrarotvideos der Amerikaner in Afghanistan anschauen. Der Apache leuchtet hier hell wie die Sonne.
Jeder Hubschrauber kommt mit einem gigantischen Radarreflektor frei Haus – nämlich den Rotoren. Eine ungünstigere Auslegung was Radarrückstrahlfläche betrifft, ist kaum möglich.
Das einzige was Kampfhubschrauber überleben lässt, sind extrem bodennahe Manöver und Hindernisse die den Hubschrauber im Radarschatten verschwinden lassen oder „dumme“ Infrarotsuchköpfe das Lagerfeuer der lokalen Pfadfindergruppe besuchen lässt anstatt das glühende Triebwerk.
Das war ausreichend für den kalten Krieg (in dem Kampfhubschrauber entwickelt wurden) weil die Radartechnologie noch nicht so weit war, Hubschrauber vom Hintergrundrauschen zuverlässig zu isolieren. Das ist aber inzwischen Geschichte, die Auflösung von Radaranlagen ist inzwischen dermaßen gut und die Algorithmen so fortgeschritten, dass auch bodennahe Anflüge in durchschnittlichen mitteleuropäischen Gelände ohne Probleme verfolgt werden können. Die modernen Lenkwaffen (zum Beispiel die IRIS-T SLM) sind so verdammt schnell und manövrierfähig, dass der Hubschrauber sich nur sehr kurz zu exponieren muss um sich eine Rakete einzufangen.
Jetzt kommt aber natürlich wieder das Argument: Aber wenn er (der Kampfhubschrauber) hinter einem Haus oder Baumwipfel….jada, jada. Schön! Vielleicht verschwindet er dann für ein paar Sekunden vom Radar aber es ist eben nicht die Aufgabe des Kampfhubschraubers ein paar tausend Liter Kerosin hinter einem Haus zu verbrennen. Ein Hubschrauber wird immer auch von irgendwo her ungedeckt anfliegen müssen. Höhe gewinnen um Ziele auffassen zu können (weil für den Hubschrauber eben das Gleiche gilt wie für die Flugabwehr – willst du was sehen, musst du den Kopf raus stecken). Daher die Forderung beim Tiger nach völliger Passivität bei den Sensoren und Mastvisier. Die Pars 3 war extra so konzipiert eine komplette Salve an Flugkörpern im fire-and-forgot Modus zu verschießen, weil man eben wusste, dass danach entweder die Panzerspitze tot ist oder eben der Tiger. Problem nur, die Pars 3 hat nie wirklich funktioniert und Tiger ist ohne eine ziemlich zahnlose Katze.
Nun kommen wir mal langsam in die 2010er Jahre. Die Amerikaner setzten ihre „Gunships“ überall in Irak und in Afghanistan ein. Eine Umgebung in der es keine richtige Flugabwehr und nur sehr wenige MANPADS gab. Trotzdem werden immer wieder Apache von schweren Maschinengewehren abgeschossen oder beschädigt. Das kann man jetzt unter dem Restrisiko bewaffneter Konflikte verbuchen. Es zeigt aber, dass Hubschrauber durchaus sehr verwundbar sind wenn die Frontlinie nicht klar ist. Den sie fliegen eben im Vergleich zu Flugzeugen recht langsam und niedrig.
Ein Weg die zwei zuvor skizzierten Punkte zu umgehen, ist es non line of sight (NLOS) Systeme zu nutzen und den Hubschrauber weit außerhalb der Gefahrenzone zu belassen. Aber wer keinen „Sichtkontakt” zum Ziel hat, muss diese Informationen von einem anderen System bekommen.
Und was könnten diese Systeme sein? Richtig! Drohnen! Willkommen Apache Guardian. Jetzt reden wir also nicht mehr von einem an sich schon wahnsinnig teuren System, sondern von einem noch teureren Verbund an Systemen und Effektoren.
