UN-Einsatz in Mali: Bundeswehr schickt wieder Hubschrauber
Nach knapp dreeinhalb Jahren schickt die Bundeswehr wieder eigene Hubschrauber in den UN-Blauhelmeinsatz in Mali. Vier Transporthubschrauber vom Typ NH90 sollen unter anderem die medizinische Rettungskette für die deutschen Truppen bei MINUSMA unterstützen, die derzeit von einer privaten Hubschrauberfirma gewährleistet wird.
Die Lieferung des ersten NH90 teilte das Einsatzführungskommando der Bundeswehr am (heutigen) Dienstagabend via Twitter mit:
Damit begann die Umsetzung dessen, was der Abteilungsleiter Strategie und Einsatz im Verteidigungsministerium, Generalleutnant Bernd Schütt, bereits im Mai angekündigt hatte: Nach Beendigung des Einsatzes in Afghanistan habe die Bundeswehr wieder Kapazitäten, Hubschrauber nach Mali zu schicken. Dabei gehe es nicht nur um die Rettungskette für verwundete Soldaten, sondern auch um andere Transportaufgaben und damit mehr Handlungsfähigkeit für den Kommandeur des deutschen Kontigents (seit Ende September Oberst Mike Werner).
Die Verlegung von deutschen (Transport)Hubschraubern, erstmals seit dem Abzug dieser Bundeswehrfähigkeit aus dem westafrikanischen Land Mitte 2018, ist nicht zuletzt eine Reaktion auf die Diskussion hierzulande über die Möglichkeiten zur medizinischen Evakuierung aus der Luft (AirMedEvac) in dieser Blauhelmmission. Spätestens nachdem im April dieses Jahres mit dem Abzug der Transall-Flugzeuge die eigene AirMedEvac-Fähigkeit komplett aufgegeben worden war, hatte das im Parlament eine Rolle gespielt – dabei schien manchen erst bewusst geworden zu sein, dass die Luftrettung mit Hubschraubern schon länger auf eine Privatfirma übertragen worden war.
Zwar hatte Schütt wie andere Fachleute betont, dass die Rettungskette auch mit den zivilen Helikoptern sichergestellt sei, wie es auch in anderen UN-Einsätzen üblich ist. Die Debatte wurde weiter angefacht, als bei einem Selbstmordangriff auf eine deutsche Patrouille im Juni dieses Jahres zwölf Bundeswehrsoldaten und ein Belgier zum Teil schwer verwundet wurden. Allerdings hatte es auch da keinen Hinweis gegeben, dass die medizinische Versorgung darunter gelitten hätte, dass nicht Militärhubschrauber für die Evakuierung eingesetzt wurden.
In diesem UN-Einsatz in dem riesigen afrikanischen Land sind Helikopter ein ständiger Mangel – nicht umsonst bitten die Vereinten Nationen ständig um die Bereitstellung solcher Maschinen. Schon der erste Einsatz deutscher NH90 und Tiger-Kampfhubschrauber war von MINUSMA sehnlich erwartet worden, um eine Lücke nach dem Abzug niederländischer Maschinen zu schließen. Die Bundeswehr hatte damals von Anfang an den Einsatz bis Mitte 2018 befristet. Die deutschen Maschinen waren danach zunächst von kanadischen Hubschraubern ersetzt worden; anschließend hatten zeitweise Rumänien mit Transport- und El Salvador mit Kampfhubschraubern diese Aufgabe übernommen. Im Juli 2017 stürzte aufgrund eines Mechanikerfehlers ein deutscher Tiger in Mali ab, dabei kamen beide Besatzungsmitglieder, Major Jan Färber und Stabshauptmann Thomas Müller, ums Leben.
Interessant ist am Rande, dass der erste NH90 mit einer C17-Transportmaschine der US-Streitkräfte nach Mali geflogen wurde und nicht, wie diese Hubschrauber sonst, mit einer ukrainischen Antonov des SALIS-Charterprogramms.