Fast forward in den aktuellen Ukrainekrieg. Hier sehen wir nun das erste mal diese wahnsinnig teuren Flugabwehrsysteme im Einsatz, die sich eigentlich nur große Industrienationen (und die, welche gerne welche wären) leisten können. Und wir sehen, dass Marschflugkörper reihenweise abgeschossen werden. Und nur zum Vergleich: Ein Marschflugkörper hat nur einen Bruchteil der elektromagnetischen Emissionen von einem Kampfhubschrauber, ist viel kleiner und deutlich schneller, fliegt aber durchaus auf ähnlicher Höhe.
Und was machen die Russen und Ukrainer mit ihren (Kampf)Hubschraubern? Psychologische Kriegsführung mit ungelenken Raketen die vermutlich irgendwo im Nirvana einschlagen. Würde die Russen bei der aktuellen Luftverteidigung in und um Kiev auf die Idee kommen ein weitere Hostomol-Airport Aktion zu starten? Nein, den das gilt inzwischen selbst bei dem völlig unfähigen russischen Generalstab zu Recht als Selbstmord.
Und genau das haben die Amerikaner schon vor langer Zeit kommuniziert und auch in verschiedenen Thesenpapieren hinreichend dargelegt: Wenn der Gegner über eine funktionierende Luftverteidigung verfügt, können wir unsere Hubschrauber und Drohnen erst mal nicht einsetzen, sondern müssen uns erst mal darum kümmern die Hoheit in der Luft zu erringen. Aus diesem Grund hat die US Airforce sogar die US Army ermahnt, sich eigene bodengebundene Deep Strike Fähigkeiten zuzulegen, da die US Airforce nicht garantieren kann in einem peer-to-peer Konflikt diese Hoheit in ausreichendem Ausmaß zu erringen.
So, nachdem ich das jetzt alles breit getreten habe, wäre es einfach schön wenn die Kommentatoren einfach den Fakt anerkennen würden, dass Hubschrauber und Drohnen nicht gegen einen Gegner mit einer gut funktionierenden Luftverteidigung eingesetzt werden können, ohne massive Verluste an extrem teuren und hochwertigen Material zu riskieren.
„The Return of the Bo 105“ – klingt ja nett. Aber die Besatzung hockte damals recht ungeschützt im Hubi – zumal an der Bo jedes einzelne Gramm eingespart war. Leichtgewichts- Plexiglas-Türen, lappriger als bei jeder ADAC-Zivilversion. Sparsitzchen fast wie Gartenmöbel. So richtig crashfest habe ich das alles nicht in Erinnerung. Kein einziges Panzerplättchen für die Kameraden – nicht so wie damals bei der AH-1. Vielleicht auch mal an die Besatzungen denken, die mit so einen Gerät Richtung Front fliegen sollen! Brüderchen Kalaschnikow lauert überall.
@ML-Rebell
Ich schrieb „stealthy (nap of earth)“.
Jetzt kann mann natürlich eines der vier Worte herauspicken und darüber eine Abhandlung schreiben. Das ist dann aber Thema-Verfehlung.
Ich bleibe dabei, dass der Apache im Tiefstflug kaum zu entdecken ist. Und selbst wenn ein AWACS ihn von oben aufspürt, so ist noch lange kein Feuerleitradar auf ihn aufgeschaltet. Mit look-down-shoot-down klappt es zB bei den Russen wohl nicht so. Jetzt kann man natürlich sagen, andere Gegner können das. Aber da hat man dann hoffentlich zumindest temporär und lokal Lufthoheit während der Apache-Mission.
@ML-Rebell
Danke für die Erläuterungen. Dann kann sich die BW aber auch die H145M mangels EloKa und weitreichender Sensorik sparen.
Ganz allgemein, nur weil RUS und Ukraine ihre Hubschrauber wie in den 1960ern einsetzen und das ganz furchtbar und ineffizient aussieht, heißt das nicht, dass der Kampfhubschrauber als solcher tot ist. Der sowjetische kann jetzt beerdigt werden, und wir sollten nur das daraus lernen. Der amerikanische ist so frisch wie eh und jeh, AH-64E. (Kleiner Reim, vielleicht bleibt ja was hängen)
Abseits der hier in erster Linie auf der technischen und taktischen Ebene geführten Diskussion fällt an der Entscheidung des Ministeriums auf, dass sich die geplante Ablösung des KH Tiger im Grunde nicht von der Art und Weise der Beschaffungsvorgänge der letzten Jahrzehnte unterscheidet: ein obsoletes Waffensystem, das sich neben der technischen Überalterung durch eine ungenügende Verfügbarkeit auszeichnet, wird bis in alle Ewigkeit weiterbetrieben und die Nachfolge wie Strudelteig gedehnt, nicht konsequent betrieben und dient zuvorderst den Interessen eines Herstellers. Das Ganze zeigt deutlich auf, dass in den Köpfen der verantwortlichen Planer das Konzept der LV/BV, das Verteidigungsminister und Kanzler ihren Verlautbarungen zufolge möglichst schnell realisieren wollen, längst nicht angekommen ist. Da genügt es nicht, nur die Chefin des Beschaffungsamtes und den Generalinspekteur abzulösen.
Was so – generell – auffällt, hier oder auch beim STH-Beitrag.
Wenn nichts passiert, wird sich darüber beschwert, dass keine Entscheidung getroffen wird.
Wenn dann entschieden wird, und sogar begründet wird, wieso. Auch relativ schlüssig. Die Einsatzbereitschaft des Tigers spricht Bände, dann beschwert sich auch jeder.
Wie sagte Berti Vogts einst: „Und wenn ich übers Wasser laufen würde, würden die Leute sagen: NICHT MAL SCHWIMMEN KANN DER!“
Man kann wohl immer irgendwo was zum Mäkeln finden. Aber es wird nun endlich entschieden.
@Rufus – Eine Meinung wird nicht dadurch zum Fakt, nur weil man sie immer wieder in dem Raum wirft. Ohne logische Punkte zu nennen bleibt es weiter eine unbelegte Meinung. Wenn man dann mit eben diesen Punkten konfrontiert wird und darauf dem ggü. vorwirft das Thema zu verfehlen, dann will man eben nicht wirklich diskutieren, sondern seine Vorurteile bestätigt sehen.
Es ist aber nun mal wichtig analytische Klarheit herzustellen um daraus die richtigen Rückschlüsse zu ziehen und Handlungsoptionen einzuordnen:
1. Die Amerikaner werden weiter am Kampfhubschrauber festhalten. Gleichzeitig erkennen die Amerikaner aber vollumfänglich an, dass sie diese in einem echten peer-to-peer Konflikt bzw. bei einem Gegner mit einer fähigen Flugabwehr nicht einsetzen können. Deshalb investiert die US Army und US Airforce nun massiv in Systeme, welche die gegnerische Flugabwehr unterdrücken bzw. zerstören kann. Ziel ist es weiter stets die unangefochtene Lufthoheit zu erringen um dann im zweiten Schritt mit Kampfhubschraubern die Bodentruppen zu eliminieren.
2. Daraus ergibt sich für die BW folgende Situation: Sind wir in der Lage es den Amerikanern gleich zu tun und uns dieses gesamte Orchester an extrem fortschrittlich (und teuren) Systemen zu leisten? Wenn ja, dann her mit dem Apache! Wenn die Antwort aber nein ist – und genau danach sieht es momentan aus, dann müssen wir eben nicht nur kleinere Brötchen backen, sondern vor allem andere Brötchen.
3. Das diese stringente Ableitung vom erforderlichen Fähigkeitsprofilen anscheinend weiter nicht erfolgt, sieht man an der H145 Entscheidung. Eben so ein bisschen von allem aber nichts wirklich richtig. Denn wo sich der H145 in den oben beschriebenen Szenarien einordnen soll, kann vermutlich aktuell niemand schlüssig erklären. Ich erwarte aber als Steuerzahler, dass mit meinem Geld sinnvoll umgegangen wird und als Bürger, dass wir das Maximum an Kampfkraft aus dem Budget raus holen. Denn wenn es knallt, entscheidet sich hier ob wir überleben oder nicht.