(Foto: Transport eines NH90 nach Mali am 19. Oktober 2021 – Foto Einsatzführungskommando/Bundeswehr)
– Deutsches MALI-Kontingent wurde/wird bzgl. MEDEVAC seit längerem durch zivile Anbieter unterstützt.
– Unter Vorbehalt: UN MI 8, Begleitung: 1 bewaffneter Militärpolizist u. medizinisches Team. Derzeit wahrscheinlich kein Einsatz von Kampfhubschraubern als Begleithubschrauber für Sanitätshubschrauber ?
– Absicherung derzeitiger MEDEVAC-Operationen im nicht „ungefährlichen“ Einsatzgebiet MALI mittels Einsatz von begleitenden Kampfhubschraubern : -Fehlanzeige-
– Versorgung deutsches und andere MALI-Kontingente hinsichtlich von MEDEVAC-Lufttransporten mit ungeschützten/unbewaffneten Sanitätshubschraubern: Derzeitiger medizinische Versorgungsstandard: wahrscheinlich nicht auf der Höhe der Zeit ?
– Vor Monaten: Eingabe an Wehrbeauftragte u. Verteidigungsausschuss Bundestag – Vorschlag an BMVg/UN: Anfrage an russ. Innenministerium, dort gepanzerte/geschützte Kampfhubschrauber MI 24 als MedEvac Version. Verschiedene afrikanische Staaten (nicht Truppensteller MALI-Einsatz) sind mit MI-24 ausgestattet.
Ergebnis/bisherige Planungen u. Maßnahmen BMVg: derzeit nicht bekannt. Planung: Wiederholter Einsatz von ungeschützten NH 90 ?
[Ich mag mich irren. Aber Mi-24 als MedEvac, äh, ernsthaft? T.W.]
@ T.W. Das Mitführen von acht Soldaten ist bei der Mi 24 ja grundsätzlich möglich. Ob in der Ausführung als Kampfhubschrauber Tragen reinpassen, ist fraglich. Verwundete, die nicht auf intensivmedizinische Versorgung angewiesen sind, könnten vermutlich mitgeführt werden. Vielleich kann jemand mit Fachwissen dazu was sagen.
Allerdings gibt es laut Wikipedia-Eintrag mit der Mi 24PS ( Erzeugnis 352) eine Rettungsversion,
welche für das russische Innenministerium entwickelt wurde. Aber diese Version meint Franz Scharly vermutlich nicht.
In die/jede Hip passen hinten zwei Tragen und medizinisches Gerät rein. Wirklich Medevac ist das aber nicht.
Laut https://www.16va.be/4.2_les_mi-24_part1_eng.html
Hot and high ops mit einem stark gepanzerten Hubschrauber klingt auch eher schwierig.
Meinte „Hind“ geschrieben zu haben. Habs aber nicht.
Die Mi-24PS war eine verrückte Idee aus den 90ern, um irgendwie Geld zu machen und dem Innenministerium angeboten. Wurde nie beschafft, obwohl die russische Polizein den 90ern sicherlich ordentlich Feuerkraft brauchte …
Die Mi-24 ist als Basis für einen Polizei- oder Rettungshubschrauber völlig ungeeignet (viel zu groß für urbanes Gebiet, übermotorisiert, schnell aber nicht wendig wg der Flügel, hovern kaum möglich, internes Volumen zu niedrig und Tür viel zu klein …
Ausserdem würde man sich ganz sicher seitens UN und EU über noch mehr „russisches Engagement“ in der Region freuen.
Manchmal frägt man sich …
Im Einsatzgebiet gibt es weiterhin genug „Zwischenfälle“, erstmals waren die Briten beteiligt:
https://www.forces.net/news/commanding-officer-reveals-how-british-troops-killed-armed-fighters-mali
Dabei fällt zumindest mit bei der Schilderung auf, dass man die Entscheidung nicht gemieden hat, sondern versucht hat die Personen zu stellen.
Man hätte die Motorradfahrer auch einfach ignorieren können bzw. schnellst möglich ausweichen. Sowas soll ja anderswo schon vorgekommen sein.