Wie wäre es, wir sollten alle die Daumen drücken, dass die Amis doch noch den Schneid finden ihr ganzes Spielzeug zumindest im kleinen Maßstab in der UKR testen zu lassen, Stichwort Kinschal etc.
Natürlich bleiben dann immernoch 2 unbekannte, 1. wie fähig die Ukrainer im Vergleich mit den originalen Amibesatzungen wären (wobei ich da sehr zuversichtlich wäre) und 2. Wie fähig sich die Russen anstellen (könnte ja sein, dass die Chinesn besser trainiert wären)
Ob Deutschland generell was Militär angeht so gute Tipps geben kann, tut mir Leid, 1. haben wir keine Munition nach 2 Tagen, 2. würden einige führende Ex Generäle der BW am liebsten bevor ein Krieg ausbricht schon kapitulieren.
@ ML-Rebell:
… und ich erwarte als Steuerzahler und Reservist, dass Kameraden nur mit einem Hubschrauber in den Einsatz geschickt werden, der einigermaßen crashfest und zumindest gegen Infanteriewaffen geschützt ist. Da sehe derzeit ich nur einen Hubi, der von vornherein als Kampfhubschrauber konzipiert ist, die Bo 105 war das nicht. Die 145 ???
@ Schorch 52
Als Reservist sollte Ihnen der Grundsatz „Wirkung geht vor Deckung“ geläufig sein. Mehr muss man zu Ihrer Einlassung nicht sagen.
@ML-Rebell
ihr Punkt 1 stimmt halt einfach nicht. Lesen Sie doch mal wie Desert Storm abgelaufen ist.
AH-64 waren die zweite Welle nachdem F-117 Kommandozentren angegriffen hatten. Ziel der AH-64 war die frontnahe Flugabwehr der Iraker. Zu dem Zeitpunkt hatte USA keine Lufthoheit.
Und ich setze noch einen drauf. Hätte die Ukraine 100 AH-64 mit ausreichend Logistik wäre der Krieg schon lange gewonnen. Mit stattdessen 30 Eurofightern (gleicher Preis) glaube ich das nicht. Ein EF kann auch nicht mehr Panzer ausschalten als ein AH-64.
Ich kann das nicht beweisen, ich schreibe hier lediglich meine feste Überzeugung.
@Schorsch52:
Wirklich? Ein Apache kostet vermutlich so um die 30Mio ohne Ersatzteile, Munition und Ausbildungseinrichtungen. Dafür bekommt man 2 Puma S1 inkl, Ersatzteile, Munition und Ausbildungseinrichtungen. Oder man könnte für 1500 Soldaten (Die USA rechnet mit ca 17500$, ich habe 20000€ angesetzt-da kann man mich gerne korrigieren) ihre Vollausstattung beschaffen, von der Unterhose über das Gewehr bis zur NV.
Gerade als Reservist sollte ihre Erfahrungen doch zeigen, dass man vielleicht erstmal die Masse ausstatten sollte, bevor man sich über solche Luxusspielzeuge Gedanken macht. Vor allem, was hilft einem Schutz gegen Infanteriewaffen, wenn MANPADs in einem peer-to-peer Konflikt mittlerweile schon fast auf Gruppenebene verfügbar sind – siehe Ukrainekrieg
Da ja hier durchaus auch die Meinung vertreten wird, die Abkehr vom Tiger ginge am Interesse der Truppe vorbei möchte ich mal auf folgendes Hinweisen:
In der HNA, vom 16.05, der Regionalzeitung im Bereich um Fritzlar, gibt es ein schönes Interview mit dem Kommandeur des Kampfhubschrauberregiment 36. Dort scheint der Wechsel durchaus begrüßt zu werden.
Ist auch online verfügbar.
@ML-Rebell
„Daraus ergibt sich für die BW folgende Situation: Sind wir in der Lage es den Amerikanern gleich zu tun und uns dieses gesamte Orchester an extrem fortschrittlich (und teuren) Systemen zu leisten?“
Die Bundeswehr ist in der Landes- und Bundesverteidigung in die NATO inkl. USA integriert. Selbstverständlich muss die NATO über starke SEAD-Fähigkeiten in Europa verfügen – aber es müssen nicht alle Fähigkeiten bei der Bundeswehr angesiedelt sein.
Ich habe ja schon darauf hingewiesen, dass die Niederlande ihre Apaches upgraden und es deswegen Sinn machen würde, diese Fähigkeiten mit der Bundeswehr zu verzahnen.
Drittens bleibt der potenzielle Hauptgegner Russland und die Bundeswehrplanung sollte sich nach dessen Fähigkeiten in den nächsten 20-30 Jahren ausrichten. Weder wird Russland IRIS-T-Varianten bekommen noch andere moderne westliche Systeme.
@ Lobata
Das ein Wechsel begrüßt wird ist eher Interpretation. Das es so nicht weiter gehen kann und Ersatz oder eine Verbesserung der Lage her muss, ist eher die Stimmung.
Ob das eine 145 der Ersatz sein muss oder sollte, wird dagegen heftig diskutiert. Die Rückkehr einer modernen Bo105 wünschen sich eher die wenigsten.
Was mir bei dieser Diskussion fehlt, Fähigkeiten der Modelle sind das eine. Wenn wir uns nicht die notwendigen Stückzahlen leisen können, bringt das aber wenig. Der Apache kostet etwa das 3-4 fache des H145M.
@ML-Rebell; volle Zustimmung möchte jedoch zwei Punkte ergänzen.
1. Das Festhalten der Amerikaner ist vorranging an innenpolitische und beschaffungstechnische Gründe gebunden, da das System immer noch in der Welt der Beschaffung von Systemen und dessen Ersatz lebt (Arbeitsplätze, Geld in welchen Bundesstaat, Einflüsse von Senatoren…)
2. Die Bw ist im Bezug des vernetzten Ansatzes von Sensoren – C2 – Effektoren in einer ganz anderen Liga oder Galaxie, kommt drauf an ob von welcher Position man die technologische Entwicklung in diesem Bereich betrachtet.
In der bisherigen Diskussion fehlen mir aber noch ein paar Aspekte:
a) Soll der H145M vorranging als Sensor oder Effektor dienen? oder gar beides? bei einer gegenwärtigen max. Zuladung von ~1500 kg (2 Piloten schon abgezogen) wird es für beides schon eng… (8x Hellfire/PARS 3LR = 400 kg, 8x Spike-ER = 440 kg) 1050 kg für Treibstoff und Sensoren/Taktische Battle Net Anbindung.
Daher müsste eigentlich eine Ausprägung in Sensor und Effektor Version gefordert sein. (Leicht gepanzerter Sensor und un-gepanzerter Effektor) Was aber die Kampfkraft eines Schwarms reduziert. Die Option zur Steuerung von UAVs wäre Richtungsweisen und zielführend, da in diesem Bereich vermutlich der SP für die Nutzung liegt. Folglich müsste aber das Forderungsprofil eben diese einschließen.
b) Eine gedankliche Rückkehr in eine Welt der Bo-105 muss tunlichst vermieden werden, da die Parameter für alle Einsatzoptionen verändert wurden und damit die Lösung der Formel anders sein muss.
c) Die Beschaffungsdiskussion ist zu sehr vom Fokus auf Systeme (Hardware) geleitet, da hier, wie in den USA der direkte Rüstungspolitische Einfluss zum Tragen kommt. Wichtiger ist aus meiner Sicht, die Frage wie können die neuen Systeme miteinander Vernetzt werden, denn eine C2 über Funk ohne ein vollkommen digitales Lagebild von allen Sensoren und Effektoren ist „Cold War Age“.
d) Die Beschaffung dieses Systems muss sollte die NDL Kapazitäten in diesem Bereich vollkommen einbinden. Wie soll die Vernetzung zwischen deren Ah-64 und dem H145M stattfinden.
e) Die Frage nach der Notwendig einer Truppengattung ist immer an die Zuweisung von Aufgaben gebunden. Folglich muss diese auch von den Systemen getragen werden. Das Regiment in Fritzlar ist den Korps-Tr. zugewiesen. Damit ist eine Operationsführung in der „Battle Zone“ vorgesehen. Da vermutlich nicht von einer vollkommenen A2AD Deckung der gesamten „Battle Zone“ ausgegangen werden kann ist neben der „Aufklärbarkeit“ des Sensors/Effektors auch die Frage der Überlebensfähigkeit von Belang. Wie bereits oben aufgezeigt aber ohne den Schluss – „Was bedeutet das für einen H145M?“
f) Gesamtsicht auf DEU/FRA Rüstungsprojekte: Lässt sich nach P-8 und Tiger eine Richtung für die anderen Projekte erkennen bzw. müssen dann die verbleibenden Zwingend zum „Erfolg“ werden?
Ich weiß viele offene Enden, nur eben das fehlt mir bis jetzt…
@ex-ARRC
„Die Option zur Steuerung von UAVs wäre Richtungsweisen und zielführend, …“
Dafür bräuchte es aber einen separaten und entsprechend ausgestatteten Arbeitsplatz, bei beiden Piloten nebeneinander wird das eine Herausforderung. Nicht ungefähr sitzen i.d.R. Pilot und Waffenbediener (Lw: WaffSysOffz) getrennt hintereinander und jeder kann sich auf seinen Aufgabenbereich konzentrieren.
@ Anonym – 19.05.2023 um 8:54 Uhr :
Es geht mir um die Frage nach der Überlebensfähigkeit von Besatzung und Hubschrauber Diese Frage ist m.E. berechtigt und sollte bei allen Lösungsvorschlägen nie vergessen werden. „Hubschrauber-Quartett“ spiele ich hier nicht.
[Ich stelle den Hinweis mal voran, weil es ein doch arg langer Kommentar ist: Links zu deutschen Verlagswebseiten finden hier, wie bekannt, i.d.R. nicht statt. Und im Interesse der Lesbarkeit würde ich schon darum bitten, die Länge nicht ausufern zu lassen. T.W.]
Lobata sagt:
19.05.2023 um 13:05 Uhr
Da ja hier durchaus auch die Meinung vertreten wird, die Abkehr vom Tiger ginge am Interesse der Truppe vorbei möchte ich mal auf folgendes Hinweisen:
In der HNA, vom 16.05, der Regionalzeitung im Bereich um Fritzlar, gibt es ein schönes Interview mit dem Kommandeur des Kampfhubschrauberregiment 36. Dort scheint der Wechsel durchaus begrüßt zu werden.
Ist auch online verfügbar.
Wenn es sich auf folgenden Artikel bezieht, dann ist die Zusammenfassung nicht ganz richtig:
[Link gelöscht. T.W.]
Auszug aus dem Artikel: „…..Für die Fritzlarer Heeresflieger wäre es wohl eine Zwischenlösung, bis die nächste Generation moderner Kampfhubschrauber verfügbar ist. Nach Einschätzung von Experten wird das bis Mitte der 2030er-Jahre dauern…
….Tiger und H145M würden zwölf Jahre lang parallel betrieben werden…
…Der Tiger ist im Vergleich deutlich schneller, besitzt eine höhere Reichweite und kann mehr Gewicht, also mehr Sprit und mehr Munition, tragen. „Daher muss man sich viele Gedanken machen, wie man einen H145M in bestimmten Szenarien einsetzt….““
Damit es jetzt nachfoldend wegen Begrifflichkeiten nicht zur Verwirrung kommt:
Ich verwende hier die Hubschrauberklassifizierung gem. dem KSE- Vertrag:
Transporthubschrauber sind grundsätzlich unbewaffnet.
Sobald da auch nur ein Maschinengewehr lafettiert ist, ist es ein Kampfhubschrauber, der sich wieder in drei Untergruppen aufteilt:
Kampfunterstützungshubschrauber: Rohrwaffen und ungelenkte Waffen wie Raketen und Bomben
Heißt: CH53G ohne MGs zum Eigenschutz ist ein Transporthubschrauber und mit MGs zum Eigenschutz ist ein Kampfunterstützungshubschrauber. In beiden Kategorien im Vertag so auch namentlich gelistet.
Mehrzweck-Angriffshubschrauber sind für die Wahrnehmung mehrerer militärischer Aufgaben
konzipiert und für den Einsatz von Lenkwaffen ausgerüstet. (Bo105/ PAH1; Gazelle; OH-58 Kiowa)
In diese Kategorie fällt auch ein mit Panzerabwehrraketen bewaffneter H-145M.
Spezial-Angriffshubschrauber sind in erster Linie für den Einsatz von Lenkwaffen konzipiert (AH-64 Apache; A-129 Mangusta)
In dieser Kategorie ist aber der AH-64 ein schwerer Kampfhubschrauber und der mit A-129 Mangusta als leichter Kampfhubschrauber zählt- (Diese Unterscheidung wird in KSE-Vertrag nicht gemacht). Der Tiger ist hier ebenfalls als leichter Spezial- Angriffshubschrauber zu bewerten. Man hatte bei der Suche nach einem Nachfolger für den PAH1 auch die US – Modelle AH-1 und AH-64 erprobt und von Seiten der Bundeswehr für nicht geeignet befunden. Darauf gab es mehrere Projekte u.a. mit den Briten und später auch mit den Italienern. Final kam es zu der Kooperation mit Frankreich, Auf Basis eines Grundtyps sollten drei Modelle entstehen: PAH2 mit Sensorik wie beim Apache in der Nase; HAC- Ebenfalls als Panzerabwehrhubschrauber mit mastmontierter Sensorik und HAP als Geleit- und Feuerunterstützungshubschrauber mit 30mm MK in einem Kinnturm. PAH2 und HAC wurden zu einem Modell zusammengelegt Deutschland entwickelte den PAH2 zum (Feuer)unterstützungshubschrauber weiter, während Frankreich den HAC aufgab und nur den HAP beschaffte. Die Panzerbekämpfung übernahmen weiter die Gazelle mit HOT. Später entschied sich Spanien den aus dem HAP abgeleiteten HAD mit Spike ER zu beschaffen, während Frankreich ebenfalls einen Teil seiner Tiger als HAD mit Hellfire zu beschaffen.
und hier liegt schon ein Teil des Dilemmas: Das Tiger MKIII- Vorhaben müsste zwei sich stark unterscheidende Tigervarianten abdecken. Das hätte für die Deutschen entweder eine kostenintensive Parallelentwicklung oder die faktische Anschaffung der HAD- Variante bedeutet. Kostenseitig würde vermutlich die Anschaffung des AH-64E Guardian wirtschaftlicher sein. Zusätzlich müsste man wegen der geringen Gesamtproduktion des Tigers (180 Stück- davon 68 UH Tiger) eine wesentlich höheren Lagerbestand an Ersatzteilen aufbauen als bei der Entscheidung für den AH-64. Bei über 2500 produzierten Einheiten, davon mehr als 500 AH-64E, ist die Ersatzteillogistik ganz anders dimensioniert. Boeing dürfte hier problemlos in der Lage sein, kurzfristig Ersatzteile zu produzieren bzw. aus dem Lagerbestand zu liefern. Für Airbus wären diese Ersatzteile Kleinserien, die hochpreisig sind und entsprechend Vorlauf für die Produktion benötigen.
Warum als nicht der AH-64E. Aus meiner Sicht sind hier drei Faktoren:
.1. Er passt eigentlich nicht in das deutsche Einsatzkonzept, darum hatte am sich schon gegen den AH-64A und für einen Eigenentwicklung entschieden und die US Army wird die Hälfte ihrer AH-64 durch das kleiner Muster der Future Attack Reconnaissance Aircraft- Ausschreibung ersetzen
2. Die deutsche Rüstungsindustrie wäre bedingt an der Beschaffung beteiligt
3. Die erklärte deutsch- französische Rüstungskooperation: Beim Future Combat Air System und Main Ground Combat System hackt es gerade gewaltig. Frankreich sieht in der Beschaffung der F-35 die deutsche Beteiligung am FCAS bedroht und diskutiert, ob der Leclerc nicht durch den EBMT von KNDS ersetzt werden solle
(https://www.opex360.com/2023/04/02/un-depute-suggere-de-remplacer-le-char-leclerc-par-lebmt-de-nexter-et-de-krauss-maffei-wegmann/)
Die deutsche Beschaffung der P8 Poseidon dürfte das deutsch- französische Maritime Airborne Warfare System begraben haben, auch wenn offiziell von deutscher Seite von einer Übergangslösung gesprochen wird.
Die Absage an den Tiger MKIII zugunsten des AH-64E wäre jetzt der nächste Affront in Richtung Frankreich.
Ein leichter Mehrzweck- Angriffshubschrauber auf Basis des H-145M ist aus mehreren Perspektiven eine elegante Lösung:
-Ist bereits bei der Bundeswehr eingeführt
-Ersatzteilversorgung ist unproblematisch, da er auf einem weit verbreitetem Muster basiert
-Wertschöpfung in Deutschland, da er in Donauwörth mit französischer Beteiligung produziert wird
-Bereits für div Bewaffnungsoptionen qualifiziert, einschl. lasergelenkten 70mm Raketen und Spike ER2 und laut Airbus prinzipiell wie der AH-64E MUM-T (Manned-Unmanned Teaming)- geeignet. Bei MUM-T kann die Besatzung des Hubschraubers selbst eine Drohne steuern.
Abhängig davon, mit welcher militärischen Ausrüstung und Bewaffnung der H145M von der Bundeswehr eigeführt wird, kann er in Einzelpunkten dem UH Tiger überlegen sein, solange er sich im Geländefolgeflug in extrem niedriger Höhe sich ausschließlich über den eigenen Kräften bewegt, aus größerer Entfernung wirkt (Spike ER2 bis 16 km. PARS3LR im Vergleich dazu: 7km; Die Precision Attack Air-to-Surface Missile als Hellfire- Nachfolger dürfte aufgrund des Lenkverfahren mittels Radar nicht in Betracht kommen ) und sich so der feindlichen Radarerfassung und Flugabwehr einschl. MANPADS (Stinger; Igla) entziehen kann.
Das gr0ße Aber ist: Dass der H145M für bestimmte Einsatzprofile wie das Absichern einer Luftlande- oder Evakuierungsoperation sowie Feuerunterstützung in einem urbanen Umfeld nicht geeignet ist und hierfür weiter ein Spezial-Angriffshubschrauber notwendig ist. Drohnen als Alternative halte ich auf Grund der Steuerung als Remotely Piloted Aircraft System auf absehbare Zeit für nicht geeignet um einen Spezial-Angriffshubschrauber gleichwertig ersetzen zu können..
Hier gäbe es folgende Optionen:
-Durch die Verzahnung mit den Niederländern, werden diese Aufgaben durch deren Apaches übernommen.
-Man wartet das Ergebnis der Future Attack Reconnaissance Aircraft (FARA)- Ausschreibung der US Army ab und geht unter Einbeziehung des FARA – Gewinners in eine neue Marktsichtung für eine Beschaffung in einer Größenordnung von 24 bis 48 Stück sobald die deutsch- französischen Projekte Future Combat Air System und Main Ground Combat System soweit fortgeschritten sind, das Frankreich diese deswegen nicht topediert.
– Man versucht für den NH90- Nachfolger ein Verbundsystem aus einer bemannten Basisplattform und autonomen unbemannten System zu definieren. Was aber auch auf der Zeit- und Kostenachse mit erheblichen Risiken verbunden wäre.
Wenn weite Teile der niederländischen Landmacht sich ins deutsche Heer integrieren können, mag das für die deutschen Kampfhubschrauber doch umgekehrt auch gehen. Einziges Manko: Unsere Männer von den Heeresfliegern müssten bei den Niederländern mit den „Heren van de Luchtmacht“ vorlieb nehmen.
Die NL modernisieren ihre Apaches seit 2020 von Grund auf auf die Version Echo. Geplante Einsatzmöglichkeit bis 2050.